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Energiepreisstatistik

Datenauszug vom Juli 2016. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: September 2017.

In diesem Artikel wird die Entwicklung der Strom- und Gaspreise für Industrie und Haushalte in der Europäischen Union (EU) dargestellt; außerdem wird auf die Preisentwicklung bei Mineralölerzeugnissen eingegangen. Ausführlichere Energiepreisstatistiken enthalten die beiden Artikel über Strom- und Erdgaspreise.

Der Energiepreis hängt von verschiedenen Faktoren ab, die Angebot und Nachfrage beeinflussen. Dazu gehören die geopolitische Lage, die Diversifizierung der Einfuhren, Netzkosten, Umweltschutzkosten, extreme klimatische Bedingungen und die Höhe der Verbrauchsteuern und Abgaben. Die in diesem Artikel angegebenen Preise für Haushaltskunden schließen im Allgemeinen Steuern, Abgaben und die Mehrwertsteuer (MwSt.) ein; dagegen ist die (abzugsfähige) Mehrwertsteuer in den Preisen für Industriekunden/Unternehmen nicht enthalten.

Tabelle 1: Strom- und Gaspreise, zweites Halbjahr, 2013-2015
(in EUR je kWh)
Quelle: Eurostat (nrg_pc_204), (nrg_pc_205), (nrg_pc_202) und (nrg_pc_203)
Abbildung 1: Strompreise für Haushaltskunden, zweites Halbjahr 2015 (1)
(in EUR je kWh)
Quelle: Eurostat (nrg_pc_204)
Abbildung 2: Strompreise für Industriekunden, zweites Halbjahr 2015 (1)
(in EUR je kWh)
Quelle: Eurostat (nrg_pc_205)
Abbildung 3: Erdgaspreise für Haushaltskunden, zweites Halbjahr 2015 (1)
(in EUR je kWh)
Quelle: Eurostat (nrg_pc_202)
Abbildung 4: Erdgaspreise für Industriekunden, zweites Halbjahr 2015 (1)
(in EUR je kWh)
Quelle: Eurostat (nrg_pc_203)
Abbildung 5: Verbraucherpreise für Mineralölerzeugnisse, EU, 2005-2015 (1)
(in EUR je Liter)
Quelle: Öl-Bulletin der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission
Tabelle 2: Verbraucherpreise für Mineralölerzeugnisse, Ende zweites Halbjahr 2015
(in EUR je Liter)
Quelle: Öl-Bulletin der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission

Wichtigste statistische Ergebnisse

Tabelle 1 gibt einen Überblick über die durchschnittlichen Erdgas- und Strompreise der letzten drei Jahre (2013-2015).

Strompreise für Haushaltskunden

Die Analyse der Strompreise für Haushaltskunden basiert auf den Preisen für die mittlere Verbrauchsspanne für Standardhaushalte mit einem jährlichen Stromverbrauch zwischen 2 500 und 5 000 kWh.

Im zweiten Halbjahr 2015 waren die Strompreise für solche mittelgroßen Haushalte in Dänemark, Deutschland und Irland am höchsten (siehe Abbildung 1). Die bei weitem niedrigsten Strompreise für Haushaltskunden verzeichnete Bulgarien, gefolgt von Ungarn und von der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, Bosnien und Herzegowina, Albanien, Serbien und Kosovo.

Der durchschnittliche Strompreis für Haushaltskunden in der EU-28 (die Preise werden für jeden EU-Mitgliedstaat dem Verbrauch des Haushaltssektors entsprechend gewichtet) betrug im zweiten Halbjahr 2015 0,211 EUR je kWh. In Dänemark (0,304 EUR je kWh) war der Strompreis für Haushaltskunden 3,2-mal so hoch wie in Bulgarien (0,096 EUR je kWh).

Der Anteil von Steuern und Abgaben (einschließlich Mehrwertsteuer) am Gesamtstrompreis war in Malta und im Vereinigten Königreich am niedrigsten (4,7 % bzw. 4,8 %); dort ist der Mehrwertsteuersatz relativ niedrig, und es werden keine weiteren Steuern auf den Grundpreis erhoben. Nur in diesen beiden EU-Mitgliedstaaten enthielt der Endpreis einen Steueranteil in einstelliger Höhe.

Den höchsten Steueranteil am Stromendpreis verzeichnete Dänemark, wo Mehrwertsteuer und andere Steuern und Abgaben mehr als zwei Drittel (69,1 %) des Endpreises ausmachten. Gut die Hälfte des Endpreises machten Mehrwertsteuer, Steuern und Abgaben in Deutschland aus (51,6 %), etwas weniger die Hälfte war es in Portugal (49,5 %).

Vom zweiten Halbjahr 2014 bis zum zweiten Halbjahr 2015 verzeichneten Lettland mit 26,8 %, Belgien mit 15,1 % und das Vereinigte Königreich mit 8,4 % von allen Mitgliedstaaten den stärksten Anstieg der Strompreise. In der EU-28 insgesamt betrug der durchschnittliche Anstieg 2,4 %, obwohl 12 Mitgliedstaaten Preisrückgänge meldeten. In Zypern (-22,0 %), Litauen (-5,8 %) und Irland (-3,2 %) sanken die Strompreise für Haushaltskunden am stärksten.

Strompreise für Industriekunden

Die Analyse der Strompreise für Industriekunden basiert auf den Preisen für die mittlere Verbrauchsspanne mit einem Standardverbrauch zwischen 500 und 2 000 MWh im Jahr. Dabei ist zu beachten, dass die Preise für Industriekunden dem Grundpreis zuzüglich der nicht abzugsfähigen Steuern und Abgaben entsprechen, während die abzugsfähige Mehrwertsteuer nicht enthalten ist.

Die Strompreise für Industriekunden in der EU-28 betrugen im zweiten Halbjahr 2015 durchschnittlich 0,119 EUR je kWh. Am höchsten war der Strompreis für diese Verbrauchergruppe in Italien, im Vereinigten Königreich und in Deutschland (siehe Abbildung 2), relativ niedrig dagegen in Finnland und Schweden (das mit 0,059 EUR je kWh das niedrigste Preisniveau aufwies). In Serbien und in Bosnien und Herzegowina waren die Strompreise für Industriekunden fast so niedrig wie in Schweden.

Eine entsprechende Analyse wie bei den Haushaltskunden ergibt, dass der Anteil von Steuern und Abgaben (außer Mehrwertsteuer) am Strompreis für Industriekunden in Deutschland (45,5 %) und Italien (42,5 %) am höchsten war, gefolgt von Dänemark (35,4 %) und Österreich (30,4 %). In keinem anderen EU-Mitgliedstaat betrug dieser Anteil über 30,0 %. In Malta wurden gar keine Steuern und Abgaben (außer der abzugsfähigen Mehrwertsteuer) auf den Strompreis für Industriekunden erhoben, und in Schweden, der Tschechischen Republik und Bulgarien machte der Steuer- und Abgabenanteil weniger als 2,0 % aus.

Vom zweiten Halbjahr 2014 bis zum zweiten Halbjahr 2015 verringerte sich der Strompreis für mittelgroße Industriekunden in der EU-28 um 1,3 %. In einer Mehrheit (19) der EU-Mitgliedstaaten vollzog sich dieser Preisrückgang ebenfalls, während in zwei weiteren Mitgliedstaaten keine Veränderung festzustellen war. Ein Preisrückgang im zweistelligen Bereich wurde in Zypern (-25,8 %), Malta (-22,9 %), Litauen (-14,9 %), Griechenland (-11,5 %) und Schweden (-11,5 %) beobachtet. Dagegen ist in sieben Mitgliedstaaten der Strompreis für Industriekunden in diesem Zeitraum gestiegen, am stärksten im Vereinigten Königreich (13,6 %), gefolgt von Polen (3,4 %).

Erdgaspreise für Haushaltskunden

Die Analyse der Erdgaspreise für Haushaltskunden basiert auf den Preisen für die mittlere Verbrauchsspanne mit einem Standardverbrauch zwischen 20 und 200 GJ bzw. zwischen 5 556 und 55 556 kWh im Jahr.

In der zweiten Jahreshälfte 2015 lag der Erdgaspreis für mittelgroße Haushalte in der EU-28 bei 0,071 EUR je kWh. Am höchsten war er in Schweden (0,117 EUR je kWh) und in Portugal (0,098 EUR je kWh) (siehe Abbildung 3). Die niedrigsten Erdgaspreise für Haushalte verzeichneten Rumänien (0,034 EUR je kWh), Ungarn (0,035 EUR je kWh), Estland (0,038 EUR je kWh) und Bulgarien (0,039 EUR je kWh). Im Land mit den höchsten Preisen (Schweden) war der Erdgaspreis für Haushaltskunden 3,5-mal so hoch wie im Land mit den niedrigsten Preisen (Rumänien).

Für Haushaltskunden war der Steueranteil am gesamten Erdgaspreis im Vereinigten Königreich am niedrigsten (4,6 % des Gesamtpreises). Dort ist der Mehrwertsteuersatz relativ niedrig, und es werden keine weiteren Energiesteuern oder Abgaben erhoben. Abgesehen von Serbien (9,0 %) verzeichnete kein weiterer EU-Mitgliedstaat einen Anteil von Mehrwertsteuer und anderen Steuern und Abgaben am Erdgaspreis für Haushaltskunden in einstelliger Höhe. In Dänemark machten Steuern, Abgaben und Mehrwertsteuer mehr als die Hälfte (57,3 %) des Erdgasendpreises für Haushaltskunden aus, gefolgt von Rumänien (47,4 %), Schweden (45,0 %) und den Niederlanden (43,7 %).

Vom zweiten Halbjahr 2014 bis zum zweiten Halbjahr 2015 gingen die Erdgaspreise für Haushaltskunden in der EU-28 um 1,7 % zurück. In den 25 Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen (keine Daten für Finnland, nicht zutreffend für Zypern und Malta), erhöhten sich die Preise in Rumänien um 6,6 %, in der Tschechischen Republik um 3,6 %, im Vereinigten Königreich um 3,4 % und in Schweden um 3,1 %, während in Ungarn nur ein ganz geringer Anstieg verzeichnet wurde und die Erdgaspreise für Haushalte in Deutschland unverändert geblieben sind. In 19 Mitgliedstaaten gingen die Preise zurück, in zweistelliger Höhe in Estland (-22,3 %), Bulgarien (-19,2 %), Dänemark (-13,0 %) und Litauen (-12,6 %).

Erdgaspreise für Industriekunden

Für Industriekunden wird die mittlere Verbrauchsspanne für Standardverbraucher herangezogen, die einem jährlichen Gasverbrauch zwischen 10 000 und 100 000 GJ bzw. zwischen 2 778 und 27 778 GWh entspricht; dabei ist zu beachten, dass die Preise für Industriekunden dem Grundpreis zuzüglich der nicht abzugsfähigen Steuern und Abgaben entsprechen, während die abzugsfähige Mehrwertsteuer nicht enthalten ist.

Die Erdgaspreise für Industriekunden mittlerer Größe in der EU-28 betrugen im zweiten Halbjahr 2015 durchschnittlich 0,034 EUR je kWh. Am höchsten waren die Erdgaspreise im zweiten Halbjahr 2015 in Finnland und Schweden (in beiden Ländern 0,042 EUR je kWh) (siehe Abbildung 4). Die Preisunterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten waren aber wesentlich geringerer als bei den Haushaltskunden. Der niedrigste Erdgaspreis für Industriekunden in den EU-Mitgliedstaaten wurde in Litauen verzeichnet (0,022 EUR je kWh). Somit waren die höchsten Preise (Finnland und Schweden) 1,9-mal so hoch wie in Litauen.

Der Anteil von Steuern und Abgaben (außer Mehrwertsteuer) am Gaspreis für Industriekunden war in Finnland (32,9 %) und Rumänien (30,0 %) mit fast einem Drittel des Endpreises am höchsten; in Dänemark, Österreich und Schweden betrug er mehr als ein Fünftel. In Litauen wurden gar keine Steuern und Abgaben auf den Erdgaspreis für Industriekunden erhoben, und in Portugal, Kroatien, Spanien und Polen betrug der Anteil der Steuern und Abgaben für Industriekunden weiterhin weniger als 2,0 %.

Vom zweiten Halbjahr 2014 bis zum zweiten Halbjahr 2015 sanken die Erdgaspreise für Industriekunden in 25 der 26 Mitgliedstaaten, für die Daten verfügbar sind (nicht zutreffend für Zypern und Malta). Nur im Vereinigten Königreich stiegen die Gaspreise (1,2 %). Die größten Preissenkungen verzeichneten Litauen (-41,7 %), Estland (-26,6 %), Griechenland (-22,9 %) und Bulgarien (-21,1 %). In Lettland, Spanien, Portugal, Slowenien, Ungarn, Kroatien und Irland gingen die Preise um 10-20 % zurück.

Verbraucherpreise für Mineralölerzeugnisse

Die Verbraucherpreise für Mineralölerzeugnisse werden sowohl mit als auch ohne Steuern und Abgaben veröffentlicht. Abbildung 5 zeigt die Preisentwicklung von 2005 bis 2015 für drei verschiedene Motorkraftstoffe. Der beträchtliche Preisanstieg im ersten Halbjahr 2008 wurde bereits in der zweiten Jahreshälfte deutlich korrigiert. Danach stiegen die Preise für alle Mineralölerzeugnisse allmählich an, bis sie bei allen drei Kraftstoffarten im zweiten Halbjahr 2012 einen historischen Höchststand erreichten. Der Preis für Benzin (Euro-Super 95) blieb 2013 relativ stabil; im ersten Halbjahr 2014 erreichte er einen neuen Höchststand und ging dann sowohl 2014 als auch 2015 jeweils in der zweiten Jahreshälfte wieder deutlich zurück. Beim Dieselkraftstoff war die Entwicklung ähnlich, allerdings ohne den Höchststand im ersten Halbjahr 2014. Der Preis für Flüssiggas (LPG) ging im ersten Halbjahr 2013 zurück und stieg dann in der zweiten Jahreshälfte in vergleichbarem Umfang wieder an, bevor er 2014 und 2015 in der gleichen Größenordnung erneut sank.

Euro-Super 95 kostete in der EU Ende 2015 im Durchschnitt 1,30 EUR je Liter und erreichte damit den tiefsten Stand seit Ende 2009. Der durchschnittliche Preis für Dieselkraftstoff betrug 1,13 EUR je Liter (ebenfalls der tiefste Stand seit Ende 2009).

Tabelle 2 gibt Aufschluss über den Preis der Mineralölerzeugnisse in den EU-Mitgliedstaaten Ende 2015. Der höchste Tankstellenpreis für Euro-Super 95 wurde in den Niederlanden (1,46 EUR je Liter) und in Italien (1,45 EUR je Liter) und der niedrigste Preis in Polen (0,98 EUR je Liter) gemeldet. Den höchsten Tankstellenpreis für Dieselkraftstoff Ende 2015 verzeichnete das Vereinigte Königreich (1,49 EUR je Liter); er war 0,57 EUR höher als in Luxemburg (mit dem niedrigsten Preis).

Tabelle 2 zeigt auch, wie groß die Differenz zwischen den Preisen für Mineralölerzeugnisse ohne Steuern und Abgaben und den Endpreisen für die Verbraucher an der Zapfsäule war. Der Tankstellenpreis für Euro-Super 95 war in der EU-28 für die Verbraucher insgesamt 3,0-mal so hoch wie der Preis ohne Steuern und Abgaben. Durch den Aufschlag von Steuern und Abgaben auf den Endpreis von Euro-Super 95 hat sich der Preis in allen Mitgliedstaaten mehr als verdoppelt. Am größten war die Differenz im Vereinigten Königreich, wo der Tankstellenpreis 3,6-mal so hoch war wie der Preis ohne Steuern und Abgaben.

Die gleiche Analyse für Dieselkraftstoff zeigt, dass der Tankstellenpreis (den die Verbraucher zu zahlen haben) in der EU-28 insgesamt durchschnittlich 2,6-mal höher war als der Preis ohne Steuern und Abgaben. Durch den Aufschlag von Steuern und Abgaben hat sich der Endpreis außer in Bulgarien und Griechenland überall mehr als verdoppelt. Am größten war die Differenz im Vereinigten Königreich, wo der Tankstellenpreis für Dieselkraftstoff 3,4-mal so hoch war wie der Preis ohne Steuern und Abgaben.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Rechtsgrundlage für die Erhebung von Daten zu den Gas- und Strompreisen für Industriekunden / Unternehmen ist der Beschluss (2007/394/EG) der Europäischen Kommission vom 7. Juni 2007 zur Änderung der Richtlinie des Rates (90/377) zur Einführung eines gemeinschaftlichen Verfahrens zur Gewährleistung der Transparenz der Gas- und Strompreise. Die Richtlinie 2008/92 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2008 betrifft Verfahren zur Verbesserung der Transparenz der vom industriellen Endverbraucher zu zahlenden Gas- und Strompreise. Ende 2016 soll eine neue Verordnung vom Europäischen Parlament und vom Rat angenommen werden, die genauer auf die verschiedenen Steuern und Abgaben eingeht. Die neue Rechtsgrundlage wird nicht nur die industriellen Endverbraucher, sondern alle Verbraucher (Haushalte und andere) in der EU betreffen.

Aufgrund der neuen Rechtsakte erfolgt die Erstellung von Gas- und Strompreisstatistiken für Daten ab 2007 nach einer geänderten Methodik. Wegen dieses Bruchs in den Zeitreihen wurde beschlossen, lediglich die relativ kurzen Zeitreihen zu veröffentlichen, die auf der Grundlage der neuen Methodik zur Verfügung stehen.

Die Transparenz der Gas- und Strompreise ist dadurch gewährleistet, dass die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet sind, Eurostat Preisdaten für verschiedene Kategorien von Industrie- und Unternehmenskunden zu melden (die Preise für den Haushaltssektor werden auf freiwilliger Basis gemeldet) sowie Daten zu Marktanteilen, Verkaufsbedingungen und Preisbildungssystemen zu übermitteln.

Die Strom- und Gastarife bzw. die Preisgestaltung fallen je nach Anbieter unterschiedlich aus. Sie können vertraglich festgelegt sein. Dies ist vor allem bei industriellen Großverbrauchern der Fall. Für kleinere Verbraucher werden sie im Allgemeinen anhand der verbrauchten Strom- oder Gasmenge und verschiedener anderer Kriterien festgesetzt. Die meisten Tarife enthalten zudem einen Festanteil. Einen Einheitspreis für Strom oder Gas gibt es daher nicht. Um die Preise im Zeitablauf und zwischen verschiedenen Ländern vergleichen zu können, werden in diesem Artikel Angaben zu ausgewählten Verbrauchsspannen für Haushaltskunden und Industriekunden dargestellt. Für fünf verschiedene Haushaltsarten werden die Strompreise auf der Grundlage jährlicher Verbrauchsspannen erfasst, während die Statistik der Erdgaspreise drei verschiedene Haushaltsarten unterscheidet. Bei den Industrie-/Unternehmenskunden werden die Strompreise für insgesamt sieben und die Erdgaspreise für sechs verschiedene Verbraucherarten erhoben. Erdgas, das für chemische Prozesse oder zur Stromerzeugung verwendet wird, ist nicht in die Erhebung einbezogen.

Bei den Strom- und Gaspreisen in diesem Artikel handelt es sich um Durchschnittspreise für den Sechsmonatszeitraum von Juli bis Dezember (zweites Halbjahr). Die Preise beinhalten den Grundpreis für Strom/Gas, die Gebühren für Übertragung und Verteilung, Zählermiete und sonstige Leistungen. Die Strompreise für Haushaltskunden enthalten Steuern, Abgaben, Gebühren und Mehrwertsteuer; somit entsprechen sie dem vom Verbraucher zu zahlenden Endpreis. Da Industriekunden/Unternehmen die Mehrwertsteuer und einige andere Steuern in der Regel absetzen können, sind diese Preise ohne Mehrwertsteuer und andere abzugsfähige Steuern, Abgaben und Gebühren angegeben.

Die Angaben zu Mineralölerzeugnissen sind dem Öl-Bulletin (auf Englisch) entnommen, das von der Generaldirektion Energie (auf Englisch) der Europäischen Kommission herausgegeben wird. Darin werden die Preise für Mineralölerzeugnisse sowohl mit als auch ohne Steuern und Abgaben wöchentlich veröffentlicht. Dieser Artikel stützt sich auf die Preise der letzten Juniwoche für das erste Halbjahr und der letzten Dezemberwoche für das zweite Halbjahr.

Kontext

Preis und Zuverlässigkeit der Energieversorgung, insbesondere der Stromversorgung, sind zentrale Elemente der Energieversorgungsstrategie eines Landes. Die Strompreise spielen vor allem im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit eine wichtige Rolle, denn Strom macht normalerweise einen Großteil der gesamten Energiekosten von Industriebetrieben und Dienstleistungsanbietern aus. Im Gegensatz zu einigen fossilen Brennstoffen, die in der Regel auf dem Weltmarkt zu relativ einheitlichen Preisen gehandelt werden, ist die Preisspanne bei Strom und Gas innerhalb der EU-Mitgliedstaaten größer. Die Strom- und Gaspreise sind zum Teil vom Preis für Primärbrennstoffe und neuerdings auch von den Kosten für Kohlendioxid-(CO2)-Emissionszertifikate beeinflusst.

Binnenmarkt

Seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wird in der EU die Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte vorangetrieben. 2003 wurden Richtlinien mit gemeinsamen Vorschriften für die Binnenmärkte für Strom und Gas erlassen. Es wurde festgelegt, bis wann die Marktöffnung erfolgt sein muss und es den Kunden ermöglicht werden muss, ihren Versorger selbst zu wählen: für Unternehmenskunden bis spätestens 1. Juli 2004 und für alle Kunden einschließlich der Haushalte bis spätestens 1. Juli 2007. Einige Länder haben diesen Liberalisierungsprozess beschleunigt, während andere die notwendigen Maßnahmen nicht ganz so schnell eingeleitet haben. Danach haben das Europäische Parlament und der Rat im Juli 2009 ein drittes Paket mit Legislativvorschlägen (auf Englisch) angenommen, das eine echte Anbieterauswahl ermöglichen und den Kunden Vorteile bringen soll. Seit März 2011 sind die Stromrichtlinie (2009/72/EG) und die Gasrichtlinie (2009/73/EG) aus diesem dritten Paket in nationales Recht umgesetzt, neben drei neuen Verordnungen, eine über die Bedingungen für den Zugang zu den Erdgasfernleitungsnetzen (715/2009), eine über die Netzzugangsbedingungen für den grenzüberschreitenden Stromhandel (714/2009) und eine zur Gründung einer Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) (713/2009).

Mit dem dritten Paket sollte die Integration der nationalen Energiemärkte bis 2014 erreicht werden durch:

  • die wirksame Entflechtung von Energieerzeugung und Versorgungsinteressen einerseits und Netzbetrieb andererseits;
  • transparentere Endkundenmärkte und wirkungsvollere Regelungen zum Verbraucherschutz;
  • eine wirksamere Regulierungsaufsicht durch unabhängige Marktkontrollorgane;
  • die Einrichtung einer Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER), die für eine effektive Zusammenarbeit zwischen den nationalen Regulierungsbehörden sorgt und Entscheidungen in grenzüberschreitenden Angelegenheiten trifft;
  • bessere grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Investitionen durch ein neues europäisches Netzwerk für Übertragungsnetzbetreiber, in dem Strom- und Gasnetzbetreiber der EU zusammengeschlossen sind und gemeinsame Marktvorgaben, technische Bestimmungen und Sicherheitsnormen entwickeln.

Im Oktober 2014 verabschiedete die Europäische Kommission eine Mitteilung mit dem Titel „Fortschritte auf dem Weg zur Vollendung des Energiebinnenmarktes“ (COM(2014) 634 final). Darin heißt es, dass die Marktintegration zwar weiter vorankommt und konkrete Ergebnisse bringt, dass sie aber mehr Netze und transparente, einfache und stabile Regeln erfordert. Vor diesem Hintergrund nahm die Europäische Kommission im Februar 2015 eine Mitteilung mit dem Titel „Erreichung des Stromverbundziels von 10 % – Vorbereitung des europäischen Stromnetzes auf 2020“ (COM(2015) 82 final) an. Darin werden die Vorteile eines Energieverbundsystems dargelegt, und es wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, Finanzierungsinstrumente wie die Connecting Europe Facility, die Europäischen Struktur- und Investitionsfonds und den Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) umfassend zu nutzen.

Energiepreise und -kosten

Im Januar 2014 verabschiedete die Europäische Kommission eine Mitteilung mit dem Titel „Energiepreise und -kosten in Europa“ (COM(2014) 21 final). Darin wird festgestellt, dass Energiepreisanstiege zusätzliche Kostenbelastungen für Privathaushalte und Wirtschaft verursachen und Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit haben, und es werden entsprechende Schlussfolgerungen gezogen, damit sich die zur Bewältigung der Probleme notwendigen politischen Entscheidungen auf solide Fakten stützen können. Die Europäische Kommission zeigt Wege auf, wie sichergestellt werden könnte, dass Europas Bürger und Industrie das Problem der Energiepreise in den Griff bekommen und dass die EU ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht nur heute, sondern auch bis 2030 und darüber hinaus behaupten kann.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Energiestatistik – Preise (t_nrg_price)
Gaspreise nach Art des Benutzers (ten00118)
Strompreise nach Art des Benutzers (ten00117)

Datenbank

Energiestatistik – Gas- und Strompreise (nrg_price)
Energiestatistik – Gas- und Strompreise (ab 2007) (nrg_pc)
Energiestatistik – Gas- und Strompreise (bis 2007) (nrg_pc_h)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks