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Archive:Statistiken über Industrie und Baugewerbe – konjunkturelle Entwicklung

Datenauszug vom April 2017. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Die deutsche Sprachversion dieses Artikels wurde im Juli 2018 archiviert.

Dieser Artikel befasst sich mit den neuesten statistischen Daten zu den Entwicklungen in der Industrie und im Baugewerbe in der Europäischen Union (EU). Für die Konjunkturstatistik (KS) werden Indizes erstellt, die anhand eines ersten Überblicks über die aktuelle Entwicklung in verschiedenen Wirtschaftszweigen eine schnelle Bewertung des wirtschaftlichen Klimas in der Industrie und im Baugewerbe (sowie im Dienstleistungsbereich) ermöglichen. Die Konjunkturstatistik zeigt die Entwicklungen im zeitlichen Verlauf an, so dass Veränderungsraten berechnet werden können, die in der Regel Vergleiche mit dem vorangehenden Monat oder Quartal oder dem entsprechenden Vorjahreszeitraum enthalten. Die Konjunkturstatistik enthält keine Angaben zum Umfang der Wirtschaftstätigkeit, etwa zum monetären Wert der Produktion (Wertschöpfung oder Umsatz) oder den tatsächlichen Preisen.

Abbildung 1: Produktions- und inländischer Erzeugerpreisindex für die Industrie (ohne Baugewerbe), EU-28, 2007-2017
(2010 = 100)
Quelle: Eurostat (sts_inppd_m) und (sts_inpr_m)
Tabelle 1: Jährliche Wachstumsraten der Industrie (ohne Baugewerbe), 2012-2016
(in %)
Quelle: Eurostat (sts_inpr_a) und (sts_inppd_a)
Abbildung 2: Jährliche Wachstumsraten des Produktionsindex der Industrie, EU-28, 2016
(in %)
Quelle: Eurostat (sts_inpr_a)
Abbildung 3: Index der industriellen Einfuhrpreise, Euroraum (ER-19), 2007-2017
(2010 = 100)
Quelle: Eurostat (sts_inpi_m)
Abbildung 4: Produktionsindex, Baugewerbe, EU-28, 2007-2017
(2010 = 100)
Quelle: Eurostat (sts_copr_m)
Tabelle 2: Jährliche Wachstumsraten, Baugewerbe, 2012-2016
(in %)
Quelle: Eurostat (sts_copr_a) und (sts_copi_a)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Industrie

Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise auf die gewerbliche Wirtschaft in der EU-28 und die nachfolgende gedämpfte Erholung zeichnen sich in den beiden wichtigsten Indizes der Industrie, dem Produktionsindex und dem Erzeugerpreisindex (EPI) der Industrie für die inländische Produktion deutlich ab. Über mehrere Jahre hinweg entwickelten sich Produktion und Preise in der gesamten EU-28 relativ stetig; diese Entwicklung wurde unterbrochen, als im Mai 2008 die Krise ausbrach (siehe Abbildung 1) und die monatliche Veränderungsrate des Industrieproduktionsindex der EU-28 sich ins Negative kehrte, während der Index der inländischen Erzeugerpreise zwei Monate später, im Juli 2008, einen Höhepunkt erreichte. Der rasante Rückgang der Industrieproduktion hielt ein Jahr lang an, um dann im Mai 2009 zu einer positiven Veränderungsrate zurückzukehren, während die inländischen Erzeugerpreise im Juli 2009 die Talsohle erreicht hatten und ab Oktober 2009 relativ konstant stiegen.

Nach dem relativen Spitzenwert im April 2008 fiel die Industrieproduktion in der EU-28 besonders stark ab (-19,5 %). Mit dem relativen Tiefpunkt im April 2009 erreichte die Produktion ihren niedrigsten Stand seit September 1997. Dagegen lagen die Erzeugerpreise der Industrie im Juli 2009 zwar 7,6 % unter dem ein Jahr zuvor festgestellten relativen Spitzenwert, doch sie bewegten sich nach wie vor auf dem Preisniveau, das im Oktober und November 2007, also vor der Wirtschafts- und Finanzkrise, verzeichnet worden war. Zum Teil spiegelten die Preisentwicklungen auch weiterhin den vergleichsweise hohen Rohölpreis und die hohen Preise verwandter Energieprodukte und Zwischenerzeugnisse wider.

Unvollständiger Aufschwung, gefolgt von uneinheitlichen Entwicklungen

Die Industrieproduktion in der EU-28 erholte sich innerhalb von kaum mehr als zwei Jahren von dem relativen Tiefstand im April 2009. In 19 der folgenden 28 Monate waren die monatlichen Veränderungsraten positiv, bis im August 2011 ein Höhepunkt erreicht war. Zu diesem Zeitpunkt war die Produktion 13,9 % höher als im April 2009, aber immer noch 8,3 % niedriger als bei dem vor der Krise im April 2008 verzeichneten Höchststand. Anschließend war in der EU-28 bis November 2012 ein allmählicher Rückgang der Industrieproduktion zu beobachten; in diesem Zeitraum schrumpfte die Produktion um 4,6 %. Bis März 2015 nahm die Industrieproduktion dann relativ langsam wieder zu, innerhalb von zwei Jahren und vier Monaten um 5,0 %. Zwischen März 2015 und Juli 2016 verlief die allgemeine Entwicklung des Industrieproduktionsindex unregelmäßig ohne einen länger anhaltenden Aufschwung oder Rückgang. Von Juli 2016 bis Januar 2017 (jüngste Daten, die bei Redaktionsschluss zur Verfügung standen) nahm die Industrieproduktion in der EU-28 um 2,6 % zu.

Demgegenüber leitete die Rückkehr zu positiven Veränderungsraten bei den Erzeugerpreisen der Industrie in der EU-28 im August 2009 einen länger anhaltenden Preisanstieg ein. Im Februar 2011 lag der Erzeugerpreisindex der Industrie über dem vor der Krise verzeichneten Höchststand, und die Aufwärtsbewegung setzte sich nahezu ununterbrochen fort, bis der Index im April 2012 etwa 13,6 % über dem Tiefstand während der Krise und 5,0 % über dem vor der Krise (fast vier Jahre zuvor) verzeichneten Höchststand lag. Ab April 2012 verlief die Entwicklung der industriellen Erzeugerpreise in der EU-28 unregelmäßig, wobei bis Herbst 2013 fast gar keine Veränderung der Preise festzustellen war. Danach gingen die Erzeugerpreise über etwas mehr als ein Jahr langsam zurück bis zu einem Tiefstand im Januar 2015. Im ersten Halbjahr 2015 waren die Preise relativ stabil, aber in der zweiten Jahreshälfte und in den ersten Monaten des Jahres 2016 waren sie rückläufig. Die jüngsten verfügbaren Daten zeigen, dass die industriellen Erzeugerpreise wieder angezogen haben und zwischen Februar 2016 und Februar 2017 ein relativ schneller Anstieg um 5,3 % zu verzeichnen war.

Jüngste Entwicklungen in den EU-Mitgliedstaaten und in verschiedenen Wirtschaftszweigen

Der EU-weite Aufschwung der Industrietätigkeit ab Mitte 2009 erfolgte weniger flächendeckend und gleichmäßig als der vorausgegangene Abschwung. 2009 meldeten alle Mitgliedstaaten der EU eine niedrigere Produktion als 2008. Während Griechenland, Kroatien und Zypern 2010 einen weiteren Rückgang verzeichneten, konnten alle anderen Mitgliedstaaten einen Anstieg verbuchen. 2011 kam es in den drei genannten Mitgliedstaaten erneut zu einem Rückgang der Industrieproduktion, von dem diesmal auch Irland, Spanien, Malta, die Niederlande, Portugal und das Vereinigte Königreich betroffen waren. Bis 2012 verzeichneten die meisten Mitgliedstaaten (erneut) mit Ausnahme der drei baltischen Mitgliedstaaten sowie Dänemarks, Österreichs, Polens, Rumäniens und der Slowakei negative Veränderungsraten (siehe Tabelle 1), während Malta einen Anstieg der Industrietätigkeit melden konnte.

Die Entwicklungen im Jahr 2013 boten ein gemischtes Bild. In 15 der 28 EU-Mitgliedstaaten kam es zu einem Rückgang der Industrietätigkeit, und das Produktionsniveau in der gesamten EU-28 sank um 0,5 %. Am stärksten fiel der Rückgang in Zypern, Malta, Schweden, Griechenland, Finnland, Italien und Luxemburg aus, wo die Industrieproduktion zwischen 2012 und 2013 um mindestens 3,0 % schrumpfte. 2014 wurden in insgesamt 19 und damit der Mehrheit der Mitgliedstaaten Produktionszuwächse (gegenüber dem Vorjahr) verzeichnet, vor allem in Irland, wo der Produktionsindex um 21,0 % anstieg. Malta verzeichnete dagegen einen Rückgang um 5,7 %, und auch in den Niederlanden und in Griechenland verringerte sich der Index um 2,0 % oder mehr. 2015 konnte Irland durch die Inlandsverlagerungen großer multinationaler Unternehmen erneut ein außerordentliches Wachstum verzeichnen: Die Industrieproduktion stieg um 37,0 %. Die nächsthöheren Zuwachsraten verzeichneten die Slowakei (7,4 %) und Ungarn (7,1 %). Nur zwei Mitgliedstaaten meldeten für 2015 einen Rückgang der Industrieproduktion, Finnland mit -1,2 % und die Niederlande mit -3,3 %. 2015 verzeichneten Griechenland mit 1,0 % und Zypern mit 3,5 % den ersten jährlichen Anstieg ihrer Industrieproduktion seit 2006 bzw. 2008. 2016 verlief die Entwicklung ähnlich wie 2015. Erneut vollzog sich nur in zwei Mitgliedstaaten, Luxemburg und Malta, ein Rückgang der Industrieproduktion um 0,4 % bzw. 3,5 %. Irland meldete nach seinem enormen Aufschwung nur noch einen Anstieg um 0,6 %. Sowohl Zypern als auch Griechenland bestätigten ihre Rückkehr zu positiven Veränderungsraten mit noch stärkeren Zuwächsen als 2015. In Finnland und in den Niederlanden nahm die Industrieproduktion nach vier bzw. zwei rückläufigen Jahren erstmals wieder zu.

Der Abschwung während der Wirtschafts- und Finanzkrise erfasste nahezu alle Wirtschaftszweige. 2009 wies in der EU-28 nur die Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen (Wirtschaftszweig auf der Ebene der Abteilungen der NACE Rev. 2) mit einer Steigerungsrate von 3,1 % gegenüber dem Vorjahr noch Wachstum auf. Die Erholung 2010 vollzog sich ebenfalls auf relativ breiter Ebene. Nur in neun Wirtschaftszweigen (von den im Index erfassten 30 Abteilungen der NACE Rev. 2) ging die Produktion 2010 weiter zurück. Auch 2011 meldeten neun Wirtschaftszweige einen Produktionsrückgang, darunter sechs der neun Bereiche, in denen sich der Abwärtstrend von 2010 fortsetzte. Wie uneinheitlich der Aufschwung vonstatten ging, wurde 2012 und 2013 deutlich, denn 2012 vollzog sich nur in sechs der 30 Abteilungen der NACE Rev. 2, 2013 hingegen in jeder dritten NACE-Abteilung ein Produktionszuwachs. 2014 breiteten sich die Produktionszuwächse weiter aus. Erneut verzeichneten neun Abteilungen einen Produktionsrückgang, darunter die Tabakverarbeitung mit einem Rückgang um 12,1 %. 2015 erhöhte sich die Zahl der Wirtschaftszweige mit einer rückläufigen Entwicklung auf elf, von denen sechs bereits 2014 einen Produktionsrückgang zu vermelden hatten. Den stärksten Produktionsrückgang (-9,7 %) verzeichnete 2016 erneut die Tabakverarbeitung. 2016 verringerte sich die Zahl der Wirtschaftszweige mit einem Produktionsrückgang wieder auf neun, von denen sechs bereits 2015 und vier in jedem Jahr seit Ausbruch der Krise (2009-2016) einen Rückgang verzeichnet hatten: Kohlenbergbau, Tabakverarbeitung, Herstellung von Bekleidung sowie Herstellung von Druckerzeugnissen und Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern. 2016 erfolgte der stärkste Produktionsrückgang (-16,4 %) bei der Erbringung von Dienstleistungen für den Bergbau und der stärkste Produktionsanstieg (4,6 %) bei der Herstellung von Karosserien, Aufbauten und Anhängern (siehe Abbildung 2).

Einfuhrpreise

Die industriellen Einfuhrpreise für den Euroraum erreichten im Juli 2008 einen Höhepunkt und zwar unabhängig davon, ob die Importe aus Ländern außerhalb des Euroraums oder aus anderen EU-Mitgliedstaaten im Euroraum stammten (siehe Abbildung 3). Danach gingen die Preise für Einfuhren aus Ländern des Euroraums zehn Monate in Folge um insgesamt 7,8 % zurück, während die Preise für Einfuhren aus nicht dem Euroraum angehörenden Ländern im selben Zeitraum um insgesamt 15,0 % fielen. Nachdem die Preise für Einfuhren aus Ländern des Euroraums im Mai 2009 einen Tiefstand erreicht hatten, zogen sie bis April 2012 um 13,1 % an. Danach gingen sie bis Februar 2016 wieder um 9,2 % zurück (trotz einer leichten Erholung zwischen Januar und Mai 2015). In den elf Monaten bis Januar 2017 (dem Monat, für den bei Redaktionsschluss die neuesten Daten vorlagen) erhöhten sie sich um 4,0 %.

Ausgehend von dem Tiefstand im Mai 2009 entwickelten sich die Preise für Einfuhren aus nicht dem Euroraum angehörenden Ländern ähnlich mit einem Anstieg bis August 2012 um 23,5 %, einem Rückgang bis Februar 2016 um 18,8 % (ebenfalls mit einer leichten Erholung Anfang 2015) und einem Anstieg in den zwölf Monaten bis Februar 2017 um 9,5 %.

Baugewerbe

Der Abschwung der Wirtschaftstätigkeit hielt im Baugewerbe der EU-28 länger an als in der Industrie. Trotz gelegentlicher kurzfristiger Aufwärtsbewegungen sank der Produktionsindex des Baugewerbes in der EU-28 von einem Spitzenwert im Februar 2008 auf einen Tiefstand im März 2013. Insgesamt ging die Produktion im Baugewerbe in fünf Jahren und einem Monat um 26,2 % zurück. In den folgenden 13 Monaten wurde im Baugewerbe ein Produktionszuwachs von 7,6 % verzeichnet. Ab April 2014 bis zum jüngsten Zeitraum, für den Daten verfügbar sind (Januar 2017), blieb die Produktionsleistung relativ stabil (siehe Abbildung 4).

Da der Hochbau den größten Anteil an der Produktion des Baugewerbes hat, hat sich der Produktionsindex für den Hochbau erwartungsgemäß ähnlich wie der Index für das gesamte Baugewerbe entwickelt, wobei der Rückgang zwischen Februar 2008 und März 2013 mit insgesamt 26,9 % in der EU-28 etwas stärker ausfiel. Im Tiefbau verlief die Entwicklung weniger gleichmäßig. Von Februar bis Dezember 2008 entsprach der Produktionsrückgang im Tiefbau in der EU-28 in etwa dem im Hochbau. Darauf folgte jedoch im Januar 2009 vor allem aufgrund einer massiven Expansion des Tiefbaus in Spanien ein beträchtliches Wachstum. Anschließend setzte ein dem Baugewerbe insgesamt entsprechender Abwärtstrend ein, bis im März 2013 ebenfalls ein Tiefstand erreicht wurde und die Produktionsleistung 22,9 % unter dem Spitzenwert vom Februar 2008 lag. Der Aufschwung nach diesem relativen Tiefpunkt vom März 2013 fiel im Tiefbau mit einem Produktionszuwachs von 5,7 % zwischen März und Dezember 2013 gemäßigter aus als im Hochbau. Im ersten Halbjahr 2014 ging die Bautätigkeit im Tiefbau zurück (um 2,8 %), um danach um so stärker wieder anzusteigen (9,1 %). Es folgte ein erneuter Rückgang um 6,9 % zwischen März 2015 und Januar 2017 (dem jüngsten Zeitraum, für den Daten vorliegen), so dass die Tiefbauproduktion in der EU-28 im Januar 2017 gerade 4,3 % über dem Tiefstand vom März 2013 lag.

Der langanhaltende starke Abschwung des Baugewerbes betraf praktisch die gesamte EU-28. So verzeichneten alle EU-Mitgliedstaaten außer Dänemark, Irland, Spanien, Malta und dem Vereinigten Königreich in dem jüngsten Fünfjahreszeitraum (2012-2016), für den Angaben vorliegen, über mindestens zwei Jahre eine rückläufige Produktion des Baugewerbes, obwohl die ersten vier Jahre der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise und ihrer Nachwirkungen (2008-2011) in diesem Zeitraum gar nicht enthalten sind. 2012 verzeichnete eine große Mehrheit (22) der 28 Mitgliedstaaten einen Produktionsrückgang im Baugewerbe, der 5,8 % zum gesamten Produktionsrückgang der EU-28 (gegenüber dem Vorjahr) beitrug. 2013 meldeten nur noch 19 Mitgliedstaaten einen Rückgang der Produktion, und 2014, als in der EU-28 der erste jährliche Produktionszuwachs im Baugewerbe seit 2007 verzeichnet wurde (3,1 %), waren es nur noch 10 Mitgliedstaaten. 2015 und 2016 meldeten 13 Mitgliedstaaten einen Produktionsrückgang im Baugewerbe, und der industrielle Aufschwung der EU-28 verlangsamte sich 2015 auf 0,9 %, bevor er 2016 wieder um 1,4 % zunahm. Sechs Mitgliedstaaten meldeten 2016 Rückgänge im Baugewerbe von mehr als 10,0 %; am stärksten betroffen waren Ungarn (-18,8 %), Lettland (-17,9 %), Slowenien (-17,8 %) und Bulgarien (-16,6 %). Dagegen erhöhte sich die Produktion in Griechenland um 22,7 % und auch in Irland, Zypern und Schweden um jeweils mehr als 10,0 %.

Im Zeitraum 2012-2016 (siehe Tabelle 2) wies die Bautätigkeit in Italien und Portugal jeweils fünf negative jährliche Veränderungsraten in Folge aus. In Italien hielt der Abschwung (der bereits 2008 eingesetzt hatte) sogar noch länger an, während die jährliche Veränderungsrate in Portugal zuletzt 2001 positiv war. 2016 verzeichnete Kroatien erstmals seit 2008 wieder eine positive jährliche Veränderungsrate für das Baugewerbe.

In mehreren Ländern war die Produktion im Baugewerbe 2016 noch nicht einmal halb so hoch wie vor der Krise (2007): in Zypern (-55,4 %), Slowenien (-58,3 %), Portugal (-59,3 %), Irland (-60,7 %) und Griechenland (-67,0 %). Im Zeitraum 2007-2016 ging die Produktion in diesem Bereich in der Hälfte der Mitgliedstaaten um mehr als ein Fünftel zurück. Lediglich in sechs Mitgliedstaaten, Malta, Finnland, Schweden, Deutschland, Polen und dem Vereinigten Königreich, war die Bautätigkeit 2016 höher als 2007. Malta registrierte 2016 den mit Abstand größten Zuwachs der Bautätigkeit im Vergleich zu 2007 mit einem Anstieg seines Produktionsindex um 39,7 %.

Trotz des anhaltend starken Rückgangs der Produktion im Baugewerbe während und nach der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise verringerten sich die jährlichen Baukosten in der EU-28 nicht. Immerhin ging die Steigerungsrate von knapp über 4 % zwischen 2006 und 2008 auf 0,5 % 2009 zurück. Zwischen 2010 und 2012 stiegen die Baukosten wieder etwas stärker (zwischen 1,4 % und 3,0 %); seitdem erhöhten sie sich nur noch um weniger als 1,0 % (siehe Tabelle 2). In sieben EU-Mitgliedstaaten gingen die Baukosten 2016 (und 2015 in einem weiteren Mitgliedstaat, für den noch keine Daten für 2016 vorliegen) zurück. Spanien verzeichnete 2016 im zweiten Jahr in Folge einen jährlichen Rückgang der Baukosten, während der jährliche Rückgang in Zypern, Polen (jeweils vier Jahre) und Griechenland (fünf Jahre) länger anhielt. Am weitaus stärksten stiegen die Baukosten 2016 in Lettland; mit 5,8 % war der Anstieg doppelt so hoch wie in Malta, das mit 2,3 % direkt dahinter folgte.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Konjunkturstatistiken (KS) werden nach Maßgabe der Verordnung (EG) Nr. 1165/98 vom 19. Mai 1998 über Konjunkturstatistiken erstellt. Aus der Umsetzung dieser Verordnung ergaben sich wesentliche Änderungen und Verbesserungen hinsichtlich der Verfügbarkeit und Aktualität von Indikatoren. Die Verordnung über Konjunkturstatistiken wurde als Reaktion auf neue Nutzerbedürfnisse geändert und angepasst. Dies geschah in der Regel im Zusammenhang mit der Entwicklung der Währungsunion und insbesondere entsprechend den Anforderungen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Indikatoren, die sowohl für die Industrie als auch für das Baugewerbe verwendet werden, sind der Produktionsindex und die Arbeitsinputindikatoren, die sich auf Beschäftigung, Löhne und Gehälter sowie geleistete Arbeitsstunden beziehen. Für die Industrie gibt es zusätzliche KS-Indikatoren, die Umsatz und Erzeugerpreise betreffen und die als Gesamtwert sowie für den Inlandsmarkt und die Auslandsmärkte erstellt werden. Bei den Auslandsmärkten wird außerdem zwischen der Entwicklung im Markt des Euroraums und in den Märkten außerhalb des Euroraums unterschieden. In ähnlicher Weise wird bei den industriellen Einfuhrpreisen zwischen Importen aus dem Euroraum und aus Ländern außerhalb des Euroraums unterschieden. Beim Baugewerbe wird im Produktionsindex zwischen Hoch- und Tiefbau unterschieden, und es werden zusätzliche Indikatoren für Baugenehmigungen sowie Kosten- und Preisindizes des Baugewerbes erfasst.

Konjunkturstatistiken können in unterschiedlicher Form erstellt werden. Bruttoindizes (nicht bereinigte Indizes) sind die Grundform eines Index. Bei der Kalenderbereinigung werden die Kalendermerkmale eines Monats im Index berücksichtigt. Die Anzahl der Arbeitstage in einem Monat hängt vom Zeitpunkt bestimmter gesetzlicher Feiertage (Ostern kann je nach Jahr in den März oder April fallen), von möglichen Überschneidungen bestimmter gesetzlicher Feiertage mit arbeitsfreien Tagen (unbewegliche Feiertage können auf einen Sonntag fallen), vom Vorliegen eines Schaltjahres und von anderen Faktoren ab. Durch die Saisonbereinigung werden nach der Bereinigung um kalendarische Effekte die Auswirkungen bekannter, in der Vergangenheit beobachteter saisonaler Faktoren berücksichtigt. Im Fall des Produktionsindex wirkt sich beispielsweise der jährliche Sommerurlaub negativ auf die Industrieproduktion aus.

Je nach Indikator müssen die EU-Mitgliedstaaten bereinigte oder unbereinigte Daten an Eurostat übermitteln. Wenn unbereinigte Daten von den Mitgliedstaaten übermittelt werden, nimmt Eurostat die Saisonbereinigung vor. Die statistischen Ämter der Mitgliedstaaten sind für die Datenerhebung und die Berechnung der nationalen Zeitreihen zuständig, während Eurostat die Aggregierung für die EU und für den Euroraum übernimmt.

Die NACE Rev. 2 ist die neueste Fassung der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige. 2009 wurde sie in die Konjunkturstatistik übernommen. Die Anwendung dieser Systematik erforderte nicht nur Änderungen in der Datenerstellung, sondern auch Neuberechnungen oder Schätzungen von Zeitreihen auf der Grundlage der NACE Rev. 2, in der Regel zurück bis zum Jahr 2000. Zeitgleich mit der Einführung der NACE Rev. 2 erfolgte die Umstellung der KS-Indizes auf ein neues Basisjahr (2005), um die wirtschaftlichen Strukturen besser widerspiegeln zu können. 2013 erfolgte eine erneute Umstellung auf das Basisjahr 2010, durch die Gewichtungen aktualisiert wurden, um den wirtschaftlichen Strukturveränderungen Rechnung zu tragen. Die Darstellung der Daten in diesem Artikel erfolgt unter Anwendung der NACE Rev. 2 mit der Basis 2010 = 100 und Gewichten von 2010. Weitere Informationen hierzu enthält der Artikel zur Umbasierung 2015 (auf Englisch).

Kontext

Ein Grund für die rasch zunehmende Bedeutung und Verwendung von Konjunkturstatistiken besteht darin, dass die Informationsströme globaler geworden sind und die Veröffentlichung der neuesten Daten eines Indikators gravierende Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die Entscheidungen von Zentralbanken und Unternehmen haben kann. Konjunkturstatistiken sind eine wichtige Grundlage für alle, die den Konjunkturverlauf beobachten oder aktuelle Veränderungen in einem bestimmten Industriezweig, im Baugewerbe oder im Dienstleistungssektor verfolgen möchten.

Für die Konjunkturstatistik unentbehrlich ist ein Satz der wichtigsten europäischen Wirtschaftsindikatoren (WEWI), die die EZB für ihre Geldpolitik im Euroraum benötigt. Drei WEWI betreffen die Konjunkturstatistik für die Industrie: Produktion, Erzeugerpreise im Inlandsmarkt und Einfuhrpreise. Zwei weitere WEWI betreffen die Konjunkturstatistik für das Baugewerbe: Produktion und Baugenehmigungen.

Siehe auch

Baugewerbe

Industrie

Dienstleistungen

Konjunkturstatistik

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Industrie (t_sts_ind)
Baugewerbe, Hoch- und Tiefbau (NACE F) (t_sts_cons)

Datenbank

Industrie (sts_ind)
Produktion in der Industrie (sts_ind_prod)
Umsatz in der Industrie (sts_ind_tovt)
Erzeugerpreise in der Industrie (sts_ind_pric)
Einfuhrpreise in der Industrie (sts_ind_impi)
Arbeitsinput in der Industrie (sts_ind_labo)
Baugewerbe, Hoch- und Tiefbau (sts_cons)
Produktion im Baugewerbe (sts_cons_pro)
Baugenehmigungen (sts_cons_per)
Baukosten (oder Erzeugerpreise), neue Wohngebäude (sts_cons_pri)
Arbeitsinput im Baugewerbe (sts_cons_lab)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks