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Statistiken über Industrie und Baugewerbe – konjunkturelle Entwicklung

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Daten vom Oktober 2014. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Nächste geplante Aktualisierung: Oktober 2015.

Dieser Artikel geht auf die aktuellen Statistiken über die Entwicklungen in der Industrie und im Baugewerbe in der Europäischen Union (EU) ein. Für die Konjunkturstatistik (KS) werden Indizes erstellt, die eine sofortige Bewertung des Wirtschaftsklimas in Industrie und Baugewerbe ermöglichen, indem sie einen ersten Überblick über die aktuelle Entwicklung in verschiedenen Wirtschaftszweigen bieten. Die Konjunkturstatistik zeigt die Entwicklungen im zeitlichen Verlauf an, so dass Veränderungsraten berechnet werden können, die in der Regel Gegenüberstellungen für einen Monat oder ein Quartal mit dem vorhergehenden Monat oder Quartal oder dem entsprechenden Vorjahreszeitraum enthalten. Die Konjunkturstatistik enthält keine Angaben zum Ausmaß der Wirtschaftstätigkeit, wie den monetären Wert der Produktion (Wertschöpfung oder Umsatz) oder die tatsächlichen Preise.

Abbildung 1: Produktions- und inländischer Erzeugerpreisindex für die Industrie (ohne Baugewerbe), EU-28, 2004–2014
(2010 = 100) - Quelle: Eurostat (sts_inppd_m) und (sts_inpr_m)
Tabelle 1: Jährliche Wachstumsraten der Industrie (ohne Baugewerbe), 2009–2013
(in %) - Quelle: Eurostat (sts_inprgr_a) und (sts_inppdgr_a)
Abbildung 2: Jährliche Wachstumsrate des Produktionsindex der Industrie, EU-28, 2013 (¹)
(in %) - Quelle: Eurostat (sts_inprgr_a)
Abbildung 3: Index der industriellen Einfuhrpreise, Euroraum
(ER-18), 2005–2014(¹)
(2010 = 100) - Quelle: Eurostat (sts_inpi_m)
Abbildung 4: Produktionsindex, Baugewerbe, EU-28, 2004–2014 (¹)
(2010 = 100) - Quelle: Eurostat (sts_copr_m)
Tabelle 2: Jährliche Wachstumsraten, Baugewerbe, 2009–2013
(in %) - Quelle: Eurostat (sts_coprgr_a) und (sts_copigr_a)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Industrie

Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise sowie die nachfolgende Erholung der gewerblichen Wirtschaft der EU-28 zeichnen sich in den beiden wichtigsten Indizes der Industrie, dem Produktionsindex und dem Index für die inländischen Erzeugerpreise der Industrie, deutlich ab. Über mehrere Jahre hinweg entwickelten sich Produktion und Preise in der gesamten EU-28 relativ stabil (siehe Anfang von Abbildung 1); diese Entwicklung wurde unterbrochen, als im Mai 2008 die Krise ausbrach und die monatliche Veränderungsrate des Industrieproduktionsindex der EU-28 sich ins Negative kehrte, während der Index der inländischen Erzeugerpreise zwei Monate später, im Juli 2008, einen Höhepunkt erreichte. Der rasante Rückgang der Industrieproduktion hielt ein Jahr lang an, um dann im Mai 2009 zu einer positiven Veränderungsrate zurückzukehren, während die inländischen Erzeugerpreise im Juli 2009 die Talsohle erreicht hatten und ab Oktober 2009 relativ konstant stiegen.

Der Rückgang der Industrieproduktion in der EU-28 von dem relativen Spitzenwert im April 2008 verlief besonders steil (-19.5 %); mit dem relativen Tiefpunkt vom April 2009 erreichte die Produktion ihren niedrigsten Stand seit September 1997. Demgegenüber lagen die Erzeugerpreise der Industrie im Juli 2009 zwar 7,6 % unter dem ein Jahr zuvor festgestellten relativen Spitzenwert, bewegten sich jedoch nach wie vor auf dem Preisniveau, das im Oktober und November 2007, also vor der Wirtschafts- und Finanzkrise, verzeichnet worden war; zum Teil spiegelten die Preisentwicklungen nach wie vor den vergleichsweise hohen Preis von Rohöl sowie verwandter Energieprodukte und Zwischenerzeugnisse wider.

Unvollständiger Aufschwung, gefolgt von uneinheitlichen Entwicklungen

Die Industrieproduktion in der EU-28 erholte sich innerhalb von gut zwei Jahren von dem im April 2009 erreichten relativen Tiefstand und verzeichnete in 19 von 25 Monaten positive monatliche Veränderungsraten, bis im Mai 2011 ein Höhepunkt erreicht wurde, als sie um 13,8 % höher lag als im April 2009, aber dennoch um 8,4 % niedriger als bei dem vor der Krise im April 2008 verzeichneten Höchststand. Anschließend war in der EU-28 bis November 2012 ein allmählicher Rückgang der Industrieproduktion zu beobachten; in diesem Zeitraum schrumpfte die Produktion um 4,7 %. In der Folgezeit nahm die Industrieproduktion bis April 2014 langsam wieder zu, und danach stellte sich die Entwicklung bis August 2014 (jüngste Daten, die bei Redaktionsschluss zur Verfügung standen) unterschiedlich dar.

Demgegenüber leitete die Rückkehr zu positiven Veränderungsraten bei den Erzeugerpreisen der Industrie in der EU-28 im August 2009 einen Zeitraum des nachhaltigeren und längerfristigen Preisanstiegs ein. Der Erzeugerpreisindex der Industrie übertraf im Februar 2011 den vor der Krise verzeichneten Höchststand und stieg nahezu ununterbrochen weiter an bis April 2012, als er ungefähr 13,5 % über dem Tiefstand während der Krise und 4,9 % über dem vor der Krise (fast vier Jahre zuvor) verzeichneten Höchststand lag. Seit April 2012 stellt sich in der EU-28 die Entwicklung der Erzeugerpreise in der Industrie unterschiedlich dar, wobei bis Herbst 2013 insgesamt fast gar keine Veränderung der Preise festzustellen war. Anschließend gingen die Erzeugerpreise in der Industrie bis August 2014 (jüngste Daten, die bei Redaktionsschluss zur Verfügung standen) fast ein Jahr lang langsam zurück.

Jüngste Entwicklungen in den EU-Mitgliedstaaten und verschiedenen Industrietätigkeiten

Der EU-weite Aufschwung der Industrietätigkeit ab Mitte 2009 war weniger weit verbreitet, und er erfolgte ungleichmäßiger als der vorausgegangene Abschwung. Während 2009 alle Mitgliedstaaten der EU eine niedrigere Produktion gemeldet hatten als 2008, verzeichneten drei Mitgliedstaaten — Griechenland, Kroatien und Zypern —2010 einen weiteren Rückgang, wogegen alle anderen Mitgliedstaaten einen Anstieg verbuchten. Im Jahr 2011 kam es in den drei bereits genannten Mitgliedstaaten erneut zu einem Rückgang der Industrieproduktion, von dem diesmal auch Irland, Spanien, Malta, die Niederlande, Portugal und das Vereinigte Königreich betroffen waren. Bis 2012 verzeichneten die meisten Mitgliedstaaten der EU-28 mit Ausnahme der drei baltischen Mitgliedstaaten, Polens, Rumäniens und der Slowakei eine negative Veränderungsrate der Industrieproduktion (siehe Tabelle 1), wogegen sich die Situation in Malta, das ebenfalls einen Anstieg der Industrietätigkeit meldete, umkehrte.

Die Entwicklungen im Jahr 2013 boten ein gemischtes Bild: In 13 der 28 Mitgliedstaaten kam es zu einem Abschwung der Industrietätigkeit, und das Produktionsniveau der EU-28 insgesamt sank um 0,4 %. Am stärksten fiel der Rückgang in Zypern, Schweden, Finnland, Luxemburg, Griechenland und Italien aus, wo die Industrieproduktion zwischen 2012 und 2013 um mehr als 3 % schrumpfte. Die höchsten Zuwächse wurden demgegenüber in Rumänien, der Slowakei, Litauen, Estland, Polen und Ungarn erzielt, den einzigen Mitgliedstaaten, in denen die Industrietätigkeit 2013 um mehr als 1 % anstieg.

Auch hatte der während der Wirtschafts- und Finanzkrise verzeichnete Abschwung nahezu alle Industriezweige erfasst: 2009 wies in der EU-28 die Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen mit einer Steigerungsrate von 2,9 % gegenüber dem Vorjahr als einziger Industriezweig (auf der Ebene der Abteilungen der [[Glossary:Statistical_classification_of_economic_activities_in_the_European_Community_(NACE)/de|NACE Rev. 2]) anhaltendes Wachstum auf. 2010 fiel dann die Erholung ebenfalls relativ umfassend aus: Es gab neun Ausnahmen (bei den durch den Index erfassten NACE Rev. 2-Abteilungen), bei denen die Produktion 2010 weiter schrumpfte; dies betraf vor allem die Tabakverarbeitung (mit einem Rückgang um 5,6 %), den Kohlenbergbau ( 2,2 %) sowie die Kokerei und Mineralölverarbeitung (-2,0 %). Im Jahr 2011 wurde für neun Tätigkeiten weiterhin ein Produktionsrückgang gemeldet, wobei sechs der neun Bereiche, deren Produktion 2010 geschrumpft war, den Abwärtstrend beibehielten; der größte Rückgang der Tätigkeiten war bei der Gewinnung von Erdöl und Erdgas (-12,7 %), in der Tabakverarbeitung (-4,6 %) und der Energieversorgung (-4,2 %) zu verzeichnen. Wie uneinheitlich der Konjunkturaufschwung vonstattenging, wurde 2012 und 2013 deutlich, als lediglich sechs der 30 NACE-Rev. 2-Abteilungen für 2012 einen Produktionszuwachs meldeten, wogegen 2013 das Produktionsniveau jeder dritten NACE-Abteilung anstieg (siehe Abbildung 2). Die größten Einbrüche im Jahr 2013 erhärteten die erheblichen Tätigkeitrückgänge, die bereits in den Jahren zuvor bei mehreren speziellen Tätigkeiten verzeichnet worden waren, insbesondere im Kohlenbergbau (-10,3 %), in der Tabakverarbeitung ( 6,1 %) und bei der Gewinnung von Erdöl und Erdgas (-4,5 %).

Einfuhrpreise

Die industriellen Einfuhrpreise für das Eurogebiet erreichten im Juli 2008 einen Höhepunkt, und zwar unabhängig davon, ob die Importe von außerhalb des Euroraums oder aus anderen Mitgliedstaaten des Euroraums stammten (siehe Abbildung 3). Danach gingen die Preise für Einfuhren aus Ländern des Euroraums zehn Monate in Folge um insgesamt 8,2 % zurück, während die Preise für Einfuhren aus nicht dem Euroraum angehörenden Ländern neun Monate in Folge um insgesamt 14,5 % fielen. Nachdem die Preise für Einfuhren aus Ländern des Euroraums im Frühjahr 2009 einen Tiefstand erreicht hatten, zogen sie bis April 2012 um 13,4 % an, bis sie danach wieder langsam zurückgingen (um 3,4 % bis Juli 2014, dem Monat, für den bei Redaktionsschluss die neuesten Daten zur Verfügung standen). Ausgehend von einem ähnlichen Tiefstand (April 2009) erhöhten sich die Preise für Einfuhren aus nicht dem Euroraum angehörenden Ländern bis August 2012 um 23,2 %; danach fielen sie bis August 2014 wieder um 6,7 %. Die Preise für Einfuhren aus dem Euroraum überstiegen im Januar 2011 den vor der Krise verzeichneten Höchststand (von Juli 2008); die Preise für Einfuhren aus nicht dem Euroraum angehörenden Ländern taten dies zwei Monate später (im März 2011).

Baugewerbe

Der Abschwung der Wirtschaftstätigkeit hielt im Baugewerbe der EU-28 länger an als in der Industrie. Nach einer Phase relativer Stabilität im größten Teil des Jahres 2010 und im Jahr 2011 sank der Produktionsindex des Baugewerbes in der EU-28 über weite Strecken des Jahres 2012 und darüber hinaus, bis März 2013. In der restlichen Zeit des Jahres 2013 und in den ersten acht Monaten 2014 schwankte die Bautätigkeit in der EU-28 zwar, wies jedoch im Allgemeinen einen Aufwärtstrend auf.

Die Produktion im Baugewerbe der EU-28 erreichte im Februar 2008 einen Höhepunkt und ging danach deutlich zurück, bis sie im Februar 2010, zwei Jahre nach dem ersten Abschwung, einen Tiefstand erreichte. Von Februar 2008 bis Februar 2010 sank der Produktionsindex des Baugewerbes in der EU-28 um insgesamt 18,6 % und damit auf ein Niveau, wie es zuletzt im Februar 1999 verzeichnet worden war. Nach diesem zu Jahresbeginn 2010 erreichten Tiefpunkt blieb die Produktion im Baugewerbe bis September 2011 relativ stabil (abgesehen von einem steilen Anstieg der Produktion im Juni 2010 und einem drastischen Rückgang im Dezember desselben Jahres). Danach wurde die Produktion im Baugewerbe der EU-28 erneut rückläufig bis hin zu einem relativen Tiefstand im März 2013, als ein Rückgang der Produktion um weitere 9,6 % gegenüber dem Stand vom September 2011 verzeichnet wurde. Von Frühjahr 2013 bis August 2014 (jüngste Daten, die bei Redaktionsschluss zur Verfügung standen) fiel die Entwicklung der Produktion im Baugewerbe der EU-28 unterschiedlich aus, obwohl das Gesamtergebnis einem Anstieg des Produktionsindex um 6,1 % entsprach.

Als dominierender Unterindex im Produktionsindex des Baugewerbes wies der des Hochbaus erwartungsgemäß eine ähnliche Entwicklung auf wie der Index für das gesamte Baugewerbe, auch wenn sein Rückgang von Anfang 2008 bis Anfang 2010 mit insgesamt 20,1 % in der EU-28 etwas stärker ausfiel (siehe Abbildung 4). Im Bereich des Tiefbaus verlief die Entwicklung uneinheitlich: Von Februar bis Dezember 2008 entsprach der Produktionsrückgang im Tiefbau in der EU-28 in etwa dem im Hochbau. Darauf folgte jedoch im Januar 2009 vor allem aufgrund einer massiven Expansion des Tiefbaus in Spanien ein beträchtliches Wachstum. Danach wies die Produktion in diesem Bereich fast das ganze Jahr 2009 über wieder eine Abwärtstendenz auf und schrumpfte von Januar bis Februar 2010 drastisch; danach blieb sie relativ unverändert, bis Ende 2010 ein starker Einbruch erfolgte. Einer anschließenden kurzen Konjunkturbelebung im Tiefbau in fast allen Monaten bis Mai 2011 folgte ein dem Baugewerbe insgesamt entsprechender erneuter Abwärtstrend; dieses Muster setzte sich bis März 2013 fort. Tatsächlich lag die Bauproduktion im März 2013 in der EU-28 um 26,6 % unter dem Stand vom Februar 2008, während die entsprechende Zahl für den Tiefbau um 22,3 % niedriger lag. Die zaghaften Anzeichen eines Aufschwungs im Baugewerbe nach diesem relativen Tiefpunkt vom März 2013 fielen im Tiefbau zurückhaltender aus als im Hochbau, da die Produktion des Tiefbaus zwischen März 2013 und August 2014 einen Anstieg um 2,4 % verzeichnete, die des Hochbaus dagegen einen Anstieg um 7,0 %.

Der lang anhaltende und tiefgreifende Abschwung des Baugewerbes betraf praktisch die ganze EU-28; dies wird durch die Tatsache belegt, dass alle Mitgliedstaaten in den letzten fünf Jahren (2009–2013), für die Angaben vorliegen, in diesem Bereich über mindestens zwei Jahre hinweg eine rückläufige Produktion verzeichneten. 2009 war lediglich in vier Mitgliedstaaten kein Rückgang der Bauproduktion festzustellen; ein Jahr später, 2010, waren es dann nur sechs. Die Hälfte der Mitgliedstaaten registrierte zwar 2011 einen Produktionszuwachs im Baugewerbe, doch war dieser nur von kurzer Dauer, und 2012 waren es erneut nur noch vier Mitgliedstaaten, in denen die Produktion nicht rückläufig war, gefolgt von neun im Jahr 2013.

Im Zeitraum 2009–2013 (wie aus Tabelle 2 hervorgeht) wiesen Bulgarien, die Tschechische Republik, Griechenland, Frankreich, Kroatien, Italien, Zypern, Portugal, Slowenien und die Slowakei bezogen auf die Bautätigkeit jeweils fünf negative jährliche Veränderungsraten in Folge aus; in der Tschechischen Republik, Frankreich und Italien dauerte der Abschwung sogar noch länger an (da er bereits 2008 einsetzte), während in Portugal zuletzt 2001 eine positive jährliche Veränderungsrate verzeichnet wurde.

2013 entsprach in Portugal, Slowenien, Spanien und Zypern die Produktion im Baugewerbe noch nicht einmal der Hälfte ihres vor der Krise (2007) erreichten Stands, und noch gravierender war der Tätigkeitsrückgang in Irland (-71,6 %) und Griechenland (-77,4 %). Im Zeitraum 2007–2013 ging die Produktion in diesem Bereich in der Hälfte der EU-Mitgliedstaaten um mehr als ein Fünftel zurück; es gab lediglich vier Mitgliedstaaten — Finnland, Malta, Deutschland und Polen —, in denen bei dieser Tätigkeit ein Aufschwung verzeichnet wurde. Polen registrierte für den genannten Zeitraum den mit Abstand größten Zuwachs der Bautätigkeit; sein Produktionsindex stieg um 17,2 % an.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Konjunkturstatistiken (KS) werden im Rahmen der Verordnung (EG) Nr. 1165/98 über Konjunkturstatistiken vom 19. Mai 1998 erstellt. Aus der Umsetzung dieser Verordnung ergaben sich wesentliche Änderungen und Verbesserungen hinsichtlich der Verfügbarkeit und Aktualität von Indikatoren. Die Verordnung über Konjunkturstatistiken wurde als Reaktion auf neue Bedürfnisse der Nutzer geändert und angepasst; dies geschah in der Regel im Zusammenhang mit der Entwicklung der Währungsunion und insbesondere entsprechend den Anforderungen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Indikatoren, die sowohl für die Industrie als auch für das Baugewerbe verwendet werden, sind der Produktionsindex und die Arbeitsinputindikatoren, die sich auf Beschäftigung, Löhne und Gehälter sowie geleistete Arbeitsstunden beziehen. Für die Industrie gibt es zusätzliche KS-Indikatoren, die Umsatz und Erzeugerpreise betreffen und für den gesamten Markt sowie den inländischen und den ausländischen Markt erstellt werden; bei Letzterem wird außerdem die Entwicklung in den Märkten des Euroraums und den Märkten des Nicht-Euroraums untersucht. In ähnlicher Weise wird bei den industriellen Einfuhrpreisen zwischen Importen aus dem Eurogebiet und aus Ländern außerhalb des Euroraums unterschieden. Beim Baugewerbe wird im Produktionsindex zwischen Hoch- und Tiefbau unterschieden, und es werden zusätzliche Indikatoren für Baugenehmigungen sowie Kosten- und Preisindizes des Baugewerbes erfasst.

Konjunkturstatistiken können in unterschiedlicher Form vorgelegt werden. Bruttoindizes oder nicht bereinigte Indizes sind die Grundform eines Index. Bei der Kalenderbereinigung (oder Arbeitstagbereinigung) wird der Index so bereinigt, dass die Kalendermerkmale eines Monats berücksichtigt werden. Die Anzahl der Arbeitstage in einem Monat hängt ab vom Zeitpunkt bestimmter gesetzlicher Feiertage (Ostern kann je nach Jahr im März oder April sein), von möglichen Überschneidungen bestimmter gesetzlicher Feiertage mit arbeitsfreien Tagen (der 1. Mai kann auf einen Sonntag fallen), vom Vorliegen eines Schaltjahrs und von anderen Faktoren. Die Saisonbereinigung soll es ermöglichen, dass nach der Bereinigung um kalendarische Effekte die Auswirkungen in der Vergangenheit beobachteter, bekannter saisonaler Faktoren berücksichtigt werden können. Im Fall des Produktionsindex hat z. B. der jährliche Sommerurlaub einen negativen Einfluss auf die Industrieproduktion.

Je nach Indikator müssen die EU-Mitgliedstaaten bereinigte oder unbereinigte Daten an Eurostat übermitteln. Sofern die Mitgliedstaaten unbereinigte Daten übermitteln, berechnet Eurostat die Saisonbereinigung. Die nationalen statistischen Ämter der Mitgliedstaaten sind für die Datensammlung und die Berechnung der nationalen Zeitreihen zuständig, während Eurostat für die Aggregierung auf Ebene der EU und des Euroraums verantwortlich ist.

Die NACE Rev. 2, die neueste Fassung der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige, wurde 2009 in der Konjunkturstatistik eingeführt. Die Verwendung der NACE Rev. 2 erforderte nicht nur eine Änderung der Datenerstellungspraxis, sondern auch die Neuberechnung oder Schätzung von Zeitreihen auf der Grundlage der NACE Rev. 2, in der Regel zurück bis zum Jahr 2000. Zeitgleich mit der Einführung der NACE Rev. 2 erfolgte die Umstellung auf ein neues Basisjahr (2005) für die KS-Indizes, um die wirtschaftlichen Strukturen besser widerspiegeln zu können; 2013 erfolgte eine erneute Umstellung auf das Basisjahr 2010, durch die das System der Gewichte abermals aktualisiert wurde, um den Änderungen in den wirtschaftlichen Strukturen gerecht zu werden. Die Darstellung der Daten in diesem Artikel erfolgt somit unter Verwendung der Indizes von NACE Rev. 2 mit 2010 = 100 und Gewichten von 2010 — weitere Informationen sind dem Artikel zur Umbasierung 2010 zu entnehmen.

Kontext

Ein Grund für die zunehmende Bedeutung und Verwendung von Konjunkturstatistiken besteht darin, dass die Informationsströme globaler geworden sind und die Veröffentlichung der neuesten Daten eines Indikators gravierende Auswirkungen auf die Finanzmärkte oder auf Entscheidungen von Zentralbanken und Unternehmen haben kann. Konjunkturstatistiken sind eine wichtige Grundlage für alle, die den Konjunkturverlauf beobachten oder aktuelle Veränderungen in einem bestimmten Industriezweig, im Baugewerbe oder im Dienstleistungsbereich verfolgen möchten.

KS-Indikatoren von zentraler Bedeutung sind die Wichtigsten europäischen Wirtschaftsindikatoren (WEWI), die die EZB zur Durchführung der Geldpolitik im Euroraum benötigt. Drei WEWI betreffen die Konjunkturstatistiken für die Industrie: Produktion, Erzeugerpreise für die Binnenmärkte und Einfuhrpreise. Zwei weitere WEWI betreffen die Konjunkturstatistiken für das Baugewerbe: Produktion und Baugenehmigungen.

Siehe auch

Baugewerbe

Industrie

Konjunkturstatistik

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Industrie (t_sts_ind)
Produktion in der Industrie (t_sts_ind_prod)
Umsatz in der Industrie (t_sts_ind_tovt)
Erzeugerpreise in der Industrie (PPI) (t_sts_ind_pric)
Einfuhrpreise in der Industrie (t_sts_ind_impi)
Arbeitsinput in der Industrie (t_sts_ind_labo)
Baugewerbe, Hoch- und Tiefbau (NACE F) (t_sts_cons)
Baugenehmigungen — vierteljährliche Daten (tin00208)
Baugenehmigungen — monatliche Daten (teiis550)
Produktion im Baugewerbe (teiis500)
Kosten für neue Wohngebäude (teiis510)
Arbeitsinput im Baugewerbe (teiis520)

Datenbank

Industrie (sts_ind)
Produktion in der Industrie (sts_ind_prod)
Umsatz in der Industrie (sts_ind_tovt)
Erzeugerpreise in der Industrie (sts_ind_pric)
Einfuhrpreise in der Industrie (sts_ind_impi)
Arbeitsinput in der Industrie (sts_ind_labo)
Baugewerbe, Hoch- und Tiefbau (sts_cons)
Produktion im Baugewerbe (sts_cons_pro)
Baugenehmigungen (sts_cons_per)
Baukosten (oder Erzeugerpreise), neue Wohngebäude (sts_cons_pri)
Arbeitsinput im Baugewerbe (sts_cons_lab)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks