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Archive:Strukturelle Unternehmensstatistik auf regionaler Ebene

Revision as of 16:11, 18 November 2014 by EXT-S-Allen (talk | contribs)
Daten von März 2014. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Juni 2015

Dieser Artikel ist Bestandteil einer Reihe statistischer Artikel auf der Grundlage des Jahrbuchs der Regionen von Eurostat. Gegenstand der strukturellen Unternehmensstatistiken (SUS) sind Industrie, Baugewerbe und nichtfinanzielle Dienstleistungen, die gemeinsam den nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft bilden. Aufgegliedert nach der europäischen Wirtschaftszweigsystematik NACE beschreiben diese Statistiken Struktur, Tätigkeit und Leistungsfähigkeit von Unternehmen in der Europäischen Union (EU). Die strukturellen Unternehmensstatistiken lassen sich auf sehr detaillierter sektoraler Ebene (mehrere Hundert Wirtschaftstätigkeiten) nach Unternehmensgrößenklassen oder nach Regionen analysieren.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Eurostat erstellt und veröffentlicht SUS für die Regionen der EU für NACE-Abschnitte und NACE-Abteilungen. Die jüngsten verfügbaren Informationen betreffen in aller Regel das Bezugsjahr 2011; die neuesten Daten für Griechenland und Frankreich beziehen sich allerdings auf das Jahr 2010. Regionale SUS sind für die meisten EU-Mitgliedstaaten und für Norwegen auf NUTS-2-Ebene verfügbar. Zudem werden Daten für Kroatien und die Schweiz auf Landesebene vorgelegt. Für Malta liegen jedoch keine Daten vor.

Schätzungen zufolge, die anhand von nationalen SUS-Zahlen vorgenommen wurden, waren im Jahr 2011 in der EU-28 rund 21,7 Millionen Unternehmen im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft tätig. Diese Unternehmen erzeugten eine Bruttowertschöpfung von 6,142 Billionen EUR und beschäftigten etwa 133,2 Millionen Menschen.

Spezialisierung im Industrie- und im Dienstleistungsbereich

Karte 1: Beschäftigung in der Industrie, nach NUTS-2-Regionen, 2011 (1)
(in %, Anteil am nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft) - Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2)

Die für die Analyse in diesem Artikel herangezogene Hauptvariable ist die Zahl der Beschäftigten (regionale SUS werden nicht für die Wertschöpfung erhoben). Was die Bedeutung einzelner Wirtschaftszweige des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft betrifft, bestehen in dieser Hinsicht zwischen den Regionen der EU beträchtliche Unterschiede. Während einige Wirtschaftszweige — wie beispielsweise der Einzelhandel und in gewissem Maße auch das Baugewerbe — in sämtlichen Regionen vertreten sind, ist bei vielen anderen Wirtschaftszweigen die regionale Konzentration sehr unterschiedlich und ihr Spezialisierungsgrad in einigen wenigen Regionen oft besonders hoch.

Industrielle Spezialisierung geht häufig mit der Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen einher

Zu den ganz unterschiedlichen Gründen für eine solche Spezialisierung zählen die Verfügbarkeit von natürlichen Ressourcen (z. B. im Bergbau bei der Gewinnung von Steinen und Erden sowie in der forstbasierten Industrie), der Zugang zu Fachkräften (z. B. für Forschung und Entwicklung), die Höhe der Produktionskosten (z. B. Löhne, Gehälter und andere Arbeitskosten oder die Kosten und die Verfügbarkeit anderer Produktionsfaktoren), das Vorhandensein adäquater Infrastrukturen (z. B. Beförderung oder Telekommunikation), klimatische und topografische Bedingungen (besonders relevant bei tourismusbezogenen Tätigkeiten), die Nähe bzw. der Zugang zu Märkten sowie rechtliche Zwänge. All diese Faktoren können die beträchtlichen Unterschiede hervorrufen, die zwischen den europäischen Regionen hinsichtlich der Bedeutung einzelner Wirtschaftszweige innerhalb des jeweiligen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft bestehen.

Auf die Industrie entfiel knapp ein Viertel der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in der EU

Der Anteil eines bestimmten Wirtschaftszweiges der gewerblichen Wirtschaft gibt Aufschluss darüber, welche Regionen am stärksten und welche am wenigsten spezialisiert sind, und zwar unabhängig davon, ob die jeweilige Region bzw. der jeweilige Wirtschaftszweig groß oder klein ist. Wie Karte 1 zu entnehmen ist, fiel im Jahr 2011 der relative Beitrag der Industrie zur Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft recht unterschiedlich aus. In der gesamten EU-28 entfiel auf die Industrie knapp ein Viertel (24,7 %) der Gesamtzahl der Beschäftigten im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft.

Von den 268 NUTS-2-Regionen, für die Daten verfügbar sind, meldete gut ein Viertel (73 Regionen) einen Anteil der Industrie an den Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft von mindestens 32,0 %. Die höchsten Anteile (zwischen 45,1 % und 47,4 %) wurden 2011 in den tschechischen Regionen Severovýchod und Strední Morava, der ungarischen Region Közép-Dunántúl, den rumänischen Regionen Vest und Centru sowie den bulgarischen Regionen Severozapaden und Severen tsentralen verzeichnet. Diese industriell besonders stark spezialisierten Regionen bildeten also förmlich ein Band, das sich von Liberec (einer für ihre Textilproduktion bekannte Stadt im Norden der Tschechischen Republik) bis nach Ruse (dem größten Binnenhafen Bulgariens) erstreckte.

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Regionen im Blickpunkt:


Vest (RO42), Rumänien

Piața Unirii (Platz der Vereinigung), Timisoara
Kennzeichnend für die nahe an der ungarischen Grenze gelegene westrumänische Region Vest ist ein relativ hohes Maß an Investitionen aus dem Ausland. Fast die Hälfte (47,4 %) aller Arbeitskräfte im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft in Vest war in einem industriellen Wirtschaftszweig beschäftigt. Dies stellte im Jahr 2011 den höchsten Anteil in der gesamten EU-28 dar. Von den acht NUTS-2-Regionen Rumäniens wiesen fünf einen Beschäftigungsanteil der Industrie von mehr als 40 % auf, und lediglich der Prozentsatz für die Hauptstadtregion Bucureşti-Ilfov lag unter dem EU-28-Durchschnitt.
© Foto: Todor Bozhinov

Die Bedeutung der Industrie war in der Regel relativ groß in Osteuropa, …

Im Allgemeinen war im Jahr 2011 die Bedeutung der Industrie für die Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft in den meisten osteuropäischen Regionen verhältnismäßig groß, was inbesondere für Bulgarien, die Tschechische Republik, Ungarn, Polen und Rumänien zutraf. Diese relativ starke Spezialisierung auf die industriellen Wirtschaftszweige in Osteuropa dürfte in gewissem Ausmaß mit den vergleichsweise niedrigen Arbeitskosten, der Auslagerung von Geschäftsbereichen und den Strategien im Zusammenhang mit ausländischen Direktinvestitionen zusammenhängen.

… aber auch in drei süddeutschen Regionen entfielen auf die Industrie mindestens 40 % der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft

Die süddeutschen Regionen Tübingen, Oberfranken und Oberpfalz meldeten als einzige EU-15-Regionen einen Industrieanteil an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft von mindestens 40,0 %. Im Übrigen machten die in der Industrie Beschäftigten in 30 weiteren EU-15-Regionen mindestens 32 % der Arbeitskräfte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft aus (in Karte 1 in der dunkelsten Farbe dargestellt). Knapp die Hälfte dieser Regionen lag in Deutschland (14 Regionen), während sich die restlichen Gebiete mit hohen Konzentrationen industrieller Aktivitäten auf Italien (fünf Regionen), Frankreich, Spanien, Österreich und Schweden (je zwei Regionen) sowie Dänemark, Portugal und Finnland (je eine Region) verteilten. Von diesen Regionen verzeichneten folgende die höchsten Beschäftigungsanteile der Industrie: Marche in Italien (39,3 %), Småland med öarna in Schweden (37,3 %), Comunidad Foral de Navarra in Spanien (36,7 %), Franche-Comté in Frankreich (36,6 %, Daten von 2010) und Länsi-Suomi in Finnland (36,0 %).

Besonders niedrige Beschäftigungsanteile der Industrie wurden in sämtlichen Regionen Luxemburgs (das auf dieser Analyseebene nur eine Region bildet), Irlands, der Niederlande und des Vereinigten Königreichs gemessen. In Luxemburg handelte sich 2011 bei 15,1 % der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft um industrielle Arbeitskräfte; in den Niederlanden wurde der diesbezüglich höchste Prozentsatz mit 19,3 % in Overijssel verzeichnet, in Irland mit 22,8 % in Border, Midland and Western und im Vereinigten Königreich mit 25,8 % in North Eastern Scotland.

Verhältnismäßig schwach ausgeprägt war der Industriesektor in den meisten Hauptstadtregionen und abgelegenen Gebieten an der Peripherie der EU

In 72 Regionen der EU entfielen weniger als 18,0 % der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft auf die Industrie. Dazu zählten zahlreiche Hauptstadtregionen und relativ abgelegene Gebiete an der Peripherie der EU, wie etwa Inselregionen (wobei die Offshore-Exploration von Erdöl und Erdgas vor der Nordostküste Schottlands eine Ausnahme von dieser Regel bildete).

In zwölf dieser 72 Regionen war weniger als jeder zehnte Beschäftigte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in der Industrie tätig. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass die Daten von acht dieser 72 Regionen als vertraulich gelten, weshalb es noch weitere Regionen geben könnte, in denen die relative Bedeutung der Beschäftigung in der Industrie unter 10 % lag.) Diese zwölf Regionen lagen in sieben EU-Mitgliedstaaten, wobei der geringste Anteil mit 1,8 % in der Ciudad Autónoma de Melilla (Spanien) verzeichnet wurde. In drei weiteren spanischen Regionen lag der Anteil der Industrie an den Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft unter 10,0 %, namentlich in der Ciudad Autónoma de Ceuta und in den zwei Inselregionen Canarias und Illes Balears, beides ausgewiesene Touristenhochburgen. Als ebenfalls beliebte Urlaubsziele verzeichneten auch die griechische Inselregion Notio Aigaio in der Ägäis und die französische Insel Corse (die Daten für diese beiden Regionen beziehen sich auf 2010) sowie die Region Algarve in Südportugal relativ geringe Beschäftigungsanteile der Industrie. Zu den übrigen Regionen gehörten die Hauptstadtregionen Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest, Noord-Holland, Inner London und Outer London sowie Utrecht (Niederlande).

Knapp jede zehnte Arbeitskraft des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in der EU war im Baugewerbe beschäftigt

Die in Karte 1 dargestellte regionale Analyse kann den Analysen der Karten 2 und 3 gegenübergestellt werden, welche Informationen zum relativen Beitrag des Baugewerbes und der nichtfinanziellen Dienstleistungen zur Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft enthalten. Da auf das Baugewerbe im Jahr 2011 mit knapp einem Zehntel (9,7 %) aller Beschäftigten ein nur relativ geringer Anteil am nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft in der EU-28 entfiel, sind die Muster von Karte 1 in gewissem Maße spiegelbildlich in Karte 3 wiederzufinden, d. h. für die Regionen mit verhältnismäßig niedrigen Beschäftigungsanteilen der Industrie sind vergleichsweise hohe Beschäftigungsanteile im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen zu erwarten.

Karte 2: Beschäftigung im Baugewerbe, nach NUTS-2-Regionen, 2011 (1)
(in %, Anteil am nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft) - Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2)

Karte 2 zeigt den Beschäftigungsanteil des Baugewerbes im Jahr 2011. In einigen EU-Mitgliedstaaten verzeichnete das Baugewerbe während der Wirtschafts- und Finanzkrise einen beträchtlichen Einbruch. Dies trifft beispielsweise auf Irland, Spanien und Zypern zu, wo vor der Krise ein regelrechter Boom im Bauwesen festzustellen gewesen war. In 50 EU-Regionen waren weniger als 8,0 % der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft im Baugewerbe tätig. Diese Regionen sind in Karte 2 in der hellsten Farbe dargestellt. Die große Mehrheit dieser Regionen lag entweder in Deutschland (24 Regionen) oder im Vereinigten Königreich (13 Regionen). Hinzu kamen Regionen in Belgien, Bulgarien, Irland, Ungarn und den Niederlanden sowie die Hauptstadtregionen von Frankreich und der Slowakei.

Geringe Bauaktivität in vielen Hauptstadtregionen

Der geringe Beschäftigungsanteil des Baugewerbes in Hauptstadtregionen könnte damit in Zusammenhang stehen, dass Bauunternehmen ihre Büroräume, Fahrzeugflotten und Lagerräume für Baumaterial und Arbeitsgeräte aufgrund der höheren Grundstückspreise bzw. Mieten in Hauptstädten und großen Ballungsgebieten außerhalb der Hauptstadtregionen unterhalten. Es könnte jedoch auch daran liegen, dass in bestimmten Städten geeignete Standorte fehlen. Den geringsten Anteil der Beschäftigten im Baugewerbe (3,6 % der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft im Jahr 2011) verzeichnete die Hauptstadtregion Inner London.

Weitere fünf, größtenteils städtische Regionen in Deutschland (Hamburg, Bremen, Köln, Darmstadt und Mittelfranken) sowie die irische Region Southern and Eastern — in der auch die Hauptstadt Dublin gelegen ist — vermeldeten Beschäftigungsanteile des Baugewerbes von weniger als 5,0 %. Die andere irische Region (Border, Midland and Western) konnte hingegen aus der Reihe der zehn EU-Regionen mit den niedrigsten Beschäftigungsanteilen des Baugewerbes des Jahres 2010 ausbrechen und erzielte 2011 mit einem Beschäftigungsanteil von 9,0 % einen Wert, der beinahe dem EU-28-Durchschnitt entsprach. Obwohl sich mithin eine Erholung abzeichnet, steht dies noch immer in starkem Kontrast zu der großen Bedeutung, die dem irischen Baugewerbe in der Zeit vor der Krise zukam.

In Corse war fast ein Viertel der Arbeitskräfte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft im Baugewerbe beschäftigt

In 45 Regionen der EU entfielen 2011 auf das Baugewerbe mindestens 14,0 % der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft. Diese Regionen lagen in einer Reihe von Mitgliedstaaten: Fast die Hälfte der Regionen (20) befanden sich in Frankreich (alle Daten beziehen sich auf 2010), sechs in Italien, vier in Portugal, je drei in Belgien und Spanien, zwei in Griechenland (Daten von 2010) und jeweils eine Region in Dänemark, Österreich, der Slowakei, Finnland, Schweden, Zypern und Luxemburg (die beiden letztgenannten Länder bilden auf dieser Analyseebene jeweils nur eine Region). Der höchste Anteil des Baugewerbes an den Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft wurde in der französischen Inselregion Corse (24,5 %) verzeichnet, während die südfranzösische Region Languedoc-Roussillon die einzige andere Region war, die vermelden konnte, dass mehr als jeder fünfte Beschäftigte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft im Baugewerbe tätig war.

Obwohl in Spanien die Bauaktivitäten drastisch zurückgingen, waren 2011 in drei Regionen weiterhin mindestens 14,0 % der Arbeitskräfte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft im Bauwesen beschäftigt. Zwei dieser Regionen waren die zentralspanischen Regionen Extremadura und Castilla-La Mancha, die eine relativ geringe Bevölkerungsdichte aufweisen, während die dritte Region die autonome Stadt Ciudad Autónoma de Ceuta in Nordafrika war.

Auf nichtfinanzielle Dienstleistungen entfielen knapp zwei Drittel der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in der EU

Im Jahr 2011 wurde ein Anteil der nichtfinanziellen Dienstleistungen von knapp zwei Dritteln (65,6 %) an den Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in der EU-28 verzeichnet. Karte 3 zeigt die regionale Verteilung der Beschäftigung im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen. Wie der Karte zu entnehmen ist, waren die meisten dienstleistungsorientierten Beschäftigten vornehmlich in großen städtischen Ballungsräumen und insbesondere in Hauptstadtregionen zu finden.

Karte 3: Beschäftigung im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen, nach NUTS-2-Regionen, 2011 (1)
(in %, Anteil am nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft) - Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2)

Relative Bedeutung der Beschäftigung im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen in Inner London am größten

Auf die nichtfinanziellen Dienstleistungen entfielen im Jahr 2011 in 85 NUTS-2-Regionen in der EU Anteile von mindestens 70,0 % an den Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft (in Karte 3 in der dunkelsten Farbe dargestellt; hierbei ist zu beachten, dass die Daten von sechs dieser Regionen vertraulich sind). In 16 der restlichen 79 Regionen nahm die relative Bedeutung der nichtfinanziellen Dienstleistungen auf 80 % oder mehr zu, wobei der höchste Prozentsatz (93,8 %) für Inner London gemeldet wurde. In fünf weiteren Hauptstadtregionen, die sich alle in EU-15-Mitgliedstaaten befanden, lag der Beschäftigungsanteil der nichtfinanziellen Dienstleistungen bei mindestens 80 %. Dazu gehörten die Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest, Noord-Holland, Berlin, Southern and Eastern (Irland) sowie die Comunidad de Madrid. Ein Anteil von über 80 % wurde auch in der norwegischen Hauptstadtregion Oslo og Akershus (81,0 %) verzeichnet.

Relativ große Beschäftigungsanteile nichtfinanzieller Dienstleistungen wurden ferner in zahlreichen touristisch geprägten Regionen festgestellt. Dies waren insbesondere Inselregionen, wie Notio Aigaio in Griechenland oder Canarias in Spanien, aber auch die Region Algarve in Portugal zählte dazu.

Von den Mitgliedstaaten, die der EU seit 2004 beigetreten sind, waren die Hauptstadtregionen Bratislavský kraj (Slowakei, 77,6 %), Közép-Magyarország (Ungarn, 74,3 %), Bucureşti-Ilfov (Rumänien, 72,1 %), Mazowieckie (Polen, 71,1 %), Praha (Tschechische Republik, der genaue Wert kann aufgrund des vertraulichen Charakters nicht genannt werden) und Zypern (auf dieser Analyseebene nur eine Region, 70,1 %) die einzigen Regionen, in denen mindestens 70,0 % der Arbeitskräfte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen tätig waren.

In 62 EU-Regionen lag der Beschäftigungsanteil im Bereich nichtfinanzielle Dienstleistungen unter 55,0 % (in Karte  3 in der hellsten Farbe dargestellt). In 28 dieser Regionen belief sich der Anteil der Beschäftigung im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen auf 50,0 % oder weniger. Oft handelte es sich dabei um Regionen mit einem relativ hohen Spezialisierungsgrad im Bereich der Industrie, lagen die meisten doch in Bulgarien, der Tschechischen Republik, Ungarn, Polen und Rumänien. Beschäftigungsanteile von unter 50,0 % im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen wurden aus den EU-15-Mitgliedstaaten lediglich von zwei Regionen gemeldet, und zwar von den französischen Regionen Auvergne und Franche-Comté.

Tiefgreifende Spezialisierung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft

Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse einer eingehenderen Wirtschaftszweiganalyse für NACE-Abschnitte und -Abteilungen. Sie gibt für alle Regionen den Medianwert und den Durchschnittswert des Anteils des jeweiligen Wirtschaftszweigs an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft an. Die beiden letzten Tabellenspalten geben Aufschluss darüber, welche Region den höchsten Spezialisierungsgrad im jeweiligen Wirtschaftszweig aufwies, indem sie die entsprechenden Beschäftigungsanteile im Verhältnis zu den Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in dieser Region aufzeigen. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass zwar die Namen der Regionen mit den höchsten Anteilen in der Tabelle angegeben sind, die zugehörigen Werte jedoch fehlen, da diese Daten vertraulich sind.

Tabelle 1: Durchschnittlicher Anteil an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft und Regionen mit dem höchsten Spezialisierungsgrad, nach Wirtschaftszweigen (NACE-Abschnitte und -Abteilungen) und NUTS-2-Regionen, 2011 (1) - Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2)

Śląskie und North Eastern Scotland waren auf Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden spezialisiert

Der Bereich Bergbau und Gewinnung von energieerzeugenden und metallischen Mineralstoffen ist aufgrund der geografischen Verteilung der Lagerstätten tendenziell stark konzentriert, weshalb nur wenige Regionen in diesen Wirtschaftszweigen hoch spezialisiert waren. In Folge dieser Besonderheiten kann bei einigen dieser Tätigkeiten auf einige wenige Regionen ein relativ hoher Anteil an der sektoralen Beschäftigung entfallen. Zu den herausragendsten Beispielen zählen der Stein- und Braunkohlenbergbau in Śląskie (Polen) sowie die Erbringung von Dienstleistungen für den Bergbau in North Eastern Scotland (Vereinigtes Königreich) und Agder og Rogaland (Norwegen), wobei die letztgenannten Regionen Unterstützung bei der Offshore-Gewinnung von Erdöl und Erdgas in der Nordsee bieten.

Tätigkeiten im Rahmen der Primärerzeugung häufig in ländlichen Gebieten

Wirtschaftszweige des Verarbeitenden Gewerbes in den ersten Verarbeitungsstufen von Erzeugnissen aus Land-, Fischerei- oder Forstwirtschaft sind in der Regel besonders stark in Regionen konzentriert, in denen die Wege zu den jeweiligen Rohstoffvorkommen kurz sind. Die am stärksten spezialisierten Regionen bei der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (NACE-Abteilung 10) lagen oftmals in ländlichen Gebieten oder in der Nähe von landwirtschaftlichen Produktionszentren: Als Beispiele sind die Bretagne (im Nordwesten Frankreichs), Podlaskie (Ostpolen), Dél-Alföld (Ungarn), Alentejo (Portugal), Severen tsentralen (Bulgarien) und Lincolnshire (Vereinigtes Königreich) zu nennen. Die nordischen und baltischen Regionen mit ihren großen Waldgebieten und die zentralen Bergregionen der Slowakei gehörten zu den Regionen mit dem höchsten Spezialisierungsgrad bei der Herstellung von Holz und Holzwaren (NACE-Abteilung 16) sowie bei der nachgelagerten Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus (NACE-Abteilung 17). Lettland (das auf dieser Analyseebene eine einzige Region bildet) war die am stärksten spezialisierte Region im Bereich der Herstellung von Holz- und Holzwaren, und Norra Mellansverige (Schweden) war am stärksten spezialisiert auf die Herstellung von Holz- und Zellstoff sowie Papier. Einige Wirtschaftszweige des Verarbeitenden Gewerbes, die auf die Verarbeitung oder Verwendung von mineralischen Rohstoffen angewiesen sind, können in der Nähe von Mineralvorkommen liegen. Swietokrzyskie (Polen) war auf die Gewinnung von Steinen und Erden im Bereich sonstiger Bergbau sowie auf die Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik und Verarbeitung von Steinen spezialisiert.

Spezialisierung auf die Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen in Deutschland und Belgien

Mehrere deutsche und belgische Regionen wiesen einen vergleichsweise hohen Spezialisierungsgrad bei der Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen auf. Den Spitzenplatz nahmen hierbei Rheinhessen-Pfalz bei der Herstellung von Chemikalien und die belgische Region Prov. Brabant Wallon bei den Pharmazeutika ein. Die am stärksten spezialisierte Region im Bereich der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren war die französische Region Auvergne (insbesondere deren Hauptstadt Clermont-Ferrand). In der Elektrotechnik, im Maschinenbau und in der Herstellung von Kraftfahrzeugen waren einige deutsche Regionen hoch spezialisiert, wobei die höchste regionale Spezialisierung in diesen Wirtschaftszweigen in der Oberpfalz, Tübingen und Braunschweig verzeichnet wurde.

Einzelhandel

Der Einzelhandelssektor ist in sämtlichen Regionen der EU vertreten, wenngleich es relativ große Unterschiede zwischen den Ländern bezüglich der Struktur des Einzelhandels gibt, wie etwa bei der Verbreitung von Fachgeschäften für Lebensmittel und Nichtlebensmittelprodukte, Supermärkten und SB-Warenhäusern, Kaufhäusern, Einkaufszentren und auf der grünen Wiese gelegenen Einzelhandelsgeschäften. Die höchste Zahl an Beschäftigten im Einzelhandelsbereich (NACE-Abteilung 47) wurde im Jahr 2012 mit fast 307 000 Erwerbstätigen in der Region Lombardia verzeichnet. Dies entsprach einem Anteil von 9,7 % an den Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft, womit diese Region eine von nur einer Handvoll Regionen war, in denen knapp ein Zehntel der Arbeitskräfte im Einzelhandel tätig war. Im Allgemeinen verzeichnete der Einzelhandelssektor in den meisten Hauptstadtregionen einen relativ geringen Anteil an den Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft. Dies war insbesondere in Hovedstaden, Île de France (Daten von 2010), Luxemburg, Helsinki-Uusimaa und Stockholm der Fall.

Im Gegensatz dazu waren in der französischen Region Nord - Pas-de-Calais (Daten von 2010) etwa 28,9 % der Arbeitskräfte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft im Einzelhandel beschäftigt (fast 235 000 Erwerbstätige). In einer Reihe relativ ländlich geprägter Regionen Frankreichs, einigen Regionen Westdeutschlands, den meisten Regionen Griechenlands, den im Süden liegenden Regionen Italiens und den westlichen Regionen des Vereinigten Königreichs entfiel auf den Einzelhandel ungefähr ein Fünftel der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft.

Insel- und Hauptstadtregionen oft die am stärksten spezialisierten Regionen bei den Verkehrsdienstleistungen

Bei den Verkehrsdienstleistungen ist der Standort ein wichtiger Faktor. In Küstenregionen und auf Inseln ist naturgemäß die Schifffahrt (NACE-Abteilung 50) von Bedeutung, während die Luftfahrt (NACE-Abteilung 51) im Allgemeinen in Regionen in Großstadtnähe, aber auch in Inselregionen (vor allem für die mit Tourismusschwerpunkt) eine große Rolle spielt. Die kleine Inselregion Åland (Finnland) ist ein Knotenpunkt für den Fährverkehr zwischen Schweden und Finnland, aber auch für den übrigen Ostseeverkehr. Hier war die Spezialisierung im Schifffahrtsektor mit 32,6 % aller Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft dieser Region im Jahr 2011 besonders hoch. Die Region Outer London war regionaler Spitzenreiter bei der Spezialisierung in der Luftfahrt; weitere Regionen mit einem hohen Anteil von Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in der Luftfahrt waren unter anderem Noord-Holland (die Hauptstadtregion der Niederlande), Köln in Deutschland und Niederösterreich in Österreich. Die deutsche Region Köln (zu der die Stadt Bonn gehört, in der sich die Zentrale der Deutsche Post DHL befindet) verzeichnete eine besondere Spezialisierung im Bereich Post-, Kurier- und Expressdienste, gehörte doch mehr als ein Zehntel aller Arbeitsplätze im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der Region zu diesem Bereich.

Regionen in den südliche Mitgliedstaaten weisen mit den höchsten Spezialisierungsgrad im Beherbergungsbereich aus

In Regionen, in denen der Tourismus traditionell ein wichtiger Faktor ist, wie etwa in vielen Regionen Griechenlands, Italiens, Portugals und Spaniens, war der Spezialisierungsgrad im Bereich Beherbergung (NACE-Abteilung 55) und Gastronomie (NACE-Abteilung 56) am höchsten. Angesichts der Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise war die relative Bedeutung des Tourismus in vielen dieser Regionen in den letzten Jahren umso höher. In der griechischen Südägäis (Notio Aigaio, zu der unter anderem die Inseln Kos, Mykonos und Rhodos zählen) wurde der höchste Anteil des Bereichs Beherbergung und Gastronomie an der Beschäftigung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft verzeichnet. Auf diese Leistungen entfiel auch ein relativ hoher Anteil der Beschäftigung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in den alpinen Regionen Provincia Autonoma Bolzano/Bozen (Italien) und Tirol (Österreich), in den Inselregionen Illes Balears (Spanien) und Região Autónoma da Madeira (Portugal) sowie in der Region Algarve (Portugal), in der schottischen Region Highlands and Islands (Vereinigtes Königreich) und in der deutschen Küstenregion Mecklenburg-Vorpommern.

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Regionen im Blickpunkt:


Lettland (LV00), Lettland

Dom zu Rīga und Vanšu-Brücke, Lettland
Lettland, das auf NUTS-2-Ebene eine einzige Region bildet, ist wie die anderen baltischen Mitgliedstaaten sowie Finnland und Schweden von seinem Naturschatz an Wäldern und forstwirtschaftlichen Flächen geprägt. Lettland war im Jahr 2011 die am stärksten spezialisierte Region der EU im Bereich der Herstellung von Holz- und Holzwaren, da in diesem Wirtschaftszweig 4,2 % der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft tätig waren.
© Foto: David Holt

Hauptstadt- und Umlandregionen auf Unternehmensdienstleistungen spezialisiert

Bei der Spezialisierung in den Bereichen Information und Kommunikation (NACE-Abteilungen 58 bis 63), Grundstücks- und Wohnungswesen (NACE-Abschnitt L), Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (NACE-Abteilungen 69 bis 75) und Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (NACE-Abteilungen 77 bis 82) kann der Zugang zu einer kritischen Masse an Kunden (Unternehmen oder private Haushalte) oder zu einer speziellen Wissensbasis (externe Forscher und/oder qualifizierte Arbeitskräfte) ein entscheidender Faktor sein. Inner London im Vereinigten Königreich war die am stärksten spezialisierte Region im Bereich Multimediaveröffentlichungen (NACE-Abteilung 59), während in der Region Berkshire, Buckinghamshire and Oxfordshire (ebenfalls im Vereinigten Königreich) der höchste Anteil der Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie (NACE-Abteilung 62) an den Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft verzeichnet wurde. Die belgische Hauptstadtregion Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest und die deutsche Region Köln wiesen den stärksten Spezialisierungsgrad im Telekommunikationsbereich (NACE-Abteilung 61) auf. Lettland verzeichnete die höchste Spezialisierung beim Grundstücks- und Wohnungswesen, während die britischen Regionen bei der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen fast durchweg führend waren: Inner London in den Bereichen Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung (NACE-Abteilung 69), Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben (NACE-Abteilung 70), Werbung und Marktforschung (NACE-Abteilung 73) sowie Sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten (NACE-Abteilung 74), North Eastern Scotland (wo unter anderem Dienstleistungen für die Öl- und Gasplattformen in der Nordsee erbracht werden) bei Architektur- und Ingenieurbüros (NACE-Abteilung 71) und North Yorkshire im Veterinärwesen. Die am stärksten spezialisierte Region im Bereich Forschung und Entwicklung (NACE-Abteilung 72) war die norwegische Region Trøndelag, gefolgt von der Region East Anglia (wozu Cambridge gehört).

Der Spezialisierungsgrad bei der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (NACE-Abschnitt N) war in der portugiesischen Hauptstadtregion Lisboa am höchsten, wo 20,5 % der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in diesem Wirtschaftszweig tätig waren. Im Einzelnen war Groningen (Niederlande) insbesondere auf die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften (NACE-Abteilung 78) spezialisiert, während in der rumänischen Hauptstadtregion Bucuresti-Ilfov der größte Anteil der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft auf Wach- und Sicherheitsdienste sowie Detekteien (NACE-Abteilung 80) entfiel.

Spezialisierungsspektrum

Abbildung 1 gibt einen Überblick über die relative Bedeutung der nach NACE-Abschnitten gegliederten Wirtschaftszweige für die Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft. Die horizontalen Linien zeigen für jeden Wirtschaftszweig die Spannweite zwischen der Region mit dem niedrigsten und der Region mit dem höchsten Anteil an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft an; die Region mit dem höchsten Anteil wird in der Abbildung genannt. Die extremen Unterschiede zwischen den höchsten und den niedrigsten Werten können auf den Einfluss einer einzelnen Region zurückzuführen sein, und der farbige Kasten zeigt einen engeren Bereich, bei dem die Hälfte der Regionen zugrunde gelegt wird, und zwar ein Viertel aller Regionen mit einem höheren Beschäftigungsanteil im betreffenden Wirtschaftszweig und ein Viertel aller Regionen mit einem niedrigeren Beschäftigungsanteil (Interquartilsabstand). Der zentrale Strich im farbigen Kasten markiert den Wert der Medianregion. Die Wirtschaftszweige sind absteigend von dem Zweig mit den meisten Arbeitsplätzen (Handel) bis zu dem mit den wenigsten Arbeitsplätzen (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden) angeordnet.

Abbildung 1: Regionale Spezialisierung, nach Wirtschaftszweigen und NUTS-2-Regionen, EU, 2011 (1)
(in %, Anteil an der regionalen Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft) - Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2)

Die Situation im Bereich Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren (NACE-Abschnitt C) stellt in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit dar. Die Spannweite zwischen der am stärksten und der am wenigsten spezialisierten Region ist hier sehr groß, ebenso wie die Breite des farbigen Kastens, die die sehr unterschiedliche Bedeutung dieses Wirtschaftszweigs veranschaulicht. Dagegen war die Spannweite der Beschäftigung bei umfangreichen und grundlegenden wirtschaftlichen Tätigkeiten wie dem Baugewerbe und dem Handel, die in der Regel mehr Kunden vor Ort versorgen, wesentlich geringer, und zwar sowohl im Hinblick auf die Spannweite zwischen den Extremwerten (veranschaulicht durch die horizontalen Linien) als auch bezüglich des Interquartilsabstands (der farbige Kasten mit der Hälfte der Regionen).

In der tschechischen Region Severovýchod wurde mit 44,6 % der höchste Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft verzeichnet, …

Die Anteile des Verarbeitenden Gewerbes an der Gesamtzahl der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft reichten von 1,5 % bis hin zu 44,6 %, wobei der Höchstwert in Severovýchod (Tschechische Republik) verzeichnet wurde. Auch in den Wirtschaftszweigen Verkehr und Lagerei (NACE-Abschnitt H) sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (NACE-Abschnitt B) war häufig eine starke Spezialisierung einiger weniger Regionen zu beobachten. Die höchste Spezialisierung wies hier die kleine finnische Inselregion Åland auf, wo fast zwei Fünftel der Beschäftigten (39,7 %) in diesem Sektor tätig waren. Die Spezialisierung in Åland ist fast ausschließlich auf die Bedeutung der Schifffahrt zurückzuführen. Beim Bergbau und der Gewinnung von Steinen und Erden sind die natürlichen Gegebenheiten von erheblicher Bedeutung. In vielen Regionen sind diese Wirtschaftszweige dementsprechend nur vereinzelt oder gar nicht vertreten, während einige wenige Regionen aufgrund der Vorkommen von Metallerzen, Kohle, Öl oder Gas einen hohen Spezialisierungsgrad aufweisen. In North Eastern Scotland (Vereinigtes Königreich) belief sich der Anteil des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft auf 11,9 %, während der diesbezügliche Medianwert aller EU-Regionen bei 0,3 % lag.

… während sich der Anteil des Handels in der griechischen Region Dytiki Ellada auf 41,0 % belief.

Eine deutlich geringere Streuungsbreite dagegen wies die Beschäftigung im Handel (NACE-Abschnitt G) auf, die den höchsten Medianwert des Beschäftigungsanteils zu verzeichnen hatte, da dieser Wirtschaftszweig in allen Regionen in relativ großem Umfang präsent war. Die Beschäftigungsanteile des Handels reichten von nur 16,2 % am unteren Ende der Skala bis hin zu gut zwei Fünfteln (41,0 %) der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in Dytiki Ellada (Westgriechenland).

Konzentration in der Wirtschaft

Abbildung 2: Konzentration der Wirtschaftszweige (NACE-Abteilungen), nach NUTS-2-Regionen, EU, 2011 (1)
(in %, kumulativer Anteil der zehn führenden Regionen bei der sektoralen Beschäftigung) - Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2)

Während eine Analyse der Spezialisierung unabhängig von der Größe der Region bzw. des Wirtschaftszweigs Aufschluss über die relative Bedeutung eines einzelnen Wirtschaftszweigs in einer bestimmten Region gibt, ist aus Abbildung 2 zu ersehen, inwieweit einzelne Wirtschaftszweige in den meisten Regionen gleichmäßig vertreten oder ob sie in einer begrenzten Zahl von Regionen konzentriert waren.

Starke Konzentration der Beschäftigung im Bereich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, …

Vier der fünf NACE-Abteilungen des Abschnitts Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden lagen im Jahr 2011 an der Spitze dieser Rangfolge, wobei ein sehr hoher Anteil der Beschäftigung auf einige wenige Regionen konzentriert war. Der Kohlenbergbau (NACE-Abteilung 05) war der Wirtschaftszweig mit der höchsten Konzentration, in dem sämtliche Beschäftigten der EU auf nur 50 Regionen entfielen. Beim Erzbergbau (NACE-Abteilung 07) entfiel auf die zehn Regionen mit den höchsten Beiträgen zur sektoralen Beschäftigung ein Anteil von 83,9 % an der Gesamtzahl der Arbeitskräfte. Diese beiden Wirtschaftszweige waren die einzigen, in denen mehr als drei Viertel der Arbeitskräfte in nur zehn von allen NUTS-2-Regionen der gesamten EU konzentriert waren.

Die Bereiche Stein- und Braunkohlenbergbau, Gewinnung von Erdöl und Erdgas, Erbringung von Dienstleistungen für den Bergbau, Luftfahrt und Herstellung von Leder und Lederwaren verzeichneten jeweils einen verhältnismäßig hohen Konzentrationsgrad, denn in jedem dieser Wirtschaftszweige waren im Jahr 2011 mehr als die Hälfte der Beschäftigten in nicht mehr als zehn NUTS-2-Regionen tätig. In der Luftfahrt ist diese Dominanz der zehn führenden Regionen auf eine Konzentration in großen Ballungsräumen zurückzuführen, in denen sich die wichtigen Flughäfen befinden. An erster Stelle sind hier Regionen wie (Outer) London, Paris, Köln, Amsterdam und Madrid zu nennen. Die Herstellung von Leder und Lederwaren dagegen ist ein relativ kleiner Wirtschaftszweig mit einer hohen Konzentration in Regionen Italiens, Portugals und Rumäniens.

… im Baugewerbe und Handel jedoch gleichmäßige Verteilung

In elf NACE-Abteilungen waren mehr als die Hälfte der Arbeitskräfte in anderen als den 50 Regionen mit den höchsten Beschäftigungsanteilen tätig. Diese vergleichsweise hohen Anteile waren häufig auf die breit gestreute Verfügbarkeit der Rohstoffe in sämtlichen Regionen (wie etwa der Nahrungsmittel oder Baumaterialien) oder auf die Notwendigkeit eines lokalen Angebots (wie etwa beim Handel mit Kraftfahrzeugen und beim Einzelhandel) zurückzuführen. Zu den NACE-Abteilungen mit den niedrigsten Konzentrationsgraden zählten 2011 die Abteilung 45 (Handel mit Kraftfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen), die Abteilung 10 (Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln), die Abteilung 47 (Einzelhandel), die Abteilung 43 (Vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe) und die Abteilung 75 (Veterinärwesen).

Karte 4: Regionale Konzentration der Wirtschaft, nach NUTS-2-Regionen, 2011 (1)
(in %, kumulativer Anteil der fünf größten Wirtschaftszweige (NACE-Abteilungen) an der regionalen Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft) - Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2)

Karte 4 veranschaulicht einen weiteren Aspekt der Konzentration, nämlich den Umfang, in dem eine Region von wenigen großen Wirtschaftszweigen abhängig ist, bzw. inwieweit sie Merkmale einer stärkeren Diversifizierung aufweist. Die Karte zeigt einen Indikator, der auf dem kumulativen Anteil der fünf wichtigsten Wirtschaftszweige (NACE-Abteilungen) an den Beschäftigten im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft in jeder Region basiert: Die fünf wichtigsten Wirtschaftszweige wurden jeweils unabhängig für jede Region ausgewählt, obgleich mehrere davon, wie etwa der Einzelhandel, in nahezu allen Regionen unter den fünf wichtigsten Arbeitgebern vertreten sind.

Konzentration der Beschäftigung in touristischen Reisezielen auf relativ wenige Wirtschaftszweige

Ein hoher Konzentrationsgrad der Beschäftigung ist tendenziell in den Regionen zu verzeichnen, in denen der nichtfinanzielle Bereich der gewerblichen Wirtschaft vom Baugewerbe, vom Handel oder von anderen Dienstleistungen dominiert wird. Die Regionen, in denen sich die Beschäftigung am stärksten auf fünf Wirtschaftszweige konzentrierte, waren häufig jene, in denen der Tourismus ein wichtiger Faktor ist, insbesondere bestimmte Regionen in Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien und Portugal, was die Bedeutung des Baugewerbes, des Handels, des Verkehrs sowie der Bereiche Beherbergung und Gastronomie in diesen Regionen unterstreicht.

In 89 NUTS-2-Regionen waren mehr als 45,0 % der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs in den jeweils fünf wichtigsten Wirtschaftszweigen tätig, wobei zu beachten ist, dass die Daten von drei dieser Regionen vertraulich sind. Von diesen 89 Regionen gab es nur sechs Regionen, in denen mindestens 60,0 % der regionalen Arbeitskräfte in den fünf Wirtschaftszweigen mit den höchsten Beschäftigtenzahlen tätig waren. Der höchste Anteil wurde im griechischen Reiseziel Notio Aigaio verzeichnet; dort waren nämlich in nur fünf Wirtschaftszweigen 71,9 % der Arbeitskräfte beschäftigt.

Die geringste Konzentration ist dagegen hauptsächlich in Regionen mit einem relativ kleinen Dienstleistungs- und einem relativ großen Verarbeitungssektor zu finden; dies traf vor allem auf Osteuropa und insbesondere die Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Slowenien und Rumänien, aber auch auf einige Regionen Deutschlands, Italiens, Finnlands und Schwedens zu. Die fünf größten Arbeitgeber hatten in fünf tschechischen Regionen (Moravskoslezsko, Jihovýchod, Jihozápad, Severozápad und Severovýchod), zwei ungarischen Regionen (Közép-Dunántúl und Közép-Magyarország), den beiden slowenischen Regionen, der französischen Hauptstadtregion Île de France, den Regionen Dolnośląskie (Polen), Centru (Rumänien) und Länsi-Suomi (Finnland) sowie in Estland (das auf dieser Analyseebene eine einzige Region bildet) einen Anteil von weniger als 35 % an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die regionale strukturelle Unternehmensstatistik (SUS) bietet Nutzern Informationen über die Struktur, Leistungsfähigkeit und Entwicklung der regionalen gewerblichen Wirtschaft. Diese ausführliche, harmonisierte Datenquelle liefert für jeden Wirtschaftszweig Statistiken über die Zahl der Arbeitsplätze, die Zahl der Beschäftigten, Löhne und Gehälter sowie Investitionen.

Rechtsgrundlage für die Erhebung regionaler SUS ist eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates, wobei die in den einschlägigen Durchführungsverordnungen der Europäischen Kommission festgelegten Definitionen und Untergliederungen herangezogen werden. Die in diesem Artikel dargestellten regionalen SUS-Daten beziehen sich ausschließlich auf den nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft. Dazu gehören die NACE-Abschnitte B (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden), C (Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren), D (Energieversorgung), E (Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen), F (Baugewerbe/Bau), G (Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen), H (Verkehr und Lagerei), I (Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie), J (Information und Kommunikation), L (Grundstücks- und Wohnungswesen), M (Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen) und N (Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen) sowie die NACE-Abteilung 95 (Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern). Im Aggregat für den nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft nicht enthalten sind daher Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, öffentliche Verwaltung und sonstige nicht marktbestimmte Dienstleistungen (wie Verteidigung, Erziehung und Unterricht sowie Gesundheits- und Sozialwesen), die nicht von der SUS erfasst werden, sowie die Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (NACE-Abschnitt K).

Als statistische Einheit für regionale SUS-Daten wird üblicherweise die örtliche Einheit verwendet, d. h. ein Unternehmen oder ein Teil eines Unternehmens an einem räumlich bestimmten Ort. Die örtlichen Einheiten werden meist entsprechend ihrer Haupttätigkeit Wirtschaftszweigen (nach der NACE) zugeordnet, in einigen EU-Mitgliedstaaten erfolgt die Wirtschaftszweigzuordnung jedoch anhand der Haupttätigkeit des Unternehmens, zu dem die örtliche Einheit gehört. Insofern ist es möglich, dass die Haupttätigkeit der örtlichen Einheit nicht dieselbe ist wie die des Unternehmens, zu dem diese örtliche Einheit gehört. Daher sind nationale SUS-Daten, die auf der Grundlage des Unternehmens als statistischer Einheit erhoben wurden, nicht direkt mit nationalen Aggregaten zu vergleichen, die anhand regionaler SUS erstellt wurden.

Ein Merkmal der detaillierten regionalen SUS ist, dass einige Datenfelder im Einklang mit gemeinsamen Grundsätzen und Leitlinien aus Gründen der statistischen Geheimhaltung nicht offengelegt werden können. Die betreffenden Daten werden als vertraulich gekennzeichnet und die jeweiligen Werte werden nicht veröffentlicht. Da die Choroplethenkarten in diesem Artikel jedoch anhand einer Reihe von Werten für jeden Farbton erstellt wurden, war es möglich, einer bestimmten Klasse vertrauliche Felder zuzuweisen und zugleich die Geheimhaltungsvorgaben zu erfüllen.

Indikatordefinitionen

Die für die Analyse in diesem Artikel herangezogene Hauptvariable ist die Zahl der Beschäftigten. Für die SUS wird sie definiert als die Gesamtzahl der in der jeweiligen Einheit (bezahlt oder unbezahlt) tätigen Personen sowie der Personen, die außerhalb der Einheit tätig sind, aber zu ihr gehören und von ihr vergütet werden. Die Zahl der Beschäftigten schließt mitarbeitende Inhaber, unbezahlt mithelfende Familienangehörige sowie Teilzeit- und Saisonkräfte ein.

Kontext

Die Kohäsionspolitik unterstützt die Gründung und das Wachstum von Unternehmen — insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) — mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsfähigkeit der Regionen zu steigern. KMU haben häufig Schwierigkeiten beim Zugang zu Finanzen, bei der Bewältigung bürokratischer Anforderungen oder bei der Anpassung an den technologischen Wandel. Die EU verfolgt das Ziel, diesen Schwierigkeiten mit einer Kombination aus direkten Investitionsmaßnahmen und Unterstützungsmaßnahmen zu begegnen. Zu diesen Maßnahmen gehören beispielsweise Weiterbildung oder Unterstützungsdienste für Unternehmen, Förderung eines innovativen Umfelds, Bereitstellung von Informationen über den Zugang zu Finanzierung und Technologietransfer, Unterstützung des Zugangs zu globalen Märkten oder Entwicklung von Unterstützungsnetzwerken und Clustern.

In dem im Juni 2008 angenommenen „Small Business Act“ für Europa (SBA) (KOM(2008) 394) erkennt die Europäische Kommission die zentrale Rolle der KMU für die Wirtschaft der EU an. KMU machen 99 % aller europäischen Unternehmen aus. Durch den SBA wurde ein politischer Rahmen für die KMU-Politik geschaffen, mit dem der Unternehmergeist gefördert und der Grundsatz „Vorfahrt für KMU“ in der Politik verankert werden sollte und darüber hinaus KMU bei der Lösung von Problemen unterstützt werden sollten, die ihre Entwicklung behindern. Im Februar 2011 wurde eine Überprüfung des „Small Business Act“ für Europa (KOM(2011) 78) durchgeführt, die einen Überblick über die Fortschritte bei der Umsetzung des SBA enthält und neue Maßnahmen, mit denen den Herausforderungen infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise begegnet werden kann, vorsieht.

Parallel zu diesen Entwicklungen nahm die Europäische Kommission Anfang 2012 den Aktionsplan Unternehmertum 2020 (COM(2013) 795) an. Er soll den Unternehmergeist in der EU fördern und Hindernisse beseitigen, damit mehr Unternehmer zur Gründung eines Unternehmens ermutigt werden. Dieser Plan basiert auf folgenden drei Aktionsschwerpunkten: unternehmerische Bildung, Schaffung eines Umfelds, in dem Jungunternehmen wachsen und gedeihen können, sowie Entwicklung von Rollenvorbildern und Erreichung einzelner Zielgruppen, deren unternehmerisches Potenzial nicht in vollem Umfang ausgeschöpft wird (z. B. ethnische Minderheiten). Zu den Zielen des Aktionsplans gehören: Berücksichtigung kultureller Faktoren, die Menschen von einer Unternehmensgründung abhalten (Entstigmatisierung des unternehmerischem Scheitern usw.), Verringerung des Verwaltungsaufwands (der oft als einer der wichtigsten Faktoren für den Verzicht auf eine Unternehmensgründung betrachtet wird) und Fördermaßnahmen für Unternehmer zur Gewinnung von Investoren.

Während der Wirtschafts- und Finanzkrise schuf die EU einen provisorischen Rahmen, mit dem die Vorschriften für die durch die Kohäsionspolitik kofinanzierten staatlichen Beihilfen vereinfacht wurden. Es wurden Regelungen eingeführt, durch die Vorschüsse auf staatliche Beihilfen möglich wurden, mit denen Unternehmen über wirtschaftliche Schwierigkeiten hinweggeholfen werden soll, und die zinsvergünstigte Darlehen und zusätzliche Kapitalzuführungen vorsahen.

Im Allgemeinen müssen bei Finanzierungen im Rahmen der Kohäsions- und Regionalpolitik die Vorschriften über staatliche Beihilfen eingehalten werden, die in Artikel 107 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union festgelegt sind, wobei es Ausnahmen gibt, die mit der Durchführung der Strukturfonds verknüpft sind. Diesen Ausnahmen zufolge sind Beihilfen zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung von Gebieten gestattet, in denen der Lebensstandard außergewöhnlich niedrig ist oder eine erhebliche Unterbeschäftigung herrscht, sowie Beihilfen zur Förderung der Entwicklung gewisser Wirtschaftszweige, soweit sie die Handelsbedingungen nicht in einer Weise verändern, die dem gemeinsamen Interesse zuwiderläuft. Auf Basis dieser Ausnahmen dürfen EU-Mitgliedstaaten also Unternehmen in stärker benachteiligten Regionen der EU staatliche Beihilfen zur Unterstützung von Investitionen in neue Produktionsanlagen und die Modernisierung bestehender Anlagen gewähren. Eine erschöpfende Liste der Vorschriften ist den Leitlinien für Regionalbeihilfen (auf Englisch) zu entnehmen.


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Unterstützung von Unternehmen — Mittel im Rahmen der Kohäsionspolitik


Wie bereits erwähnt, verfolgt die EU das Ziel, die regionale Wirtschaft zu entwickeln, indem sie die Gründung und das Wachstum von Unternehmen — insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) — unterstützt. Die Wirtschaftsleistung jener Regionen, die hinter dem EU-Durchschnitt zurückbleiben, kann durch die Unterstützung von (potenziellen) Unternehmern, die Mobilisierung von Investoren und die Steigerung der Produktivität der Regionen befördert werden.

In der EU werden jährlich mehr als eine Million Unternehmen gegründet, was in etwa 10 % des gesamten Unternehmensbestandes darstellt. Auf KMU entfallen rund zwei Drittel aller Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft in der EU. KMU erhalten allerdings oftmals nur schwer Zugang zu Kapital und verfügen häufig nicht über die Erfahrung, das Know-how und die Kenntnisse, die für den Geschäftserfolg notwendig sind.

Im Zeitraum 2007 bis 2013 stellte die EU für Maßnahmen zur Unterstützung von Unternehmen insgesamt 69,733 Mrd. EUR bereit, was 20,3 % der gesamten Haushaltsmittel für die Kohäsionspolitik entsprach. Die drei vorrangigsten Ziele waren die direkte Unterstützung von KMU, die anderweitige Unterstützung großer und kleiner Unternehmen sowie die Unterstützung zur Umstrukturierung von Firmen und der Anpassungsfähigkeit der Arbeitnehmer. Auf die Unterstützung von Unternehmen entfielen 33,7 % der Mittelzuweisung für das Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“, während für die Ziele „Konvergenz“ und „Europäische territoriale Zusammenarbeit“ knapp 18 % der Mittel bereitgestellt wurden.

Weitere Informationen sind folgender Website zu entnehmen: Unterstützung von Unternehmen im Rahmen der Kohäsionspolitik


Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Datenbank

Regionale Strukturelle Unternehmensstatistiken (reg_sbs)
SUS-Daten (SBS) nach NUTS-2-Regionen und NACE Rev. 2 (ab 2008) (sbs_r_nuts06_r2)
SUS Daten (SBS) nach NUTS-2-Regionen (NUTS 2006) und NACE Rev. 1.1 (1998–2007) (sbs_r_nuts03)
SBS (SUS) - Regionaldaten - alle Aktivitäten (sbs_r)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks