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Archive:BIP auf regionaler Ebene


Datenauszug vom März 2017. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: November 2018.

Mittels des Statistischen Atlasses von Eurostat können Sie alle Karten interaktiv verwenden (siehe Benutzerhandbuch (auf Englisch).

Abbildung 1: Jährliche effektive Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP), EU-28, 1996–2016
(%)
Quelle: Eurostat (nama_10_gdp)
Abbildung 2: Anteil der Metropolregionen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Kaufkraftstandards (KKS), 2014
(%)
Quelle: Eurostat (met_10r_3gdp)
Karte 1: Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner in Kaufkraftstandards (KKS) im Verhältnis zum EU-28-Durchschnitt, nach NUTS-2-Regionen, 2015
(% des EU-28-Durchschnitts, EU-28 = 100)
Quelle: Eurostat (nama_10r_2gdp) und (nama_10_pc)
Abbildung 3: Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner in Kaufkraftstandards (KKS) im Verhältnis zum EU-28-Durchschnitt, nach NUTS-2-Regionen, 2015
(% des EU-28-Durchschnitts, EU-28 = 100)
Quelle: Eurostat (nama_10r_2gdp) und (nama_10_pc)
Karte 2: Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) je Einwohner in Kaufkraftstandards (KKS) im Verhältnis zum EU-28-Durchschnitt, nach NUTS-2-Regionen, 2007-2015
(Differenz zwischen 2007 und 2015 in Prozentpunkten)
Quelle: Eurostat (nama_10r_2gdp)
Karte 3: Bruttowertschöpfung pro geleisteter Arbeitsstunde in Euro im Verhältnis zum EU-28-Durchschnitt, nach NUTS-2-Regionen, 2014
(% des EU-28-Durchschnitts, EU-28 = 100)
Quelle: Eurostat (nama_10r_3gva), (nama_10_a10), (nama_10r_2emhrw) und (nama_10_a10_e)
Karte 4: Anteil von und Gesamtveränderung des Anteils von Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei (NACE Abschnitt A) an der Gesamtbruttowertschöpfung, nach NUTS-2-Regionen, 2004–2014
Quelle: Eurostat (nama_10r_3gva) und (nama_10_a10)
Karte 5: Anteil von und Gesamtveränderung des Anteils von Industrie und Baugewerbe (NACE Abschnitte B-F) an der Gesamtbruttowertschöpfung, nach NUTS-2-Regionen, 2004–2014
Quelle: Eurostat (nama_10r_3gva) und (nama_10_a10)
Karte 6: Anteil von und Gesamtveränderung des Anteils von Dienstleistungen (NACE Abschnitte G-U) an der Gesamtbruttowertschöpfung, nach NUTS-2-Regionen, 2004–2014
Quelle: Eurostat (nama_10r_3gva) und (nama_10_a10)

Dieser Artikel ist Bestandteil der zentralen Veröffentlichung von Eurostat, dem Eurostat Jahrbuch der Regionen. Darin werden anhand regionaler Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen die wirtschaftlichen Entwicklungen in der Europäischen Union (EU) analysiert. Der erste Abschnitt basiert auf dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), dem wichtigsten Aggregat zur Messung der Wirtschaftsleistung einer Volkswirtschaft. Der zweite Abschnitt enthält eine Kurzanalyse der Arbeitsproduktivität (in diesem Kontext definiert als Bruttowertschöpfung pro geleisteter Arbeitsstunde). Der Artikel schließt mit einer regionalen Analyse der strukturellen Unterschiede bei den regionalen Volkswirtschaften in Bezug auf die verschiedenen Wirtschaftstätigkeiten gemäß der NACE Klassifikation.

Wichtigste statistische Ergebnisse

  • Das Pro-Kopf-BIP fiel in den Hauptstadtregionen höher aus, oft deutlich höher als in den übrigen Regionen; auch in anderen Metropolregionen lag das Pro-Kopf-BIP allgemein über dem Durchschnitt.
  • Viele Regionen im Osten der EU waren weniger stark von den mittel- und langfristigen Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen und erlebten eine rasche Verbesserung ihres relativen Lebensstandards; dies traf insbesondere für Regionen in Polen, Rumänien und der Slowakei zu. Allerdings sind die Folgen der Krise noch in vielen südlichen Regionen der EU spürbar.
  • Durch die Krise verstärkten sich wirtschaftliche Ungleichheiten in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten: Während es in einigen Regionen zu einem raschen Aufschwung kam, lagen andere Regionen - oft ehemalige Industriestandorte oder dünn besiedelte Regionen - mit einem stagnierenden durchschnittlichen Pro-Kopf-BIP scheinbar zurück.
  • Die territoriale Verteilung der regionalen Arbeitsproduktivität weist eine starke Ähnlichkeit mit jener des Pro-Kopf-BIP auf. Regionen, in denen diese zwei Kennzahlen relativ hoch liegen, sind oft in einem oder mehreren der folgenden Bereiche spezialisiert: wissenschaftliche und High-Tech-Produktion, Finanzdienstleistungen und hoch entwickelte Unternehmensdienstleistungen. Ihre wirtschaftliche Leistungsstärke könnte also das Ergebnis von Investitionen in Bildung, Wissen, Innovation und Technologie sein.
  • Regionen mit relativ hoher Spezialisierung im Industrie- und Baugewerbe wiesen auch ein rasches Wachstum in diesen Bereichen auf, was darauf schließen lässt, dass sie ihren Wettbewerbsvorteil in diesen Aktivitäten festigten.

Bruttoinlandsprodukt

Das BIP ist die zentrale Kennzahl der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und stellt die Wirtschaftslage eines Landes oder einer Region dar. Es kann zur Analyse der Wirtschaftsleistung und der Konjunkturphasen (wie Rezession, Aufschwung und Hochkonjunktur) verwendet werden. Um Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern auszugleichen, kann das BIP anhand von Umrechnungsfaktoren, die als Kaufkraftparitäten (KKP) bezeichnet werden, umgerechnet werden. Durch die Verwendung von KKP (anstelle von Marktwechselkursen) werden die Daten in eine künstliche gemeinsame Währung, den sogenannten Kaufkraftstandard (KKS) umgerechnet. Im weiteren Sinne führt die Verwendung von KKS-Reihen anstelle der Reihen auf der Grundlage des Euro in der Regel zu einer Nivellierung, da die Regionen mit einem sehr hohen Pro-Kopf-BIP (in EUR) gewöhnlich auch ein vergleichsweise hohes Preisniveau aufweisen (so sind die Lebenshaltungskosten im Zentrum von Paris im Allgemeinen höher als in den ländlichen Gebieten Osteuropas).

Das BIP zu Marktpreisen in den EU-28 wurde 2016 auf 14,8 Billionen EUR beziffert, was durchschnittlich 29 000 Tausend EUR pro Kopf entspricht. Die längerfristigen Entwicklungen können auf der Grundlage eines BIP zu konstanten Preisen analysiert werden, bei dem die Auswirkungen von Preisänderungen oder Preissteigerungen außer Acht gelassen werden. Abbildung 1 zeigt die erheblichen Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Wirtschaftsleistung der EU-28 im Jahr 2009, als das BIP effektiv um 4,4 % zurückging. Trotz der Erholung 2010 und des anhaltenden Wachstums 2011 schrumpfte die Wirtschaft der EU-28 2012 erneut (mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,5 %). In den vier darauffolgenden Jahren (2013 bis 2016) wuchs das BIP effektiv mit der letzten Änderungsrate 2016 (1,9 %), etwas unter dem Wert von 2015 (2,2 %).

Messung von Wohlstand und Einkommen nach Wohn- oder Arbeitsort?

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP keinen Aufschluss über die Verteilung des Wohlstands auf die verschiedenen Bevölkerungsgruppen einer Region oder das letztlich in den Privathaushalten einer Region verfügbare Einkommen gibt. Grund dafür sind die Pendlerströme, die bewirken können, dass Arbeitnehmer unter Umständen zum BIP in einer Region (in der sie arbeiten) und zum Haushaltseinkommen in einer anderen Region (in der sie leben) beitragen.

Gebiete mit einer hohen Zahl an Einpendlern verzeichnen häufig ein besonders hohes regionales Pro-Kopf-BIP. Dieses Muster ist in zahlreichen Metropolregionen der EU und insbesondere in Hauptstadtregionen zu beobachten. Angesichts dieser Besonderheit sollte darauf hingewiesen werden, dass ein hohes Pro-Kopf-BIP nicht zwangsläufig mit einem entsprechend hohen Einkommen für (alle) Menschen einhergeht, die ihren Wohnsitz in diesen Regionen haben.

Fast zwei Drittel des BIP in der EU wurden in den Metropolregionen erwirtschaftet

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Metropolregionen werden im Verhältnis zu den Regionen der NUTS-Ebene 3 definiert; sie können aus einer oder mehr Regionen bestehen und beziehen sich auf städtische Ballungsgebiete mit mehr als 250 000 Einwohnern. Einer Zeitreihe für den Zeitraum 2004 bis 2014 (auf der Grundlage einer KKS-Reihe) zufolge hat sich die Wirtschaftstätigkeit der EU-28 schrittweise in die Metropolregionen verlagert, deren Anteil am Gesamt-BIP um 1,2 Prozentpunkte auf fast zwei Drittel (66,3 %) angestiegen ist.

Eine detailliertere Analyse für 2014 zeigt, dass auf die Hauptstadt- und Metropolregionen der EU fast ein Viertel (23,0 %) des BIP der EU-28 entfällt und damit 1,5 Prozentpunkte mehr als noch 2004. Der Anteil der Hauptstadtregionen an der Wirtschaftstätigkeit aller Metropolregionen stieg von 33,0 % 2004 auf 34,7 % bis 2014. Die Wirtschaftstätigkeit in der EU hat sich also schrittweise von den ländlichen Regionen und Kleinstädten in die Metropolregionen verlagert, mit einem besonderen Schwerpunkt auf den Hauptstadtregionen.

Abbildung 2 zeigt Informationen zum Anteil der Metropolregionen am BIP, wobei noch einmal zwischen Hauptstadtregionen und anderen Metropolregionen unterschieden wird. Es gab deutliche Unterschiede im Hinblick auf die Struktur der Wirtschaftsleistung der einzelnen EU-Mitgliedstaaten, wobei dies teilweise auf die Landesgröße zurückzuführen ist. Es sei darauf hingewiesen, dass Zypern und Luxemburg jeweils nur aus einer NUTS-3-Region bestehen. Unter den größeren Mitgliedstaaten (in diesem Kontext als Länder mit mindestens 10 Millionen Einwohnern definiert), galt für Deutschland, Italien, Polen, Spanien und die Niederlande eine polyzentrische Verteilung der Wirtschaftstätigkeit, wobei jede Hauptstadtregion 2014 nicht mehr als 20 Prozent zum BIP beitrug und verschiedene andere Metropolregionen einen relativ großen (z. T. größeren) Anteil ausmachten. Besonders deutlich wurde dies in Italien (wo auf die Hauptstadt nur 9,2 % der Wirtschaftsleistung entfiel) und Deutschland (mit einem noch geringeren Anteil der Hauptstadt von 5,4 %). Demgegenüber stehen die eher monozentrischen Länder Frankreich, Belgien, das Vereinigte Königreich, die Tschechische Republik, Portugal und Griechenland, deren Hauptstädte jeweils mehr als 30 % zum nationalen BIP beitrugen.

Eine Analyse im Zeitverlauf zeigt, dass sich die Verlagerung der Wirtschaftstätigkeit in die Hauptstadtregionen in Frankreich, Kroatien, der Slowakei, in Dänemark, Schweden und dem Vereinigten Königreich relativ rasch vollzogen hat. Hier nahm der Anteil der Hauptstadtregionen am Gesamt-BIP von 2004 bis 2014 um 2,5 bis 2,9 Prozentpunkte zu. Besonders hervorzuheben sind zudem Litauen (3,7 Punkte), Irland, Rumänien (je 5,5 Punkte) und Bulgarien (8,4 Punkte). Tatsächlich hat sich die Umverteilung der Schaffung von Wohlstand in sich rasch entwickelnde Hauptstadtregionen besonders deutlich in verschiedenen osteuropäischen Mitgliedstaaten abgezeichnet, die im Gegensatz zur landwirtschaftlich geprägten Lebensart vieler ländlicher Regionen steht.

ESVG 2010

Das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen auf nationaler und regionaler Ebene (ESVG 2010) ist das aktuelle international kompatible Rahmenwerk zur Rechnungserstellung für eine systematische und detaillierte Beschreibung der EU-Wirtschaft. Das ESVG 2010 entspricht den weltweit gültigen Richtlinien zur nationalen Rechnungserstellung gemäß dem System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (2008 SNA) und wird seit September 2014 umgesetzt.

Das ESVG 2010 unterscheidet sich sowohl im Anwendungsbereich als auch in seinen Ansätzen von seinem Vorgänger ESA 95 und berücksichtigt damit Entwicklungen im Bereich der Messung moderner Volkswirtschaften, die Fortschritte in der methodologischen Forschung und die Bedürfnisse der Nutzer. Das ESVG 2010 ist nicht auf die Erstellung jährlicher volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, sondern gilt auch für vierteljährliche und kürzere oder längere Bilanzzeiträume sowie für regionale Gesamtrechnungen. Es ist mit den Inhalten und Klassifizierungen vieler anderer sozialer und wirtschaftlicher Statistiken (z.B. zum Thema Beschäftigung, Unternehmen oder internationaler Handel) harmonisiert und dient damit als zentrale Bezugsgröße für sozioökonomische Statistiken.

Das ESVG-Rahmenwerk besteht aus zwei Tabellengruppen: die Konten der institutionellen Sektoren und die Input-Output-Tabellen. Erstere liefern eine systematische Beschreibung der verschiedenen Phasen des Wirtschaftskreislaufs: Produktion, Einkommensentstehung, -verteilung, -umverteilung, -verwendung und die finanzielle und nicht-finanzielle Akkumulation für jeden institutionellen Sektor sowie die Bilanzen zur Darstellung von Vermögenswerten, Verbindlichkeiten und Reinvermögen. Letztere ermöglichen einen detaillierteren Einblick in den Produktionsablauf (Kostenstrukturen, erwirtschaftete Erträge und Beschäftigung) und den Fluss von Waren und Dienstleistungen (Ausgang, Exporte, Importe, Endverbrauch, Vorleistung und Kapitalbildung nach Produktgruppe), wobei die Summe der erwirtschafteten Erträge in einer Aktivität dem Mehrwert entspricht, den diese Aktivität produziert.

Regionales Pro-Kopf-BIP

Karte 1 zeigt das Pro-Kopf-BIP der NUTS-2-Regionen im Jahr 2015: Die dargestellten Werte basieren auf dem Pro-Kopf-BIP in KKS, angegeben als prozentualer Anteil am EU-28-Durchschnitt, der in diesem Fall 100 % entspricht. Relativ „reiche“ Regionen mit einem Pro-Kopf-BIP über dem EU-28-Durchschnitt sind in Blau dargestellt und relativ „arme“ Regionen mit Werten unter dem EU-Durchschnitt in Violett. Verschiedene Aspekte sind dabei zu berücksichtigen:

  • ein Band relativ „reicher“ Regionen zieht sich von Norditalien über Österreich und Deutschland und teilt sich dann einerseits in Richtung Beneluxstaaten, Südengland und Südirland und andererseits in Richtung nordische Mitgliedstaaten;
  • weitere alleinstehende relativ „reiche“ Regionen sind in Südfrankreich, im Nordosten Spaniens oder im Nordosten des Vereinigten Königreichs zu finden;
  • eine relativ hohe Wohlstandskonzentration in den Hauptstadtregionen, die wie Inseln von „ärmeren“ Regionen umgeben sind;
  • ein Band relativ „armer“ Regionen zieht sich von den Baltischen Mitgliedstaaten über die östlichen Regionen der EU nach Griechenland und Süditalien und erstreckt sich über das Mittelmeer bis auf die Iberische Halbinsel.

'Das höchste Pro-Kopf-BIP in der EU entfällt auf die Region Inner London - West

Die Verteilung des Wohlstands in der EU ist etwas verzerrt, da das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP 2015 in 101 NUTS-2-Regionen über dem EU-28-Durchschnitt lag, während 175 Regionen unter dem Durchschnitt lagen. Die Schaffung von Wohlstand scheint sich also auf regionale Inseln zu konzentrieren. Etwa 16 % der 276 NUTS-2-Regionen, für die Daten verfügbar waren (s. Karte 1) gaben an, dass ihr Pro-Kopf-BIP mindestens 25 % über dem EU-28-Durchschnitt lag; diese sind in den zwei dunkelsten Blautönen dargestellt. Bei vielen dieser Regionen handelte es sich um Hauptstadtregionen oder daran angrenzende Regionen, während sich die überwiegende Mehrheit der übrigen Regionen in der Kartenmitte vornehmlich in West- und Süddeutschland, im Westen Österreichs und im Norden Italiens (sowie in der Schweiz) konzentrierte.

Die Liste wurde von vier Regionen der EU angeführt, in denen das Pro-Kopf-BIP mehr als das Doppelte des EU-28-Durchschnitts betrug, namentlich: Inner London - West (eine der zwei Hauptstadtregionen des Vereinigten Königreichs), Luxemburg (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region), Hamburg (Norddeutschland) und die Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest (die Hauptstadtregion Belgiens). Diese Regionen weisen allesamt hohe Einpendlerzahlen auf, die aus den benachbarten Regionen oder zum Teil auch von weiter entfernten Regionen anreisen, um ihrer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Durch eine verbesserte Infrastruktur sind nun auch längere Arbeitswege möglich und in den vergangenen Jahren ließ sich eine Zunahme der grenzüberschreitenden Pendlerströme beobachten. In Luxemburg beispielsweise machen Pendler einen großen Anteil der Beschäftigten aus und fahren aus den Nachbarländern Belgien, Deutschland und Frankreich über die Grenzen zur Arbeit.

In der Rangliste der höchsten Pro-Kopf-BIP folgt eine Reihe von Hauptstadtregionen, die ca. 75 % über dem EU-28-Durchschnitt liegen. Dazu gehören die Regionen der slowakischen und tschechischen Hauptstädte (Bratislavský kraj und Praha), die französische Hauptstadt (Île de France), die zweite Hauptstadtregion des Vereinigten Königreichs (Inner London - East) und die Hauptstadt von Schweden (Stockholm); an gleicher Stelle befand sich auch Oberbayern mit dem Verwaltungszentrum München.

Die Abbildung 3 bestätigt, dass die Hauptstadtregionen im Regelfall das höchste Pro-Kopf-BIP der EU-Mitgliedstaaten aufweisen. Die einzigen Ausnahmen dieser Regel (bei jenen Mitgliedstaaten mit mehreren Regionen) stellten Deutschland und Italien dar. Das Pro-Kopf-BIP in Berlin lag zwar fast 20 % über dem EU-28-Durchschnitt, aber unter dem deutschen Durchschnitt, während Lazio ca. 10 % über dem EU-28-Durchschnitt und auch über dem italienischen Durchschnitt lag. Obwohl Deutschland die meisten Regionen mit einem Pro-Kopf-BIP von mindestens 25 % über dem EU-28-Durchschnitt aufweist, zählt die Hauptstadtregion nicht dazu; es gab ganze 16 NUTS-2-Regionen in Deutschland, die Pro-Kopf-BIP über dem von Berlin angaben. Bei einem ähnlichen Vergleich für die Hauptstadtregion in Italien stellte sich heraus, dass fünf norditalienische Regionen ein höheres Pro-Kopf-BIP angegeben hatten als Lazio.

'Im Rahmen der Kohäsionspolitik werden Regionen gefördert, deren Pro-Kopf-BIP weniger als 75 % des EU-28-Durchschnitts beträgt

Die regionale Entwicklungshilfe der EU in Form von Fördermitteln der Kohäsionspolitik richtet sich insbesondere an jene Regionen, deren durchschnittliches Pro-Kopf-BIP sich auf weniger als 75 % des EU-28-Durchschnitts beläuft. Es ist zu beachten, dass für die Festlegung der Grundlage für die Förderfähigkeit im Programmplanungszeitraum von 2014 bis 2020 bereits das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP im Dreijahreszeitraum von 2007 bis 2009 herangezogen wurde.

Karte 1 zeigt 82 NUTS-2-Regionen mit einem Pro-Kopf-BIP unter 75 % des EU-28-Durchschnitts für 2015; diese sind auf Karte 1 im dunkelsten Violettton dargestellt. Mehr als ein Viertel (22 von 82) dieser Regionen verzeichnete ein Pro-Kopf-BIP von weniger als der Hälfte des EU-28-Durchschnitts. Dazu gehörten fünf der sechs NUTS-2-Regionen in Bulgarien (mit Ausnahme der Hauptstadtregion Yugozapaden), fünf polnische Regionen, vier der sieben ungarischen Regionen, vier der acht rumänischen Regionen, drei griechische Regionen und die französische Überseeregion Mayotte. Das niedrigste durchschnittliche Pro-Kopf-BIP vermeldeten drei Regionen Bulgariens - Severozapaden, Severen tsentralen und Yuzhen tsentralen - sowie Mayotte, wo die Wirtschaftsleistung pro Einwohner bei weniger als einem Drittel des EU-28-Durchschnitts lag.

Ein Vergleich der NUTS-2-Regionen mit der höchsten und der niedrigsten Wirtschaftstätigkeit zeigt die großen Unterschiede bei der Schaffung von Wohlstand zwischen den Regionen. So ist das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP in der Region Inner London - West (580 % des EU-28-Durchschnitts) - unter Berücksichtigung der Preisniveaus - 20 Mal so hoch wie das in der Region Severozapaden (Bulgarien), die das niedrigste Pro-Kopf-BIP verzeichnete (29 % des EU-28-Durchschnitts). Eine ähnliche Analyse für alle multiregionalen EU-Mitgliedstaaten zeigt die größten Unterschiede bei der Schaffung von Wohlstand auf: So war das Pro-Kopf-BIP in Inner London - West 8,6 Mal so hoch wie in West Wales und The Valleys, in Frankreich lag das Pro-Kopf-BIP in Île de France 5,6 Mal über dem von Mayotte, in Rumänien betrug das Pro-Kopf-BIP in Bucuresti - Ilfov 4 Mal so viel wie in Nord-Est. Demgegenüber gestaltete sich die Schaffung von Wohlstand in Kroatien, Slowenien, den nordischen Mitgliedstaaten, Portugal, Österreich, den Niederlanden, Griechenland, Irland und Spanien relativ gleichmäßig. In keinem dieser EU-Mitgliedstaaten betrug das Pro-Kopf-BIP der Region mit dem höchsten Wert mehr als das Doppelte des in der Region mit dem niedrigsten Pro-Kopf-BIP erfassten Werts. Dies galt auch für Norwegen und Albanien.

Analyse der regionalen Wirtschaftsentwicklung im Zeitverlauf

Abbildung 1 hat bereits den deutlichen Rückgang der konjunkturellen Expansion in der EU-28 im Jahr 2008 verdeutlicht, wobei das gesamte Ausmaß der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise erst 2009 gänzlich spürbar wurde. In Anbetracht der Tatsache, dass einige EU-Mitgliedstaaten bereits 2008 von der Krise betroffen waren, basiert die folgende Analyse auf einem Vergleich zwischen dem Höchststand vor der Krise 2007 und den neuesten, für 2015 verfügbaren Daten.

Das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP in der EU-28 lag 2007 bei 26 000 KKS. Dies veränderte sich (mit einem nur leichten Anstieg von 100 KKS) 2008 kaum, fiel dann 2009 jedoch spürbar auf 24 500 KKS, wonach es zwei Jahre dauerte, bis das Vorkrisenniveau von 2008 wieder erreicht wurde. Danach wuchs die Wirtschaft der EU-28 in vier aufeinander folgenden Jahren und das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP erreichte 28 900 KKS.

Die größte Wachstumsrate des Pro-Kopf-BIP verzeichneten eine westliche und drei östliche Hauptstadtregionen

In 124 NUTS-2-Regionen nahm der relative Wohlstand gemäß der Messung des Pro-Kopf-BIP zwischen 2007 und 2015 zu, während einige Regionen mehr (152) einen Rückgang meldeten. Den mit Abstand größten Zuwachs bei der Schaffung von Wohlstand im Verhältnis zum EU-28-Durchschnitt meldete die Region mit dem höchsten Pro-Kopf-BIP, namentlich Inner London - West, gefolgt von drei Hauptstadtregionen aus Osteuropa, namentlich Bucuresti - Ilfov (Rumänien), Bratislavský kraj (Slowakei) und Mazowieckie (Polen).

Trotz der großen Unterschiede bei den Werten für das durchschnittliche Pro-Kopf-BIP zwischen den Regionen einiger EU-Mitgliedstaaten ergab sich für die Veränderungen in der Wirtschaftstätigkeit im Zeitraum 2007 bis 2015 ein relativ einheitliches Bild. Bei den multiregionalen EU-Mitgliedstaaten wuchs das Pro-Kopf-BIP in jeder Region von Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien, der Slowakei und den drei baltischen Staaten (die in dieser Analyseebene jeweils eine einzelne Region darstellen) schneller als der EU-28-Durchschnitt. Gleiches traf für alle Regionen der Tschechischen Republik und von Österreich, mit Ausnahme der Hauptstadtregionen, und jede Region von Dänemark, mit Ausnahme der südlichen Inselregion Sjælland, zu. Die überwiegende Mehrheit der belgischen und deutschen Regionen - mit Ausnahme von jeweils zwei Regionen - verzeichnete ebenfalls eine Steigerung des relativen Lebensstandards. Demgegenüber steht ein langsameres Wachstum des Pro-Kopf-BIP als der EU-28-Durchschnitt in allen Regionen von Griechenland, Spanien, Kroatien, den Niederlanden, Slowenien, Finnland und Schweden, während fast alle Regionen in Italien und Portugal eine Veränderungsrate unter dem EU-Durchschnitt verzeichneten. Ausnahmen bildeten die Provincia Autonoma di Bolzano/Bozen in Italien und die Region Norte in Portugal.

Auch wenn es bei der Schaffung von Wohlstand in der EU-28 noch ein Ost-West-Gefälle gibt (s. Karte 1), ist dies doch weniger ausgeprägt als vor dem EU-Beitritt der 13 Mitgliedstaaten in den Jahren 2004, 2007 und 2013, was, zumindest teilweise, auf eine effektive Kohäsionspolitik und die EU-Mitgliedschaft zur Überwindung nationaler und regionaler Unterschiede schließen lässt. Eine genauere Analyse zeigt, dass die Zahl der Regionen in den westlichen EU-Mitgliedstaaten mit relativ niedrigen durchschnittlichen Pro-Kopf-BIP zunimmt. Diese waren früher häufig bekannte Industriekerngebiete und offensichtlich fielen sie zu einem gewissen Grad durch die EU-weite Abwendung von der Schwerindustrie zurück, wie ihr stagnierender oder rückläufiger Lebensstandard beweist. Als Beispiel sind verschiedene Regionen in Südbelgien anzuführen (z.B. Prov. Hainaut und Prov. Luxembourg), Nord- und Ostfrankreich (Picardie, Champagne-Ardenne und Lorraine), oder im Vereinigten Königreich (West Wales und The Valleys, Tees Valley und Durham und South Yorkshire).

Arbeitsproduktivität

Kennzahlen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im Verhältnis zum Arbeitseinsatz sollen einen Einblick in die Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität einer nationalen/regionalen Wirtschaft geben. Die Arbeitsproduktivität lässt sich als Bruttowertschöpfung zu Basispreisen im Verhältnis zur Anzahl der Beschäftigten oder der Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden definieren. Messungen auf der Grundlage einfacher Beschäftigtenzahlen des Arbeitseinsatzes sind zu einem gewissen Grad ein Abbild der Struktur des Beschäftigungsmarktes und können z.B. um eine Schicht gekürzt werden, also von Vollzeit- auf Teilzeitarbeit. Es besteht daher allgemein Konsens darüber, dass die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden eine verlässlichere Messgröße des Arbeitseinsatzes darstellt. Daher ist dies auch die Grundlage der auf Karte 3 dargestellten Informationen, die die Bruttowertschöpfung pro geleisteter Arbeitsstunde für NUTS-2-Regionen für das Jahr 2014 darstellt. Es sei darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse im Verhältnis zum EU-28-Durchschnitt (EU-28 = 100) dargestellt sind.

Eine relativ hohe Arbeitsproduktivität kann auf eine effiziente Nutzung der Arbeitskräfte zurückgehen (ohne zusätzlichen Input) oder aus der Mischung verschiedener Tätigkeiten einer bestimmten Volkswirtschaft resultieren, da die Arbeitsproduktivität in manchen Wirtschaftszweigen höher ist als in anderen. So spielen zum Beispiel Unternehmens- und Finanzdienstleistungen eine besonders wichtige Rolle in den meisten Hauptstadtregionen. Dies könnte (zumindest zum Teil) die hohe Arbeitsproduktivität in diesen Regionen erklären.

Innerhalb der EU-28 lag die Wertschöpfung pro geleisteter Arbeitsstunde im Jahr 2014 durchschnittlich bei 33,92 EUR. Die höchste Arbeitsproduktivität der NUTS-2-Regionen wurde in Inner London - West (Vereinigtes Königreich) verzeichnet, wo die Wertschöpfung pro geleisteter Arbeitsstunde mehr als fünf Mal so hoch ausfiel wie der EU-28-Durchschnitt und auch deutlich über dem Wert der übrigen EU-Regionen lag. Luxemburg (auf dieser Analyseebene eine Region), Groningen (Niederlande) und Île de France (die französische Hauptstadtregion) folgten mit einer Arbeitsproduktivität von etwas mehr als dem Doppelten des EU-28-Durchschnitts.

In 17 EU-Regionen war die Arbeitsproduktivität um mindestens 50 % höher als der EU-28-Durchschnitt (dargestellt in Dunkelblau auf Karte 3). Abgesehen von den vier oben genannten Regionen befanden sich die übrigen Regionen allesamt im Norden und Westen der EU, vorwiegend in Dänemark und Deutschland (je vier Regionen) zwei weitere Regionen im Vereinigten Königreich, eine weitere Region in den Niederlanden und einzelne Regionen in Irland und Schweden.

Geringere Arbeitsproduktivität in Mitgliedstaaten, die der EU ab 2004 beigetreten sind

62 NUTS-2-Regionen vermeldeten eine Bruttowertschöpfung pro geleisteter Arbeitsstunde, die unter der Hälfte des EU-28-Durchschnitts von 2014 lag (dargestellt im dunkelsten Violettton auf Karte 3). Diese Regionen befanden sich hauptsächlich im Osten der EU und umfassten alle drei baltischen Mitgliedstaaten (auf dieser Analyseebene jeweils eine Region), aber auch eine Mehrheit griechischer Regionen und zwei Festlandregionen aus Portugal, namentlich Norte und Centro.

Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass keine einzige Region aus den Mitgliedstaaten, die der EU ab 2004 beigetreten sind, eine Arbeitsproduktivität über dem EU-28-Durchschnitt für 2014 verzeichnete. Der höchste Anteil entfiel dabei auf Bratislavský kraj (die slowakische Hauptstadtregion), wo die pro geleisteter Arbeitsstunde erwirtschaftete Wertschöpfung ungefähr drei Viertel des EU-28-weiten Niveaus betrug.

Strukturelle Veränderungen

Die letzten drei Karten dieses Artikels (Karten 4 bis 6) sollten gemeinsam betrachtet werden, da sie die strukturellen Veränderungen in der Zeit von 2004 bis 2014 für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei (NACE-Abschnitt A), Industrie und Baugewerbe (NACE-Abschmitt B-F) und Dienstleistungen (NACE-Abschnitt G-U) aufzeigen. Jede Karte basiert auf den Entwicklungen der Bruttowertschöpfung: Einerseits zeigen die Karten die NUTS-2-Regionen nach Grad der Spezialisierung - die olivfarbene Schattierung zeigt eine niedrige Spezialisierung an, während violett für eine hohe Spezialisierung steht; auf der anderen Seite wird die Veränderungsrate für den Anteil jedes Wirtschaftszweigs (im Sinne der Wertschöpfung) im Verhältnis zum EU-28-Durchschnitt dargestellt, wobei hellere Farbtöne ein im Vergleich zum Durchschnitt langsameres Wachstum (oder einen Rückgang) anzeigen und dunklere Töne für ein überdurchschnittliches Wachstum im Anteil stehen. Es sei darauf hingewiesen, dass die verwendeten Skalen auf jeder Karte unterschiedlich sind und das relative Gewicht jeder Tätigkeit im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft darstellen soll.

Die ärmste EU-Region war durch eine Konzentration der Wirtschaftstätigkeit im Bereich Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei geprägt

Karte 4 zeigt jene Regionen in der EU, die 2014 relativ hoch im Bereich Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei spezialisiert waren. Erwartungsgemäß handelt es sich dabei um relativ dünn besiedelte, ländliche Regionen. Es gab 17 NUTS-2-Regionen, deren Anteil an Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei an der Gesamtbruttowertschöpfung mindestens fünf Mal so hoch war wie der EU-28-Durchschnitt (1,6 %). Diese Regionen lagen vorwiegend im Osten und Süden der EU: fünf Regionen aus Griechenland, je drei Regionen aus Bulgarien, Ungarn und Rumänien, zwei Regionen aus Portugal und eine aus Frankreich. Der höchste Spezialisierungsgrad wurde in Severozapaden im Nordosten Bulgariens verzeichnet - der „ärmsten“ Region in der EU; in Severozapaden nahmen Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei einen 7,9 Mal so hohen Anteil an der Gesamtwertschöpfung im Vergleich zum EU-28-Durchschnitt (12,5 %) ein. In zwei weiteren Regionen betrug der Anteil an Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei an der Gesamtwertschöpfung mindestens das Siebenfache des EU-28-Durchschnitts. Beide lagen in Südungarn: Dél-Alföld (11,8 %) und Dél-Dunántúl (11,6 %).

Diese Regionen mit einer relativ hohen Spezialisierung im Dienstleistungssektor waren zumeist entweder Hauptstadtregionen oder touristische Reiseziele

Karte 5 zeigt Spezialisierungsmuster für Industrie und Baugewerbe und kann mit den Informationen auf Karte 6 für Dienstleistungen abgeglichen werden. Diese beiden Karten ergänzen sich in vielerlei Hinsicht, in dem Sinne, dass Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei üblicherweise einen sehr kleinen Anteil der Gesamtwertschöpfung ausmachen und diese relativ spezialisierten Regionen im Bereich Industrie und Baugewerbe im Normalfall somit weniger im Dienstleistungsbereich spezialisiert sind und umgekehrt. Die Karten 5 und 6 können auch mit den Informationen auf den Karten 7.1 und 7.2 abgeglichen werden, die eine Analyse der regionalen strukturellen Unternehmensstatistiken (anstelle von Wertschöpfung) für die Spezialisierung der Beschäftigung im Bereich Industrietätigkeiten und nichtfinanzieller Dienstleistungen bieten.

Die Verteilung der Regionen entsprechend ihrer relativen Spezialisierung macht deutlich, dass 2014 in 113 NUTS- 2-Regionen Industrie und Baugewerbe einen geringeren Anteil der Gesamtwertschöpfung stellten als der EU-28-Durchschnitt (24,4 %), während der Anteil in 163 Regionen mindestens dem Durchschnitt entsprach. Aus einer ähnlichen Analyse geht hervor, dass die Dienstleistungen in 171 EU-Regionen einen niedrigeren Anteil der Gesamtwertschöpfung ausmachten als der EU-28-Durchschnitt (74,0 %), während der Anteil in 105 Regionen mindestens dem Durchschnitt entsprach. Diese Unterschiede werden von der relativen (wirtschaftlichen) Größe einer jeden Region beeinflusst und geben Anlass zur Annahme, dass sich eine relativ hohe Spezialisierung im Bereich Dienstleistungen auf die wirtschaftlich dominantesten Regionen konzentriert, wozu häufig die Hauptstadtregionen zählen.

2014 gab es drei NUTS-2-Regionen, deren Anteil von Industrie und Baugewerbe an der Gesamtwertschöpfung mehr als doppelt so hoch war wie der EU-28-Durchschnitt war: Groningen im Norden der Niederlande (besonders spezialisiert auf Erdgasförderung und entsprechende Aktivitäten), Nyugat-Dunántúl im westlichen Ungarn (Kraftfahrzeuge) und Dytiki Makedonia im Norden Griechenlands (Bergbau und Stromerzeugung). Abgesehen von diesen befanden sich die meisten Regionen, deren Anteil an Industrie und Baugewerbe an der Gesamtwertschöpfung mindestens 20 % über dem EU-28-Durchschnitt lag (dargestellt in den Violetttönen auf Karte 5) in Deutschland und Österreich sowie Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei und Rumänien. Der hohe Anteil von Industrie und Baugewerbe in diesen vier östlichen Mitgliedstaaten spiegelt teilweise auch die Verlagerung der Produktionsaktivitäten in kostengünstigere Zentren innerhalb der EU wider. Demgegenüber standen 47 Regionen, deren Anteil der Dienstleistungen an der Gesamtwertschöpfung mehr als 10 % über dem EU-28-Durchschnitt lag (dargestellt in den Violetttönen auf Karte 6). Hierbei handelte es sich hauptsächlich um Hauptstadtregionen oder typische Touristenziele wie Ionia Nisia (eine griechische Inselregion, zu der auch Korfu gehört), Algarve (in Südportugal), oder Illes Balears (Spanien).

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In der gesamten EU-28 ist der Anteil von Industrie und Baugewerbe an der Gesamtwertschöpfung von 26,2 % im Jahr 2004 auf 24,4 % im Jahr 2014 gesunken, während der Anteil der Dienstleistungen im gleichen Zeitraum von 71,8 % auf 74,0 % anstieg. Die Informationen der Karten 5 und 6 können zur Analyse von strukturellen Veränderungen in regionalen Volkswirtschaften herangezogen werden. Regionen mit Änderungsraten über dem EU-28-Durchschnitt sind in intensiveren (dunkleren) Tönen dargestellt.

In 13 EU-Regionen nahm der Anteil von Industrie und Baugewerbe an der Gesamtwertschöpfung im Zeitraum von 2004 bis 2014 mindestens 5,0 Prozentpunkte zu (im Vergleich zum allgemeinen Rückgang von 1,8 Punkten für die EU-28). Die genannten Regionen waren von einer relativen Spezialisierung auf Industrie- und Bautätigkeiten gekennzeichnet, sodass man davon ausgeht, dass die Verteilung dieser Tätigkeiten zunehmend spezialisierter wird und sich auf eine relativ kleine Anzahl von Regionen konzentriert. Diese 13 Regionen befanden sich hauptsächlich in den östlichen EU-Mitgliedstaaten, fünf in Bulgarien (alle mit Ausnahme der Hauptstadtregion Yugozapaden), jeweils zwei in Ungarn (Nyugat-Dunántúl und Dél-Alföld), Polen (Lubuskie und Dolnoslaskie) und Rumänien (Sud-Est und Sud - Muntenia), sowie einzelne Regionen in Deutschland (Oberpfalz) und den Niederlanden (Groningen).

Dem stehen die Regionen gegenüber, deren Anteil an industriellen und baulichen Tätigkeiten an der Gesamtwertschöpfung rascher als der EU-28-Durchschnitt zurückging - es waren oft jene, die bereits einen relativ geringen Spezialisierungsgrad bei diesen Tätigkeiten verzeichneten. Während der Anteil von Industrie und Baugewerbe an der Gesamtwertschöpfung der EU-28 in der Zeit von 2004 bis 2014 um 1,8 Prozentpunkte zurückging, gab es 39 Regionen, deren Anteil der industriellen und baulichen Tätigkeiten an der Gesamtwertschöpfung um mindestens 5,0 Prozentpunkte sank. Die stärksten Einschnitte wurden in drei spanischen Regionen (Principado de Asturias, Cataluña und Andalucía), zwei griechischen (Attiki und Dytiki Ellada) und zwei finnischen Regionen (Etelä-Suomi und Pohjois- ja Itä-Suomi) sowie der irischen Hauptstadtregion (Southern and Eastern) und auf den beiden Mittelmeerinseln Zypern und Malta (beide Einzelregionen auf dieser Analysebene) verzeichnet.

Bei der Analyse der Dienstleistungen waren die Entwicklungsmuster weniger offensichtlich. Dies mag zum Teil am hohen Anteil der Dienstleistungen an der Gesamtwertschöpfung liegen, sodass sich die Strukturverschiebungen mehr auf Bewegungen zwischen verschiedenen Dienstleistungen konzentrieren als zwischen den breiteren Aggregaten Dienstleistungen und Industrie/Baugewerbe. In sieben NUTS-2-Regionen der EU wuchs der Wertschöpfungsanteil der Dienstleistungen um mindestens 10 % schneller als der EU-28-Durchschnitt in der Zeit von 2004 bis 2014. Diese sieben Regionen teilten sich folgendermaßen auf: drei waren relativ unspezialisiert im Bereich Dienstleistungen —Nord-Est und Sud-Vest Oltenia (in Rumänien) und Castilla-la Mancha (in Spanien); zwei waren hoch spezialisiert - die Inselregionen Zypern und Malta (beide Einzelregionen auf dieser Analyseebene); und in zwei Regionen lag der Anteil der Dienstleistungen an der Regionalwirtschaft relativ nahe am EU-28-Durchschnitt, obwohl diese auch ein rasches Wachstum für den durch Dienstleistungen generierten Wertschöpfungsanteil verzeichneten —Dytiki Ellada (in Griechenland) und Principado de Asturias (in Spanien).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen auf nationaler und regionaler Ebene (ESVG 2010) (auf Englisch) enthält die Methodik für die Erstellung der regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen in der EU. Die aktuelle Fassung ESA 2010 gewährleistet,dass die Wirtschaftsstatistiken für die EU-Mitgliedstaaten anhand konsistenter, vergleichbarer, zuverlässiger und aktueller Informationen erstellt werden. Rechtsgrundlage für diese Statistiken ist die Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zum Template:Http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:32013R0549&from=EN.

Die Statistiken aus den regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen beziehen sich in der Regel auf NUTS-2-Regionen. Daten für die Schweiz und Serbien sind nur auf nationaler Ebene verfügbar. Die neuesten Statistiken für die irischen, norwegischen und albanischen Regionen stammen aus dem Jahr 2014.

NUTS

Die in diesem Artikel verwendeten Daten beziehen sich ausschließlich auf die NUTS-Version von 2013.

Definitionen von Indikatoren

Glossareinträge zu den Statistiken sind für eine Vielzahl verschiedener Begriffe/Indikatoren Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen verfügbar, dazu gehören: Bruttoinlandsprodukt (BIP, Bruttowertschöpfung, das Europäische System für Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen (ESVG 2010), Kaufkraftstandards (KKS).

Weitere Informationen:
Übersicht zum ESVG 2010
ESVG 2010 — Handbücher und Leitlinien

Kontext

Die wirtschaftliche Entwicklung wird gemeinhin anhand des BIP dargestellt, das zur Bestimmung der makroökonomischen Tätigkeit und des Wachstums herangezogen werden kann. Das Pro-Kopf-BIP wird häufig als stellvertretender Indikator für den allgemeinen Lebensstandard betrachtet. Allerdings sollte es als einzige Informationsquelle nicht als verlässliche Grundlage für politische Diskussionen herangezogen werden, da es externe Wirkungen wie ökologische Nachhaltigkei oder soziale Integration, die zunehmend als wichtige Triebkräfte für die Lebensqualität und nachhaltige Entwicklung betrachtet werden, nicht berücksichtigt.

Die Regionalpolitik der EU möchte die umfassendere Agenda der Strategie Europa 2020 unterstützen. Sie soll Solidarität und Zusammenhalt fördern, damit jede Region ihr Potenzial vollständig ausschöpfen kann, indem Ungleichheiten wie soziale Benachteiligung, minderwertige Wohnqualität, Gesundheitsversorgung oder Bildung, Arbeitslosigkeit oder unangemessene Infrastruktur ausgeglichen werden. Solche Ungleichheiten können auf unterschiedliche Faktoren zurückgehen, wie etwa geografische Abgeschiedenheit oder dünne Besiedlung, sozialer und wirtschaftlicher Wandel oder das Erbe eines früheren Wirtschaftssystems. EU-weit versuchen regionale EU-Politiker, jede Region bei der Ausschöpfung ihres vollen Potenzials zu unterstützen, indem die Wettbewerbsfähigkeit verbessert, der Lebensstandard der ärmsten Regionen an den EU-Durchschnitt angepasst (Konvergenz), Investitionen in diesen Regionen angekurbelt, die Zugänglichkeit verbessert, hochwertige Dienstleistungen angeboten und die Umwelt geschützt werden.

Politische Initiativen

Im August 2009 nahm die Europäische Kommission eine Mitteilung mit dem Titel Das BIP und mehr – Die Messung des Fortschritts in einer Welt im Wandel (KOM(2009) 433 endg.) an, in der eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung und Ergänzung der BIP-Messwerte dargelegt wird. Daraus geht hervor, dass vieles dafür spricht, das BIP durch Statistiken zur Berücksichtigung anderer wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Fragestellungen zu ergänzen, die ebenfalls entscheidende Bedeutung für das Wohlergehen der Menschen haben. Eine Reihe von ergänzenden Indikatoren wurde in einer Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen mit dem Titel Progress on ‘GDP and beyond’ actions (Sachstandsbericht zu Maßnahmen im Rahmen der Initiative „Das BIP und mehr“) (SWD(2013) 303 final) unter Einbeziehung der regionalen und lokalen Ebenen dargelegt.

Das internationale Interesse an Themen nachhaltiger Entwicklung wurde durch die Arbeit unter der Federführung der Vereinten Nationen (UN) geleitet. Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung wurde am 25. September 2015 angenommen und beinhaltet eine Verpflichtung zur Beseitigung von Armut und zur Erreichung einer weltweit nachhaltigen Entwicklung bis 2030, indem soziale und umweltrelevante Entwicklungsmaßnahmen in den Mittelpunkt der Debatte gestellt werden. In Verbindung damit nahm die Kommission eine Reihe von Mitteilungen mit dem Titel Template:Http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:52013DC0092&from=EN (COM(2013) 92 final), Template:Http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:52014DC0335&from=EN (COM(2014) 335 final) und Template:Http://eur-lex.europa.eu/resource.html?uri=cellar:afc5ef38-ad24-11e4-b5b2-01aa75ed71a1.0013.03/DOC 1&format=PDF (COM(2015) 44 final) an.

Weitere Informationen:
Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung

Mehr als ein Drittel des EU-Haushalts ist für die Kohäsionspolitik bestimmt, um wirtschaftliche, soziale und territoriale Ungleichheiten zu beseitigen. Das BIP ist aus dieser Perspektive ein wichtiger Indikator, da es zur Berechnung des Beitrags jedes EU-Mitgliedstaates zum EU-Haushalt verwendet wird. Regionale Gesamtrechnungen dienen ebenfalls als Grundlage für die Ausgabenzuweisung im Rahmen der EU-Kohäsionspolitik. Jede EU-Region wird berücksichtigt, der Großteil der Strukturfonds (der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der Europäische Sozialfonds (ESF)) wird jedoch jenen NUTS-2-Regionen zugewiesen, deren Pro-Kopf-BIP in KKS von 2007 bis 2009 durchschnittlich weniger als 90 % des EU-Durchschnitts betrug. Das Verfahren für die Zuteilung von Kohäsionsfonds wurde 2016 angepasst und basiert nun auf der Bereitstellung von Unterstützung für jene EU-Mitgliedstaaten, deren Bruttonationaleinkommen (BNE) je Einwohner im Durchschnitt über den Zeitraum 2012 - 2014 weniger als 90 % des EU-Durchschnitts betrug. Weitere Informationen zu den Struktur- und Investitionsfonds der EU und zur Kohäsionspolitik erhalten Sie in einem Artikel über Regionalpolitik und die Schwerpunkte der Europäischen Kommission.

Weitere Informationen:
Strategie Europa 2020

Im Jahr 2014 erklärte die Europäische Kommission die Initiative „Neue Impulse für Arbeitsplätze, Wachstum und Investitionen“ zu ihrer obersten Priorität. Diese neue Großinitiative soll öffentliche und private Investitionen für Infrastrukturvorhaben, wie etwa in den Bereichen Breitband-Internet, Energienetze und Transport, erschließen. In ihrer Mitteilung mit dem Titel Eine Investitionsoffensive für Europa (COM(2014) 903 endg.), unterstrich die Europäische Kommission die Rolle der EU-Mitgliedstaaten und regionalen Behörden, dazu beizutragen, dass die Mittel aus den Strukturfonds eine möglichst starke Wirkung entfalten, indem eine Vielzahl von Finanzinstrumenten wie Darlehen, Beteiligungskapital und Garantien eingesetzt wird. Im Januar 2015 verabschiedete die Europäische Kommission eine Mitteilung zur optimalen Nutzung der im Stabilitäts- und Wachstumspakt (COM(2015) 12 final) vorgesehenen Flexibilität unter Beibehaltung der darin festgelegten Regeln; hiermit soll die Verknüpfung von Investitionen, Strukturreformen und verantwortungsvoller Fiskalpolitik gestärkt werden. Darauf folgten im Jahr 2016 zwei weitere Mitteilungen nach einer Bestandsaufnahme zur Analyse des Fortschritts während der ersten zwei Jahre der Investitionsoffensive: Europa investiert wieder — Eine Bestandsaufnahme der Investitionsoffensive für Europa (COM(2016) 359 final) und Ausbau der europäischen Investitionen für Beschäftigung und Wachstum: Einleitung der zweiten Phase des Europäischen Fonds für strategische Investitionen und einer europäischen Investitionsoffensive für Drittländer (COM(2016) 581 final).

Weitere Informationen:
EU-Investitionsoffensive

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Datenvisualisierung

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen — ESA2010 (t_nama_reg)

Datenbank

Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen — ESVG 2010 (reg_eco10)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weblinks