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Archive:Landwirtschaftliche Regionalstatistik

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Datenauszug vom März 2016. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: November 2017.

Anhand des Statistischen Atlasses von Eurostat können Sie alle Karten interaktiv verwenden (siehe Benutzerhandbuch) (auf Englisch).

Abbildung 1: Vorrangige Produktionsfaktoren der 20 NUTS-2-Regionen mit der höchsten Produktionsleistung in der Agrarwirtschaft, 2014 (1)
(in Millionen EUR)
Quelle: Eurostat (agr_r_accts) und (aact_eaa01)
Karte 1: Landwirtschaftliche Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen, pro Jahresarbeitseinheit, nach NUTS-2-Regionen, 2013 (1)
(in Tausend EUR)
Quelle: Eurostat (agr_r_accts), (aact_eaa01), (ef_olfreg) und (aact_ali01)
Karte 2: Durchschnittliche Veränderungen des Rinderbestands, nach NUTS-2-Regionen, 2003–2013 (1)
(% pro Jahr)
Quelle: Eurostat (ef_ls_ovaareg), (ef_olsaareg), (ef_ls_gzcatl) und (ef_olslsuft)
Karte 3: Veränderungen in der Kuhmilchproduktion, nach NUTS-2-Regionen, 2013–2014 (1)
(%)
Quelle: Eurostat (agr_r_milkpr) und (apro_mk_farm)
Karte 4: Anteil von Dauergrünland und Flächen für Pflanzen zur Grünernte an der landwirtschaftlich genutzten Gesamtfläche, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (1)
(%)
Quelle: Eurostat (agr_r_acs)
Abbildung 2: Die führenden 20 NUTS-2-Regionen nach landwirtschaftlich genutzter Fläche, 2014 (1)
(% der Landfläche)
Quelle: Eurostat (agr_r_acs) und (demo_r_d3area)
Karte 5: Bodenerosion durch Wasser, NUTS-3-Regionen, 2010
(Tonnen pro Hektar)
Quelle: Eurostat (aei_pr_soiler)

Dieser Artikel ist Teil einer Reihe statistischer Artikel, die auf dem Eurostat-Jahrbuch der Regionen basieren. Darin werden die regionale Agrarstatistik für die Europäische Union (EU) sowie eine Auswahl der von Eurostat in diesem Bereich erhobenen statistischen Daten vorgestellt, darunter Daten zu Viehbeständen, zur Milchproduktion, zum Agrarzensus sowie zum Agrarumweltindikator für die Bodenerosion.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Landwirtschaftliche Gesamtrechnung

Im Jahr 2015 generierte die Landwirtschaft in der EU-27 eine Wertschöpfung von 164 Milliarden EUR. Dies entspricht einem Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung von etwa 1,3 %. Dieser Beitrag war im Laufe des vergangenen Jahrzehnts zunächst von 1,5 % (2005) auf einen Tiefstand von 1,2 % (2009) gesunken, bevor er 2011 wieder auf 1,4 % anstieg und sich 2012 und 2013 auf diesem Niveau stabilisierte. 2014 kam es zu einem erneuten Rückgang auf 1,3 %. Die in Abbildung 1 und Karte 1 dargestellte Analyse der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung auf regionaler Ebene basiert auf Daten aus den Bezugsjahren 2013 und 2014 (bedingt durch die etwas länger dauernde Erhebung und Bearbeitung von regionalen Daten), in denen die landwirtschaftliche Wertschöpfung 172 Mrd. EUR bzw. 166 Mrd. EUR betrug.

Der Produktionswert der Agrarwirtschaft lässt sich nach vier Komponenten aufschlüsseln (siehe Abbildung 1):

  • Pflanzenanbau einschließlich Erwerbsgartenbau;
  • Viehhaltung;
  • landwirtschaftliche Dienstleistungen, wie z. B. Lohnarbeiten;
  • nicht ausgliederbare nichtlandwirtschaftliche Nebentätigkeiten wie das Sortieren und Verpacken von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, oder Tätigkeiten unter Einsatz landwirtschaftlicher Betriebsmittel (z. B. Agrotourismus, Freizeitangebote oder Landschaftspflege).

Im Jahr 2014 entfiel gut die Hälfte (50,6 %) des gesamten landwirtschaftlichen Produktionswertes der EU-28 auf die pflanzliche Produktion, den überwiegenden Rest (41,0 %) machten tierische Erzeugnisse aus. Landwirtschaftliche Dienstleistungen generierten einen Anteil von 4,8 % und nicht ausgliederbare Nebentätigkeiten die restlichen 3,7 % der landwirtschaftlichen Gesamtproduktion.

Andalucía war Spitzenreiter bei der landwirtschaftlichen Produktion innerhalb der EU

Die in Abbildung 1 dargestellten 20 NUTS-2-Regionen hatten zusammen einen landwirtschaftlichen Produktionswert von 112,8 Mrd. EUR und generierten damit zwei Drittel der Gesamtproduktion aller Regionen der EU-28. Elf dieser Regionen lagen in westlichen EU-Mitgliedstaaten(Frankreich, Niederlande (Daten von 2012), Deutschland (Daten von 2013) und Irland&), die übrigen neun in südliche Mitgliedstaaten (Spanien (Daten von 2013) und Italien). Auf die zwei Regionen mit dem höchsten Produktionswert, das spanische Andalucía und die Bretagne in Frankreich, entfielen jeweils für 5–6 % der gesamten landwirtschaftlichen Produktion der EU-28.

Vier Fünftel (80,2 %) der andalusischen landwirtschaftlichen Produktion waren pflanzliche Erzeugnisse; das ist der höchste Anteil an pflanzlichen Erzeugnissen unter den 20 Regionen mit dem höchsten landwirtschaftlichen Produktionsvolumen. Bei acht dieser Regionen betrug die pflanzliche Produktion mehr als die Hälfte ihres landwirtschaftlichen Outputs, dabei machte in den Regionen Southern and Eastern Ireland und in der Bretagne der entsprechende Anteil weniger als ein Viertel aus. Entsprechend überrascht nicht, dass diese zwei Regionen mit dem niedrigsten Anteil an pflanzlicher Erzeugung die höchste Rate bei der tierischen Produktion hatten: in der irischen Region Southern and Eastern waren es 71,1 %, in der Bretagne 68,5 %. Weitere fünf in Abbildung 1 dargestellte Regionen generierten mehr als die Hälfte ihrer landwirtschaftlichen Produktion mit tierischen Erzeugnissen: Weser-Ems (Deutschland), Cataluña (Spanien), Lombardia (Italien), Pays de la Loire (Frankreich) und Noord-Brabant (Niederlande).

Den höchsten Beitrag landwirtschaftlicher Dienstleistungen an der landwirtschaftlichen Gesamtproduktion verzeichnete die italienische Inselregion Sicilia, die als einzige der genannten 20 Regionen einen Anteil von mehr als 10 % meldete, gefolgt von den zwei niederländischen Regionen (Zuid-Holland und Noord-Brabant), in denen das relative Gewicht landwirtschaftlicher Dienstleistungen knapp unter der Schwelle von 10 % lag. Am anderen Ende lagen vier spanische Regionen (Andalucía, Cataluña, Castilla-la Mancha und Castilla y León), die den niedrigsten Anteil (weniger als 2 %) von landwirtschaftlichen Dienstleistungen am landwirtschaftlichen Produktionswert aufwiesen.

Auch der Beitrag von Nebentätigkeiten belief sich in den meisten Regionen auf unter 10 % des landwirtschaftlichen Produktionswerts, mit Ausnahme der französischen Regionen Poitou-Charentes (21,8 %) und Champagne-Ardenne (13,6 %). Demgegenüber wurde in 6 der 20 Regionen weniger als 1 % des Gesamtertrags mit Nebentätigkeiten generiert. Zu ihnen gehörten drei weitere französische Regionen (Aquitaine, Bretagne und Pays de la Loire) sowie die Regionen Weser-Ems (Deutschland), Southern and Eastern (Irland) und Zuid-Holland (Niederlande).

Ost-West-Gefälle in der Arbeitsproduktivität der Landwirtschaft

Die Daten zur Arbeitsproduktivität in Karte 1 wurden anhand von Beschäftigungsdaten auf der Basis von Jahresarbeitseinheiten (JAE) zusammengestellt, das heißt, sie wurden so angepasst, dass Teilzeit- und Saisonarbeit berücksichtigt werden konnten. 2013 betrug die Wertschöpfung in der gesamten EU-28 je Jahresarbeitseinheit 17,3 Tsd. EUR.

Das Verhältnis zwischen Arbeitseinsatz und Wertschöpfung in der Landwirtschaft ist nicht nur in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten, sondern auch in den Regionen, sehr unterschiedlich. Ein Beispiel dafür ist das Vereinigte Königreich: Während Greater Manchester mit 192,5 Tsd. EUR je Jahresarbeitseinheit die höchste Arbeitsproduktivität unter sämtlichen EU-Regionen meldete, wurde in der Nachbarregion Lancashire ein Verhältnis von nur 2,9 Tsd. EUR – das achtniedrigste Arbeitsproduktivitätsergebnis unter den in Karte 1 dargestellten 231 EU-Regionen – verzeichnet. Obwohl die Spanne zwischen höchster und niedrigster regionaler landwirtschaftlicher Arbeitsproduktivität in der Slowakei und in Irland wesentlich kleiner war als im Vereinigten Königreich, wiesen diese Länder eine deutlich größere regionale Diversität auf, während die Werte für die Regionen in Ungarn, der Tschechischen Republik und in Rumänien homogener ausfielen.

In 42 NUTS-2-Regionen der EU, in Karte 1 im dunkelsten Grünton dargestellt, betrug die Arbeitsproduktivität mehr als 45 Tsd. EUR je Jahresarbeitseinheit. Es handelt sich dabei überwiegend um Regionen in westlichen Mitgliedstaaten, darunter 11 britische, 9 niederländische, 7 französische Regionen und 3 deutsche (NUTS-1-)Regionen. Die restlichen der 42 Regionen mit relativ hoher landwirtschaftlicher Arbeitsproduktivität lagen an den entgegengesetzten Enden der EU: Es handelt sich dabei um 4 dänische Regionen und die schwedische Hauptstadtregion im Norden und 5 italienische und 2 südostspanische Regionen im Süden.

Eine etwa gleich hohe Zahl von Regionen (44), in Karte 1 im hellsten Grünton eingezeichnet, weist eine Arbeitsproduktivität von unter 7,0 Tsd. EUR je Jahresarbeitseinheit auf. Dazu gehörten überwiegend Regionen in den östlichen EU-Mitgliedstaaten, nämlich alle 8 rumänischen, 14 der 16 polnischen, 5 der 7 ungarischen, 3 der 6 bulgarischen und 2 der 4 slowakischen Regionen sowie jeweils eine Region in der Tschechischen Republik und in Slowenien (für das nur nationale Daten vorliegen). Im Übrigen wurden entsprechend niedrige Arbeitsproduktionswerte in vier griechischen Regionen, jeweils zwei Regionen in Portugal und im Vereinigten Königreich sowie in einer der beiden irischen Regionen und in Litauen (auf dieser Analyseebene eine einzige Region) gemessen.

Viehbestand: Rinder

Die in Karte 2 dargestellten regionalen Daten stammen aus der mehrjährigen Erhebung über die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe (FSS) und zeigen die Veränderungen des Bestands an Rindern zwischen 2003 und 2013, wobei für manche Regionen kürzere Zeiträume berücksichtigt wurden. Veränderungen im Rinderbestand wirken sich einerseits auf die Milch- und Fleischproduktion aus, können andererseits aber auch umweltrelevante Konsequenzen haben, z. B. hinsichtlich der Bodennutzung (Weideland oder Futteranbauflächen) und der Methanerzeugung.

REGIONEN IM BLICKPUNKT

Latvija, Litauen

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Nur 60 der 233 NUTS-Regionen der EU, für die Daten vorliegen, meldeten 2013 die gleiche Anzahl von Rindern, die sie zehn Jahre zuvor angegeben hatten. Diese Regionen verteilten sich auf 17 verschiedene Mitgliedstaaten einschließlich Litauen (das auf der NUTS-2-Ebene eine einzige Region bildet), in denen der Rinderbestand zwischen 2003 und 2013 um durchschnittlich 0,9 % pro Jahr wuchs.

©: Ingii

Der Gesamtbestand an Rindern in der EU (ausgenommen Kroatien) belief sich 2003 auf mehr als 92 Millionen Tiere. Diese Zahl nahm bei jeder folgenden Betriebsstrukturerhebung während des letzten Jahrzehnts ab und erreichte 2013 einen Tiefstand von 86,9 Millionen. Somit betrug die Veränderung des Rinderbestands durchschnittlich -0,6 % pro Jahr.

2013 wiesen gerade 60 von 233 auf Karte 2 dargestellten NUTS-Regionen der EU einen gleich hohen Rinderbestand wie vor 10 Jahren auf (in der Karte im dunkelsten Grünton dargestellt). Die in Rede stehenden Regionen verteilten sich auf 17 verschiedene EU-Mitgliedstaaten, waren aber vor allem auf die Niederlande und Frankreich (je 10 Regionen), Polen (8 Regionen) und Ungarn (5 Regionen) sowie, in geringerem Maße, auf Spanien und das Vereinigte Königreich (je 4 Regionen), Italien, Österreich und Portugal (je 3 Regionen) konzentriert. Mit Ausnahme Polens handelte es sich dabei um westliche und südliche Mitgliedstaaten, wenngleich vereinzelte Zuwächse an Rinderbeständen auch im Norden der EU, wie etwa in den dänischen Regionen Syddanmark und Nordjylland, in Litauen (auf dieser Analyseebene eine einzige Region) und im finnischen Åland, sowie in manchen östlichen EU-Regionen (Yuzhen tsentralen in Bulgarien und Jadranska Hrvatska in Kroatien) verzeichnet wurden.

Hoher Rinderbestand in irischen Regionen

Die irische Region Southern and Eastern verzeichnete 2013 die größte Anzahl an Rindern (4,3 Mio.) unter den NUTS-Regionen der EU (siehe Karte 2). Für den Zeitraum 2003–2013 meldete sie diesbezüglich einen bescheidenen Zuwachs von durchschnittlich 0,2 % pro Jahr. Eine Vorstellung von der Größe des Rinderbestands in Southern and Eastern vermittelt die Tatsache, dass sie gerade von sechs EU-Mitgliedstaaten auf nationaler Ebene übertroffen wurde; bezeichnend ist auch, dass in Southern and Eastern Ireland eine Viertelmillion mehr Rinder gehalten wurden als in den gesamten Niederlanden.

Von den in Karte 2 gezeigten EU-Regionen meldete die süddeutsche Region Bayern (eine NUTS-1-Region) die zweitgrößte Zahl an Rindern (3,3 Mio. Tiere), gefolgt von der anderen irischen Region Border, Midland and Western (2,6 Mio.Tiere). Mehr als zwei Millionen Rinder meldeten im Übrigen nur das deutsche Niedersachsen (2,6 Mio., ebenfalls auf der NUTS-Ebene 1) sowie die französischen Regionen Pays de la Loire (2,5 Mio.) und Bretagne (2,0 Mio).

Eine nähere Betrachtung der Regionen mit relativ hoher Rinderpopulation – mehr als eine Million Rinder im Jahr 2013 – zeigt, dass nur vier von ihnen auch ein signifikantes Anwachsen des Rinderbestands in der Periode 2003–2013 verzeichneten, nämlich Southern and Eastern Ireland, Basse-Normandie und Rhône-Alpes in Frankreich sowie die polnische Hauptstadtregion Mazowieckie. Bei den übrigen EU-Regionen, in denen 2013 mehr als eine Million Rinder gehalten wurden, blieb der Rinderbestand entweder stabil oder ging leicht zurück. Nur zwei Regionen, Lombardia (Italien) und Northern Ireland (Vereinigtes Königreich), meldeten in der Periode 2003–2013 einen überdurchschnittlichen Rückgang ihres Rinderbestands (jeweils -0,9 % pro Jahr) im Vergleich zur durchschnittlichen Abnahme von -0,6 % pro Jahr in der gesamten EU.

Die stärksten regionalen Rückgänge des Rinderbestands sind in Karte 2 im hellsten Grünton dargestellt, sie betreffen 45 Regionen, in denen der Rinderbestand im Schnitt um mehr als 2,2 % pro Jahr sank. Dabei ist nicht verwunderlich, dass Regionen mit insgesamt sehr niedrigem Rinderbestand wie die tschechische Hauptstadtregion, Griechenland, Rumänien und das Vereinigte Königreich die stärksten Rückgänge verzeichneten. Indessen zählten zu diesen 45 Regionen auch solche mit relativ hohem Bestand, zum Beispiel Veneto (im italienischen Nordosten), wo 2013 mehr als eine Dreiviertelmillion Rinder gehalten wurden, sowie die rumänischen Regionen Nord-Est, Nord-Vest, Sud-Muntenia und Sud-Est, die 2013 einen Rinderbestand von mehr als 200 Tausend Tieren aufwiesen.

Landwirtschaftliche Erzeugnisse: Kuhmilchproduktion

Nach einer jahrelangen Überproduktion von Milch und Milchprodukten wurde 1984 im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) eine Milchquotenregelung eingeführt, die das bis dahin bestehende System der garantierten Milchpreise ablöste. 2009 wurde beschlossen, die Milchquoten in den folgenden fünf Jahren um 1 % pro Jahr zu erhöhen und sie anschließend auslaufen zu lassen. 31 Jahre nach ihrer Einführung wurden die Milchquoten im April 2015 abgeschafft. Nähere Informationen über die Produktion von Milch und Milcherzeugnissen während der Milchquotenära können einem gesonderten Artikel der Reihe „Statistics Explained“ entnommen werden.

Unterschiede in Landschaft und Klimabedingungen innerhalb einiger EU-Mitgliedstaaten erklären oft die Spezialisierung bestimmter Regionen auf die Milchviehhaltung. Milchvieh wird vor allem im Flachland mit gemäßigtem Klima und relativ hohen Niederschlagsmengen gehalten. Dies war insbesondere in den Benelux-Ländern, Dänemark, Deutschland, Irland, weiten Teilen Frankreichs, Zentralpolen, vielen Alpenregionen und im Westen Englands der Fall. In Regionen mit weniger Dauergrünland (beispielsweise im Mittelmeerraum oder im Südosten der EU) ist die Haltung von Milchvieh eher unüblich. Sehen sich Viehzüchter mit vergleichsweise trockenen Landschaften und weniger günstigen klimatischen Verhältnissen konfrontiert, tritt an die Stelle der Milchviehhaltung häufig die [[Glossary:Sheep/de|Schaf]- oder Ziegenhaltung; dies trifft teilweise auch auf Bergregionen zu.

Die weitaus überwiegende Mehrheit der in der EU erzeugten Milch stammt von Kühen. Erhebliche Mengen Milch werden jedoch auch von Schafen, Ziegen und Büffeln gewonnen. Dies ist vor allem in manchen südlichen EU-Mitgliedstaaten besonders ausgeprägt. 2014 betrug die Milchproduktion insgesamt 164,9 Mrd. Tonnen, wovon mehr als 97 % von Kühen stammen. Etwa 8 % dieser Milch wurden direkt auf den Höfen verwendet; der Rest wurde an Molkereien zur Herstellung verschiedener Milcherzeugnisse, etwa Trinkmilch, Molke, Käse, Milchpulver oder Butter, geliefert.

Die überwiegende Mehrzahl der EU-Regionen verzeichnete einen Anstieg der Kuhmilchproduktion

Auf Karte 3 werden die regionalen Statistiken zu Veränderungen in der Kuhmilchproduktion in den Jahren 2013 und 2014 auf NUTS-2-Ebene dargestellt. Die überwiegende Mehrzahl der 236 EU-Regionen, für die Daten vorliegen, meldete einen Anstieg der Kuhmilchproduktion; lediglich 30 Regionen meldeten Einbrüche. Bei diesen 30 Regionen handelte es sich fast ausschließlich um Gebiete in südlichen und östlichen Mitgliedstaaten, bis auf eine Region in Frankreich und zwei Regionen in Schweden. Besonders große Einbrüche bei der Kuhmilcherzeugung meldeten jeweils die griechische und die bulgarische Hauptstadtregion (die relativ wenig Milch produzieren). Rückgänge von mehr als 10 % verzeichneten die Regionen Abruzzo und Liguria in Italien und Canarias in Spanien, die ebenfalls eine relativ geringe Produktion aufwiesen, sowie Yuzhen tsentralen, 2014 mit 288 Tsd. Tonnen Spitzenreiter der bulgarischen Kuhmilch produzierenden Regionen. Zu den Regionen, die 2013 und 2014 Rückgänge in der Erzeugung von Kuhmilch meldeten, gehörten fünf relativ große Produzenten mit einem Aufkommen von jeweils mehr als 500 Tsd. Tonnen: Wielkopolskie in Polen, Piemonte in Italien, Midi-Pyrénées in Frankreich, Nord-Vest in Rumänien und Kontinentalna Hrvatska in Kroatien.

Eine Steigerung der Kuhmilchproduktion um 6,5 % oder mehr gegenüber 2013 und 2014 meldeten 48 Regionen (in Karte 3 im dunkelsten Grünton dargestellt). 19 dieser Regionen legten 10 % oder mehr zu. Solche zweistelligen Zuwachsraten verzeichneten vor allem Regionen im Süden (Griechenland, Spanien, Italien und Portugal) und in den östlichen Teilen der EU (Bulgarien, Rumänien und Polen), aber auch zwei belgische Regionen (Prov. Luxembourg und Prov. Namur) und eine britische (Northern Ireland; NUTS-1-Ebene). Am ausgeprägtesten war die Produktionssteigerung in den griechischen Regionen Kriti und Peloponissos, die jedoch beide ein extrem niedriges absolutes Produktionsvolumen an Kuhmilch aufwiesen.

Die größten Erzeugerregionen, in denen die Milchproduktion 2014 um mehr als 10 % anstieg, waren Lombardia (mit einer Kuhmilchproduktion von 4,6 Mio. Tonnen), Northern Ireland (2,5 Mio. Tonnen) und die polnischen Regionen Lódzkie und Warminsko-Mazurskie (jeweils 1,0 Mio. Tonnen). Eine nähere Betrachtung dieser vier Regionen zeigt, dass der Bestand an Milchkühen 2013 und 2014 in Northern Ireland um mehr als 8,5 %, in Lombardia um 5,9 % und in Lódzkie um 1,3 % angestiegen ist. Die Region Warminsko-Mazurskie steigerte ihre Milchproduktion 2013 und 2014 um 10,2 %, wobei diese Mehrerzeugung mit 4,6 % weniger Milchkühen erreicht wurde.

Die sechs EU-Regionen mit den höchsten Milchkuhbeständen registrierten einen Anstieg der Milchproduktion in den Jahren 2013 und 201

Auf der Grundlage der selben regionalen Abdeckung wie in Karte 3 hatten 2014 6 EU-Regionen einen Milchkuhbestand von jeweils mehr als einer halben Million Tiere. Die meisten Kühe wurden in Bayern (1,2 Mio.; NUTS-1-Ebene), Southern and Eastern Ireland (896 Tsd.), Niedersachsen (845 Tsd.; ebenfalls NUTS-1-Ebene) sowie in der Bretagne (751 Tsd.), Nord-Est Romania (569 Tsd.) und Pays de la Loire (532 Tsd.) gezählt. Innerhalb dieser sechs Regionen blieb in den beiden deutschen Regionen die Zahl der Milchkühe 2013 und 2014 beinahe unverändert: Niedersachsen verzeichnete einen Zuwachs von 0,8 %, Bayern einen leichten Rückgang um 0,2 %. Die Milchproduktion stieg in beiden Regionen (im gleichen Zeitraum) um 3,6 % bzw. 3,1 %. In den übrigen vier Regionen legte die Produktion 2013 und 2014 kräftiger zu: in der irischen Region Southern and Eastern um 3,8 %, bei einem 4,1%igen Anstieg des Milchkuhbestands, in der Bretagne und in Pays de la Loire um 5,3 % bzw. 6,6 %, die Zahl der Milchkühe nahm in diesen beiden Regionen verhältnismäßig moderat zu (0,4 % bzw. 1,1 %). Ganz anders verhielt es sich in Nord-Est Romania, wo die Milchproduktion trotz eines Rückgangs des Milchkuhbestands von 11,7 % um 5,7 % gesteigert werden konnte.

Landwirtschaftliche Nutzung: Dauergrünland und Flächen für Pflanzen zur Grünernte

Historisch betrachtet bedeckte Grünland einen beachtlichen Teil der Gesamtfläche der EU. Seine Rolle schwand mit der Zeit infolge der Intensivierung der Landnutzung, der Umwidmung landwirtschaftlicher Flächen oder der Stilllegung von Flächen. Heute findet man Grünland eher in Regionen, in denen eine intensive Bewirtschaftung schwierig ist und Viehzucht die traditionelle Form der Landwirtschaft bleibt. Gleichzeitig wird von Viehzuchtsystemen in Weidehaltung erwartet, immer mehr Milch und Fleisch zu erzeugen, um die steigende Nachfrage bei geringerem Ressourcenverbrauch zu decken.

Die Reduktion der Grünlandflächen in der EU belastet zunehmend die Biodiversität und die damit zusammenhängenden Ökosystemfunktionen. Grünland gilt als wichtiger Faktor für die Erhaltung von Lebensräumen und trägt durch die Akkumulierung von Treibhausgasemissionen zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels bei. Tatsächlich funktioniert Grünland wie eine Kohlenstoffsenke, die mit der Zeit immer mehr organische Kohlenstoffe aufnimmt. Grünland kann außerdem Bodenerosion und die Umweltverschmutzung mindern. Viele dieser Vorzüge schwinden jedoch rasch, wird das Land z. B. umgepflügt.

Es gibt verschiedene Arten von landwirtschaftlichen Flächen, die mit Gras oder anderen zur Grünernte vorgesehenen Pflanzen bedeckt sind. Dauergrünland sind Flächen, die über fünf oder mehr Jahre als Weideland genutzt wurden. Hierzu gehören Flächen, die ununterbrochen mit Grünpflanzen eingesät werden, einschließlich mit krautigen oder verholzenden Pflanzen bewachsene Dauerweiden, die in vielen extensiven Tierhaltungssystemen die wesentlichen Futtermittel (z. B. Luzerne, Esparsette und Klee) liefern. Die meisten dieser Grünlandflächen werden durch Abweiden oder Mähen instand gehalten. Grünlandflächen und Weiden, die über weniger als fünf aufeinanderfolgende Jahre genutzt werden, werden als temporäres Grünland bezeichnet. Zur Grünernte vorgesehene Pflanzen sind landwirtschaftliche Kulturpflanzen, die als Tierfutter oder für die Erzeugung von erneuerbarer Energie dienen. Sie werden im Wechsel mit anderen Pflanzen angebaut. Zu den landwirtschaftlichen Kulturpflanzen zählen Grünmais (die mit Abstand wichtigste Kulturpflanze), Hülsenfrüchte und temporäre Grünpflanzen.

„Ökologisierung“ des Landwirtschaftssektors der EU

Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) von 2013 setzt verstärkt auf den Zusammenhang zwischen der Unterstützung der Landwirte und umweltfreundlichen Bewirtschaftungsmethoden. Der Begriff „Ökologisierung“ wurde in Verbindung mit der umweltfreundlicheren Gestaltung des Betriebsprämiensystems geprägt. Landwirte, die im Rahmen ihrer täglichen Arbeit die Anbauflächen nachhaltig bewirtschaften und natürliche Ressourcen erhalten, profitieren finanziell.

Die „Ökologisierungskomponente“ bei den Direktzahlungen ist Bestandteil der verbindlichen GAP-Regelungen für Landwirte ab 2015. Die Ökologisierungskomponente macht 30 % der für Direktzahlungen vorgesehenen Haushaltsmittel aus. Die Landwirte müssen in diesem Rahmen verschiedene Maßnahmen ergreifen, die Umwelt und Klima zugutekommen. Dazu gehören die Anbaudiversifizierung, der Erhalt von Dauergrünland und die Ausweisung von 5 % der landwirtschaftlichen Fläche als im Umweltinteresse genutzten Flächen/ökologische Vorzugsflächen.

Im Rahmen der Ökologisierungsvorschriften müssen die nationalen (oder regionalen) Regierungen ein bestimmtes Verhältnis von Dauergrünland zur gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche (LGF) wahren. Für den Erhalt dieser landwirtschaftlichen Ressource darf der entsprechende Wert den des Bezugsjahrs (2014) um nicht mehr als 5 % unterschreiten. Sinkt dieser Wert unter die 5%-Schwelle, müssen die Länder Maßnahmen ergreifen. So müssen Landwirte, die Dauergrünflächen zuvor für andere Zwecke nutzbar gemacht haben, diesen Prozess rückgängig machen. Außerdem werden Verbote künftiger Nutzungsänderungen ausgesprochen.

Im Erfolgsfall sind diese Ökologisierungsanreize imstande, die Struktur der EU-Landwirtschaft zu verändern und die praktizierten Bewirtschaftungsmethoden zu beeinflussen. Es ist auf jeden Fall wichtig, potenzielle Auswirkungen anderer landwirtschaftspolitischer Veränderungen zu berücksichtigen, etwa der Abschaffung der Milchquoten im April 2015, die die Entscheidung mancher Landwirte, welcher Bewirtschaftungsmethode sie nachgehen wollen, ebenfalls beeinflussen könnte.

Mehr als 90 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Irland war Dauergrünland oder Flächen für Pflanzen zur Grünernte

Nahezu 45 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche der EU-28 ist von Dauer- oder temporärem Grünland und anderen grün geernteten Pflanzen bedeckt (siehe Karte 4). Dabei ist zu beachten, dass die letzten vorliegenden Daten (zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Textes) aus dem Jahr 2014 – der Bezugsperiode für die Ökologisierungsregelungen – stammen. Insofern sind derzeit keine Informationen zu den im ersten Jahr der Anwendung dieser Regelungen eingetretenen Veränderungen in der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen vorhanden.

REGIONEN IM BLICKPUNKT

Vorarlberg, Österreich

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In 14 NUTS-Regionen der EU wurden mehr als 90 % der landwirtschaftlich bewirtschafteten Fläche als Dauergrünland oder für den Anbau grün geernteter Pflanzen genutzt. Dieser Wert beträgt in drei österreichischen Regionen – Vorarlberg, Tirol und Salzburg – sowie in der spanischen Region Cantabria mindestens 99 %. Diese Regionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie gebirgig sind und relativ kleine Betriebe vorherrschen.

©: böhringer friedrich

In 36 der 221 NUTS-Regionen der EU, für die Daten vorliegen, wurden mehr als 70 % der landwirtschaftlich bewirtschafteten Fläche als Dauergrünland oder für den Anbau grün geernteter Pflanzen genutzt (in Karte 4 im dunkelsten Grünton dargestellt). 14 Regionen meldeten Werte von mehr als 90 %. In Vorarlberg, Tirol und Salzburg (Österreich) sowie in Cantabria (Spanien) betrug dieser Wert mehr als 99 %. Die Mehrzahl der Regionen, in denen mindestens 70 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche als Dauergrünland oder für den Anbau grün geernteter Pflanzen genutzt wurden, liegen in westlichen EU-Mitgliedsländern (22 Regionen) oder in Ländern im Süden der EU (9 Regionen). Nur 2 von ihnen befinden sich in östlichen Mitgliedsländern (Centru in Romania und Jadranska Hrvatska in Croatia), 3 im Norden (Småland med öarna, Övre Norrland und Mellersta Norrland; alle in Schweden). Bei vielen dieser Regionen handelt es sich um Bergregionen mit oft relativ kleinen landwirtschaftlichen Betrieben.

In 52 der abgebildeten NUTS-2-Regionen wurde weniger als ein Viertel der landwirtschaftlich bewirtschafteten Fläche als Dauergrünland oder für den Anbau grün geernteter Pflanzen genutzt (in Karte 4 im hellsten Grünton dargestellt). Bei acht von ihnen betrug dieser Anteil weniger als zehn Prozent. Viele dieser Regionen sind Ackerbau- oder Flachlandregionen, in denen die Landnutzung einem großen Wettbewerb ausgesetzt ist. Etwa die Hälfte von ihnen befindet sich in östlichen EU-Mitgliedstaaten, vor allem im bulgarischen, ungarischen und polnischen Flachland; es gehörten aber auch verschiedene Hauptstadtregionen dazu (mit allgemein kleinen landwirtschaftlich genutzten Flächen, die überwiegend alternativen Nutzungen, z. B. Haus- und Nutzgärten, dienten).

Erwartungsgemäß meldeten auf Milchwirtschaft spezialisierte Regionen relativ hohe Anteile an Dauergrünland und Flächen mit Pflanzen zur Grünernte. Die Anteile entsprechender Flächen derjenigen Regionen, für die bereits festgestellt wurde, dass sie die größten Milchmengen produzierten oder die höchste Zahl an Milchkühen verzeichneten, erreichten 2014 folgende Werte: in den belgischen Regionen Prov. Luxembourg und Prov. Namur 89,0 % bzw. 51,0 %, in den deutschen NUTS-1-Regionen Bayern und Niedersachsen 51,9 % bzw. 50,1 %, in Southern and Eastern Ireland 88,7 %, in den französischen Regionen Bretagne und Pays de la Loire 56,6 % bzw. 58,2 %, in der italienischen Region Lombardia 51,7 %, in den polnischen Regionen Lódzkie und Warminsko-Mazurskie 21,6 % bzw. 42,6 %, in der rumänischen Region Nord-Est 45,9 % und in der NUTS-1-Region Northern Ireland (Vereinigtes Königreich) 95,6 %. In den meisten dieser Regionen lag der Anteil von Dauergrünland und Flächen mit Pflanzen zur Grünernte an der landwirtschaftlich genutzten Gesamtfläche über dem EU-28-Durchschnitt (44,9 %). Dies war vor allem in Northern Ireland, der Prov. Luxembourg und Southern and Eastern Ireland der Fall. Die zwei polnischen Regionen meldeten hingegen Werte, die unter dem EU-28-Durchschnitt lagen. In Lódzkie wurde ein relativ hoher Anteil der landwirtschaftlichen Fläche für den Anbau von Roggen, Kartoffeln, Zuckerrüben, Obst und Gemüse genutzt, während sich Warminsko-Mazurskie relativ stark auf die Erzeugung von Getreide, Kartoffeln und Raps spezialisierte.

Landwirtschaftliche Gebiete

2014 betrug die in der EU-28 landwirtschaftlich genutzte Fläche 178,1 Millionen Hektar, was schätzungsweise 41 % der gesamten Landfläche entspricht [1]. Der Großteil der landwirtschaftlichen Fläche der EU-28 (60,3 %) wurde als Ackerland, nahezu ein Drittel (32,8 %) als Dauergrünland und etwa 1,7 % als Frucht- und Beerenobstplantagen ausgewiesen. Der restliche Anteil von 5,3 % war für andere Nutzungen bestimmt (hauptsächlich für den Anbau von Trauben, Zitrusfrüchten und Oliven).

Wie bereits erwähnt, bestehen zwischen den verschiedenen Regionen der EU-28 beträchtliche Unterschiede hinsichtlich Art und Ausmaß der in den jeweiligen Gebieten praktizierten landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Unter den 269 Regionen innerhalb der EU, der EFTA-Länder (ohne Norwegen) und der Kandidatenländer (ohne Serbien), für die der Anteil von landwirtschaftlich genutztem Land an ihrer gesamten Landfläche berechnet werden kann, befinden sich 93 Regionen, deren gesamte Landfläche wenigstens zur Hälfte landwirtschaftlich genutzt wurde. Die 20 Regionen mit den höchsten Anteilen sowie die relative Bedeutung von vier verschiedenen Bewirtschaftungsformen für jede einzelne dieser Regionen sind in Abbildung 2 dargestellt.

Die Entscheidung, sich auf eine bestimmte Form der Bewirtschaftung zu spezialisieren, hängt von einer breiten Palette von Faktoren ab; diese können physikalischer, wirtschaftlicher oder umweltpolitischer Natur sein. Physikalische Faktoren sind etwa das Klima, die Bodenbeschaffenheit und das Bodenprofil; zu den wirtschaftlichen Faktoren gehören der Grundbesitz, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, der Zugang zu Märkten oder zu Kapital; umweltpolitische Faktoren sind zum Beispiel etwaige Beschränkungen in Zusammenhang mit dem Einsatz von Pestiziden oder Preisstützungssystemen zur Förderung von nachhaltigen Produktionsmethoden.

Von den in Abbildung 2 dargestellten 20 führenden Regionen wiesen 2014 neun mehr als die Hälfte ihrer Landfläche als Ackerland aus. Ganz oben auf der Liste stand Picardie (Frankreich) mit 60,8 %. In Wales (Vereinigtes Königreich, NUTS-1-Ebene) fiel dieser Anteil auf nur 11,5 %.

In fünf Regionen (unter den 20 führenden Regionen) war der Anteil von Dauergrünland an der gesamten Landfläche höher als der Anteil von Ackerland. Dazu zählten Alentejo (Portugal) und die vier britischen Regionen South West, Northern Ireland, Scotland und Wales (allesamt NUTS-1-Ebene). Wales meldete mit 71,6 % den höchsten Anteil von Dauergrünland an seiner gesamten Landfläche, während Anteile von über 50 % auch in Northern Ireland (60,3 %) und Scotland (58,0 %) verzeichnet wurden. Am anderen Ende der Skala standen Poitou-Charentes und Picardie (beide Frankreich), East of England (Vereinigtes Königreich) und Zeeland (Niederlande), wo der Anteil von Grünlandflächen an der gesamten Landfläche weniger als 10 % betrug.

In allen zu den 20 führenden Regionen gehörenden britischen und französischen Regionen war weniger als 1 % der Gesamtfläche von Obst- und Beerenplantagen bedeckt. Das gleiche ließ sich für eine niederländische und eine rumänische Region feststellen. 1 % oder mehr betrug der Anteil dieser Kulturen an der Gesamtfläche der beiden türkischen Regionen, Sud-Muntenia (Rumänien) und Alentejo. Spitzenreiter waren Puglia (Italien) mit 2,3 % und Zeeland mit 2,6 %.

Auch andere Landnutzungen haben einen relativ geringen Anteil an den jeweiligen Gesamtflächen dieser 20 Regionen. Nennenswerte Ausnahmen waren Puglia und Alentejo, die einen relativ großen Anteil ihrer Gesamtfläche dem Anbau von Trauben und Oliven sowie, in geringerem Maße, der Erzeugung von Zitrusfrüchten widmeten, während in Poitou-Charentes in Frankreich und Sud-Est in Rumänien in dieser Kategorie der Anbau von Trauben vorherrschte.

Bodenerosion

Der Boden ist die oberste Schicht der Erdrinde, die sich aus mineralischen Teilchen, organischen Substanzen, Wasser, Luft und lebenden Organismen zusammensetzt. Er erfüllt eine Vielzahl von Funktionen: Ein gesunder Boden bildet die Grundlage für die Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel, er fördert die Artenvielfalt, durch seine wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf kann der Boden bei der Bekämpfung des Klimawandels helfen und schließlich ist der Boden imstande, Wasser zu speichern und zu filtern. Da die Bodenbildung ein sehr langwieriger Prozess ist, muss der Boden im Wesentlichen als nicht erneuerbare Ressource betrachtet werden.

Erosion lässt sich definieren als die Abtragung der Landoberfläche durch die Einwirkung von physikalischen Kräften wie Niederschlag, fließendes Wasser, Wind, Eis, Temperaturveränderungen, Gravitation oder anderen natürlichen oder anthropogenen Faktoren, die Erde oder geologisches Material an einer Stelle der Erdoberfläche abschürfen, lösen oder entfernen und anderenorts ablagern. Im Kontext der Belastung von Böden bedeutet Erosion den zunehmenden Verlust von Boden als Folge menschlicher Tätigkeiten, der über das übliche Maß der natürlichen Bodenbildung hinausgeht.

Bodenerosion durch Wasser stellt eine der am weitesten verbreiteten Formen der Bodendegradation in Europa dar. Karte 5 zeigt die Anfälligkeit des Bodens für Erosion durch Wasser. Die Angaben stammen aus einem von der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) (auf Englisch) entwickelten Modell und beruhen eher auf Schätzungen als auf Messungen. Die Karte zeigt die durchschnittliche Bodenerosion durch Wasser in jeder einzelnen NUTS-3-Region.

Kategorisierung der Bodenerosion

Die Bodenerosion wurde nachfolgenden Kategorien aufgeschlüsselt.

sehr gering: < 1 Tonne pro Hektar pro Jahr

gering: 1 – < 2 Tonnen pro Hektar pro Jahr

mäßig gering: 2 – < 5 Tonnen pro Hektar pro Jahr

mäßig: 5 – < 10 Tonnen pro Hektar pro Jahr

mäßig hoch: 10 – < 20 Tonnen pro Hektar pro Jahr

hoch: ≥ 20 Tonnen pro Hektar pro Jahr

Schätzungsweise 11,4 % des Territoriums der EU-28 sind von einer mäßig bis hohen Bodenerosion durch Wasser (mindestens 5 Tonnen pro Hektar pro Jahr) betroffen. Die durchschnittliche Bodenerosion durch Wasser betrug 2,46 Tonnen pro Hektar pro Jahr, wobei von einem Bodenabtrag von jährlich 970 Millionen Tonnen auf EU-28-Ebene ausgegangen wurde. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass diese Zahlen nicht auf ereignisbasierten Beobachtungen fußen, sondern auf langfristigen Durchschnittswerten, die anhand eines empirischen Computermodells ermittelt wurden.

Alpenregionen, die Pyrenäen und einige Küstengebiete weisen höhere Bodenerosionsraten auf

Für die Gesamtheit der nördlichen Mitgliedstaaten der Union wurde die Bodenerosion durch Wasser als sehr gering eingeschätzt. Das gleiche galt für eine Vielzahl von eher nördlichen Regionen von östlichen und westlichen Mitgliedstaaten. Für die übrigen Regionen der östlichen und westlichen Mitgliedstaaten wurde die Bodenerosion durch Wasser überwiegend als gering oder mäßig eingeschätzt. Ausnahmen bildeten vor allem einige Bergregionen: Gebiete im Norden und Osten Schottlands (Vereinigtes Königreich), Alpenregionen in Frankreich, Kroatien, Österreich und Slowenien, die französischen Pyrenäen und Korsika, eine Reihe von kroatischen Küstengebieten sowie eine Bergregion im nordwestlichen und drei Regionen im nordöstlichen Rumänien. Die Berechnungen wiesen auf eine überwiegend mäßige bis mäßig hohe Bodenerosion durch Wasser in diesen Regionen hin, für zwei Tiroler Regionen Österreichs wurde die Bodenerosion sogar als hoch eingestuft.

In den südlichen EU-Mitgliedstaaten gestaltete sich die Situation vielfältiger. Mäßige Raten von Bodenerosion durch Wasser wurden vor allem für portugiesische Regionen ermittelt; dort gab es auch einige Regionen mit sehr geringen Raten. Unter den übrigen südlichen Mitgliedstaaten wurde nur für die griechische Region Imathia eine sehr geringe Rate ermittelt. Die Raten in Zypern wurden als mäßig gering, diejenigen in Malta als mäßig eingeschätzt. In Spanien wurden mäßige und mäßig hohe Raten in einigen Regionen ermittelt, die an die bereits erwähnten Regionen der Pyrenäen grenzen. Mäßige und mäßig hohe Raten wurden auch für Regionen an der spanischen Südküste, an der Adria und der ionischen Küste in Griechenland sowie auf Kreta ermittelt. Mäßige und mäßig hohe Raten wurden in Italien nicht nur in den dortigen Alpenregionen, sondern fast landesweit verzeichnet, wobei Crotone in Calabria eine hohe Rate aufwies.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Landwirtschaftliche Gesamtrechnung

Die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (LGR) liefert Daten über Produktionswert, Vorleistungen und Einkommen auf regionaler Ebene. Die LGR ist ein Satellitenkonto des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen auf nationaler und regionaler Ebene (ESVG 2010).

Eurostat erfasst, verarbeitet und veröffentlicht seit über 15 Jahren regional aufgeschlüsselte LGR-Daten. Die rechtliche Grundlage für die Kalkulation ist die Verordnung (EG) Nr. 138/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates zur Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung in der Gemeinschaft, die fünffach geändert wurde, zuletzt durch die Verordnung (EU) Nr. 1350/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Dezember 2013. Die regionalen LGR werden aufgrund eines Gentlemen’s Agreements an Eurostat geliefert.

Ziel der LGR ist, die Produktionsvorgänge in der landwirtschaftlichen Industrie und das Entstehen von primärem Einkommen aus dieser Tätigkeit zu analysieren. Die Angaben zur landwirtschaftlichen Industrie entsprechen der NACE Rev. 2 Abteilung 01: Landwirtschaft, Jagd und damit verbundene Tätigkeiten.

Die produktionsrelevanten regionalen LGR dienen oft als Bausteine für die Ermittlung von Ergebnissen auf nationaler Ebene. Regionale Daten über Vorleistungen (direkt für die Produktion eingesetzte Waren und Dienstleistungen) werden dagegen oft durch die Analyse von nationalen Daten mit Hilfe anderer Informationen ermittelt (Top-Down-Ansatz). Insofern dürfte die regionale LGR weniger genau sein als die auf nationaler Ebene vorgelegten Daten. Die Aufstellung der regionalen Gesamtrechnung erfolgt grundsätzlich auf NUTS-2-Ebene. Daten werden stets zu Marktkursen erhoben. Eine regionale Analyse von Daten über den Arbeitsaufwand oder über Stückwerte findet nicht statt.

Erhebung über die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe

Die Erhebung über die Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe (FSS) ist eine wichtige Quelle für die Agrarstatistik. Die EU-Mitgliedstaaten führen alle zehn Jahre eine umfassende Erhebung durch, die auch als Agrarzensus bezeichnet wird. Zusätzlich zu dieser Vollerhebung finden in den Jahren dazwischen noch drei Stichprobenerhebungen statt.

Unter Federführung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) wurde 2010 die neunte Runde des Weltagrarzensus durchgeführt. Im Rahmen dieses Zensus wurden Daten über alle landwirtschaftlichen Betriebe zusammengetragen, um ein aktuelles Bild von der Struktur landwirtschaftlicher Tätigkeit zu erhalten. Die erhobenen Informationen betreffen die folgenden Bereiche: Bodennutzung, Viehbestand, ländliche Entwicklung (beispielsweise andere als landwirtschaftliche Tätigkeiten), bewässerbare und bewässerte Flächen sowie Betriebsleitung und landwirtschaftliche Arbeitskräfte der Betriebe.

Die Rechtsgrundlage für die FSS des Jahres 2010 bildete die Verordnung (EG) Nr. 1166/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Betriebsstrukturerhebungen und die Erhebung über landwirtschaftliche Produktionsmethoden, während die in der Erhebung zu verwendenden Definitionen in einer Durchführungsverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1200/2009) festgelegt sind. Die FSS dient der Erhebung von Informationen zu landwirtschaftlichen Betrieben auf verschiedenen geografischen Ebenen und über unterschiedliche Zeiträume.

Statistiken über die Milcherzeugung

Statistische Daten über tierische Erzeugung werden sowohl auf rechtlicher Grundlage als auch auf der Basis von Gentlemen’s Agreements erhoben. Statistische Daten über Milch und Milcherzeugnisse werden erhoben auf Grundlage der Bestimmungen der Entscheidung 97/80/EG der Kommission vom 18. Dezember 1996 mit Durchführungsbestimmungen zur Richtlinie 96/16/EG des Rates betreffend die statistischen Erhebungen über Milch und Milcherzeugnisse. Regionale Daten über die Milcherzeugung werden für Regionen der NUTS-Ebenen 1 und 2 ermittelt.

Die in diesem Artikel vorgestellten Daten betreffen die im landwirtschaftlichen Betrieb erzeugte Kuhmilch. Hierbei wird zwischen der Milchaufnahme durch Molkereien und der Milcherzeugung im landwirtschaftlichen Betrieb unterschieden. Die Milchaufnahme macht nur einen Teil der gesamten Milchverwendung im landwirtschaftlichen Betrieb aus; der Rest wird in der Regel für den Eigenverbrauch, den Direktverkauf, die Verarbeitung im Betrieb und die Viehfütterung verwendet. Eurostat erhebt außerdem Daten über Milch und Milcherzeugnisse aus der Haltung von Schafen, Ziegen und Büffeln, über die Verwendung von Milch (Milchprodukten) sowie über die Tätigkeiten der Molkereien im Zusammenhang mit der Aufnahme und der Produktion.

Landwirtschaftliche Bodennutzung

Die Rechtsgrundlage für die Statistik der pflanzlichen Erzeugung wurde 2015 durch die Verabschiedung der neuen Delegierten Verordnung (EU) 2015/1557 der Kommission geändert und mit einer Vereinbarung mit dem Europäischen Statistischen System (ESS) (auf Englisch) ergänzt. Die statistischen Daten über die pflanzliche Erzeugung beziehen sich auf die geerntete Erzeugung, die Ernte- bzw. Produktionsflächen und die Anbauflächen sowie auf die Hauptanbauflächen. Darüber hinaus werden für manche Arten der pflanzlichen Erzeugung auch andere Indikatoren ermittelt.

Als landwirtschaftlich genutzte Fläche (LGF) wird die jeweils bewirtschaftete Fläche bezeichnet. Sie umfasst die Kategorien: Ackerland, Dauergrünland, Dauerkulturen und andere landwirtschaftliche Flächen, wie z. B. Haus- und Nutzgärten. Nicht gerechnet werden ungenutzte Landwirtschaftsflächen, Forstflächen sowie sonstige Flächen, die beispielsweise von Gebäuden, Hofflächen, Wegen oder Gewässern eingenommen werden.

Die Hauptanbaufläche entspricht in der Regel der Fläche der Landparzelle. Mit dieser Fläche wird die pflanzliche Erzeugung bzw. Nutzung verknüpft, die während des Erntejahrs ausschließlich oder überwiegend auf der Parzelle betrieben wurde. Die Anknüpfung an die Hauptanbaufläche verhindert eine doppelte Berücksichtigung von Flächen, die mehr als eine Ernte pro Jahr liefern. Ab 2013 werden auch landwirtschaftlich genutzte Gemeindeflächen erfasst. Nähere Informationen darüber liefert ein Artikel über den Hintergrund von Gemeindeflächenstatistiken (der Reihe „Statistics Explained“) (auf Englisch).

Bodenerosion

Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben zur Bodenerosion wurden auf der Grundlage eines empirischen Computermodells erzeugt. Es handelt sich dabei nicht um Beobachtungswerte, sondern um Prognoseschätzungen. Sie wurden anhand einer überarbeiteten Version des Revised Universal Soil Loss Equation (RUSLE) Modells (auf Englisch), das zur Auswertung der durch Wasser verursachten Bodenerosion auf regionaler Ebene entwickelt wurde, ermittelt. Die Modellstruktur wurde angepasst, um auf der Grundlage anerkannter wissenschaftlicher Kenntnisse und technischer Beurteilung den Faktor Erosionsschutzplanung aufzunehmen, Erosionsraten zu inventarisieren und die Abschätzung von Sedimentfrachten zu ermöglichen. Nähere Informationen hierzu enthält der Artikel Agrarumweltindikator – Bodenerosion (der Reihe „Statistics Explained“) (auf Englisch).

Berücksichtigt wird nur Bodenerosion durch Regenfall, Oberflächenabfluss (sogenannte Denudation) und Rillenbildung. Diese Erosionsarten gehören zu den effektivsten Prozessen der Ablösung und des Abtransports von Boden durch Wasser. In den meisten Fällen ist der konzentrierte Abfluss (Rillen und Sinklöcher) der Hauptverursacher von Erosion durch Wasser. Aufgrund der beschränkten Anzahl der verfügbaren Klassifizierungen und Daten liefern die Ergebnisse lediglich Einschätzungen zum Umfang der Bodenerosion. Bei den Bodenverlustraten handelt es sich um langfristige Durchschnittswerte, die angesichts der saisonalen Unterschiede in der durch Regenfall verursachten Erosivität und der abgedeckten Gebiete nicht mit ereignisbasierten Beobachtungen verglichen werden können.

NUTS

Die Angaben in diesem Artikel beruhen ausschließlich auf der Version NUTS 2013. Für die meisten Regionen bestehen keine Unterschiede zwischen den Versionen NUTS 2010 und NUTS 2013. Nahezu alle regionalen Daten in diesem Artikel wurden aus NUTS 2010 konvertiert. Ausnahmen waren die Daten zu den Gesamtrechnungen in Abbildung 1 und Karte 1, die in Karten 1 und 2 verwendeten Daten zur Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe und die Daten zur Bodenerosion in Karte 5. Die Konvertierung der übrigen Daten hat auf NUTS-2-Ebene zur Folge, dass Daten zur französischen Region Guadeloupe fehlen, für Slowenien nur nationale Daten vorliegen und die Daten für London auf NUTS-1-Ebene berechnet wurden.

Kontext

Obwohl die Bedeutung der Landwirtschaft für die EU-Volkswirtschaft in den letzten 50 Jahren fast stetig geschrumpft ist, stellt sie nach wie vor einen bedeutenden Wirtschaftssektor dar. Landwirtschaftliche Erzeugnisse sind ein wichtiger Bestandteil der regionalen und kulturellen Identität Europas. Dies ist – zumindest teilweise – auf die große Vielfalt natürlicher Lebensräume, klimatischer Bedingungen und landwirtschaftlicher Verfahren zurückzuführen, welche die Produktion eines breiten Spektrums landwirtschaftlicher Erzeugnisse ermöglichen: Lebensmittel und Getränke für den menschlichen Verbrauch, Tierfutter sowie Betriebsstoffe für eine Vielzahl von Non-Food-Erzeugnissen.

Zwischen der Vielfalt der natürlichen Umwelt und landwirtschaftlichen Produktionsverfahren bestehen komplexe Beziehungen. Zahlreiche wertvolle Lebensräume in Europa werden durch extensive Landwirtschaft erhalten, und zahlreiche wilde Tiere und Pflanzen können erst durch sie überleben. Demgegenüber können jedoch unangemessene landwirtschaftliche Produktionsverfahren und Formen der Bodennutzung negative Auswirkungen auf natürliche Ressourcen haben und etwa zur Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft, zur Fragmentierung von Lebensräumen sowie zum Verlust von wilden Tier- und Pflanzenarten führen. Die nachhaltige Entwicklung ländlicher Gebiete gehört zu den Hauptzielen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP).

Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)

Die 1962 eingeführte GAP schafft Bedingungen, die es den Landwirten ermöglichen, ihre vielfältigen Aufgaben zu erfüllen, zu denen allen voran die Erzeugung von qualitativ hochwertigen und sicheren Nahrungsmitteln zählt. In den zurückliegenden Jahren, insbesondere 2003, 2008 und 2013, wurde die GAP grundlegend reformiert. Mit diesen Reformen wurde versucht, die Landwirtschaft in der EU stärker auf den Markt hin auszurichten und die Produktion sicherer und bezahlbarer Lebensmittel auch in der Zukunft zu gewährleisten. Zugleich sollten Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsbelange berücksichtigt werden.

Im Dezember 2013 wurde die jüngste Reform der GAP offiziell vom Europäischen Parlament und vom Rat verabschiedet. Diese Reform beruht auf vier neuen Rechtsinstrumenten, die eine Vereinfachung der Vorschriften der GAP zum Ziel haben und folgende Bereiche regeln:

Die wichtigsten Aspekte der GAP nach 2013 betreffen: eine gerechtere Verteilung der Direktzahlungen (mit gezielter Stützung und Konvergenzzielen), die Stärkung der Stellung der Landwirte in der Lebensmittel-Produktionskette (etwa durch die Förderung von Berufs- und Branchenverbänden, durch Änderungen bei der Organisation des Zucker- und des Weinsektors, durch eine Überarbeitung der Regelungen der öffentlichen Intervention und der Beihilfe für die private Lagerhaltung sowie durch neue Instrumente für das Krisenmanagement) sowie die Fortsetzung der Förderung der ländlichen Entwicklung bei gleichzeitigem Schutz der Umwelt und der Artenvielfalt.

Die GAP wird aus zwei Fonds finanziert: Aus dem Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft (EGFL) werden die Direktzahlungen an Landwirte und Maßnahmen zur Reaktion auf Marktstörungen finanziert, und aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) werden die Programme für die Entwicklung des ländlichen Raums finanziert (weitere Details siehe unten).

Nahezu ein Drittel (30 %) der Direktzahlungen im Rahmen der GAP nach 2013 ist an nachhaltige und umweltfreundliche Landbewirtschaftungsmethoden geknüpft, z. B. an die Anbaudiversifizierung, die Erhaltung des Dauergrünlands oder den Schutz von ökologisch wertvollen Flächen im landwirtschaftlichen Betrieb; ferner gibt es eine spezielle Beihilfe für ökologische/biologische Landwirtschaft. Des Weiteren soll durch die GAP den Landwirten geholfen werden, indem Anreize für die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Förderung des Unternehmergeistes und die Diversifizierung der landwirtschaftlichen Betriebe über die Nahrungsmittelproduktion hinaus geschaffen werden. Spezielle Stützungsregelungen wurden umgesetzt, die beispielsweise Junglandwirten in den ersten fünf Jahren ihrer Tätigkeit Unterstützung gewähren.

Die oben genannten Änderungen zielten darauf ab, aus der GAP eine wirksamere Politik für eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Landwirtschaft zu machen. Bei diesen Reformen standen die Ziele der Strategie Europa 2020 im Mittelpunkt, zugleich wurde aber auch die Erhaltung der Vielfalt und des Reichtums der Landwirtschaft in den Regionen der EU berücksichtigt. Weitere Informationen zur Strategie Europa 2020 im regionalen Kontext enthält der Artikel Regionalpolitik und Europa 2020.

Ökologisierungsprämie

Im Rahmen der Reform der GAP wurden die Regelungen für Direktzahlungen an Landwirte (auf Englisch) geändert, um eine gerechtere und zielgerichtetere Verteilung der Unterstützungen zu gewährleisten. Seit 2015 haben die landwirtschaftlichen Betriebe in allen EU-Mitgliedstaaten Zugang zu mindestens drei Arten von Unterstützung, darunter zu Ökologisierungsprämien. Im Rahmen der Regelung über Ökologisierungsprämien erhält jeder (aktive) Betrieb einen Zuschuss pro Hektar, wenn er eine Reihe von klima- und umweltfreundlichen Landwirtschaftspraktiken respektiert. Die vorgesehenen Maßnahmen betreffen zuvörderst die Erhaltung von Dauergrünland und die Anbaudiversifizierung sowie die Erhaltung ökologisch wertvoller Flächen zu einem Anteil von mindestens 5 % der bewirtschafteten Gesamtfläche von Betrieben mit mehr als 15 Hektar Grund.

Bodenerosion

Eines der Hauptinstrumente der EU zur Förderung einer umweltfreundlicheren Landwirtschaft wurde im Zuge der GAP-Reform 2003 durch die „Cross-Compliance“ (Auflagenbindung) geschaffen. Nach diesem Mechanismus wurden die Direktzahlungen an eine Reihe von Kriterien in Bezug auf Umwelt, Tierschutz und Standards für Lebensmittelsicherheit geknüpft. Dies führte zur Definition eines guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustands, zu dem unter anderem der Schutz des Bodens vor Erosion und der Erhalt der organischen Bodensubstanz gehören.

Ländliche Entwicklung

Wie bereits erwähnt, sieht die Verordnung (EU) Nr. 1305/2013 die Reform der Politik zur Entwicklung des ländlichen Raums nach 2013 vor. Damit ist sie die jüngste in einer Reihe politischer Maßnahmen, die auf die Förderung der ländlichen Gebiete Europas abzielen. Im Einklang mit der Strategie Europa 2020 und den Zielen der GAP wurden drei langfristige strategische Ziele für die Politik der EU zur Entwicklung des ländlichen Raums für den Zeitraum 2014-2020 festgelegt: Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft, Gewährleistung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen und Klimamaßnahmen sowie Sicherstellung einer ausgewogenen räumlichen Entwicklung des ländlichen Raums. Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) soll dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft zu stärken, die nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen zu gewährleisten, Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Klimaschutz zu unterstützen sowie eine ausgewogene räumliche Entwicklung der ländlichen Wirtschaft und der ländlichen Gemeinschaften (einschließlich der Schaffung und der Erhaltung von Arbeitsplätzen) zu erzielen. Die politischen Strategien werden durch nationale und/oder regionale Programme zur ländlichen Entwicklung umgesetzt, die so konzipiert sein sollten, dass sie die Maßnahmen zur ländlichen Entwicklung inhaltlich stärken, die Regeln vereinfachen und/oder die Verwaltungslasten verringern und die Politik zur Entwicklung des ländlichen Raums enger mit anderen Fonds verzahnen.

Abgesehen vom ELER erhalten ländliche Gebiete Unterstützung aber auch aus mehreren anderen EU-Fonds, wie dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, dem Europäischen Sozialfonds, dem Kohäsionsfonds und dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds. All diese Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (ESIF) werden anhand einer Reihe gemeinsamer Bestimmungen koordiniert. Dazu gehört u. a. die Regel, dass eine eindeutige Ausrichtung auf die Europa-2020-Strategie vorhanden sein muss, damit sich die Hilfe vor allem auf das Erreichen der Kernziele der Strategie Europa 2020 konzentriert. Die für die ländliche Entwicklung bereitgestellten Finanzmittel der ESIF betragen für den Programmplanungszeitraum 2014–2020 nahezu 96 Mrd. EUR.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Datenvisualisierung

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Regionale Agrarstatistiken (t_reg_agr)
Viehbestände nach NUTS-2-Regionen (tgs00045)
Erzeugung von Kuhmilch in den landwirtschaftlichen Betrieben nach NUTS-2-Regionen (tgs00046)
Regionale Agrarstatistiken (t_agr_r)
Viehbestände nach NUTS-2-Regionen (tgs00045)
Erzeugung von Kuhmilch in den landwirtschaftlichen Betrieben nach NUTS-2-Regionen (tgs00046)

Datenbank

Regionale Agrarstatistiken (reg_agr)
Agrarumweltindikatoren (reg_aei)
Struktur landwirtschaftlicher Betriebe (reg_ef)
Landwirtschaftliche Erzeugnisse (reg_apro)
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung nach LGR 97 Rev.1.1 nach NUTS-2-Regionen (agr_r_accts)
Regionale Agrarstatistiken (agr_r)
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung nach LGR 97 Rev.1.1 nach NUTS-2-Regionen (agr_r_accts)
Viehbestände im Dezember nach NUTS-2-Regionen (agr_r_animal)
Statistiken über die pflanzliche Erzeugung nach NUTS-2-Regionen (seit 2000) (agr_r_acs)
Erzeugung von Kuhmilch in den landwirtschaftlichen Betrieben nach NUTS-2-Regionen (1 000 t) (agr_r_milkpr)
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung nach LGR 97 Rev.1.1 nach NUTS-2-Regionen (seit 2012) (agr_r_accts_h)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Karten (MS Excel)

Weitere Informationen

  • Die Statistiken über pflanzliche Erzeugnisse sind geregelt in:
  • Verordnung (EG) Nr. 543/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Juni 2009 über die Statistik der pflanzlichen Erzeugung und zur Aufhebung der Verordnungen (EWG) Nr. 837/90 und (EWG) Nr. 959/93 des Rates sowie der Delegierten Verordnung (EU) Nr. 2015/1557 der Kommission.
  • Die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung ist geregelt in:
  • Die Erhebung von Daten über die Struktur landwirtschaftlicher Betriebe sind geregelt in:
  • Verordnung (EG) Nr. 1166/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. November 2008 über die Betriebsstrukturerhebungen und die Erhebung über landwirtschaftliche Produktionsmethoden.
  • Die Viehbestands- und Fleischstatistiken sind geregelt in:
  • Verordnung (EG) Nr. 1165/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. November 2008 über Viehbestands- und Fleischstatistiken und zur Aufhebung der Richtlinien 93/23/EWG, 93/24/EWG und 93/25/EWG des Rates.
  • Die Statistiken über die Milcherzeugung sind geregelt in:
  • Richtlinie 2003/107/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. Dezember 2003 zur Änderung der Richtlinie 96/16/EG des Rates betreffend die statistische Erhebung über Milch und Milcherzeugnisse;
  • Richtlinie 96/16/EG des Rates vom 19. März 1996 betreffend die statistischen Erhebungen über Milch und Milcherzeugnisse.

Weblinks

Fußnoten

  1. Da für manche Staaten keine Zahlen über ihre Landfläche vorlagen und stattdessen Ihr gesamtes Staatsgebiet berücksichtigt wurde, mag diese Relation höher liegen.