SDMX - kurz erläutert
Was ist SDMX und warum wird es verwendet?
Durch das Internet sind der elektronische Austausch und das Teilen von Daten einfacher geworden und finden häufiger statt.
Oft erfolgt der Austausch jedoch ad hoc mithilfe verschiedenster Formate und nicht standardisierter Konzepte. Dafür sind gemeinsame Standards, Leitlinien und Tools erforderlich, die effizientere Verfahren für den Austausch und das Teilen statistischer Daten und Metadaten ermöglichen.
Die SDMX-Initiative ist darauf ausgerichtet, den Austausch von Daten und Metadaten zu verwalten und zu automatisieren. Sie wird von 8 internationalen Organisationen, darunter auch Eurostat, getragen. SDMX ist eine Option für betriebliche Abläufe und keine technische Lösung. SDMX zielt auf die Verbesserung der Qualität des Datenaustauschs durch Standardisierung, Automatisierung, Validierung und das Teilen von Daten ab.
Entscheidungsträger müssen über Hintergrundwissen verfügen. Im Zusammenhang mit dem Austausch statistischer Daten und Metadaten ist eine Vielzahl von Aspekten, die das Datenangebot betreffen, zu berücksichtigen.
Einige Beispiele:
- Der Datenaustausch ist komplex, ressourcenintensiv und teuer, wenn Daten auf vielfältige Weise erhoben und in unterschiedlichen Formaten über verschiedene Kanäle übermittelt werden.
- Verschiedene Organisationen können ähnliche oder gleiche Daten erheben.
- Ähnliche Konzepte können unterschiedliche Inhalte abdecken.
- Wenn die Datenerhebung manuell erfolgt, kann es zu Fehlern und Inkohärenzen kommen.
Hinzu kommen nachfragebedingte Herausforderungen, etwa der erhöhte Bedarf an Daten, sowie der immer schnellere und häufigere Datenaustausch und eine größere Bandbreite des Informationsaustauschs.
Entscheidungsträger müssen auch die Vorteile kennen, die SDMX bieten kann. SDMX
- schafft Vertrauen,
- verbessert Kohärenz und Vergleichbarkeit,
- unterstützt die Modernisierung,
- verbessert Aktualität und Zugänglichkeit,
- verringert Kosten und Berichtsaufwand,
- beseitigt Hindernisse für die Umsetzung und die Zugänglichkeit der Daten und
- bietet Zugang zu einer weltweiten Gemeinschaft von Nutzern.
Weitere Informationen zu den Vorteilen des SDMX-Standards finden Sie im SDMX-Business Case auf der offiziellen SDMX-Webseite.
Zentrale Komponenten
SDMX ist als ISO-Norm (Nummer 17369:2013) darauf ausgelegt:
- statistische Daten und Metadaten zu beschreiben,
- den Austausch von Daten und Metadaten zu normieren und
- die gemeinsame Datennutzung zwischen Organisationen effizienter zu gestalten.
Diese Anforderungen erfüllt SDMX mit drei zentralen Komponenten:
Das SDMX-Informationsmodell bildet das Kernelement von SDMX. Es beschreibt Statistiken in standardisierter Form, identifiziert Objekte und ihre Beziehungen zueinander und ermöglicht ihre zentrale Verwaltung sowie einen standardisierten Zugang.
Mit anderen Worten: Statistische Daten, Metadaten und der Datenaustauschprozess werden modelliert.
Daten sind konkrete Beobachtungen eines spezifischen statistischen Phänomens zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ein Datensatz ist eine Sammlung zusammenhängender Beobachtungen, die nach einer vorgegebenen Struktur organisiert sind.
Daten haben ohne eine entsprechende Beschreibung keine Bedeutung. Ein Beispiel: Was bedeutet 2 347? Ohne Konzeptdeskriptoren und identifikatoren zur Beschreibung der Bedeutung ist diese Zahl nicht aussagekräftig.
Wenn man sie nun im Hinblick auf das Land, die Häufigkeit, das Thema sowie die Einheit und Zeit, auf die sie sich bezieht, näher beschreibt, dann wird die Bedeutung klarer. Sie könnte zum Beispiel für 2 347 Campingplätze in Italien stehen.
Datenstrukturdefinition und Metadatenstrukturdefinition
Wie Deskriptoren modelliert werden, hängt davon ab, in welche der folgenden Gruppen sie fallen:
- Dimensionen zur Identifizierung und Beschreibung der Daten;
- Attribute, die zusätzliche Informationen zu den Daten liefern und z. B. darüber Aufschluss geben, ob es sich um Schätzungen handelt;
- Maße, die das zu messende Phänomen darstellen
Diese strukturellen Deskriptoren werden in einer sogenannten Datenstrukturdefinition (DSD) zusammengeführt. Die DSD legt die Dimensionen, Attribute und Maße in einem Datensatz fest und verknüpft sie mit allgemeinen Codelisten und Konzepten.
Neben den strukturellen Beschreibungen von Datensätzen gibt es auch Referenz-Metadaten, aus denen sich Informationen über Beschreibungen der Qualität, der Verfahren, der Methodik und der Verwaltungsaspekte ablesen lassen.
Referenz-Metadaten werden anhand der Metadatenstrukturdefinition (MSD) standardisiert beschrieben.
Bei den inhaltsbezogenen Leitlinien (content-oriented guidelines – COG) handelt es sich um eine Reihe von Empfehlungen zur Maximierung der Interoperabilität im Anwendungsbereich des SDMX-Standards. Sie sind so ausgelegt, dass sie auf alle statistischen Bereiche anwendbar sind.
Die COG zielen vor allem auf die Harmonisierung spezifischer Konzepte und Begriffe ab, die in vielen statistischen Bereichen gängig sind. Durch diese Harmonisierung, die auf den Erfahrungen aus der bisherigen Umsetzung gründet, wird ein effizienterer Austausch vergleichbarer Daten und Metadaten gefördert.
Konzepte, Listen und Bereiche
Die COG umfassen bereichsübergreifende Konzepte, Codelisten, Themenbereiche, ein Glossar und spezifische Leitlinien für die Umsetzung.
Bereichsübergreifende Konzepte im Rahmen von SDMX sind Konzepte, die für die meisten oder alle statistischen Bereiche relevant sind. Es empfiehlt sich, diese Konzepte in möglichst allen SDMX-Strukturen und nachrichten zu verwenden. Auf diese Weise werden die Wiederverwendung und der Austausch statistischer Informationen und der damit zusammenhängenden Metadaten zwischen Organisationen begünstigt.
Beispiele für solche Konzepte sind
- das Bezugsgebiet,
- die statistische Einheit und
- der Zeitraum.
Jedes Konzept wird standardmäßig mit einer ID, einer Beschreibung, einem Kontext und einer Vorstellung erläutert. Statistische Konzepte, die in der Datenstrukturdefinition (DSD) oder der Metadatenstrukturdefinition (MSD) Verwendung finden, werden in einem gemeinsamen Objekt, einem sogenannten Konzeptsystem, zusammengeführt.
Codelisten sind Gruppen vordefinierter Begriffe, aus denen einige statistisch codierte Konzepte ihre Werte übernehmen. Bereichsübergreifende SDMX-Codelisten dienen der Unterstützung von bereichsübergreifenden Konzepten.
Ein statistischer Themenbereich bezieht sich auf eine statistische Tätigkeit, die gemeinsame Merkmale aufweist, etwa Variablen, Konzepte und Methoden für die Datenerhebung sowie den gesamten Prozess der Erstellung statistischer Daten.
Das SDMX-Glossar beinhaltet Konzepte und entsprechende Definitionen, die in den Struktur- und Referenz-Metadaten internationaler Organisationen und nationaler datenproduzierender Einrichtungen verwendet werden. Im Glossar wird empfohlen, durch die Verwendung einer gemeinsamen Terminologie die Kommunikation zu erleichtern und für mehr Verständlichkeit zu sorgen.
Mit dem SDMX-Glossar soll in erster Linie Folgendes erreicht werden: Wenn ein Begriff verwendet wird, sollte dessen genaue Bedeutung mit der Definition im Glossar übereinstimmen.
Nähere Informationen dazu enthalten auch die Empfehlungen für die Praxis in den inhaltsbezogenen SDMX-Leitlinien (SMDX Content-Oriented Guidelines) auf der offiziellen SDMX-Website.
Eine IT-Architektur sowie standardisierte Tools werden benötigt, um einen stärker automatisierten und effizienteren Austausch von Daten und Metadaten zu unterstützen.
In der Praxis fördert SDMX also die Verwendung von mit SDMX-konformen Standardformaten wie beispielsweise .xml. Es bietet die notwendigen Tools zur:
- Unterstützung des Informationsmodells,
- Erstellung SDMX-konformer Dateien,
- Speicherung von Artefakten mit SDMX-Bezug,
- Kartierung und Umkodierung aus bestehenden Datenbanken,
- Validierung der Struktur – und zukünftig auch des Inhalts – von Datensätzen.
SDMX stellt IT-Systeme mit der für die Verbindung mit der SDMX-Welt nötigen Architektur bereit und erleichtert so den Datenaustausch. Im Allgemeinen ist die SDMX-IT-Architektur nach einem der folgenden drei Modelle gestaltet, nämlich
- der Push-Modus-Architektur, bei der die Sendeorganisationen in den EU-Ländern Eurostat als Empfängerorganisation ihre SDMX-konformen Dateien über eDAMIS, Eurostats einziger Anlaufstelle für Dateien mit statistischen Daten und Metadaten, übermitteln;
- der Pull-Modus-Architektur, bei der Eurostat als Empfängerorganisation die benötigten SDMX-konformen Dateien den Datenbanken der Sendeorganisationen entnimmt;
- der Datendrehscheibe-Architektur, bei der Nutzer die Daten direkt in den Datenbanken der Sendeorganisationen abrufen.
SDMX ist also mehr als nur ein Format zur Datenübermittlung.
Alle Dokumente zu den technischen Spezifikationen von SDMX, in denen die Standards beschrieben werden, können auf der offiziellen Website der SDMX-Community kostenlos abgerufen werden.
SDMX wird auch in Zukunft durch Verbesserungen und neue Funktionen weiterentwickelt werden. Einige Entwicklungen, wie z. B. die technischen Spezifikationen zu SDMX 3.0, werden häufig bereits vor der Fertigstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Künftige Entwicklungen im Bereich SMDX
Mittlerweile stellt SDMX einen der Grundpfeiler einer modernen und industrialisierten statistischen Arbeitsweise dar. Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass sich SDMX nicht mehr weiterentwickelt. Vielmehr wird der SDMX-Aktionsplan durch den wachsenden Erfahrungsschatz eines immer größeren Kreises von Nutzern beeinflusst. Die Personen, die SDMX nutzen, sind an den angebotenen quelloffenen Software-Tools und betrieblichen Anwendungen sowie an der Weiterentwicklung der Standards interessiert.
Alle fünf Jahre erstellen die Träger von SDMX einen Aktionsplan, die SDMX-Roadmap. Im aktuellen Plan, der den Zeitraum 2021-2025 abdeckt, wird eine Vision für die Weiterentwicklung von SDMX präsentiert.
Das Initiative zielt in erster Linie darauf ab, ein stärkeres und globaleres Informationssystem aufzubauen, das einen offenen Echtzeitzugang zu amtlichen Statistiken bieten kann.
Die SDMX-Roadmap 2025 beruht auf vier strategischen Säulen:
- die Umsetzung von SDMX vorantreiben (Umsetzung),
- die Datennutzung mittels SDMX einfacher gestalten (Vereinfachung),
- statistische Prozesse mithilfe von SDMX modernisieren und die Standards sowie die IT-Infrastruktur laufend verbessern (Modernisierung),
- die Kommunikation und Interaktion mit der breiteren Nutzergemeinschaft ausbauen (Kommunikation).
Die SDMX-Roadmap ist auf dem offiziellen SDMX-Portal einsehbar.