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Statistik der Dienstleistungen - konjunkturelle Entwicklung

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Daten von Oktober 2014. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Juli 2015.

Schwerpunkt dieses Artikels sind die jüngsten statistischen Daten über die Entwicklungen im Dienstleistungsbereich in der Europäischen Union (EU). Für die Konjunkturstatistik (KS) werden Indizes erstellt, die eine sofortige Bewertung des Wirtschaftsklimas im Dienstleistungsbereich ermöglichen, indem sie einen ersten Überblick über die aktuelle Entwicklung in verschiedenen Wirtschaftszweigen bieten.

Traditionell konzentrierte sich die Konjunkturstatistik auf die Industrie und das Baugewerbe sowie in geringerem Umfang auf den Einzelhandel. Seit Mitte der 1990er Jahre wurden die amtlichen Statistiken der EU neu ausgerichtet und die Konjunkturdatenerhebung verstärkt auf Dienstleistungen konzentriert.

Abbildung 1: Umsatzindex, ausgewählte Dienstleistungsbranchen, EU-28, 2004–2014 (¹)
(2010 = 100) — Quelle: Eurostat (sts_trtu_q) und (sts_setu_q)
Tabelle 1: Jährliche Wachstumsraten des Umsatzindex, ausgewählte Dienstleistungen, 2012–2013 (¹)
(in %) — Quelle: Eurostat (sts_trtu_a) und (sts_setu_a)
Abbildung 2: Umsatzvolumenindex, ausgewählte Einzelhandelsbranchen, EU-28, 2004–2014 (¹)
(2010 = 100) — Quelle: Eurostat (sts_trtu_m)
Tabelle 2: Jährliche Wachstumsraten des Umsatzvolumenindex, Einzelhandel, 2003–2013 (¹)
(in %) — Quelle: Eurostat (sts_trtu_a)
Abbildung 3: Erzeugerpreisindizes, Transport und Nachrichtenübermittlung, EU-28, 2006–2014 (¹)
(2010 = 100) — Quelle: Eurostat (sts_sepp_q)
Abbildung 4: Erzeugerpreisindex, ausgewählte Dienstleistungsbranchen, EU-28, 2006–2014 (¹)
(2010 = 100) — Quelle: Eurostat (sts_sepp_q)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Umsatz: Auswirkungen der Wirtschafts-und Finanzkrise und teilweise Erholung

Der Umsatz mit Dienstleistungen ging in der EU-28 im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr um 10,1 % zurück, belebte sich 2010 und 2011 aber zunehmend und erreichte ein Wachstum von 5,4 % bzw. 5,6 %. 2012 und 2013 setzte sich das Wachstum fort, jedoch etwas langsamer als zuvor (ein Anstieg um 0,3 % bzw. 1,0 %).

Nach Spitzenwerten im Jahr 2008 beim Umsatz aller sechs Dienstleistungsbranchen in Abbildung 1 erreichte dieser in der EU-28 im zweiten bzw. dritten Quartal 2009 und im ersten Quartal 2010 einen Tiefstand. Danach meldete der Bereich der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen bis zum zweiten Quartal 2014 die größte Umsatzsteigerung der verschiedenen Dienstleistungsbranchen (24,4 %), gefolgt vom Bereich Verkehr und Lagerei (17,8 %). Der Handel sowie die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen verzeichneten ebenfalls zweistellige Wachstumsraten zwischen ihren Tiefstwerten inmitten der Krise und ihren jüngsten Werten (zweites Quartal 2014); hier stiegen die Umsätze um 13,9 % bzw. 13,3 % an. In den anderen Dienstleistungsbranchen fielen die Veränderungsraten moderater aus: Gemessen an den kurz zuvor, auf dem Höhepunkt der Krise, verzeichneten Tiefstwerten in der EU-28 war der Umsatz im zweiten Quartal 2014 im Bereich Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie um 8,1 % und im Bereich Information und Kommunikation um 4,4 % angestiegen.

Obwohl für all diese sechs Dienstleistungsbranchen, wie aus Abbildung 1 ersichtlich ist, in letzter Zeit ein Wachstum gemeldet wird, wurden die Umsatzverluste, die die Wirtschafts- und Finanzkrise mit sich brachte, in manchen Dienstleistungsbereichen der EU-28 schneller wieder aufgeholt als in anderen. Die Umsatzindizes der EU-28 für die Bereiche Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, Verkehr und Lagerei sowie den Bereich Information und Kommunikation erreichten 2011 wieder den Stand, den sie vor der Krise verzeichnet hatten, bei der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen wurde der Höchststand aus der Zeit vor der Krise erst im zweiten Quartal 2013 erneut erreicht. Dagegen blieben die letzten Umsatzindizes (zweites Quartal 2014) für den Handel und den Bereich Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie im zweiten Quartal 2014 leicht unter dem entsprechenden Stand vor der Krise.

Neueste Entwicklungen beim Jahresumsatz

Bei den Dienstleistungen (auf der Ebene der Abschnitte der NACE Rev. 2) verzeichneten in der EU-28 die unternehmensorientierten Dienstleistungen und der Handel 2013 das rascheste Umsatzwachstum: Im Bereich der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen erhöhte sich der Umsatz um 2,4 %, im Handel um 2,0 % und bei der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen um 1,9 %. Ein etwas langsameres Wachstum wurde bei Verkehr und Lagerei (0,8 %) und im Bereich Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie (0,6 %) erzielt, während Information und Kommunikation 2013 in der EU-28 der einzige NACE-Dienstleistungsabschnitt war, der einen Umsatzrückgang hinnehmen musste (-1,0 %).

Die Umsatzentwicklungen bei den Dienstleistungen wiesen 2013 große Schwankungen zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten der EU-28 auf. Griechenland (-8,5 %) und Zypern (-9,0 %) meldeten bei den Dienstleistungen massive Umsatzrückgänge gegenüber 2012, und eine rückläufige Entwicklung war auch in 12 anderen EU-Mitgliedstaaten zu verzeichnen (darunter Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien). Demgegenüber wurde der größte Anstieg in Estland (10,2 %) verzeichnet, und zu einer Zunahme um 5 %–10 % kam es auch in der Slowakei, Litauen, dem Vereinigten Königreich und Ungarn.

Aus Tabelle 1 gehen die beiden letzten Veränderungsraten beim Umsatz der einzelnen Dienstleistungsabschnitte hervor, die von den Konjunkturstatistiken erfasst werden. Wachstumsraten über 15 % wurden 2013 für den Handel in Estland, Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie in Kroatien (das im Laufe des Jahres der EU als Mitglied beitrat), Information und Kommunikation in Ungarn, die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen in der Slowakei sowie die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen in Irland, Ungarn und der Slowakei verzeichnet. Positive Veränderungsraten des Umsatzwachstums für alle sechs Dienstleistungsbereiche verbuchten Litauen, Luxemburg, Ungarn, Polen, Rumänien, die Slowakei und das Vereinigte Königreich. Rückläufig war dagegen der Umsatz 2013 für all diese sechs Dienstleistungen in Zypern, während das Verkaufsvolumen in fünf der sechs Dienstleistungsbereiche in Griechenland, Spanien, Italien und Portugal rückläufig war.

Umsatzvolumen des Einzelhandels

Anders als beim Umsatz, der die Verkäufe zu laufenden Preisen angibt, wird beim Umsatzvolumen die Situation nach Ausschaltung der Preisänderungen dargestellt. Zwischen 2008 und 2013 ging das Umsatzvolumen des Einzelhandels in der EU-28 Jahr für Jahr zurück mit Ausnahme von 2010, als ein Anstieg um 0,3 % verzeichnet wurde — siehe Tabelle 2. Eine monatliche Zeitreihe (siehe Abbildung 2) belegt, dass die Einzelhandelsumsätze in der EU-28 im Februar 2008 ihren Höchststand erreichten und bis März 2009 insgesamt um 4,4 % zurückgingen. Zwischen März 2009 und März 2012 blieb das Umsatzvolumen des Einzelhandels verhältnismäßig konstant, um danach im April 2013 einen erneuten Tiefstand zu erreichen. Die jüngsten Entwicklungen lassen einen Anstieg des Umsatzvolumens zwischen April 2013 und August 2014 (jüngste Daten, die bei Redaktionsschluss zur Verfügung standen) erkennen.

Alle in Abbildung  2 erfassten Einzelhandelsbranchen verzeichneten zwischen April 2013 und Juli bzw. August 2014 (für welchen Zeitraum die neuesten Daten zur Verfügung stehen, unterscheidet sich von Dienstleistung zu Dienstleistung) einen Anstieg ihres Umsatzvolumens im betreffenden Zeitraum. Die Veränderungsraten blieben relativ gleich und bewegten sich zwischen 1,7 % im Einzelhandel mit sonstigen Haushaltsgeräten, Textilien, Heimwerker- und Einrichtungsbedarf (in Verkaufsräumen) und 3,9 % im Einzelhandel mit Datenverarbeitungsgeräten, peripheren Geräten und Software sowie Telekommunikationsgeräten (in Verkaufsräumen).

Im Jahr 2013 ging das Umsatzvolumen des Einzelhandels in 11 EU-Mitgliedstaaten zurück, wobei der Umsatzrückgang in Spanien (-5,1 %), Zypern (-6,4 %) und Griechenland (-8,1 %) 5 % überstieg. Demgegenüber erhöhte sich das Umsatzvolumen 2013 in Lettland (4,0 %), Litauen (4,5 %) und Polen (4,6 %) um 4 % und mehr; der größte Anstieg wurde in Luxemburg (12,7 %) verzeichnet, ihm waren sowohl 2011 als auch 2012 jährliche Zuwächse um annähernd 20 % vorausgegangen.

Dienstleistungspreise

Bei den Dienstleistungsbereichen, für die in den Abbildungen 3 und 4 ein Preisindex für die EU-28 ausgewiesen wird (Anmerkung: für beide Abbildungen wird die gleiche Skalierung verwendet), fallen zwei dadurch auf, dass sie vom allgemeinen Muster abweichende Entwicklungen aufweisen: die Telekommunikation und die See- und Küstenschifffahrt. Seit Anfang 2006 (dem Beginn aller Zeitreihen) sind die Erzeugerpreise der EU-28 im Bereich Telekommunikation kontinuierlich gesunken, in reichlich acht Jahren um insgesamt 29,0 %. Die Erzeugerpreise in der See- und Küstenschifffahrt wiesen wesentlich größere Schwankungen auf als die Indizes für die anderen in den Abbildungen 3 und 4 ausgewiesenen Dienstleistungen; dies gilt insbesondere für den Absturz und anschließenden Wiederanstieg der Preise im Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise. Diese Entwicklung lief darauf hinaus, dass die Preise im zweiten Quartal 2014 um 4,8 % höher waren als im ersten Quartal 2006. Die meisten anderen Dienstleistungsbranchen verzeichneten einen Preisanstieg, der sich in den acht dargestellten Jahren insgesamt in einer Bandbreite von 10 % bis 16 % bewegte, wobei sich die Erzeugerpreise in der Luftfahrt rascher erhöhten (um 24,7 %) und der Anstieg der Erzeugerpreise für Post-, Kurier- und Expressdienste (um 8,9 %) etwas langsamer vonstattenging.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die Konjunkturstatistik (KS) für Dienstleistungen wird nach derselben Methodik erstellt wie die Konjunkturstatistik für die Industrie und das Baugewerbe. Der Artikel über die konjunkturelle Entwicklung in der Industrie und im Baugewerbe enthält zusätzliche Informationen über eine Vielzahl von Themen, darunter: die Verordnung über Konjunkturstatistiken; die unterschiedlichen Formen, in denen die Indizes vorgelegt werden, beispielsweise unbereinigte Bruttoindizes, arbeitstäglich und saisonal bereinigte Indizes sowie Trendindizes; die Verwendung der NACE Rev. 2 sowie die Vorgehensweise zur Umstellung der KS-Indizes auf ein neues Basisjahr, die alle fünf Jahre erfolgt.

Der Umsatzindex und der Beschäftigungsindex werden für den Einzelhandel und sonstige Dienstleistungen erstellt. Für den Einzelhandel wird ein zusätzlicher Indikator verwendet, nämlich der Umsatzvolumenindex des Einzelhandels, bei dem es sich im Grunde um einen deflationierten Umsatzindex handelt. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren für bestimmte Dienstleistungen Erzeugerpreisindizes entwickelt. Ferner wird derzeit an einem Dienstleistungsproduktionsindex gearbeitet.

Der Umsatzindex drückt die wertmäßige Entwicklung der Umsätze aus. Dabei ist zu beachten, dass sich die Preise für bestimmte Dienstleistungen rückläufig entwickelt haben, möglicherweise aufgrund der Liberalisierung der Märkte und eines intensiveren Wettbewerbs (beispielsweise in der Telekommunikationsbranche sowie bei anderen Wirtschaftstätigkeiten im Technologiebereich). In derartigen Fällen wären die Zuwächse, die bei den Umsatzwertindizes bestimmter Wirtschaftszweige zu beobachten sind, am Volumen gemessen noch deutlicher ausgefallen.

Die Einzelhandelsindizes sind von besonderer Bedeutung, da der Einzelhandel eine Mittlerrolle zwischen Erzeugern bzw. Herstellern und Endkunden einnimmt, so dass die Umsatz- und Umsatzvolumenindizes als frühzeitige Indikatoren für die Entwicklung des Endkonsums nach Haushalten herangezogen werden können. Der Index zur Messung des Umsatzvolumens im Einzelhandel wird meist als Umsatzvolumenindex (des Einzelhandels) bezeichnet. Um die Auswirkungen von Preisänderungen auf den Einzelhandelsumsatz auszuschalten, wird ein Verkaufsdeflator verwendet. Bei diesem Deflator handelt es sich um einen Index, dem eine ähnliche Methodik wie einem Erzeugerpreisindex zugrunde liegt, der aber speziell auf den Einzelhandel zugeschnitten ist. Er spiegelt Preisveränderungen bei den verkauften Waren und nicht bei den erbrachten Einzelhandelsdienstleistungen wider.

Kontext

Unter den zentralen Indikatoren für die Konjunkturstatistik befindet sich ein Satz der Wichtigsten europäischen Wirtschaftsindikatoren (WEWI), die die Europäische Zentralbank (EZB) zur Durchführung der Geldpolitik im Euroraum benötigt. Drei WEWI betreffen die Konjunkturstatistik für Dienstleistungen: der Indikator für das Umsatzvolumen im Einzelhandel, der Indikator für den Umsatz in sonstigen Dienstleistungsbereichen und der Indikator für die Erzeugerpreise in sonstigen Dienstleistungsbereichen.

Siehe auch

Einzelhandel

Dienstleistungen

Konjunkturstatistik

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Handel und Dienstleistungen (t_sts_ts)
Groß- und Einzelhandel (NACE G) (t_sts_wrt)
Dienstleistungen (t_sts_ser)

Datenbank

Handel und Dienstleistungen (sts_ts)
Groß- und Einzelhandel (NACE G) (sts_wrt)
Dienstleistungen (sts_os)
Erzeugerpreise für Dienstleistungen (EPID) (sts_os_pp)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks