Praktika sind bezahlte oder unbezahlte Arbeitserfahrungen von begrenzter Dauer mit einer Lern- und/oder Ausbildungskomponente. Praktika sind für junge Menschen eine gängige Möglichkeit, nötige Berufserfahrung zu sammeln, bevor sie reguläre Arbeitsverhältnisse eingehen. Sie helfen jungen Menschen, praktische und berufliche Erfahrungen zu sammeln, verbessern ihre Beschäftigungsfähigkeit und erleichtern ihnen den Übergang in reguläre Beschäftigung.

Eine Eurobarometer-Umfrage zu Praktika aus dem Jahr 2013 ergab, dass fast jeder zweite junge Mensch mindestens ein Praktikum absolviert hat. Sieben von zehn der ehemaligen Praktikantinnen und Praktikanten gaben an, dass ihre Praktikumserfahrung ihnen bei der Suche nach einem regulären Arbeitsplatz geholfen hat.

Außerdem kommen Praktika auch den Arbeitgebern zugute, die dadurch Zugang zu einem Pool talentierter junger Menschen haben, der ihnen mitunter langwierige und komplexe Einstellungsverfahren ersparen kann. Darüber hinaus können Praktika auch zu einem guten Image der Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt beitragen.

Von verschiedenen Interessenträgern werden jedoch Bedenken hinsichtlich der Qualität von Praktika geäußert. Bei einigen Praktika fehlen Lerninhalte, andere werden mit schlechten Arbeitsbedingungen in Verbindung gebracht, und Praktikanten und Praktikantinnen sind eventuell nicht ausreichend sozialversichert oder erhalten keinen Lohn für ihre Arbeit. Die Kommission hat kürzlich eine Studie zu den Vergütungspraktiken für sogenannte „auf dem freien Markt angebotene Praktika“ in den EU-Mitgliedstaaten in Auftrag gegeben.

Im Jahr 2017 veröffentlichte Eurofound einen Bericht über Fälle, die einen Missbrauch des Praktikumsstatus darstellen könnten.

Qualitätsrahmen für Praktika

Als Reaktion der EU auf diese Qualitätsbedenken nahm der Rat im März 2014 auf der Grundlage eines Kommissionsvorschlags die Empfehlung zu einem Qualitätsrahmen für Praktika (QRP) an.

Für Praktika außerhalb des formalen Bildungswegs werden im QRP 21 Grundsätze empfohlen, die als Leitlinien für die Gewährleistung hochwertiger Lerninhalte und fairer Arbeitsbedingungen dienen, mit dem Ziel, durch Praktika den Übergang von der Ausbildung in das Berufsleben zu erleichtern und die Beschäftigungsfähigkeit der Praktikanten und Praktikantinnen zu verbessern.

Im QRP wird auch auf die große Bedeutung von Transparenz in Bezug auf Vergütung und Sozialversicherung sowie auf Einstellungschancen verwiesen. Diese Aspekte sollen Interessenten schon bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz bewusst sein.

Die Kommission bewertet derzeit, inwieweit die Ziele des QRP erreicht wurden. Sie untersucht, ob der Rahmen nach wie vor den Bedürfnissen von Praktikant(inn)en und Arbeitgebern entspricht oder ob Elemente fehlen, die die Qualität von Praktika verbessern könnten. Im Rahmen der Bewertung wird die Kommission verschiedene Interessenträger konsultieren, u. a. im Rahmen von zwei Befragungen. Eine Befragung richtet sich an (ehemalige und potenzielle) Praktikant(inn)en; die andere Umfrage ist eine öffentliche Konsultation. Die Bewertung dürfte Ende 2022 abgeschlossen sein.

Weitere Informationen zur Umsetzung des Qualitätsrahmens:

• Mitteilung „Die Jugendgarantie und die Beschäftigungsinitiative für junge Menschen –Dreijahresbilanz“
• Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen über die Anwendung des Qualitätsrahmens für Praktika
• Länderberichte mit ausführlicheren Informationen zur Umsetzung des QRP in den einzelnen Mitgliedstaaten
• Schlussfolgerungen des Seminars 2019: Schaffung der Voraussetzungen für hochwertige Praktika
• Schlussfolgerungen der Konferenz „Hochwertige Praktika in der EU“ aus dem Jahr 2017

2024 ergriff die Kommission Maßnahmen und schlug vor, die Arbeitsbedingungen von Praktikantinnen und Praktikanten in der EU, unter anderem in Bezug auf Vergütung, Inklusivität und Qualität der Praktika, zu verbessern. Die Initiative umfasst Folgendes:

• einen Vorschlag für eine Richtlinie zur Verbesserung und Durchsetzung der Arbeitsbedingungen von Praktikantinnen und Praktikanten und zur Bekämpfung von Scheinpraktika und   
• einen Vorschlag zur Überarbeitung der Empfehlung des Rates von 2014 zu einem Qualitätsrahmen für Praktika, um Fragen der Qualität und der Inklusivität, wie Vergütung und Zugang zum Sozialschutz, Rechnung zu tragen

Praktika im Rahmen der Jugendgarantie

Im Rahmen der verstärkten Jugendgarantie, mit der 15- bis 29-Jährigen innerhalb von vier Monaten, nachdem sie arbeitslos geworden sind oder die Schule verlassen haben, eine Arbeitsstelle, eine Weiterbildungsmaßnahme, eine Lehrstelle oder ein Praktikum angeboten wird, spielen Praktika eine wichtige Rolle. Für die im Rahmen der Jugendgarantie angebotenen Praktika sollte der Qualitätsrahmen für Praktika als Referenz dienen.

Aufbauend auf den Erfahrungen aus den ersten fünf Jahren der Umsetzung der Jugendgarantie wird in dem Bericht Praktika im Rahmen der Jugendgarantie – Erfahrungen aus der Praxis der Frage nachgegangen, wie Praktika für junge Menschen zu erfolgreichen Lernerfahrungen werden und sie dabei unterstützen können, grundlegende Fertigkeiten für den Arbeitsmarkt zu erwerben. Ebenfalls unter die Lupe genommen werden in diesem Bericht verschiedene Maßnahmen zur Qualitätssicherung bei Praktika und zur Verhinderung ihres Missbrauchs.

Auf der Suche nach einem Praktikum?

In Europa

• Auf dem EURES-Portal werden Praktikumsmöglichkeiten für junge Menschen in den EU-Ländern, Liechtenstein, Norwegen und Island veröffentlicht. Dort sind auch weitere Informationen zu Auslandspraktika wie geltende Vorschriften und Regeln sowie Hinweise für den Umzug in ein anderes Land zu finden.
• Erasmus+ fördert Praktika im Ausland für Studierende an Hochschuleinrichtungen. Auch junge Hochschulabsolventen und -absolventinnen kommen dafür in Frage.
• Ebenfalls im Rahmen von Erasmus+ werden „Digital Opportunity Traineeships“ angeboten. Dieses Programm bietet Studierenden und jungen Absolventinnen und Absolventen die Möglichkeit, digitale Kompetenzen am Arbeitsplatz und Erfahrungen im Technologiesektor zu erwerben. Das Programm wurde 2018 als im Rahmen von Horizont 2020 finanziertes Pilotprojekt gestartet. In zwei Jahren hat sich das Projekt als sehr erfolgreich erwiesen: Fast 17 000 Praktika wurden in 34 Ländern unterstützt. Im Jahr 2021 wurde der Aktionsplan für digitale Bildung gestartet, um die Initiative auch auf Studierende in der Hochschulbildung, Lernende in der Aus- und Weiterbildung sowie auf Lehrkräfte auszuweiten.

 Bei der Kommission

• Falls Sie an einem Praktikum bei der Europäischen Kommission interessiert sind, finden Sie genauere Angaben dazu auf der Website zu Praktika bei der Europäischen Kommission.

In internationalen Organisationen

• Auf dem Europäischen Jugendportal finden Sie nähere Informationen zu Praktikumsmöglichkeiten bei anderen EU-Institutionen und internationalen Organisationen. 

Länderberichte