Information on data
Für die Überwachung makroökonomischer Ungleichgewichte wurde ein Scoreboard mit statistischen Indikatoren eingeführt. Es umfasst derzeit 13 Leitindikatoren für die Ermittlung und Überwachung der wichtigsten Dimensionen makroökonomischer Ungleichgewichte und Einbußen an Wettbewerbsfähigkeit (externe Ungleichgewichte und Wettbewerbsfähigkeit, interne Ungleichgewichte und Beschäftigung). Das MIP-Scoreboard wird durch Hilfsindikatoren ergänzt, die ein besseres Verständnis der Risiken ermöglichen und die Ermittlung relevanter politischer Maßnahmen erleichtern.
Die Auswahl der Indikatoren wird regelmäßig überprüft, um sicherzustellen, dass das Scoreboard an die sich ändernden makroökonomischen Ungleichgewichte angepasst ist und verfügbare neue relevante Statistiken berücksichtigt.
Änderungen am MIP-Scoreboard
Im Zuge dieser regelmäßigen Überprüfung wurde 2024 die Zahl der Leitindikatoren (von 14 auf 13) und Hilfsindikatoren (von 28 auf 23) verringert. Darüber hinaus wurden die Indikatoren gleichmäßiger auf die einzelnen thematischen Blöcke verteilt. Diese Überarbeitung trägt den laufenden Verbesserungen der statistischen Qualität Rechnung und gewährleistet gleichzeitig die Stabilität und Relevanz der Indikatoren für die MIP-Überwachung. Alle überarbeiteten Scoreboards und Hilfsindikatoren finden sich im statistischen Anhang des Warnmechanismus-Berichts 2025.
Externe Ungleichgewichte und Wettbewerbsfähigkeit
In der nachstehenden Tabelle sind die für diesen Bereich verwendeten Indikatoren, die Einheit, in der sie angegeben sind, und der entsprechende Schwellenwert aufgeführt.
Indikator | Einheit | Schwellenwert |
---|---|---|
Leistungsbilanzsaldo | Dreijahresdurchschnitt in % des BIP | – 4/6% |
Nettoauslandsvermögensstatus | in % des BIP | – 35% |
Realer effektiver Wechselkurs, 42 Handelspartner, HVPI-Deflator | Dreijahresveränderung in % | ± 3% für Länder des Euro-Währungsgebiets ± 10% für Länder außerhalb des Euro-Währungsgebiets |
Exportleistung gegenüber fortgeschrittenen Volkswirtschaften | Dreijahresveränderung in % | – 3% |
Index der nominalen Lohnstückkosten (pro Arbeitsstunde) | Dreijahresveränderung in % | 9% für Länder des Euro-Währungsgebiets 12% für Länder außerhalb des Euro-Währungsgebiets |
Die Leistungsbilanz (current account - CA) liefert Informationen über die Transaktionen eines Landes mit der übrigen Welt. Sie erfasst alle Transaktionen (ausgenommen Finanztransaktionen) mit Waren, Dienstleistungen, Primäreinkommen und Sekundäreinkommen, die zwischen gebietsansässigen und gebietsfremden Einheiten getätigt werden. Sie wird entweder als Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts (BIP; gross domestic product – GDP) oder in Millionen der Landeswährung ausgedrückt. Die Finanzströme werden als Soll- oder Habensaldo oder als Saldo ausgewiesen.
Der MIP-Scoreboard-Indikator ist der gleitende Dreijahresdurchschnitt des Leistungsbilanzsaldos, ausgedrückt als Prozentsatz des BIP. Er wird wie folgt berechnet:
Die indikativen Schwellenwerte für diesen Indikator liegen bei + 6 % und – 4 %.
Der Auslandsvermögensstatus (international investment position – IIP) ist eine statistische Angabe, die zu einem bestimmten Zeitpunkt den Wert und die Zusammensetzung folgender Elemente ausweist:
- finanzielle Vermögenswerte von Gebietsansässigen einer Volkswirtschaft, bei denen es sich um Forderungen gegenüber Gebietsfremden handelt, und Goldbarren, die als Reserven gehalten werden,
- Verbindlichkeiten Gebietsansässiger einer Volkswirtschaft gegenüber Gebietsfremden.
Der Unterschied zwischen den Vermögenswerten und Verbindlichkeiten einer Volkswirtschaft gegenüber dem Ausland ist der Nettoauslandsvermögensstatus der Volkswirtschaft, der positiv oder negativ sein kann. Der Nettoauslandsvermögensstatus gibt einen Gesamtüberblick über die Nettofinanzlage (Vermögenswerte minus Verbindlichkeiten) eines Landes gegenüber der übrigen Welt. Er ermöglicht eine Analyse zum Bestand und zu den Strömen hinsichtlich der Finanzlage eines Landes gegenüber dem Ausland.
Der MIP-Scoreboard-Indikator ist der Nettoauslandsvermögensstatus in Prozent des BIP. Er wird wie folgt berechnet:
Der indikative Schwellenwert liegt bei – 35%.
Der reale effektive Wechselkurs (real effective exchange rate – REER) wird dazu verwendet, die Preis- bzw. Kostenwettbewerbsfähigkeit eines Landes gegenüber seinen wichtigsten Mitbewerbern auf internationalen Märkten zu bewerten. Veränderungen bei der Kosten- und Preiswettbewerbsfähigkeit hängen nicht nur von Wechselkursschwankungen ab, sondern auch von Kosten- und Preisentwicklungen.
Der MIP-Scoreboard-Indikator ist der reale effektive Wechselkurs, der auf Deflatoren des harmonisierten Verbraucherpreisindex (harmonised index of consumer prices – HICP) für 42 Handelspartner (REER_HICP_42) basiert; er wird als Dreijahresveränderung in Prozent ausgedrückt. Ein positiver Wert bedeutet eine echte Aufwertung. Er wird wie folgt berechnet:
Der indikative Schwellenwert liegt für Länder des Euro-Währungsgebiets bei ± 3% und für Länder außerhalb des Euro-Währungsgebiets bei ± 10%.
Die Daten werden von der Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen der Europäischen Kommission bereitgestellt.
Die Exportleistung gegenüber fortgeschrittenen Volkswirtschaften (export performance against advanced economies – EXPadv) stellt den Anteil der Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen eines Landes im Vergleich zu den Gesamtausfuhren von Waren und Dienstleistungen fortgeschrittener Volkswirtschaften dar. Unter die Definition von fortgeschrittenen Volkswirtschaften fallen in diesem Kontext die OECD-Länder sowie die 5 nicht der OECD angehörenden EU-Länder Bulgarien, Kroatien, Malta, Rumänien und Zypern.
Der MIP-Scoreboard-Indikator gibt die Exportleistung gegenüber fortgeschrittenen Volkswirtschaften an, ausgedrückt als Dreijahresveränderung in Prozent. Er wird wie folgt berechnet:
Der niedrigere indikative Schwellenwert liegt bei – 3%.
Die Daten für Nicht-EU-Länder stammen von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Der Index der nominalen Lohnstückkosten (nominal unit labour cost – ULC) ist definiert als das Verhältnis der Arbeitskosten zur Arbeitsproduktivität. Die Arbeitskosten sind das Verhältnis des Arbeitnehmerentgelts (ausgedrückt in jeweiligen Preisen) zu den von den Lohn- und Gehaltsempfängern geleisteten Arbeitsstunden. Arbeitsproduktivität ist das Verhältnis des Bruttoinlandsprodukts (zu Marktpreisen in Mio. EUR, verkettete Volumen, Bezugsjahr 2015) zu den insgesamt geleisteten Arbeitsstunden.
Der MIP-Scoreboard-Indikator besteht aus den nominalen Lohnstückkosten von Waren und Dienstleistungen, ausgedrückt als Dreijahresveränderung in Prozent. Er wird wie folgt berechnet:
Der indikative Schwellenwert liegt für Länder des Euro-Währungsgebiets bei 9% und für Länder außerhalb des Euro-Währungsgebiets bei 12%.
Interne Ungleichgewichte
In der nachstehenden Tabelle sind die für diesen Bereich verwendeten Indikatoren, die Einheit, in der sie angegeben sind, und der entsprechende Schwellenwert aufgeführt.
Indikator | Einheit | Schwellenwert |
---|---|---|
Gesamtstaatlicher Bruttoschuldenstand | in % des BIP | 60% |
Verschuldung der privaten Haushalte (einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck – pOE), konsolidiert | in % des BIP | 55% |
Verschuldung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften, konsolidiert | in % des BIP | 85% |
Kreditfluss der privaten Haushalte (einschließlich pOE), konsolidiert | in % des Schuldenstands (t‑1) | 14% |
Kreditfluss der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (ohne ausländische Direktinvestitionen – ADI), konsolidiert | in % des Schuldenstands (t‑1) | 13% |
Nominaler hauspreisindex | Veränderung zum Vorjahr in % | 9% |
Der gesamtstaatliche Bruttoschuldenstand (General government gross debt – GGGD) ist die zwischen und unter den staatlichen Sektoren konsolidierte Gesamtbruttoverschuldung zu Nominalwerten am Jahresende. Der Stand entspricht der Summe der am Jahresende ausstehenden Verbindlichkeiten, die von allen unter den Sektor „Staat“ fallenden Einheiten in folgenden Rubriken eingegangen wurden: Bargeld und Einlagen, Schuldverschreibungen und Kredite.
Der Indikator des MIP-Scoreboards ist der als Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts ausgedrückte GGGD. Er wird wie folgt berechnet:
Der indikative Schwellenwert liegt bei 60%.
Die Verschuldung der privaten Haushalte (household debt – HHD) ist der Bestand an Verbindlichkeiten, die die privaten Haushalte und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck (pOE) des Sektors eingegangen sind. Bei den Instrumenten, die bei der Erstellung dieses Indikators berücksichtigt werden, handelt es sich um Schuldverschreibungen und Kredite. Die Daten werden in konsolidierter Form dargestellt, d. h. Transaktionen innerhalb desselben Sektors werden nicht berücksichtigt.
Der MIP-Scoreboard-Indikator ist der als Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausgedrückte Schuldenstand der privaten Haushalte und der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck. Er wird wie folgt berechnet:
Der indikative Schwellenwert liegt bei 55%.
Die Verschuldung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (non-financial corporations debt – NFCD) bezeichnet den Schuldenstand des Sektors der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften. Sie wird als Prozentsatz des BIP ausgedrückt. Bei den Instrumenten, die bei der Erstellung dieses Indikators berücksichtigt werden, handelt es sich um Schuldverschreibungen und Kredite. Die Daten werden in konsolidierter Form dargestellt, d. h. Transaktionen innerhalb desselben Sektors werden nicht berücksichtigt.
Der MIP-Scoreboard-Indikator ist der als Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausgedrückte Schuldenstand der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften. Er wird wie folgt berechnet:
Der indikative Schwellenwert liegt bei 85%.
Der Kreditfluss der privaten Haushalte (household credit flow – HHCF) stellt den Nettobetrag der Verbindlichkeiten dar, die die Sektoren „private Haushalte“ und „private Organisationen“ ohne Erwerbszweck im Laufe des Jahres eingegangen sind. Bei den Instrumenten, die bei der Erstellung dieses Indikators berücksichtigt werden, handelt es sich um Schuldverschreibungen und Kredite. Die Daten werden in konsolidierter Form dargestellt, d. h. Transaktionen innerhalb desselben Sektors werden nicht berücksichtigt.
Der MIP-Scoreboard-Indikator wird als Prozentsatz der entsprechenden Bestände am Ende des Vorjahres ausgedrückt. Er wird wie folgt berechnet:
Der indikative Schwellenwert liegt bei 14%.
Der Kreditfluss der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (non-financial corporations credit flow – NFCCF) stellt den Nettobetrag der Verbindlichkeiten dar, die der Sektor der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften im Laufe des Jahres eingegangen ist. Bei den Instrumenten, die bei der Erstellung dieses Indikators berücksichtigt werden, handelt es sich um Schuldverschreibungen und Kredite, von denen ausländische Direktinvestitionen (ADI) abgezogen werden. ADI werden aus der Zahlungsbilanz übernommen. Die Daten werden in konsolidierter Form dargestellt, d. h. Transaktionen innerhalb desselben Sektors werden nicht berücksichtigt.
Der MIP-Scoreboard-Indikator wird als Prozentsatz der entsprechenden Bestände ohne ADI am Ende des Vorjahres ausgedrückt. Er wird wie folgt berechnet:
Der indikative Schwellenwert liegt bei 13%.
Der nominale hauspreisindex (house price index – HPI) erfasst die Preisänderungen aller von privaten Haushalten erworbenen Wohnimmobilien, wie Wohnungen, freistehende Häuser und Reihenhäuser. Er schließt sowohl neue als auch bestehende Wohngebäude ein, unabhängig von ihrer endgültigen Nutzung und ihren früheren Eigentümern. Es werden nur Marktpreise berücksichtigt, weswegen selbst gebaute Wohngebäude ausgeschlossen sind. Die Bodenkomponente ist eingeschlossen.
Der MIP-Scoreboard-Indikator wird als jährliche Wachstumsrate ausgedrückt. Er wird wie folgt berechnet:
Der indikative Schwellenwert liegt bei 9%.
Beschäftigungsindikatoren
In der nachstehenden Tabelle sind die für diesen Bereich verwendeten Indikatoren, die Einheit, in der sie angegeben sind, und der entsprechende Schwellenwert aufgeführt.
Indikator | Einheit | Schwellenwert |
---|---|---|
Arbeitslosenquote | % der Erwerbsbevölkerung im Alter von 15 bis 74 Jahren | 10% |
Erwerbsbeteiligungsquote | Dreijahresveränderung in Prozentpunkten (% der Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren) | – 0,2 Prozentpunkte |
Die Arbeitslosenquote (unemployment rate – UR) ist die Zahl der Arbeitslosen in Prozent der Erwerbsbevölkerung (Gesamtzahl der Beschäftigten und Arbeitslosen) gemäß der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation. An einer anhaltend hohen Arbeitslosenquote lässt sich das potenzielle Ausmaß eines makroökonomischen Ungleichgewichts ablesen. Sie deutet auf eine mögliche Fehlallokation von Ressourcen und einen allgemeinen Mangel an Anpassungsfähigkeit in der Wirtschaft hin.
Der MIP-Scoreboard-Indikator ist die Zahl der Arbeitslosen im Alter von 15 bis 74 Jahren als Prozentsatz der Erwerbsbevölkerung. Er wird wie folgt berechnet:
Der indikative Schwellenwert liegt bei 10%.
Die Erwerbsbeteiligungsquote (labour force participation rate – LFPR) ist der prozentuale Anteil der Erwerbsbevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren an der Gesamtbevölkerung derselben Altersgruppe gemäß der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation.
Der MIP-Scoreboard-Indikator ist die Erwerbsbeteiligungsquote, ausgedrückt als Dreijahresveränderung in Prozentpunkten. Er wird wie folgt berechnet:
Der indikative Schwellenwert liegt bei – 0,2 Prozentpunkten.
Hilfsindikatoren
- Nettoauslandsvermögensstatus ohne nicht ausfallgefährdete Instrumente – in % des BIP
- Finanzierungssaldo (Leistungs- plus Kapitalbilanz) – in % des BIP
- Nettohandelsbilanz der Energieprodukte – in % des BIP
- Reales Pro-Kopf-BIP – in EUR
- Bruttoanlageinvestitionen – in % des BIP
- Bruttoinlandsausgaben für FuE – in % des BIP
- Exportmarktanteil (in Prozent der weltweiten Ausfuhren) – Dreijahresveränderung in Prozent
- Arbeitsproduktivität (pro Arbeitsstunde) – Veränderung zum Vorjahr in Prozent
- Kerninflationsgefälle gegenüber dem Euro-Währungsgebiet – in Prozentpunkten
- Verschuldung der privaten Haushalte, konsolidiert – in % des BNE
- Notleidende Kredite brutto, in- und ausländische Unternehmen – in Prozent der Kredite brutto
- Kernkapitalquote des Bankensektors – in % der risikogewichteten Aktiva
- Eigenkapitalrendite des Bankensektors – in %
- Standardisiertes Hauspreis-Einkommen-Verhältnis – in % des langfristigen Durchschnitts (2000-aktuell)
- Baugenehmigungen – in m² je 1 000 Einwohner
- Langzeitarbeitslosenquote – in % der Erwerbsbevölkerung im Alter von 15 bis 74 Jahren
- Jugendarbeitslosenquote – in % der Erwerbsbevölkerung im Alter von 15 bis 24 Jahren
- Beschäftigungsquote – in % der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren
- Junge Menschen, die weder arbeiten noch eine Schule besuchen oder eine Ausbildung absolvieren – in % der Bevölkerung im Alter von 15 bis 29 Jahren
- Von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Personen – in % der Gesamtbevölkerung
- Nach dem Erhalt sozialer Transferleistungen von Armut bedrohte Personen – in % der Gesamtbevölkerung
- Von erheblicher materieller und sozialer Deprivation betroffene Personen – in % der Gesamtbevölkerung
- Personen, die in Haushalten mit sehr geringer Erwerbsintensität leben – in % der Bevölkerung im Alter von 0 bis 64 Jahren