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Statistiken über Industrie und Baugewerbe – konjunkturelle Entwicklung

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Datenauszug vom September 2015. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Januar 2017.

Dieser Artikel geht auf die aktuellen Statistiken über die Entwicklungen in der Industrie und im Baugewerbe in der Europäischen Union (EU) ein. Für die Konjunkturstatistik (KS) werden Indizes erstellt, die eine sofortige Bewertung des Wirtschaftsklimas in Industrie und Baugewerbe ermöglichen, indem sie einen ersten Überblick über die aktuelle Entwicklung in verschiedenen Wirtschaftszweigen bieten. Die Konjunkturstatistik zeigt die Entwicklungen im zeitlichen Verlauf an, so dass Veränderungsraten berechnet werden können, die in der Regel Gegenüberstellungen für einen Monat oder ein Quartal mit dem vorhergehenden Monat oder Quartal oder dem entsprechenden Vorjahreszeitraum enthalten. Die Konjunkturstatistik enthält keine Angaben zum Ausmaß der Wirtschaftstätigkeit, wie den monetären Wert der Produktion (Wertschöpfung oder Umsatz) oder die tatsächlichen Preise.

Abbildung 1: Produktions- und inländischer Erzeugerpreisindex für die Industrie
(ohne Baugewerbe), EU-28, 2005–15
(2010 = 100)
Quelle: Eurostat (sts_inppd_m) und (sts_inpr_m)
Tabelle 1: Jährliche Wachstumsraten der Industrie
(ohne Baugewerbe), 2010–14
(%)
Quelle: Eurostat (sts_inprgr_a) und (sts_inppdgr_a)
Abbildung 2: Jährliche Wachstumsrate des Produktionsindex der Industrie, EU-28, 2014 (1)
(%)
Quelle: Eurostat (sts_inprgr_a)
Abbildung 3: Index der industriellen Einfuhrpreise, Euroraum
(EA-19), 2005–15 (1)
(2010 = 100)
Quelle: Eurostat (sts_inpi_m)
Abbildung 4: Produktionsindex, Baugewerbe, EU-28, 2005–15 (1)
(2010 = 100)
Quelle: Eurostat (sts_copr_m)
Tabelle 2: Jährliche Wachstumsraten, Baugewerbe, 2010–14
(%)
Quelle: Eurostat (sts_coprgr_a) und (sts_copigr_a)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Industrie

Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise sowie die nachfolgende Erholung der gewerblichen Wirtschaft der EU-28 zeichnen sich in den beiden wichtigsten Indizes der Industrie, dem Produktionsindex und dem Index für die inländischen Erzeugerpreise der Industrie deutlich ab. Über mehrere Jahre hinweg entwickelten sich Produktion und Preise in der gesamten EU-28 relativ stabil (siehe Anfang von Abbildung 1); diese Entwicklung wurde unterbrochen, als im Mai 2008 die Krise ausbrach und die monatliche Veränderungsrate des Industrieproduktionsindex der EU-28 sich ins Negative kehrte, während der Index der inländischen Erzeugerpreise zwei Monate später, im Juli 2008, einen Höhepunkt erreichte. Der rasante Rückgang der Industrieproduktion hielt ein Jahr lang an, um dann im Mai 2009 zu einer positiven Veränderungsrate zurückzukehren, während die inländischen Erzeugerpreise im Juli 2009 die Talsohle erreicht hatten und ab Oktober 2009 relativ konstant stiegen.

Der Rückgang der Industrieproduktion in der EU-28 von dem relativen Spitzenwert im April 2008 verlief besonders steil (-19,6 %); mit dem relativen Tiefpunkt vom April 2009 erreichte die Produktion ihren niedrigsten Stand seit September 1997. Demgegenüber lagen die Erzeugerpreise der Industrie im Juli 2009 zwar 7,6 % unter dem ein Jahr zuvor festgestellten relativen Spitzenwert, bewegten sich jedoch nach wie vor auf dem Preisniveau, das im Oktober und November 2007, also vor der Wirtschafts- und Finanzkrise, verzeichnet worden war; zum Teil spiegelten die Preisentwicklungen nach wie vor den vergleichsweise hohen Preis von Rohöl sowie verwandter Energieprodukte und Zwischenerzeugnisse wider.

Unvollständiger Aufschwung, gefolgt von uneinheitlichen Entwicklungen

Die Industrieproduktion in der EU-28 erholte sich innerhalb von gut zwei Jahren von dem im April 2009 erreichten relativen Tiefstand und verzeichnete in 22 von 28 Monaten positive monatliche Veränderungsraten, bis im August 2011 ein Höhepunkt erreicht wurde, als sie um 13,9 % höher lag als im April 2009, aber dennoch um 8,4 % niedriger als bei dem vor der Krise im April 2008 verzeichneten Höchststand. Anschließend war in der EU-28 bis November 2012 ein allmählicher Rückgang der Industrieproduktion zu beobachten; in diesem Zeitraum schrumpfte die Produktion um 4,7 %. In der Folgezeit nahm die Industrieproduktion bis Juli 2015 (jüngste Daten, die bei Redaktionsschluss zur Verfügung standen) langsam wieder zu und stieg innerhalb von zwei Jahren und acht Monaten um 4,3 %.

Demgegenüber leitete die Rückkehr zu positiven Veränderungsraten bei den Erzeugerpreisen der Industrie in der EU-28 im August 2009 einen Zeitraum des nachhaltigeren und längerfristigen Preisanstiegs ein. Der Erzeugerpreisindex der Industrie übertraf im Februar 2011 den vor der Krise verzeichneten Höchststand und stieg nahezu ununterbrochen weiter an bis April 2012, als er ungefähr 13,5 % über dem Tiefstand während der Krise und 4,9 % über dem vor der Krise (fast vier Jahre zuvor) verzeichneten Höchststand lag. Seit April 2012 stellt sich in der EU-28 die Entwicklung der Erzeugerpreise in der Industrie unterschiedlich dar, wobei bis Herbst 2013 insgesamt fast gar keine Veränderung der Preise festzustellen war. Anschließend gingen die Erzeugerpreise innerhalb eines Zeitraums von etwas mehr als einem Jahr langsam zurück und erreichten im Januar 2015 einen Tiefstand; seitdem waren die Preise relativ stabil.

Jüngste Entwicklungen in den EU-Mitgliedstaaten und verschiedenen Industrietätigkeiten

Der EU-weite Aufschwung der Industrietätigkeit ab Mitte 2009 war weniger weit verbreitet, und er erfolgte ungleichmäßiger als der vorausgegangene Abschwung. Während 2009 alle Mitgliedstaaten der EU eine niedrigere Produktion gemeldet hatten als 2008, verzeichneten drei Mitgliedstaaten — Griechenland, Kroatien und Zypern —2010 einen weiteren Rückgang, wogegen alle anderen Mitgliedstaaten einen Anstieg verbuchten. Im Jahr 2011 kam es in den drei bereits genannten Mitgliedstaaten erneut zu einem Rückgang der Industrieproduktion, von dem diesmal auch Irland, Spanien, Malta, die Niederlande, Portugal und das Vereinigte Königreich betroffen waren. Bis 2012 verzeichneten die meisten Mitgliedstaaten der EU-28 mit Ausnahme der drei baltischen Mitgliedstaaten sowie Dänemarks, Polens, Rumäniens und der Slowakei eine negative Veränderungsrate der Industrieproduktion (siehe Tabelle 1), wogegen sich die Situation in Malta, das ebenfalls einen Anstieg der Industrietätigkeit meldete, umkehrte.

Die Entwicklungen im Jahr 2013 boten ein gemischtes Bild: In 15 der 28 Mitgliedstaaten kam es zu einem Abschwung der Industrietätigkeit, und das Produktionsniveau der EU-28 insgesamt sank um 0,5 %. Am stärksten fiel der Rückgang in Zypern, Malta, Schweden, Luxemburg, Finnland, Italien und Griechenland aus, wo die Industrieproduktion zwischen 2012 und 2013 um mehr als 3,0 % schrumpfte. 2014 wurden in den meisten Mitgliedstaaten — insgesamt 19 — Produktionszuwächse verzeichnet, und zwar insbesondere in Irland, wo der Produktionsindex um 20,9 % anstieg; die Tschechische Republik, Luxemburg, Rumänien und Ungarn meldeten Zuwächse zwischen 5,0 % und 7,2 %. Malta hingegen verzeichnete einen Rückgang um 5,8 %, während die Niederlande, Finnland und Griechenland Rückgänge um 2,0 % oder mehr meldeten.

Auch hatte der während der Wirtschafts- und Finanzkrise verzeichnete Abschwung nahezu alle Industriezweige erfasst: 2009 wies in der EU-28 der Bereich die Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen mit einer Steigerungsrate von 3,0 % gegenüber dem Vorjahr als einziger Industriezweig (auf der Ebene der Abteilungen der NACE Rev. 2) anhaltendes Wachstum auf. 2010 fiel dann die Erholung ebenfalls relativ umfassend aus: Es gab neun Ausnahmen (bei den durch den Index erfassten 30 NACE Rev. 2-Abteilungen), bei denen die Produktion 2010 weiter schrumpfte. Im Jahr 2011 wurde für neun Wirtschaftszweige weiterhin ein Produktionsrückgang gemeldet, wobei sich sechs der neun Bereiche, deren Produktion 2010 gesunken war, der Abwärtstrend fortsetzte. Wie uneinheitlich der Konjunkturaufschwung vonstattenging, wurde 2012 und 2013 deutlich, als lediglich sechs der 30  Abteilungen der NACE-Rev. 2 für 2012 einen Produktionszuwachs meldeten, wogegen 2013 das Produktionsniveau jeder dritten NACE-Abteilung anstieg. 2014 wurde ein umfassenderer Produktionszuwachs verzeichnet (siehe Abbildung 2), wobei erneut neun Abteilungen einen Produktionsrückgang meldeten. Die größten Einbrüche im Jahr 2014 erhärteten die erheblichen Tätigkeitsrückgänge, die bereits in den Jahren zuvor bei mehreren speziellen Wirtschaftszweigen verzeichnet worden waren, insbesondere in der Tabakverarbeitung ( 11,9 %), bei der Gewinnung von Erdöl und Erdgas (-7,5 %), im Kohlenbergbau (-5,4 %) und bei der Energieversorgung (-4,8 %).

Einfuhrpreise

Die industriellen Einfuhrpreise für den Euroraum erreichten im Juli 2008 einen Höhepunkt, und zwar unabhängig davon, ob die Importe von außerhalb des Euroraums oder aus anderen Mitgliedstaaten des Euroraums stammten (siehe Abbildung 3). Danach gingen die Preise für Einfuhren aus Ländern des Euroraums zehn Monate in Folge um insgesamt 7,7 % zurück, während die Preise für Einfuhren aus nicht dem Euroraum angehörenden Ländern im selben Zeitraum um insgesamt 15,0 % fielen. Nachdem die Preise für Einfuhren aus Ländern des Euroraums im Mai 2009 einen Tiefstand erreicht hatten, zogen sie bis April 2012 um 13,1 % an, bevor sie bis Januar 2015 um 5,9 % zurückgingen. In den fünf Monaten vor dem Monat, für den bei Redaktionsschluss die neuesten Daten zur Verfügung standen, stiegen sie um 1,3 %.

Ausgehend von dem erwähnten Tiefstand im Mai 2009 erhöhten sich die Preise für Einfuhren aus nicht dem Euroraum angehörenden Ländern bis August 2012 um 23,4 %; danach fielen sie bis Januar 2015 um 13,4 % auf einen neuen Tiefstand. In den fünf Monaten vor dem Monat, für den bei Redaktionsschluss die neuesten Daten zur Verfügung standen, betrug der Anstieg 3,5 %.

Baugewerbe

Der Abschwung der Wirtschaftstätigkeit hielt im Baugewerbe der EU-28 länger an als in der Industrie. Trotz gelegentlicher kurzfristiger Wachstumsphasen sank der Produktionsindex des Baugewerbes in der EU-28 von einem Spitzenwert im Februar 2008 auf einen Tiefstand im März 2013; insgesamt ging die Produktion im Baugewerbe in fünf Jahren und einem Monat um 26,2 % zurück. In den folgenden 13 Monaten wurde im Baugewerbe ein Produktionszuwachs von 7,6 % verzeichnet, und von diesem Zeitpunkt (April 2014) bis zum letzten Zeitraum, für den Daten verfügbar sind (Juli 2015), blieb die Produktionsleistung relativ stabil.

Als dominierender Unterindex im Produktionsindex des Baugewerbes wies der des Hochbaus erwartungsgemäß eine ähnliche Entwicklung auf wie der Index für das gesamte Baugewerbe, auch wenn sein Rückgang von Anfang 2008 bis zum Frühjahr 2013 mit insgesamt 26,5 % in der EU-28 etwas stärker ausfiel (siehe Abbildung 4). Im Bereich des Tiefbaus verlief die Entwicklung uneinheitlich: Von Februar bis Dezember 2008 entsprach der Produktionsrückgang im Tiefbau in der EU-28 in etwa dem im Hochbau. Darauf folgte jedoch im Januar 2009 vor allem aufgrund einer massiven Expansion des Tiefbaus in Spanien ein beträchtliches Wachstum. Anschließend setzte ein dem Baugewerbe insgesamt entsprechender Abwärtstrend ein, bis im März 2013 ebenfalls ein Tiefstand erreicht wurde und die Produktionsleistung 23,6 % unter dem Spitzenwert vom Februar 2008 lag. Die zaghaften Anzeichen eines Aufschwungs im Baugewerbe nach diesem relativen Tiefpunkt vom März 2013 fielen im Tiefbau zurückhaltender aus als im Hochbau, da die Produktion des Tiefbaus zwischen März und Dezember 2013 einen Anstieg um 6,7 % verzeichnete. Im Laufe des Jahres 2014 und in der ersten Jahreshälfte 2015 ging die Bautätigkeit im Tiefbau leicht zurück und stieg dann erneut an. Im Juli 2015 lag die Produktionsleistung schließlich 8,6 % über dem Tiefpunkt vom März 2013.

Der lang anhaltende und tiefgreifende Abschwung des Baugewerbes betraf praktisch die ganze EU-28; dies wird durch die Tatsache belegt, dass nahezu alle Mitgliedstaaten in den letzten fünf Jahren (2010–2014), für die Angaben vorliegen, in diesem Bereich über mindestens zwei Jahre hinweg eine rückläufige Produktion verzeichneten, obwohl in diesem Zeitraum die ersten zwei Jahre des Rückgangs nicht enthalten sind. 2010 war lediglich in sechs Mitgliedstaaten kein Rückgang der Bauproduktion festzustellen. 2011 verzeichnete eine knappe Mehrheit der Mitgliedstaaten einen Produktionszuwachs, wenngleich in der EU-28 insgesamt ein Rückgang um 1,4 % verzeichnet wurde. 2012 waren es erneut nur noch fünf Mitgliedstaaten, die einen Anstieg der Produktion meldeten; allerdings stieg ihre Zahl 2013 auf neun und 2014, als in der EU-28 der erste Produktionszuwachs im Baugewerbe seit 2007 verzeichnet wurde, auf 18 Mitgliedstaaten.

Im Zeitraum 2010–14 (wie aus Tabelle 2 hervorgeht) wiesen Kroatien, Italien, Zypern, Portugal und die Slowakei bezogen auf die Bautätigkeit jeweils fünf negative jährliche Veränderungsraten in Folge aus; in Italien dauerte der Abschwung sogar noch länger an (da er bereits 2008 einsetzte), während in Portugal zuletzt 2001 eine positive jährliche Veränderungsrate verzeichnet wurde.

2014 entsprach in Portugal (-56,9 %), Zypern (-64,2 %), Irland (-69,3 %) und Griechenland (-73,9 %) die Produktion im Baugewerbe noch nicht einmal der Hälfte ihres vor der Krise (2007) erreichten Stands. Im Zeitraum 2007–14 ging die Produktion in diesem Bereich in der Hälfte der EU-Mitgliedstaaten um mehr als ein Fünftel zurück; es gab lediglich fünf Mitgliedstaaten — Polen, Malta, Deutschland, Finnland und Schweden —, in denen bei dieser Tätigkeit ein Aufschwung verzeichnet wurde. Polen registrierte für den genannten Zeitraum den mit Abstand größten Zuwachs der Bautätigkeit; sein Produktionsindex stieg um 22,1 %.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Konjunkturstatistiken (KS) werden im Rahmen der Verordnung (EG) Nr. 1165/98 vom 19. Mai 1998 über Konjunkturstatistiken erstellt. Aus der Umsetzung dieser Verordnung ergaben sich wesentliche Änderungen und Verbesserungen hinsichtlich der Verfügbarkeit und Aktualität von Indikatoren. Die Verordnung über Konjunkturstatistiken wurde als Reaktion auf neue Bedürfnisse der Nutzer geändert und angepasst; dies geschah in der Regel im Zusammenhang mit der Entwicklung der Währungsunion und insbesondere entsprechend den Anforderungen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Indikatoren, die sowohl für die Industrie als auch für das Baugewerbe verwendet werden, sind der Produktionsindex und die Arbeitsinputindikatoren, die sich auf Beschäftigung, Löhne und Gehälter sowie geleistete Arbeitsstunden beziehen. Für die Industrie gibt es zusätzliche KS-Indikatoren, die Umsatz und Erzeugerpreise betreffen und für den gesamten Markt sowie den inländischen und den ausländischen Markt erstellt werden; bei Letzterem wird außerdem die Entwicklung in den Märkten des Euroraums und den Märkten des Nicht-Euroraums untersucht. In ähnlicher Weise wird bei den industriellen Einfuhrpreisen zwischen Importen aus dem Eurogebiet und aus Ländern außerhalb des Euroraums unterschieden. Beim Baugewerbe wird im Produktionsindex zwischen Hoch- und Tiefbau unterschieden, und es werden zusätzliche Indikatoren für Baugenehmigungen sowie Kosten- und Preisindizes des Baugewerbes erfasst.

Konjunkturstatistiken können in unterschiedlicher Form vorgelegt werden. Bruttoindizes oder nicht bereinigte Indizes sind die Grundform eines Index. Bei der Kalenderbereinigung wird der Index so bereinigt, dass die Kalendermerkmale eines Monats berücksichtigt werden. Die Anzahl der Arbeitstage in einem Monat hängt ab vom Zeitpunkt bestimmter gesetzlicher Feiertage (Ostern kann je nach Jahr im März oder April sein), von möglichen Überschneidungen bestimmter gesetzlicher Feiertage mit arbeitsfreien Tagen (der 1. Mai kann auf einen Sonntag fallen), vom Vorliegen eines Schaltjahrs und von anderen Faktoren. Die Saisonbereinigung soll es ermöglichen, dass nach der Bereinigung um kalendarische Effekte, die Auswirkungen in der Vergangenheit beobachteter, bekannter saisonaler Faktoren berücksichtigt werden können. Im Fall des Produktionsindex hat z. B. der jährliche Sommerurlaub einen negativen Einfluss auf die Industrieproduktion.

Je nach Indikator müssen die EU-Mitgliedstaaten bereinigte oder unbereinigte Daten an Eurostat übermitteln. Sofern die Mitgliedstaaten unbereinigte Daten übermitteln, berechnet Eurostat die Saisonbereinigung. Die nationalen statistischen Ämter der Mitgliedstaaten sind für die Datensammlung und die Berechnung der nationalen Zeitreihen zuständig, während Eurostat für die Aggregierung auf Ebene der EU und des Euroraums verantwortlich ist.

Die NACE Rev. 2, die neueste Fassung der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige, wurde 2009 in der Konjunkturstatistik eingeführt. Die Verwendung der NACE Rev. 2 erforderte nicht nur eine Änderung der Datenerstellungspraxis, sondern auch die Neuberechnung oder Schätzung von Zeitreihen auf der Grundlage der NACE Rev. 2, in der Regel zurück bis zum Jahr 2000. Zeitgleich mit der Einführung der NACE Rev. 2 erfolgte die Umstellung auf ein neues Basisjahr (2005) für die KS-Indizes, um die wirtschaftlichen Strukturen besser widerspiegeln zu können; 2013 erfolgte eine erneute Umstellung auf das Basisjahr 2010, durch die das System der Gewichte abermals aktualisiert wurde, um den Änderungen in den wirtschaftlichen Strukturen gerecht zu werden. Die Darstellung der Daten in diesem Artikel erfolgt somit unter Verwendung der Indizes von NACE Rev. 2 mit 2010 = 100 und Gewichten von 2010 — weitere Informationen sind dem Artikel zur Umbasierung 2010 zu entnehmen.

Kontext

Ein Grund für die zunehmende Bedeutung und Verwendung von Konjunkturstatistiken besteht darin, dass die Informationsströme globaler geworden sind und die Veröffentlichung der neuesten Daten eines Indikators gravierende Auswirkungen auf die Finanzmärkte oder auf Entscheidungen von Zentralbanken und Unternehmen haben kann. Konjunkturstatistiken sind eine wichtige Grundlage für alle, die den Konjunkturverlauf beobachten oder aktuelle Veränderungen in einem bestimmten Industriezweig, im Baugewerbe oder im Dienstleistungsbereich verfolgen möchten.

KS-Indikatoren von zentraler Bedeutung sind die wichtigsten europäischen Wirtschaftsindikatoren (WEWI), die die EZB zur Durchführung der Geldpolitik im Euroraum benötigt. Drei WEWI betreffen die Konjunkturstatistiken für die Industrie: Produktion, Erzeugerpreise für die Binnenmärkte und Einfuhrpreise. Zwei weitere WEWI betreffen die Konjunkturstatistiken für das Baugewerbe: Produktion und Baugenehmigungen.

Siehe auch

Baugewerbe

Industrie

Konjunkturstatistik

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Industrie (t_sts_ind)
Baugewerbe, Hoch- und Tiefbau (NACE F) (t_sts_cons)
Handel und Dienstleistungen (t_sts_ts)

Datenbank

Industrie (sts_ind)
Produktion in der Industrie (sts_ind_prod)
Umsatz in der Industrie (sts_ind_tovt)
Erzeugerpreise in der Industrie (sts_ind_pric)
Einfuhrpreise in der Industrie (sts_ind_impi)
Arbeitsinput in der Industrie (sts_ind_labo)
Baugewerbe, Hoch- und Tiefbau (sts_cons)
Produktion im Baugewerbe (sts_cons_pro)
Baugenehmigungen (sts_cons_per)
Baukosten (oder Erzeugerpreise), neue Wohngebäude (sts_cons_pri)
Arbeitsinput im Baugewerbe (sts_cons_lab)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks