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Archive:Statistiken über Hochschulbildung (tertiäre Bildung)

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Daten von September 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
Tabelle 1: Studierende im Bereich der tertiären Bildung, 2010 (1) – Quelle: Eurostat Eurostat (tps00062) und (educ_enrl5)
Abbildung 1: Studierende im Bereich der tertiären Bildung nach Studienfächern und Geschlecht, EU-27, 2010 (1)
(1.000 000) – Quelle: Eurostat (educ_enrl5)
Abbildung 2: Medianalter der Studierenden im Bereich der tertiären Bildung, 2010 (1)
(in Jahren) – Quelle: Eurostat (tps00061)
Abbildung 3: Anteil der Bevölkerung im Alter zwischen 30 und 34 Jahren mit einem tertiären Bildungsabschluss, 2011 (1)
(in %) – Quelle: Eurostat (t2020_41)
Tabelle 2: Hochschulabsolventen nach Studienfächern, 2010 (1) – Quelle: Eurostat (educ_grad5)
Abbildung 4: Studierende im Bereich der tertiären Bildung nach Studienfächern und Geschlecht, EU-27, 2010 (1)
(1.000 000) – Quelle: Eurostat (educ_grad5)

In diesem Artikel werden Statistiken über die tertiäre Bildung in der Europäischen Union (EU) vorgestellt. Der Bereich der tertiären Bildung – an Universitäten und anderen Hochschuleinrichtungen – folgt auf den Sekundarbereich der schulischen Bildung. Die Hochschulbildung spielt für die Gesellschaft eine wichtige Rolle, sorgt sie doch für die Wissensvermittlung an die Studierenden und die Innovationsförderung. Einige europäische Hochschulen zählen zu den renommiertesten der Welt.

Seit der Einführung des Bologna-Prozesses (siehe Einführung zum Kapitel [Bildung und Weiterbildung]) kam es zu einer beträchtlichen Erweiterung der Hochschulsysteme, die mit tiefgreifenden Reformen der Strukturen der Hochschulabschlüsse und der Qualitätssicherungssysteme verbunden war. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat sich auf den Bereich der Hochschulbildung unterschiedlich ausgewirkt: Während einige Länder auf verstärkte Investitionen setzen, nehmen andere Länder drastische Ausgabenkürzungen vor.

Wichtigste statistische Ergebnisse

In der EU-27 gab es 2010 rund 4 000 Hochschuleinrichtungen (mit Studiengängen im Bachelor- und Masterbereich) mit rund 20 Millionen Studierenden (siehe Tabelle 1). Vier Mitgliedstaaten – Deutschland (Hinweis: die Daten für dieses Land umfassen keine Studierenden auf ISCED 6-Stufe), das Vereinigte Königreich, Frankreich und Polen – verzeichneten 2010 mehr als 2 Millionen Studierende an Hochschulen. Die Zahl der Studierenden im Tertiärbereich in Italien und Spanien lag knapp unter diesem Niveau; auf diese sechs Länder zusammen entfielen zwei Drittel aller Hochschulstudierenden der EU-27. Rumänien war der einzige weitere Mitgliedstaat, der 2010 mindestens eine Million Studierende im Tertiärbereich aufwies.

EU-weit entschied sich gut ein Drittel (34,0 %) der Studierenden für Sozial-, Wirtschafts- oder Rechtswissenschaften, wobei der Anteil der Frauen (3,9 Millionen gegenüber 2,8 Millionen Männer) hier überwog. Der zweitgrößte Anteil der Studierenden entfiel mit 13,6 % auf die Fachgebiete Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen; in diesem Fächerspektrum waren drei Viertel der Studierenden männlichen Geschlechts.

Das Medianalter der Studierenden im tertiären Bildungsbereich kann von einer Reihe von Faktoren beeinflusst werden: durch die freiwillige Verzögerung (z. B. um eine Auszeit zu nehmen oder ein Übergangsjahr zwischen sekundärer und tertiärer Bildung einzuschieben) oder die unfreiwillige Verzögerung (z. B. wegen des Militärdiensts) des Beginns der tertiären Bildung; durch die Dauer der Studiengänge; durch die Zahl älterer Studierender, die in späteren Lebensphasen in die tertiäre Bildung zurückkehren. Das Medianalter der Studierenden im Bereich der tertiären Bildung lag 2010 zwischen 20,3 Jahren in Irland und 22,5 Jahren in Spanien; das Medianalter der Studierenden in den nordischen Ländern (Dänemark, Schweden und Finnland) sowie in Österreich, Luxemburg, Griechenland und Deutschland lag noch über dieser Spanne (siehe Abbildung 2). Die Zahl für Deutschland lag über dem EU-Durchschnitt von 22,1 Jahren, obwohl die Daten keine Studierenden auf ISCED-6 Stufe umfassen.

Der im Mai 2009 angenommene strategische Rahmen für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung enthält eine Reihe von Vorgaben, von denen eine auch den Bereich der tertiären Bildung betrifft: Bis 2020 sollten mindestens 40 % der 30- bis 34-Jährigen einen Hochschulabschluss besitzen. 2011 hatte gut ein Drittel (34,6 %) der Bevölkerung im Alter von 30 bis 34 Jahren in der EU-27 einen Hochschulabschluss. Dabei lag der Anteil bei den Frauen bei nahezu vier von zehn (38,5 %), bei den Männern hingegen nur bei etwas über drei von zehn (30,8 %). In Irland, Luxemburg, Schweden und dem Vereinigten Königreich lag der Anteil der 30- bis 34-jährigen Männer und Frauen mit Hochschulabschluss 2011 bereits bei 40 % oder mehr; auf Norwegen und die Schweiz traf dies ebenfalls zu. Dagegen verfügten in der Tschechischen Republik, der Slowakei, Rumänien und Italien weniger als 20 % der Männer dieser Altersgruppe über einen tertiären Bildungsabschluss; auf Kroatien, die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien und die Türkei (wo der Anteil der Frauen mit einem tertiären Bildungsabschluss ebenfalls unter 20 % lag) traf dies ebenfalls zu.

Rund 4,5 Millionen Studierende schlossen 2010 in der EU-27 ihre tertiäre Bildung ab. Eine Untersuchung der Absolventenzahlen nach Fächern zeigt, dass 35,7 % Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften studiert hatten. Dieser Anteil war höher als der entsprechende Anteil (34,0 %) derjenigen, die diese Fächer noch studierten, was vermuten lässt, dass sich in letzter Zeit weniger Studierende für diese Fachgebiete eingeschrieben haben oder dass die Zahl der Studienabbrecher höher ist als in anderen Fachbereichen. Ähnlich war die Situation im Bereich Gesundheit und soziale Dienste, deren Anteil von 13,6 % der Absolventen auf 15,1 % stieg, sowie in dem zahlenmäßig kleineren Bereich Dienstleistungen. Genau umgekehrt verhielt es sich im Fall der übrigen in den Abbildungen 1 und 4 dargestellten Fächer, was insbesondere für die Gebiete Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen galt.

Die Zahl der Absolventinnen in der EU-27 überstieg die Zahl der Absolventen im Verhältnis von etwa drei zu zwei. In den Fachgebieten Gesundheit und soziale Dienste betrug dieses Verhältnis drei zu eins (siehe Abbildung 4). In den agrar- und veterinärwissenschaftlichen Fächern lag die Zahl der Absolventen leicht über der der Absolventinnen; in den Fächern Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik war dieser Abstand bereits ausgeprägter und in Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen betrug das Verhältnis Absolventen zu Absolventinnen nahezu drei zu eins.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die Normen für die internationale Bildungsstatistik werden von drei internationalen Organisationen festgelegt:

Wichtigste Datenquelle ist der gemeinsame Fragebogen von UNESCO, OECD und Eurostat (UOE Fragebogen) zu den Bildungssystemen, der den wesentlichen Komponenten der Eurostat-Datenbank für die Bildungsstatistik zugrunde liegt.

Für die Definition der Bildungsebenen wird die Internationale Standardklassifikation für das Bildungswesen (ISCED) herangezogen. Die tertiäre Bildung umfasst sowohl weitgehend theoretisch orientierte Bildungsgänge, die den Zugang zu höheren forschungsorientierten Bildungsgängen oder zu Berufen mit hohen Qualifikationsanforderungen eröffnen, als auch Bildungsgänge auf derselben Qualifikationsebene, die jedoch stärker berufsorientiert sind und auf den direkten Eintritt in den Arbeitsmarkt vorbereiten.

Die ISCED 97 umfasst 25 Fächer auf Zweisteller-Ebene, die auf Dreisteller-Ebene weiter aufgegliedert werden können. Auf der höchsten Ebene, der Einsteller-Ebene, werden die folgenden neun großen Fächer unterschieden: Allgemeine Bildungsgänge; Bildung; Geisteswissenschaften und Kunst; Sozialwissenschaften, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften; Naturwissenschaften; Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen; Landwirtschaft; Gesundheit und soziale Dienste; Dienstleistungen.

2007 wurde mit der Überarbeitung der ISCED (auf Englisch) begonnen, und im November 2011 wurde die überarbeitete Fassung von der Bildungskommission der 36. UNESCO-Generalkonferenz verabschiedet. DieISCED 2011 (auf Englisch) wird in Zukunft die Grundlage für international vergleichbare Bildungsstatistiken sein. Neben anderen Änderungen wird in der überarbeiteten ISCED die Hochschulbildung in vier Bereiche unterteilt, während in der derzeitigen Fassung zwei Kategorien vorgesehen sind. Damit sollte vor allem der Struktur von Bachelor-, Master- und Doktoratsstudien besser Rechnung getragen werden. Die ersten Ergebnisse auf der Grundlage der ISCED 2011 sollen 2015 veröffentlicht werden.

Kontext

Mit dem Bologna-Prozess wurde eine Reihe von Reformen in Gang gesetzt, durch die die europäische Hochschulbildung kompatibler, besser vergleichbar, wettbewerbsfähiger und für die Studierenden attraktiver gemacht werden soll. Dieser Prozess bildet eine von mehreren Initiativen im Bereich der Hochschulbildung. Die Agenda zur Modernisierung der Hochschulen wird durch die Umsetzung des 7. EU-Rahmenprogramms für Forschung und des Rahmenprogramms für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation unterstützt. Darüber hinaus wurde von der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten ein Europäischer Qualifikationsrahmen (EQR) für lebenslanges Lernen eingeführt, um die Synergien aus dem Bologna-Prozess und dem Kopenhagen-Prozess (zur Förderung einer verstärkten europäischen Zusammenarbeit bei der beruflichen Bildung) zu nutzen.

Im März 2008 wurde das Europäische Institut für Innovation und Technologie (auf Englisch) eingerichtet. Es soll Hochschulen, Forschung und Innovation in „Wissens- und Innovationsgemeinschaften“ zusammenführen und dazu beitragen, die Innovationsfähigkeit Europas zu verbessern.

Die Leitlinien für beschäftigungspolitische Maßnahmen der Mitgliedstaaten wurden zuletzt im Rahmen der Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum überarbeitet. Leitlinie 9 betrifft die Steigerung der Leistungsfähigkeit der allgemeinen und beruflichen Bildungssysteme auf allen Ebenen und die Verbesserung des Zugangs zur Hochschulbildung.

Das Programm Erasmus zählt zu den bekanntesten europäischen Programmen. Rund 4 000 Hochschuleinrichtungen wirken an Erasmus mit, und seit dem Start im Jahr 1987 haben bereits rund 2,3 Millionen Studierende an Austauschprogrammen teilgenommen. 2007 wurde Erasmus Teil des Programms für lebenslanges Lernen der EU. Dabei wurde das Programm ausgeweitet und deckt nun auch Unternehmenspraktika für Studierende, Fortbildungsmaßnahmen für Hochschulmitarbeiter sowie die Lehrtätigkeit von Personen aus der Privatwirtschaft ab. In den kommenden Jahren sollen die Mobilitätsmaßnahmen des Programms weiter ausgedehnt werden.

Zu den jüngsten politischen Initiativen in diesem Bereich gehören Bestrebungen, Verbindungen zwischen Universitäten und Unternehmen aufzubauen. Im April 2009 nahm die Europäische Kommssion die Mitteilung „Eine neue Partnerschaft zur Modernisierung der Hochschulen: EU-Forum für den Dialog zwischen Hochschule und Wirtschaft” (KOM(2009) 158 endg.) an. Diese Mitteilung enthielt Vorschläge zur Einrichtung eines Forums Hochschulen/Wirtschaft als europäische Dialog-Plattform, zur Ermöglichung und Förderung des Austauschs bewährter Verfahren, zur Erörterung gemeinsamer Probleme und zur Zusammenarbeit bei der Suche nach möglichen Lösungen.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Bildung (t_educ)
Bildungsindikatoren (ohne Finanzindikatoren) (t_educ_indic)
Schüler und Studenten (tps00051)
Studenten (tps00062)
Frauenanteil bei den Studierenden im Tertiärbereich (tps00063)
Mobilität von Studenten in Europa (tps00064)
Tertiärabschlüsse in naturwissenschaftlichen und technologischen Fachrichtungen nach Geschlecht (tps00188)

Datenbank

Bildung (educ)
Bildungsindikatoren (ohne Finanzindikatoren) (educ_indic)
Studenten- und Schülerbeteiligung/-bestand (ISCED 0-4) (educ_ipart)
Beteiligung am Tertiärbereich (educ_itertp)
Studenten- und Schülerbeteiligung/–bestand nach Geschlecht (educ_ipart_s)
Der Bologna-Prozess in der Hochschulbildung (educ_bo)
Erweiterter Hochschulzugang (educ_bo_acc)
Rahmenbedingungen des Studiums (educ_bo_fin)
Effektive Ergebnisse und Beschäftigungsfähigkeit (educ_bo_out)
Internationale Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen (educ_bo_mob)

Methodik / Metadaten

Quelldaten für Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks

Siehe auch