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03/11/2014
Rede von Kommissarin Vassiliou bei der Veranstaltung „Jugend in Bewegung“ in Bordeaux

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Rede von Kommissarin Vassiliou bei der Veranstaltung „Jugend in Bewegung“ in Bordeaux

Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrter Herr Premierminister und Bürgermeister der Stadt Bordeaux,

sehr geehrter Herr Vorsitzender des Regionalrates von Aquitaine und Vorsitzender des Ausschusses der Regionen Frankreichs,

Exzellenzen, meine Damen und Herren, liebe Freunde,

 

ich freue mich, dass ich heute mit Ihnen hier in dieser herrlichen Stadt Bordeaux sein kann, um die Initiative „Jugend in Bewegung“ zu starten, die den Kern des europäischen Projekts berührt.

Zunächst möchte ich der Stadt Bordeaux für ihren freundlichen Empfang und ihre Gastfreundschaft danken. Bordeaux und die gesamte Region Aquitaine werden in den nächsten Tagen das Zentrum der Jugendmobilität in Europa sein.

Die Entscheidung der Kommission, eine Initiative insbesondere für Jugendliche einzuleiten, beruht auf zwei wichtigen Feststellungen:

  • Zum einen hängt der künftige Wohlstand Europas von den Kompetenzen und Fertigkeiten der Bürgerinnen und Bürger in Europa ab. Das ist die innere Logik der wissensbasierten Wirtschaft.
  • Zum anderen gehören unsere jungen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu denen, die am stärksten von der Wirtschaftskrise betroffen sind. Diese Krise hat den Übergang von der schulischen und beruflichen Ausbildung ins Arbeitsleben noch schwieriger gemacht. Wir müssen heute alles daransetzen, dass die Generationen, die unsere Zukunft bedeuten, wieder Hoffnung schöpfen.

 

Die Arbeitslosigkeit unter den jungen Menschen in Europa hat in den meisten Mitgliedstaaten ein unannehmbares Ausmaß erreicht. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote der unter 25jährigen liegt in Europa derzeit bei über 20 %.

Meine Initiative „Jugend in Bewegung“ soll dazu beitragen, unsere Jugendlichen mit dem Wissen und den Fertigkeiten auszurüsten, die sie beim Eintritt ins Erwerbsleben brauchen, um dort bestehen zu können.

Diese Initiative ist Teil einer globalen Strategie, die Europa aus der Krise führen soll, nämlich die Strategie Europa 2020. Im Rahmen dieser Strategie, die inzwischen von allen Mitgliedstaaten angenommen wurde, haben wir uns im Bildungsbereich bis 2020 vor allem zwei Ziele gesetzt, die klar in Zahlen ausgedrückt werden können:

  • Unser erstes Ziel ist es, die Zahl der Schulabbrecher auf höchstens 10 % zu senken,
  • Das zweite Ziel besteht darin, dass mindestens 40 % der Jugendlichen einen höheren Schulabschluss oder eine entsprechende berufliche Qualifikation nachweisen können.

 

Im Rahmen meiner Initiative „Jugend in Bewegung“ schlage ich spezifische Aktionen vor, um die schulische und die berufliche Bildung zu modernisieren und für das lebenslange Lernen zu werben. Mein Wunsch ist es ferner, insbesondere die Qualität und die Attraktivität der höheren Schulbildung in Europa zu verbessern und die Mobilität unserer Studierenden in Europa zu fördern. 

Lassen Sie mich einige konkrete Beispiele anführen.

  • Ich möchte die jungen Europäerinnen und Europäer ermutigen, ein Studien- oder Ausbildungsjahr in einem anderen Land zu verbringen. Aus diesem Grund und als Ergänzung der Erasmus-Stipendien insbesondere für diejenigen unter ihnen, die am meisten benachteiligt sind, möchte ich als Mobilitätshilfe gedachte Darlehen für die Studierenden einrichten.
  • Zudem möchte ich eine Karte „Jugend in Bewegung“ einführen, um die Mobilitätsmaßnahmen für die jungen Menschen leichter zugänglich zu machen und attraktiver zu gestalten.
  • Des Weiteren plane ich neue Formen der Mobilität für junge Menschen, insbesondere im Beschäftigungssektor. So möchte ich die Betriebspraktika im Rahmen des Erasmus-Programms ausbauen.  

 

Meine Damen und Herren, 

wir leben in einer Welt, die mitten im Wandel ist. Die Globalisierung führt zu einer Veränderung unserer Gesellschaften und unserer Wirtschaft. Nicht nur die Menschen kommen in Bewegung, auch die Sprachgrenzen und die Grenzen zwischen einzelnen Wirtschaftsräumen und Regionen sind nicht mehr starr. 

In diesen Krisenzeiten können wir nirgends besser investieren als in die Menschen selbst. Wir müssen ihnen die Möglichkeit geben, die notwendigen Schlüsselfertigkeiten zu erwerben, um sich an eine rasant wandelnde Gesellschaft anzupassen und mit ihr Schritt zu halten. Fast fünf Millionen junger Menschen in Europa suchen heute einen Arbeitsplatz. Viele von ihnen werden auch künftig keine Beschäftigung finden, weil sie nicht über die erforderlichen Fertigkeiten verfügen.

Damit jede und jeder eine Chance bekommt, spielen Mobilität und Anpassungsfähigkeit eine zentrale Rolle. Sie müssen zur Regel werden und dürfen nicht länger die Ausnahme sein. Vor allem die Jugendlichen haben dadurch die Möglichkeit, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, ihren kulturellen Horizont zu erweitern und neue Erfahrungen zu sammeln. Nahezu 40% der Arbeitgeber, die wir befragt haben, halten einen Ausbildungsaufenthalt im Ausland für einen echten Vorteil. 

Neben den wirtschaftlichen Aspekten bedeutet jede Form der Mobilität zudem eine persönliche Bereicherung. Sie bietet dem Einzelnen die Gelegenheit, seine Identität zu wahren und gleichzeitig ein Gefühl der Zusammengehörigkeit in Europa zu entwickeln. Europa, so sagte Jean Monnet, ist eine „Geisteshaltung“. In diesem Sinn ist die Mobilität ein unverzichtbarer Bestandteil der europäischen Integration, die zu dieser von Jean Monnet bezeichneten Geisteshaltung führt.  

Gemeinsam mit der Kommission sind wir darum bemüht, dass in Europa alle Menschen vorankommen. Deshalb müssen wir heute den Ländern helfen, die noch einen gewissen Nachholbedarf haben, denn sie sind in Zukunft zweifellos große Arbeitsmarktgebiete. Angesichts der derzeitigen Krise ist das europäische Vorhaben mehr als eine Option, es ist schlicht eine Notwendigkeit.

Abschließend möchte ich daran erinnern, dass es für alle, aber vor allem für die jüngeren Menschen, von entscheidendem Vorteil ist, wenn sie in der Lage sind, mehrere Sprachen zu sprechen und zu verstehen. Da ich als Kommissarin auch für die Mehrsprachigkeit zuständig bin, möchte ich hier ganz deutlich sagen: Die jungen Europäerinnen und Europäer von heute müssen Fremdsprachen lernen. Sie sind ein Schlüssel zum sozialen und beruflichen Erfolg in einer sich immer weiter öffnenden Welt. Aber auch als Bürgerin bin ich davon überzeugt, dass die jungen Menschen in Europa durch das Erlernen von Sprachen für sich persönlich sowie für ihre Generation insgesamt eine bessere Zukunft schaffen. So habe ich mich heute in französischer Sprache an Sie gewandt, und meine Rede wird Ihnen in fünf weiteren Sprachen der EU zur Verfügung stehen.

 

Liebe Freundinnen, liebe Freunde, 

ich wünsche mir, dass unsere Initiative „Jugend in Bewegung“ viele junge Menschen inspiriert und motiviert, europaweit an einem anspruchsvollen Projekt mitzuwirken.

 

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Letzte Aktualisierung: 24/11/2014 |  Seitenanfang