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von Michel Van Hoegaerden, Leiter der Abteilung „Planung und Prognosen zu Arbeitskräften im Gesundheitswesen“, Föderale Gesundheitsbehörde Belgiens

von Michel Van Hoegaerden, Leiter der Abteilung „Planung und Prognosen zu Arbeitskräften im Gesundheitswesen“, Föderale Gesundheitsbehörde Belgiens

Ohne eine ausreichende Anzahl an Arbeitskräften mit der passenden Ausbildung kann kein Gesundheitssystem funktionieren. Eine sorgfältige Planung der Beschäftigtenzahl ist daher für die Verwaltung des Gesundheitssystems eines Landes unerlässlich. Zahlreiche Länder haben jedoch Schwierigkeiten damit, die Voraussetzungen für die Erhaltung einschlägiger Daten zu schaffen, anhand derer sie Prognosen erstellen können. Außerdem finden nicht immer die erforderlichen Strategiediskussionen zu Themen wie Bildung und Ausbildung, Anwerbung und Bindung von Personal oder beruflicher Weiterbildung statt, von denen eine langfristige Tragbarkeit der Gesundheitssysteme abhängt.

In allen EU-Mitgliedsländern bleibt noch viel zu tun.  Die mittel- und osteuropäischen Mitgliedsländer sehen sich mit der Auswanderung junger Ärzte/Ärztinnen und Krankenpfleger/-innen konfrontiert; in anderen gibt es regionale Ungleichgewichte mit Personalmangel in ländlichen und abgelegenen Regionen, Missverhältnisse zwischen Qualifikationsangebot und ‑nachfrage, unzureichendem Nachwuchs für einen alternden Personalbestand und Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften. Die EU-Länder teilen Erfahrungen und Fachwissen zur Überwindung dieser Herausforderungen. Mit dem Aktionsplan für Fachkräfte im europäischen Gesundheitswesen unterstützt die Europäische Kommission diese Zusammenarbeit, zum Beispiel durch Studien und Projekte.

Die von Belgien koordinierte und über das EU-Gesundheitsprogramm finanzierte gemeinsame Maßnahme über die Planung und Prognose des Bedarfs an Fachkräften im Gesundheitswesen bündelt Wissen und Erfahrung aus ganz Europa. Beteiligt sind 30 assoziierte und 59 kollaborative Partner aus 28 Ländern. Diese Expertengruppe hat Handbücher und Leitlinien herausgegeben, in denen die fortschrittlichsten Planungsmethoden aus sieben Ländern erläutert werden. Sie werden derzeit von Planern im Gesundheitswesen in Italien und Portugal getestet; parallel dazu findet in Deutschland eine Durchführbarkeitsstudie statt.

Im Rahmen der gemeinsamen Maßnahme wird außerdem eine Analyse der künftigen Fertigkeiten und Kompetenzen im Gesundheitsbereich erstellt, anhand derer die EU-Länder den Ausbildungsbedarf ihrer Arbeitskräfte im Gesundheitswesen bestimmen und ihre Bildungspolitik anpassen können.

Voraussichtlich im Jahr 2016 werden im Rahmen der gemeinsamen Maßnahme Empfehlungen für künftige Schritte und praktische Vorschläge gegeben. Dank der Finanzierung durch das Gesundheitsprogramm, die Unterstützung der Europäischen Kommission und den aktiven Einsatz zahlreicher Länder, Berufsverbände und anderer Interessenträger kann ein neuer Dialog über Lösungen für aktuelle Herausforderungen hinsichtlich des Personalbestands im Gesundheitswesen stattfinden – unerlässlich für die langfristige Tragbarkeit der europäischen Gesundheitssysteme.