Jacques Delors
Europa eine Seele geben



Der visionäre Architekt Europas
Mit seinem unvergleichlichen Talent und seiner unerschütterlichen Willenskraft hat Jacques Delors die Europäische Union zutiefst geprägt.
Als Präsident der Europäischen Kommission war er von 1985 bis 1995 der visionäre Architekt, der einigen der größten Errungenschaften des europäischen Projekts den Boden bereitet und sie im Keim angelegt hat.
Seine zehnjährige Amtszeit war mehr als nur ein weiteres Kapitel – sie war eine Epoche tiefgreifender Veränderungen, die der Europäischen Union, wie wir sie heute kennen, ihren bleibenden Stempel aufgedrückt hat.
Auch drei Jahrzehnte später hallt das Vermächtnis von Jacques Delors in der europäischen Geschichte nach.
„Es gibt Menschen, die sich damit begnügen, gegen die heutige Gesellschaft zu protestieren, und andere, die versuchen, sie aktiv zu verändern. Ich ziehe es vor, der zweiten Kategorie anzugehören.“


Ein Kompass für den Kurs Europas
Das bleibende Vermächtnis der Einheit
Als Jacques Delors Präsident der Europäischen Kommission wurde, steckte der Kontinent in einer tiefen Krise. In der europäischen Wirtschaft hatte sich Pessimismus breitgemacht, der das europäische Projekt in seinen Grundfesten zu erschüttern drohte. Der Fall der Berliner Mauer, die Wiedervereinigung Deutschlands, der Zusammenbruch der UdSSR und die Kriege in Ex-Jugoslawien prägten ein turbulentes Übergangszeitalter.
In diesen unruhigen Zeiten erwies sich Delors mit seiner unbeirrbaren Führungsstärke als Fels in der Brandung. Sein tatkräftiges Handeln ebnete den Weg zur Einheit.
Zum krönenden Abschluss seiner dritten Amtszeit als Präsident der Europäischen Kommission war die Europäische Union 1995 krisenfester, gerechter, stärker und enger verwoben als je zuvor.
„Europa, das sind seine Menschen.“

11. November 1989, der Fall der Berliner Mauer
11. November 1989, der Fall der Berliner Mauer

28. Juni 1991, mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl
28. Juni 1991, mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl

3. April 1991, mit dem polnischen Präsidenten Lech Wałęsa
3. April 1991, mit dem polnischen Präsidenten Lech Wałęsa
Die Geburtsstunde des Binnenmarkts
Jacques Delors war ein glühender Verfechter der europäischen Integration. Seine mitreißende Begeisterung ließ in den Mitgliedstaaten schon bald eine gemeinsame Zukunftsvision entstehen, die in der Unterzeichnung der Einheitlichen Europäischen Akte gipfelte. Sie war der Wegbereiter für den Binnenmarkt, der ab 1992 den freien Verkehr von Menschen, Waren, Kapital und Dienstleistungen ermöglichte.
„Es ist an der Zeit, Europa eine Seele zu geben.“

28. Mai 1986, Festakt zur Einführung der Europaflagge
28. Mai 1986, Festakt zur Einführung der Europaflagge
Der Euro, unsere neue Währung
Jacques Delors hat die Einführung des Euro, die Gründung der Europäischen Währungsunion und die Formulierung des Vertrags von Maastricht nachhaltig beeinflusst. Mit dem Maastrichter Vertrag wurde das Fundament für die neue gemeinsame Währung Euro gelegt, die Europäische Union aus der Taufe gehoben und die EU-Staatsbürgerschaft eingeführt.
Delors’ unerschütterlicher Einsatz und sein Beitrag zu diesen Arbeiten machen deutlich, wie sehr ihm ein vereintes Europa am Herzen lag.
„Der Euro symbolisiert die Einheit Europas. Wir müssen ihn schützen und stärken.“


Die EU-Staatsbürgerschaft: die Distanz zwischen den Menschen verringern
Jacques Delors wusste, dass es beim europäischen Projekt um weit mehr geht als die wirtschaftliche Integration.
Es geht darum, die Menschen einander näherzubringen und ihnen ein Gefühl des Stolzes auf eine Union zu vermitteln, die uns alle gemeinsam stärker macht.
Er gehörte zu den geistigen Vätern des Schengen-Raums, dank dem heute mehr als 400 Millionen Menschen ohne Grenzkontrollen zwischen den Mitgliedstaaten frei reisen können.
Ihm ist auch unser geliebtes Erasmus-Austauschprogramm für Studierende zu verdanken, das mittlerweile zum Markenkern der EU gehört.
„Erinnern wir uns zunächst daran, dass Europa mit Erasmus wieder an seine tiefen Wurzeln anknüpft.“
Der Mensch hinter diesem Vermächtnis
Jacques Delors kam am 20. Juli 1925 in Paris zur Welt und begann seine Laufbahn zunächst bei der Banque de France. Anschließend ging er in die Politik, wo er unter anderem Minister in der französischen Regierung und Mitglied des Europäischen Parlaments war.

Als Präsident der Europäischen Kommission war ihm – der das Grauen des Zweiten Weltkriegs erlebt hatte – bewusst, dass der Friedensgedanke der fundamentale Daseinsgrund der Gemeinschaft war. Sein Beitrag zum Frieden auf dem Kontinent bestand in der Förderung von Wohlstand und Einheit.

20. Mai 1985, mit Papst Johannes Paul II.
20. Mai 1985, mit Papst Johannes Paul II.

8. Oktober 1993, Jacques Delors empfängt Nelson Mandela, den Präsidenten des ANC (African National Congress)
8. Oktober 1993, Jacques Delors empfängt Nelson Mandela, den Präsidenten des ANC (African National Congress)

1. Mai 1985, mit US-Präsident Ronald Reagan
1. Mai 1985, mit US-Präsident Ronald Reagan
Für seine Verdienste um das europäische Projekt wurde er 2015 vom Europäischen Rat zum Ehrenbürger Europas ernannt, eine Auszeichnung, die bislang nur drei Personen erhalten haben.

9. Dezember 1989, beim EU-Gipfel in Straßburg
9. Dezember 1989, beim EU-Gipfel in Straßburg
„Allons, courage, le Printemps de l’Europe est toujours devant nous!“
Au revoir, Président
