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Archive:Arbeitsmarktstatistiken auf regionaler Ebene

Daten extrahiert im April 2015. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: November 2016.

Mittels des Statistischen Atlasses von Eurostat können Sie alle Karten interaktiv verwenden (siehe Benutzerhandbuch) (auf Englisch).

Dieser Artikel ist Bestandteil einer Reihe statistischer Artikel, die auf dem Eurostat-Jahrbuch der Regionen basieren. Er analysiert die Lage auf den Arbeitsmärkten in der Europäischen Union (EU) und bietet einen Überblick über die regionale Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf zwei zentrale Anliegen der Politik gelegt wird: Jugendarbeitslosigkeit und (strukturelle) Langzeitarbeitslosigkeit.

Karte 1: Erwerbstätigenquote in der Altersgruppe 20 bis 64 Jahre, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(in %)
Quelle: Eurostat (lfst_r_lfe2emprt)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Karte 2: Veränderung der Erwerbstätigenquote in der Altersgruppe 20 bis 64 Jahre, nach NUTS-2-Regionen, 2009-2014 (¹)
(Differenz zwischen 2014 und 2009 in Prozentpunkten)
Quelle: Eurostat (lfst_r_lfe2emprt)
Karte 3: Erwerbstätigenquote älterer Menschen in der Altersgruppe 55 bis 64 Jahre, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(in %)
Quelle: Eurostat (lfst_r_lfe2emprt)
Karte 4: Arbeitslosenquote in der Altersgruppe 15 bis 74 Jahre, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(in %)
Quelle: Eurostat (lfst_r_lfu3rt)
Karte 5: Veränderung der Arbeitslosenquote in der Altersgruppe 15 bis 74 Jahre, nach NUTS-2-Regionen, 2009-2014 (¹)
(Differenz zwischen 2014 und 2009 in Prozentpunkten)
Quelle: Eurostat (lfst_r_lfu3rt)
Abbildung 1: Arbeitslosenquote in der Altersgruppe 15 bis 74 Jahre, nach Verstädterungsgrad, 2014 (¹)
(in %)
Quelle: Eurostat (lfst_r_urgau) und (ilc_lvho01)
Karte 6: Jugendarbeitslosenquote in der Altersgruppe 15 bis 24 Jahre, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(in %)
Quelle: Eurostat (lfst_r_lfu3rt)
Karte 7: Junge Menschen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung sind (NEET), nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(in % der 18- bis 24-Jährigen)
Quelle: Eurostat (edat_lfse_22)
Karte 8: Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen in der Altersgruppe 15 bis 74 Jahre, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (¹)
(in % der arbeitslosen Bevölkerung)
Quelle: Eurostat (lfst_r_lfe2emprt)

Eurostat erstellt und veröffentlicht Arbeitsmarktstatistiken für die EU-Regionen, die einzelnen EU-Mitgliedstaaten sowie das Aggregat für die EU-28. Darüber hinaus sind Daten für einen Teil der EFTA- und Kandidatenländer verfügbar. Dazu gehören unter anderem Informationen über die Beschäftigungs- und Arbeitslosenquoten. In der Regel liegen regionale Statistiken auf NUTS-2-Ebene vor.

Infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise verzeichnete der EU-Arbeitsmarkt von 2008 bis 2013 eine steigende Arbeitslosigkeit. Vor dem Hintergrund einer positiven Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) waren Ende 2013 die ersten Anzeichen für eine Verbesserung der Lage auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten. Dieser Trend setzte sich im Jahr 2014 fort, als die Beschäftigungsquote zunahm. Im Herbst 2013 ging die Arbeitslosenquote in der EU-28 erstmals seit dem Herbst 2007 in zwei aufeinanderfolgenden Monaten zurück. Der rückläufige Trend setzte sich in den Jahren 2014 und 2015 fort.

Die Erwerbsbevölkerung (auch als erwerbsaktive Bevölkerung bezeichnet) der EU-28 umfasste im Jahr 2014 242,6 Millionen Personen, darunter 217,8 Millionen Erwerbstätige und 24,8 Millionen Erwerbslose (arbeitsuchende und zur Aufnahme einer Arbeit verfügbare Personen).

Europa 2020: Beschäftigungsquoten

Die Beschäftigungsquote (für Personen in der Altersgruppe von 20 bis 64 Jahren) erreichte in der EU-28 im Jahr 2008 mit 70,3 % einen Spitzenwert. Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise für den Arbeitsmarkt waren im Jahr 2009 erheblich, da die Beschäftigungsquote um 1,4 Prozentpunkte sank. Bis in das Jahr 2012 waren weitere Rückgänge zu beobachten, bis sich die Beschäftigungsquote bei 68,4 % stabilisierte. Erst im Jahr 2014 stieg die Beschäftigungsquote wieder an und verzeichnete mit 69,2 % den höchsten Wert seit 2008.

Europa 2020: Definition der Beschäftigungsquote

Das Europa-2020-Ziel für die Beschäftigungsquote (der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung einer bestimmten Altersgruppe) sieht vor, dass bis 2020 75 % der 20- bis 64-Jährigen erwerbstätig sind. Die Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen wurde ausgewählt, um am unteren Ende der Altersspanne dem steigenden Anteil der noch in Ausbildung befindlichen jungen Menschen sowie dem Europa-2020-Kernziel für den Anteil der Hochschulabsolventen Rechnung zu tragen (weitere Einzelheiten sind diesem Artikel zu entnehmen). Bei der Definition der Beschäftigungsquote wird die obere Altersgrenze in der Regel unter Berücksichtigung der unterschiedlichen (gesetzlichen) Renteneintrittsalter in Europa auf höchstens 64 Jahre festgelegt. Dabei ist zu beachten, dass in jüngster Zeit mehrere Regierungen Gesetze verabschiedet haben, um das Renteneintrittsalter in den nächsten Jahren allmählich anzuheben, so dass davon auszugehen ist, dass ein steigender Anteil älterer Menschen nach Vollendung des 64. Lebensjahrs erwerbstätig bleiben wird.

Niedrige Fertilitätsraten und eine alternde Bevölkerung werden voraussichtlich dazu führen, dass die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Europa trotz eines Nettozustroms von Migranten in den nächsten Jahren schrumpft

Da das Europa-2020-Ziel für die Beschäftigungsquote (der 20- bis 64-Jährigen) in der EU-28 auf 75 % festgelegt wurde, wäre in den nächsten sechs Jahren ein durchschnittlicher Zuwachs um fast 1,0 Prozentpunkte erforderlich, um das Ziel bis 2020 zu erreichen. Im Jahr 2014 betrug der Anstieg gegenüber dem Vorjahr 0,8 Prozentpunkte. Um die Beschäftigungsquoten zu steigern, haben sich die politischen Entscheidungsträger auf die Erhöhung der Beschäftigungsquoten von Frauen, jungen Menschen und älteren Arbeitnehmern konzentriert. Auf die letztgenannten Gruppen wird im Folgenden genauer eingegangen, weitere Einzelheiten zum Beschäftigungsgefälle zwischen Männern und Frauen sind diesem Artikel zu entnehmen.

REGIONEN IM BLICKPUNKT

Åland, Finnland

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In der Inselgruppe Åland war ein sehr hoher Anteil der Bevölkerung in der Altersgruppe von 20 bis 64 Jahren erwerbstätig. Im Jahr 2014 betrug die Beschäftigungsquote in Åland 86,2 %, gegenüber dem EU-28-Durchschnitt von 69,2 %. Zwischen 2009 und 2014 erhöhte sich die Beschäftigungsquote in Åland um 2,3 Prozentpunkte, während der Wert für die gesamte EU-28 deutlich schleppender um 0,3 Prozentpunkte zunahm.

©: Ad Oculos / Shutterstock.com

Die höchsten Beschäftigungsquoten in der EU wurden in nördlichen und westlichen Regionen verzeichnet

Karte 1 zeigt die regionalen Beschäftigungsquoten für die Altersgruppe 20 bis 64 Jahre in den NUTS-2-Regionen. Die höchsten Beschäftigungsquoten – die über dem Europa-2020-Ziel von 75 % liegen – werden in den beiden dunkelsten Farben dargestellt. Im Jahr 2014 verzeichnete in den verschiedenen EU-Mitgliedstaaten eine Mehrheit der Regionen in Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Österreich und Schweden sowie im Vereinigten Königreich Beschäftigungsquoten von mindestens 75 %. Darüber hinaus lag die Beschäftigungsquote in weiteren fünf EU-Regionen über dem Europa-2020-Ziel von 75 %: Praha und Střední Čechy (Tschechische Republik), Provincia Autonoma di Bolzano/Bozen (Italien) sowie Åland und Helsinki-Uusimaa (Finnland). In den EFTA-Ländern vermeldeten Island (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region), alle sieben norwegischen Regionen und sechs der sieben schweizerischen Regionen ebenfalls Beschäftigungsquoten von über 75 %.

In Deutschland wurden die höchsten Beschäftigungsquoten in der Regel – wenngleich nicht ausschließlich – im Süden verzeichnet, wobei die folgenden Regionen in absteigender Rangfolge Quoten von über 80 % (in Karte 1 in der dunkelsten Farbe dargestellt) vermeldeten: Oberbayern, Freiburg, Tübingen, Stuttgart, Schwaben, Oberpfalz, Trier, Lüneburg, Niederbayern, Mittelfranken und Unterfranken. Vergleichbare Muster waren in Schweden, wo die Regionen mit den höchsten Beschäftigungsquoten überwiegend im Süden zu finden waren (Stockholm; Småland med öarna; Västsverige und Mellersta Norrland), und auch im Vereinigten Königreich zu beobachten, wo die Beschäftigungsquote in fünf Regionen (Bedfordshire and Hertfordshire; Berkshire, Buckinghamshire and Oxfordshire; Herefordshire, Worcestershire and Warwickshire; North Eastern Scotland; Dorset and Somerset) bei über 80 % lag. Die höchste Beschäftigungsquote aller Regionen in der EU-28 wurde 2014 in Finnland in der südöstlichen Inselregion Åland (86,2 %) verzeichnet.

In Spanien und Italien war ein enormes Gefälle zwischen den Beschäftigungsquoten in den nördlichen und südlichen Regionen festzustellen

Aus Karte 1 geht hervor, dass in der EU einige der niedrigsten Beschäftigungsquoten oftmals in den südlichsten Regionen – im Wesentlichen in Griechenland, Spanien und Italien – verzeichnet wurden; niedrige Beschäftigungsquoten wurden zudem aus zahlreichen türkischen Regionen vermeldet.

Darüber hinaus war zwischen den einzelnen Regionen in Spanien und Italien ein erhebliches Gefälle auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten, wobei im Unterschied zur oben beschriebenen geografischen Kluft (z. B. in Deutschland oder im Vereinigten Königreich) die höchsten Beschäftigungsquoten in Spanien und Italien für gewöhnlich in den nördlichen Regionen und besonders niedrige Beschäftigungsquoten in den südlichen Regionen verzeichnet wurden. Auf dem spanischen Festland wurde die höchste Beschäftigungsquote aus der Comunidad Foral de Navarra (67,9 %) vermeldet, während die niedrigste Quote in Andalucía (50,0 %) festgestellt wurde, was einem Unterschied von 17,9 Prozentpunkten entspricht. Die Kluft zwischen den italienischen Regionen war sogar noch ausgeprägter und reichte von einem Höchstwert von 76,1 % in Provincia Autonoma di Bolzano/Bozen bis zu einem Tiefstwert von 42,4 % auf der Insel Sicilia (die die niedrigste Quote aller EU-Regionen aufwies).

Im Einzelnen ist festzustellen, dass es 2014 in der EU sechs Regionen gab, in denen weniger als die Hälfte der Bevölkerung im Alter zwischen 20 und 64 Jahren erwerbstätig war. Vier dieser Regionen lagen im Süden Italiens – Puglia, Campania, Calabria und Sicilia –, bei den anderen beiden handelte es sich um die westgriechische Region Dytiki Ellada (Hauptstadt Patras) und die autonome Stadt Ceuta in Spanien.

Zwischen 2009 und 2014 nahm die Beschäftigungsquote in allen tschechischen, deutschen, ungarischen und schwedischen Regionen sowie in den baltischen Mitgliedstaaten, Luxemburg und Malta zu, …

Im Zeitraum 2009 bis 2014 waren in den meisten EU-Regionen gegenläufige Entwicklungen hinsichtlich der Beschäftigungsquote (zunächst Ab- und anschließend Zunahme) zu beobachten: Die folgende Analyse zeigt das Nettoergebnis dieser Bewegungen. Über den gesamten Zeitraum erhöhte sich in der EU-28 die Beschäftigungsquote der 20- bis 64 Jährigen um 0,3 Prozentpunkte.

Karte 2 zeigt die Veränderung der Beschäftigungsquoten (in Prozentpunkten) zwischen 2009 und 2014 und verdeutlicht viele der bereits in Karte 1 beobachteten Muster. Im Betrachtungszeitraum nahmen die Beschäftigungsquoten in allen Regionen Deutschlands und Schwedens sowie in den meisten Regionen des Vereinigten Königreichs zu, während in den südlichen EU-Mitgliedstaaten ein deutlicher Rückgang der Beschäftigungsquoten festzustellen war.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hatte erhebliche Folgen für die Arbeitsmärkte der baltischen Mitgliedstaaten (die auf dieser Analyseebene jeweils lediglich eine Region bilden) und Irlands und führte zwischen 2008 und 2009 teilweise (z. B. in Estland und Lettland) zu einem Rückgang der Beschäftigungsquoten um knapp 10 Prozentpunkte. Anschließend sank die Beschäftigungsquote in den baltischen Mitgliedstaaten im Jahr 2010 erneut, bevor sie wieder relativ stark anstieg, während sie in Irland ihren Abwärtstrend bis in das Jahr 2012 fortsetzte, bevor wieder das Niveau von 2009 erreicht wurde. Zwar verzeichneten alle baltischen Mitgliedstaaten und Irland im Zeitraum 2009 bis 2014 einige der größten Gesamtsteigerungen der Beschäftigungsquote, doch aus den neusten verfügbaren Daten für das Jahr 2014 geht hervor, dass ihre Beschäftigungsquoten immer noch unter dem vor der Krise erreichten Höchststand des Jahres 2008 liegen.

… wobei der größte Anstieg um 9,6 Prozentpunkte in der ungarischen Region Észak-Alföld festgestellt wurde

Im Zeitraum 2009 bis 2014 wurden in der EU-28 die größten Steigerungen der Beschäftigungsquoten – von mindestens 5 Prozentpunkten – (in Karte 2 im dunkelsten Grünton dargestellt) bis auf die Hauptstadtregion Közép-Magyarország in sämtlichen sechs ungarischen Regionen, in jeweils drei Regionen Deutschlands (Chemnitz, Oberfranken und Hannover) und des Vereinigten Königreichs (South Yorkshire, Dorset and Somerset und Inner London), in zwei nördlichen Regionen Rumäniens (Nord-Vest und Nord-Est) sowie in Malta (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region) beobachtet.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hatte in allen griechischen Regionen erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte

Dagegen wurde zwischen 2009 und 2014 in den südlichen Regionen der EU, wo die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise besonders deutlich zutage traten, ein drastischer Rückgang der Beschäftigungsquoten verzeichnet. In allen 13 NUTS-2-Regionen Griechenlands sank die Beschäftigungsquote um mehr als 5 Prozentpunkte (in Karte 2 im dunkelsten Rotton dargestellt). Rückgänge dieser Größenordnung wurden darüber hinaus aus vier spanischen Regionen (Ciudad Autónoma de Ceuta, Castilla-La Mancha, Galicia und Andalucía), den zwei autonomen portugiesischen Regionen Açores und Madeira, zwei bulgarischen Regionen (Yugoiztochen und die Hauptstadtregion Yugozapaden), Zypern (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region) und aus jeweils einer Region in Kroatien (Kontinentalna Hrvatska), in Italien (Sicilia) und in den Niederlanden (Flevoland) vermeldet.

Im Einzelnen ist festzustellen, dass die stärksten Rückgänge der Beschäftigungsquoten (in Prozentpunkten) zwischen 2009 und 2014 allesamt auf zwölf griechische Regionen entfielen; die einzige griechische Region, die einen etwas geringeren Rückgang verzeichnete, war Notio Aigaio (Südägäis). Im Betrachtungszeitraum sanken die Beschäftigungsquoten in Peloponnisos, Attiki und Thessalia um nicht weniger als 13,0-13,3 Prozentpunkte. Den neuesten verfügbaren Daten zufolge war im Jahr 2014 in sechs griechischen Regionen ein Anstieg der Beschäftigungsquote (gegenüber 2013) und in sechs anderen ein Rückgang zu verzeichnen. In der verbleibenden griechischen Region blieb die Beschäftigungsquote unverändert.

Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer

Die demografischen Entwicklungen haben in zahlreichen EU-Mitgliedstaaten tiefgreifende Auswirkungen auf die Bevölkerungsstruktur, so dass ältere Menschen im Zuge der Umkehrung der Bevölkerungspyramide im Verhältnis zu den Personen jüngeren und mittleren Alters einen zunehmenden Anteil an der Gesamtbevölkerung ausmachen. Insofern werden die Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer aufgrund des steigenden Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung einen stärkeren Einfluss auf die Gesamtbeschäftigungsquoten haben. Als Reaktion auf diesen demografischen Alterungsprozess haben einige Regierungen bereits Maßnahmen ergriffen, um das Alter für das Ausscheiden aus dem Berufsleben anzuheben; diese Entwicklung könnte sich fortsetzen, wenn sich weitere Verbesserungen bei den Gesundheits- und Lebensbedingungen einstellen und die Lebenserwartung weiter steigt.

Die Beschäftigungsquote älterer Menschen (im Alter von 55 bis 64 Jahren) lag in der EU-28 im Jahr 2014 bei 51,8 %. Ausgehend von dem im Jahr 2002 verzeichneten Tiefstwert von 38,1 % ist die Beschäftigungsquote älterer Menschen ungeachtet der Finanz- und Wirtschaftskrise in jedem Jahr gestiegen, für das im Rahmen dieser Datenreihen Angaben verfügbar sind. Dies deutet darauf hin, dass das effektive Renteneintrittsalter in der EU zunimmt. Gründe dafür sind z. B. die Anhebung des Rentenalters in einer Reihe von EU-Mitgliedstaaten, die Abschaffung von Vorruhestandsregelungen oder Kürzungen öffentlicher Ausgaben mit der Folge, dass ältere Arbeitnehmer ihren Renteneintritt verschieben.

Karte 3 deutet darauf hin, dass es einen engen Zusammenhang zwischen den Gesamtbeschäftigungsquoten und den Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer gibt. Im Jahr 2014 wurden in der EU die höchsten Beschäftigungsquoten älterer Menschen in Schweden verzeichnet, gefolgt von Deutschland, Estland, Dänemark und dem Vereinigten Königreich. Hohe Beschäftigungsquoten wurden zudem in den drei EFTA-Ländern festgestellt, für die Arbeitsmarktstatistiken verfügbar sind: Tatsächlich vermeldete jedes dieser drei Länder höhere Beschäftigungsquoten älterer Menschen als alle EU-Mitgliedstaaten (mit Ausnahmen Schwedens).

In der EU wiesen 14 Regionen eine Beschäftigungsquote älterer Menschen von mindestens 70 % auf (in Karte 3 in der dunkelsten Farbe dargestellt). Zudem verzeichneten diese Regionen allesamt relativ hohe Gesamtbeschäftigungsquoten. In allen acht NUTS-2-Regionen in Schweden wurden Beschäftigungsquoten älterer Menschen von über 70 % festgestellt, wobei vier dieser Regionen – Mellersta Norrland, Västsverige, Småland med öarna und Övre Norrland – Quoten von über 75 % vermeldeten. Gleiches galt für die finnische Region Åland und die EFTA-Regionen Oslo og Akershus und Vestlandet (beide in Norwegen) sowie die Ostschweiz und Zentralschweiz (beide in der Schweiz).

In der hellsten Farbe sind in Karte 3 die Regionen dargestellt, die im Jahr 2014 Beschäftigungsquoten älterer Menschen von weniger als 40 % aufwiesen. Die drei EU-Regionen mit den niedrigsten Beschäftigungsquoten älterer Menschen lagen allesamt in Griechenland, namentlich die beiden nördlichen Regionen Dytiki Makedonia und Kentriki Makedonia (mit der Hauptstadt Thessaloniki) und die Hauptstadtregion Attiki, wo lediglich drei von zehn Erwerbspersonen im Alter von 55 bis 64 Jahren erwerbstätig waren. Im Einzelnen lässt sich feststellen, dass lediglich zwei griechische Regionen, Ionia Nisia und Peloponnisos, eine Beschäftigungsquote älterer Menschen von mehr als 40 % vermeldeten.

Neben den drei griechischen Regionen mit den niedrigsten Beschäftigungsquoten gab es sechs weitere Regionen in der EU, in denen die Beschäftigungsquote älterer Menschen im Jahr 2014 bei unter 35 % lag. Dazu zählten eine weitere griechische Region (Notio Aigaio) und fünf Regionen in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten, namentlich die rumänische Hauptstadtregion Bucureşti-Ilfov, die belgische Region Province Hainaut, die slowenische Region Vzhodna Slovenija, die kroatische Region Kontinentalna Hrvatska und die spanische Region Andalucía. Was die Regionen der Kandidatenländer betrifft, so betrug die Beschäftigungsquote älterer Menschen in İstanbul 20 % und war in einer anderen türkischen Region – Mardin, Batman, Sirnak, Siirt – sogar niedriger (16 %).

Viele der EU-Regionen, in denen niedrige Beschäftigungsquoten älterer Menschen festgestellt wurden, waren dadurch gekennzeichnet, dass sie historisch von der Schwerindustrie (wie Kohlebergbau und Stahlerzeugung) abhängig waren. Diese hat stark an Bedeutung verloren und ist in einigen Regionen sogar vollkommen verschwunden, was wirtschaftliche Umstrukturierungen und einen entsprechenden Stellenabbau nach sich zog. Den in diesen Regionen arbeitslos gewordenen älteren Arbeitnehmern fällt es besonders schwer, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, da ihre Fähigkeiten auf dem gegenwärtigen Arbeitsmarkt nicht mehr benötigt werden und es für sie ungleich schwerer ist, in einen neuen Beruf umzuschulen oder überhaupt eine Umschulungsmöglichkeit zu erhalten. Als Beispiel für solche ehemaligen Industrieregionen seien Province Hainaut, Province Liège (beide in Belgien) und Nord-Pas-de-Calais (in Frankreich) genannt.

Arbeitslosenquoten

Bei Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008 waren in der EU-28 16,8 Millionen Menschen arbeitslos. Fünf Jahre später – in Jahr 2013 – war die Zahl der Arbeitslosen auf 26,1 Millionen gestiegen, was einer Zunahme um insgesamt 9,3 Millionen (oder 55,5 %) entspricht. Die neuesten verfügbaren Daten zeigen, dass die Zahl der Arbeitslosen in der EU-28 im Jahr 2014 um 1,5 Millionen gefallen ist.

Definition des Begriffs Arbeitslosigkeit

Arbeitslose werden anhand der Leitlinien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) definiert als

  • Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren,
  • die in der Berichtswoche ohne Arbeit waren,
  • für die Aufnahme einer Arbeit innerhalb von zwei Wochen verfügbar waren (oder bereits eine Arbeit gefunden haben, die sie innerhalb der nächsten drei Monate aufnehmen würden), und
  • zu irgendeinem Zeitpunkt innerhalb der letzten vier Wochen aktiv auf Arbeitsuche waren.

Mit der Arbeitslosenquote wird der prozentuale Anteil der Arbeitslosen an der Erwerbsbevölkerung gemessen (der Summe aus Erwerbstätigen und Arbeitslosen).

Zu beachten ist, dass in der Arbeitslosenquote auch Menschen erfasst werden, die nach Vollendung des 64. Lebensjahres gerne arbeiten würden (oder arbeiten müssen), jedoch keine Stelle finden. Mithin wird die Altersobergrenze für die Arbeitslosenquoten in der Regel auf 74 Jahre festgesetzt (während die Altersobergrenze für die Beschäftigungsquote für gewöhnlich 64 Jahre beträgt).

Im Jahr 2008 lag die Arbeitslosenquote in der EU-28 bei 7,0 %. Nach einem Anstieg um 2,0 Prozentpunkte im Jahr 2009 war eine kontinuierliche jährliche Zunahme bis auf 10,9 % im Jahr 2013 zu beobachten. Im Jahr 2014 sank die Arbeitslosenquote in der EU-28 auf 10,1 %.

Die höchsten Arbeitslosenquoten in den EU-Mitgliedstaaten wurden 2014 in Griechenland (26,5 %), Spanien (24,4 %), Kroatien (17,3 %) und Zypern (16,1 %) festgestellt. In der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien wurde eine noch höhere Arbeitslosenquote verzeichnet (28,0 %).

Karte 4 zeigt die Verteilung der Arbeitslosenquoten nach NUTS-2-Regionen im Jahr 2014; Regionen mit besonders hohen Arbeitslosenquoten sind in der hellsten Farbe dargestellt. Diese hohen regionalen Arbeitslosenquoten konzentrierten sich auf

  • alle 13 NUTS-2-Regionen in Griechenland;
  • fast alle spanischen Regionen, mit Ausnahme der Hauptstadtregion Comunidad de Madrid und vier nördlicher Regionen – Cantabria, La Rioja, País Vasco und Comunidad Foral de Navarra;
  • vier Regionen im südlichen Italien – Calabria, Sicilia, Campania und Puglia – sowie
  • die vier französischen Überseeregionen (wobei sich deren Daten auf das Jahr 2013 beziehen).

Eine eingehendere Analyse zeigt, dass 2014 die fünf höchsten regionalen Arbeitslosenquoten allesamt in Spanien festgestellt wurden: in Andalucía, Castilla-La Mancha und Extremadura (im Süden des Landes), in der Inselregion Canarias und in der autonomen Stadt Ceuta.

Bayern verzeichnete einige der niedrigsten Arbeitslosenquoten in der EU

Dagegen lagen neun der zehn Regionen mit den niedrigsten regionalen Arbeitslosenquoten in Deutschland. Die einzige Ausnahme bildete die Hauptstadtregion der Tschechischen Republik, Praha, wo sich die Arbeitslosenquote im Jahr 2014 auf 2,5 % belief. Damit verzeichnete Praha gemeinsam mit der bayrischen Region Oberbayern die niedrigste Quote in der EU-28. Daneben gab es vier weitere deutsche Regionen, aus denen 2014 eine Arbeitslosenquote von unter 3 % vermeldet wurde, wobei drei davon – Unterfranken, Niederbayern und Oberpfalz – ebenfalls in Bayern lagen. Die vierte war die (südlich von Stuttgart gelegene) Region Tübingen mit der gleichnamigen Universitätsstadt.

Relativ niedrige Arbeitslosenquoten wurden darüber hinaus in Österreich ermittelt: Dies galt insbesondere für die drei westlichen Regionen an der Grenze zu Bayern – Vorarlberg, Tirol und Salzburg –, wo die Quote weniger als 4 % betrug. Im Jahr 2014 gab es in der EU-28 lediglich vier weitere Regionen, die eine Arbeitslosenquote von unter 4 % verzeichneten: Drei davon befanden sich im Vereinigten Königreich (Cornwall and Isles of Scilly, Cheshire und die schottische Region Highlands and Islands), während es sich bei der vierten Region um Nord-Vest in Rumänien handelte.

Im Anschluss an die Krise sank die Arbeitslosenquote in vielen der Regionen, die sich bereits durch relativ niedrige Arbeitslosenquoten auszeichneten, …

Karte 5 zeigt eine Analyse der Veränderung der Arbeitslosenquoten in den NUTS-2-Regionen während des Zeitraums 2009 bis 2014 (in Prozentpunkten). Wie bereits zuvor in Bezug auf die Beschäftigungsquote festgestellt, waren in diesem Zeitraum gegenläufige Entwicklungen zu beobachten, wobei die Arbeitslosenquoten zunächst zu- und anschließend abnahmen. Die Arbeitslosenquote in der EU-28 stieg im Betrachtungszeitraum um 1,1 Prozentpunkte.

In den Regionen, in denen die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise besonders deutlich zutage traten, wurde in der Regel eine erhebliche Zunahme der Arbeitslosenquote verzeichnet. Im Gegensatz dazu wurden sinkende Arbeitslosenquoten oftmals in den Regionen beobachtet, die sich bereits durch eine relativ niedrige Arbeitslosigkeit auszeichneten. Insofern bestand die ungleiche Verteilung der Arbeitslosenquoten zwischen den EU-Regionen fort und wurde in vielen Fällen sogar verstärkt.

Einige der stärksten Rückgänge der Arbeitslosenquoten im Zeitraum 2009 bis 2014, gemessen in Prozentpunkten (in Karte 5 in dunklem Grünton dargestellt), wurden in den baltischen Mitgliedstaaten, Deutschland, Ungarn, im Norden Rumäniens und in Teilen des Vereinigten Königreichs festgestellt. Eine vergleichbare Entwicklung fand in Island, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und in nahezu der Hälfte der türkischen Regionen statt. Im Zeitraum 2009 bis 2014 fiel die Arbeitslosenquote Lettlands (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region) um 6,7 Prozentpunkte, was dem größten Rückgang in der gesamten EU entsprach. Lediglich zwei weitere EU-Regionen verzeichneten einen Rückgang der Arbeitslosenquote um mindestens 6 Prozentpunkte. Dabei handelte es sich um die ostdeutsche Region Chemnitz und Estland (auf dieser Analyseebene ebenfalls lediglich eine Region). Diese positive Entwicklung wurde jedoch auch in fünf türkischen Regionen festgestellt.

… während der größte Anstieg der Arbeitslosenquoten in den am stärksten von der Finanz- und Wirtschaftskrise getroffenen Mitgliedstaaten zu beobachten war

Demgegenüber stiegen die Arbeitslosenquoten in den meisten Regionen Spaniens, im Süden Italiens, in Kroatien, Griechenland, Zypern und Teilen Bulgariens rapide an (in Karte 5 im dunklen Rotton dargestellt). Darunter waren 16 NUTS-2-Regionen, in denen die Arbeitslosenquoten zwischen 2009 und 2014 um mindestens 10 Prozentpunkte zunahmen. Dazu zählten fast alle griechischen Regionen (die einzige Ausnahme bildete Notio Aigaio), während es sich bei den vier anderen Regionen um Zypern (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region), Calabria im Süden Italiens und zwei spanische Regionen (Castilla-La Mancha und Ciudad Autónoma de Ceuta) handelte.

Die westlichen EU-Mitgliedstaaten verzeichneten tendenziell in den Städten höhere Arbeitslosenquoten

Abbildung 1 bietet Informationen über die Arbeitslosenquoten nach Verstädterungsgrad (auf Englisch). Aus der Karte geht hervor, dass in der EU-28 insgesamt nach dieser Klassifikation nur relativ geringe Unterschiede hinsichtlich der Arbeitslosenquoten festzustellen waren, wobei die höchste Quote mit 10,8 % in dicht besiedelten Gebieten (im Folgenden Städte) verzeichnet wurde, während in dünn besiedelten Gebieten (im Folgenden ländliche Gebiete) und in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte (im Folgenden kleinere Städte und Vororte) eine um ca. einen Prozentpunkt niedrigere Quote ermittelt wurde. Diese Ergebnisse können zumindest zum Teil dadurch erklärt werden, dass die Ergebnisse für die EU-28 auf Durchschnittswerten basieren, die nach der Bevölkerungsgröße gewichtet sind, während die größten EU-Mitgliedstaaten (gemessen an der Bevölkerung) jeweils niedrigere Arbeitslosenquoten in ländlichen Gebieten verzeichneten.

In 14 EU-Mitgliedstaaten war die Arbeitslosenquote in den Städten höher als in ländlichen Gebieten. Mit 7,5 Prozentpunkten war das Gefälle in Belgien besonders ausgeprägt. In Österreich lag die Arbeitslosenquote in den Städten gut 6 Prozentpunkte über der Quote der ländlichen Gebiete, während die Differenz zwischen den beiden Quoten in Griechenland gut 5 Prozentpunkte und in Frankreich und Portugal fast 4 Prozentpunkte betrug.

… während in mehreren osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten die Arbeitslosenquoten in ländlichen Gebieten höher waren

In Estland und Italien war kein Unterschied zwischen den Arbeitslosenquoten in den Städten und in ländlichen Gebieten festzustellen. Zu den zwölf EU-Mitgliedstaaten, in denen die Arbeitslosenquote in ländlichen Gebieten höher war, zählten sechs osteuropäische EU-Mitgliedstaaten, drei südliche Mitgliedstaaten, zwei baltische Mitgliedstaaten und Irland. Das größte Gefälle wurde aus Bulgarien vermeldet (wo die Arbeitslosenquote in ländlichen Gebieten 9,3 Prozentpunkte höher lag als in den Städten), gefolgt von Litauen, der Slowakei, Kroatien und Spanien.

Hintergrundinformationen zu den Daten nach Verstädterungsgrad sind dem Abschnitt „Datenquellen und Datenverfügbarkeit“ in diesem Artikel zu entnehmen.

Jugendarbeitslosigkeit und junge Menschen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung sind

Die Jugendarbeitslosenquote ist als Anteil arbeitsloser Personen im Alter von 15 bis 24 Jahren an der Erwerbsbevölkerung derselben Altersgruppe definiert. Es ist jedoch zu beachten, dass die Jugendarbeitslosenquote nicht den Anteil aller arbeitslosen jungen Menschen widerspiegelt, da nicht alle jungen Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen (z. B. aufgrund einer Vollzeitausbildung). Hinsichtlich der Erwerbsbeteiligung junger Menschen sind erhebliche Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten und den EU-Regionen festzustellen, was sich wiederum auf den Anteil der arbeitslosen Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung junger Menschen auswirkt.

REGIONEN IM BLICKPUNKT

Oberbayern, Deutschland

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Im Jahr 2014 lag die Jugendarbeitslosenquote (Personen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren) in der EU-28 bei 21,9 %. Zwischen den EU-Regionen waren erhebliche Unterschiede zu beobachten, da die Jugendarbeitslosenquote in einigen Regionen über 50 % lag, während die süddeutsche Region Oberbayern (mit der Stadt München) einen Tiefstwert von 3,7 % vermeldete.

©: Anshar / Shutterstock.com

In der EU-28 waren 2014 etwa 5,1 Millionen junge Menschen ohne Beschäftigung

In den letzten Jahren waren junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren unverhältnismäßig stark vom Wirtschaftseinbruch und dem schrumpfenden Arbeitsmarkt betroffen, da es die Wirtschafts- und Finanzkrise jungen Europäern erschwerte, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen oder sich dort zu halten. Im Ergebnis erhöhte sich der Anteil der noch in Ausbildung befindlichen Jugendlichen (bzw. der jungen Menschen, die erneut ein Studium aufnahmen), wodurch ihr Eintritt ins Berufsleben hinausgezögert wurde.

Jugendarbeitslosigkeit

Im Februar 2013 beschloss der Europäische Rat eine Beschäftigungsinitiative für junge Menschen mit einem Budget von ca. 6 Mrd. EUR für den Zeitraum 2014 bis 2020, mit der in erster Linie junge Menschen unterstützt werden sollen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung sind. Die Beschäftigungsinitiative für junge Menschen steht allen Regionen offen, in denen die Jugendarbeitslosigkeit über 25 % liegt.

Das Paket zur Jugendbeschäftigung wurde im Dezember 2012 mit dem Kernelement der Jugendgarantie in die Wege geleitet. Die EU-Mitgliedstaaten billigten das Konzept der Jugendgarantie im April 2013 im Rahmen einer Empfehlung des Rates (2013/C 120/01), mit der sichergestellt werden soll, dass allen jungen Menschen unter 25 Jahren unabhängig davon, ob sie bei einem Arbeitsvermittlungsdienst registriert sind oder nicht, innerhalb eines Zeitraums von vier Monaten, nachdem sie arbeitslos werden oder die Schule verlassen, ein hochwertiges Angebot unterbreitet wird, das eine Arbeitsstelle oder Weiterbildungsmaßnahme oder einen Ausbildungs- bzw. Praktikumsplatz zum Gegenstand hat.

In ihrer Mitteilung Gemeinsam für die Jugend Europas – Ein Appell zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit (COM(2013) 447) schlug die Europäische Kommission eine Reihe von Änderungen zur beschleunigten Umsetzung der Jugendgarantie und zur Durchführung von Investitionen in junge Menschen vor. Im Rahmen dieser Initiative haben die EU-Mitgliedstaaten eine Reihe nationaler Umsetzungspläne für die Jugendgarantie ausgearbeitet: Während aus den nationalen Haushaltsplänen vorrangig Maßnahmen im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit finanziert werden, mit denen in der Zukunft höhere Kosten vermieden werden sollen, stockt die EU die nationalen Mittel über den Europäischen Sozialfonds (ESF) und die mit einem Budget von 6 Mrd. EUR ausgestattete Beschäftigungsinitiative für junge Menschen auf.

Weitere Informationen sind folgender Website zu entnehmen: Beschäftigung von Jugendlichen.

Die Gesamtzahl der arbeitslosen Jugendlichen stieg in der EU-28 von 4,2 Millionen im Jahr 2008 auf einen Höchstwert von 5,6 Millionen im Jahr 2013, bevor sie im Jahr 2014 wieder auf 5,1 Millionen sank. Somit machten junge Menschen etwa ein Fünftel (20,7 %) der Gesamtzahl der Arbeitslosen aus.

Die Entwicklung der Jugendarbeitslosenquote in der EU-28 ist insofern auffällig, als die Quote von 15,7 % im Jahr 2008 auf einen Höchstwert von 23,6 % im Jahr 2013 stieg, bevor sie im Jahr 2014 auf 21,9 % fiel. Somit nahm die Gesamtarbeitslosenquote (für Personen in der Altersgruppe 15 bis 74 Jahre) im Zeitraum 2008 bis 2013 um 3,8 Prozentpunkte zu, während die Jugendarbeitslosenquote doppelt so schnell um 7,9 Prozentpunkte stieg. Dieser rapide Anstieg der Jugendarbeitslosenquote könnte zum Teil auf mehrere sich wechselseitig verstärkende Faktoren zurückzuführen sein: Zum einen waren im Jahr 2013 mehr junge Menschen arbeitslos als im Jahr 2008, zum anderen war die Erwerbsbevölkerung im Alter zwischen 15 und 24 Jahren aufgrund demografischer Veränderungen und des Ausscheidens junger Menschen aus dem Arbeitsmarkt rückläufig.

Sieben deutsche Regionen verzeichneten die niedrigsten Jugendarbeitslosenquoten in der EU

Karte 6 zeigt die regionale Verteilung der Jugendarbeitslosigkeit auf NUTS-2-Ebene im Jahr 2014; diese Karte weist deutliche Ähnlichkeiten mit Karte 4 auf (Gesamtarbeitslosenquote). Die niedrigsten Jugendarbeitslosenquoten in der EU wurden in sieben deutschen Regionen verzeichnet, namentlich in Oberbayern, Schwaben (Daten für 2013), Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg, Tübingen und Niederbayern (Daten für 2012); jede dieser Regionen vermeldete eine Jugendarbeitslosenquote von unter 6 %. Außerhalb der EU lag die Jugendarbeitslosenquote in der schweizerischen Region Ostschweiz und in der türkischen Region Agri, Kars, Iğdır, Ardahan ebenfalls bei unter 6 %.

Die Jugendarbeitslosenquoten waren in den meisten Regionen Deutschlands relativ niedrig, wobei in den ostdeutschen Regionen etwas höhere Quoten beobachtet wurden. Niedrige Jugendarbeitslosenquoten (von unter 10 %, in Karte 6 in der dunkelsten Farbe dargestellt) wurden in 21 der 38 deutschen Regionen, vier österreichischen Regionen (Tirol, Oberösterreich, Steiermark und Kärnten), vier niederländischen Regionen (Zeeland, Gelderland, Noord-Brabant und Utrecht) und zwei Regionen des Vereinigten Königreichs (Lincolnshire und Cheshire) verzeichnet. Auch in Island (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region), fünf der sieben schweizerischen Regionen, allen sieben norwegischen Regionen und in der bereits erwähnten türkischen Region Agri, Kars, Iğdır, Ardahan wurden Jugendarbeitslosenquoten von unter 10 % festgestellt.

Interessanterweise wurden in Deutschland, den Niederlanden und Österreich nicht nur einige der niedrigsten Jugendarbeitslosenquoten verzeichnet, sondern es wurde auch eine geringe Schwankungsbreite der regionalen Jugendarbeitslosenquoten innerhalb dieser drei Mitgliedstaaten festgestellt.

Die Jugendarbeitslosigkeit konzentrierte sich auf Regionen mit einer relativ hohen Gesamtarbeitslosigkeit

Die höchsten Jugendarbeitslosenquoten in den EU-Mitgliedstaaten wurden 2014 in Spanien (53,2 %), Griechenland (52,4 %), Kroatien (45,5 %) und Italien (42,7 %) festgestellt. In der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien wurde ebenfalls eine hohe Arbeitslosenquote verzeichnet (53,1 %). Den neusten verfügbaren Daten ist zu entnehmen, dass in drei der vier EU-Mitgliedstaaten mit den höchsten Jugendarbeitslosenquoten die Quote im Jahr 2014 (gegenüber 2013) sank. So hatte die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, Griechenland und Kroatien im Jahr 2013 mit 55,5 %, 58,3 % bzw. 50,0 % ihren Höchstwert erreicht. In Italien war ein anderes Muster zu beobachten, da hier die Jugendarbeitslosenquote im Jahr 2014 ihren Aufwärtstrend fortsetzte. Damit ist die Quote ausgehend von dem im Jahr 2007 verzeichneten relativen Tiefstwert von 20,4 % jährlich gestiegen.

Mehrere Regionen im Süden und in Randlagen der EU vermeldeten, dass im Jahr 2014 mehr als die Hälfte ihrer jungen Erwerbspersonen arbeitslos war. Die Jugendarbeitslosenquote betrug in zehn spanischen Regionen, acht griechischen Regionen und fünf italienischen Regionen sowie in drei der vier französischen Überseeregionen (Daten für 2013) und der portugiesischen autonomen Inselregion Madeira mindestens 50 % (in Karte 6 in der hellsten Farbe dargestellt); dies traf ebenfalls auf die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien zu (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region).

In den EU-Mitgliedstaaten mit relativ hohen Jugendarbeitslosenquoten waren deutliche Unterschiede zwischen den regionalen Quoten festzustellen; dies galt insbesondere für Italien und Griechenland. In Italien reichte die Spanne von einem Höchstwert von 59,7 % in der süditalienischen Region Calabria bis zu einem Tiefstwert von 12,4 % in der norditalienischen Region Provincia Autonoma di Bolzano/Bozen. In Griechenland wurde in Notio Aigaio mit 25,8 % die niedrigste regionale Jugendarbeitslosenquote festgestellt: Damit verzeichnete diese Region eine erheblich niedrigere Quote als alle andere griechischen Regionen, die durchgängig Quoten von über 40 % vermeldeten. Die Quote in Notio Aigaio war nicht einmal halb so hoch wie die 69,8 %, die für die nordwestliche Region Ipeiros vermeldet wurden und die die höchste Jugendarbeitslosenquote in der EU darstellten.

Ein Sechstel aller jungen Menschen in der EU-28 war weder in Arbeit noch in Ausbildung

Im Jahr 2014 lag in der EU-28 der Anteil der jungen Menschen (im Alter zwischen 18 und 24 Jahren), die weder in Arbeit noch in Ausbildung waren (NEET), bei 16,3 %. Mithin sank die Quote der NEET das zweite Jahr in Folge, nachdem sie im Anschluss an die Krise im Jahr 2012 mit 17,1 % einen Höchstwert verzeichnet hatte.

Vergleich von Jugendarbeitslosigkeit und NEET

Die Jugendarbeitslosigkeit und der Anteil junger Menschen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung (NEET) sind, sind komplementäre Begriffe.

Anhand der Arbeitslosenquote wird die Anzahl der Personen gemessen, die ohne Arbeit sind (jedoch aktiv auf Arbeitsuche waren und eine Arbeit aufnehmen können); sie ist definiert als Anteil der Arbeitslosen an der Erwerbsbevölkerung (Erwerbstätige und Arbeitslose) im Alter von 15 bis 24 Jahren. Immer mehr junge Menschen in der EU setzen ihre Ausbildung fort und gehen zugleich einer beruflichen Tätigkeit nach (oder sind aktiv auf Arbeitsuche).

Dagegen sind zwar Personen, die in Arbeit oder Ausbildung sind, definitionsgemäß in der Gruppe der jungen Menschen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung sind (NEET), nicht erfasst, während diese jedoch durchaus einige Nichterwerbspersonen einschließen kann; der Nenner umfasst diesbezüglich die gesamte Alterskohorte der 18- bis 24-Jährigen.

Eine Analyse nach EU-Mitgliedstaaten zeigt, dass im Jahr 2014 der höchste Anteil junger Menschen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung waren, in Italien beobachtet wurde (29,0 %), während die NEET-Quote in Rumänien, Spanien, Bulgarien, Zypern, Kroatien und Griechenland von 21 % bis 27 % reichte. Im Gegensatz dazu lag der Anteil junger Menschen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung waren, in den Niederlanden gerade einmal bei 6,6 %, während Dänemark, Luxemburg, Deutschland, Schweden und Österreich allesamt eine NEET-Quote von unter 10 % verzeichneten.

In der EU gab es vier Regionen, in denen der Anteil junger Menschen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung waren, bei über 40 % lag

Die höchsten Anteile junger Menschen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung waren (in Karte 7 in der hellsten Farbe dargestellt), konzentrierten sich auf den Süden Italiens, mehrere griechische Regionen, zwei bulgarische Regionen sowie jeweils eine Region in Rumänien (Centru) und Portugal (Região Autónoma dos Açores). Die höchste NEET-Quote wurde mit 45,7 % in der bulgarischen Region Severozapaden festgestellt, wobei auch in zwei italienischen Regionen, Calabria und Sicilia, sowie in der griechischen Region Sterea Ellada Quoten von über 40 % ermittelt wurden. Zwar verzeichneten die südspanischen Regionen einige der höchsten Jugendarbeitslosenquoten in der EU, jedoch entsprach in der Regel der Anteil der jungen Menschen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung waren, in etwa dem EU-Durchschnitt.

Die niedrigsten Anteile junger Menschen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung waren, wurden vornehmlich in den Niederlanden, in Süddeutschland und im Westen Österreichs ermittelt; die dänischen Regionen Hovedstaden (die Hauptstadtregion) und Midtjylland sowie die tschechische Hauptstadtregion Praha verzeichneten ebenfalls NEET-Quoten von unter 8 % (in Karte 7 in der dunkelsten Farbe dargestellt). In den beiden niederländischen Regionen Groningen und Overijssel wurden mit 4,7 % die EU-weit niedrigsten NEET-Quoten festgestellt.

Langzeitarbeitslosigkeit

Im Jahr 2014 betrug in der EU-28 die Langzeitarbeitslosenquote (in der Altersgruppe von 15 bis 74 Jahren) 5,1 %, was einen Rückgang um 0,1 Prozentpunkte gegenüber 2013 bedeutete. Jedoch war diese Quote noch immer doppelt so hoch wie bei Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008, als die Langzeitarbeitslosenquote der EU-28 bei 2,6 % lag.

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen misst (im Gegensatz zur Langzeitarbeitslosenquote) das Verhältnis der Personen, die seit mindestens 12 Monaten arbeitslos sind, zur Gesamtzahl der Arbeitslosen. Ausgehend von einem Tiefstwert von 33,4 % im Jahr 2009 stieg dieser Anteil in der EU-28 stetig, so dass im Jahr 2014 fast die Hälfte (49,5 %) der Arbeitslosen seit mindestens 12 Monaten arbeitslos war.

Definition des Begriffs Langzeitarbeitslosigkeit

Die (strukturelle) Langzeitarbeitslosigkeit – definiert als der Anteil der Personen, die seit mindestens 12 Monaten arbeitslos sind – ist ein wichtiges Anliegen der Politik. Mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit sinkt die Attraktivität der Arbeitslosen für potenzielle Arbeitgeber, da ihre spezifischen Fähigkeiten und Qualifikationen an Wert verlieren. Ebenso kann die Langzeitarbeitslosigkeit erhebliche Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl des Einzelnen haben, zu Frustration bei den Betroffenen führen und dadurch bewirken, dass das Risiko steigt, noch länger ohne Beschäftigung zu bleiben.

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen entspricht dem Verhältnis der Personen, die seit mindestens 12 Monaten arbeitslos sind, zur Gesamtzahl der Arbeitslosen. Dieses ist von der Langzeitarbeitslosenquote zu unterscheiden, bei der es sich um den Anteil der Personen, die seit mindestens 12 Monaten arbeitslos sind, an der gesamten Erwerbsbevölkerung handelt.

Im Jahr 2014 wurden die EU-weit niedrigsten Anteile der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen in Schweden (18,9 %) und Finnland (22,4 %) festgestellt, während Dänemark, Österreich und Luxemburg jeweils Anteile von 25 % bis 28 % verzeichneten. Im Vereinigten Königreich machten die Langzeitarbeitslosen gut ein Drittel (35,8 %) der Arbeitslosen aus, wobei dieser Anteil in allen anderen EU-Mitgliedstaaten bei über 40 % lag. Im Jahr 2014 wurde auch in Island mit 12,0 % ein sehr geringer Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen festgestellt.

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen erreichte in Griechenland einen Höchstwert von 73,5 %, während in der Slowakei 70,2 % der Arbeitslosen seit mindestens 12 Monaten arbeitslos waren. Dieser Indikator betrug in Italien, Bulgarien, Portugal, Irland und Kroatien im Durchschnitt annähernd 60 %, während in Slowenien und in Spanien mehr als die Hälfte der Arbeitslosen seit mindestens einem Jahr ohne Beschäftigung war.

Die Langzeitarbeitslosen machten in den Regionen der nordischen Mitgliedstaaten einen relativ geringen Anteil der Gesamtzahl der Arbeitslosen aus

In Karte 8 werden die Regionen, in denen die Langzeitarbeitslosen weniger als ein Viertel der Gesamtarbeitslosenzahl ausmachten, in der dunkelsten Farbe dargestellt. Dies traf auf alle acht NUTS-2-Regionen in Schweden, die vier finnischen Regionen, für die Daten vorliegen (für Åland sind keine Daten verfügbar), und drei der fünf dänischen Regionen (Syddanmark, Midtjylland und Nordjylland) zu. Außerhalb dieser Gruppe von Regionen in den Nordischen Mitgliedstaaten lag dieser Indikator in der österreichischen Region Oberösterreich, der rumänischen Hauptstadtregion Bucureşti-Ilfov (die sich von den anderen rumänischen Regionen abhob) und drei Regionen im Vereinigten Königreich (East Wales; Herefordshire, Worcestershire and Warwickshire; Surrey, East and West Sussex) bei unter 25 %.

In der griechischen Hauptstadtregion waren mehr als drei Viertel der Arbeitslosen seit mindestens 12 Monaten ohne Beschäftigung

In Karte 8 sind die NUTS-2-Regionen, in denen im Jahr 2014 der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen mindestens 65 % betrug, in der hellsten Farbe gekennzeichnet. Die betreffenden Regionen liegen vorwiegend im Süden und Osten der EU, vertreten sind jedoch auch die vier französischen Überseeregionen (wobei sich deren Daten auf das Jahr 2013 beziehen).

Tatsächlich wurden in der EU die höchsten Anteile der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen in Guadeloupe (79,5 %) und Guyane (77.6 %) festgestellt – dicht gefolgt von der griechischen Hauptstadtregion Attiki (77,3 %) –, während in acht weiteren griechischen und vier süditalienischen Regionen ebenfalls Anteile von über 65 % verzeichnet wurden. Im Gegensatz zur Hauptstadtregion Bratislavský kraj (44,7 %) vermeldeten die anderen drei NUTS-2-Regionen in der Slowakei Anteile der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen von über 65 %. Dieser Prozentsatz wurde auch in zwei Regionen im Norden Bulgariens, zwei Regionen in Spanien (den beiden autonomen Städten Ceuta und Melilla) und der portugiesischen Inselregion Região Autónoma da Madeira übertroffen.

Interessanterweise wurden zwar einige der niedrigsten Arbeitslosenquoten in der EU in deutschen Regionen verzeichnet, der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen belief sich jedoch in mehreren deutschen, vorwiegend im Nordosten gelegenen Regionen auf über 50 %: Dies galt für Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Chemnitz und Leipzig, wobei aus der letztgenannten Region mit 60,6 % der höchste Anteil aller deutschen Regionen vermeldet wurde.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Bei den in diesem Artikel vorgestellten Informationen handelt es sich um den Jahresdurchschnitt der Arbeitskräfteerhebung (AKE). An der Arbeitskräfteerhebung nehmen 33 Länder teil, darunter die 28 EU-Mitgliedstaaten, drei EFTA-Länder (Island, Norwegen und die Schweiz) und zwei Kandidatenländer (die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien und die Türkei).

Zur AKE-Bevölkerung gehören in der Regel alle in privaten Haushalten lebenden Personen ab 15 Jahren. Die in Anstaltshaushalten, d. h. in Heimen, Internaten, Krankenhäusern, religiösen Einrichtungen, Haftanstalten, Arbeiterwohnheimen usw. lebenden Personen sind daher nicht erfasst. Wehrdienstleistende werden ebenfalls nicht berücksichtigt. Die Bevölkerung umfasst alle Personen, die in der Berichtswoche befragt wurden, sowie auch Personen, die kurzzeitig, z. B. wegen Bildungsmaßnahmen, Urlaub, Krankheit oder Geschäftsreisen, nicht im Haushalt anwesend waren. Der Erhebung liegen die Definitionen und Empfehlungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zugrunde.

Definitionen von Indikatoren

Die Erwerbsbevölkerung, auch als erwerbsaktive Bevölkerung bezeichnet, ist als Summe der Erwerbstätigen und Erwerbslosen definiert.

Erwerbstätige sind alle Personen im Alter von mindestens 15 Jahren, die in der Berichtswoche gegen Entgelt, zur Erzielung eines Gewinns oder zur Mehrung des Familieneinkommens Arbeit geleistet haben, selbst wenn es nur eine Stunde war, oder die keine Arbeit geleistet haben, aber einen Arbeitsplatz hatten, von dem sie vorübergehend aufgrund von z. B. Krankheit, Urlaub, Arbeitskonflikten und Aus- oder Weiterbildung abwesend waren. Es gelten die folgenden Ausnahmen für die berücksichtigte Altersspanne: mindestens 16 Jahre in Spanien und im Vereinigten Königreich, 15 bis 74 Jahre in Dänemark, Estland, Finnland, Ungarn, Lettland und Schweden (seit 2001) sowie 16 bis 74 Jahre in Island und Norwegen.

Arbeitslose (Erwerbslose) sind alle Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren, die in der Berichtswoche ohne Arbeit waren, zu dem Zeitpunkt für eine Arbeit verfügbar und entweder innerhalb der letzten vier Wochen vor der Erhebung aktiv auf Arbeitsuche waren oder bereits eine Arbeit gefunden haben, die sie innerhalb der nächsten drei Monate aufnehmen würden. Es gelten die folgenden Ausnahmen für die berücksichtigte Altersspanne: 16 bis 74 Jahre in Spanien, Italien, dem Vereinigten Königreich, Island und Norwegen.

Weitere Einzelheiten zu den Definitionen der Arbeitsmarktindikatoren sind folgender Website zu entnehmen: EU-Arbeitskräfteerhebung – Methodik (auf Englisch).

Kontext

Der Aufbau von Beschäftigung und die Schaffung von Arbeitsplätzen gelten im Allgemeinen als zentrale Faktoren bei der Bekämpfung der sozialen Ausgrenzung und als wirksamste Methoden, um die Unabhängigkeit, die finanzielle Sicherheit und das Zugehörigkeitsgefühl der Menschen zu gewährleisten. Ziel der EU ist die Förderung der Integration aller Menschen, insbesondere der ausgegrenzten Gruppen, in die Gesellschaft. Dennoch ist Diskriminierung auf den Arbeitsmärkten weiterhin an der Tagesordnung, da verschiedene Gruppen unterrepräsentiert oder ausgegrenzt sind.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hatte gravierende Folgen für die Arbeitsmärkte der EU. Im Jahr 2014 verharrten die Arbeitslosenquoten in vielen Regionen beständig bei über 10 %. Doch selbst in den Regionen mit niedrigen Arbeitslosenquoten blieben einige offene Stellen unbesetzt: Dies kann zumindest teilweise darauf zurückzuführen sein, dass die arbeitslosen Bewerber nicht über die erforderlichen Qualifikationen oder die notwendige Erfahrung für bestimmte Stellen verfügten, oder auf mangelnde Mobilität hindeuten, so dass die in einer Region angebotenen offenen Stellen nicht mit Arbeitsuchenden anderer Regionen besetzt wurden.

Europa 2020

Beschäftigungsfragen sind als eines von fünf Kernzielen in die Strategie Europa 2020 integriert: So sollen bis 2020 75 % der 20- bis 64-Jährigen in der EU-28 erwerbstätig sein. Mit den einzelnen EU-Mitgliedstaaten wurden im Rahmen individueller Vereinbarungen nationale Ziele für die Beschäftigungsquoten festgelegt: Diese reichen von 80 % oder mehr für Dänemark, die Niederlande und Schweden bis hin zu 70 % oder weniger in Irland, Griechenland, Kroatien, Italien, Malta und Rumänien. Für das Vereinigte Königreich wurde im nationalen Reformprogramm kein Ziel festgelegt. Weitere Informationen sind diesem Artikel zu entnehmen, der eine ausführlichere Analyse der Leistung der regionalen Arbeitsmärkte im Hinblick auf die Ziele der Strategie Europa 2020 enthält.

Die Fortschritte zur Erreichung dieses Gesamtziels von 75 % werden im Rahmen des Jahreswachstumsberichts analysiert, in dem eine enge Koordinierung der Wirtschafts- und Haushaltspolitik durch die einzelstaatlichen Regierungen propagiert wird und der unter anderem zur Festlegung einer Reihe gemeinsamer beschäftigungspolitischer Leitlinien in Form eines Gemeinsamen Beschäftigungsberichts geführt hat. Im letzten dieser Berichte aus dem Jahr 2015 wurde festgestellt, dass es zwar ermutigende Anzeichen für einen Aufschwung in einigen europäischen Arbeitsmärkten gibt, jedoch weiterhin Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten bestehen, die – insbesondere im Euroraum – sogar verschärft wurden. Darüber hinaus hat sich die Arbeitslosigkeit zunehmend zu einem strukturellen Problem entwickelt, wie sich in der steigenden Zahl der Langzeitarbeitslosen zeigt.

Leitinitiativen der Strategie Europa 2020 für die Arbeitsmärkte

Zwar sind fast alle Leitinitiativen der Strategie Europa 2020 in gewissem Maße relevant für die Arbeitsmärkte, zwei zielen jedoch unmittelbar auf die Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitskräfte ab.

Eine Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten

In dieser Leitinitiative der Strategie Europa 2020 werden 13 Leitaktionen sowie die begleitenden und vorbereitenden Maßnahmen festgelegt, mit denen die Beschäftigungsquoten, insbesondere jene der Frauen sowie junger und älterer Arbeitskräfte, durch Aktionen in vier vorrangigen Bereichen substanziell angehoben werden sollen:

  • Verbesserung der Flexibilität und des Funktionierens der Arbeitsmärkte (Flexicurity), um die chronisch hohe strukturelle Arbeitslosigkeit zu senken;
  • Vermittlung der richtigen Kompetenzen für die auf dem Arbeitsmarkt verfügbaren Arbeitsplätze: Diesbezüglich ist zum einen zu gewährleisten, dass die Arbeitskräfte vom technologischen Wandel profitieren und sich an neue Muster der Arbeitsorganisation anpassen können, und zum anderen, dass das Missverhältnis zwischen vorhandenen und benötigten Qualifikationen z. B. durch die Förderung der Mobilität innerhalb der EU und der Zuwanderung von Migranten aus Drittländern beseitigt wird;
  • Verbesserung der Arbeitsplatzqualität und Gewährleistung besserer Arbeitsbedingungen, um eine Steigerung der Arbeitsproduktivität und eine höhere Erwerbsbeteiligung zu bewirken;
  • Förderung politischer Maßnahmen, die zur Schaffung von Arbeitsplätzen insbesondere durch Unternehmen mit hohen Qualifikationsanforderungen und FuE-intensiven Geschäftsmodellen beitragen.

Jugend in Bewegung

Diese Leitinitiative lief im Dezember 2014 aus. Mit dieser Leitinitiative sollte jungen Menschen geholfen werden, sich die Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen anzueignen, die sie auf dem Weg zur ersten Arbeitsstelle benötigten. In der Initiative wurden 28 Maßnahmen vorgeschlagen, mit denen die Relevanz der allgemeinen und beruflichen Bildung gestärkt, die Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen und der Einstieg in den Arbeitsmarkt verbessert sowie gewährleistet werden sollte, dass junge Menschen über die richtigen Kompetenzen für die Arbeitsplätze der Zukunft verfügten.

Weitere Informationen sind folgenden Websites zu entnehmen: Eine Agenda für neue Kompetenzen und neue Beschäftigungsmöglichkeiten; Jugend in Bewegung.

Beschäftigungspaket

Im April 2012 brachte die Europäische Kommission im Rahmen ihrer Mitteilung mit dem Titel „Einen arbeitsplatzintensiven Aufschwung gestalten“ (COM(2012) 173) das sogenannte Beschäftigungspaket auf dem Weg. In der Mitteilung wurde das Potenzial für strukturelle Arbeitsmarktreformen zur Förderung der Schaffung von Arbeitsplätzen bis 2020 beleuchtet und zudem auf einige der Herausforderungen eingegangen, die zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der EU bewältigt werden müssen. Zum Beispiel: Bewältigung der demografischen Alterung und Steuerung der Zuwanderung von Migranten, Übergang zu einer CO2-armen und ressourceneffizienten Wirtschaft, Einstellung auf rasante technologische Veränderungen sowie Wettbewerb mit den Schwellenländern.

Das Beschäftigungspaket baut auf der Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten der Strategie Europa 2020 auf. Darin werden die Bereiche mit einem hohen Potenzial für die Schaffung von Arbeitsplätzen aufgezeigt. Zudem wird dargelegt, wie die EU-Mitgliedstaaten durch folgende Maßnahmen mehr Arbeitsplätze schaffen könnten:

  • Förderung der Schaffung von Arbeitsplätzen – z. B. durch die haushaltsverträgliche Verringerung der steuerlichen Belastung des Faktors Arbeit, die Förderung von selbstständiger Erwerbstätigkeit, Sozialunternehmen und Unternehmensgründungen, die Umwandlung informeller oder nicht angemeldeter Arbeit in reguläre Beschäftigungsverhältnisse und höhere Nettoentgelte;
  • Steigerung des Potenzials arbeitsplatzintensiver Branchen – wie z. B. der Informations- und Kommunikationstechnologien, der grünen Wirtschaft oder des Gesundheitssektors;
  • Bereitstellung von Mitteln aus EU-Fonds für die Schaffung von Arbeitsplätzen – über den Europäischen Sozialfonds;
  • Reform der Arbeitsmärkte – z. B. durch die Förderung angemessener und nachhaltiger Löhne und Gehälter, die Ausweitung des lebenslangen Lernens und aktiver arbeitsmarktpolitischer Strategien sowie die Schaffung von Chancen für junge Menschen;
  • Investitionen in die Qualifikation der Arbeitskräfte – z. B. durch Maßnahmen zum Abbau der Diskrepanzen zwischen Qualifikationsangebot und -nachfrage und durch bessere Anerkennung von Qualifikationen und Kompetenzen; und
  • Anstreben eines europäischen Arbeitsmarktes – z. B. durch eine bessere EU-weite Abstimmung von Arbeitsplatzangebot und nachfrage über ein europaweites zur Portal zur beruflichen Mobilität, EURES.

Anfang 2015 veröffentlichte die Europäische Kommission eine Überprüfung der Entwicklungen im Beschäftigungs- und Sozialbereich in Europa Employment and social developments: Europe 2014 (auf Englisch). Darin wurde hervorgehoben, dass die EU-Mitgliedstaaten, die über hochwertige Arbeitsplätze und einen wirksamen Sozialschutz verfügten und zugleich in das Humankapitel investiert hatten, besser aufgestellt waren, um die Finanz- und Wirtschaftskrise zu bewältigen. Ferner wurde betont, dass die Auswirkungen der Krise in jenen EU-Mitgliedstaaten relativ gering ausfielen, deren Arbeitsmärkte weniger stark segmentiert waren, in denen die Erwerbsbeteiligung (insbesondere der Frauen und älterer Menschen) hoch war und in denen über das gesamte Leben der Menschen Sozialinvestitionen getätigt wurden (z. B. lebensbegleitendes Lernen und Kurse zur Verbesserung der Qualifikationen).

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Datenvisualisierung

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Regionale Arbeitsmarktstatistiken (t_reg_lmk)
Erwerbstätigenquote der Altersgruppe 15-64, nach NUTS-2-Regionen (tgs00007)
Erwerbstätigenquote der Altersgruppe 55-64, nach NUTS-2-Regionen (tgs00054)
Erwerbstätigenquote der Altersgruppe 20-64, nach NUTS-2-Regionen (tgs00102)
Streuung der regionalen Erwerbstätigenquoten, nach Geschlecht (tsdec440)
Arbeitslosenquote, nach NUTS-2-Regionen (tgs00010)
Langzeitarbeitslosenquote (12 Monate und länger), nach NUTS-2-Regionen (tgs00053)
LFS Reihe – Spezifische Themengebiete (t_lfst)

Datenbank

Regionale Arbeitsmarktstatistiken (reg_lmk)
LFS Reihe – Spezifische Themengebiete (lfst)
Regionale LFS Reihe (lfst_r)
Regionale Bevölkerung und Erwerbspersonen – LFS/AKE jährliche Reihen (lfst_r_lfpop)
Regionale Beschäftigung – LFS/AKE jährliche Reihen (lfst_r_lfemp)
Regionale Arbeitslosigkeit – LFS/AKE jährliche Reihen (lfst_r_lfu)
Regionale Disparitäten auf dem Arbeitsmarkt – LFS Reihe und bereinigte LFS Reihen (lfst_r_lmd)
Regionale Arbeitsmarktstatistiken nach Verstädterungsgrad (lfst_r_lfurb)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weblinks