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Archive:Umweltstatistiken – Einführung

Letzte Textaktualisierung: Juni 2015. Aktualisierung des Artikels geplant: Januar 2017. Die englische Version ist aktueller.

Eurostat stellt in enger Partnerschaft mit der Europäischen Umweltagentur (EUA) Statistiken, Gesamtrechnungen und Indikatoren zur Umwelt bereit, um die Entwicklung, Umsetzung, Überwachung und Beurteilung der Umweltpolitik der Europäischen Union (EU) zu unterstützen. Eurostat erstellt Statistiken und Gesamtrechnungen zu Umweltbelastungen, Auswirkungen auf den Zustand und die Veränderung der Umweltqualität und zu den Maßnahmen zur Vermeidung oder Verringerung von Auswirkungen auf die Umwelt. Umweltökonomische Gesamtrechnungen beschreiben die Beziehungen der Umwelt zur Wirtschaft, einschließlich der Auswirkungen der Wirtschaft auf die Umwelt und des Beitrags der Umwelt zur Wirtschaft.

Europäische umweltökonomische Gesamtrechnungen

Umweltökonomische Gesamtrechnungen analysieren die Verknüpfungen zwischen Umwelt und Wirtschaft, indem die Umweltinformationen so zusammengestellt werden, dass sie mit den Buchführungsgrundsätzen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen übereinstimmen. Umweltökonomische Gesamtrechnungen können beispielsweise verwendet werden, um zu ermitteln, welche Tätigkeiten die Umwelt am meisten schädigen oder die meisten natürlichen Ressourcen verbrauchen, welche Rolle Regierung und private Haushalte spielen, wie hoch die Kosten für den Umweltschutz sind und wer sie trägt, wie groß der Anteil der ökologischen Wirtschaft an der Gesamtwirtschaft ist und in welchem Umfang natürliche Ressourcen und Energie erzeugt und verbraucht werden.

Die Methodik zur Umweltgesamtrechnung beruht auf dem System der integrierten umweltökonomischen Gesamtrechnungen (SEEA 2012), das von den Vereinten Nationen, der Europäischen Kommission, dem Internationalen Währungsfond, der OECD und der Weltbank veröffentlicht wurde.

Die Rechtsgrundlage für europäische umweltökonomische Gesamtrechnungen bildet die Verordnung Nr. 691/2011, die bisher sechs Module beinhaltet. Dazu zählen je ein Modul für Luftemissionsrechnungen, umweltbezogene Steuern, Materialflussrechnungen, Energierechnungen, Umweltschutzausgaben und Umweltgüter- und dienstleistungen.

Dieser Rechtsakt stärkt die Kohärenz und verbessert die Verfügbarkeit von Umweltrechnungen in der gesamten EU, indem er einen Rechtsrahmen für die Erstellung dieser Rechnungen vorgibt; dies umfasst auch Methodik, gemeinsame Standards, Begriffsbestimmungen, Klassifikationen und Buchungsregeln.

Strategie für nachhaltige Entwicklung

Auch im Vertrag von Lissabon ist die nachhaltige Entwicklung eines der grundlegenden Ziele der EU. Die Strategie für nachhaltige Entwicklung (auf Englisch) beschäftigt sich auf integrierte Weise mit wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Fragen, bietet eine langfristige Zukunftsperspektive und bildet einen übergreifenden politischen Rahmen für alle politischen Maßnahmen und Strategien der EU.

Mehrere Umweltindikatoren wurden als Indikatoren für nachhaltige Entwicklung (siehe Artikel über Statistiken für die europäische Politik und vorrangige Initiativen) ausgewählt, mit denen die Fortschritte im Hinblick auf die Ziele der Strategie für nachhaltige Entwicklung bewertet werden können. Zu den von Eurostat verwalteten ökologischen Leitindikatoren zählen Ressourcenproduktivität (als Indikator für nachhaltigen Verbrauch und nachhaltige Produktion) und die Treibhausgasemissionen nach Wirtschaftszweit (als Indikator für den Klimawandel). Mehrere ökologische Indikatoren werden zur Überwachung der Fortschritte bei der effizienten Nutzung natürlicher Ressourcen, ökologischer Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und der Auswirkungen von Verkehr und Energieverbrauch auf den Klimawandel herangezogen.

Das siebte EU-Umweltaktionsprogramm (7. UAP)

Umweltaktionsprogramme lenken die Entwicklung der EU-Umweltpolitik seit den frühen 1970er Jahren. Das aktuelle Programm EU environment action programme (auf Englisch), das 7. UAP, wurde durch den Beschluss Nr. 1386/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom November 2013 mit dem Titel 'Gut leben innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen unseres Planeten’ erlassen. An diesem Programm ist die EU-Umweltpolitik bis 2020 ausgerichtet. Das Programm baut auf eine Reihe aktueller strategischer Initiativen, wie dem Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa, der Strategie zum Schutz der Biodiversität und dem Fahrplan für den Übergang zu einer wettbewerbsfähigen CO2-armen Wirtschaft . Im Mittelpunkt des Programms stehen neun vorrangige Ziele, die in drei Gruppen unterteilt sind.

Wichtigste Ziele:

  • Schutz, Erhaltung und Verbesserung des Naturkapitals der EU
  • Übergang der EU zu einem ressourceneffizienten, umweltschonenden und wettbewerbsfähigen CO2-armen Wirtschaftssystem
  • Schutz der Unionsbürger vor umweltbedingten Belastungen, Gesundheitsrisiken und Risiken für die Lebensqualität

Erreichung der Ziele durch:

  • Bessere Umsetzung der Vorschriften
  • Bessere Information durch Verbesserung der Wissensgrundlage
  • Quantitative und qualitative Verbesserung der Investitionen für Umwelt- und Klimapolitik
  • Umfassende Einbeziehung von Umweltbelangen und ökologischen Erwägungen in andere Politikbereiche

Horizontale (bereichsübergreifende) Ziele:

  • Nachhaltigere Gestaltung europäischer Städte
  • Eine effizientere Bewältigung internationaler Herausforderungen in den Bereichen Umwelt und Klima

Die EU und ihre Mitgliedstaaten teilen sich die Verantwortung für die Erreichung der Programmziele. Zu den praktischen Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, gehören die schrittweise Abschaffung umweltschädlich wirkender Subventionen, die Verlagerung der Steuerlast von der Arbeit zur Umweltverschmutzung, die Festlegung von partnerschaftlichen Durchführungsvereinbarungen zwischen den Mitgliedstaaten und der Europäischen Kommission über die Umsetzung von Umweltgesetzen und die Entwicklung eines Systems für die Verfolgung der Umweltschutzausgaben im EU-Haushalt und die Berichterstattung hierüber.

Wie beim Vorläuferprogramm werden die Statistiken, Gesamtrechnungen und Indikatoren Eurostats zur Umsetzung des 7. UAP beitragen und für die Erreichung der Ziele besonders wichtig sein.

Europa 2020 – Europas Wachstumsstrategie

Auf der Tagung des Europäischen Rats am 26. März 2010 legten die Staats- und Regierungschefs der EU ihre Pläne für die Strategie Europa 2020 für ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum vor. In der Strategie sind drei Ziele formuliert, die speziell die Umwelt und den Klimawandel betreffen: Verringerung der Treibhausgasemissionen um 20 % gegenüber 1990; Gewinnung von 20 % der Energie aus erneuerbaren Quellen bis 2020 und ein Anstieg der Energieeffizienz um 20 % bis 2020. Als Teil der Priorität für nachhaltiges Wachstum wurde unter anderem die Leitinitiative Ressourcenschonendes Europa (auf Englisch) formuliert.

Ressourceneffizienz bedeutet, dass man begrenzte Ressourcen – Metalle, andere Mineralien, Brennstoffe, Wasser, Land, Holz, fruchtbare Böden, saubere Luft und biologische Vielfalt – nachhaltiger nutzt. Mit dieser Leitinitiative sollen die Abkopplung des Wirtschaftswachstums von der Ressourcennutzung gefördert, die Umstellung auf eine emissionsarme Wirtschaft unterstützt, die biologische Vielfalt geschützt, die Nutzung erneuerbarer Energiequellen ausgebaut, der Verkehrssektor modernisiert und die Energiewirksamkeit gefördert werden.

Ressourceneffizienz kann zur Förderung der technologischen Innovation beitragen, die Beschäftigung in dem entstehenden Sektor Umweltgüter- und dienstleistungen fördern, neue Exportmärkte erschließen und den Verbrauchern durch nachhaltigere Produkte zugutekommen.

Die Umweltstatistiken und -gesamtrechnungen Eurostats werden die Strategie Europa 2020 begleiten und zur Überwachung ihrer Erfolge anhand eines Satzes von Statistiken und Indikatoren beitragen, insbesondere für die Bereiche der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und der Ressourceneffizienz.

Initiativen für Wasser, Abfall, gefährliche Stoffe und Ressourcen

Die Mitteilung der Kommission ‘Ein Blueprint für den Schutz der europäischen Wasserressourcen’ wurde von den EU Mitgliedsstaaten im Dezember 2012 angenommen. In diesem Blueprint soll eine Bestandsaufnahme der dank der Wasserrahmenrichtlinie erzielten Fortschritte mit einer Analyse des in den nächsten Jahren bestehenden politischen Bedarfs im Bereich Wasser verknüpft werden.

Anhand der Statistiken zu Wassermengen von Eurostat kann zusammen mit den Daten über die Wasserqualität, die der Europäischen Umweltagentur gemeldet werden, der Erfolg dieser Initiative gemessen werden.

Das Konzept der EU für die Abfallbewirtschaftung beruht auf der 'waste hierarchy' (auf Englisch), in der für die Gestaltung der Abfallpolitik und der Abfallbewirtschaftung auf operativer Ebene die Reihenfolge der Prioritäten wie folgt festlegt wird: Abfallvermeidung, (Vorbereitung zur) Wiederverwendung, Recycling, Verwertung und als die am wenigsten bevorzugte Option Entsorgung, wozu auch Deponierung und Verbrennung ohne energetische Verwertung zählen). Die in den europäischen Rechtsvorschriften festgelegten Ziele und Vorgaben tragen wesentlich zu einer besseren Abfallbewirtschaftung bei, fördern Innovationen in dem Bereich Recycling, schränken die Verwendung von Deponierung ein und schaffen Anreize zur Änderung des Verbraucherverhaltens. Die Verwendung von Abfall als Ressource ist ein wichtiger Aspekt auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft.

Eurostat erstellt grundlegende Statistiken und Indikatoren zur Abfallpolitik der EU. Seit Inkrafttreten der Verordnung Nr. 849/2010 im Jahr 2010 hat die Verwendbarkeit und politische Relevanz von Abfallstatistiken zugenommen. Das Umweltdatenzentrum für den Bereich Abfälle von Eurostat ist die Hauptquelle für Daten und Hintergrundinformationen zur Abfallerzeugung und -bewirtschaftung in der EU. Dort sind Statistiken über die wichtigsten Abfallströme, aufgeschlüsselt nach Abfallkategorien, Wirtschaftszweig und Behandlungsart, z. B. Recycling und Entsorgung, verfügbar.

Seit Juni 2007 beruht Europas Chemikalienpolitik auf der REACH-Verordnung Nr. 1907/2006. REACH steht für die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe. Eurostat veröffentlicht außerdem jährlich zwei Indikatoren für das Chemikalienmanagement: die Produktion von toxischen und umweltschädlichen Chemikalien.

Eurostat unterhält das Umweltdatenzentrum für natürliche Ressourcen (auf Englisch), das den Schwerpunkt auf Statistiken, Gesamtrechnungen, Indikatoren und Informationen über Ressourceneffizienz und natürliche Ressourcen legt.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Haupttabellen

  • Umwelt, siehe: 'Haupttabellen' innerhalb jedes Themenbereichs

Datenbank

  • Umwelt, siehe: 'Datenbank' innerhalb jedes Themenbereichs

Spezieller Bereich

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Weblinks