Statistics Explained

Archive: Statistiken über Regionaltypologien in der EU


Datenauszug vom März 2018.

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Im Fokus

Fast die Hälfte der Bevölkerung der EU (44,8 %) lebte in überwiegend städtischen Regionen. Dagegen lebten 36,0 % der Bevölkerung in intermediären Regionen und 19,2 % in überwiegend ländlichen Regionen.

Berlin war die einzige großstädtische Hauptstadtregion in der EU, in der die Höhe des BIP pro Beschäftigtem unter dem nationalen Durchschnitt lag.

Quelle: Eurostat

In der allgemeinen Wirtschaftstätigkeit der Europäischen Union (EU) spiegeln sich unzählige Maßnahmen wider, die auf den verschiedenen Ebenen der Regierungen, Unternehmen und Haushalte getroffen werden. Bei detaillierterer Betrachtung wohnt den meisten wirtschaftlichen Prozessen eine besondere räumliche Dimension inne — sie befinden sich an einem festen Ort — wobei das jeweilige Tätigkeitsniveau bis zu einem gewissen Grad von einer Reihe territorialer Güter wie beispielsweise Verkehrs- oder Kommunikationsnetzen, Zugang zu Diensten, natürlichen Ressourcen und dem Angebot oder den Qualifikationen der Arbeitskräfte vor Ort abhängt. Diese beträchtliche raumbezogene Vielfalt lässt Analysen der Lage in verschiedenen Regionen oder Gebieten zu einer komplexen Aufgabe werden.

Vollständiger Artikel

Aus den meisten, wenn auch nicht allen Artikel in dieser Veröffentlichung geht hervor, dass regionale Unterschiede bei sozioökonomischen Erkenntnissen innerhalb einzelner EU-Mitgliedstaaten häufig größer sein können als zwischen verschiedenen Staatsgebieten. Bei den Rohziffern der Bevölkerungsentwicklung zwischen östlichen und südlichen Gebieten in Deutschland bestehen beispielsweise beträchtliche Differenzen, zwischen den nördlichen und südlichen Teilen Italiens sind vielerorts sozioökonomische Unterschiede festzustellen. Unterschiede wie die eben beschriebenen bestehen auch auf anderen räumlichen Ebenen. Als Beispiele können hier die sozioökonomische Situation im wohlhabende Villenviertel Neuilly-sur-Seine westlich von Paris und die entsprechende Lage in Roubaix, einer Stadt in Nordfrankreich, die durch weitreichende Probleme im Zusammenhang mit der Deindustrialisierung geprägt wird, dienen; ein weiteres Beispiel ist die Lage in dem benachteiligten Seebad Blackpool im Nordwesten Englands im Vergleich zu der von Wohlstand geprägten, technologiebasierten Wirtschaft von Cambridge.

Einigen der drängendsten Herausforderungen für die EU — beispielsweise Globalisierung, Klimawandel oder soziale Ausgrenzung — begegnete man traditionell stets mit breit angelegten branchenspezifischen Strategien. Als jedoch die Wirtschaftsleistung zwischen verschiedenen Gebieten immer weiter auseinander triftete, nahmen die politischen Entscheidungsträger die ungleichmäßigen räumlichen Entwicklungen näher unter die Lupe und stellten die Frage, ob diese Ungleichgewichte unvermeidlich oder vielleicht sogar wünschenswert sind: Ist es beispielsweise überhaupt sinnvoll, in einem Stadtzentrum hinsichtlich der Umweltverschmutzung dasselbe Ziel anzustreben wie in einem Gebiet voller Naturschönheiten? Oder ist es vernünftig, in einer Hauptstadt dasselbe Ziel für Bildungsgrade zu verfolgen wie in einem entlegenen Dorf? Diese kritischen Betrachtungen führten dazu, dass sich eine ortsbasierte Entwicklungspolitik herausbildete, in der betont wird, dass Ineffizienzen an einem bestimmten Standort verringert werden müssen, indem man sich auf lokales Wissen und Kapital stützt, um einen Rahmen für die Wachstumsförderung zu schaffen. Eine weitere Folge war die Ergänzung einer Reihe von Politikbereichen der EU um eine räumliche Dimension.

Die Gruppierung von Regionen und Gebieten nach territorialen Typen kann beim Verständnis gemeinsamer Muster helfen. Städtische Gebiete/Regionen beispielsweise sind im Allgemeinen wirtschaftlich leistungsfähiger und erfüllen oft die Funktionen von Innovations- und Bildungszentren. Zugleich können sie aber von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Herausforderungen wie Verkehrsüberlastung, Umweltverschmutzung oder Wohnungsproblemen gekennzeichnet sein. Damit diese Muster analysiert und verstanden werden können, erweiterte Eurostat die Bandbreite der Statistiken, die über eine Reihe territorialer Typologien veröffentlicht werden und bei der Einordnung verschiedener Verwaltungs- und Sachgebiete in Kategorien Hilfestellung leisten können. Abbildung 1 bietet einen Überblick über die wichtigsten, von Eurostat eingeführten territorialen Typologien; sie bilden die Grundlage für die in diesem Artikel vorgestellten Statistiken mit Beispielen für die breite Palette an Analysen, die vorgenommen werden können. Grundsätzlich lassen sich diese Begrifflichkeiten in zwei Gruppen unterteilen, den auf regionalen Typologien und den auf lokalen Typologien beruhenden Konzepten. Die erste Gruppe bezieht sich auf Statistiken, die nach der Systematik der Gebietseinheiten für die Statistik (NUTS) eingestuft werden können. Diese Klassifikation dient unter anderem als Grundlage für die Aufteilung von Mitteln aus Struktur- und Investitionsfonds unter verschiedenen Regionen der EU. Lokale Typologien dagegen werden für detailliertere Ebenen festgelegt, deren grundlegende geografische Ebene von den lokalen Verwaltungseinheiten (LAU) gebildet wird und die Gemeinden oder Kommunen der EU umfasst. Auf noch stärker detaillierter Ebene erhebt Eurostat außerdem Informationen auf der Grundlage eines statistischen Rasters von 1 km², das für territoriale Typologien auf Bevölkerungsbasis verwendet wird. Diese Bausteine — Statistiken nach NUTS-Region, Statistiken nach LAU und Statistiken für 1 km²-Raster — können, wie in Abbildung 1 gezeigt, zu verschiedenen Typologien verdichtet werden, um eine umfassendere Analyse territorialer Muster und Entwicklungen in der EU zu ermöglichen.
Abbildung 1: Territoriale Typologien — ein Überblick
Quelle: Eurostat, Verordnung (EG) Nr. 1059/2003

Die EU nahm im Dezember 2017 eine Reihe territorialer Typologien in die NUTS-Verordnung auf; dies unterstreicht die Bedeutung von Regionalstatistiken als wichtigem Instrument gezielter Politik und nützlichem Werkzeug für das Verständnis und die Quantifizierung der Auswirkungen politischer Entscheidungen in bestimmten räumlichen Gebieten. Die Verordnung bietet eine Rechtsgrundlage für die Verwendung von NUTS, LAU und 1 km²-Rasterzellen und gibt darüber Aufschluss, in welcher Beziehung jede dieser Einheiten zur Festlegung ergänzender territorialer Typologien der EU steht.

Von der Kodifizierung dieser territorialen Typologien in einen einzigen Rechtstext erhofft man sich eine kohärente und harmonische Anwendung dieser Typologien in den verschiedenen Arten europäischer Rechtsvorschriften, wobei Querverbindungen zu anderen Rechtsakten und Programmen möglich sind. Hier ist zu beachten, dass die NUTS-Verordnung keine Rechtsgrundlage für Typologien von Grenzen, Inseln oder Bergen bietet.

Stadt-Land-Typologie

Der Stadt-Land-Typologie liegen Statistiken für NUTS-3-Regionen zugrunde. Diese Regionen werden nach der Bevölkerungsdichte in 1 km²-Rasterzellen eingestuft, indem man den Anteil der in städtischen Clustern und in ländlichen Rasterzellen lebenden Bevölkerung erfasst und auf diese Weise Folgendes ermittelt:

  • überwiegend städtische Regionen (NUTS-3-Regionen, in denen mindestens 80 % der Bevölkerung in städtischen Clustern leben);
  • intermediäre Regionen (NUTS-3-Regionen, in denen zwischen 50 % und 80 % der Bevölkerung in städtischen Clustern leben);
  • überwiegend ländliche Regionen (NUTS-3-Regionen, in denen mindestens 50 % der Bevölkerung in ländlichen Rasterzellen leben).

Im Jahr 2016 lebten etwa 44,8 % der Bevölkerung der EU-28 in überwiegend städtischen Regionen, über ein Drittel (36,0 %) lebte in intermediären Regionen und knapp ein Fünftel (19,2 %) in überwiegend ländlichen Regionen.

Rund drei Viertel der Bevölkerung der Niederlande und des Vereinigten Königreichs lebten in einer überwiegend städtischen Region, mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Irland, Rumänien und Slowenien in einer überwiegend ländlichen Region lebte

Die in Abbildung 2 dargestellten Statistiken bestätigen, dass bei der Bevölkerungsverteilung erhebliche Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten bestanden. 2016 konzentrierte sich die überwiegende Mehrheit der in Malta (100,0 %), dem Vereinigten Königreich (74,6 %) und den Niederlanden (74,0 %) lebenden Menschen auf überwiegend städtische Regionen, während mehr als die Hälfte der gesamten Einwohnerschaft Spaniens, Belgiens, Lettlands und Schwedens sowie eine einfache Mehrheit der Bevölkerungen Italiens, Portugals, Griechenlands, Deutschlands und Frankreichs ebenfalls in überwiegend städtischen Regionen lebte.

Mehrere östliche und nördliche EU-Mitgliedstaaten zeichneten sich dadurch aus, dass der größte Anteil ihrer Bevölkerungen in intermediären Regionen lebte. Dies traf insbesondere auf Bulgarien zu, wo mehr als zwei Drittel (68,5 %) der gesamten Einwohnerschaft 2016 in einer intermediären Region lebten; dasselbe galt auch für drei von fünf Einwohnern Litauens und Ungarns. Im Übrigen lebten in der Tschechischen Republik, der Slowakei sowie in Dänemark und Polen mehr Menschen in intermediären Regionen als in irgendeiner der anderen beiden Arten von Regionen. In Luxemburg und Zypern wurden für intermediäre Regionen zwar Anteile von 100,0 % gemessen. Hier gilt es aber zu beachten, dass diese beiden Länder auf NUTS-Ebene 3 eine einzige Region bilden.

In Irland, Slowenien und Rumänien lebte eine absolute Mehrheit der Bevölkerung in überwiegend ländlichen Regionen, wobei dieser Anteil in Irland mit 60,2 % im Jahr 2016 an der Spitze lag. In überwiegend ländlichen Regionen lebte auch der höchste Anteil der gesamten Einwohnerschaft in Estland, Kroatien, Österreich und Finnland.
Abbildung 2: Bevölkerungsstruktur nach Stadt-Land-Typologie, 2016
(Anteil an der Gesamtbevölkerung in %)
Quelle: Eurostat (urt_pjanaggr3)

Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner in den überwiegend städtischen Regionen Bulgariens, Ungarns, Rumäniens und der Slowakei war mindestens 3,0-mal so hoch wie in den überwiegend ländlichen Regionen

Abbildung 3 zeigt eine alternative Analyse auf Basis der Stadt-Land-Typologie. 2016 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner, ausgedrückt in Kaufkraftstandards (KKS) — einer Einheit, die zwischen den verschiedenen Ländern bestehende Unterschiede im Preisniveau berücksichtigt — in der EU-28 durchschnittlich 29 200 KKS. Hier ist zu beachten, dass dieser abgeleitete Indikator häufig als Maß für allgemeine Lebensstandards genutzt wird, obgleich er keinerlei Aussage über die Einkommens- oder Armutsverteilung macht.

Auf überwiegend städtische Regionen entfiel der höchste Anteil der Bevölkerung in der EU-28, darüber hinaus war ihr wirtschaftliches Gewicht sogar noch größer. Das BIP pro Einwohner in den überwiegend städtischen Regionen in der EU-28 betrug 35 000 PPS und war damit 38 % höher als in intermediären Regionen und 65 % höher als in überwiegend ländlichen Regionen.

Eine detailliertere Analyse unter den EU-Mitgliedstaaten bestätigt, dass überwiegend städtische Regionen insofern gleichbleibend produktiver waren, als ihr BIP pro Einwohner in jedem der 24 Mitgliedstaaten, in denen alle drei Arten von Regionen vertreten sind, ein höheres Niveau erreichte als das intermediärer Regionen oder überwiegend ländlicher Regionen. Diese Unterschieden waren in östlichen EU-Mitgliedstaaten am ausgeprägtesten. Im Jahr 2016 war das BIP pro Einwohner in den überwiegend städtischen Regionen Rumäniens (Daten von 2015), Ungarns, der Slowakei und Bulgariens mindestens 3,0-mal höher als in den überwiegend ländlichen Regionen dieser Staaten. Obgleich die produktivsten Formen wirtschaftlicher Tätigkeiten in überwiegend städtischen Regionen konzentriert zu sein scheinen, ist der Hinweis wichtig, dass der Verhältniswert „BIP pro Einwohner“ bis zu einem gewissen Grad zu hoch angesetzt sein könnte. Dies trifft insbesondere auf Regionen zu, in denen viele Pendler Grenzen zwischen Regionen überqueren, denn ihre Wirtschaftsleistung (der Zähler) wird der Region zugeordnet, in der sie arbeiten, während sie bei der Einwohnerzahl (dem Nenner) der Region zugeordnet werden, in der sie leben.

Interessant ist auch, dass das Verhältnis zwischen höchstem und niedrigstem BIP pro Einwohner in überwiegend städtischen Regionen kleiner war. Unter den 24 Mitgliedstaaten, in denen alle drei Arten von Regionen vortreten sind, verzeichnete Irland beim BIP pro Einwohner in überwiegend städtischen Regionen das höchste Niveau (62 900 KKS), das 2,5-mal höher war als das niedrigste Verhältnis in Lettland (25 000 KKS, Daten von 2015). Für überwiegend ländliche Regionen wurde das höchste BIP pro Einwohner ebenfalls in Irland erfasst (32 700 KKS); dieser Wert war 3,2-mal höher als in Bulgarien (10 100 KKS). Österreich schließlich verzeichnete das höchste BIP pro Einwohne in intermediären Regionen (42 100 KKS, Daten von 2015) und erreichte damit ein 4,0-mal höheres Niveau als Bulgarien (10 600 KKS).
Abbildung 3: BIP pro Einwohner nach Stadt-Land-Typologie, 2016
(in Tausend Kaufkraftstandards (KKS) pro Einwohner)
Quelle: Eurostat (nama_10r_3gdp)

Großstädtische Regionen

Unter großstädtischen Regionen versteht man einzelne oder Ballungen von NUTS-3-Regionen, in denen mindestens 50 % der Bevölkerung in funktionalen städtischen Gebieten mit mindestens 250 000 Einwohnern leben. Dieser Klassifizierung liegt die Ermittlung urbaner Zentren zugrunde — also zusammenhängender Rasterzellen von 1 km² Größe mit einer Bevölkerungsdichte von mindestens 1 500 Einwohnern pro km² und einer Einwohnerzahl von mindestens 50 000. Diese Werte dienen anschließend zur Ermittlung von Städten und ihren umliegenden Pendlereinzugsgebieten (in denen mindestens 15 % der Bevölkerung zur Arbeit in der betreffenden Stadt pendeln). In einem abschließenden Schritt wird jede NUTS-3-Region im Hinblick darauf bewertet, ob sie ein funktionales städtisches Gebiet — mit anderen Worten also eine Stadt und ihr Pendlereinzugsgebiet — mit mehr als 250 000 Einwohnern umfasst. In dieser Typologie wird nach großstädtischen Hauptstadtregionen, Großstadtregionen der zweiten Ebene und kleineren Großstadtregionen unterschieden.

Im Jahr 2016 lebten 296,3 Millionen Menschen – und damit fast drei von fünf Einwohnern – in den großstädtischen Regionen der EU. Die meisten Großstadtbewohner meldeten Deutschland (55,3 Millionen), Frankreich (43,8 Millionen) und das Vereinigten Königreich (43,3 Millionen). Relativ gesehen, lebte die gesamte Bevölkerung (100,0 %) in Zypern und Luxemburg in großstädtischen Regionen (hier ist zu beachten, dass diese beiden Länder auf NUTS-Ebene 3 jeweils eine einzige Region darstellen), während der nächsthöchste Anteil in dem aus zwei NUTS-3-Regionen bestehenden Malta verzeichnet wurde (92,7 %). Im Übrigen lebten mehr als 65,0 % der gesamten Bevölkerung in großstädtischen Regionen, und zwar in Spanien 69,2 %, in Dänemark 69,0 %, in Deutschland 67,5 %, im Vereinigten Königreich 66,2 % und in Frankreich 65,6 %. Diese Zahlen bestätigen, dass die großstädtischen Regionen mit den größten, am stärksten verdichteten Bevölkerungen überwiegend in den westlichen Teilen der EU zu finden waren.

Abbildung 4 ist auch zu entnehmen, mit welcher Geschwindigkeit die Bevölkerungen in Großstädten wuchsen. Die höchste Wachstumsrate wurde mit 2,1 % pro Jahr im Zeitraum 2006-2016 in Luxemburg verzeichnet, während in Zypern, Irland, Schweden und Malta die Großstadtbevölkerungen um 1,1 bis 1,3 % pro Jahr zunahmen. In den großstädtischen Regionen Rumäniens, Griechenlands, Litauens und Lettlands dagegen nahmen die Einwohnerzahlen im Zeitraum 2006-2016 insgesamt ab.
Abbildung 4: Bevölkerungsanteil und Veränderung der Einwohnerzahlen in großstädtischen Regionen, 2016 und 2006-2016
(in % und % pro Jahr)
Quelle: Eurostat (met_pjanaggr3)

Die Wirtschaftstätigkeit war in großstädtischen Regionen stark konzentriert; legt man die neuesten verfügbaren Informationen zugrunde, trugen diese Regionen fast 72 % zum BIP in der EU-28 bei. Im Vergleich dazu betrug ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nur knapp 60 %. Wie bereits angemerkt, kann man diese Differenz teilweise auf den täglichen Pendlerstrom zurückführen, der die Größe der großstädtischen Erwerbsbevölkerungen und ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit anschwellen lässt.

Das BIP pro Beschäftigtem in Rumäniens großstädtischer Hauptstadtregion Bucuresti war mehr als doppelt so hoch wie der landesweite Durchschnitt

Zur Darstellung der Konzentration wirtschaftlicher Tätigkeiten in großstädtischen Regionen wird in Karte 1 die Höhe des in großstädtischen Regionen pro Beschäftigtem erwirtschafteten BIP dem BIP pro Beschäftigtem in nicht-großstädtischen Regionen gegenübergestellt; hier ist zu beachten, dass die gezeigten Informationen im Verhältnis zu den (mit 100 gleichgesetzten) nationalen Durchschnittswerten dargestellt werden. Der auffälligste Aspekt der Karte ist, dass das durchschnittlich pro Beschäftigtem erwirtschaftete BIP in nicht großstädtischen Regionen stets unter dem nationalen Durchschnitt lag. Im Jahr 2015 war dieses Muster in Bulgarien (Daten von 2016), den baltischen Mitgliedstaaten (Estland, Daten von 2016), Irland (Daten von 2014), Griechenland, Malta (Daten von 2016) und Rumänien (wo das BIP pro Beschäftigtem in nicht-großstädtischen Regionen weniger als 85 % des nationalen Durchschnitts betrug) besonders ausgeprägt.

Am anderen Ende der Skala standen 16 großstädtische Regionen, in denen das durchschnittliche BIP pro Beschäftigtem 2015 mindestens 30,0 % über dem nationalen Durchschnitt lag (veranschaulicht durch den dunkelsten Blauton in der Karte). Bei mehreren dieser hoch produktiven großstädtischen Regionen handelte es sich um Hauptstadtregionen, wobei diese überwiegend in den östlichen Teilen der EU lagen, nämlich Warszawa (Polen), Bratislava (Slowakei, Daten von 2016), Sofia (Bulgarien, Daten von 2016) und Bucuresti (Rumänien). Legt man diese Maßzahl zugrunde, war die Produktivität in Bucuresti besonders hoch, denn dort erreichte das BIP pro Beschäftigtem mehr als das Doppelte des nationalen Durchschnitts (203,2 %, Daten von 2015); die nächsthöchsten Quoten in der EU verzeichnete man in zwei weiteren rumänischen Großstadtregionen, nämlich Constanta (am Schwarzen Meer, 170,9 %) und Cluj-Napoca (im Nordwesten Rumäniens, 149,9 %). Daneben überstieg in drei weiteren großstädtischen Regionen in Rumänien — Timisoara, Brasov und Ploiesti — das BIP pro Beschäftigtem den nationalen Durchschnitt um mindestens 30,0 %. Die restlichen großstädtischen Hauptstadtregionen mit einem mindestens 30,0 % über dem nationalen Durchschnitt liegenden BIP pro Beschäftigtem waren Vilnius (Litauen), Paris (Frankreich) und London (Vereinigtes Königreich). Interessant in diesem Zusammenhang ist die monozentrische Produktivitätsverteilung in Frankreich und dem Vereinigten Königreich, denn dort verzeichnete die überwiegenden Mehrheit der Großstadtregionen zweiter Ebene und der kleineren Großstadtregionen ein durchschnittliches BIP pro Personunter dem nationalen Durchschnitt. Dadurch wird die beherrschende Stellung der Hauptstädte dieser Länder hervorgehoben. Ein ähnliches Muster ließ sich auch in den nordischen und baltischen Mitgliedstaaten, der Tschechischen Republik, Griechenland und Portugal beobachten, obgleich die großstädtischen Hauptstadtregionen dieser Länder kein BIP pro Person erreichten, das den jeweiligen nationalen Durchschnitt um 30,0 % oder mehr übertraf.

Dem gegenüber war im Süden Deutschlands in den zwei benachbarten großstädtischen Regionen Ingolstadt und München2015 das BIP pro Beschäftigtem mindestens 30,0 % höher als der Durchschnitt. Fast ebenso hoch war die Produktivität in Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf, was auf ein stärker polyzentrisch geprägtes Muster bei der Produktivitätsverteilung in Deutschland schließen lässt. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass Berlin die einzige großstädtische Hauptstadtregion war, die ein BIP pro Beschäftigtem unter dem nationalen Durchschnitt meldete. Eine solche polyzentrische Verteilung relativ hoher Produktivitätswerte war auch in Polen und den Niederlanden sowie den nördlichen Teilen Italiens und Spaniens zu beobachten.

Karte 1 ist zu entnehmen, dass in der EU in 49 großstädtischen Regionen das BIP pro Beschäftigtem weniger als 85 % des nationalen Durschnitts betrug. Mehr als die Hälfte dieser 49 Regionen lag im Vereinigten Königreich (16 Regionen) und in Deutschland (14 Regionen), obgleich auch sechs Regionen in Polen und jeweils vier Regionen in Frankreich und Italien zu verzeichnen waren. Die niedrigsten Produktivitätswerte im Vereinigten Königreich waren in den großstädtischen Regionen Doncaster, Stoke-On-Trent, Medway, Kirklees, Cardiff, Kingston upon Hull, Swansea und Middlesbrough zu beobachten, während in Deutschland die niedrigsten Werte in Schwerin, Neubrandenburg, Görlitz, Erfurt, Dresden, Rostock und Leipzig verzeichnet wurden. Viele dieser Regionen sind einstige industrielle Kerngebiete, die aufgrund wirtschaftlicher Entwicklungen wie beispielsweise den Auswirkungen der Globalisierung und der Deindustrialisierung bzw. (im Fall ostdeutscher Regionen) der Wiedervereinigung „abgehängt“ wurden- Dies erklärt, warum die Wiedererlangung des Gleichgewichts in der wirtschaftlichen Tätigkeit häufig im Mittelpunkt der politischen Debatte steht.
Karte 1: BIP pro Beschäftigtem im Verhältnis zum nationalen Durchschnitt, nach großstädtischen Regionen und Aggregaten nicht-großstädtischer Regionen, 2016
(auf der Grundlage von Angaben in EUR pro Beschäftigtem, nationaler Durchschnitt = 100)
Quelle: Eurostat (met_10r_3gdp), (met_10r_3emp), (nama_10r_3gdp), (nama_10r_3empers), (nama_10_gdp) und (nama_10_pe)

Küstenregionen

In der Typologie nach Küstenregionen wird eine Klassifizierung der Küsten- und Nichtküstenregionen in der EU für NUTS-3-Regionen festgelegt. Küstenregionen werden anhand eines der folgenden drei Kriterien definiert:

  • die Region grenzt an die See an (448 verschiedene Regionen in der EU sowie in EFTA- und Kandidatenländern);
  • in der Region wohnt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in 50 km Entfernung zur See; die Grundlage bilden Daten aus einem statistischen Raster von 1 km² (weitere 87 Regionen);
  • bei der Region handelt es sich um Hamburg in Deutschland, einer einzelnen Region mit starkem maritimen Einfluss.

In Bezug auf die 536 Küstenregionen zeigt Karte 2 Einzelheiten der Rohziffer des Wanderungssaldos in den 23 EU-Mitgliedstaaten mit einer Meeresküste. Hier ist zu beachten, dass fünf EU-Mitgliedstaaten — die Tschechische Republik, Luxemburg, Ungarn, Österreich sowie die Slowakei — von Land umschlossen sind. Zu beachten ist auch, dass sich die dargestellten Statistiken ausschließlich auf Migrantenströme mit anderen Ländern (EU-Mitgliedstaaten und Drittstaaten) beziehen und Wanderungsbewegungen zwischen verschiedenen Regionen ein- und desselben Mitgliedstaates ausschließen.

Unter den Küstenregionen der EU wurden die höchsten Rohziffern des Wanderungssaldos auf den griechischen Inseln Lesvos, Limnos, Ikaria und Samos verzeichnet, die sämtlich in der Ägäis in geringer Entfernung zur Türkei liegen

2016 belief sich die Rohziffer des Wanderungssaldos für die EU-28 auf 2,4 pro 1 000 Einwohner, wobei sich die Gesamteinwohnerzahl der EU-28 infolge der Migrantenstörme zwischen der EU-28 und Drittstaaten um 1,2 Millionen erhöhte. Karte 2 ist zu entnehmen, dass das Wanderungssaldo in den Küstenregionen der EU gewöhnlich positiv war: 355 Regionen mit positiven Wanderungssalden standen 121 Regionen mit negativen Salden und sechs Regionen ohne Veränderung gegenüber. Einige der höchsten Rohziffern des Wanderungssaldos wurden in den Küstenregionen Deutschlands und Schwedens sowie auf den Inseln Griechenlands, Spaniens und Maltas erfasst.

Bei genauerer Betrachtung wurden die höchsten Rohziffern des Wanderungssaldos in den griechischen Inselregionen Lesvos, Limnos (49,2 pro 1 000 Einwohner) sowie Ikaria, Samos (38,3 pro 1 000 Einwohner) verzeichnet. Beide Regionen liegen in der Ägäis und wurden am häufigsten von Asylsuchenden und Migranten angesteuert, die das Meer zwischen der Türkei und der EU überquerten. Die drei nächsthöchsten Rohziffern des Wanderungssaldos — jeweils mit einer Rohziffer im Bereich von 20,0 bis 23,0 pro 1 000 Einwohner — verteilten sich ungleichmäßig auf das Gebiet der EU, nämlich auf Malta, Kalmar län (im Südosten Schwedens) und Fuerteventura (der zweitgrößten der Kanarischen Inseln).

Interessant ist auch eine Gegenüberstellung der Wanderungsmuster zwischen Küsten- und Nichtküstenregionen; in Frankreich und Portugal beispielsweise waren die Rohziffern des Wanderungssaldos in den meisten Küstenregionen erheblich höher als in Nichtküstenregionen (im Binnenland). Eine mögliche Erklärung für diese Unterschiede besteht darin, dass ein höherer Anteil von Ruheständlern bevorzugt in Küstenregionen, insbesondere solche mit mildem Klima, zieht; hier ist darauf hinzuweisen, dass Küstenregionen sowohl in Nordfrankreich als auch in Nordportugal negative Wanderungssalden verzeichneten.
Karte 2: Rohziffern des Wanderungssaldos nach Küstenregionen und Aggregaten von Nichtküstenregionen, 2016
(pro 1 000 Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_r_gind3) und (demo_gind)

Grenzregionen

Die Einstufung in Grenz- und Nichtgrenzregionen der EU erfolgt für NUTS-3-Regionen nach Gebieten, in denen Einwohner in 25 km Entfernung von einer Landgrenze (im Gegensatz zu einer Seegrenze) leben. Man kann zwischen zwei Haupttypen von Grenzregionen unterscheiden:

  • Regionen an Binnengrenzen, also Regionen, die eine gemeinsame Grenze mit Regionen in anderen EU-Mitgliedstaaten und/oder Ländern der Europäischen Freihandelszone (EFTA) haben;
  • Regionen an Außengrenzen, also Regionen, die sich durch eine gemeinsame Grenze mit Ländern außerhalb der EU und der EFTA auszeichnen.

Traditionell wurde in Standorttheorien immer angedeutet, dass Grenzregionen eher unter einer geringeren Attraktivität leiden, weil Landesgrenzen die Märkte trennen. Darüber hinaus bestand in Grenzregionen eine Tendenz zu niedrigerer Wirtschaftstätigkeit und schlechter ausgebauter Infrastruktur, was manche Unternehmen veranlasst haben mag, sich in Regionen in größerer Nähe zur geografischen Mitte des jeweiligen Landes niederzulassen (wo sie eine bessere Verbindung zu einer kritischen Kundenmasse hatten). Mit der Einführung des Europäischen Binnenmarkts (aus Englisch) im Jahr 1993 wurden viele dieser Hemmnisse beseitigt. Ferner wurde angestrebt, in der gesamten EU die vier Freiheiten, nämlich die Warenverkehrsfreiheit, die Freizügigkeit der Arbeitnehmer, die Niederlassungsfreiheit sowie den freien Dienstleistungs- und Kapitalverkehr zu verankern. Neben der Förderung des Wettbewerbs trieben diese Veränderungen auch einen Prozess der wirtschaftlichen Integration voran, der durch mehrere EU-Erweiterungen weiter angeregt wurde. Eine Folge dieser Entwicklungen war, dass sich einige Grenzregionen in der EU nun im Zentrum eines integrierten Marktes mit mehr als 500 Millionen Verbrauchern wiederfinden, sodass ihre enge räumliche Nähe zu einer Grenze an Relevanz verliert, da Menschen und Waren nun frei zwischen den Ländern verkehren. Die meisten grenzüberschreitenden Pendlerströme in der EU konzentrieren sich auf Westeuropa und verlaufen mit der Schweiz und mit Luxemburg, denn diese beiden Länder ziehen zahlreiche Pendler aus benachbarten Mitgliedstaaten an. Davon abgesehen schneidet die Mehrheit der Grenzregionen in der EU bei einer Vielzahl sozioökonomischer Indikatoren im Vergleich zu den Ergebnissen auf nationaler Ebene nach wie vor weniger gut auf.

Die Beschäftigungsquoten waren in Grenzregionen tendenziell niedriger als in Nichtgrenzregionen

In der EU gelten 475 NUTS-3-Regionen als Grenzregionen. In Abbildung 5 werden diese Daten aggregiert, um die Beschäftigungsquoten unter der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (die hier als Personen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren definiert wird) in Grenz- und Nichtgrenzregionen darzustellen. In der Mehrzahl der 21 EU-Mitgliedstaaten, für die 2016 sowohl für Grenz- als auch Nichtgrenzregionen Daten vorlagen, war die Beschäftigungsquote in Nichtgrenzregionen höher. Die größten Unterschiede zugunsten von Nichtgrenzregionen bestanden in mehreren baltischen und östlichen Mitgliedstaaten sowie in Finnland, wobei für viele dieser Regionen typisch ist, dass sie im Osten an einen benachbarten Drittstaat angrenzen.

Andererseits waren in Italien, Slowenien, Spanien, Dänemark, Rumänien und Belgien die Beschäftigungsquoten in Grenzregionen höher als in Nichtgrenzregionen. Die Lage in Italien war insofern besonders interessant, als die Beschäftigungsquote in Grenzregionen 12,0 Prozentpunkte höher war als in Nichtgrenzregionen. Hieran lässt sich zum Teil ablesen, dass viele Italiener aus den nördlichen Regionen Piemonte und Lombardia jeden Tag die Grenze überqueren, um in der benachbarten Schweiz zu arbeiten.
Abbildung 5: Beschäftigungsquoten in Grenz- und Nichtgrenzregionen, 2016
(Anteil der Personen im Alter von 20-64 Jahren in %)
Quelle: Eurostat (urt_lfe3emprt) und (lfsa_ergan)

Inselregionen

Wie bei den Grenzregionen wird die für Inselregionen verwendete territoriale Typologie auf der Grundlage von NUTS-3-Regionen festgelegt. Inseln sind Territorien mit einer Fläche von mindestens 1 km², einer Entfernung zwischen Insel und Festland von mindestens 1 km, einer Wohnbevölkerung von mehr als 50 Einwohnern und ohne feste Verbindung (beispielsweise einer Brücke oder einem Tunnel) zwischen Insel und Festland. Auf dieser Grundlage gibt es in der EU 70 Inselregionen, die in folgende Kategorien unterteilt werden:

  • größere Inseln mit <50 000 Einwohnern;
  • größere Inseln mit 50 000 - <100 000 Einwohnern;
  • größere Inseln mit 100 000 - <250 000 Einwohnern;
  • Inseln mit 250 000 - <1 000 000 Einwohnern;
  • Inseln mit ≥ 1 000 000 Einwohnern.

Wie andere territoriale Typologien auch sind Inselregionen sehr unterschiedlich. Einige sind beliebte Urlaubsziele (beispielsweise Mallorca in Spanien oder Kyklades in Griechenland), andere genießen beträchtliche Autonomierechte (beispielsweise die Região Autónoma da Madeira in Portugal oder Åland in Finnland) und andere wiederum sind Gebiete in äußerster Randlage der EU (beispielsweise Guadeloupe oder Mayotte in Frankreich). Davon abgesehen können kleinere Inselregionen aufgrund ihrer Insellage, die häufig mit einer geringeren Wirtschaftstätigkeit als in Regionen auf dem europäischen Festland einhergeht, benachteiligt sein.

Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner in den Inselregionen Griechenlands, Spaniens und Italiens war systematisch niedriger als im Durchschnitt der EU-28

Abbildung 6 zeigt Daten für einige ausgewählte Inselregionen, nämlich griechische, spanische und italienische Inseln. Hier ist zu beachten, dass einige der größeren Mittelmeerinseln — wie Sardegna oder Sicilia in Italien — auf NUTS-Ebene 3 in zwei oder mehr Regionen unterteilt werden (dies trifft auch auf einige andere, in Abbildung 6 nicht gezeigte Inseln in der EU zu — beispielsweise Irland, Corse in Frankreich oder Northern Ireland im Vereinigten Königreich).

2015 belief sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner in der EU-28 im Durchschnitt auf 29 000 KKS. Die durchschnittliche Wirtschaftsleistung pro Einwohner war in Italien (27 700 KKS) und Spanien (26 300 KKS) etwas und in Griechenland (20 200 KKS) erheblich niedriger. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich die interessante Beobachtung, dass in keiner dieser Inselregionen 2015 ein BIP pro Einwohner erwirtschaftet wurde, das dem Durchschnitt der EU-28 entsprach. Ebenso wuchs in jeder der griechischen, spanischen und italienischen Inselregionen die Wirtschaft pro Einwohner im Zeitraum von 2005 bis 2015 systematisch niedriger als im Durchschnitt der EU-28 (2,2 % pro Jahr).

Bei einem Vergleich des Niveaus der wirtschaftlichen Tätigkeit in den Inselregionen Italiens zeigt sich, dass keine von ihnen ein BIP pro Einwohner über dem landesweiten Durchschnitt in Italien aufwies. 2015 variierte die Wirtschaftsleistung pro Einwohner zwischen durchschnittlich 14 600 KKS in Medio Campidano (im Südosten von Sardegna, entsprach 52,7 % des nationalen Durchschnitts in Italien) und 24 600 KKS in Cagliari (die Hauptstadtregion von Sardegna; 88,8 %). Eine ähnliche Situation war 2015 auch in den spanischen Inselregionen zu beobachten, obgleich Mallorca (eine der Illes Balears) eine Ausnahme darstellte, denn deren BIP pro Einwohner übertraf den nationalen Durchschnitt in Spanien um 8,0 %. Das niedrigste Niveau wirtschaftlicher Tätigkeit in den spanischen Inselregionen meldete El Hierro (einer der Kanarischen Inseln) mit einem BIP pro Einwohner von durchschnittlich 19 000 KKS (72,2 % des nationalen Durchschnitts). Eine ähnliche Analyse bei den griechischen Inselregionen ergibt, dass das BIP pro Einwohner in zwei Regionen 2015 über dem nationalen Durchschnitt lag, nämlich auf den Kyklades (in der Ägäis, 32,2 % höher) und auf Zakynthos (im Ionischen Meer, 6,9 % höher). Dagegen war das niedrigste BIP pro EInwohner unter den griechischen Inselregionen in Chios (ebenfalls in der Ägäis, 73,3 % des nationalen Durchschnitts) zu verzeichnen.
Abbildung 6: BIP pro Einwohner und Veränderung des BIP pro Einwohner, nach Inselregionen in Griechenland, Spanien und Italien, 2015 und 2005-2015
(in Kaufkraftstandards (KKS) und %, auf Basis von in KKS ausgedrücken Daten)
Quelle: Eurostat (nama_10r_3gdp)

Bergregionen

In der letzten, in diesem Artikel behandelten Typologie geht es um Bergregionen. Wie bei den Grenz- und Inselregionen auch wird diese Typologie auf der Grundlage von NUTS-3-Regionen festgelegt. Eine Bergregion wird als Region definiert, in der mehr als 50 % der Fläche von topografischen Berggebieten bedeckt sind, oder als Region, in der mehr als 50 % der regionalen Bevölkerung in einem topografischen Berggebiet lebt. In der EU gibt es 322 Bergregionen, die in folgende Kategorien unterteilt werden:

  • Regionen, in denen >50 % der gesamten Bevölkerung in Berggebieten leben;
  • Regionen, in denen >50 % der Fläche in Berggebieten liegen;
  • Regionen, in denen sich >50 % der Bevölkerung und >50 % der Fläche in Berggebieten befinden.

Wie bei Inselregionen können sich mit der Randlage verbundene Probleme auch auf Bergregionen auswirken. Zu den weiteren Problemen zählen Verkehrsüberlastung und Übervölkerung (sowie die damit zusammenhängenden Probleme) in den Haupttälern, die Transitstrecken bilden. Karte 3 enthält eine Gegenüberstellung der Bevölkerungsdichten in Berg- und Nichtbergregionen, wobei die EU-28 insgesamt im Jahr 2015 im Durchschnitt 117,1 Einwohner pro km² zählte. Einer genaueren Analyse zufolge war die Bevölkerungsdichte in 198 Bergregionen geringer als der Durchschnitt der EU-28, wohingegen in 124 Bergregionen höhere Quoten verzeichnet wurden.

Die am wenigsten dicht besiedelten Bergregionen in der EU befanden sich in entlegenen Gebieten

In der EU betrug in 17 Bergregionen die Bevölkerungsdichte 2015 weniger als 25,0 Einwohner pro km² (veranschaulicht durch den hellsten Blauton). Vier dieser Regionen lagen in Spanien, jeweils drei in Frankreich und Österreich, jeweils zwei in Griechenland und dem Vereinigten Königreich und jeweils eine Region lag in Kroatien, Portugal und Schweden. Hier ist interessant, dass die niedrigsten Quoten bei der Bevölkerungsdichte im Allgemeinen in entlegenen Regionen und nicht den höchsten Gebirgsketten verzeichnet wurden (wo der Einfluss des Tourismus zumindest zum Teil zu mehr wirtschaftlicher Entwicklung und höheren Einwohnerzahlen geführt haben mag). Es gab nur fünf Bergregionen in der EU, in denen die Bevölkerungsdichte auf weniger als 10 Einwohner pro km² fiel, nämlich Teruel in Aragon (Ostspanien), Licko-senjska županija nördlich von Zadar (Kroatien), Caithness & Sutherland, Ross & Cromarty sowie Lochaber, Skye & Lochalsh, Arran & Cumbrae und Argyll & Bute in Nordschottland (Vereinigtes Königreich) sowie Jämtlands län (in Mittelschweden).
Karte 3: Bevölkerungsdichte nach Bergregionen und Aggregaten von Nichtbergregionen, 2015
(Einwohnerzahl/km²)
Quelle: Eurostat (urt_d3dens), (reg_area3) und (demo_r_pjangrp3)

Quelldaten für die Abbildungen und Karten

Datenquellen

Traditionell werden territoriale Typologien nach Bevölkerungsgröße und Bevölkerungsdicht in lokalen Verwaltungseinheiten (LAU) wie Gemeinden, Kommunen oder Gebietskörperschaften bestimmt. Die hier beschriebenen Typologien gehen über die Grenzen administrativer räumlicher Einheiten hinaus, da sie auf einem Statistik- bzw. Bevölkerungsraster von 1 km² basieren. Dieses Raster ist im Zeitablauf stabil — jede Rasterzelle hat nämlich die gleiche Form und Fläche —, wodurch Verzerrungen vermieden und vergleichbare, von historischen bzw. politischen Umständen, die häufig mit administrativen Grenzlinien einhergehen, unbeeinflusste Ergebnisse begünstigt werden. Sobald neue Daten aus Volkszählungen vorliegen, wird die Bevölkerungsdichte der Rasterzellen aktualisiert.

Die Typologien beruhen auf den gleichen grundlegenden Bausteinen, wobei die Zellen des statistischen Rasters von 1 km² anhand einer Typologie von Clustern nach ihren Ähnlichkeiten bei Bevölkerungsgröße und -dichte eingestuft werden. Die Stadt-Land-Typologie beispielsweise stützt sich auf den Anteil der in städtischen Clustern und in ländlichen Rasterzellen lebenden Einwohner. Dabei wird jede Rasterzelle anhand der folgenden Definitionen nur in jeweils eine Art von Cluster eingestuft:

  • Städtische Cluster: Cluster zusammenhängender Rasterzellen von 1 km² mit einer Dichte von mindestens 300 Einwohnern pro km² und einer Bevölkerung von mindestens 5 000 Einwohnern — die Kriterien für zusammenhängende Zellen bei städtischen Clustern schließen Diagonale ein (mit anderen Worten, Zellen, die sich nur an den Ecken berühren);
  • ländliche Rasterzellen: Rasterzellen mit einer Dichte von weniger als 300 Einwohnern pro km² und andere Zellen außerhalb städtischer Cluster.

Im Anschluss an die Einstufung jeder einzelnen Rasterzelle können die Informationen in eine Vielzahl unterschiedlicher Typologien aggregiert werden. Dies können lokale Typologien (auf der Grundlage von LAU) oder regionale Typologien (auf der Grundlage von NUTS) sein, wobei jedes Gebiet bzw. jede Region anhand des Bevölkerungsanteils der verschiedenen Cluster eingestuft wird. Im Fall der Stadt-Land-Typologie werden NUTS-3-Regionen wie folgt eingestuft:

  • Überwiegend städtische Regionen, in denen weniger als 20 % der Gesamtbevölkerung auf die ländliche Bevölkerung — mit anderen Worten den Anteil der in ländlichen Rasterzellen lebenden Bevölkerung — entfallen;
  • intermediäre Regionen, in denen 20 bis 50 % der Gesamtbevölkerung auf die ländliche Bevölkerung entfallen;
  • überwiegend ländliche Regionen, in denen 50 % oder mehr der Gesamtbevölkerung auf die ländliche Bevölkerung entfallen.

In bestimmten Fällen können zur Berücksichtigung besonderer Situationen zusätzliche Kriterien aufgenommen werden. In der Stadt-Land-Typologie beispielsweise wird eine als überwiegend ländlich eingestufte Region intermediär, wenn sie eine Stadt mit mehr als 200 000 Einwohnern, die mindestens 25 % der Bevölkerung der betreffenden Region darstellen, umfasst. Eine als intermediär eingestufte Region dagegen wird überwiegend städtisch, wenn sie eine Stadt mit mehr als 500 000 Einwohnern, die mindestens 25 % der Bevölkerung der betreffenden Region darstellen, enthält.

Weitere Informationen:

Eurostat plant, im Herbst 2018 ein methodisches Handbuch über räumliche Typologien herauszugeben.

Kontext

Im Vertrag von Lissabon wurde der räumliche Zusammenhalt neben dem wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt als ein Ziel der EU benannt. Regionalpolitik ist darauf ausgelegt, die Kluft zwischen den Entwicklungsstufen der verschiedenen Regionen zu verkleinern. Zu den Hauptinstrumenten der regionalen Entwicklung zählen der Kohäsionsfonds, der Fonds für regionale Entwicklung und der Sozialfonds, die alle darauf ausgerichtet sind, eine Vielzahl von Projekten in den Regionen und Städten der EU finanziell zu unterstützen.

Themen wie die Koordinierung politischer Strategien in großen Gebieten wie dem Mittelmeer- oder dem Ostseeraum, die Förderung auf globaler Bühne wettbewerbsfähiger und nachhaltiger Städte, die Bewältigung sozialer Ausgrenzung in benachteiligten Stadtvierteln oder die Verbesserung des Zugangs zu Einrichtungen des Gesundheits- und Bildungswesens in entlegenen Regionen sind nur einige der Schwierigkeiten, denen sich Gebiete und Regionen mit besonderen geografischen Merkmalen gegenübersehen. Räumliche Kohäsionspolitik dient der Förderung einer harmonischen Entwicklung und gewährleistet, dass alle Gebiete oder Regionen die ihnen innewohnenden Merkmale und Besonderheiten optimal nutzen können, sodass Vielfalt zu einem Gut wird, das einen Betrag zur nachhaltigen Entwicklung der EU leistet.

Im Laufe der Zeit sind unterschiedliche Regionen und Gebiete nach verschiedenen Kriterien zusammengefasst worden, wobei sich in diesen Kriterien verschiedene Gebiete politischer Aufmerksamkeit und die besonderen Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, widerspiegeln. Um diese Unterschiede untersuchen zu können, hat die Europäische Kommission eine Reihe räumlicher Typologien entwickelt, unter die unter anderem ländliche und städtische Gebiete, großstädtische Regionen, Küsten- und Nichtküstenregionen und -gebiete, Grenzregionen, Inselregionen oder Bergregionen fallen. Im Interesse der Förderung des Zusammenhalts und eines einzigartigen Einblicks in Entwicklungen auf lokaler und regionaler Ebene müssen für diese Politikbereiche harmonisierte, verlässliche Daten auf unterschiedlichen räumlichen Ebenen vorliegen.

Die Stadtentwicklungspolitik der EU verfolgt das Ziel, den ökonomischen, sozialen und ökologischen Wandel der Städte durch ganzheitliche und nachhaltige Lösungskonzepte zu fördern. Im Förderzeitraum 2014-2020 zollten die politischen Entscheidungsträger in der EU der wichtigen Rolle, die die städtische Dimension in der Regionalpolitik übernehmen kann, zunehmend Anerkennung. Dies galt insbesondere für Maßnahmen zur Unterstützung der Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung. Die EU hat die städtische Dimension in der Tat in den Mittelpunkt der Kohäsionspolitik gestellt, wobei mindestens die Hälfte der im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) vorgesehenen Mittel in städtische Gebiete investiert werden. Die Regionalpolitik der EU wird unter anderem durch Folgendes auf die Stadtentwicklung abzielen:

  • Konzentration der Investitionsprioritäten auf Themen wie nachhaltige städtische Mobilität, Erneuerung benachteiligter Gemeinschaften oder bessere Fosschungs- und Innovationskapazitäten;
  • Bindung von mindestens 5 % des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung für Zwecke der ganzheitlichen, nachhaltigen Stadtentwicklung;
  • Einrichtung eines Stadtentwicklungsnetzes mit Verantwortung für die Überprüfung der Verwendung von EU-Mitteln;
  • Ermutigung von Städten, von der örtlichen Bevölkerung betriebene Maßnahmen zur lokalen Entwicklung im Hinblick auf Stadterneuerung zu fördern.

Die Politik der EU zur Entwicklung des ländlichen Raums unterstützt ländliche Regionen bei der Bewältigung einer großen Bandbreite an wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. In der Verordnung (EU) Nr. 1305/2013, der jüngsten Entwicklung in diesem Bereich, ist die Reform der EU-Politik zur Entwicklung des ländlichen Raums nach 2013 genau geregelt. Für den Zeitraum 2014-2020 wurden drei langfristige strategische Ziele ermittelt: Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft, Gewährleistung der nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und Klimaschutz sowie Sicherstellung einer ausgewogenen räumlichen Entwicklung der ländlichen Gebiete. Die EU-Mitgliedstaaten und ihre Regionen erstellen unter Berücksichtigung der übrigen Struktur- und Investitionsfonds aufeinander abgestimmte Rural development 2014-2020: country files (auf Englsich). Diese Programme werden durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) gefördert, der im Zeitraum 2014-2020 mit Mitteln in Höhe von 100 Milliarden EUR ausgestattet ist. Ländliche Gebiete werden nicht nur aus dem ELER, sondern auch aus verschiedenen anderen EU-Fonds unterstützt. Dazu gehören der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der Europäische Sozialfonds (ESF), der Kohäsionsfonds und der Europäische Meeres- und Fischereifonds (EMFF).

In der integrierten Meerespolitik der EU wird die Bedeutung der Küstenregionen hervorgehoben. Die Ziele dieser Politik sind folgende: Maximierung der nachhaltigen Nutzung von Ozeanen und Meeren, Unterstützung des blauen Wachstums durch die Förderung der marinen und maritimen Wirtschaftssektoren, Erweiterung des Wissens und Innovationspotenzials Europas in maritimen Angelegenheiten, Sicherstellung von Entwicklung und nachhaltigem Wachstum in Küstenregionen, Stärkung der maritimen Führungsposition Europas und stärkere Profilierung maritimer Fragestellungen überall in Europa.

Am 20. September 2017 nahm die Europäische Kommission die Mitteilung Stärkung von Wachstum und Zusammenhalt in den EU-Grenzregionen (COM(2017) 534 final) an. In dieser Mitteilung wird dargelegt, wie dafür gesorgt werden kann, dass die grenzübergreifende Interaktion weniger komplex, langwierig und teuer ist (beispielsweise mittels Beseitigung rechtlicher und verwaltungstechnischer Hemmnisse), und wie die Zusammenlegung von Dienstleistungen an den Binnengrenzen der EU gefördert werden kann, damit die Bewohner von Grenzregionen die Möglichkeiten auf beiden Seiten der Grenze auch vollumfänglich nutzen können. Man hofft, dass diese Initiativen zu sozioökonomischen Verbesserungen für Menschen in Grenzregionen führen werden, sodass die Menschen ungeachtet administrativer oder nationaler Grenzen alltäglichen Tätigkeiten (Studium, Ausbildung, Berufs- oder Geschäftstätigkeit) nachgehen können.

Die Inselregionen in der EU sind von ihrer Natur her heterogen und unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Größe, ihrer Bevölkerung und dem Niveau der wirtschaftlichen Tätigkeit. Es gibt jedoch eine Reihe gemeinsamer Probleme, die sich insbesondere auf kleinere Inseln auswirken. Dies sind unter anderem Verkehrsprobleme im Zusammenhang mit der Konnektivität, Umweltprobleme wie fragile Ökosysteme, unterentwickelte, durch mangelnde Diversifizierung (außer Tätigkeiten im Zusammenhang mit Tourismus) gekennzeichnete Wirtschaftssysteme, eine abnehmende und alternde Bevölkerung, Saison- und Teilzeitbeschäftigung, Eintreffen von Migranten und Asylsuchenden.

Im Juni 2017 beteiligte sich die Europäische Kommission an der Organisation einer Konferenz über die Kohäsionspolitik in Berggebieten (auf Englisch). Auf dieser Konferenz wurde darüber nachgedacht, wie man eine orts- und raumbasierte Herangehensweise an die besonderen Erfordernisse der Entwicklung von Bergregionen entwickeln könnte, um eine Agenda für Bergregionen zu erarbeiten und Pläne für die Zuweisung von Sondermitteln für Bergregionen als Bestandteil künftiger Kohäsionspolitik zu erstellen.

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Mittels des Statistischen Atlasses von Eurostat können Sie alle Karten interaktiv verwenden (siehe user manual) (auf Englisch).