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Wohnstatistiken

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Daten vom Oktober 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Septembar 2014. Die englische Version ist aktueller.
Abbildung 1: Bevölkerung nach Art der Wohnung, 2010
(in % der Bevölkerung) - Quelle: Eurostat (ilc_lvho01)
Abbildung 2: Bevölkerung nach Wohnbesitzverhältnissen, 2010
(in % der Bevölkerung) - Quelle: Eurostat (ilc_lvho02)
Abbildung 3: Überbelegungsquote, 2010 (1)
(in % der angegebenen Bevölkerung) - Quelle: Eurostat (ilc_lvho05a)
Abbildung 4: Schwere wohnungsbezogene Deprivation, 2010
(in % der Bevölkerung) - Quelle: Eurostat (ilc_mdho06a)
Tabelle 1: Quote der Überbelastung durch Wohnkosten nach Wohnbesitzverhältnissen, 2010
(in % der Bevölkerung) - Quelle: Eurostat (ilc_lvho07c) und (ilc_lvho07a)

Dieser Artikel enthält Informationen über aktuelle Statistiken zum Thema Wohnen in der Europäischen Union (EU), in den EFTA –Ländern und in Kroatien; im Mittelpunkt stehen dabei die verschiedenen Arten von Wohnraum, Wohnbesitzverhältnissen (Miet- oder Eigentumswohnungen) sowie Qualität und Bezahlbarkeit von Wohnraum.

Angemessener Wohnraum zu einem bezahlbaren Preis und in einer sicheren Umgebung ist ein Grundbedürfnis und zugleich ein Grundrecht. Diesen Bedarf zu decken und damit zur Verringerung von Armut und sozialer Ausgrenzung beizutragen, stellt für einige europäische Länder immer noch eine erhebliche Herausforderung dar.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Wohnraumtyp

Im Jahr 2010 lebten 41,8 % der Bevölkerung der EU-27 in Wohnungen, über ein Drittel (34,4 %) in Einfamilienhäusern und und 23,0 % in Doppelhaushälften. Der Anteil der Bevölkerung, der in Wohnungen lebte, war unter den EU-Mitgliedstaaten in Lettland (65,4 %), Estland und Spanien (jeweils 64,5 %) am höchsten. Den höchsten Anteil an Bewohnern von Einfamilienhäusern verzeichneten Slowenien (67,3 %), Ungarn (64,5 %), Rumänien (61,0 %) und Dänemark (59,2 %); in Kroatien und Norwegen war dieser Anteil ebenfalls hoch (72,9 % bzw. 62,7 %). Die höchsten Anteile von Bewohnern von Doppelhaushälften wurden hingegen aus den Niederlanden (60,7 %), dem Vereinigten Königreich (60,3 %) und Irland (58,3 %) gemeldet – siehe Abbildung 1.

Wohnbesitzverhältnisse

Etwas mehr als ein Viertel (27,9 %) der Bevölkerung der EU-27 lebte 2010 in einer eigenen Wohnimmobilie, für die noch Darlehen oder Hypotheken abzuzahlen waren, während über zwei Fünftel (42,9 %) der Bevölkerung in einer eigenen Wohnung lebte, die nicht durch ein Darlehen oder eine Hypothek belastet war. Gut siebzig Prozent (70,8 %) der Bevölkerung der EU-27 lebten also in selbstgenutztem Wohneigentum, 17,8 % lebten in zu Marktpreisen angemieteten Wohnimmobilien und 11,4 % in Wohnungen, die zu ermäßigten Mietpreisen oder unentgeltlich überlassen wurden.

Im Jahr 2010 lebte über die Hälfe der Bevölkerung der einzelnen EU-Mitgliedstaaten (siehe Abbildung 2) in Eigentumswohnungen; dabei lagen die Zahlen zwischen 53,2 % in Deutschland und 97,5 % in Rumänien. In der Schweiz überwog der Anteil der Personen, die in Mietwohnungen lebten, den Anteil der Bevölkerung in Eigentumswohnungen – hier wohnten etwa 55,6 % der Bevölkerung zu Miete. In Schweden (68,0 %), in den Niederlanden (59,5 %) und in Dänemark (52,7 %) bewohnte mehr als die Hälfte der Bevölkerung eine eigene Immobilie, für die noch Darlehen oder Hypotheken abzuzahlen waren; dies war auch in Island (67,6 %) und Norwegen (61,1 %) der Fall.

Die Anzahl der Personen, die in zu Marktpreisen angemietetem Wohnraum lebten, lag 2010 in 12 EU-Mitgliedstaaten und in Kroatien unter 10 %. In Dänemark, den Niederlanden, Schweden und Österreich lebte jeweils mehr als ein Viertel der Bevölkerung in zu Marktpreisen angemieteten Wohnungen, in der Schweiz betrug dieser Anteil beinahe die Hälfte (49,9 %). Der Anteil der Bevölkerung, der in Wohnraum lebte, der zu ermäßigten Mietpreisen oder unentgeltlich überlassen wurde, lag in nahezu allen EU-Mitgliedstaaten unter 20 %.

Wohnungsqualität

Ein wesentliches Kriterium zur Bewertung der Qualität von Wohnraum ist die Frage, ob der Wohnraum ausreicht. Die Überbelegungsquote gibt den prozentualen Anteil der Bevölkerung an, der in überbelegtem Wohnraum lebt. Der Indikator, der auf der Grundlage der Zahl der Räume berechnet wird, die einem Haushalt zur Verfügung stehen, richtet sich nach der Größe des Haushalts, dem Alter der Haushaltsmitglieder und der familiären Situation.

2010 lebten rund 17,7 % der Bevölkerung der EU-27 in überbelegten Wohnungen (siehe Abbildung 3). Am höchsten war diese Quote in Lettland (57,1 %), Rumänien (54,9 %), Polen (47,5 %), Bulgarien (47,4 %), Ungarn (47,2 %) und Litauen (46,4 %); ein ähnlicher Anteil wurde auch in Kroatien (44,4 %) registriert. Hingegen verzeichneten die Niederlande (2,0 %) und Zypern (2,8 %) die geringsten Überbelegungsquoten, zehn weitere EU-Mitgliedstaaten (sowie Norwegen, die Schweiz und Island) gaben an, dass 10 % der jeweiligen Bevölkerung in überbelegten Wohnungen lebten.

Die Überbelegungsquote in der Gruppe der armutsgefährdeten Bevölkerung (mit einem verfügbaren Äquivalenzeinkommen von unter 60 % des nationalen medianen verfügbaren Äquivalenzeinkommens) lag 2010 in der EU-27 bei 29,4 % und damit etwa 11,8 Prozentpunkte über der Überbelegungsquote für die Bevölkerung insgesamt. Die höchsten Überbelegungsquoten unter der armutsgefährdeten Bevölkerung wiesen Ungarn (69,7 %), Lettland (67,6 %), Polen (65,6 %) und Rumänien (65.2 %) auf, während über die Hälfte aller armutsgefährdeten Einwohner in der Slowakei, in Estland, Bulgarien und Litauen auch in überbelegten Wohnungen lebten. Am anderen Ende der Skala wurden die niedrigsten Überbelegungsquoten in den Niederlanden (4,5 %), auf Malta (5,8 %), Zypern (5,9 %), in Irland und Spanien (jeweils 6,8 %) registriert; dies waren die einzigen EU-Mitgliedstaaten, die weniger als ein Zehntel der armutsgefährdeten Bevölkerung in überbelegten Wohnverhältnissen meldeten (siehe Abbildung 3).

Neben der Überbelegung fließen in den Indikator für die Wohnungsqualität einige weitere Aspekte ein, wie zum Beispiel das Fehlen von Bad oder Toilette, ein undichtes Dach oder ungenügende Helligkeit der Wohnung, um ein möglichst umfassendes Bild zu erhalten. Die Quote schwerer wohnungsbezogener Deprivation ist definiert als der Anteil der Personen, der in einer überbelegten Wohnung lebt und auf den zugleich mindestens eines der zuvor genannten Kriterien für wohnungsbezogene Deprivation zutrifft. In der gesamten EU 27 waren 2010 etwa 5,7 % der Bevölkerung von schwerer wohnungsbezogener Deprivation betroffen (siehe Abbildung 4). In acht EU-Mitgliedstaaten waren über ein Zehntel der Bevölkerung von schwerer wohnungsbezogener Deprivation betroffen, dieser Anteil betrug in Lettland 22,6 % und erreichte mit knapp über einem Viertel der Bevölkerung in Rumänien (26,9 %) einen Spitzenwert. Hingegen waren weniger als 1 % der Bevölkerung in Finnland, Irland und den Niederlanden von schwerer wohnungsbezogener Deprivation betroffen.

Bezahlbarkeit von Wohnraum

Etwa 10 % der Bevölkerung der EU-27 lebten im Jahr 2010 in Haushalten, in denen mindestens 40 % des verfügbaren Äquivalenzeinkommens für Wohnraum ausgegeben wurde (siehe Tabelle 2). Der Bevölkerungsanteil, bei dem die Wohnkosten 40 % des verfügbaren Äquivalenzeinkommens überstiegen, war in der Gruppe der Mieter, die Wohnraum zu Marktpreisen angemietet haben, am höchsten (26,3 %) und in der Gruppe derjenigen, die ohne Darlehen und Hypothekschulden in selbstgenutztem Wohneigentum lebten, am geringsten (6,0 %).

Der EU-27 Durchschnittswert überdeckt erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten; so gab es einerseits einige Mitgliedstaaten, in denen der Anteil der Bevölkerung, deren Wohnkosten 40 % des verfügbaren Einkommens überschritten, nur sehr gering war – dies traf insbesondere auf Zypern (2,5 %), Malta (3,4 %), Finnland und Portugal (jeweils 4,2 %) und Slowenien (4,3 %) zu. Andererseits wendete in Dänemark (21,9 %) und Griechenland (18,1 %) etwa ein Fünftel der Bevölkerung über 40 % ihres verfügbaren Äquivalenzeinkommens für ihre Behausung auf, gefolgt vom Vereinigten Königreich (16,5 %) und Rumänien (15,0 %).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die Daten dieses Abschnitts stammen hauptsächlich aus Mikrodaten der EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). Die Angaben beziehen sich jeweils auf alle privaten Haushalte und deren Mitglieder, die zum Zeitpunkt der Datenerhebung im Hoheitsgebiet des Mitgliedstaats ansässig waren; Personen, die in Gemeinschaftshaushaltenund in Institutionen leben, sind grundsätzlich von der Zielpopulation ausgenommen. Das Aggregat für die EU-27 ist ein nach der Bevölkerungszahl gewichteter Durchschnittswert der einzelstaatlichen Daten.

Kontext

Die EU verfügt über keinerlei spezielle Kompetenzen im Bereich Wohnungspolitik, vielmehr sind die Regierungen der einzelnen Mitgliedstaaten für ihre Wohnungspolitik selbst verantwortlich. Viele Mitgliedstaaten der EU stehen jedoch vor den gleichen Herausforderungen wie Erneuerung des Wohnungsbestands, Steuerung und Bekämpfung der Zersiedelung, Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, Unterstützung junger Menschen und benachteiligter Gruppen auf dem Wohnungsmarkt und Sensibilisierung der Wohnungseigentümer für Fragen der Energieeffizienz.

Insofern nehmen die Themen soziales Wohnen, Wohnungslosigkeit und Integration auf der sozialpolitischen Agenda der EU einen wichtigen Stellenwert ein. In Artikel II-94 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union heißt es hierzu: „Um die soziale Ausgrenzung und die Armut zu bekämpfen, anerkennt und achtet die Union das Recht auf eine soziale Unterstützung und auf eine Unterstützung für die Wohnung, die allen, die nicht über ausreichende Mittel verfügen, ein menschenwürdiges Dasein sicherstellen sollen, nach Maßgabe des Unionsrechts und der einzelstaatlichen Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten.“ In diesem Zusammenhang wurde 2000 auf der Tagung des Europäischen Rates in Nizza Einigung über eine Reihe von gemeinsamen Zielsetzungen für die Strategie der Europäischen Union für die Bekämpfung der Armut und der sozialen Ausgrenzung erzielt, darunter zwei Zielsetzungen mit Bezug zum Wohnraum, nämlich „[…] Maßnahmen mit dem Ziel, jedem Zugang zu einer ordentlichen, die Gesundheit nicht beeinträchtigenden Wohnung und der für ein normales Leben in dieser Wohnung nach örtlichen Gegebenheiten erforderlichen Grundversorgung (Strom, Wasser, Heizung ...) zu gewähren“ und „Politische Maßnahmen [zu ergreifen], damit gravierende Änderungen der Lebensbedingungen vermieden werden, die zu einer Ausgrenzung führen können, insbesondere bei Überschuldung, Verweis aus der Schule oder Verlust der Wohnung“. Dieses Mandat wurde im Jahr 2010 verlängert, als im Rahmen der Europäischen Plattform gegen Armut und soziale Ausgrenzung (KOM(2010) 758 endg.) eine Reihe von Aktionen festgelegt wurde, mit der die Anzahl der von Armut oder sozialer Ausgrenzung gefährdeten Personen bis 2020 um mindestens 20 Millionen Personen reduziert werden sollte – siehe auch den Artikel über Statistiken zur sozialen Eingliederung.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

  • Lebensbedingungen und Wohlstand (t_livcon), siehe:
Einkommen und Lebensbedingungen (t_ilc)
Einkommensverteilung und monetäre Armut (t_ilc_ip)
Lebensbedingungen (t_ilc_lv)

Database

  • Lebensbedingungen und Wohlstand (livcon), siehe:
Einkommen und Lebensbedingungen (ilc)
Lebensbedingungen (ilc_lv)
Wohnverhältnisse (ilc_lvho)
Materielle Deprivation (ilc_md)
Deprivation der Unterkunft (ilc_mdho)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Excel.jpg Wohnstatistiken: Tabellen und Abbildungen

Weitere Informationen

  • Verordnung Nr. 1177/2003 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Juni 2003 für die Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC)
  • Verordnung Nr. 1553/2005 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. September 2005 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1177/2003 für die Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC)
  • Verordnung Nr. 1791/2006 des Rates vom 20. November 2006 zur Anpassung einiger Verordnungen … in den Bereichen … Statistik, … anlässlich des Beitritts Bulgariens und Rumäniens

Weblinks

Siehe auch