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Archive:Materialflussrechnung und Ressourcenproduktivität

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Datenauszug vom Juni 2017. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
Abbildung 1: Entwicklung der Ressourcenproduktivität im Vergleich zum BIP und zum DMC, EU-28, 2000-2016
(2000 = 100)
Quelle: Eurostat (nama_10_gdp) und (env_ac_mfa)
Abbildung 2: Entwicklung der inländischen Entnahme und des physischen Handels, EU-28, 2000-2016
(2000 = 100)
Quelle: Eurostat (env_ac_mfa)
Abbildung 3: Inländischer Materialverbrauch nach Hauptmaterialkategorie, EU-28, 2016
(Tonnen pro Kopf)
Quelle: Eurostat (env_ac_mfa) und (demo_gind)
Abbildung 4: Entwicklung des inländischen Materialverbrauchs nach Hauptmaterialkategorie, EU-28, 2000-2016
(2000 = 100)
Quelle: Eurostat (env_ac_mfa)
Abbildung 5: Inländischer Materialverbrauch nach Hauptmaterialkategorie, 2016
(Tonnen pro Kopf)
Quelle: Eurostat (env_ac_mfa) und (demo_gind)
Abbildung 6: Entwicklung des Materialverbrauchs, 2000-2016
(Tonnen pro Kopf)
Quelle: Eurostat (env_ac_mfa) und (demo_gind), SERI and WU Global material flows database (http://www.materialflows.net) und World Bank (http://data.worldbank.org/)

Dieser Artikel enthält statistische Daten zur Ressourcenproduktivität der Europäischen Union (EU) und Informationen über die Entnahme natürlicher Ressourcen, die von der Wirtschaft in der EU verbraucht werden. Der Artikel basiert auf dem inländischen Materialverbrauch (DMC) und seinen Komponenten gemäß der Definition in der Materialflussrechnung. Die Materialflussrechnungen von Eurostat bilden ein umfassendes Rahmenwerk für Datenmaterial, in dem die Materialzugänge der europäischen Volkswirtschaften systematisch erfasst werden.

Die Ressourcenproduktivität beschreibt das Verhältnis zwischen der Wirtschaftstätigkeit und dem Verbrauch natürlicher Ressourcen, und sie gibt Aufschluss darüber, inwieweit beide miteinander verbunden oder entkoppelt sind (siehe Definitionen im Abschnitt „Datenquellen und Datenverfügbarkeit“). Natürliche Ressourcen sind Biomasse, Erze, nichtmetallische Mineralien und fossile Brennstoffe. Ressourcenproduktivität ist der Leitindikator des „Scoreboard zur Ressourceneffizienz“. Das Scoreboard wurde unter der Leitinitiative „Ein ressourcenschonendes Europa“ im Rahmen der Strategie Europa 2020 entwickelt.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Ressourcenproduktivität

Die Komponenten der Ressourcenproduktivität sind das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in verketteten Volumen und der inländische Materialverbrauch (Domestic Material Consumption, DMC). Der DMC misst die Gesamtmenge der in einer Volkswirtschaft von Unternehmen für die Wirtschaftsproduktion oder von privaten Haushalten direkt verwerteten Materialien.

Die Ressourcenproduktivität der EU-28 stieg im Zeitraum 2000 bis 2016 von 1,47 EUR/kg auf 2,07 EUR/kg und damit um 41 %. Dieser Anstieg verlief nicht kontinuierlich. So verursachte insbesondere die Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 einen deutlichen Einschnitt (siehe Abbildung 1). Von 2000 bis 2008 nahm die Ressourcenproduktivität stetig, aber nur mäßig zu (7,9 %). Von 2008 bis 2016 stieg die Ressourcenproduktivität trotz eines Rückgangs im Jahr 2011 von 1,59 auf 2,07 EUR/kg. Am höchsten fiel die jährliche Steigerung in diesem Zeitraum 2009 (8,6 %) und 2012 (7,3 %) aus.

Eine Analyse der Komponenten der Ressourcenproduktivität trägt zur Erklärung dieser Entwicklungen bei. Im Zeitraum 2000 bis 2007 entwickelten sich die Zuwächse des BIP und des DMC parallel; die Umwelt- und die Wirtschaftsvariable waren offenkundig nicht entkoppelt. Zwischen 2007 und 2009 kam es zu einer relativen Entkopplung von BIP und DMC, während in den meisten Jahren zwischen dem Tiefpunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise und dem jüngsten Zeitraum, für den Daten vorliegen (2009 bis 2016), eine absolute Entkopplung von BIP und DMC zu beobachten war.

Genauere Einblicke in die Ressourcenproduktivität werden durch eine eingehendere Analyse der Komponenten des DMC und eine Ausweitung der Analyse auf die mit dem internationalen Handel zusammenhängenden Materialflüsse vermittelt; darauf wird im weiteren Verlauf dieses Artikels eingegangen. Der Artikel über Statistiken zur Ressourcenproduktivität (auf Englisch) enthält hilfreiche Informationen über die Ressourcenproduktivität der EU-28-Mitgliedstaaten. Angaben zur Arbeitsproduktivität liefert Eurostat in einem Artikel über Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen und BIP.

Inländische Entnahme und physischer Handel

Die Materialressourcen, die in eine Volkswirtschaft fließen (inländische Entnahme und physischer Handel), können innerhalb der Volkswirtschaft direkt verwendet (inländischer Materialverbrauch) oder ausgeführt und im Ausland verwendet werden. Dementsprechend kann der DMC in die inländische Entnahme und die physische Handelsbilanz (Einfuhren abzüglich Ausfuhren) gegliedert werden. Die physischen Ein- und Ausfuhren geben Aufschluss über die internationale Rolle der Volkswirtschaften in Bezug auf die Ressourcenentnahme.

Abbildung 2 zeigt die Entwicklung der Entnahme von Materialien in der Wirtschaft der EU-28 von 2000 bis 2016 (inländische Entnahme) sowie die physischen Ein- und Ausfuhren und die sich daraus ergebende physische Handelsbilanz. Die Ein- und Ausfuhren werden unabhängig vom Verarbeitungsgrad der gehandelten Waren nach dem Gewicht der ins Ausland gehenden Produkte gemessen.

Die physischen Ausfuhren der EU-28, hauptsächlich Halbwaren und Fertigerzeugnisse, haben im gesamten Zeitraum 2000 bis 2016 fast jedes Jahr zugenommen, insgesamt um 63 %, was auf eine wachsende externe Nachfrage schließen lässt. Die physischen Ausfuhren waren im gesamten Zeitraum 2000 bis 2016 an die inländische Entnahme und den inländischen Verbrauch gekoppelt. Nach hohen Werten in den Jahren 2007 und 2008 gingen die inländische Entnahme und die Einfuhren infolge der Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise gleichzeitig zurück. 2016 waren die physischen Einfuhren fast wieder auf ihrem Stand von 2004 angelangt, und die inländische Entnahme war um 14,1 % niedriger als im Jahr 2000. Ungeachtet des Rückgangs sowohl der physischen Einfuhren als auch der inländischen Entnahme während der Finanz- und Wirtschaftskrise deuten diese Trends darauf hin, dass sich die EU zu einer mehr exportorientierten Wirtschaft entwickelt.

Der Umfang der physischen Handelsbilanz zeigt, dass die Einfuhren die Ausfuhren im gesamten Zeitraum 2000 bis 2016 überstiegen. Durchschnittlich lag das Verhältnis von Einfuhren zu Ausfuhren in diesem Zeitraum bei 3,2. Von 3,6 im Jahr 2000 ging dieser Wert auf 2,5 im Jahr 2016 zurück.

Weitere Informationen hierzu enthält ein Artikel über physische Einfuhren und Ausfuhren (auf Englisch).

Verbrauch nach Materialkategorie

Eine Analyse des DMC nach Materialkategorien veranschaulicht die relative Bedeutung verschiedener Materialien und ihr Potenzial für eine Wiederverwendung (auf Englisch), eine Verwertung (auf Englisch) oder ein Recycling (auf Englisch). Die Materialien werden in vier Hauptkategorien unterteilt: Biomasse, Erze, nichtmetallische Mineralien und fossile Energiematerialien/-träger. Der gesamte DMC der Wirtschaft der EU-28 wurde für 2016 auf 13 Tonnen pro Kopf geschätzt. Der größte Teil des DMC der EU-28 entfiel auf nichtmetallische Mineralien (siehe Abbildung 3), die 2016 mit rund 6 Tonnen pro Kopf fast die Hälfte der Gesamtmenge ausmachten. Biomasse und fossile Energiematerialien/-träger machten mit ca. 3,3 bzw. 3,0 Tonnen pro Kopf jeweils etwa ein Viertel des DMC aus. Mit einem Verbrauch von 0,7 Tonnen pro Kopf bildeten Erze die kleinste der vier Hauptkategorien.

Der Verbrauch entwickelte sich in diesen vier Hauptkategorien unterschiedlich (siehe Abbildung 4). Der Verbrauch von Biomasse blieb lange Zeit relativ stabil, doch er unterliegt starken zyklischen Schwankungen aufgrund von Witterungsbedingungen. Das erklärt einige der jährlichen DMC-Schwankungen im Vergleich zum BIP. Der Verbrauch von Erzen und nichtmetallischen Mineralien zeigt eine starke Abhängigkeit von der Entwicklung der Wirtschaftstätigkeit. Bemerkenswert war der Rückgang des Erzverbrauchs um fast 40 % nach dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise (2007-2009). Im Zeitraum 2000 bis 2007 nahm der Verbrauch sowohl von Erzen als auch von nichtmetallischen Mineralien zu (um 4,4 % bzw. 19,3 %), gefolgt von einem deutlichen Rückgang bei nichtmetallischen Mineralien in den Jahren 2007 bis 2016 (um 30,2 %) und bei Erzen in den Jahren 2007 bis 2009 (um 38,2 %). Im Zeitraum 2009 bis 2016 änderte sich die Entwicklung im Erzverbrauch erneut (Anstieg um 63,9 %), bedingt durch eine Zunahme der inländischen Entnahme und der Einfuhr von Erzen. Auch der Verbrauch fossiler Energiematerialien/-träger wurde von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung beeinflusst. Verglichen mit den anderen Materialkomponenten wies er jedoch die geringsten Schwankungen auf; von 2006 bis 2016 ging der Verbrauch stetig zurück um insgesamt 21 %.

Materialverbrauch nach EU-Mitgliedstaat

Die Höhe des DMC war in den EU-Mitgliedstaaten ganz unterschiedlich. 2016 reichte er von 7 bis 10 Tonnen pro Kopf in Italien, Spanien, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden bis zu 33 Tonnen pro Kopf in Finnland. Auch die Struktur des DMC (nach der Hauptmaterialkategorie) ist in den Mitgliedstaaten unterschiedlich, wie Abbildung 5 zeigt. Die Zusammensetzung des DMC in den einzelnen Mitgliedstaaten ist von der inländischen Entnahme und der natürlichen Ausstattung mit Materialressourcen abhängig , wobei Letztere ein wichtiges strukturelles Element jeder Volkswirtschaft bilden können.

Am niedrigsten war der Verbrauch von nichtmetallischen Mineralien in den Niederlanden und in Italien (1,6 bzw. 2,3 Tonnen pro Kopf) und am höchsten in Finnland und Rumänien (über 18 Tonnen pro Kopf). Wie in Finnland hatten nichtmetallische Mineralien auch in mehreren anderen EU-Mitgliedstaaten einen erheblichen Anteil am DMC, vor allem in Österreich, Luxemburg, Estland, Dänemark und Schweden (über 10 Tonnen pro Kopf).

Den höchsten Biomasseverbrauch verzeichneten Lettland (13,7 Tonnen pro Kopf), Irland (8,1 Tonnen pro Kopf), Finnland und Litauen (jeweils mehr als 6 Tonnen pro Kopf). In Irland hatten Futterpflanzen und geweidete Biomasse den größten Anteil an dieser Kategorie. In anderen EU-Mitgliedstaaten mit hohen Verbrauchswerten hatte dagegen die Forstwirtschaft eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Den geringsten Biomasseverbrauch von allen EU-Mitgliedstaaten verzeichnete Malta mit nicht einmal 2 Tonnen pro Kopf.

Einen erheblichen Verbrauch fossiler Brennstoffe meldeten die EU-Mitgliedstaaten Estland (9,4 Tonnen pro Kopf, aufgrund der inländischen Entnahme von Ölschiefer), Malta (6,9 Tonnen pro Kopf), die Tschechische Republik (5,6 Tonnen pro Kopf), Bulgarien (5,4 Tonnen pro Kopf) und Deutschland (5,0 Tonnen pro Kopf, aufgrund der inländischen Entnahme von Braunkohle). Lettland, Kroatien, Portugal, Schweden, Litauen, Spanien und Frankreich verzeichneten mit weniger als 2,0 Tonnen pro Kopf von allen EU-Mitgliedstaaten den niedrigsten Verbrauch fossiler Energiematerialien/-träger.

Der Erzverbrauch war mit Abstand am höchsten in Schweden (5,7 Tonnen pro Kopf), Bulgarien (5,1 Tonnen pro Kopf) und Finnland (4,6 Tonnen pro Kopf), was auf den dortigen Metallabbau zurückzuführen ist.

Die unterschiedlichen Verbrauchsmuster in den EU-Mitgliedstaaten lassen sich außer mit der Wirtschaftsstruktur und den klimatischen Bedingungen zumindest teilweise auch durch die Bevölkerungsdichte erklären. Dichter bevölkerte Mitgliedstaaten wie die Niederlande, Belgien, das Vereinigte Königreich, Italien und Malta verbrauchen tendenziell etwas geringere Mengen pro Kopf als der Durchschnitt der EU-28, während in Mitgliedstaaten wie Finnland, Estland und Schweden mit einer geringeren Bevölkerungsdichte ein höherer Pro-Kopf-Verbrauch zu beobachten ist.

Der inländische Materialverbrauch in der EU im Vergleich zur weltweiten Materialentnahme

Wie bereits festgestellt wurde, war der Materialverbrauch der EU-28 in den letzten Jahren rückläufig. Er liegt aber immer noch über dem weltweiten Durchschnitt. Von 2000 bis 2013 sank der DMC der EU-28 von 15,6 Tonnen pro Kopf auf 13,3 Tonnen pro Kopf und 2016 weiter auf 13,0 Tonnen pro Kopf.

Nach Schätzungen des SERI (Sustainable Europe Research Institute) und der Wirtschaftsuniversität Wien ist die weltweite Materialentnahme, die bei ausgeglichener Welthandelsbilanz dem weltweiten DMC entspricht, von 8,5 Tonnen pro Kopf im Jahr 2000 kontinuierlich auf 11,8 Tonnen pro Kopf im Jahr 2013 gestiegen. Werden die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten in die Zukunft extrapoliert, würde der weltweite Materialverbrauch pro Kopf schon sehr bald das Niveau der EU-28 erreichen und darüber hinausgehen.

Rohstoffäquivalente — auf dem Weg zu einer globalen Perspektive

Der inländische Materialverbrauch, wichtigster Indikator für den Materialfluss, kann durch zusätzliche Schätzungen der zur Erzeugung gehandelter Produkte benötigten Rohstoffmenge ergänzt werden. Das ist besonders wichtig, wenn die Materialentnahmen offener Volkswirtschaften und die Auswirkungen des internationalen Handels untersucht werden. Die Menge der zur Erzeugung gehandelter Produkte benötigten Rohstoffe lässt sich durch Umrechnung in „Rohstoffäquivalente“ schätzen. Das Gesamtgewicht der zur Herstellung verarbeiteter Produkte benötigten Rohstoffentnahmen ist in der Regel um ein Mehrfaches höher als das Gewicht der Produkte selbst. Eurostat hat ein Modell entwickelt, mit dem die Rohstoffäquivalente von Ein- und Ausfuhren für die aggregierte EU-Wirtschaft geschätzt werden können. Die Ergebnisse werden in einem Artikel über „Materialflussrechnungen — Ströme in Rohstoffäquivalenten“ (auf Englisch) vorgestellt.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

In diesem Artikel werden Daten der gesamtwirtschaftlichen Materialflussrechnungen (economy-wide material flow accounts, EW-MFA) verwendet, die zu den europäischen umweltökonomischen Gesamtrechnungen gehören. Umweltgesamtrechnungen analysieren die Wechselwirkung von Umwelt und Wirtschaft, indem sie Umweltinformationen in einer Weise ordnen, die den Buchführungsgrundsätzen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen entspricht. Dadurch können viele Fragen beleuchtet werden, beispielsweise, welche Wirtschaftstätigkeiten die Umwelt am stärksten verschmutzen oder die meisten natürlichen Ressourcen verbrauchen, welche Rolle der Staat und die privaten Haushalte spielen, wie hoch die Kosten für den Umweltschutz sind und wer diese Kosten trägt, welchen Umfang Beschäftigung und Wirtschaftsleistung der Umweltwirtschaft haben und wie groß die Rohstoff- und Energieflüsse sind. Die Methodik der Umweltgesamtrechnungen steht in Einklang mit dem System der umweltökonomischen Gesamtrechnungen (SEEA) (auf Englisch) der Vereinten Nationen, einem internationalen Standard für die Erstellung von Statistiken.

Gesamtwirtschaftliche Materialflussrechnungen basieren auf der Materialentnahme durch die Volkswirtschaft selbst (inländische Entnahme) und andere Volkswirtschaften (Einfuhren), Veränderungen der Materialbestände innerhalb der Volkswirtschaft (Nettobestandszuwachs) sowie dem Materialoutput an andere Volkswirtschaften (Ausfuhren) und/oder an die Umwelt (inländischer verarbeiteter Output). Diese Rechnungen entsprechen den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen insbesondere hinsichtlich der Gebietsansässigkeit von Produktionseinheiten. Sie erfassen sämtliche festen, gasförmigen und flüssigen Materialien; ausgenommen sind Luft- und Wasserflüsse, die in gesonderten Rechnungen geführt werden.

Wie die volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen dienen auch die gesamtwirtschaftlichen Materialflussrechnungen mehreren Zwecken. Detaillierte Materialflüsse liefern eine reichhaltige empirische Datenbank für zahlreiche Analysen. Sie werden außerdem genutzt, um verschiedene von Entscheidungsträgern benötigte gesamtwirtschaftliche Materialflussindikatoren zu erstellen.

Inländischer Materialverbrauch (DMC)

Der inländische Materialverbrauch (Domestic Material Consumption, DMC) beschreibt die Gesamtentnahme der durch Unternehmen, den Staat und andere Einrichtungen für die Produktion oder durch private Haushalte direkt verwertbaren Materialien in einer Volkswirtschaft. Der DMC wird in Tonnen entnommener Naturressourcen pro Jahr gemessen. Er entspricht den Entnahmen der von Produktionseinheiten in der Wirtschaft verwerteten Materialien zuzüglich Einfuhren (direkter Materialeinsatz, DMI) und abzüglich Ausfuhren.

Ressourcenproduktivität

Ressourcenproduktivität ist hier definiert als BIP zu Marktpreisen, dividiert durch den DMC. Das BIP wird mittels verketteter Volumen gemessen; die Volumenangaben verdeutlichen die Entwicklung im Zeitverlauf ohne den Inflationsbeitrag, sodass Entwicklungen real abgebildet werden. Die Verwendung einer Volumenreihe des BIP ist wichtig, da der zur Berechnung der Ressourcenproduktivität verwendete DMC nicht direkt von der Inflation beeinflusst ist. Durch Verwendung einer Volumenreihe des BIP ergibt sich eine Ressourcenproduktivität, die auch ein realer Indikator ist; sie wird in EUR/kg angegeben.

Je nach Zweck der Analyse kann die Ressourcenproduktivität auch ausgedrückt werden in:

  • Euro pro Kilogramm unter Verwendung aktueller Preisangaben für das BIP, die für die Analyse einer einzelnen Volkswirtschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt (für ein bestimmtes Jahr) herangezogen werden können;
  • KKS pro Kilogramm unter Verwendung aktueller Preisangaben für das BIP in Kaufkraftstandards (KKS); KKS sind künstliche Währungseinheiten, die Kaufkraftunterschiede zwischen Volkswirtschaften ausgleichen, indem sie Unterschiede im Preisniveau berücksichtigen; sie können für einen Vergleich verschiedener Volkswirtschaften zu einem bestimmten Zeitpunkt (für ein bestimmtes Jahr) herangezogen werden.

Siehe auch Eurostat MFA metadata (auf Englisch).

Entkopplung

Entkopplung bedeutet, dass die Verknüpfung zwischen einer Umwelt- und einer Wirtschaftsvariablen unterbrochen wird. Laut Definition der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) tritt Entkopplung dann auf, wenn die Zuwachsrate einer Umweltbelastung (z. B. des DMC) in einem bestimmten Zeitraum geringer ausfällt als das Wirtschaftswachstum (z. B. das BIP). Die Entkopplung kann absolut oder relativ sein. Bei einer absoluten Entkopplung bleibt die Umweltvariable stabil oder ist rückläufig, während das Wirtschaftswachstum weiter zunimmt. Eine Entkopplung ist relativ, wenn sich die Umweltvariable langsamer verändert als die Wirtschaftsvariable.

Kontext

Unsere Wirtschaft und unsere Lebensqualität stützen sich auf natürliche Ressourcen. Nach Auffassung vieler Wissenschaftler darf die Ressourcennutzung nicht so weitergehen wie bisher, wenn unser Planet überleben soll. Eine bessere Ressourceneffizienz ist ein Schlüsselelement für nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Beschäftigung in der EU. Sie hat das Potenzial, der Wirtschaft neue Chancen zu eröffnen, die Produktivität zu erhöhen, Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Ein ressourcenschonendes Europa gehört zu den Leitinitiativen der Strategie Europa 2020. Diese Initiative unterstützt die Umstellung auf eine ressourcenschonende und kohlenstoffarme Wirtschaft, um nachhaltiges Wachstum zu erzielen. Sie bietet einen langfristig angelegten Aktionsrahmen für viele Politikbereiche und unterstützt politische Programme für die Bereiche Klimaschutz, Energie, Verkehr, Industrie, Rohstoffe, Landwirtschaft, Fischerei, Biodiversität und regionale Entwicklung. Angestrebt wird, Investitions- und Innovationssicherheit zu gewährleisten und Ressourceneffizienz ausgewogen in alle einschlägigen Maßnahmen einfließen zu lassen. Ressourceneffizienz ist der Leitindikator dieser Leitinitiative. Ressourceneffizienz und DMC werden als Indikatoren aus gesamtwirtschaftlichen Materialflussrechnungen hergeleitet. Die Verordnung (EU) Nr. 691/2011 über europäische umweltökonomische Gesamtrechnungen gibt einen Rahmen für die Entwicklung verschiedener Arten von Umweltgesamtrechnungen vor.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Datenbank

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks