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Archive:Statistiken über gesunde Lebensjahre

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Daten von Juli 2011. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank

Der Indikator „gesunde Lebensjahre“, der die Anzahl Jahre angibt, die einer Person voraussichtlich ohne Beeinträchtigungen durch Krankheiten oder Behinderungen verbleiben, ist eine wichtige Messgröße für die relative Gesundheit der Bevölkerung der Europäischen Union (EU). Eurostat berechnet diesen Indikator zu zwei Zeitpunkten, nämlich bei der Geburt und im Alter von 65 Jahren; der Indikator wird für Männer und Frauen gesondert dargestellt.

Ob wir die zusätzlichen Lebensjahre, die wir durch die gestiegene Lebenserwartung erwarten können, bei guter Gesundheit erleben, ist eine entscheidende Frage. Da sich diese Frage durch den Indikator „Lebenserwartung bei der Geburt“ nicht vollständig beantworten lässt, wurden Indikatoren für die Gesundheitserwartung eingeführt, so zum Beispiel der Indikator für gesunde Lebensjahre (auch behinderungsfreie Lebenserwartung genannt). Bei diesen Indikatoren liegt der Schwerpunkt auf der Lebensqualität im Sinne einer guten Gesundheit und nicht auf der Lebensdauer, die anhand der Lebenserwartung gemessen wird. Der Indikator für gesunde Lebensjahre wird auf der Grundlage einer Frage zur Selbsteinschätzung berechnet, mit der gemessen wird, in welchem Maße die Befragten (zumindest während der letzten sechs Monate) wegen gesundheitlicher Probleme bei alltäglichen Verrichtungen eingeschränkt waren.

Abbildung 1a: Gesunde Lebensjahre bei der Geburt, Frauen, 2007-2009
(in Jahren) – Quelle: Eurostat (hlth_hlye)
Abbildung 1b: Gesunde Lebensjahre bei der Geburt, Männer, 2007-2009
(in Jahren) – Quelle: Eurostat (hlth_hlye)
Abbildung 2a: Gesunde Lebensjahre bei der Geburt, Frauen, 2007-2009
(in Jahren) - Quelle: Eurostat (hlth_hlye)
Abbildung 2b: Gesunde Lebensjahre bei Männern im Alter von 65 Jahren, 2007-2009
(in Jahren) – Quelle: Eurostat (hlth_hlye)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Im Jahr 2009 lag die Zahl der gesunden Lebensjahre bei der Geburt bei 60,9 Jahren für Männer und bei 61,6 Jahren für Frauen in der EU-27; diese Werte entsprachen für Männer 79,4 % und für Frauen 74,5 % der gesamten Lebenserwartung bei der Geburt. Männer im Alter von 65 Jahren durften davon ausgehen, noch 8,2 gesunde Lebensjahre vor sich zu haben, Frauen 8,3 Jahre. Diesen Zahlen kann die weitere Lebenserwartung derjenigen gegenüberstellt werden, die ihren 65. Geburtstag erleben; sie beträgt für Männer noch fast 17 Jahre und für Frauen 20 Jahre.

Frauen hatten 2009 gegenüber Männern in der EU-27 eine um durchschnittlich sechs Jahre höhere Lebenserwartung. Allerdings ist davon auszugehen, dass Frauen in den Jahren, die sie länger leben als Männer, mit Aktivitätseinschränkungen rechnen müssen. Tatsächlich war der geschlechtsspezifische Unterschied beim Indikator für gesunde Lebensjahre mit rund einem Jahr Differenz zugunsten der Frauen deutlich geringer als bei der Lebenserwartung insgesamt. Im Durchschnitt verbringen Männer daher zumeist einen größeren Teil ihres gegenüber Frauen kürzeren Lebens frei von Aktivitätseinschränkungen.

Betrachtet man alle EU-Mitgliedstaaten, so lag 2009 die Lebenserwartung bei der Geburt zwischen 67,5 Jahren und 79,8 Jahren (Differenz: 12,3 Jahre) bei den Männern und zwischen 77,4 Jahren und 85,0 Jahren (Differenz: 7,6 Jahre) bei den Frauen. Die entsprechenden Werte für den Indikator „gesunde Lebensjahre“ reichten von 52,1 Jahre bis 70,5 Jahre (Differenz: 18,4 Jahre) bei den Männern und von 52,3 Jahre bis 70,6 Jahre (Differenz: 18,3 Jahre) bei den Frauen. Die Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten betreffen somit eher die Lebensqualität (sprich: Gesundheit) als die reine Dauer der Lebenserwartung. In sechs Mitgliedstaaten (Dänemark, Spanien, Italien, Niederlande, Portugal und Schweden) durften die Männer (bei der Geburt) eine größere Zahl behinderungsfreier Lebensjahre erwarten als die Frauen. In Bulgarien, Estland, Litauen und Polen betrug die Differenz bei den gesunden Lebensjahren (gemessen bei der Geburt) rund vier Jahre zugunsten der Frauen.

Bei der Lebenserwartung gab es zwischen 2008 und 2009 keine größeren Veränderungen. Allerdings sank in diesem Zeitraum die Zahl der gesunden Lebensjahre für Männer in neun Mitgliedstaaten und für Frauen in elf Mitgliedstaaten.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Der Indikator für gesunde Lebensjahre wird anhand von Statistiken über die Sterblichkeit und von Daten über selbst wahrgenommene Beeinträchtigungen berechnet. Die Daten über die Sterblichkeit stammen aus der Bevölkerungsdatenbank von Eurostat, die Daten zu selbst wahrgenommenen Beeinträchtigungen aus einem europäischen Mindestmodul zur Gesundheit (MEHM), das in die Erhebung der EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) integriert ist. Die im Rahmen der EU-SILC gestellte Frage lautete: In welchem Maße waren Sie zumindest während der letzten sechs Monate wegen eines gesundheitlichen Problems bei alltäglichen Verrichtungen eingeschränkt? Waren Sie nach eigener Einschätzung

  • stark eingeschränkt?
  • eingeschränkt?
  • nicht eingeschränkt?

Kontext

Die Lebenserwartung bei der Geburt ist nach wie vor einer der am häufigsten angeführten Indikatoren für die Gesundheitssituation und die wirtschaftliche Entwicklung. Im letzten Jahrhundert ist die Lebenserwartung bei der Geburt dank einer Reihe wichtiger Faktoren rasant gestiegen. Zu diesen Faktoren zählen der Rückgang der Säuglingssterblichkeit, der Anstieg des Lebensstandards, eine gesündere Lebensweise und bessere Bildung sowie Fortschritte im Gesundheitswesen und in der Medizin. Den meisten Menschen ist zwar bewusst, dass nachfolgende Generationen länger leben, über den Gesundheitszustand der alternden Bevölkerung der EU ist jedoch weit weniger bekannt.

Es ist schwierig, den Gesundheitszustand einer Bevölkerung zu messen, weil er sich für Einzelpersonen, Personengruppen, Kulturen oder auch über bestimmte Zeiträume hinweg nur schwer bestimmen lässt. Daher wird zur Bestimmung der Gesundheitssituation eines Landes häufig die Lebenserwartung als demografische Größe verwendet, beruht sie doch auf einem einfachen und leicht zu verstehenden Merkmal – dem Tod.

Mit den Indikatoren für gesunde Lebensjahre wird das Konzept der Lebensqualität eingeführt. Mit ihnen wird die Zahl der Jahre gemessen, die einer Person voraussichtlich ohne Beeinträchtigungen durch Krankheiten oder Behinderungen verbleiben. Chronische Erkrankungen, Gebrechlichkeit, psychische Störungen und körperliche Behinderungen sind im höheren Alter stärker verbreitet und können die Lebensqualität der Betroffenen verringern. Gleichzeitig können sich die dadurch entstehenden Belastungen auf das Gesundheitswesen und das Rentensystem auswirken.

Mit den Indikatoren für gesunde Lebensjahre wird Gesundheit auch als Produktions- oder Wirtschaftsfaktor beobachtet. Eines der Hauptziele der EU-Gesundheitspolitik besteht darin, einen Zuwachs an gesunden Lebensjahren zu erreichen, denn damit würde sich nicht nur die Lage des Einzelnen verbessern (Gesundheit und ein langes Leben sind schließlich grundlegende Ziele menschlichen Handelns), sondern auch die öffentlichen Gesundheitsausgaben würden zurückgehen. Nehmen die gesunden Lebensjahre schneller zu als die Lebenserwartung, dann leben die Menschen nicht nur länger, sondern sie leben auch länger ohne gesundheitliche Probleme. Dennoch werden Gesundheitseinbußen erhebliche Folgen nach sich ziehen, zu denen eine veränderte Struktur bei der Verteilung der Mittel im Gesundheitssystem sowie weitreichende Auswirkungen auf Konsum und Produktion innerhalb der Volkswirtschaft gehören.

Weitere Informationen von Eurostat

Haupttabellen

Öffentliche Gesundheit
Haupttabellen
Öffentliche Gesundheit (t_hlth)
Gesunde Lebensjahre bei der Geburt nach Geschlecht (tsien180)

Datenbank

Öffentliche Gesundheit
Database
Public health (hlth)
Structural indicators on health (hlth_hlye)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks

Siehe auch