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Archive:Bevölkerungsstatistik auf regionaler Ebene

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Datenauszug vom März 2016. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbanken. Aktualisierung des Artikels geplant: November 2017.

Mittels des Statistischen Atlasses von Eurostat können Sie Karten interaktiv verwenden (siehe Benutzerhandbuch) (auf Englisch).

Karte 1: Lebenserwartung bei der Geburt, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (1)
(in Jahren)
Quelle: Eurostat (demo_r_mlifexp) und (demo_mlexpec)
Abbildung 1: Lebenserwartung bei der Geburt, nach NUTS-2-Regionen, geschlechtsspezifischer Unterschied, 2014 (1)
(in Jahren, Lebenserwartung von Frauen - Lebenserwartung von Männern)
Quelle: Eurostat (demo_r_mlifexp) und (demo_mlexpec)
Abbildung 2: Verteilung der Gesamtbevölkerung nach weit gefassten Altersgruppen, ausgewählte NUTS-3-Regionen, 1. Januar 2015 (1)
(%)
Quelle: Eurostat (demo_r_pjangrp3) und (demo_pjangroup)
Karte 2: Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung (20-64 Jahre) an der Gesamtbevölkerung, nach NUTS-3-Regionen, 1. Januar 2015 (1)
(%)
Quelle: Eurostat (demo_r_pjangrp3) und (demo_pjangroup)
Karte 3: Rohe Rate der Bevölkerungsveränderung, nach NUTS-3-Regionen, 2014 (1)
(pro 1 000 Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_r_gind3) und (demo_gind)
Karte 4: Rohe Nettomigrationsrate (einschließlich statistischer Anpassungen), nach NUTS-3-Regionen, 2014 (1)
(pro 1 000 Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_r_gind3) und (demo_gind)
Abbildung 3: Bruttogeburtenziffer, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (1)
(Anzahl der Lebendgeburten pro 1 000 Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_r_gind3) und (demo_gind)
Abbildung 4: Gesamtfruchtbarkeitsrate, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (1)
(durchschnittliche Anzahl der Lebendgeburten pro Frau)
Quelle: Eurostat (demo_r_frate2)
Karte 5: Gesamtfruchtbarkeitsrate, nach NUTS-3-Regionen, 2014 (1)
(durchschnittliche Anzahl der Lebendgeburten pro Frau)
Quelle: Eurostat (demo_r_frate3) und (demo_find)
Abbildung 5: Rohe Sterberate, nach NUTS-2-Regionen, 2014 (1)
(Anzahl der Sterbefälle pro 1 000 Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_r_gind3) und (demo_gind)

Dieser Artikel ist Bestandteil einer Reihe statistischer Artikel, die auf dem Eurostat-Jahrbuch der Regionen basieren. Darin werden regionale demografische Entwicklungen in der gesamten Europäischen Union (EU) beschrieben.

Die Statistiken über die regionale Demografie gehören zu den wenigen Bereichen, in denen detaillierte Informationen auf NUTS-Ebene 3 über jeden EU-Mitgliedstaat gesammelt und veröffentlicht werden. Die bei Redaktionsschluss aktuellsten verfügbaren Informationen beziehen sich auf die wesentlichen demografischen Ereignisse (Lebendgeburten und Sterbefälle) und eine Reihe demografischer Indikatoren bis Ende 2014, wobei Daten über die Größe und Struktur der Bevölkerung vom 1. Januar 2015 vorliegen.

Eine Analyse der Gesamtbevölkerung nach Verstädterungsgrad ist in der Einleitung des Eurostat-Jahrbuchs der Regionen verfügbar. Eine regionale Analyse der Bevölkerungsprognosen bis 2050 wird in einem separaten Artikel dargestellt.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Lebenserwartung

Die Lebenserwartung bei der Geburt ist in den letzten 50 Jahren in der gesamten EU um durchschnittlich circa 10 Jahre gestiegen, was größtenteils auf verbesserte sozioökonomische und ökologische Bedingungen sowie eine bessere medizinische Versorgung und Pflege zurückzuführen ist. Karte 1 stellt die Lebenserwartung bei der Geburt nach NUTS-2-Regionen für das Jahr 2014 dar.

Im Durchschnitt hat ein 2014 geborener Europäer eine Lebenserwartung von 80,9 Jahren

Karte 1 zeigt, dass die Lebenserwartung bei der Geburt im Jahr 2014 in der gesamten EU-28 im Durchschnitt bei 80,9 Jahren lag. Es gab 45 Regionen auf Ebene 2, in denen die Lebenserwartung bei Geburt 83,0 Jahre und mehr betrug; diese verteilten sich auf nur sieben EU-Mitgliedstaaten und die Schweiz: Dazu gehörten 16 italienische Regionen, 11 spanische Regionen, acht französische Regionen, zwei britische Regionen, jeweils eine Region in Österreich, Griechenland und Finnland sowie fünf schweizerische Regionen. Die höchste Lebenserwartung im Jahr 2014 (unter allen Ebene-2-Regionen) wurde mit 84,9 Jahren in der spanischen Hauptstadtregion Comunidad de Madrid verzeichnet.

Am anderen Ende des Spektrums lag in 58 Ebene-2-Regionen die durchschnittliche Lebenserwartung bei weniger als 78,0 Jahren (auf Karte 1 im hellsten Orangeton dargestellt). Diese Regionen lagen vorwiegend in den östlichen EU-Mitgliedstaaten – Bulgarien, Tschechische Republik, Kroatien, Ungarn, Polen, Rumänien und Slowakei – sowie in der Türkei. Die drei baltischen Mitgliedstaaten (auf dieser Analyseebene jeweils nur eine Region) und die beiden portugiesischen autonomen Regionen Madeira und dos Açores waren die einzigen anderen Regionen der EU-28, in denen die Lebenserwartung unter 78,0 Jahren lag, ebenso wie in Montenegro, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (auf dieser Analyseebene jeweils nur eine Region) und Serbien (nationale Daten). Die geringste Lebenserwartung bei der Geburt für das Jahr 2014 (unter allen Ebene-2-Regionen) wurde mit 73,0 Jahren in der bulgarischen Region Severozapaden verzeichnet, der ärmsten Region in der EU-28 (gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner in Kaufkraftstandards (KKS)). Der Unterschied zwischen der Lebenserwartung in Severozapaden und der Comunidad de Madrid betrug 11,9 Jahre.

Es sei darauf hingewiesen, dass Karte 1 zwar Informationen über die Gesamtbevölkerung darstellt, bei der Lebenserwartung aber nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen, auch wenn es Anzeichen dafür gibt, dass sich diese Kluft zwischen den Geschlechtern in den meisten EU-Mitgliedstaaten schrittweise schließt. Das Geschlechtergefälle in der EU-28 betrug 5,5 Jahre, wobei Frauen des Geburtsjahrgangs 2014 eine Lebenserwartung von 83,6 Jahren hatten, während diese für Männer bei 78,1 Jahren lag. Abbildung 1 stellt das Geschlechtergefälle in allen Ebene-2-Regionen dar. Die Bandbreite zwischen dem stärksten und dem schwächsten Geschlechtergefälle war in jedem Land relativ gering., Oftmals sind Ausnahmen auf einzelne Ausreißer, wie die relativ niedrigen Gefälle in Åland in Finnland, Bratislavský kraj in der Slowakei und Praha in der Tschechischen Republik, zurückzuführen.

Bevölkerungsstruktur und demografische Alterung

Zu Beginn des Jahres 2015 lebten 508,5 Millionen Einwohner in der EU-28. Am 1. Januar 2015 machten junge Menschen (0-19) in der gesamten EU-28 einen Anteil von 20,9 % der Gesamtbevölkerung aus, Menschen im erwerbsfähigen Alter (20-64) dagegen drei Fünftel (60,2 %) (mehr Informationen über diese Untergruppe finden Sie in einem Artikel über den Arbeitsmarkt), womit die verbleibenden 18,9 % der Bevölkerung auf ältere Menschen entfielen (65 Jahre und älter). Es ist zu beachten, dass diese Altersgruppen für eine Analyse der Bevölkerungsstruktur der EU-28 angepasst wurden (im Vergleich zu vorherigen Ausgaben des Eurostat-Jahrbuchs der Regionen), um die für das Europa-2020-Ziel hinsichtlich der Beschäftigungsquote herangezogene Altersgruppe (20-64 Jahre) zu erfassen.

Wenn man die weit gefasste Altersgruppe der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter genauer betrachtet, so waren 12,2 % der Bevölkerung zwischen 20 und 34 Jahre alt (diese Altersgruppe wird in einem Artikel über Bildung und berufliche Bildung in Bezug auf einige Indikatoren untersucht), 28,6 % waren 35 bis 54 Jahre alt und 12,8 % der Bevölkerung waren im Alter von 55 bis 64 Jahren.

Demografische Strukturen innerhalb der einzelnen EU-Mitgliedstaaten weisen oft unregelmäßige Muster auf, die sich potenziell auf die regionale Wettbewerbsfähigkeit und den regionalen Zusammenhalt auswirken. Manchmal sind diese Trennlinien ziemlich offensichtlich, wie beispielsweise in Deutschland (wo es oft einen Kontrast zwischen Regionen im Osten und Westen gibt), Frankreich (Nordosten und Südwesten), Italien (Norden und Süden) und der Türkei (Osten und Westen). Diese Unterschiede können auf sehr vielfältige Faktoren zurückgeführt werden, etwa auf klimatische, landschaftliche, historische, politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklungen.

Übersee- und städtische Regionen weisen tendenziell eine jüngere Bevölkerung auf …

Abbildung 2 stellt Informationen über die 10 NUTS-3-Regionen der EU mit dem höchsten Anteil an jungen Menschen (jünger als 20 Jahre) dar sowie über die 10 NUTS-3-Regionen der EU mit den höchsten Anteilen an Menschen im erwerbsfähigen Alter (20-64 Jahre) – wobei diese in die Altersgruppen 20-34 (einschließlich Personen, die sich möglicherweise noch in Ausbildung befinden), 35-54 (einschließlich Personen, die Kinder aufziehen) und 55-64 (einschließlich Personen, die möglicherweise bereits im Ruhestand sind) aufgeteilt sind – und über die 10 NUTS-3-Regionen der EU mit den höchsten Anteilen an älteren Personen (65 Jahre und älter); die Daten stammen vom 1. Januar 2015.

Die NUTS-3-Regionen der EU mit den höchsten Anteilen an jungen Menschen lagen vorwiegend in den Mitgliedstaaten mit den höchsten Geburten- und Fruchtbarkeitsraten (siehe Karte 5 für die Fruchtbarkeitsraten), was die relative Bedeutung von jungen Menschen in der gesamten Bevölkerung erhöht. Dies traf insbesondere auf einige irische und französische Regionen zu, beispielsweise die französischen Überseeregionen Guyane und La Réunion oder die Vororte von Paris. Die Altersstrukturen in vorwiegend städtischen Regionen zeigen mitunter höhere Anteile an jungen Menschen und Menschen im erwerbsfähigen Alter. Dazu kam es infolge einer „Sogwirkung“ im Zusammenhang mit vermehrten Beschäftigungsmöglichkeiten, die sowohl Binnenmigranten (aus verschiedenen Regionen desselben Landes) als auch internationale Migranten (aus anderen Mitgliedstaaten oder Nicht-Mitgliedstaaten) anziehen.

... während die relative Bedeutung der erwerbsfähigen Bevölkerung in einigen Hauptstadtregionen besonders hoch war …

Die meisten der zehn NUTS-3-Regionen der EU mit den höchsten Bevölkerungsanteilen an Menschen im erwerbsfähigen Alter waren Hauptstadtregionen, sechs davon in Inner London (Vereinigtes Königreich) und jeweils eine in Dänemark (Byen København) und Rumänien (Bucureşti). Die beiden verbleibenden Regionen unter jenen mit den höchsten Anteilen waren die spanischen Inselregionen Eivissa, Formentera (Balearen) und Fuerteventura (Kanaren). Sie wiesen relativ geringe Anteile an Menschen im Alter von 20-34 auf (im Vergleich zu den Hauptstadtregionen dieser Liste) – möglicherweise weil junge Menschen ihre Ausbildung auf dem spanischen Festland absolvieren –, dafür aber höhere Anteile an Menschen im Alter von 35-54 und 55-64 Jahren.

Eine umfassende Analyse des Anteils der Menschen im erwerbsfähigen Alter in den Ebene-3-Regionen ist aus Karte 2 ersichtlich. In 306 der dargestellten 1 482 Regionen (nationale Daten für Albanien und Serbien) machte die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter 62 % oder mehr au, in 61 Regionen betrug ihr Anteil 65 % oder mehr. Viele dieser Regionen lagen in Hauptstadtregionen oder anderen großen Städten, vor allem in Deutschland, Polen, Rumänien, der Slowakei und im Vereinigten Königreich sowie in Sofia (stolitsa) in Bulgarien und Oslo in Norwegen. Zu den anderen Regionen mit relativ hohen Anteilen gehörten drei der acht statistischen Regionen der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien.

... und die relative Bedeutung älterer Personen in den meisten EU-Regionen gewachsen ist

In den meisten Regionen der EU ist der relative Anteil der älteren Bevölkerung nach und nach gewachsen, was auf einen beträchtlichen und andauernden Anstieg der Lebenserwartung sowie den Eintritt der Baby-Boom-Generation der Nachkriegszeit in den Ruhestand zurückführen ist. Bei diesen Regionen mit den größten Anteilen älterer Menschen handelt es sich oft um ländliche, relativ abgelegene und dünn besiedelte Gegenden, in denen der niedrige Anteil an Personen im erwerbsfähigen Alter – zumindest teilweise – auf einen Mangel an Beschäftigungs- und Ausbildungsmöglichkeiten zurückzuführen ist, was die jüngeren Generationen dazu bewegt, die Region auf der Suche nach Arbeit oder weiterführender Ausbildung zu verlassen.

In Griechenland, Spanien, Frankreich und Portugal sowie einigen Regionen in Ostdeutschland entfielen in einigen ländlichen und abgelegenen Gebieten auf die älteren Bevölkerungsgruppen besonders hohe Anteile an der Gesamtbevölkerung. In der zentralen Inlandsregion Evrytania in Griechenland machten ältere Menschen zum 1. Januar 2015 mehr als ein Drittel (33,7 %) der Gesamtbevölkerung – der Spitzenwert in der EU – aus. Bei der einzigen anderem NUTS-3-Region der EU, in der mehr als 30 % der Gesamtbevölkerung ältere Menschen waren, handelte es sich um Ourense im Nordwesten Spaniens, eine der drei spanischen Regionen unter den zehn EU-Regionen mit den höchsten Anteilen (28,5 % oder mehr) älterer Menschen an der jeweiligen Bevölkerung.

Bevölkerungsveränderung

Zwischen dem 1. Januar 1960 und 1. Januar 2015 wuchs die Bevölkerung der EU-28 jedes Jahr, insgesamt um 101,7 Millionen Einwohner, was einem jährlichen Anstieg um 0,4 % entspricht. Historisch spiegelt das Bevölkerungswachstum in der EU vorwiegend die Entwicklungen der natürlichen Bevölkerungsveränderung (die Gesamtzahl der Geburten abzüglich der Gesamtzahl der Sterbefälle) und nicht die Migrationsmuster wider. Bei näherer Betrachtung sieht man, dass das natürliche Bevölkerungswachstum für das Aggregat der EU-28-Mitgliedstaaten im Jahr 1964 einen Spitzenwert erreichte. Damals wurden 3,6 Millionen mehr Geburten als Sterbefälle verzeichnet. Danach fielen die Geburtenraten fortschreitend und die Lebenserwartung stieg nach und nach, was zu einer Verlangsamung der natürlichen Bevölkerungswachstumsrate führte. Bis 2003 hatte sich das natürliche Bevölkerungswachstum der EU-28-Mitgliedstaaten fast ausgeglichen, da die Zahl der Geburten die Zahl der Sterbefälle um weniger als 100 000 übertraf. Anschließend stiegen die Geburtenrate und das natürliche Bevölkerungswachstum in einigen EU-Mitgliedstaaten wieder ein wenig, auch wenn sich dieses Muster im Allgemeinen durch den Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise umkehrte: Zwischen 2008 und 2013 verlangsamte sich die natürliche Bevölkerungsveränderung von einem Anstieg um 578 000 auf einen Anstieg um 82 000, auch wenn dieser Wert im Jahr 2014 wieder auf 191 000 hochschnellte.

Tower Hamlets in Ost-London und Ilfov — die Umgebung der rumänischen Hauptstadt — verzeichneten im Jahr 2014 das höchste Bevölkerungswachstum

Karte 3 stellt die rohe Rate der Gesamt-Bevölkerungsveränderung für das Jahr 2014 dar: Diese Veränderungen ergeben sich aus den kombinierten Auswirkungen des natürlichen Bevölkerungswandels und der Nettomigration zwischen dem 1. Januar 2014 und dem 1. Januar 2015. Die Bevölkerung der EU-28 stieg in dieser Zeit um 1,3 Millionen, was 2,5 pro 1 000 Einwohnern entspricht. Unter den 1 341 NUTS-3-Regionen, deren Daten auf Karte 3 dargestellt werden (für Mayotte, Frankreich sind keine Daten verfügbar), gab es mehr Regionen innerhalb der EU, die einen Anstieg ihrer Einwohnerzahlen vermeldeten (806 Regionen) als solche, die einen Bevölkerungsrückgang (530 Regionen) vermeldeten; in fünf Regionen blieb die Bevölkerung unverändert.

Der dunkelste Blauton zeigt die 238 NUTS-3-Regionen, in denen die Bevölkerung im Jahr 2014 durchschnittlich um mindestens 8,0 pro 1 000 Einwohner gewachsen ist; in 32 dieser Regionen hat die Bevölkerung um mindestens 15,0 pro 1 000 Einwohner zugenommen. Das höchste Wachstum wurde in Tower Hamlets in London verzeichnet (33,0 pro 1 000 Einwohner), gefolgt von Ilfov (30,6 pro 1 000 Einwohner), eine Region, die die rumänische Hauptstadt Bukarest umgibt. Insgesamt 13 dieser 32 Regionen mit den höchsten rohen Bevölkerungswachstumsraten lagen im Vereinigten Königreich, darunter vier in Outer London und sechs in Inner London; neun Regionen lagen in Deutschland, davon keine in der Hauptstadtregion Berlin, auch wenn Potsdam Kreisfreie Stadt im benachbarten Brandenburg dazu gehörte. Fünf weitere Regionen lagen in den Hauptstadtregionen von Dänemark, Irland, Luxemburg, Österreich und Schweden. Bei den verbleibenden Regionen handelte es sich um eine zweite Region in Österreich (Innsbruck), die französische Überseeregion Guyane, zwei spanische Inselregionen (Fuerteventura und Eivissa, Formentera) sowie Ilfov.

Viele Regionen mit schrumpfender Bevölkerung lagen in den östlichen und südlichen Mitgliedstaaten

In 17 NUTS-3-Regionen fiel die Bevölkerung im Jahr 2014 um mehr als 15,0 pro 1 000 Einwohner. Diese Regionen lagen vorwiegend in Bulgarien (sieben Regionen), Kroatien (drei Regionen) und Portugal (zwei Regionen) und jeweils eine Region lag in Deutschland, Griechenland, Lettland, Litauen und Rumänien. Der größte Bevölkerungsrückgang unter den NUTS-3-Regionen (24,9 pro 1 000 Einwohner) wurde in der griechischen Region Kentrikos Tomeas Athinon verzeichnet, wobei Vidin in Bulgarien die einzige andere Region war, die einen Bevölkerungsrückgang von mindestens 20,0 pro 1 000 Einwohner vermeldete.

Allgemeiner betrachtet lagen jene der 268 NUTS-3-Regionen der EU, in denen die Bevölkerung im Jahr 2014 um mehr als 4,0 pro 1 000 Einwohner fiel (der dunkelste Orangeton auf Karte 3), überwiegend in den baltischen Mitgliedstaaten, und einem Bogen in Südosteuropa, der in Kroatien beginnt und sich durch Ungarn, Rumänien, Bulgarien bis nach Griechenland hinzieht, sowie in mehreren Regionen der iberischen Halbinsel und vielen ostdeutschen Regionen. Mehrere andere Länder wiesen einige Regionen auf, in denen die Bevölkerung um mehr als 4,0 pro 1 000 Einwohner fiel, unter anderem 22 Regionen, die in ganz Italien verstreut lagen.

Unter den Regionen in EFTA-Ländern und Kandidatenländern wurde die höchste Variation beim Bevölkerungswachstum in den türkischen Regionen verzeichnet

Während des Jahres 2014 war gemeinhin in den Ebene-3-Regionen der EFTA-Länder und Kandidatenländer (nationale Daten für Albanien und Serbien) ein Bevölkerungswachstum häufiger zu beobachten, wie auf Karte 3 dargestellt; in 115 Regionen wurde eine positive Entwicklung verzeichnet, und nur in 25 Regionen wurde ein Rückgang der Einwohnerzahl festgestellt. In den EFTA-Ländern stieg die Bevölkerung in jeder Region. Relativ gesehen wurde das schnellste Bevölkerungswachstum in Oslo (der Hauptstadt Norwegens) und in Freiburg (westliche Schweiz) verzeichnet.

In den Kandidatenländern ergab sich ein gemischteres Bild, wobei die Bevölkerung in Albanien und Serbien (nationale Daten), der Hälfte der acht Regionen der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und in 19 türkischen Regionen, die zum Großteil im Zentrum und Nordosten der Türkei lagen, schrumpfte. Die schrumpfenden Bevölkerungszahlen in diesen Regionen der Türkei stehen sehr hohen Bevölkerungswachstumsraten in anderen Teilen des Landes gegenüber. In der Tat wurde in der Türkei die höchste Schwankung der Bevölkerungsveränderung unter den Ebene-3-Regionen verzeichnet, wobei die rohe Bevölkerungswachstumsrate von einem Tiefstwert von -39,3 pro 1 000 Einwohner in Çankiri (in der Nähe der Hauptstadt Ankara) bis zu einem Höchstwert von 63,8 pro 1 000 Einwohner in Bayburt (im Nordosten) reichte. Die erheblichen Unterschiede bei der Bevölkerungsentwicklung in der gesamten Türkei können oftmals auf Binnenmigrationsmuster zurückgeführt werden, wobei ein allgemeiner Migrationsfluss von den östlichen in die westlichen Regionen beobachtet werden kann.

Seit 1985 gab es fortlaufend einen Nettozufluss an Migranten in die EU-28-Mitgliedstaaten

Die allgemeine Bevölkerungsveränderung ergibt sich aus dem Zusammenwirken von zwei Komponenten: der natürlichen Bevölkerungsveränderung und der Nettomigration samt statistischer Anpassungen (im Folgenden einfach Nettomigration genannt). Diese Komponenten können so zusammenwirken, dass sie ein Bevölkerungswachstum oder einen Bevölkerungsrückgang verstärken oder sie können sich gegenseitig bis zu einem gewissen Grad aufheben, wenn sie sich in entgegengesetzte Richtungen entwickeln.

Historisch gesehen waren die Migrationsmuster in den 1960er-Jahren relativ ausgeglichen, wobei 1970 eine Nettoabwanderung von 707 028 Personen aus den EU-28-Mitgliedstaaten in andere Ziele der Welt verzeichnet wurde; dies war die höchste Zahl an Nettoauswanderern im gesamten Zeitraum 1961-2014. Die nächste Nettoabwanderung von Migranten aus den EU-28-Mitgliedstaaten erfolgte zwischen 1982 und 1984 (ein Rezessionszeitraum); danach kamen fortlaufend mehr Einwanderer an als Auswanderer weggingen. Von 1988 an betrug die positive Nettomigration jährlich mehr als eine halbe Million Menschen, mit Ausnahme der Jahre 1991 und 1997, und in 10 der 27 Jahre von 1988 bis 2014 lag die Nettomigration bei über einer Million Menschen. Im Jahr 2003 erreichte die Nettomigration in den EU-28-Mitgliedstaaten 1,8 Millionen Menschen, wonach sich das Ausmaß des auf Nettomigration zurückzuführenden Bevölkerungsanstiegs im Jahr 2011 auf einen Tiefstand von 712 000 Personen reduzierte. Im Jahr 2013 stieg die Nettomigration sprunghaft auf 1,7 Millionen an und blieb auch 2014 bei über einer Million.

In vielen Regionen Deutschlands ist die Nettoeinwanderung besonders hoch

Karte 4 stellt die rohe Nettomigrationsrate für das Jahr 2014 dar, die in der gesamten EU-28 bei durchschnittlich 2,2 pro 1 000 Einwohner lag. Zwischen den Karten 3 und 4 gibt es eine Ähnlichkeit, die die enge Verbindung zwischen Migrationsmustern und der Gesamtbevölkerungsveränderung hervorhebt; diese Entwicklung wurde dadurch verstärkt, dass die natürliche Bevölkerungsveränderungsrate in vielen Regionen der EU beinahe ausgeglichen ist.

Im Jahr 2014 war der Nettozufluss von Migranten (aus anderen Regionen desselben Mitgliedstaates, aus anderen EU-Regionen oder aus Nicht-Mitgliedstaaten) insbesondere auf viele Teile Deutschlands konzentriert. Von den 19 Regionen mit einer Nettomigration von 15,0 pro 1 000 Einwohner oder mehr lagen 12 in Deutschland. Wenn man dies auf die 217 Regionen mit einer Nettomigration von mindestens 8,0 pro 1 000 Einwohner ausweitet (der dunkelste Blauton auf Karte 4), dann erhöht sich die Zahl der deutschen Regionen auf 147, wobei das Vereinigte Königreich (26 Regionen), Frankreich (11 Regionen), Österreich (10 Regionen) und Schweden (9 Regionen) ebenfalls häufige Zielorte für Migranten waren.

Der höchste Nettozustrom an Migranten wurde in Ilfov in Rumänien verzeichnet, wo die rohe Nettomigrationsrate bei 29,8 pro 1 000 Einwohner lag. Die vier nächsthöchsten Nettomigrationsraten wurden in deutschen Regionen verzeichnet – Landshut, Kreisfreie Stadt; Suhl, Kreisfreie Stadt; Leipzig, Kreisfreie Stadt; Gießen, Landkreis – wo die Raten zwischen 21,8 und 23,9 pro 1 000 Einwohner lagen. Tower Hamlets in London war die einzige andere NUTS-3-Region mit einer rohen Nettomigrationsrate von über 20,0 pro 1 000 Einwohner, wobei Luxemburg (19,9) und Frankfurt am Main, Kreisfreie Stadt (19,2) Werte knapp unter diesem Niveau aufwiesen.

Alle vier Regionen der griechischen Hauptstadt haben 2014 eine Nettoauswanderung verzeichnet

Es gab 430 NUTS-3-Regionen in der EU-28, in denen die Nettomigration 2014 negativ war (mit anderen Worten verließen mehr Menschen die Region als dort hinzogen), und in 117 davon lag die rohe Rate bei unter -4.0 pro 1 000 Einwohner. Diese verteilten sich auf Slowenien, Kroatien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Zypern (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region) in Ost- und Südeuropa sowie auf die baltischen Mitgliedstaaten in Nordeuropa, einige Regionen auf der iberischen Halbinsel, die Île de France und die angrenzende Region Champagne-Ardenne in Frankreich und einen Großteil von Irland sowie eine Handvoll Regionen andernorts. Zu diesen Regionen gehörten acht Hauptstadtregionen, einschließlich aller vier Regionen der griechischen Hauptstadt Athen, eine der Regionen von Inner London, Paris, Bucureşti und Zypern. Die höchsten negativen rohen Nettomigrationsraten wurden in der irischen Region Border und einer der griechischen Hauptstadtregionen, Kentrikos Tomeas Athinon, verzeichnet, wo die Nettomigrationsrate auf -21,1 pro 1 000 Einwohner fiel.

REGIONEN IM BLICKPUNKT

Border, Irland

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Die NUTS-3-Region mit der geringsten rohen Nettomigrationsrate in Europa war Border in Irland; die rohe Nettomigrationsrate (die Differenz zwischen der Einwanderungs- und Auswanderungsrate) lag dort im Jahr 2014 bei -21,1 pro 1 000 Einwohnern.

©: Scollonp

Die EFTA-Länder und Kandidatenländer wiesen hinsichtlich der Nettomigrationsmuster für 2014 gegensätzliche Muster auf (für Albanien und Serbien sind nur nationale Daten verfügbar). Dies traf nirgendwo mehr zu als in der Türkei, wo 22 Ebene-3-Regionen eine zweistellig negative Nettomigrationsrate vermeldeten, wobei der tiefste Wert von -43,3 pro 1 000 Einwohnern in Çankiri (nordöstlich von Ankara) verzeichnet wurde. Demgegenüber gab es 11 türkische Ebene-3-Regionen, in denen zweistellig positive Raten verzeichnet wurden, mit einem Spitzenwert von 54,1 pro 1 000 Einwohner in Bayburt (Nordost-Türkei). Davon abgesehen war die Nettomigration in jeder Ebene-3-Region der EFTA positiv und erreichte in der Region Freiburg im Westen der Schweiz einen Spitzenwert von 14,6 pro 1 000 Einwohner.

Geburten- und Fruchtbarkeitsraten

Die Frauen in der EU bekommen weniger Kinder, was zu einer Verlangsamung des natürlichen Wachstums und sogar zu einer negativen natürlichen Bevölkerungsveränderung führt (mehr Sterbefälle als Geburten): Für einen Überblick über die projizierten Auswirkungen der demografischen Entwicklungen auf die Bevölkerung der EU-Regionen siehe diesen Artikel über Bevölkerungsprojektionen.

Dieser Abschnitt stellt Informationen über die regionale Bruttogeburtenziffer (das Verhältnis der Zahl der Geburten gegenüber der Durchschnittsbevölkerung, pro 1 000 Einwohner dargestellt) und die Fruchtbarkeitsrate (die mittlere Zahl der geborenen Kinder pro Frau) dar. Die Bruttogeburtenziffer in der EU-28 lag 2014 bei 10,1 pro 1 000 Einwohnern. Der Spitzenwert der Bruttogeburtenziffer in allen EU-Mitgliedstaaten wurde mit 14,6 Geburten pro 1 000 Einwohner in Irland verzeichnet und war auch in Frankreich (12,4 Geburten), dem Vereinigten Königreich (12,0 Geburten) und Schweden (11,9 Geburten) relativ hoch. Auf der anderen Seite der Skala lag die Bruttogeburtenziffer in den meisten osteuropäischen Regionen (Bulgarien, Kroatien, Ungarn, Polen und Rumänien), im südlichen Europa (Griechenland, Spanien, Italien, Malta und Portugal) sowie in Deutschland und Österreich bei 10,0 Geburten pro 1 000 Einwohner oder darunter.

Einige der höchsten Bruttogeburtenziffern in der EU wurden in den Hauptstadtregionen in Belgien, Irland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich verzeichnet

Abbildung 3 stellt die Bruttogeburtenziffern in den NUTS-2-Regionen für das Jahr 2014 dar. In allen EU-Mitgliedstaaten mit mehreren Regionen sowie in den dargestellten Nicht-Mitgliedstaaten lag die Bruttogeburtenziffer in der Hauptstadtregion über dem nationalen Durchschnitt. Einige Mitgliedstaaten vermeldeten sehr einheitliche regionale Bruttogeburtenziffern, beispielsweise die Tschechische Republik, Polen und Ungarn. Andere Länder waren in dieser Hinsicht uneinheitlicher und wiesen oft nur eine oder wenige Regionen mit besonders hohen Raten auf: In Belgien war die Hauptstadt Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest die einzige Region mit einer Bruttogeburtenziffer über dem nationalen Durchschnitt, während die Enklaven Ciudad Autónoma de Melilla und Ciudad Autónoma de Ceuta in Spanien sowie Guyane und La Réunion in Frankreich Raten vermeldeten, die beträchtlich höher waren als in allen anderen Regionen dieser Mitgliedstaaten. Tatsächlich wurden die drei höchsten Bruttogeburtenziffern aller EU-Regionen in Guyane, Ciudad Autónoma de Melilla und La Réunion verzeichnet, gefolgt von drei Hauptstadtregionen: Inner London - East, Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest und Île de France, die allesamt Ziffern von 15,0 Geburten pro 1 000 Einwohner oder mehr hatten, ebenso wie Outer London - West und North West.

Die fünf niedrigsten Bruttogeburtenziffern (weniger als 7,0 Geburten pro 1 000 Einwohner im Jahr 2014) lagen in den südlichen Mitgliedstaaten konzentriert, und zwar je zwei in Italien und Portugal und eine in Spanien. Die niedrigste Ziffer wurde im Nordwesten Spaniens verzeichnet, und zwar in der Region Principado de Asturias (6,3 Geburten pro 1 000 Einwohner).

Die Bruttogeburtenziffern aller Ebene-2-Regionen der EFTA-Länder lagen im Jahr 2014 im Allgemeinen im Bereich von 10,0-15,0 Geburten pro 1 000 Einwohner. Die einzigen Ausnahmen bildeten Hedmark og Oppland (Südost-Norwegen) und drei Regionen in der Schweiz — Espace Mittelland, Ostschweiz und Ticino; in allen vier lag die Bruttogeburtenziffer bei unter 10,0 Geburten pro 1 000 Einwohner.

Demgegenüber lagen die Bruttogeburtenziffern in den Beitrittskandidaten (für Albanien und Serbien liegen nur nationale Daten vor) im Bereich von 10,0-15,0 Geburten pro 1 000 Einwohner, mit Ausnahme von 14 Ebene-2-Regionen der Türkei, in denen die Bruttogeburtenziffer höher war. Die Ziffer erreichte in der südtürkischen Region Şanliurfa, Diyarbakir, einen Spitzenwert von 30,8 Geburten pro 1 000 Einwohner.

Die Fruchtbarkeitsraten fielen im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts

Die Gesamtfruchtbarkeitsrate in der EU-28 nahm zu Beginn des Jahrhunderts ab. In den Jahren 2001 und 2002 lag sie bei 1,46 Lebendgeburten pro Frau, dann erholte sie sich und stieg auf 1,62 im Jahr 2010, bevor sie bis 2013 wieder auf 1,54 fiel und 2014 auf 1,58 stieg. In industrialisierten Teilen der Welt wird eine Gesamtfruchtbarkeitsrate von 2,10 Lebendgeburten pro Frau als natürliche Reproduktionsrate angesehen, mit anderen Worten, das Niveau, bei dem die Größe der Bevölkerung langfristig stabil bleiben würde, wenn es keine Zu- oder Abwanderung gäbe.

Die höchsten Fruchtbarkeitsraten unter allen EU-Mitgliedstaaten wurden im Jahr 2014 in Frankreich verzeichnet (2,01 Lebendgeburten pro Frau), gefolgt von Irland (1,94), Schweden (1,88) und dem Vereinigten Königreich (1,81). Die Fruchtbarkeitsraten lagen oft in jenen Mitgliedstaaten höher, in denen die Familieneinheit relativ schwach (ein geringer Anteil der Menschen war verheiratet und es gab einen hohen Anteil an außerehelichen Geburten), Beziehungsinstabilität relativ üblich (relativ hohe Scheidungsrate) und die Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt hoch war. In 13 EU-Mitgliedstaaten lagen die Fruchtbarkeitsraten bei 1,50 Lebendgeburten pro Frau oder darunter; die niedrigste Rate wurde in Portugal verzeichnet (1,23 Lebendgeburten pro Frau).

Die Unterschiede in der regionalen Fruchtbarkeit können mit einer Reihe an Faktoren verknüpft sein, unter anderem: die sozioökonomische Struktur der Bevölkerung (z. B. Bildungsniveau, Beschäftigungsstatus, Einkommen oder Alter), der Wohnsitz (z. B. Vorhandensein von Infrastruktur, Kinderbetreuungseinrichtungen oder der Immobilienmarkt) oder kulturelle Faktoren (z. B. religiöse Überzeugungen und Bräuche, Einstellung gegenüber außerehelichen Geburten oder in Bezug auf Verhütung). Die Verteilung der Fruchtbarkeitsraten für die Ebene-2-Regionen ist auf Abbildung 4 dargestellt: Wie Abbildung 3 wirkt sie sehr einheitlich, da die meisten Regionen im selben EU-Mitgliedstaat selten Raten zeigten, die stark von ihrem nationalen Durchschnitt für das Jahr 2014 abwichen. Die Ausnahmen von dieser Regel umfassten wieder die spanische Enklave Ciudad Autónoma de Melilla und die französischen Überseeregionen Guyane, La Réunion, Guadeloupe und Martinique; sie waren die einzigen NUTS-2-Regionen, die im Jahr 2014 Gesamtfruchtbarkeitsraten über der natürlichen Reproduktionsrate von 2,10 verzeichneten.

Eine Analyse der EFTA-Länder bestätigt, dass die Fruchtbarkeitsraten für Ebene-2-Regionen beständig unter der natürlichen Reproduktionsrate lagen. Das gleiche galt für die Kandidatenländer (für Albanien und Serbien sind nur nationale Daten verfügbar), außer der Türkei. In der Türkei gab es eine grobe Aufteilung in die westlichen Regionen (mit relativ niedrigen Fruchtbarkeitsraten) und die östlichen Regionen (mit viel höheren Raten): Beispielsweise wurde die niedrigste Fruchtbarkeitsrate (1,59 Lebendgeburten pro Frau) in Zonguldak, Karabük, Bartin an der Küste des Schwarzen Meeres verzeichnet, während die höchste Rate in Şanliurfa, Diyarbakir (3,91 Lebendgeburten pro Frau) vermeldet wurde – diese Region verzeichnete außerdem die höchste Bruttogeburtenziffer in der Türkei (siehe oben).

Die höchsten Fruchtbarkeitsraten wurden vorwiegend in französischen und britischen Regionen verzeichnet

Karte 5 bietet eine detailliertere Analyse desselben Indikators und zeigt die Fruchtbarkeitsraten für die NUTS-3-Regionen. Die französische Überseeregion Guyane und die spanische Enklave Ciudad Autónoma de Melilla vermeldeten mit 3,50 respektive 2,70 Lebendgeburten pro Frau die höchsten Raten für das Jahr 2014. Ihnen folgten Seine-Saint-Denis (nahe der französischen Hauptstadt) und eine weitere französische Überseeregion, nämlich La Réunion. Insgesamt 34 NUTS-3-Regionen verzeichneten Fruchtbarkeitsraten von mehr als 2,10, wobei mehr als die Hälfte von ihnen (insgesamt 20) in Frankreich und mehr als ein Viertel (9) im Vereinigten Königreich lagen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in den 186 NUTS-3-Regionen mit einer Fruchtbarkeitsrate von 1,90 oder mehr (der dunkelste Orangeton auf Karte 5), da knapp über drei Viertel dieser Regionen in Frankreich und dem Vereinigten Königreich lagen, wobei zu dieser Reihe an Regionen auch sechs der acht irischen Regionen sowie 10 der 21 schwedischen Regionen gehörten.

REGIONEN IM BLICKPUNKT

Douro, Portugal

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In industrialisierten Ländern der Welt wird eine Fruchtbarkeitsrate von 2,10 Lebendgeburten pro Frau als natürliche Reproduktionsrate angesehen, mit anderen Worten, das Niveau, bei dem die Größe der Bevölkerung langfristig stabil bleiben würde, wenn es keine Zu- oder Abwanderung gäbe. Die Fruchtbarkeitsraten liegen in allen EU-Regionen im Allgemeinen deutlich darunter: Z. B. war Douro eine der vier NUTS-3-Regionen in Portugal, die für das Jahr 2014 eine Fruchtbarkeitsrate von weniger als 1,0 Lebendgeburten pro Frau verzeichnete.

©: Aires Almeida

Demgegenüber wurden die geringsten Fruchtbarkeitsraten (unter 1,35) vorwiegend in Deutschland sowie in den östlichen und südlichen Mitgliedstaaten verzeichnet, insbesondere in Zypern (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region), Portugal (22 von 25 Regionen), Spanien (37 von 59 Regionen), der Slowakei (fünf von acht Regionen) und Polen (42 von 72 Regionen) und in geringerem Umfang in Griechenland und Italien.

Keine der Ebene-3-Regionen in den EFTA-Ländern vermeldete für das Jahr 2014 eine Fruchtbarkeitsrate über 2,10; jedoch vermeldeten vier norwegische Regionen, eine schweizerische Region und eine isländische Region Fruchtbarkeitsraten, die jeweils über 1,90 lagen, wobei der höchste Wert (2,03) in Landsbyggð in Island vermeldet wurde.

Unter den Beitrittskandidaten (für Albanien und Serbien liegen nur nationale Daten vor) vermeldeten drei der acht Regionen in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien für das Jahr 2014 Raten von weniger als 1,35. Demgegenüber gab es in der Türkei 29 Regionen, in denen die Fruchtbarkeitsrate bei über 2,10 lag sowie 13 Regionen mit einer Rate von 1,90 oder mehr. Die beiden höchsten Werte für 2014 wurden in den westtürkischen Regionen Şanliurfa (4,52) und Sirnak (4,22) verzeichnet. Es gab einen starken Kontrast zwischen diesen relativ hohen Fruchtbarkeitsraten und jenen in den meisten westlichen türkischen Regionen, wo die Fruchtbarkeitsraten im Allgemeinen im Bereich von 1,5-1,9 Lebendgeburten pro Frau lagen (was stärker den Raten der gesamten EU entspricht).

Sterberaten

Im Jahr 2014 gab es in der gesamten EU-28 4,94 Millionen Sterbefälle und somit 1,1 % weniger als im Jahr 2013. Die rohe Sterberate der EU-28 lag 2014 bei 9,7 Sterbefällen pro 1 000 Einwohner und reichte von 15,1 in Bulgarien, 14,3 in Lettland und 13,7 in Litauen bis unter 8,0 Sterbefälle pro 1 000 Einwohner in Malta, Luxemburg, Irland und Zypern.

Die rohe Sterberate spiegelt im Allgemeinen die Bevölkerungsstruktur wider (ältere Menschen sterben mit höherer Wahrscheinlichkeit) sowie die Wahrscheinlichkeit, sich mit einer bestimmten Krankheit zu infizieren oder durch eine äußere Ursache zu sterben; es wird darauf hingewiesen, dass regionale Statistiken zu einigen Todesursachen – Kreislauferkrankungen und Krebs – in einem Artikel über Gesundheit dargestellt werden.

Abbildung 5 stellt dar, wie die Sterberaten in den Ebene-2-Regionen variierten. Man kann sie mit Abbildung 3 vergleichen, die eine ähnliche Analyse der Bruttogeburtenziffer darstellt und auf der zu sehen ist, dass die rohe Sterberate zwischen den Regionen im Allgemeinen stärker variierte als die Bruttogeburtenziffer. Die tschechische Republik vermeldete die einheitlichsten Sterberaten für ihre Regionen, während Spanien, Frankreich und das Vereinigte Königreich einen viel höheren Verteilungsgrad verzeichneten; die Sterberaten in den türkischen Regionen waren ebenfalls relativ uneinheitlich. In fast allen Mitgliedstaaten mit mehreren Regionen lag die rohe Sterberate der Hauptstadtregion unter dem nationalen Durchschnitt, wobei Kroatien, Polen und Slowenien die einzigen Ausnahmen zu dieser Regel bildeten; dies traf auch auf die Schweiz zu.

Die höchsten rohen Sterberaten in der EU für das Jahr 2014 wurden in vier bulgarischen Regionen verzeichnet; sie reichten von 14,5 bis 19,8 Sterbefälle pro 1 000 Einwohner. Die höchsten rohen Sterberaten wurden in der nördlichen Region Severozapaden verzeichnet, wo auch die geringste Lebenserwartung verzeichnet wurde. Die niedrigste rohe Sterberate wurde mit 3,1 Sterbefällen pro 1 000 Einwohner in der französischen Überseeregion Guyane verzeichnet; eine ebenso niedrige Sterberate wurde für die türkische Region Mardin, Batman, Sirnak, Siirt vermeldet. Zu den anderen EU-Regionen mit niedrigen Sterberaten zählten u. a. Inner London - East (4,3) und Inner London - West (4,7). Einige andere Hauptstadtregionen wiesen ebenfalls niedrige rohe Sterberaten auf, z. B. jene in Frankreich, Irland, Spanien, Luxemburg (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region), Schweden und Finnland.

Kindersterblichkeit

Der bedeutende Anstieg der Lebenserwartung in den letzten Jahren in der gesamten EU ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass Menschen zunehmend länger leben, sondern auch auf eine Abnahme der Kindersterblichkeit. Im Jahr 2014 starben ca. 19 100 Kinder in der EU-28, bevor sie ein Alter von einem Jahr erreichten. Dies entsprach einer Kindersterblichkeitsrate von 3,7 Sterbefällen pro 1 000 Lebendgeburten im Vergleich zu einer Rate von 5,3 vor einem Jahrzehnt und 32,8 vor einem halben Jahrhundert.

Abbildung 6 zeigt das Spektrum der Kindersterblichkeitsraten unter den NUTS-2-Regionen für das Jahr 2014. Zu den EU-Mitgliedstaaten mit besonders uneinheitlichen regionalen Kindersterblichkeitsraten gehörten die Slowakei, Finnland, Frankreich und Österreich; die relativ hohe Heterogenität in Finnland ist auf die besondere Situation in der Inselregion Åland zurückzuführen, wo kein Kind unter einem Jahr gestorben ist (die Kindersterblichkeitsrate betrug also 0,0). Abgesehen von Åland wurde die geringste Rate unter den EU-Regionen mit 0,7 in der Region Vorarlberg im Westen Österreichs verzeichnet. Demgegenüber wurden in folgenden drei Regionen in Osteuropa mindestens 10,0 Sterbefälle pro 1 000 Lebendgeburten verzeichnet: Sud-Est (Rumänien), Yugoiztochen (Bulgarien) und Východné Slovensko (Slowakei). Fünf der Mitgliedstaaten mit mehr als einer Region vermeldeten, dass die Kindersterblichkeitsrate in ihrer Hauptstadtregion über dem nationalen Durchschnitt lag: Kroatien, Portugal, Spanien, die Niederlande und Österreich; dies traf ebenfalls auf Norwegen zu.

In den EFTA-Ländern lag die Kindersterblichkeitsrate in Island, Liechtenstein und allen sieben Ebene-2-Regionen Norwegens unter dem EU-28-Durchschnitt. Im Durchschnitt verzeichnete die Schweiz leicht höhere Kindersterblichkeitsraten, obwohl die Région lémanique, Espace Mittelland und Ticino ebenfalls Raten unter dem EU-28-Durchschnitt verzeichneten.

In den Kandidatenländern (für Albanien und Serbien liegen nur nationale Daten vor) lagen die Kindersterblichkeitsraten höher und reichten von 4,9 Sterbefällen pro 1 000 Lebendgeburten in Montenegro (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region) bis zu 11,1 Sterbefällen pro 1 000 Lebendgeburten in der Türkei. In der Türkei war das Spektrum der regionalen Kindersterblichkeitsraten groß und reichte von einem Tiefstwert von 7,0 Sterbefällen pro 1 000 Lebendgeburten in der Hauptstadtregion Ankara bis zu einem Höchstwert von 16,9 Sterbefällen pro 1 000 Lebendgeburten in der südlichen Region Gaziantep, Adiyaman, Kilis.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Eurostat erfasst ein breites Spektrum an regionalen demografischen Statistiken: Hierzu zählen Daten zu Bevölkerungszahlen und zu unterschiedlichen demografisch relevanten Faktoren, die sich auf die Größe, Struktur und spezifischen Merkmale der Bevölkerung auswirken. Diese Daten können für eine Vielzahl von Planungs-, Beobachtungs- und Bewertungsmaßnahmen in einer Reihe wichtiger sozioökonomischer Politikbereiche verwendet werden, darunter für:

  • die Analyse der Bevölkerungsalterung und ihrer Auswirkungen auf Nachhaltigkeit und Wohlstand;
  • die Bewertung der wirtschaftlichen Auswirkungen des demografischen Wandels;
  • die Berechnung von Verhältnissen und Indikatoren „je Einwohner“ – wie z. B. das regionale Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt, das verwendet werden kann, um Mittel aus den Strukturfonds an wirtschaftlich benachteiligte Regionen zu vergeben;
  • die Entwicklung und Beobachtung von Zuwanderungs- und Asylsystemen.

Die Rechtsgrundlage für die Erhebung von Bevölkerungsstatistiken bilden die Verordnung (EU) Nr. 1260/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates über europäische demografische Statistiken sowie die dazugehörige Durchführungsverordnung (EU) Nr. 205/2014 der Kommission. Die Erhebung von Gemeinschaftsstatistiken über Migration und internationalen Schutz ist in der Verordnung (EG) Nr. 862/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates und der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 351/2010 geregelt.

Weitere Informationen sind dem entsprechenden speziellen Abschnitt zu Bevölkerungsprojektionen der Eurostat-Website zu entnehmen.

Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung und zur Bevölkerungsstruktur werden in zunehmendem Maße zur Unterstützung politischer Entscheidungsprozesse eingesetzt und bieten die Möglichkeit zur Überwachung des demografischen Verhaltens im politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Kontext. Das Europäische Parlament hat eine Entschließung über den „demografischen Wandel und seine Folgen für die künftige Kohäsionspolitik der EU“ (2013/C 153 E/02) verabschiedet. Darin wurde unterstrichen, dass demografische Entwicklungen in den Regionen statistisch erfasst werden sollten und der demografische Wandel als horizontales Ziel in die künftige Kohäsionspolitik aufgenommen werden sollte.

NUTS

Die in diesem Artikel verwendeten Daten beziehen sich ausschließlich auf die NUTS-Version von 2013.

Definitionen von Indikatoren

Die Lebenserwartung bei der Geburt ist die durchschnittliche Zahl der Jahre, die ein Neugeborenes erwartungsgemäß leben kann, wenn die bei seiner Geburt herrschenden Sterblichkeitsbedingungen während seines ganzen Lebens konstant bleiben.

Die Bevölkerungsveränderung ist gleich der Differenz zwischen der Bevölkerungszahl am Ende und zu Beginn eines Zeitraums (z. B. ein Kalenderjahr). Unter einer „positiven Bevölkerungsveränderung“ ist ein Bevölkerungswachstum zu verstehen. Unter einer „negativen Bevölkerungsveränderung“ ist ein Bevölkerungsrückgang zu verstehen. Die Bevölkerungsveränderung umfasst zwei Komponenten:

  • die natürliche Veränderung, berechnet als Differenz zwischen Lebendgeburten und Sterbefällen. Eine „positive natürliche Veränderung“, die auch als natürliches Wachstum bezeichnet wird, tritt ein, wenn die Zahl der Lebendgeburten höher ist als die Zahl der Sterbefälle. Zu einer „negativen natürlichen Veränderung“, auch als natürlicher Rückgang bezeichnet, kommt es, wenn die Zahl der Lebendgeburten niedriger ist als die Zahl der Sterbefälle.
  • die Nettomigration einschließlich statistischer Anpassungen, berechnet als Differenz zwischen der Bevölkerungsveränderung insgesamt und der natürlichen Veränderung. Die Statistiken über die Nettomigration sind daher mit allen statistischen Ungenauigkeiten behaftet, die in den beiden Komponenten dieser Gleichung, insbesondere der Bevölkerungsveränderung, auftreten. Die „Nettomigration einschließlich statistischer Anpassungen“ kann außer der Differenz zwischen Zu- und Abwanderung auch noch andere Veränderungen der Bevölkerungszahlen zwischen dem 1. Januar eines Jahres und dem 1. Januar des folgenden Jahres beinhalten, die nicht auf Geburten, Sterbefälle oder Zu- und Abwanderung zurückzuführen sind.

Die rohe Rate der Bevölkerungsveränderung wird für die Bevölkerungsveränderung insgesamt, die natürliche Bevölkerungsveränderung und die Nettomigration samt statistischer Anpassungen berechnet. In allen Fällen wird das Veränderungsniveau während des Jahres mit der durchschnittlichen Bevölkerung der untersuchten Region im selben Jahr verglichen, und das sich daraus ergebende Verhältnis wird pro 1 000 Einwohner ausgedrückt.

Die rohen Raten der wesentlichen demografischen Ereignisse (Geburten und Sterbefälle) werden definiert als das Verhältnis zwischen der Anzahl demografischer Ereignisse und der durchschnittlichen Bevölkerung der Region im selben Jahr. Auch dieser Wert wird pro 1 000 Einwohner angegeben.

Die Gesamtfruchtbarkeitsrate ist die durchschnittliche Anzahl der Kinder, die eine Frau in ihrem Leben gebären würde, wenn die in einem gegebenen Jahr gemessenen altersspezifischen Fruchtbarkeitsraten während ihres gesamten gebärfähigen Alters konstant blieben.

Die Kindersterblichkeitsrate wird als Verhältnis zwischen der Anzahl der Sterbefälle unter Kindern (Kinder unter einem Jahr) und der Zahl der Lebendgeburten in einer Region im selben Jahr definiert und pro 1 000 Lebendgeburten ausgedrückt.

Kontext

Die demografischen Veränderungen in der EU werden in den kommenden Jahrzehnten wahrscheinlich von erheblicher Bedeutung sein, da die überwiegende Mehrheit der Modelle in Bezug auf die künftigen Bevölkerungstrends nahe legen, dass die EU-Bevölkerung aufgrund von anhaltend niedrigen Fruchtbarkeitsraten und verlängerter Lebensdauer weiter altern wird.

Obwohl die Migration eine wichtige Rolle bei der Bevölkerungsdynamik der EU-Mitgliedstaaten spielt, wird sie alleine den anhaltenden Trend zur alternden Bevölkerung in vielen Teilen der EU wahrscheinlich nicht umkehren können.

Mit den sozialen und wirtschaftlichen Folgen in Kombination mit der alternden Bevölkerung werden wahrscheinlich tiefgreifende Auswirkungen in ganz Europa sowohl auf nationaler als auch regionaler Ebene einhergehen. Beispielsweise werden die niedrigen Fruchtbarkeitsraten zu einem Rückgang der Zahl der Schüler in Ausbildung führen, es wird weniger Erwerbstätige zur Unterstützung der übrigen Bevölkerung und einen größeren Anteil an älteren Menschen geben (von denen einige zusätzliche Infrastruktur, Gesundheitsleistungen und angepassten Wohnraum benötigen werden). Diese strukturellen demografischen Veränderungen könnten sich auf die Möglichkeiten der Regierungen zu Steuererhebungen, zum Ausgleich ihrer Finanzhaushalte oder zur Bereitstellung angemessener Renten- und Gesundheitsleistungen auswirken.

Zu den Regionen, die voraussichtlich vor den größten demografischen Herausforderungen stehen werden, zählen periphere, ländliche und postindustrielle Regionen, in denen die Bevölkerung wahrscheinlich zurückgehen wird. Die territoriale Dimension des demografischen Wandels ist insbesondere anhand der folgenden Faktoren ersichtlich:

  • Ost-West-Gefälle, wobei viele der Mitgliedstaaten, die der EU seit 2004 beigetreten sind, weiterhin ein deutliches Aufholpotenzial aufweisen;
  • Nord-Süd-Gefälle, wobei häufig erhebliche Unterschiede zwischen den Mittelmeerregionen und den klimatisch eher gemäßigten Regionen im Norden und Westen der EU herrschen;
  • Gefälle zwischen Stadt und Land, wobei die Mehrheit der städtischen Regionen weiterhin ein Bevölkerungswachstum vermeldet, während die Anzahl der ansässigen Personen in vielen ländlichen Gebieten zurückgeht;
  • Hauptstadteffekt, da Hauptstädte und einige der Regionen in ihrer Umgebung (beispielsweise um die beiden globalen Metropolen der EU, Paris und London) eine Sogwirkung aufgrund steigender Beschäftigungsmöglichkeiten aufweisen;
  • innerhalb einiger Länder zu beobachtende regionale Unterschiede, die das Potenzial haben, sich auf die Wettbewerbsfähigkeit und den Zusammenhalt der Regionen auszuwirken, wie beispielsweise in Deutschland und der Türkei (Unterschiede zwischen den Regionen im Osten und Westen) oder in Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich (zwischen den Regionen im Norden und Süden).

Politische Entwicklungen

Angesichts der Besorgnisse über die künftigen demografischen Entwicklungen ist es naheliegend, dass die politischen Entscheidungsträger eine Reihe einschlägiger Themen in Angriff genommen haben. So hat die Europäische Kommission eine Mitteilung (KOM(2006) 571) mit dem Titel „Die demografische Zukunft Europas – Von der Herausforderung zur Chance“ verabschiedet, in der sie fünf politische Grundausrichtungen herausstellte:

  • ein Europa, das die demografische Erneuerung begünstigt: Verbesserung der Bedingungen für Familien und der Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben;
  • ein Europa, das Arbeit aufwertet: mehr Beschäftigung und ein längeres aktives Leben hoher Qualität;
  • ein produktiveres und leistungsfähigeres Europa: Steigerung von Produktivität und Wirtschaftsleistung durch Investitionen in Bildung und Forschung;
  • ein Europa, das auf die Aufnahme und Integration von Migranten vorbereitet ist;
  • ein Europa mit zukunftsfähigen öffentlichen Finanzen: Sicherstellung angemessener Leistungen im Hinblick auf Renten, Sozialschutz, Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege.

Europa 2020

Darüber hinaus haben die meisten der sieben Leitinitiativen der Strategie Europa 2020 unter anderem demografische Herausforderungen zum Gegenstand, insbesondere die demografische Alterung. Die Leitinitiative Innovationsunion bietet die Chance, staatliche und private Akteure auf unterschiedlichen Gebietsebenen zusammenzubringen und eine Vielzahl von Herausforderungen anzugehen. Zudem wurde im Jahr 2011 die europäische Innovationspartnerschaft Aktives und gesundes Altern mit dem Ziel ins Leben gerufen, die durchschnittliche gesunde Lebenserwartung der Europäer bis zum Jahr 2020 um zwei Jahre zu verlängern. Eine weitere Leitinitiative, die Digitale Agenda, fördert die digitale Kompetenz und Barrierefreiheit für ältere Mitglieder der Gesellschaft, während die EU-Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten ein längeres Arbeitsleben durch lebenslanges Lernen und die Förderung von Gesundheit und Aktivität im Alter unterstützt. Schließlich befasst sich die Europäische Plattform gegen Armut und soziale Ausgrenzung mit der Angemessenheit und Nachhaltigkeit der Systeme der sozialen Sicherung und der Altersvorsorge sowie der Notwendigkeit, eine angemessene Einkommensunterstützung im Alter und den Zugang zu den Gesundheitssystemen sicherzustellen.

Migration

Im Mai 2015 legte die Europäische Kommission die Europäische Migrationsagenda vor, in der sie Sofortmaßnahmen als Reaktion auf den Zustrom von Migranten und Asylbewerbern aus dem Mittelmeerraum sowie eine Reihe politischer Optionen für die langfristigere Steuerung der Migration in die EU erläutert. In dieser Agenda wird anerkannt, dass auf die humanitären Herausforderungen reagiert werden muss. Es wird jedoch auch angestrebt, die Zahl der Rückführungen irregulärer Migranten zu erhöhen und zugleich die Wahrung des Rechts auf Asyl zu gewährleisten.

Die Agenda gibt vier Handlungsschwerpunkte für die EU-Migrationspolitik vor:

  • eine neue Politik für legale Migration mit dem Ziel, die EU als attraktives Ziel für Migranten zu erhalten, insbesondere durch die Neufestsetzung der Prioritäten der Strategien zur Integration von Migranten, die Steuerung der Migration durch Dialoge und Partnerschaften mit Drittstaaten und die Modernisierung der Regelung Blaue Karte EU für hochqualifizierte Drittstaatenangehörige;
  • Reduzierung der Anreize für illegale Migration durch die Stärkung der Rolle von Frontex, insbesondere im Hinblick auf die Rückführung von Migranten;
  • Grenzmanagement mit dem Ziel, zur Stärkung der Grenzmanagement-Kapazitäten in Drittstaaten beizutragen;
  • eine starke gemeinsame Asylpolitik, um die vollständige und kohärente Umsetzung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems sicherzustellen.

Als Reaktion auf die Flüchtlingskrise während eines Großteils des Jahres 2015 und während des ersten Quartals 2016 hat die Europäische Kommission im März 2016 Vorschläge für ein Soforthilfeinstrument innerhalb der EU vorgelegte. Laut dem Plan sollen etwa 700 Mio. EUR an Hilfsgeldern (über einen Zeitraum von drei Jahren) bereitgestellt werden, um humanitäre Krisen verhindern zu helfen und um in der Lage zu sein, die Flüchtlingen in der EU rascher mit Nahrung zu versorgen, zu beherbergen und medizinisch zu betreuen.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Datenvisualisierung

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Regionale Bevölkerungsstatistiken (t_reg_dem)
Rohe Rate der Bevölkerungsveränderung nach NUTS-2-Region (tgs00099)
Bevölkerung zum 1. Januar, nach NUTS-2-Regionen (tgs00096)

Datenbank

Regionale Bevölkerungsstatistiken (reg_dem)
Bevölkerung und Fläche (reg_dempoar)
Fruchtbarkeit (reg_demfer)
Sterblichkeit (reg_demmor)
Regionale Daten (demopreg)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

  • Population (auf Englisch) (ESMS metadata file — demo_pop_esms)

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weblinks