Beschäftigung, Soziales und Integration

Aktuelles 28/04/2008

Nach einem EU-Bericht wird die Nachfrage nach mehr und besseren Langzeitpflegeleistungen zunehmen

Die Europäische Kommission veröffentlichte am 18 April 2008 einen Bericht, wonach der Bedarf an Langzeitpflegebedarf und die Kosten dafür bis 2050 erheblich zunehmen werden.

Eine deutliche Mehrheit der Europäer (fast neun von zehn) gibt der Pflege zu Hause oder in der Gemeinschaft den Vorzug vor der Pflege in einer Einrichtung. Die voraussichtlich steigende Nachfrage nach langfristigen Pflegediensten stellt die Regierungen vor eine große Aufgabe. Aus dem Bericht geht auch hervor, dass die Mitgliedstaaten sich durch die Bereitstellung der erforderlichen Mittel bemühen, allen Zugang zu guten Pflegeleistungen zu garantieren. Der Bericht wird auf einer Konferenz des slowenischen Ratsvorsitzes über die Solidarität zwischen den Generationen am 28. und 29. April in Brdo in Slowenien diskutiert.

„Der Bericht zeigt auf, vor welchen künftigen Aufgaben die Langzeitpflege steht. Es wird auch deutlich, dass die Mitgliedstaaten sich bereits darauf einstellen. Die europäische Ebene bekennt sich dazu, allen Menschen Zugang zu Pflegeleistungen zu garantieren. Ich bin sicher, dass die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten auf europäischer Ebene diesen einen zusätzlichen Nutzen bringt und durch koordinierte Strategien und gemeinsame Ziele das Pflegeangebot für unsere bedürftigen Mitmenschen verbessern wird,“ sagte Sozialkommissar Vladimir Špidla. Er fügte hinzu: „Wir sollten die Realität nicht ausblenden und jetzt handeln, um jetzt und künftig eine hervorragende Langzeitpflege bieten zu können.“

Im Kommissionsbericht über die Langzeitpflege in der EU wird analysiert, welchen wesentlichen Herausforderungen sich die Mitgliedstaaten in der Langzeitpflege gegenüber sehen, was sie in dem Bereich unternehmen und welche Lösungen sich anbieten. Dafür wurden die Berichte ausgewertet, die von den Mitgliedstaaten im Rahmen des EU-Systems für gemeinsame Ziele, Bewertungen und Berichte im Bereich Sozialschutz und Eingliederung (der sogenannten offenen Koordinierungsmethode) vorgelegt wurden. Es wurden folgende Hauptaufgaben für die Regierungen der Mitgliedstaaten ermittelt:

  • allen Menschen Zugang zur Langzeitpflege zu verschaffen;
  • die Finanzierung der Langzeitpflege durch einen geeigneten Mix öffentlicher und privater Mittel und eventuell andere Finanzierungsmechanismen sichern;
  • die Koordinierung zwischen den in der Regel in der Langzeitpflege tätigen sozialen und medizinischen Diensten verbessern;
  • die Pflege zu Hause oder in der Gemeinschaft im Gegensatz zur institutionellen Pflege fördern, damit abhängige Menschen möglichst lange zu Hause bleiben können;
  • Die Einstellungs- und Arbeitsbedingungen institutioneller Pflegeanbieter verbessern und diese unterstützen.

Hintergrund
Die Zahl der über 80-Jährigen in der EU soll von 18 Millionen im Jahr 2004 auf fast 50 Millionen im Jahr 2050 anwachsen. Wenn die Menschen in diesen zusätzlichen Lebensjahren krank oder hilfsbedürftig sind, würde sich die Zahl der abhängigen Personen bis 2050 mehr als verdoppeln.  Eine günstigere Prognose geht davon aus, dass der Anteil abhängiger Menschen immer noch um 31 % zunehmen würde, selbst wenn eine Zunahme der behinderungsfreien Lebensjahre mit einem Gewinn an Lebenserwartung einhergehen würde.

Die Nachfrage nach institutionalisierten und freien Pflegeleistungen wird zunehmen, wodurch Arbeitsplätze geschaffen werden, aber auch voraussichtlich die Ausgaben steigen. Der Bericht geht davon aus, dass die durchschnittlichen öffentlichen Ausgaben für die Langzeitpflege in den EU-25-Mitgliedstaaten sich im Zeitraum 2004 - 2050 von 0,9 % des BIP auf 1,6 % nahezu verdoppeln werden. Die ungünstigste Prognose geht sogar von 2,3 % des BIP aus.
Nach einer Eurobarometer-Umfrage von 2007 rechnen die meisten Europäer damit, irgendwann in ihrem Leben auf Langzeitpflege angewiesen zu sein (13 % halten dies für unvermeidlich, 32 % für wahrscheinlich und 29 % für eher unwahrscheinlich, aber möglich). 86 % möchten aber lieber zu Hause oder bei Verwandten gepflegt werden, wenn sie bedürftig sind; nur 8 % würden einer Einrichtung den Vorzug geben.

Auf der Konferenz diese Woche werden Lösungen für ein solidarisches Miteinander der Generationen gesucht. Ein Diskussionspunkt ist die Langzeitpflege. Im Hintergrundbericht der Kommission werden auch Beispiele für vorbildliche Verfahren in einigen Mitgliedstaaten beschrieben.

Weitere Informationsquellen:

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