Beschäftigung, Soziales und Integration

Aktuelles 09/11/2009

Neue Meinungsumfrage: 16 % der Europäer fühlen sich diskriminiert

Einer am 9. november 2009 von der Europäischen Kommission veröffentlichten Meinungsumfrage zufolge ist etwa jeder sechste Europäer der Auffassung, im letzten Jahr diskriminiert worden zu sein.

Zudem befürchten 64 % der europäischen Bürger, dass die Rezession zu mehr Diskriminierung aufgrund des Alters auf dem Arbeitsmarkt führen wird. Dies ergab die jüngste Eurobarometer-Umfrage, die im Vorfeld des diesjährigen Europäischen Gleichstellungsgipfels veröffentlicht wurde, der am 16. und 17. November in Stockholm stattfindet.

Die Situation bei den persönlichen Diskriminierungserfahrungen der Befragten hat sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert (die gleiche Umfrage wurde letztes Jahr schon einmal durchgeführt). Der am häufigsten genannte Diskriminierungsgrund ist weiterhin das Alter (6 % der Befragten). 2009 gaben insgesamt 16 % der Europäer an, Opfer von Diskriminierungen (aufgrund der Rasse, der Religion bzw. Weltanschauung, des Alters, einer Behinderung oder der sexuellen Ausrichtung) geworden zu sein – ebenso viele wie im Jahr 2008.

Die Diskriminierung aufgrund des Alters oder einer Behinderung ist den Wahrnehmungen der Bürger zufolge stark im Vormarsch. So gaben in diesem Jahr 58 % der Europäer an, dass Altersdiskriminierung in ihrem Land weit verbreitet ist (gegenüber 42 % im Vorjahr), und 53 % nannten die Diskriminierung aufgrund einer Behinderung (gegenüber 45 % im Vorjahr). Zudem gibt es einen eindeutigen Bezug zur derzeitigen wirtschaftlichen Lage: 64 % der Bürger sind der Meinung, dass die Rezession zu einer verstärkten Diskriminierung aufgrund des Alters auf dem Arbeitsmarkt führen wird. Diese Einschätzung könnte auf die seit der Wirtschaftskrise in vielen EU-Ländern steigende Jugendarbeitslosigkeit und auch auf ein wachsendes Bewusstsein für diese Art der Diskriminierung zurückzuführen sein.

Lediglich jeder dritte Europäer gibt an, seine Rechte im Fall von Diskriminierungen oder Belästigungen zu kennen. Hinter dieser Zahl verbergen sich jedoch beträchtliche nationale Unterschiede: Das Bewusstsein für die Rechte der Bürger hat sich gegenüber der letzten Umfrage aus dem Jahr 2008 im Vereinigten Königreich (+8 Prozentpunkte) sowie in Frankreich (+7), Irland und Schweden (jeweils +6) verbessert, ist in Polen (-12) und Portugal (-11) jedoch zurückgegangen.

Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit ist ein langfristiger Prozess, der gemeinsame Anstrengungen auf europäischer und nationaler Ebene erfordert, auch auf Seiten maßgeblicher Akteure wie der nationalen Gleichstellungsstellen. Die Europäische Kommission setzt ihre Bemühungen im Rahmen der europaweiten Informationskampagne „Für Vielfalt – gegen Diskriminierung“ fort und unterstützt nationale Sensibilisierungsprojekte aus Mitteln des Programms PROGRESS. Damit führt sie die im Europäischen Jahr der Chancengleichheit für alle 2007 angelaufenen Fördermaßnahmen fort.

Zur Meldung von Diskriminierungsfällen würden sich die meisten Europäer (55 %) als erstes an die Polizei wenden; 35 % würden ihre Gleichstellungsstelle kontaktieren und 27 % eine Gewerkschaft. Das Vertrauen in die verschiedenen Organisationen und Einrichtungen, die sich mit Diskriminierungsfragen befassen, ist jedoch von Land zu Land sehr unterschiedlich.

Erfreulicherweise geben die Umfrageergebnisse auch Aufschluss darüber, mit welchen sozialen Mechanismen die Diskriminierung eingedämmt werden kann. Es wird deutlich, dass soziale Netze sowie Bildungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen die Akzeptanz der Andersartigkeit verbessern. Bemühungen und Strategien, die auf die Anerkennung dieses Faktums abzielen, werden zweifellos die Diskriminierungsbekämpfung voranbringen und die Vielfalt fördern.

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