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Archive:Energieerzeugung und Energieeinfuhren

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Datenauszug vom Juni 2018.

Aktualisierung des Artikels geplant: Januar 2020.

Die englische Version ist aktueller.

Highlights

Die Primärenergieerzeugung in der EU war im Jahr 2016 um 15 % niedriger als ein Jahrzehnt zuvor.
Russland war im Jahr 2016 der Hauptlieferant von Erdöl, Erdgas und festen Brennstoffen für die EU.
[[File:Development of the production of primary energy_EU-28_2006-2016-DE.xlsx]]

Entwicklung der Primärenergieerzeugung (nach Brennstoffart), EU-28, 2006-2016


Die Abhängigkeit der Europäischen Union (EU) von Einfuhren, insbesondere von Öl und in jüngster Zeit auch von Gas, gibt Anlass zur Besorgnis hinsichtlich der Versorgungssicherheit. In diesem Artikel werden die Primärenergieerzeugung in der EU und die zunehmende Abhängigkeit der EU von Energieeinfuhren aus Drittstaaten untersucht, die notwendig sind, um die Lücke zwischen Erzeugung und Verbrauch auszugleichen. So wurde 2016 mehr als die Hälfte (53,6 %) des Bruttoinlandsverbrauchs an Energie der EU-28 durch Einfuhren gedeckt.

Full article

Die Primärenergieerzeugung sank zwischen 2006 und 2016.

Die Erzeugung von Primärenergie belief sich im Jahr 2016 in der EU-28 auf insgesamt 755 Mio. Tonnen Rohöleinheiten (t RÖE) (siehe Tabelle 1). Das waren 1,6 % weniger als im Jahr zuvor. Damit setzte sich der in den vergangenen Jahren beobachtete Abwärtstrend fort. Eine Ausnahme bildete das Jahr 2010, als die Erzeugung von Primärenergie nach einem relativ starken Rückgang 2009, der mit der Finanz- und Wirtschaftskrise zusammenfiel, wieder anzog. Über einen längeren Zeitraum betrachtet war die Primärenergieerzeugung in der EU-28 im Jahr 2016 um 14,7 % niedriger als ein Jahrzehnt zuvor. Der allgemein rückläufige Trend bei der Primärenergieerzeugung in der EU-28 könnte zumindest teilweise darauf zurückzuführen sein, dass Rohstoffvorkommen knapper werden und/oder die Erzeuger die Gewinnung begrenzter Ressourcen für unwirtschaftlich halten.

Im Jahr 2016 wurde die höchste Primärenergieerzeugung unter den EU-Mitgliedstaaten in Frankreich mit einem Anteil von 17,3 % an der Gesamtmenge der EU-28 erreicht, gefolgt vom Vereinigten Königreich (15,8 %) und Deutschland (15,3 %). Im Vergleich zu einem Jahrzehnt zuvor waren die bedeutendsten Veränderungen die Rückgänge der Anteile des Vereinigten Königreichs und Dänemarks um 5,1 bzw. 1,3 Prozentpunkte und die Erhöhungen der Anteile Frankreichs und Italiens um 2,1 bzw. 1,1 Prozentpunkte; die relativen Anteile der übrigen Mitgliedstaaten variierten lediglich um +/-1,0 Prozentpunkte. Neben dem Vereinigten Königreich und Dänemark verzeichneten im Bezugszeitraum nur die Niederlande, Deutschland, Griechenland, die Tschechische Republik und Litauen einen Rückgang ihrer Anteile.

In absoluten Zahlen verzeichneten 15 der 28 EU-Mitgliedstaaten in den vergangenen 11 Jahren bis zum Jahr 2016 eine Zunahme ihrer Primärenergieerzeugung. Die größte Ausweitung der Erzeugung wurde in Italien (+3,7 Mio. t RÖE) verzeichnet, gefolgt von Spanien (+2,8 Mio. t RÖE), Irland (+2,5 Mio. t RÖE), Österreich (+2,4 Mio. t RÖE) und Schweden (+2,3 Mio. t RÖE). Im Gegensatz dazu sank die Primärenergieerzeugung im Vereinigten Königreich sogar um 66,0 Mio. t RÖE, während Deutschland (-22,8 Mio. t RÖE), die Niederlande (-15,3 Mio. t RÖE), Dänemark (-14,4 Mio. t RÖE) und Polen (-10,4 Mio. t RÖE) ebenfalls Rückgänge von über 10 Mio. t RÖE verzeichneten.

Tabelle 1: Energieerzeugung, 2006 und 2016
(in Mio. Tonnen Rohöleinheiten)
Quelle: Eurostat (nrg_100a)

Im Jahr 2016 verteilte sich die Primärenergieerzeugung in der EU-28 auf verschiedene Energiequellen. Den höchsten Anteil hatte die Kernenergie (28,7 % der Gesamterzeugung). Die Bedeutung der Kernenergie war in Frankreich von besonders großer Bedeutung, da sie fast 80 % der nationalen Primärenergieerzeugung ausmachte, während dieser Anteil in Belgien genau drei Viertel und in der Slowakei über drei Fünftel (62,3 %) betrug. In anderen Ländern lag der Anteil der Kernenergie an der Primärenergie unter der Hälfte der Gesamtmenge und in der Hälfte der EU-Mitgliedstaaten wurde gar keine Kernenergie eingesetzt; die deutsche Bundesregierung hat Pläne zur Schließung aller ihrer Kernreaktoren bis zum Jahr 2022 angekündigt.

Im Jahr 2016 wurde mehr als ein Viertel (27,9 %) der gesamten Primärenergie in der EU-28 aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen, während der Anteil fester Brennstoffe (17,5 %, hauptsächlich Kohle) knapp ein Fünftel betrug und der Anteil von Erdgas etwas geringer war (14,2 %). Daneben hatte nur noch Rohöl mit 9,8 % einen größeren Anteil an der Primärerzeugung (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Primärenergieerzeugung, EU-28, 2016
(in % der Gesamtmenge, basierend auf Tonnen Rohöleinheiten)
Quelle: Eurostat (nrg_100a) und (nrg_107a)

Die Primärenergieerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen nahm in der EU-28 schneller zu als die Erzeugung aus allen anderen Energiequellen. Von 2006 bis 2016 verlief diese Entwicklung ziemlich konstant mit einem leichten Rückgang im Jahr 2011 (siehe Abbildung 2). Über diesen Zeitraum von 11 Jahren nahm die Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen um insgesamt 66,5 % zu. Andere Energieträger wurden dadurch teilweise ersetzt. Im Gegensatz dazu gingen die Fördermengen für die anderen Quellen zurück, wobei die größten Rückgänge bei Erdgas (-41,2 %), Rohöl (-39,0 %) und festen Brennstoffen (-30,8 %) und einem geringfügigeren Rückgang von 15,2 % für die Kernenergie zu verzeichnen waren.

Abbildung 2: Entwicklung der Primärenergieerzeugung
(nach Brennstoffart), EU-28, 2006-2016
(2006 = 100, basierend auf Tonnen Rohöleinheiten)
Quelle: Eurostat (nrg_100a)

Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind alle Nettoeinführer von Energie

Aufgrund der rückläufigen Entwicklung der Primärenergieerzeugung aus Steinkohle, Braunkohle, Rohöl, Erdgas und in jüngster Zeit auch Kernenergie ist die EU zur Deckung ihres Bedarfs zunehmend auf Primärenergieeinfuhren angewiesen, wobei sich die Situation nach dem Ende der Finanz- und Wirtschaftskrise stabilisiert hat. Im Jahr 2016 waren die Primärenergieeinfuhren der EU-28 mit fast 904 Mio. t RÖE höher als die Ausfuhren. Die größten Nettoeinführer waren in der Regel die bevölkerungsreichsten Mitgliedstaaten, mit Ausnahme von Polen (das noch auf Inlandsreserven an Kohle zurückgreifen kann). Seit dem Jahr 2006 war Dänemark unter den Mitgliedstaaten der einzige Nettoausführer von Primärenergie, bis seine Energieeinfuhren im Jahr 2013 die Ausfuhren überstiegen. Seitdem gibt es keinen Nettoenergieeinführer mehr unter den Mitgliedstaaten (siehe Tabelle 2). Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl waren Luxemburg, Malta und Belgien 2016 die größten Nettoeinführer.

Tabelle 2: Nettoeinfuhren an Primärenergie, 2006-2016
Quelle: Eurostat (nrg_100a) und (demo_pjan)

Bei der Herkunft der Energieeinfuhren der EU-28 haben in den letzten Jahren einige Veränderungen stattgefunden, wobei Russland seine Position als Hauptlieferant von Rohöl und Erdgas behaupten konnte (obwohl sein Anteil in den letzten Jahren etwas zurückgegangen ist) und zum führenden Lieferanten von festen Brennstoffen aufgestiegen ist (siehe Tabelle 3).

Tabelle 3: Primärenergieeinfuhren nach wichtigsten Herkunftsländern, EU-28, 2006-2016
(in % der Extra-EU-28-Einfuhren)
Quelle: Eurostat (nrg_122a), (nrg_123a) und (nrg_124a)

Im Jahr 2016 stammten etwa 30,2 % der Einfuhren von festen Brennstoffen in die EU-28 aus Russland. 2006 wurde Russland zum Hauptlieferanten von festen Brennstoffen und ließ damit Südafrika hinter sich. Der Anteil Russlands an den Einfuhren fester Brennstoffe aus der EU-28 erreichte im Jahr 2009 einen ersten relativen Höchststand von 30,0 %, bevor er im Jahr 2010 rapide zurückging und sich dann im Jahr 2013 auf 28,8 % erholte, woraufhin sein Anteil in den folgenden zwei Jahren nahezu unverändert blieb und 2016 seinen Höchststand erreichen sollte. Zwischen 2006 und 2016 verdoppelte sich der Anteil der aus Kolumbien stammenden Festbrennstoffeinfuhren in die EU-28 und stieg von 11,7 % auf 23,4 % der Gesamtmenge. Im Gegensatz dazu war Südafrika im Jahr 2006 der zweitwichtigste Lieferant von Festbrennstoffeinfuhren in die EU-28 (23,1 % der Gesamtmenge), dessen Anteil 2016 auf 5,1 % fiel.

Russland war ferner der Hauptlieferant von Rohöl in die EU-28. Sein Anteil lag im Jahr 2006 bei 33,8 % und schwankte zwischen 34,8 % (das war auch dem Höchstwert im Jahr 2011 entspricht) und 29,1 % (der niedrigste Anteil, der im Jahr 2015 verzeichnet wurde). Im Jahr 2016 lag der Anteil bei 31,9 %. Im selben Zeitraum ging der Anteil der Rohöleinfuhren der EU-28 aus Norwegen relativ langsam von 15,4 % im Jahr 2006 auf 12,4 % im Jahr 2016 zurück. Die relativen Anteile der EU-28-Rohöllieferungen aus dem Irak (um den Faktor 2,8), Aserbaidschan (um den Faktor 2,0) und Nigeria (um den Faktor 1,6) stiegen zwischen den Jahren 2006 und 2016 rasant an.

Demgegenüber ist der Anteil Russlands an den Erdgaseinfuhren in die EU-28 zwischen den Jahren 2006 und 2010 von 39,3 % auf 31,9 % zurückgegangen. Diese Entwicklung kehrte sich jedoch um, bis im Jahr 2013 ein Höchstwert von 41,1 % erreicht wurde; danach ging der Anteil leicht auf knapp unter 40,0 % zurück. In den in Tabelle 3 dargestellten 11 Jahren blieb Norwegen der zweitgrößte Lieferant von EU-Erdgaseinfuhren, dessen Anteil von mehr als einem Viertel (25,9 % im Jahr 2006) langsam auf knapp unter einem Viertel (24,8 % im Jahr 2016) fiel. Der Anteil der Erdgaslieferungen der EU-28, die aus Nigeria und Libyen stammten, halbierte sich zwischen den Jahren 2006 und 2016, während der Anteil aus Katar stieg (um den Faktor 3,2).

Die Konzentration eines großen Teils der Einfuhren auf relativ wenige Partnerländer könnte die Sicherheit der Versorgung der EU-28 mit Primärenergie gefährden. Über drei Viertel (77,1 %) der Erdgaseinfuhren in die EU-28 stammten im Jahr 2016 aus Russland, Norwegen und Algerien. Eine ähnliche Analyse zeigt, dass mehr als zwei Drittel (68,2 %) der Festbrennstoffeinfuhren der EU-28 aus Russland, Kolumbien und Australien stammten, während die Rohöleinfuhren etwas weniger auf die Hauptlieferanten konzentriert waren, da Russland, Norwegen und der Irak 52,6 % der Einfuhren der EU-28 ausmachten.

Mehr als die Hälfte des Energiebedarfs der EU-28 wird durch Einfuhren gedeckt

Die Abhängigkeit der EU-28 von Energieeinfuhren ist von etwas mehr als 40 % des Bruttoinlandsverbrauchs im Jahr 1990 auf 53,6 % im Jahr 2016 gestiegen (siehe Abbildung 3). Seit dem Jahr 2004 waren die Nettoenergieeinfuhren der EU-28 höher als die eigene Primärenergieerzeugung; das bedeutet, dass mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsverbrauchs der EU-28 durch Nettoeinfuhren gedeckt wurde und die Abhängigkeitsquote auf über 50,0 % gestiegen ist.

Im Jahr 2016 lag die Energieabhängigkeitsquote auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2006 (53.6 %). In diesem Zeitraum wurden einige wenige Schwankungen festgestellt: Ein relativer Höchststand von 54,5 % wurde im Jahr 2008 verzeichnet, während 52,7 % die niedrigste Abhängigkeitsquote im Jahr 2010 darstellte. Am höchsten war die Energieabhängigkeit im Jahr 2016 bei Rohöl (87,8 %) und Erdgas (70,4 %), während die letzte verfügbare Quote für feste Brennstoffe bei 40,2 % lag.

Abbildung 3: Energieabhängigkeitsquote, EU-28, 2006-2016
(Anteil der Nettoeinfuhren an Bruttoinlandsverbrauch und Bunkerbeständen in %, basierend auf Tonnen Rohöleinheiten)
Quelle: Eurostat (nrg_100a), (nrg_102a) und (nrg_103a)

Zwischen den Jahren 2006 und 2016 stieg die Abhängigkeit der EU von Drittländern bei der Lieferung von Erdgas um 11,1 Prozentpunkte und damit schneller als die Abhängigkeit von Rohöl (+3,9 Prozentpunkte). Die Abhängigkeit von festen Brennstoffen sank im gleichen Zeitraum um 1,4 Prozentpunkte.

Da Dänemark kein Nettoausführer mehr war, wurde die Energieabhängigkeitsquote im Jahr 2013 positiv und blieb auch im Jahr 2016 im positiven Bereich; dies galt auch für alle anderen EU-Mitgliedstaaten (siehe Abbildung 4). Die niedrigsten Energieabhängigkeitsquoten im Jahr 2016 wurden für Estland, Dänemark, Rumänien und Polen verzeichnet. Malta, Zypern und Luxemburg waren (fast) vollständig von Einfuhren abhängig; ihre Energieabhängigkeitsquoten betrugen mehr als 96,0 %.

Eine Analyse der Entwicklungen zwischen 2006 und 2016 zeigt, dass Dänemark, das Vereinigte Königreich, Litauen, die Niederlande und Polen immer stärker von Energieeinfuhren abhängig geworden sind, um ihren Bruttoinlandsverbrauch decken zu können. Diese Entwicklung geht weitgehend mit einem Rückgang der Primärenergieerzeugung (im Zusammenhang mit knapper werdenden Rohstoffen) einher. Auch in Belgien, der Tschechischen Republik, Griechenland, Deutschland und Malta nahm die Abhängigkeit zu, wenn auch weniger ausgeprägt. Alle übrigen EU-Mitgliedstaaten verzeichneten zwischen 2006 und 2016 einen Rückgang ihrer Energieabhängigkeitsquoten, wobei die rasanteste Veränderung in Estland zu verzeichnen war, wo die Quote von 29,2 % auf 6,8 % sank; auch in Irland, Lettland, Portugal und Österreich sanken die Quoten um mehr als 10,0 Prozentpunkte, was auf eine Kombination von Energieeffizienzgewinnen und/oder einen Wechsel im Energiemix zur Förderung der Primärerzeugung aus erneuerbaren Quellen zurückzuführen ist.

Abbildung 4: Energieabhängigkeitsquote (alle Erzeugnisse), 2006 und 2016
(Anteil der Nettoeinfuhren an Bruttoinlandsverbrauch und Bunkerbeständen in %, basierend auf Tonnen Rohöleinheiten)
Quelle: Eurostat (t2020_rd320)

Quelldaten für Tabellen und Abbildungen

Datenquellen

Zur Energiegewinnung eingesetzte Rohstoffe, die direkt aus natürlichen Ressourcen gefördert oder gewonnen werden, werden als Primärenergiequellen bezeichnet, während es sich bei den in Umwandlungsanlagen aus Primärenergiequellen erzeugten Energieprodukten um sogenannte abgeleitete Produkte handelt. Die Primärenergieerzeugung umfasst die inländische Erzeugung aus Primärenergiequellen, d. h. die Gewinnung natürlicher Ressourcen beispielsweise in Kohlebergwerken, auf Rohölfeldern, in Wasserkraftanlagen oder bei der Herstellung von Biokraftstoffen. Sobald der Energieverbrauch die Primärenergieerzeugung übersteigt, muss das Defizit durch die Einfuhr primärer oder abgeleiteter Produkte ausgeglichen werden.

Wärmegewinnung durch Kernspaltung in einem Reaktor gilt als Primärerzeugung von Nuklearwärme, der sogenannten Kernenergie. Ihre Berechnung basiert auf der tatsächlich erzeugten Wärme oder der angegebenen Bruttostromerzeugung und dem thermischen Wirkungsgrad des betreffenden Kernkraftwerks. Die Primärerzeugung von Steinkohle und Braunkohle umfasst die Menge geförderter oder erzeugter Brennstoffe nach Entfernung aller inerten Bestandteile.

Die Umwandlung einer Energieform in eine andere, beispielsweise die Erzeugung von Strom oder Wärme in Wärmekraftwerken oder die Kokserzeugung in Kokereien, gilt nicht als Primärerzeugung.

Zur Ermittlung der Nettoeinfuhren werden die Ausfuhren von den Einfuhren abgezogen. Zu den Einfuhren zählen alle Zugänge zum Hoheitsgebiet eines Landes mit Ausnahme der durchgeleiteten Mengen (insbesondere durch Gasfernleitungen und Erdölpipelines); entsprechend beinhalten die Ausfuhren alle aus dem Hoheitsgebiet eines Landes ausgeführten Mengen.

Kontext

Über die Hälfte der in der EU-28 verbrauchten Energie stammt aus Drittländern mit durchweg steigender Tendenz in den letzten Jahrzehnten (wobei es Hinweise auf eine Stabilisierung der Abhängigkeitsquote in den vergangenen Jahren gibt). Ein Großteil der Energie wird aus Russland eingeführt. Aufgrund der Konflikte zwischen Russland und den Transitländern waren in den vergangenen Jahren jedoch Versorgungsengpässe zu befürchten. Die Ukraine-Krise hat die Bedenken hinsichtlich einer sicheren Energieversorgung durch Russland noch verstärkt. Durch neue Regelungen für die Öl- und Gasmärkte soll sichergestellt werden, dass alle Beteiligten wirksame Maßnahmen zur Vermeidung und zur Abmilderung der Folgen potenzieller Versorgungsunterbrechungen einleiten und dass Mechanismen geschaffen werden, die den EU-Mitgliedstaaten bei möglichen größeren Unterbrechungen der Erdöl- oder Erdgasversorgung eine wirksame Zusammenarbeit ermöglichen. Außerdem wurde ein Koordinierungsmechanismus eingerichtet, damit die Mitgliedstaaten in Notfällen einheitlich und unverzüglich reagieren können.

Im November 2010 wurde die Initiative Energie 2020 – eine Strategie für wettbewerbsfähige, nachhaltige und sichere Energie (KOM(2010) 639 endg.) von der Europäischen Kommission angenommen. Darin werden die energiepolitischen Prioritäten für einen Zehnjahreszeitraum festgelegt und Maßnahmen zur Bewältigung verschiedener Herausforderungen vorgeschlagen. Dazu zählen die Schaffung eines Marktes mit wettbewerbsfähigen Preisen und sicherer Versorgung, der Ausbau der Führungsrolle im Technologiebereich und die erfolgreiche Verhandlung mit internationalen Partnern (beispielsweise zur Pflege guter Beziehungen zu den Energieanbietern außerhalb der EU und den Energietransitländern). Diese Arbeiten finden ihre Fortsetzung in der Energiestrategie 2030 (auf Englisch), die einen politischen Rahmen für die Klima- und Energiepolitik bis zum Jahr 2030 bildet, und der Energiestrategie 2050 (auf Englisch) für eine langfristig angestrebte Reduzierung der Treibhausgasemissionen der EU um 80 bis 95 % bis zum Jahr 2050.

Im Rahmen der (im Oktober 2005 gegründeten) Energiegemeinschaft Energiegemeinschaft (auf Englisch) arbeitet die EU zudem daran, Nachbarländer in ihren Energiebinnenmarkt zu integrieren. Ein breiter Energiemix und die Diversifizierung der Energielieferanten, Transportwege und Transportmechanismen können in erheblichem Maße zur Sicherung der Energieversorgung beitragen. So laufen derzeit mehrere Initiativen für den Bau von Erdgasleitungen zwischen Europa und seinen östlichen und südlichen Nachbarn. Dazu gehören die Nord Stream (Gaspipeline von Russland zur EU durch die Ostsee), die im November 2011 in Betrieb genommen wurde, und die Trans-Adria-Pipeline (die Gas aus dem Kaspischen Meer über die Türkei, Griechenland, Albanien und Italien in die EU bringen soll). Im Aufbau verlässlicher Partnerschaften mit Liefer-, Transit- und Verbraucherländern wird eine Möglichkeit gesehen, die aufgrund der Energieabhängigkeit der EU bestehenden Risiken zu mindern. Im September 2011 nahm die Europäische Kommission die Mitteilung Die EU-Energiepolitik: Entwicklung der Beziehungen zu Partnern außerhalb der EU (KOM(2011) 539 endg.) an.

Als Reaktion auf die anhaltende Besorgnis über die Abhängigkeit der EU von Energieeinfuhren veröffentlichte die Europäische Kommission im Mai 2014 die Strategie für eine sichere Energieversorgung (COM(2014) 330 final). Neben kurzfristigen Maßnahmen bei einer möglichen Unterbrechung russischer Gaslieferungen oder Störungen bei der Einfuhr durch die Ukraine geht es dabei auch um langfristige Herausforderungen im Bereich der Versorgungssicherheit. Vorgesehen sind Maßnahmen in fünf Bereichen, darunter eine Steigerung der Energieerzeugung in der EU und eine Diversifizierung der Lieferländer und Lieferkanäle sowie ein geschlossenes Auftreten gegenüber Nicht-EU-Ländern. Im Jahr 2015 veröffentlichte die Europäische Kommission die Mitteilung zur Rahmenstrategie für eine krisenfeste Energieunion mit einer zukunftsorientierten Klimaschutzstrategie (COM(2015) 80 final). Ein wichtiges Element bei der Sicherstellung der Energieversorgung (insbesondere mit Gas) ist demnach die vollständige Übereinstimmung der Abkommen über den Kauf von Energie aus Drittländern mit dem EU-Recht. Im Februar 2016 legte die Europäische Kommission weitere Vorschläge vor für neue Regelungen zur Gewährleistung einer sicheren Gasversorgung (COM(2016) 52 final) und für Abkommen zwischen Mitgliedstaaten und Drittländern im Energiebereich (COM(2016) 53 final).

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