Empfehlen
RSS
google +
Druckfassung

von Xavier Prats Monné, Generaldirektor der GD Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Europäische Kommission

von Xavier Prats Monné, Generaldirektor der GD Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Europäische Kommission

Der neue, am 23. November veröffentlichte Bericht „Gesundheit auf einen Blick: Europa 2016“ ist das erste Ergebnis des ersten zweijährlichen Zyklus „Gesundheitsstatus in der EU“. Der Bericht liefert den Mitgliedstaaten zuverlässige Gesundheitsinformationen und fundierte Analysen von Experten, die für die Gestaltung von faktengestützter Politik hilfreich sein können. 

Außerdem ist der Bericht wertvoll für die Ermittlung von Bereichen, in denen der durch die EU geschaffene Mehrwert von besonderer Bedeutung sein könnte. Die Gesundheitsstatus und -systeme in den EU-Mitgliedstaaten werden analysiert und Hindernisse aufgezeigt, die die Mitgliedstaaten davon abhalten, so wirksam, zugänglich und belastbar zu sein wie möglich.

Der Bericht enthält gute und schlechte Nachrichten. Eine gute Nachricht ist beispielsweise, dass über eine Million Todesfälle in der EU vermieden werden könnten. Gleichzeitig ist dies aber auch eine schlechte Nachricht – über eine Million Personen in der EU sterben immer noch an vermeidbaren Krankheiten und Verletzungen. Der Bericht enthält Ratschläge, was dagegen getan werden kann. Beispielsweise heißt es darin, dass 16 % der Erwachsenen in Europa fettleibig sind und 20 % rauchen. Gegen diese Risikofaktoren könnte wirksam vorgegangen werden. 

Doch auch unsere Gesundheitssysteme weisen vermeidbare Mängel auf. So suchen 27 % der Patienten in der EU direkt die Notaufnahme auf, weil sie keinen Zugang zu einer Grundversorgung haben. 15 % der Gesundheitsausgaben zahlen Patienten direkt aus ihrer eigenen Tasche, und einkommensschwache Europäerinnen und Europäer haben es im allgemeinen zehnmal so schwer, eine angemessene medizinische Behandlung zu erhalten. Der Preis von Gesundheit lässt sich zwar nicht beziffern, die wirtschaftlichen Auswirkungen von schlechter Gesundheit und unzureichenden Gesundheitssystemen können jedoch berechnet werden. So verzeichnet die EU-Wirtschaft beispielsweise jedes Jahr 115 Milliarden Euro Produktivitätsverlust aufgrund von frühzeitigen – häufig vermeidbaren – Sterbefällen in der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Derartige Probleme sollen mit dem Bericht über den Gesundheitsstatus in der EU besser ermittelt und analysiert werden. Der nächste Schritt ist die Erstellung von länderspezifischen Gesundheitsprofilen für alle 28 EU-Länder mit einer Zusammenfassung der aktuellen Lage und einer Darstellung der Besonderheiten und Probleme eines jeden EU-Mitgliedstaates. Diese Profile werden Ende des kommenden Jahres vorliegen.

Der von der OECD in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission erstellte Bericht „Gesundheit auf einen Blick“ ist, wie schon der Name sagt, ein erster bzw. horizontaler Überblick über vergleichbare Gesundheitsdaten aus den verschiedenen Mitgliedstaten. Der Gesamtzyklus „Gesundheitsstatus“ wird eine gründliche Überprüfung auf der Grundlage des vorliegenden Berichts sowie jeweils ein ausführliches Länderprofil für jeden Mitgliedstaat umfassen.

Am Ende des Zyklus wird die Kommission ergänzend zu den Profilen ein Analysepapier erstellen und damit die Ergebnisse in den breiteren Kontext auf EU-Ebene einbinden. In der Folge wird den Mitgliedstaaten ein Austausch besonders bewährter Verfahren angeboten, an dem sie auf freiwilliger Basis teilnehmen können.

Diese Länderprofile sind als Hilfestellung, nicht als mahnender Fingerzeig gedacht. Das gemeinsame Ziel besteht zweifellos darin, Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zur bestmöglichen Gesundheitsversorgung, Gesundheitsförderung und Vorbeugung zu erleichtern – ganz gleich, in welchem Mitgliedstaat sie zuhause sind.

Der neue Bericht „Gesundheit auf einen Blick“: Die Veröffentlichung des Berichts Europa 2016 fällt mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Europäischen Kommission und der OECD zusammen. Diese engere Zusammenarbeit wird dazu beitragen, das Wissen über die Gesundheitssysteme und ihre Leistung zu verbessern, neue, erprobte Maßnahmen und Erkenntnisse weiter zu entwickeln, in deren Mittelpunkt der Mensch steht, und Kapazitäten für die wirtschaftliche Analyse des öffentlichen Gesundheitswesens und der öffentlichen Gesundheitssysteme aufzubauen.

The State of Health in the EU

Mehr dazu