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12/11/2014

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World food day - Welternährungstag "Zero Hunger", das einzig akzeptable Ziel

EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Cioloș und FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva

Von Dacian Cioloș und José Graziano da Silva

Am 32. Welternährungstag, der am 16 Oktober begangen wird, sind die Nachrichten zur Hungerbekämpfung gemischt.
 
Auf der einen Seite zeigen jüngste Zahlen, dass in den letzten zwei Jahrzehnten Fortschritte im Kampf gegen den Hunger erzielt wurden. 1990 litten weltweit 1 Milliarden Menschen unter Hunger. Heute sind noch 868 Millionen unterernährt, und mit einem zusätzlichen Kraftakt können wir das erste Millennium-Entwicklungsziel, bis 2015 den Anteil der Hungernden zu halbieren – noch erreichen.

Auf der anderen Seite muss es alarmieren, dass jeder achte Mensch noch unter Hunger leidet, sich die Fortschritte bei der Hungerbekämpfung seit 2007 verlangsamt haben, und dass wir den Kampf in Afrika und im Nahen Osten zu verlieren drohen. In diesen Regionen stieg die Zahl der hungernden von 192 Millionen auf 275 Millionen, davon allein 234 Millionen in Ländern südlich der Sahara.
 
Außerdem stehen wir vor der großen Herausforderung, dass der Bedarf an Nahrungsmitteln bis Mitte dieses Jahrhunderts voraussichtlich um 60% zunehmen wird. Dazu kommen die Probleme des Klimawandels, Wasserknappheit, Bodenerosion und der Verlust der biologischen Vielfalt. Allein daran sieht man die enorme Herausforderung, die Welt zu ernähren.

Hier ist es unabdingbar, dass die Politik die richtige Richtung vorgibt, und dem Landwirtschaftssektor jene Planungssicherheit gibt, die er zur Bewältigung dieser Aufgabe braucht – sei es in Industrie- oder Entwicklungsländern.

Die erfolgreiche Bekämpfung des Welthungers wird entscheidend davon abhängen, wie der politische Wille in konkrete Taten umgesetzt wird, wie die globalen Entscheidungsstrukturen in den Dienst einer gesicherten Lebensmittelversorgung gestellt werden, wie langfristiges Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern gefördert wird, einschließlich der Schaffung der Voraussetzungen für eine nachhaltige Produktion, wie die Unterstützung für kleine Betriebsstrukturen, die Durchhaltekraft bestärkt und die soziale Sicherung gewährleistet wird.

Um dies zu erreichen, brauchen wir öffentliche und private Investitionen im ländlichen Raum.  Finanzielle Hilfe für landwirtschaftliche Kooperation und Entwicklung ist jedoch in den letzten 30 Jahren stark zurückgegangen, auch wenn es jetzt Zeichen gibt, dass sich eine Trendwende ankündigt. Hier kann Politik eine wichtige Rolle spielen, indem sie durch Stabilität, die notwendigen Investitionsanreize setzt.

Des weiteren müssen wir einen weltweiten Wissensaustausch im Bereich der Landwirtschaft und der Ökonomie, sowie den unterschiedlichen Agrarpolitiken sicherstellen, um Familien- und kleinbetriebliche Landwirtschaft zu fördern.

Dabei darf nicht vergessen worden, dass 70% der Menschen, die in extremer Armut leben, in ländlichen Gebieten wohnen, und viele von ihnen betreiben Subsistenzwirtschaft oder sind Kleinstbetriebe.

Die FAO und die EU sind tagtäglich mit dem Problem der Nahrungsmittelsicherheit konfrontiert und arbeiten hier mit den nationalen Regierungen zusammen, um dieses Ziel zu erreichen. Wir alle sind Teil eines großen Ganzen, das sich aus internationalen Organisationen, Bauernverbänden, NGOs, der Zivilgesellschaft und dem Privatsektor zusammensetzt, denn im Kampf gegen den Hunger ist die Beteiligung aller erforderlich.
 
Wichtige Partner in diesem Kampf sind auch die Genossenschaften. Das Thema des diesjährigen Welternährungstages hebt die Rolle hervor, die landwirtschaftliche Genossenschaften bei der weltweiten  Nahrungsmittelversorgung spielen. Sie nehmen eine Schlüsselrolle ein, denn sie ermöglichen den Kleinbauern den Zugang zu den Informationen, Landmaschinen und Dienstleistungen, die sie brauchen.

Dadurch können diese ihre Nahrungsmittelproduktion erhöhen, ihre Produkte vermarkten, Arbeitsplätze schaffen, ihre Lebensstandards verbessern, und damit einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Nahrungsmittelsicherheit leisten.
 
Wir wissen heute auch, dass Kleinbauern, die auf sich allein gestellt sind, von höheren Nahrungsmittelpreisen nicht profitieren, hingegen jene, die in starken Erzeugerorganisationen und Kooperativen organisiert sind, die Vorteile des Marktes besser für sich zu nutzen wissen.

Diese Strukturen sind angesichts der gegenwärtigen Preisschwankungen auf den Märkten besonders wichtig. Mit dem im vergangenen Jahr eingerichteten Marktbeobachtungssystems AMIS hat die internationale Gemeinschaft ein neues und effizientes Instrument geschaffen, um auf Marktunsicherheiten zu reagieren. Es hat schon jetzt einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Transparenz der Märkte geleistet, wodurch eine international koordinierte Reaktion ermöglicht wurde, und abgewogen werden konnte, ob die weltweite Produktion die dürrebedingten Ernteausfälle in bestimmten Hauptproduktionsgebieten ausgleichen würde. AMIS ist heute ein Kernbestandteil der globalen Entscheidungsstrukturen zur Nahrungsmittelsicherheit, dessen Grundpfeiler der FAO-Ausschuss für Welternährungssicherheit darstellt.

Obwohl das Ziel, den Welthunger bis 2015 zu halbieren, in Reichweite scheint und unsere kurzfristige Priorität bleibt, sollten wir über das Jahr 2015 hinausschauen und ein noch viel ehrgeizigeres Ziel anvisieren – die vollständige Beseitigung von Hunger. Damit folgen wir dem Aufruf von UNO Generalsekretar Ban Ki Moon, der im vergangenen Juni auf der Konferenz zur Nachhaltigen Entwicklung Rio +20 den “Zero Hunger Challenge" lanciert hat.

In Rio hat die internationale Gemeinschaft eine starke Botschaft ausgesandt: – wir können nicht von nachhaltiger Entwicklung sprechen, solange Millionen von Menschen weiterhin Hunger leiden und von extremer Armut betroffen sind. Der Zero Hunger Challenge beinhaltet ein umfangreiches Paket mutiger Ziele: Zero Hunger, keine Unterentwicklung bei Kinder unter 2 Jahren, alle Nahrungssysteme nachhaltig, 100% Zuwachs der Produktivität und Einkommen von Kleinbauern, kein Verlust von Abfall und Lebensmitteln – um unser gemeinsames Ziel voranzubringen für eine nachhaltige Zukunft.

Die einzig akzeptable Zahl beim Thema Hunger muss die Null sein.

 

Dacian Cioloș

EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

 

José Graziano da Silva

Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation
der Vereinten Nationen(FAO)

 

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Letzte Aktualisierung: 01/04/2015 |  Seitenanfang