Beschäftigung, Soziales und Integration

Beruflichen Aus- und Weiterbildung

Die Kommission unterstützt die Mitgliedstaaten bei ihren Bemühungen zur Modernisierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung, um die Menschen mit den Fähigkeiten für einen fairen Übergang zu einer grünen und digitalen Wirtschaft sowie für den wirtschaftlichen Aufschwung nach der COVID-19-Pandemie auszustatten.

Auf der Grundlage eines Kommissionsvorschlags hat der Rat eine Empfehlung des Rates zur beruflichen Aus- und Weiterbildung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz angenommen, in der die wichtigsten Grundsätze festgelegt sind, um sicherzustellen, dass die berufliche Aus- und Weiterbildung agil ist, sich rasch an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes anpasst und hochwertige Lernmöglichkeiten für alle Altersgruppen bietet.

Um diese Reformen zu fördern, unterstützt die Kommission Zentren der beruflichen Exzellenz (CoVE), die lokale Partner zusammenbringen, um „Kompetenzökosysteme“ zu schaffen. Kompetenzökosysteme werden zur regionalen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, Innovation und intelligenten Spezialisierungsstrategien beitragen.

Osnabrücker Erklärung

Die Osnabrücker Erklärung zur beruflichen Aus- und Weiterbildung für den Übergang zu einer digitalen und grünen Wirtschaft ergänzt die Empfehlung durch kurzfristige, in vier Ziele gegliederte Maßnahmen, die bis 2025 erreicht werden sollen:

  • Widerstandsfähigkeit und Exzellenz durch hochwertige, inklusive und flexible berufliche Aus- und Weiterbildung
  • Etablierung einer Kultur des lebenslangen Lernens
  • Förderung der Nachhaltigkeit durch berufliche Aus- und Weiterbildung
  • Ein europäischer Raum der allgemeinen und beruflichen Bildung und eine internationale Dimension der beruflichen Aus- und Weiterbildung

Die Erklärung wurde am 30. November 2020 von den für die Berufsbildung zuständigen Ministerinnen und Ministern der EU-Mitgliedstaaten, der EU-Bewerberländer, der EWR-EFTA-Länder, den europäischen Sozialpartnern und der Europäischen Kommission unterzeichnet. Sie wird von den Verbänden der Berufsbildungsanbieter auf europäischer Ebene (VET4EU2) und den Lernendenvertretern unterstützt.

Die am Kopenhagen-Prozess teilnehmenden Länder haben 2022 ihre nationalen Umsetzungspläne (NUPs) für die Empfehlung des Rates zur beruflichen Aus- und Weiterbildung und/oder die Osnabrücker Erklärung vorgelegt, in denen die wichtigsten Maßnahmen zur Umsetzung der beiden Strategiedokumente hervorgehoben werden.

Das Monitoring der NUPs erfolgt durch Cedefop und die Europäische Stiftung für Berufsbildung (ETF) in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission.

EU-Governance-Einrichtungen für die Zusammenarbeit in der beruflichen Aus- und Weiterbildung

Die Mitgliedstaaten, die Sozialpartner und die Kommission erörtern Initiativen im Zusammenhang mit der Berufsbildung in den Sitzungen des Beratenden Ausschusses für Berufsbildung (ACVT) und der Generaldirektorinnen und Generaldirektoren für Berufsbildung (DGVT).

Seit 1963 unterstützt der ACVT die EU bei der Umsetzung ihrer Berufsbildungspolitik. Der ACVT deckt in der Praxis den breiteren Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung und der Erwachsenenbildung ab, was die Tatsache widerspiegelt, dass die Berufsbildungspolitik in der Regel in das allgemeine System der allgemeinen und beruflichen Bildung eingebettet ist.

An den Sitzungen der Generaldirektorinnen und Generaldirektoren für Berufsbildung nehmen hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der für die berufliche Aus- und Weiterbildung zuständigen Ministerien aus 35 Ländern sowie die europäischen Sozialpartner teil.

Die Generaldirektorinnen und Generaldirektoren für Berufsbildung erörtern regelmäßig Strategien in der Berufsbildungspolitik und Reformen auf Länderebene und nehmen eine zukunftsweisende Rolle ein, um der europäischen Zusammenarbeit in der beruflichen Aus- und Weiterbildung eine Richtung vorzugeben.

Seit 2002 haben die Sitzungen der Generaldirektorinnen und Generaldirektoren für Berufsbildung zu einer verstärkten Zusammenarbeit im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung zwischen den Mitgliedstaaten, den Kandidatenländern, den Ländern der Europäischen Freihandelsassoziation/des Europäischen Wirtschaftsraums und den europäischen Sozialpartnern im Rahmen des Kopenhagen-Prozesses beigetragen.

Dies ist ein freiwilliger Prozess, der von den Ländern mit dem Ziel durchgeführt wird, die Leistung, Qualität und Attraktivität der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Europa zu verbessern.

Europäischer Bezugsrahmen für die Qualitätssicherung in der beruflichen Aus- und Weiterbildung (EQAVET)

Die Empfehlung des Rates zur beruflichen Aus- und Weiterbildung vom November 2020 ersetzt die früheren Empfehlungen zum EQAVET und zum Europäischen Leistungspunktesystem für die Berufsbildung (ECVET), die 2009 angenommen wurden.

EQAVET legt einen Bezugsrahmen fest, der die Mitgliedstaaten dabei unterstützt, die Qualität ihrer Berufsbildungssysteme zu verbessern und die Transparenz in Bezug auf Qualitätssicherungsregelungen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu erhöhen.

Während seiner zehnjährigen Umsetzung hat EQAVET Reformen der nationalen Qualitätssicherungssystemen angeregt, auch wenn EQAVET nicht wesentlich zur Verbesserung der Transparenz in Bezug auf Qualitätssicherungsregelungen beigetragen hat. Darüber hinaus wurde EQAVET hauptsächlich in der schulischen Erstausbildung angewandt.

Weitere nützliche Informationen

Die Gemeinschaft der europäischen Berufsbildungspraktiker der elektronischen Plattform für Erwachsenenbildung in Europa (EPALE) zum Beispiel zielt darauf ab, die Berufsbildungsgemeinschaft in der gesamten EU zu stärken.

Mit den Schwerpunkten auf Online-/Distanzlernen, grünen Kompetenzen, sozialer Inklusion und Mobilität von Lernenden hilft sie Praktikern wie Lehrkräften, Ausbildern und betrieblichen Tutoren, sich der politischen Initiativen auf europäischer Ebene bewusst zu sein und untereinander zusammenzuarbeiten, um interessante Instrumente und Ressourcen für die Berufsbildung bereitzustellen.

Werdegang-Nachverfolgung von Absolventinnen und Absolventen der beruflichen Aus- und Weiterbildung

Die Empfehlung des Rates zur Werdegang-Nachverfolgung wurde im November 2017 angenommen, um politische Entscheidungsträger und Interessenträger in die Lage zu versetzen, die Beschäftigungsfähigkeit von Absolventinnen und Absolventen zu verbessern, Qualifikationslücken und Missverhältnisse zu beheben und die soziale Inklusion zu gewährleisten, sowie um es Interessierten zu ermöglichen, fundierte Entscheidungen über potenzielle Karrierewege zu treffen.

Die Werdegang-Nachverfolgung ist ein wichtiges Governance-Instrument für das Management der beruflichen Aus- und Weiterbildung als Schlüsselquelle für Informationen, die in Kompetenz-Governance-Systeme einfließen.

Um die Kapazitäten der nationalen Systeme zur Werdegang-Nachverfolgung der beruflichen Aus- und Weiterbildung weiter auszubauen, organisiert die Kommission im Zeitraum 2021-2023 Peer-Learning-Aktivitäten (PLA). Eine Studie zur Untersuchung des Potenzials für die Verknüpfung von Verwaltungsdatenbanken ist im Gange (Ergebnisse bis 2023).

Microcredentials

Ein Microcredential ist ein Nachweis über die Lernergebnisse, die eine lernende Person nach einem geringen Lernaufwand erworben hat. In der Empfehlung des Rates zur beruflichen Aus- und Weiterbildung wird die Europäische Kommission aufgefordert, „das Konzept der Microcredentials und deren Nutzung“ zu sondieren.

Microcredentials ermöglichen den gezielten, flexiblen Erwerb von Kompetenzen, um neuen und aufkommenden Anforderungen in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt gerecht zu werden, ohne jedoch die traditionellen Qualifikationen zu ersetzen.

Microcredentials können von einer Vielzahl von Anbietern in verschiedenen formalen, nicht formalen und informellen Lernumgebungen entwickelt und vermittelt werden.

Der Rat hat im Juni 2022 eine Empfehlung des Rates zu einem europäischen Ansatz für Microcredentials angenommen.

Die Europäische Woche der Berufsbildung

Seit 2016 bringt die Europäische Woche der Berufsbildung (European Vocational Skills  Week) lokale, regionale und nationale Organisationen zusammen, um die Errungenschaften der beruflichen Aus- und Weiterbildung in ganz Europa zu feiern.

Die jährliche Veranstaltung macht auf das Potenzial der beruflichen Aus- und Weiterbildung zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Karriereförderung aufmerksam; sie bietet Möglichkeiten zum Austausch von Informationen und Good Practices, welche die Bedeutung der beruflichen Aus- und Weiterbildung und der Kompetenzen würdigen.

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