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Archive:Statistik der Bildungsausgaben

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Datenauszug vom Juni 2015. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Oktober 2016. Die englische Version ist aktueller.
Abbildung 1: Öffentliche Ausgaben für Bildung, 2011 (1)
(in % des BIP)
Quelle: Eurostat (tsdsc510)
Tabelle 1: Ausgaben für Bildungseinrichtungen, 2006 und 2011 (1)
Quelle: Eurostat (educ_figdp), (tps00068) und (tps00067), UNESCO, OECD

Ausgaben für Bildung sind Investitionen, die dazu beitragen können, das Wirtschaftswachstum und die Produktivität zu steigern, die persönliche und soziale Entwicklung zu fördern und soziale Ungleichheiten abzubauen. Welcher Anteil der finanziellen Gesamtressourcen für Bildung ausgegeben wird, gehört in den Ländern der Europäischen Union (EU) zu den Grundsatzentscheidungen der nationalen Regierungen. Analog dazu entscheiden Unternehmen sowie Schüler und Studierende und deren Familien darüber, welche finanziellen Mittel sie für Bildung aufwenden können oder wollen.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Die öffentlichen Bildungsausgaben in der EU-28 beliefen sich 2011 auf schätzungsweise 5,3 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP), während die Ausgaben für Bildungseinrichtungen aus öffentlichen und privaten Quellen zusammen 6,0 % des BIP entsprachen (siehe Tabelle 1).

Am höchsten waren die öffentlichen Bildungsausgaben im Verhältnis zum BIP in Dänemark (8,8 % des BIP), aber auch in Malta (8,0 %), Zypern (7,9 %), Schweden, Finnland (jeweils 6,8 %) und Belgien (6,6 %) waren sie vergleichsweise hoch. Die meisten EU-Mitgliedstaaten verzeichneten öffentliche Bildungsausgaben im Bereich von 3,8 % bis 6,2 % ihres BIP; lediglich Rumänien (3,1 %) und Luxemburg (3,2 %) lagen unter dieser Spanne (die Daten von Luxemburg beziehen sich auf das Jahr 2007 und enthalten keine Angaben zum tertiären Bildungsbereich). Von 2006 bis 2011 stieg der Anteil von öffentlichen und privaten Bildungsausgaben zusammengenommen um 2,4 Prozentpunkte in Malta, 1,6 Prozentpunkte in Irland und 1,3 Prozentpunkte in Zypern. Sechs EU-Mitgliedstaaten verzeichneten einen Rückgang ihrer Ausgaben im Verhältnis zum BIP, der am deutlichsten in Rumänien (-0,7 Prozentpunkte im Zeitraum 2005–2011) ausfiel. Aufgrund von Veränderungen des BIP (nach oben oder unten) sind erhebliche Ab- oder Zunahmen bei der Höhe der Bildungsausgaben mitunter nicht erkennbar.

Rückläufige Geburtenraten haben in vielen Ländern eine Abnahme der Bevölkerung im schulpflichtigen Alter zur Folge oder werden dazu führen, was sich (bei gleichbleibenden Ausgaben) wiederum auf Verhältniszahlen wie die durchschnittlichen Ausgaben pro Schüler auswirken wird. Die jährlichen Ausgaben für öffentliche und private Bildungseinrichtungen zeigen, dass 2011 in der EU-28 im Durchschnitt 6800 KKS pro Schüler/Studierendem ausgegeben wurden. Dies bedeutet einen Anstieg um 15 % gegenüber 2006. Die Ausgaben pro Schüler für private und öffentliche Bildungseinrichtungen waren in Dänemark (dem Land mit dem höchsten Durchschnittswert der Mitgliedstaaten 2011) fast fünfmal so hoch wie in Rumänien (das den niedrigsten Durchschnitt aufwies). Vergleicht man die durchschnittlichen Ausgaben im Jahr 2011 mit denen, die fünf Jahre zuvor getätigt wurden, so war Italien der einzige Mitgliedstaat (für den Daten vorliegen), bei dem es zu einem Rückgang kam, während Polen und Malta mit jeweils gut 50 % relativ betrachtet die stärksten Zuwächse verzeichneten.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die Normen für die internationale Bildungsstatistik werden von drei internationalen Organisationen festgelegt:

Wichtigste Datenquelle ist der gemeinsame Fragebogen von UNESCO, OECD und Eurostat (UOE-Fragebogen) zu den Bildungssystemen, der den wesentlichen Komponenten der Eurostat-Datenbank für die Bildungsstatistik zugrunde liegt.

Die Indikatoren für Bildungsausgaben umfassen Schulen, Hochschulen und sonstige öffentliche und private Einrichtungen, die Bildungsleistungen anbieten oder unterstützen. Die Ausgaben für Bildungseinrichtungen beschränken sich dabei nicht auf Unterrichtsleistungen, sondern beinhalten auch öffentliche und private Ausgaben für Nebenleistungen für Schüler und Studierende und ihre Familien, soweit diese Leistungen über Bildungseinrichtungen erbracht werden. Im Bereich der tertiären Bildung können auch umfangreiche Ausgaben für Forschung und Entwicklung anfallen, die ebenfalls einbezogen sind, sofern die Forschungstätigkeit von Bildungseinrichtungen betrieben wird.

Die öffentlichen Gesamtausgaben für Bildung umfassen die direkte öffentliche Finanzierung von Bildungseinrichtungen und Transfers an private Haushalte und Unternehmen. Im Allgemeinen finanziert der öffentliche Sektor Bildungsausgaben durch die direkte Übernahme der laufenden Aufwendungen und Investitionsausgaben von Schulen (direkte öffentliche Finanzierung von Bildungseinrichtungen) oder durch die finanzielle Unterstützung von Schülern/Studierenden und ihren Familien durch Stipendien und Darlehen des öffentlichen Sektors. Darüber hinaus kann der öffentliche Sektor die Aus- oder Weiterbildungstätigkeiten von privaten Unternehmen oder Organisationen ohne Erwerbszweck finanziell unterstützen (Transfers an private Haushalte und Unternehmen). Beide Arten von Transaktionen zusammen bilden die öffentlichen Gesamtausgaben für Bildung.

Zu den Ausgaben für Bildungseinrichtungen aus privaten Quellen gehören: Schulgebühren; Ausgaben für Lehrmittel (wie Schulbücher und Unterrichtsmaterial); Schülerbeförderung (sofern von der Schule organisiert); Verpflegung (falls von der Schule gestellt); Unterkunftskosten und Ausgaben der Arbeitgeber für die berufliche Erstausbildung.

Anhand der Ausgaben pro Schüler/Studierendem in öffentlichen und privaten Bildungseinrichtungen lässt sich messen, wie viel Staat, Länder, Gemeinden, private Haushalte, religiöse Einrichtungen und Unternehmen pro Schüler/Studierendem ausgeben. Dies beinhaltet Personalausgaben sowie sonstige laufende Aufwendungen und Investitionsausgaben.

Öffentliche Schulen/Bildungseinrichtungen sind Einrichtungen, die direkt oder indirekt von einer öffentlichen Bildungsbehörde verwaltet werden. Private Schulen/Bildungseinrichtungen sind Einrichtungen, die direkt oder indirekt von einer Nichtregierungsorganisation (z. B. Kirche, Gewerkschaft, Privatunternehmen oder sonstige Einrichtung) verwaltet werden.

Kontext

Auf das Bildungswesen entfällt in allen EU-Mitgliedstaaten ein beträchtlicher Teil der öffentlichen Ausgaben; der größte Posten sind dabei die Personalausgaben. Je höher die Ebene des Bildungssystems, desto höher sind auch die Unterrichtskosten. So sind die Ausgaben pro Studierendem an Hochschulen wesentlich höher als die Ausgaben pro Schüler an Primarschulen. Zwar sind die Bildungskosten pro Kopf im Bereich der tertiären Bildung höher, der größte Anteil der Gesamtbildungsausgaben entfällt allerdings auf den Sekundarbereich da dessen Anteil an der Gesamtzahl der Schüler/Studierenden höher ist.

In vielen EU-Mitgliedstaaten läuft eine Debatte darüber, wie die Ausgaben für das Bildungswesen aufgestockt oder zumindest auf dem aktuellen Niveau gehalten, dessen Effizienz gesteigert und die Bildungsgerechtigkeit gefördert werden können – eine Herausforderung, deren Bewältigung vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise und vor allem der gestiegenen Staatsverschuldung noch schwieriger geworden ist. Die Debatte dreht sich aber nicht nur um Höhe und Herkunft der bereitgestellten Mittel. Sie erstreckt sich auch auf Vorschläge zur Reform von Bildungspolitik und Bildungssystemen und wirft Fragen zur Entwicklung der Kompetenzen auf, über die die Arbeitskräfte künftig zum Wohle des Einzelnen und der gesamten Gesellschaft verfügen müssen. Zu den möglichen Ansätzen zählen die Erhebung von Unterrichts- und Studiengebühren sowie Verwaltungs- oder Prüfungsabgaben. Als eine weitere Möglichkeit zur Mittelbeschaffung werden Partnerschaften zwischen Unternehmen und Hochschuleinrichtungen angesehen.

Bildungskosten können durch eine bedarfs- oder leistungsabhängige Unterstützung ergänzt werden: Eine leistungsabhängige Unterstützung umfasst Zuwendungen, die sich an den Studienergebnissen orientieren, eine bedarfsabhängige Unterstützung einkommensabhängige Zuschüsse, Darlehen (oder andere Zuwendungen), mit denen versucht wird, die Immatrikulationsquoten an den Hochschulen zu steigern, insbesondere unter den weniger wohlhabenden Mitgliedern der Gesellschaft, und so die Chancengleichheit sowie die soziale Mobilität und Inklusion zu fördern. Eine Analyse der nationalen Studiengebühren und Unterstützungssysteme in der europäischen Hochschulbildung ist einem Bericht (auf Englisch) der Europäischen Kommission und der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur zu entnehmen.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Datenbank

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks