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Archive:Materialflussrechnung und Ressourcenproduktivität

Datenauszug vom Juni 2016. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Juli 2017.
Abbildung 1: Entwicklung der Ressourcenproduktivität im Vergleich zum BIP und zum DMC, EU-28, 2000–15 (1)
(2000 = 100)
Quelle: Eurostat (nama_10_gdp) und (env_ac_mfa)
Abbildung 2: Entwicklung der inländischen Entnahme und des physischen Handels, EU-28, 2000–15 (1)
(2000 = 100)
Quelle: Eurostat (env_ac_mfa)
Abbildung 3: Inländischer Materialverbrauch nach Hauptmaterialkategorie, EU-28, 2015
(Tonnen pro Kopf)
Quelle: Eurostat (env_ac_mfa) und (demo_gind)
Abbildung 4: Entwicklung des inländischen Materialverbrauchs nach Hauptmaterialkategorie, EU-28, 2000–15
(2000 = 100)
Quelle: Eurostat (env_ac_mfa)
Abbildung 5: Inländischer Materialverbrauch nach Hauptmaterialkategorie, 2015
(Tonnen pro Kopf)
Quelle: Eurostat (env_ac_mfa) und (demo_gind)
Abbildung 6: Entwicklung des Materialverbrauchs, 2000–15
(Tonnen pro Kopf)
Quelle: Eurostat (env_ac_mfa) und (demo_gind), SERI und WU Global Material Flows Database (http://www.materialflows.net) und Weltbank (http://data.worldbank.org/)

In diesem Artikel werden Statistiken zur Ressourcenproduktivität der Europäischen Union (EU) sowie Informationen über die Entnahme natürlicher Ressourcen, die von der EU-Wirtschaft verbraucht werden, vorgestellt. Der Artikel basiert auf dem inländischen Materialverbrauch (DMC) und seinen Komponenten gemäß der Definition in der Materialflussrechnung. Die Materialflussrechnungen von Eurostat stellen ein umfassendes Rahmenwerk für Datenmaterial dar, in dem die Materialzugänge in die europäischen Volkswirtschaften systematisch erfasst werden.

Die Ressourcenproduktivität beschreibt das Verhältnis zwischen der Wirtschaftstätigkeit und dem Verbrauch natürlicher Ressourcen und gibt Aufschluss darüber, inwieweit beide Hand in Hand gehen oder entkoppelt sind (siehe Definitionen im Abschnitt Datenquellen und Datenverfügbarkeit). Zu den natürlichen Ressourcen gehören Biomasse, Erze, nichtmetallische Mineralien und fossile Energiematerialien/-träger. Die Ressourcenproduktivität ist der Leitindikator des „Scoreboard zur Ressourceneffizienz“. Das Scoreboard wurde im Rahmen der Leitinitiative „Ein ressourcenschonendes Europa“ innerhalb der Strategie Europa 2020 entwickelt.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Ressourcenproduktivität

Die Komponenten der Ressourcenproduktivität sind das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in verketteten Volumen und der inländische Materialverbrauch (DMC). Letzterer misst die Gesamtmenge der direkt in einer Volkswirtschaft von Unternehmen für die Wirtschaftsproduktion oder von privaten Haushalten verwerteten Materialien.

Die Ressourcenproduktivität der EU-28 stieg im Zeitraum 2000-2015 von 1,48 EUR/kg auf 2,00 EUR/kg, und damit um 35,4 %. Dies geschah nicht kontinuierlich: Insbesondere durch die Finanz- und Wirtschaftskrise kam es 2008 zu einer deutlichen Veränderung (siehe Abbildung 1).Von 2000 bis 2008 nahm die Ressourcenproduktivität stetig, aber mäßig zu (8,2 %). Von 2008 bis 2014 schnellte die Ressourcenproduktivität – trotz eines Einbruchs im Jahr 2011 – von 1,60 auf 2,00 EUR/kg. Dabei war die jährliche Steigerung in den Jahren 2009 (8,4 %) und 2012 (7,2 %) am höchsten.

Eine Analyse der Komponenten der Ressourcenproduktivität hilft, diese Entwicklungen zu erklären. Im Zeitraum 2000–2007 wuchsen das BIP und der DMC gleichzeitig; Umwelt- und Wirtschaftsvariablen waren offenkundig nicht entkoppelt. Zwischen 2007 und 2009 kam es zu einer relativen Entkopplung des BIP vom DMC, während in den meisten Jahren zwischen dem Tiefpunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise und dem neuesten Zeitraum, für den Daten vorliegen, also von 2009 bis 2015, eine absolute Entkopplung von BIP und DMC vorlag.

Weitere Erkenntnisse über die Ressourcenproduktivität können durch eine eingehende Analyse des DMC hinsichtlich seiner Komponenten und eine Ausweitung der Analyse auf die mit dem internationalen Handel zusammenhängenden Materialflüsse gewonnen werden, wie es im verbleibenden Teil dieses Artikels geschieht. Der Artikel zu Statistiken zur Ressourcenproduktivität (auf Englisch) enthält nützliche Informationen zur Ressourcenproduktivität der EU-28-Mitgliedstaaten. Ferner vermittelt Eurostat im Artikel über Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen und BIP Informationen zur Arbeitsproduktivität.

Inländische Entnahme und physischer Handel

Die Materialressourcen, die in eine Volkswirtschaft fließen (inländische Entnahme und physischer Handel), können direkt innerhalb der Volkswirtschaft (inländischer Materialverbrauch) oder ausgeführt und im Ausland verwendet werden. Dementsprechend kann der DMC in die inländische Entnahme und die physische Handelsbilanz (Einfuhren abzüglich Ausfuhren) aufgegliedert werden. Physische Einfuhren und Ausfuhren geben Aufschluss über die internationale Rolle der Volkswirtschaften für die Ressourcenentnahme.

Abbildung 2 zeigt die Entwicklung der Entnahme von Materialien innerhalb der Volkswirtschaft der EU-28 von 2000 bis 2015 (inländische Entnahme) sowie die physischen Ein- und Ausfuhren und die sich daraus ergebende physische Handelsbilanz. Die Ein- und Ausfuhren werden unabhängig vom Verarbeitungsgrad der gehandelten Waren nach dem Gewicht der Produkte, die ins Ausland gehen, gemessen.

Die physischen Ausfuhren der EU-28 — hauptsächlich Halbwaren und Fertigerzeugnisse — stiegen im gesamten Zeitraum 2000–2015 beinahe jedes Jahr, insgesamt um 54,5 %, was eine wachsende externe Nachfrage widerspiegelt. Physische Einfuhren waren im gesamten Zeitraum 2000–2015 an die inländische Entnahme und den inländischen Verbrauch gekoppelt. Nach hohen Werten im Jahr 2007 fielen die inländische Entnahme und die Einfuhren infolge der Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise gleichzeitig ab. 2015 hatten die physischen Einfuhren fast wieder ihr Niveau von 2003 erreicht, und die inländische Entnahme war um 11,5 % niedriger als im Jahr 2000. Ungeachtet des Rückgangs sowohl der physischen Einfuhren als auch der inländischen Entnahme im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise deuten diese Trends darauf hin, dass sich die EU zu einer stärker ausfuhrorientierten Wirtschaft entwickelt hat.

Der Umfang der physischen Handelsbilanz insgesamt zeigt, dass die Einfuhren die Ausfuhren im gesamten Zeitraum 2000–15 überstiegen: Die Einfuhr-Ausfuhr-Quote fiel von 3,5 im Jahr 2000 auf 2,5 im Jahr 2015 und lag im Durchschnitt bei 3,1.

Weitere Informationen vermittelt ein Artikel über physische Einfuhren und Ausfuhren (auf Englisch).

Verbrauch nach Materialkategorie

Eine Analyse des DMC nach Materialverbrauch verdeutlicht die relative Bedeutung verschiedener Materialien und deren Potenzial für eine Wiederverwendung (auf Englisch), Rückgewinnung (auf Englisch) oder Verwertung (auf Englisch). Die Materialien werden in vier Hauptkategorien unterteilt: Biomasse, Erze, nichtmetallische Mineralien und fossile Energiematerialien/-träger. Der Gesamt-DMC der Wirtschaft der EU-28 wurde für 2015 auf 13,2 Tonnen pro Kopf geschätzt. Der größte Teil des DMC der EU-28 entfiel auf nichtmetallische Mineralien (siehe Abbildung 3), die 2015 mit rund 6 Tonnen pro Kopf fast die Hälfte der Gesamtmenge ausmachten. Biomasse und fossile Energiematerialien/-träger kommen mit ca. 3,5 bzw. 3,0 Tonnen pro Kopf auf jeweils etwa ein Viertel des DMC. Erze stellen mit einem Verbrauch in Höhe von 0,6 Tonnen pro Kopf die kleinste der vier Hauptkategorien dar.

Der Verbrauch entwickelte sich in diesen vier Hauptkategorien unterschiedlich (siehe Abbildung 4). Bei Biomasse blieb er langfristig relativ stabil, kann aber durch starke Konjunkturschwankungen aufgrund von Witterungsbedingungen beeinflusst werden. Dies ist ein Grund für die jährlichen DMC-Schwankungen bezogen auf das BIP. Der Verbrauch bei Erzen und nichtmetallischen Mineralien zeigt eine starke Abhängigkeit von der Wirtschaftslage. Sehr bemerkenswert war der Rückgang des Erzverbrauchs 2009 um ein Drittel nach dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise. Erze und nichtmetallische Mineralien entwickelten sich beide von 2000 bis 2007 nach oben (6,2 % bzw. 19,3 %), gefolgt von einem deutlichen Rückgang des Verbrauchs von nichtmetallischen Mineralien von 2007 bis 2015 (29,0 %) und von Erzen von 2007 bis 2009 (38,4 %). Die Entwicklung letzterer Materialkategorie änderte sich aufgrund des Wachstums sowohl bei der inländischen Entnahme als auch bei der Einfuhr von Erzen erneut von 2009 bis 2015 (eine Zunahme um 48,9 %). Auch der Verbrauch fossiler Energiematerialien/-träger wurde von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung beeinflusst, wies aber von den Materialkomponenten die geringsten Schwankungen auf; der Verbrauch bei diesen Materialien ging von 2004 bis 2015 stetig um insgesamt 20,9 % zurück.

Materialverbrauch nach EU-Mitgliedstaat

Der Umfang des DMC war in den EU-Mitgliedstaaten ganz unterschiedlich und reichte 2015 von etwa 8 Tonnen pro Kopf in Spanien und Italien bis 30,6 Tonnen pro Kopf in Finnland. Auch die Struktur des DMC – nach Hauptmaterialkategorie – ist in den Mitgliedstaaten unterschiedlich, wie Abbildung 5 zeigt. Die Zusammensetzung des DMC in den einzelnen Mitgliedstaaten ist abhängig von der inländischen Entnahme und der natürlichen Ausstattung mit Materialressourcen, wobei letztere ein wichtiges strukturelles Element jeder Volkswirtschaft bilden können.

Der Verbrauch an nichtmetallischen Mineralien war am niedrigsten in den Niederlanden (2,6 Tonnen pro Kopf) und am höchsten in Finnland (17,8 Tonnen pro Kopf). Wie in Finnland stellten nichtmetallische Mineralien auch in mehreren anderen EU-Mitgliedstaaten einen erheblichen Anteil am DMC, vor allem in Rumänien (17,5 Tonnen pro Kopf), Luxemburg (13,4 Tonnen pro Kopf), Österreich (13,0 Tonnen pro Kopf), Dänemark (10,5 Tonnen pro Kopf) und Estland (10,4 Tonnen pro Kopf).

Bei Biomasse war der Verbrauch am höchsten in Lettland (11,6 Tonnen pro Kopf), Irland (8,8 Tonnen pro Kopf), Schweden (6,6 Tonnen pro Kopf) sowie Finnland und Litauen (jeweils 6,2 Tonnen pro Kopf). In Irland machten Futterpflanzen und geweidete Biomasse in dieser Kategorie den größten Anteil aus, in anderen EU-Mitgliedstaaten mit hohen Werten spielte dagegen die Forstwirtschaft eine wichtige Rolle in der Volkswirtschaft. Den niedrigsten Biomasseverbrauch in den Mitgliedstaaten wies Malta auf (1,5 Tonnen pro Kopf).

Die EU-Mitgliedstaaten mit einem erheblichen Verbrauch an fossilen Brennstoffen sind Estland (11,5 Tonnen pro Kopf, aufgrund der inländischen Entnahme von Ölschiefer), Bulgarien (6,1 Tonnen pro Kopf), Griechenland (5,9 Tonnen pro Kopf), Malta (5,7 Tonnen pro Kopf), die Tschechische Republik (5,6 Tonnen pro Kopf), Deutschland (5,1 Tonnen pro Kopf, aufgrund der inländischen Entnahme von Braunkohle) und die Niederlande (5,0 Tonnen pro Kopf). Lettland, Kroatien, Schweden, Portugal, Litauen, Frankreich und Spanien meldeten mit weniger als 2,0 Tonnen pro Kopf den niedrigsten Verbrauch an fossilen Energiematerialien/-trägern unter den Mitgliedstaaten.

Der Erzverbrauch schließlich war mit Abstand am höchsten in Schweden (6,3 Tonnen pro Kopf), Bulgarien (4,1 Tonnen pro Kopf) und Finnland (2,7 Tonnen pro Kopf), was auf den dortigen Metallabbau zurückzuführen ist.

Neben der Struktur der Volkswirtschaft und den Witterungsbedingungen kann auch die Bevölkerungsdichte – zumindest teilweise – ein Grund für die Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten bei den Verbrauchsmustern sein. Dichter bevölkerte Mitgliedstaaten wie die Niederlande, das Vereinigte Königreich, Italien und Malta verbrauchen in der Regel etwas geringere Mengen pro Kopf als der Durchschnitt der EU-28, während in Mitgliedstaaten wie Finnland und Schweden mit einer geringeren Bevölkerungsdichte ein höherer Pro-Kopf-Verbrauch zu beobachten ist.

Der inländische Materialverbrauch in der EU im Vergleich zur weltweiten Materialentnahme

Wie bereits festgestellt, war der Materialverbrauch der EU-28 in den letzten Jahren rückläufig, liegt aber immer noch über dem Weltdurchschnitt. Von 2000 bis 2013 sank der DMC der EU-28 von 15,5 Tonnen pro Kopf auf 13,1 Tonnen pro Kopf und stieg bis 2015 dann leicht auf 13,2 Tonnen pro Kopf.

Nach einem kontinuierlichen Anstieg von 8,5 Tonnen pro Kopf im Jahr 2000 belief sich die weltweite Materialentnahme – die bei ausgeglichener Welthandelsbilanz dem weltweiten DMC entspricht –2013 auf 11,7 Tonnen pro Kopf (Schätzungen des SERI (Sustainable Europe Research Institute) und der Wirtschaftsuniversität Wien) (auf Englisch). Wenn die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten in die Zukunft extrapoliert werden, würde der weltweite Materialverbrauch pro Kopf bis 2017 das Niveau in der EU-28 erreichen und darüber hinausgehen.

Rohstoffäquivalente – auf dem Weg zu einer globalen Perspektive

Der inländische Materialverbrauch, wichtigster Indikator für den Materialfluss, kann durch zusätzliche Schätzungen der Menge der Rohstoffe, die zur Erzeugung gehandelter Produkte benötigt werden, ergänzt werden. Dieses Element spielt vor allem dann eine wichtige Rolle, wenn die Materialentnahmen offener Volkswirtschaften und die Auswirkungen des internationalen Handels untersucht werden. Die Menge der zur Erzeugung gehandelter Produkte benötigten Rohstoffe kann geschätzt werden, indem sie in „Rohstoffäquivalente“ umgewandelt werden. Das Gesamtgewicht der zur Erzeugung von verarbeiteten Produkten benötigten Rohstoffentnahmen ist in der Regel mehrfach höher als das eigentliche Gewicht der Produkte. Eurostat hat ein Modell entwickelt, mit dem die Rohstoffäquivalente von Ein- und Ausfuhren für die aggregierte EU-Volkswirtschaft geschätzt werden können; die Ergebnisse werden in einem Artikel zur Materialflussrechnung – Flüsse in Rohstoffäquivalenten (auf Englisch) vorgestellt.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

In diesem Artikel werden Daten der gesamtwirtschaftlichen Materialflussrechnungen verwendet, die zu den europäischen umweltökonomischen Gesamtrechnungen gehören. Umweltgesamtrechnungen analysieren die Wechselwirkung von Umwelt und Wirtschaft, indem sie Umweltinformationen in einer Weise ordnen, die den Buchführungsgrundsätzen volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen entspricht. Dadurch können viele Fragen beleuchtet werden, so unter anderem: welche Wirtschaftstätigkeiten die Umwelt am stärksten verschmutzen oder am meisten Naturressourcen verbrauchen; welche Rolle der Staat und die privaten Haushalte spielen; wie teuer es ist, die Umwelt zu schützen, und wer dies bezahlt; wie groß die Umweltwirtschaft in Bezug auf Beschäftigung oder Leistung ist und wie groß die Rohstoff- und Energieflüsse sind. Die Methodik der Umweltgesamtrechnungen steht in Einklang mit dem System der umweltökonomischen Gesamtrechnung der Vereinten Nationen (SEEA) (auf Englisch), einem internationalen Standard für die Erstellung von Statistiken.

Gesamtwirtschaftliche Materialflussrechnungen basieren auf der Materialentnahme durch Volkswirtschaften (inländische Entnahme) und andere Volkswirtschaften (Einfuhren), Veränderungen der Materialbestände innerhalb der Volkswirtschaft (Nettobestandszuwachs) sowie dem Materialoutput an andere Volkswirtschaften (Ausfuhren) und/oder an die Umwelt (inländischer verarbeiteter Output). Diese Rechnungen entsprechen den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen insbesondere hinsichtlich der Gebietsansässigkeit von Produktionseinheiten. Sie erfassen sämtliche festen, gasförmigen und flüssigen Materialien; ausgenommen sind Luft-und Wasserflüsse, die als gesonderte Konten geführt werden.

Ähnlich wie die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen dienen auch die gesamtwirtschaftlichen Materialflussrechnungen mehreren Zwecken. Detaillierte Materialflüsse liefern eine reichhaltige empirische Datenbank für zahlreiche analytische Untersuchungen. Sie werden außerdem genutzt, um verschiedene von Entscheidungsträgern benötigte gesamtwirtschaftliche Materialflussindikatoren zu erstellen.

Inländischer Materialverbrauch (DMC)

Der inländische Materialverbrauch (Domestic Material Consumption – DMC) beschreibt die Gesamtentnahme durch Unternehmen, den Staat und andere Einrichtungen für die Produktion oder durch private Haushalte an direkt verwertetem Material innerhalb einer Volkswirtschaft. Der DMC wird in Tonnen entnommener Naturressourcen pro Jahr gemessen. Der DMC entspricht den Entnahmen von durch Produktionseinheiten in der Wirtschaft verwerteten Materialien zuzüglich Einfuhren – bezeichnet als direkter Materialeinsatz (DMI) – abzüglich Ausfuhren.

Ressourcenproduktivität

Die Ressourcenproduktivität wird hier als BIP zu Marktpreisen geteilt durch den DMC definiert. Das BIP wird mittels verketteter Volumen gemessen; die Volumenzahlen verdeutlichen die Entwicklung im Zeitablauf ohne Inflation und bilden diese damit real (preisbereinigt) ab. Die Verwendung einer Volumenreihe des BIP ist wichtig, da der bei der Berechnung der Ressourcenproduktivität verwendete DMC nicht direkt von der Inflation betroffen ist. Durch die Verwendung einer Volumenreihe des BIP ist auch die sich ergebende Ressourcenproduktivität ein preisbereinigter Indikator und wird in EUR/kg angegeben.

Je nach Zweck der Analyse kann die Ressourcenproduktivität auch ausgedrückt werden in:

  • Euro pro Kilogramm unter Verwendung aktueller Preisangaben für das BIP, die für die Analyse einer einzelnen Volkswirtschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt (für ein bestimmtes Jahr) herangezogen werden können;
  • KKS pro Kilogramm unter Verwendung aktueller Preisangaben für das BIP ausgedrückt in Kaufkraftstandards (KKS); KKS sind künstliche Währungseinheiten, die Unterschiede in der Kaufkraft zwischen Volkswirtschaften ausgleichen, indem sie Unterschiede im Preisniveau berücksichtigen; sie können für einen Vergleich verschiedener Volkswirtschaften zu einem bestimmten Zeitpunkt (für ein bestimmtes Jahr) herangezogen werden.

Siehe auch Eurostat MFA metadata (auf Englisch).

Entkopplung

Unter Entkopplung wird die Auflösung der Verbindung zwischen einer Umwelt- und einer Wirtschaftsvariablen verstanden. Laut Definition der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) tritt Entkoppelung dann auf, wenn während eines bestimmten Zeitraums die Zunahme einer Umweltbelastung (z. B. DMC) geringer ist als die ihrer wirtschaftlichen Schubkraft (z. B. BIP). Eine Entkopplung kann absolut oder relativ sein. Bei einer absoluten Entkopplung bleibt die Umweltvariable stabil oder ist rückläufig, während ihre wirtschaftliche Schubkraft zunimmt. Eine Entkopplung ist relativ, wenn sich die Umweltvariable langsamer verändert als die Wirtschaftsvariable.

Kontext

Unsere Wirtschaft sowie unsere Lebensqualität hängen von natürlichen Ressourcen ab, und viele Wissenschaftler sind der Ansicht, dass wir bei der Ressourcennutzung nicht so weitermachen dürfen wie bisher, wenn unser Planet überleben soll. Eines der Schlüsselelemente für nachhaltiges Wachstum und nachhaltige Beschäftigung in der EU ist eine effizientere Ressourcennutzung. Sie hat das Potenzial, der Wirtschaft neue Chancen zu eröffnen, die Produktivität zu erhöhen, Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Ein ressourceneffizientes Europa ist eine der Leitinitiativen der Strategie Europa 2020: Sie unterstützt die Umstellung auf eine ressourcenschonende und kohlenstoffarme Wirtschaft mit dem Ziel eines nachhaltigen Wachstums. Sie gibt einen langfristig angelegten Aktionsrahmen für viele Politikbereiche vor und unterstützt politische Programme in den Bereichen Klimaschutz, Energie, Verkehr, Industrie, Rohstoffe, Landwirtschaft, Fischerei, Biodiversität und regionale Entwicklung. Ein Ziel ist es, mehr Planungssicherheit für Investitionen und Innovation zu gewährleisten, indem sichergestellt wird, dass die Ressourceneffizienz in ausgewogener Weise in alle einschlägigen Maßnahmen einfließt. Die Ressourceneffizienz ist der Leitindikator dieser Leitinitiative. Ressourceneffizienz und DMC werden als Indikatoren aus gesamtwirtschaftlichen Materialflussrechnungen hergeleitet: Die Verordnung (EU) Nr. 538/2014 über europäische umweltökonomische Gesamtrechnungen gibt einen Rahmen für die Entwicklung verschiedener Arten von Umweltrechnungen vor.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Datenbank

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks