Beschäftigung, Soziales und Integration

Aktuelles 07/06/2016

Zehn Maßnahmen zur Verbesserung der Kompetenzen der Menschen in Europa

Die Kommission hat heute eine neue, umfassende europäische Kompetenzagenda verabschiedet. Die Agenda soll gewährleisten, dass Bürgerinnen und Bürger vom frühesten Kindesalter an ein breites Spektrum von Kompetenzen erwerben, so dass das Humankapital Europas optimal genutzt wird, was wiederum Beschäftigungsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum in Europa fördert.

In der heute angenommenen neuen europäischen Agenda für Kompetenzen werden die Mitgliedstaaten und die Interessenträger aufgerufen, die Qualität der Kompetenzen und deren Relevanz für den Arbeitsmarkt zu verbessern. Studien zufolge haben 70 Millionen Europäerinnen und Europäer keine ausreichenden Lese- und Schreibkompetenzen, und noch mehr Menschen haben Defizite beim Rechnen und bei den digitalen Kompetenzen. Dadurch sind sie von Arbeitslosigkeit, Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht.

Umgekehrt stecken zahlreiche Arbeitskräfte in Europa, insbesondere hoch qualifizierte junge Menschen, in Jobs fest, die nicht ihren Talenten und Zielvorstellungen entsprechen. Zugleich berichten 40 % der europäischen Arbeitgeber, dass sie keine Arbeitskräfte mit den für Wachstum und Innovation benötigten Kompetenzen finden. Außerdem verfügen zu wenige Menschen über den Unternehmergeist und die Kompetenzen, die für die Gründung eines eigenen Unternehmens und für die kontinuierliche Anpassung an die sich wandelnden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt notwendig sind.

Bewältigung der Herausforderungen

Um zur Bewältigung der Herausforderungen im Bereich Kompetenzen beizutragen, bringt die Kommission zehn Maßnahmen auf den Weg. Sie zielen darauf ab, Kompetenzen besser sichtbar zu machen und ihre Anerkennung auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene in allen Bereichen – von der Schul- über die Hochschulbildung bis hin zum Arbeitsmarkt – zu verbessern.

Die für Beschäftigung, Soziales, Qualifikationen und Arbeitskräftemobilität zuständige EU-Kommissarin Marianne Thyssen fügte hinzu: „Wir müssen in Europa mehr in Kompetenzen investieren. Die wettbewerbsfähigsten EU-Mitgliedstaaten sind diejenigen, die am meisten in die Kompetenzen ihrer Einwohner investieren. Doch 70 Millionen Europäerinnen und Europäer laufen Gefahr, abgehängt zu werden. Deshalb sind verstärkte Investitionen in Kompetenzen entscheidend für mehr Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Und vor allem muss den Menschen dabei geholfen werden, ihre beruflichen Träume und Ziele zu verwirklichen und ihr Potenzial zu nutzen. Ich rufe die Mitgliedstaaten, Sozialpartner und Unternehmen auf, gemeinsam mit uns daran zu arbeiten, dass diese neue europäische Kompetenzagenda ein Erfolg wird.“

Zehn Maßnahmen

  • Die Kompetenzgarantie soll gering qualifizierten Erwachsenen dabei helfen, ein Mindestniveau an Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen sowie digitalen Kompetenzen zu erreichen, und ihnen letztlich den Erwerb eines Abschlusses der Sekundarstufe II ermöglichen.
  • Der Europäische Qualifikationsrahmen wird überarbeitet, damit Qualifikationen verständlicher und vorhandene Fertigkeiten auf dem europäischen Arbeitsmarkt besser genutzt werden.
  • Die Kommission ruft die „Koalition für digitale Kompetenzen und Arbeitsplätze“ ins Leben, die es Akteuren aus den Mitgliedstaaten, dem Bildungswesen, dem Arbeitsmarkt und der Wirtschaft ermöglichen soll, gemeinsam ein großes Reservoir an IT-Fachkräften zu schaffen und dafür zu sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger und insbesondere die Arbeitskräfte in Europa über angemessene digitale Kompetenzen verfügen.
  • Die „Blaupause zur Branchenzusammenarbeit für Kompetenzen“ soll die Erfassung von Daten über Kompetenzen verbessern und dem Fachkräftemangel in spezifischen Wirtschaftszweigen entgegenwirken.
  • Das „Instrument zur Erstellung von Kompetenzprofilen für Drittstaatsangehörige“ soll die frühzeitige Ermittlung und Erfassung der Kompetenzen und Qualifikationen von Asylbewerbern, Flüchtlingen und anderen Migranten fördern.
  • Durch die Überarbeitung des Europass-Rahmens sollen den Menschen bessere, leichter nutzbare Instrumente an die Hand gegeben werden, um ihre Kompetenzen zu präsentieren und nützliche aktuelle Informationen über den Kompetenzbedarf und dessen Entwicklung abzurufen, die ihnen als Orientierungshilfe bei Entscheidungen innerhalb des Berufs- und Bildungswegs dienen können.
  • Die Berufsausbildung soll zur „ersten Wahl“ werden; zu diesem Zweck sollen Lernende in der Berufsbildung mehr Möglichkeiten erhalten, um berufspraktische Erfahrungen am Arbeitsplatz zu sammeln, und die Erfolge der Berufsbildung auf dem Arbeitsmarkt sollen stärker in den Vordergrund gerückt werden.
  • Die Empfehlung zu Schlüsselkompetenzen soll überarbeitet werden, um mehr Menschen den Erwerb bestimmter grundlegender Kompetenzen zu ermöglichen, die im 21. Jahrhundert zum Leben und Arbeiten benötigt werden. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Förderung des Unternehmer- und Innovationsgeistes und entsprechender Kompetenzen gelegt.
  • Eine Initiative zur Nachverfolgung des Werdegangs von Hochschulabsolventinnen und ‑absolventen soll die Datenlage über deren Vorankommen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.
  • Es wird ein Vorschlag vorgelegt, um die Abwanderung qualifizierter Fachkräfte („Brain Drain“) eingehender zu analysieren und bewährte Vorgehensweisen bei der Eindämmung dieses Phänomens auszutauschen.

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