Praktika Hochwertige Praktika sind für junge Menschen eine wertvolle Gelegenheit, um Berufserfahrung zu sammeln, neue Kompetenzen zu erwerben und schließlich einen Arbeitsplatz zu finden. Arbeitgebern bieten sie die Möglichkeit, Fachkräfte zu finden, auszubilden und dauerhaft einzustellen. Im Jahr 2024 schlug die Kommission eine Initiative vor, um die Arbeitsbedingungen von Praktikantinnen und Praktikanten zu verbessern und sicherzustellen, dass reguläre Beschäftigungsverhältnisse nicht als Praktika verschleiert werden können. Darüber hinaus befasst sich die neue Initiative für Praktika mit Qualitätsfragen, einschließlich einer fairen Vergütung und des Zugangs zu angemessenem Sozialschutz, und zielt darauf ab, die Inklusivität von Praktika zu verbessern. Was sind Praktika? Praktika sind Arbeitserfahrungen von begrenzter Dauer mit einer bedeutenden Lern- und Ausbildungskomponente. Praktika sind eine gängige Möglichkeit für junge Menschen, praktische Arbeitserfahrung zu sammeln, ehe sie eine reguläre Beschäftigung aufnehmen oder in einen Beruf einsteigen, und können somit ihre Beschäftigungsfähigkeit verbessern. Vorteile von Praktika – sofern sie von guter Qualität sind Eine Flash-Eurobarometer-Umfrage von 2023 bestätigte, dass Praktika für junge Menschen ein wichtiger Schritt in den Arbeitsmarkt sind: vier von fünf Befragten (78 %) hatten mindestens ein Praktikum absolviert, und bei jedem Fünften (19 %) war es die erste Berufserfahrung; 68 % fanden nach dem Praktikum eine Stelle, wobei über die Hälfte davon (39 %) mit demselben Arbeitgeber einen Vertrag schloss; eine deutliche Mehrheit der Befragten (76 %) gab an, während des Praktikums etwas gelernt zu haben, das für das Berufsleben von Nutzen ist. Insgesamt ergab die Eurobarometer-Umfrage 2013, dass sich die Lage der Praktikantinnen und Praktikanten in den letzten zehn Jahren verbessert hat. Die Qualität der Praktika muss jedoch weiter verbessert werden, damit sie sowohl für Praktikantinnen und Praktikanten als auch für Arbeitgeber noch wertvoller sind. Weitere Informationen zu Praktika: Studie zur Vergütungspraxis für sogenannte „auf dem freien Markt angebotene Praktika“ in den EU-Mitgliedsländern (2021) Eurofound-Bericht über den Missbrauch des Praktikumsstatus (2017) Qualitätsrahmen für Praktika von 2014 Die Empfehlung des Rates von 2014 zu einem Qualitätsrahmen für Praktika (QRP) bildet seit zehn Jahren auf EU-Ebene den Bezugsrahmen für die Förderung hochwertiger Praktika. Für Praktika außerhalb des formalen Bildungswegs werden im QRP 21 Grundsätze empfohlen, die als Leitlinien für die Gewährleistung hochwertiger Lerninhalte und fairer Arbeitsbedingungen dienen, mit dem Ziel, durch Praktika den Übergang von der Ausbildung in das Berufsleben zu erleichtern und die Beschäftigungsfähigkeit der Praktikantinnen und Praktikanten zu verbessern. Im QRP wird auch hervorgehoben, wie wichtig Transparenz in Bezug auf Aufwandsentschädigung, Kranken- und Unfallversicherung und Einstellungspolitik von Praktikumsanbietern ist. Diese Aspekte sollen Interessenten schon bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz bewusst sein. Im Jahr 2023 bewertete die Kommission die QRP-Empfehlung. Im Mittelpunkt der Bewertung standen die Umsetzung der Empfehlung und ihr Beitrag zur Verbesserung der Qualität von Praktika in der gesamten EU. Die Bewertung hat Folgendes ergeben: Der Qualitätsrahmen für Praktika hat die EU-Länder – besonders diejenigen mit weniger ausgefeilten Praktikumsregelungen – dabei unterstützt, strategische und rechtliche Änderungen vorzunehmen. Bei der praktischen Anwendung gibt es indes noch Verbesserungspotenzial. Viele Befragte gaben an, dass die Qualitätskriterien des Rahmens gestärkt werden könnten, beispielsweise in Bezug auf gerechte Vergütung oder Zugang zu Sozialschutz, aber auch im Hinblick auf eine bessere Anpassung an Entwicklungen des Arbeitsmarkts (z. B. Telearbeit). Einige Interessenträger schlagen auch vor, die Praktikantinnen und Praktikanten besser zu unterstützen, z. B. durch Mentoring. Obwohl nun anscheinend mehr junge Menschen Praktika in anderen EU-Ländern absolvieren, wurden die Lebenshaltungskosten im Ausland und der Mangel an einschlägigen Informationen als Herausforderungen bei der Aufnahme eines Auslandspraktikums ausgemacht. Weitere Informationen finden Sie im Bewertungsbericht sowie in der Studie zur Unterstützung der Bewertung des QRP. Weitere Informationen zur Umsetzung des Qualitätsrahmens für Praktika: Mitteilung „Die Jugendgarantie und die Beschäftigungsinitiative für junge Menschen – Dreijahresbilanz“ (2016) Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen über die Anwendung des Qualitätsrahmens für Praktika (2016, auf Englisch) Schlussfolgerungen des Seminars: Schaffung der Voraussetzungen für hochwertige Praktika (2019, auf Englisch) Schlussfolgerungen der Konferenz „Hochwertige Praktika in der EU“ (2017, auf Englisch) Neuer Kommissionsvorschlag für hochwertige Praktika Im Anschluss an die Bewertung und Aufforderungen der Interessenträger schlug die Kommission im März 2024 eine Initiative zur weiteren Verbesserung der Qualität von Praktika vor. Die neue Initiative zielt darauf ab, die Arbeitsbedingungen von Praktikantinnen und Praktikanten, einschließlich des Arbeitsentgelts, sowie die Inklusivität und Qualität von Praktika in der EU zu verbessern. Die neue Initiative der Kommission umfasst einen Vorschlag für eine Richtlinie zur Verbesserung und Durchsetzung der Arbeitsbedingungen von Praktikantinnen und Praktikanten und zur Bekämpfung von Scheinpraktika sowie einen Vorschlag zur Überarbeitung der Empfehlung des Rates von 2014 zu einem Qualitätsrahmen für Praktika, um Fragen der Qualität und der Inklusivität, wie Vergütung und Zugang zum Sozialschutz, Rechnung zu tragen. Mit den Vorschlägen soll erreicht werden, dass Praktika echte Lern- und Arbeitserfahrungen bieten, die Praktikantinnen und Praktikanten den Übergang von der Schule zum Berufsleben bzw. von einem Arbeitsplatz zum anderen erleichtern. Die Vorschläge zielen auch darauf ab, für alle, die an einem Praktikum interessiert sind, einen gleichberechtigten Zugang zu gewährleisten. Für Unternehmen sollen mit dem Vorschlag gleiche Wettbewerbsbedingungen geschaffen und unlauterer Wettbewerb unionsweit bekämpft werden; Unternehmen werden nicht mehr in der Lage sein, reguläre Arbeitsbeziehungen als Praktika zu verschleiern. Der Vorschlag der Kommission wurde von einer Folgenabschätzung begleitet und durch eine Studie untermauert, in der die Kontexte, Herausforderungen und möglichen Lösungen in Bezug auf die Qualität von Praktika in der EU untersucht wurden. Das Paket ist die Reaktion der Kommission auf die Entschließung des Europäischen Parlaments vom 14. Juni 2023 zu hochwertigen Praktika in der EU, in der die Kommission aufgefordert wurde, den Qualitätsrahmen für Praktika von 2014 zu stärken und in einen stärkeren Rechtsakt zu überführen. Es ist die Folgemaßnahme der Kommission zur Konferenz zur Zukunft Europas und trägt zur Umsetzung des Aktionsplans zur europäischen Säule sozialer Rechte und der Ziele des Europäischen Jahres der Jugend bei. Überdies stellt es einen wichtigen Beitrag für das Europäische Jahr der Kompetenzen 2023 dar, da es die Förderung der Ausbildung junger Menschen sowie ihrer Teilhabe am Arbeitsmarkt vorsieht. Dabei werden die Standpunkte der europäischen Sozialpartner berücksichtigt, die in der einschlägigen zweistufigen Konsultation zum Ausdruck gebracht wurden, sowie die Analyse des Europäischen Rechnungshofs. Praktika im Rahmen der Jugendgarantie Im Rahmen der verstärkten Jugendgarantie, mit der 15- bis 29-Jährigen innerhalb von vier Monaten, nachdem sie arbeitslos geworden sind oder die Schule verlassen haben, eine Arbeitsstelle, eine Weiterbildungsmaßnahme, eine Lehrstelle oder ein Praktikum angeboten wird, spielen Praktika eine wichtige Rolle. Für die im Rahmen der Jugendgarantie angebotenen Praktika sollte der Qualitätsrahmen für Praktika als Referenz dienen. Aufbauend auf den Erfahrungen aus den ersten Jahren der Umsetzung der Jugendgarantie wird in dem Bericht Praktika im Rahmen der Jugendgarantie – Erfahrungen aus der Praxis der Frage nachgegangen, wie Praktika für junge Menschen zu erfolgreichen Lernerfahrungen werden und sie dabei unterstützen können, grundlegende Fertigkeiten für den Arbeitsmarkt zu erwerben. Ebenfalls unter die Lupe genommen werden in diesem Bericht verschiedene Maßnahmen zur Qualitätssicherung bei Praktika und zur Verhinderung ihres Missbrauchs. Auf der Suche nach einem Praktikum? In Europa Auf dem EURES-Portal werden Praktikumsmöglichkeiten für junge Menschen in den EU-Ländern, Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz veröffentlicht. Dort sind auch weitere Informationen zu Auslandspraktika wie geltende Vorschriften und Regeln sowie Hinweise für den Umzug in ein anderes Land zu finden (siehe Abschnitt „Lebens- und Arbeitsbedingungen“). Erasmus+ fördert Praktika im Ausland für Studierende an Hochschuleinrichtungen. Auch junge Hochschulabsolventen und -absolventinnen kommen dafür in Frage. Zwischen 2014 und 2022 nahmen mehr als 750 000 junge Menschen in Hochschulausbildung an einem über Erasmus+ finanzierten Auslandspraktikum teil. Ebenfalls im Rahmen von Erasmus+ wird das Praktikumsprogramm „Digitale Chance“ (Digital Opportunity Traineeships) angeboten. Dieses Programm bietet Studierenden und jungen Absolventinnen und Absolventen die Möglichkeit, fortgeschrittene digitale Kompetenzen am Arbeitsplatz und Erfahrungen im Technologiesektor zu erwerben. Das Programm wurde 2018 als im Rahmen des Forschungsprogramms Horizont 2020 kofinanziertes Pilotprojekt gestartet. Das Programm hat sich als sehr erfolgreich erwiesen und bis dato fast 50 000 Praktika unterstützt. Im Jahr 2021 wurde der Aktionsplan für digitale Bildung gestartet, um die Initiative auch auf Hochschulpersonal, Lernende in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und Lehrkräfte auszuweiten. Bei der Kommission Falls Sie an einem Praktikum bei der Europäischen Kommission interessiert sind, finden Sie genauere Angaben dazu auf der Website zu Praktika bei der Europäischen Kommission. In internationalen Organisationen Auf dem Europäischen Jugendportal finden Sie nähere Informationen zu Praktikumsmöglichkeiten bei anderen EU-Institutionen und internationalen Organisationen.