breadcrumb.ecName

Europa versucht, Abwanderung hochqualifizierter junger Menschen aus schwer geprüften Regionen zu stoppen

  • 05 Oct 2022
Die Freizügigkeit ist für die Europäische Union (EU) von grundlegender Bedeutung, doch sie kann dazu führen, dass junge Talente und Arbeitskräfte von einer in eine andere Region abwandern. Ein kürzlich erfolgter Dialog zwischen jungen Führungskräften und EU-Kommissarin Elisa Ferreira hat verdeutlicht, in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um das Problem zu bewältigen.
Europa versucht, Abwanderung hochqualifizierter junger Menschen aus schwer geprüften Regionen zu stoppen

Trotz Verbesserungen im Bildungswesen sind mehrere EU-Regionen mit einer geringen Zahl an Fachkräften und einem beschleunigten Rückgang der Erwerbsbevölkerung konfrontiert, da Menschen auf der Suche nach Arbeit oder besserer Lebensqualität umziehen. Dieses Muster wird als „Abwanderung hochqualifizierter Abeitskräfte“ aus einem bestimmten Gebiet bezeichnet.

Derzeit lebt eine von zehn Personen in der EU in einer Region, die sich dieser Herausforderung stellen muss. Am stärksten betroffen sind Regionen mit unterdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum, wie z. B. ländliche Gebiete in Süd- und Osteuropa.

Im Einklang mit dem Ziel der EU-Kohäsionspolitik, Ungleichheiten zwischen den Regionen zu verringern, strebt die Kommission an, Talente in diesen Regionen zu halten oder sie für diese Regionen zu begeistern. Ziel ist es nicht, überall dieselben Möglichkeiten anzubieten, sondern sich den lokalen Bedürfnissen entsprechend den Stärken und Schwächen jeder Region anzupassen.

Die Ermutigung junger Menschen, in den betroffenen Regionen zu bleiben oder dorthin zu ziehen, kann dazu beitragen, die Abwanderung hochqualifizierter Arbeitskräften umzukehren. Nach den Worten von Elisa Ferreira, der Kommissarin für Kohäsion und Reformen, ist es von entscheidender Bedeutung, die benötigte „Energie der Jugend“ in den Gebieten und Ländern zu bewahren.

 

Politischer Dialog

Als Teil des Europäischen Jahres der Jugend lud Kommissar Ferreira junge Menschen aus ganz Europa ein, Lösungen in Hinsicht auf diese Abwanderung zu diskutieren und Ideen auszutauschen. An dem politischen Dialog, der im September stattfand, nahmen 13 junge Führungskräfte teil, die Einrichtungen wie nationale Jugendräte und Arbeitgeberverbände vertraten.

Bei der Eröffnung des Dialogs hob die Kommissarin die Bedeutung junger Menschen für die Schaffung neuer Unternehmen, Dienstleistungen und Lösungen hervor. Die teilnehmenden jungen Menschen wiesen ihrerseits auf mehrere Sektoren hin, die mehr Unterstützung benötigen, z. B. das Gesundheitswesen, die Sozialdienste oder der Energiesektor, der einen Übergang zu nachhaltigen Quellen durchläuft.

Kaja Pavlinić, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des kroatischen Jugendnetzwerks, betonte, dass das Gastgewerbe und der Tourismus in ihrem Land einen schweren Stand haben. Solche Unternehmen sind wichtige Wirtschaftmotoren und mussten auf junge Arbeitskräfte aus Ländern außerhalb der EU zurückgreifen, um ihren Arbeitskräftemangel zu überwinden. 

Mehrere Beteiligte deuteten an, dass der Übergang zu neuen Wirtschaftsmodellen unsere Umwelt schützen und soziale Sicherheitsnetze für schutzbedürftige Personen schaffen könnte.

„Das Wirtschaftswachstum kann auch eine Ursache für einige der Probleme sein, mit denen junge Menschen in Europa konfrontiert sind“, sagte María Rodríguez Alcázar, Vorstandsmitglied des Europäischen Jugendforums. „Wachstum entsteht häufig auf Kosten von Rechten und Arbeitsbedingungen.“

Die Jugend aktiv einbeziehen

Sowohl die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als auch die Kommissarin empfanden darüber Einigkeit, dass eine stärkere demokratische Einbindung junge Menschen ermutigen würde, in den Regionen zu bleiben. 

 

Christiana Xenofontos, Vorstandsmitglied des Europäischen Jugendforums, sagte dazu: „Wir müssen uns als junge Menschen als integraler Bestandteil unserer Gesellschaften, Regionen und Städte fühlen, um dort zu verweilen und unsere Kompetenzen anzubieten.“ 

Ein positives und förderliches Umfeld wird von jungen Menschen in Europa sehr geschätzt, insbesondere nach der COVID-19-Krise. 

„Wir alle, insbesondere unsere Generation, tragen die Narben der Pandemie“, fügte Xenofontos hinzu.

Jan Pałasz, Vorstandsmitglied des polnischen Jugendrats, sprach über sein eigenes Land: „Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Prozentsatz der Personen, die noch unentschlossen sind, ob sie bleiben oder ins Ausland gehen sollen, auf 15 % verfünffacht.“

Eine inklusive Zukunft

Kommissarin Ferreira dankte allen für ihre Teilnahme und Beiträge. Sie räumte ein, dass es nicht nur um Arbeitsplätze, sondern auch um Lebensqualität und ein Gefühl der Inklusion gehe.

Mehrere EU-finanzierte Instrumente und Initiativen unterstützen derzeit junge Menschen und schützen Regionen vor der Abwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften.

Eine ist das Neue Europäische Bauhaus, eine interdisziplinäre Initiative zur Förderung des Grünen Deals.

Die Kommissarin erklärte: „Die Bauhaus-Idee besteht darin, dass wir jedes Jahr einen Preis für junge Menschen ausloben, welche die Qualität ihrer Umwelt verbessern.“

Ziel ist es, Nachhaltigkeit, Inklusion und attraktive, komfortable Lebensräume zu begünstigen.

 

Nächstes Jahr ist weitere Unterstützung geplant. Das von Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, Anfang September angekündigte Europäische Jahr der Kompetenzen 2023 wird dazu beitragen, die Abwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften in ganz Europa zu bekämpfen.

Da alle Menschen in Europa Freizügigkeit genießen, sollte niemand zurückgelassen werden. Die gesamte EU muss von den neuen Wachstumschancen profitieren, insbesondere unsere jungen Menschen.