Beschäftigung, Soziales und Integration

Aktuelles 19/12/2013

Peer Review in Dänemark: Nachhaltige Konzepte zur Vermeidung von Obdachlosigkeit

Wohnungs- und Obdachlosigkeit haben in Europa ein bislang unerreichtes Ausmaß angenommen, allen voran unter jungen Menschen. Am 22. November fand in Kopenhagen eine Peer Review statt, die sich mit Dänemarks ganzheitlicher „Housing First“-Strategie gegen Obdachlosigkeit beschäftigte.

Gastgeberland: Dänemark

Datum: 22. November 2013

Peer-Länder: Bulgarien - Finnland - Frankreich - Irland - Kroatien - Norwegen - Österreich - Rumänien - Schweden - Spanien - Vereinigtes Königreich

Interessensvertretungen: Eurocities und FEANTSA

Das Sozialinvestitionspaket der EU enthält die Aufforderung an die Mitgliedstaaten, Obdachlosigkeit mittels umfassender Strategien zu bekämpfen, „basierend auf Präventions- und Wohnungsbaumaßnahmen sowie der Überprüfung von Räumungsvorschriften und -praktiken“. Dänemarks Nationale Strategie gegen Wohnungs- und Obdachlosigkeit (2009-2013) ist ein anschauliches Beispiel für eine kostenwirksame Umsetzung der „Housing First“-Philosophie, bei der der betreute Zugang zu einer dauerhaften Unterkunft – noch vor anderen Interventionen – im Mittelpunkt steht. Die Peer Review untermauert somit nicht nur das Sozialinterventionspaket, sondern auch die Strategie Europa 2020 mit ihrem Kernziel, die Zahl von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffener oder bedrohter Menschen bis 2020 um mindestens 20 Millionen zu senken.

Erkenntnisse

  • Die dänischen Erfahrungswerte belegen, dass der „Housing First“-Ansatz in der Bekämpfung chronischer Obdachlosigkeit erfolgreicher ist als herkömmliche Stufenkonzepte. „Housing First“ unterscheidet sich dadurch, dass die Wohnfähigkeit keine Voraussetzung ist: Betroffene erhalten ohne Umwege Zugang zu einer dauerhaften Unterkunft, in Verbindung mit einem flexiblen, auf den Einzelfall abgestimmten Betreuungsangebot in der eigenen Wohnung.
  • Am dänischen Vorbild wird dank systematischer Monitoring- und Evaluierungsmechanismen deutlich, inwieweit faktengestützte Pogramme zur Verringerung von Wohnungslosigkeit und der damit verbundenen Kosten beitragen. Potentiell begünstigen sie damit politischen Rückhalt für solche Modelle.
  • Die Durchführung von „Housing First“-Konzepten setzt eine ausreichende Reserve an leistbaren Wohnungen und eine bessere Koordination zwischen Politikverantwortlichen sowohl auf zentralstaatlicher als auch lokaler Ebene voraus, wobei auch die Dienstleistungsorgane einzubinden sind.
  • Prävention und ganzheitliche Antworten auf Jugendobdachlosigkeit bedürfen eines verstärkten Augenmerks. Tatsächlich erweisen sich frühzeitige, zielgerichtete und maßgeschneiderte Maßnahmen als besonders wirksam im Vorgehen gegen die zunehmende Wohnungs- und Obdachlosigkeit unter jungen und anderen gefährdeten Menschen.

Peer Review Manager

Frau Katja Korolkova (ÖSB Consulting GmbH)

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