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Landwirtschaftliche Erzeugung, Preisindizes und Einkommen

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Dieser Artikel vermittelt einen Überblick über die jüngsten Veränderungen der landwirtschaftlichen Erzeugung, der Bruttowertschöpfungund der Preise in der Europäischen Union (EU) und über ihre Auswirkungen auf das Einkommen aus landwirtschaftlicher Tätigkeit. Die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (LGR) liefert Informationen, die zur Analyse der landwirtschaftlichen Tätigkeit und der hieraus erzielten Einkommen herangezogen werden können.

Eines der Hauptziele der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) besteht darin, Landwirten eine angemessene Lebenshaltung zu ermöglichen. Es gibt hierfür zwar keine explizite Definition in der GAP, doch können anhand einer Reihe von Indikatoren, zu denen auch die Entwicklung der Einkommen aus landwirtschaftlicher Tätigkeit zählt, die Fortschritte bei der Erreichung dieses Zieles ermittelt werden.

Tabelle 1: Landwirtschaftliche Erzeugung und Bruttowertschöpfung zu Erzeugerpreisen, 2005-2010
(in Mio. EUR) – Quelle: Eurostat (aact_eaa01)
Abbildung 1: Landwirtschaftliche Erzeugung und Bruttowertschöpfung zu Erzeugerpreisen, EU-27, 2000-2010
(2005=100) – Quelle: Eurostat (aact_eaa01)
Abbildung 2: Änderung der deflationierten Preisindizes der landwirtschaftlichen Betriebsmittel und der landwirtschaftlichen Erzeugung, 2005-2010
(durchschnittliche jährliche Änderungsrate, in %) – Quelle: Eurostat (apri_pi05_ina) und (apri_pi05_outa)
Tabelle 2: Preisindizes der landwirtschaftlichen Erzeugung
(nominal), EU-27, 2006-2010
>(2005=100) – Quelle: Eurostat (apri_pi05_outa)
Tabelle 3: Index des Einkommens aus landwirtschaftlicher Tätigkeit
(Indikator A), 2000-2010
(2005=100) – Quelle: Eurostat (aact_eaa06)


Wichtigste statistische Ergebnisse

Die Bruttowertschöpfung der Landwirtschaft zu Erzeugerpreisen belief sich 2010 in der EU-27 auf 138,721 Mrd. EUR und war damit 13,9 % höher als im Vorjahr (siehe Tabelle 1). Zunahmen des Wertes der pflanzlichen Erzeugung (um 9,7 % auf 185,186 Mrd. EUR im Jahr 2010) und der tierischen Erzeugung (um 5,1 % auf 138,903 Mrd. EUR) wurden zum Teil durch einen leichten Anstieg des Wertes der Vorleistungen von Waren und Dienstleistungen (um 3,2 %) ausgeglichen.

Veränderungen des Werts der landwirtschaftlichen Erzeugung beinhalten eine Volumen- und eine Preiskomponente: Ein wichtiges Element der aktuellen Agrarpolitik ist die Abkehr von der Preisstützung, die vorgenommen wurde, um die Preise genauer auf die Marktkräfte und die Angebots- und Nachfrageveränderungen abstimmen zu können. Von 2005 bis 2010 (siehe Abbildung 2) gab es zwischen den Mitgliedstaaten große Unterschiede bei der Entwicklung der deflationierten Preise der landwirtschaftlichen Erzeugung. Deflationierte Preise zeigen, inwieweit sich die landwirtschaftlichen Preise im Vergleich zu den Verbraucherpreisen verändert haben. In 17 EU-Mitgliedstaaten stiegen die deflationierten Erzeugerpreise an: Die stärksten Zunahmen waren im Vereinigten Königreich (durchschnittliche Zunahme von 5,0 % pro Jahr), Schweden (3,3 % pro Jahr) und Rumänien (2,8 % pro Jahr) zu verzeichnen, während in 10 Mitgliedstaaten Rückgänge festgestellt wurden, die am deutlichsten in der Slowakei (-2,7 % pro Jahr), der Tschechischen Republik (-2,4 % pro Jahr) und in Spanien (-1,9 % pro Jahr) ausfielen.

Die Entwicklung der deflationierten Preise der landwirtschaftlichen Produktionsmittel nahm einen völlig anderen Verlauf, denn die Preise stiegen in 20 der 27 Mitgliedstaaten. Das Vereinigte Königreich (2,9 % pro Jahr) und Portugal (2,6 % pro Jahr) meldeten die höchsten Zuwächse, während am anderen Ende der Skala in der Slowakei und Litauen (beide -1,4 % pro Jahr) die stärksten Rückgänge verzeichnet wurden.

Insgesamt stiegen die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse zwischen 2005 und 2010 in der EU-27 um 16,9 %; die Aufschlüsselung nach den Hauptkomponenten ergibt einen Zuwachs von 22,3 % für die pflanzliche Erzeugung und von 11,4 % für die tierische Erzeugung. Der Gesamtanstieg der Erzeugerpreise verlief in den Jahren 2005 bis 2010 nicht kontinuierlich: Von 2008 bis 2009 kam es zu einem deutlichen Einbruch der Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse um 11,1 %, der zum großen Teil dem Rückgang der Preise für Getreide, Milch, Obst und Olivenöl zugeschrieben werden konnte, der zwischen 14 % und 31 % ausmachte (siehe Tabelle 2).

Die reale Nettowertschöpfung der Landwirtschaft zu Faktorkosten je Arbeitseinheit (gemessen in Jahresarbeitseinheiten), die auch als Indikator A der landwirtschaftlichen Einkommen bezeichnet wird, stieg von 2009 bis 2010 in der EU-27 um 13,0 %. Dabei waren beträchtliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten zu beobachten, die von rasant steigenden Einkommen in Dänemark (56,5 %), Estland (46,2 %), den Niederlanden (38,9 %) und Frankreich (37,7 %) bis hin zu Einkommenseinbußen im Vereinigten Königreich ( 6,4 %), Rumänien (-3,6 %), Griechenland (-3,5 %) und Italien ( 2,8 %) reichten (siehe Tabelle 3).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (LGR) liefert Erkenntnisse über:

  • die wirtschaftliche Lebensfähigkeit der Landwirtschaft;
  • den Beitrag der Landwirtschaft zum Wohlstand eines Mitgliedstaats;
  • die Struktur und Zusammensetzung der landwirtschaftlichen Erzeugung und der Vorleistungen;
  • die Vergütung der Produktionsfaktoren;
  • das Verhältnis zwischen Preisen und Mengen sowohl bei den Vorleistungen als auch bei der Erzeugung.

Die LGR umfasst ein Produktionskonto, ein Einkommensentstehungskonto, ein Unternehmensgewinnkonto und einige Elemente eines Vermögensbildungskontos. Für die Positionen der Produktion melden die Mitgliedstaaten Eurostat Werte zu Herstellungspreisen sowie deren Komponenten (Werte zu Erzeugerpreisen, Gütersubventionen und Gütersteuern). Die Daten für das Produktionskonto und für Bruttoanlageinvestitionen werden sowohl zu jeweiligen Preisen als auch zu Vorjahrespreisen übermittelt.

Die Erzeugung aus landwirtschaftlicher Tätigkeit umfasst die verkaufte Erzeugung (einschließlich Handel mit landwirtschaftlichen Waren und Dienstleistungen zwischen landwirtschaftlichen Einheiten), Vorratsveränderungen, die Erzeugung für die Eigenverwendung (Eigenverbrauch und eigene Bruttoanlageinvestitionen), die Erzeugung für die Weiterverarbeitung durch landwirtschaftliche Erzeuger sowie den innerbetrieblichen Futtermittelverbrauch. Die Erzeugung der Landwirtschaft ist die Summe der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte und der im Rahmen von nicht trennbaren nichtlandwirtschaftlichen Nebentätigkeiten erzeugten Waren und Dienstleistungen. Die Hauptproduktkategorien der landwirtschaftlichen Erzeugung sind die pflanzliche und die tierische Erzeugung.

Die Bruttowertschöpfung ist der Wert der Erzeugung abzüglich des Werts der Vorleistungen und wird zu Erzeugerpreisen ausgewiesen (der Erzeugerpreis beinhaltet keine Subventionen abzüglich Gütersteuern). Die Vorleistungen stellen den Wert aller im Produktionsprozess eingesetzten Waren und Dienstleistungen dar, ohne Anlagevermögen, dessen Nutzung anhand der Abschreibungen gemessen wird. Die Mitgliedstaaten übermitteln Eurostat Angaben zu den Vorleistungen als Werte zu Käuferpreisen (Grundpreisen).

Eurostat erhebt ferner jährliche Agrarpreise (grundsätzlich ohne MwSt), um die Höhe der Agrarpreise zwischen den Mitgliedstaaten zu vergleichen und die Vertriebskanäle zu untersuchen. Vierteljährliche und jährliche Preisindizes für landwirtschaftliche Erzeugnisse und landwirtschaftliche Betriebsmittel werden hingegen hauptsächlich dazu verwendet, Preisentwicklungen und ihre Auswirkungen auf das landwirtschaftliche Einkommen zu untersuchen. Die Agrarpreisindizes werden durch eine basis gewichtete Laspeyres-Berechnung (2005=100) ermittelt und sowohl in nominalen Werten angegeben als auch anhand eines impliziten HVPI- Deflators deflationiert.

Die Indikatoren des landwirtschaftlichen Einkommens werden wie folgt dargestellt:

  • als Index des realen Faktoreinkommens aus landwirtschaftlicher Tätigkeit je Jahresarbeitseinheit (Indikator A);
  • als Index des realen landwirtschaftlichen Nettounternehmensgewinns je nicht entlohnte Jahresarbeitseinheit (Indikator B) sowie
  • als landwirtschaftlicher Nettounternehmensgewinn (Indikator C).

Kontext

In den letzten Jahren, insbesondere 2003 und 2008, wurden im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wichtige Reformen durchgeführt, um die Landwirtschaft stärker auf den Markt hin auszurichten. Die Reform von 2003 brachte eine neue Regelung für Direktzahlungen, die so genannte Betriebsprämienregelung, bei der die Beihilfen nicht mehr an die Erzeugung gebunden sind (Entkopplung). Die Betriebsprämienregelung zielt darauf ab, den Landwirten stabilere Einkommen zu sichern. Die Landwirte können entscheiden, was sie erzeugen. Sie haben die Möglichkeit, ihre Produktion an der Nachfrage auszurichten, und können dabei sicher sein, dass die Beihilfe in jedem Fall in unveränderter Höhe gezahlt wird. 2008 wurden aufbauend auf dem Reformpaket von 2003 weitere Änderungen eingeführt, so dass bis 2012 die Beihilfen für die Landwirtschaft vollständig von der Produktion entkoppelt sein werden.

Die Strategie Europa 2020 eröffnet eine neue Perspektive für die Bewältigung wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer, klimabezogener und technologischer Herausforderungen, so dass bei künftigen Agrarreformen die Ziele im Mittelpunkt stehen dürften, intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum zu fördern sowie die Vielfalt und den Reichtum der Landwirtschaft in den EU-Mitgliedstaaten zu erhalten. Im Rahmen dieses Prozesses hat die Europäische Kommission im Jahr 2010 eine öffentliche Debatte über die Zukunft der GAP angestoßen. Aufgrund der Ergebnisse dieser Debatte und von Beiträgen des Europäischen Rates und des Europäischen Parlaments sah sich die Kommission veranlasst, im November 2010 eine Mitteilung mit dem Titel ‘Die GAP bis 2020: Nahrungsmittel, natürliche Ressourcen und ländliche Gebiete – die künftigen Herausforderungen’ (KOM(2010) 672 endg.) vorzulegen.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (t_aact)
Pflanzliche Erzeugung - Herstellungs und Erzeugerpreisen (tag00054)
Tierische Erzeugung - Herstellungs und Erzeugerpreisen (tag00055)
Erzeugung des landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereichs - Herstellungs und Erzeugerpreisen (tag00102)
Bruttowertschöpfung der Landwirtschaft - Herstellungs und Erzeugerpreisen (tag00056)
Indikator A für das Einkommen aus landwirtschaftlicher Tätigkeit (tag00057)
Agrarpreise und Agrarpreisindizes (t_apri)

Datenbank

Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (aact)
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung (aact_eaa)
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung - Werte zu jeweiligen Preisen (aact_eaa01)
Economic accounts for agriculture - Values at n-1 prices (aact_eaa02)
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung - Werte zu konstanten Preisen bezogen auf 2005 (aact_eaa03)
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung - Werte in Realpreisen (aact_eaa04)
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung - Indizes: Volumen, Preise Werte (aact_eaa05)
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung - Einkommen des Landwirtschaftssektors (Indikatoren A, B, C) (aact_eaa06)
Statistik des landwirtschaftlichen Arbeitseinsatzes (aact_ali)
Landwirtschaftlicher Arbeitseinsatz: Absolute Werte (1 000 jährlichen Arbeitseinheiten) (aact_ali01)
Landwirtschaftlicher Arbeitseinsatz: Index (2005 = 100) (aact_ali02)
Agrarpreise und Agrarpreisindizes (apri)
Verkaufspreise landwirtschaftlicher Produkte (absolute Preise), Landpreise und Pachten (apri_ap)
Preisindex landwirtschaftlicher Produkte (apri_pi)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Weitere Informationen

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weblinks

Siehe auch