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Archive:Statistiken über gesunde Lebensjahre

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Daten vom September 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
Abbildung 1: Gesunde Lebensjahre bei der Geburt, Frauen, 2008-2010
(in Jahren) – Quelle: Eurostat (hlth_hlye)
Abbildung 2: Gesunde Lebensjahre bei der Geburt, Männer, 2008-2010
(in Jahren) – Quelle: Eurostat (hlth_hlye)
Abbildung 3: Gesunde Lebensjahre mit 65 Jahren, Frauen, 2008-2010
(in Jahren) – Quelle: Eurostat (hlth_hlye)
Abbildung 4: Gesunde Lebensjahre mit 65 Jahren, Männer, 2008-2010
(in Jahren) – Quelle: Eurostat (hlth_hlye)

Ob wir die zusätzlichen Lebensjahre, die wir durch die gestiegene Lebenserwartung erhoffen können, bei guter Gesundheit verbringen, ist eine entscheidende Frage. Da sich diese Frage durch den Indikator Lebenserwartung bei der Geburtnicht vollständig beantworten lässt, wurden Indikatoren für die Gesundheitserwartung eingeführt, so zum Beispiel der Indikator für gesunde Lebensjahre (auch behinderungsfreie Lebenserwartunggenannt). Bei diesen Indikatoren liegt der Schwerpunkt auf der Lebensqualität im Sinne einer guten Gesundheit und nicht auf der Lebensdauer, die anhand der Lebenserwartung gemessen wird. Der Indikator „gesunde Lebensjahre“ ist eine wichtige Messgröße für die relative Gesundheit der Bevölkerung der Europäischen Union (EU).

Wichtigste statistische Ergebnisse

Im Jahr 2010 wurde die Zahl der gesunden Lebensjahre bei der Geburt in der EU-27 auf 61,7 Jahre für Männer und 62,6 Jahre für Frauen geschätzt; diese Werte entsprachen rund 80 % der gesamten Lebenserwartung bei der Geburt für Männer und 75 % für Frauen.

Frauen hatten 2009 gegenüber Männern in der EU-27 eine um durchschnittlich 5,9 Jahre höhere Lebenserwartung. Allerdings ist davon auszugehen, dass Frauen in den Jahren, die sie länger leben als Männer, mit Aktivitätseinschränkungen rechnen müssen. Tatsächlich war der geschlechtsspezifische Unterschied beim Indikator für gesunde Lebensjahre 2010 mit gerade 0,9 Jahren Differenz zugunsten der Frauen deutlich geringer als bei der Lebenserwartung insgesamt. Männer verbringen zumeist einen größeren Teil ihres gegenüber Frauen kürzeren Lebens frei von Aktivitätseinschränkungen. Außerdem zeigt eine Analyse des Zeitraums von 2006 bis 2010, dass der Unterschied zwischen den Geschlechtern kleiner wird, denn die Maßzahl für behinderungsfreie gesunde Lebensjahre in der EU-27 stieg für Männer schneller als für Frauen.

Betrachtet man alle EU-Mitgliedstaaten, so lag 2010 die Lebenserwartung bei der Geburt für Männer zwischen 68,0 Jahren in Litauen und 79,6 Jahren in Schweden – eine Differenz von 11,6 Jahren. Ein Vergleich bei den Frauen zeigt eine Spanne von 7,9 Jahren. Ihre Lebenserwartung war im Jahr 2010 mit 77,4 Jahren in Bulgarien am niedrigsten und in Spanien und Frankreich mit jeweils 85,3 Jahren am höchsten. Die entsprechenden Werte für gesunde Lebensjahre (bei der Geburt) lagen für Männer zwischen 52,4 Jahren in der Slowakei und 71,7 Jahren in Schweden – eine Differenz von 19,3 Jahren; die Werte für Frauen hingegen wiesen eine Differenz 19,5 Jahren auf und reichten von 52,1 Jahren in der Slowakei bis zu 71,6 Jahren in Malta.

Es liegt auf der Hand, dass es zwischen den EU-Mitgliedstaaten in Bezug auf die (gesundheitliche) Qualität des zu erwartenden Lebens ihrer jeweiligen Bevölkerung erheblich größere Unterschiede gibt als bei der Lebenserwartung. 2010 in Slowenien geborene Männer können davon ausgehen, 69,9 % ihres Lebens ohne Aktivitätseinschränkungen zu verbringen, in Schweden sind es sogar 90,1 % (hier wurde die höchste Lebenserwartung gemeldet). Eine Frau hingegen, die 2010 in Slowenien oder in der Slowakei geboren wurde (die Länder mit der niedrigsten Lebenserwartung), kann damit rechnen, etwas weniger als zwei Drittel (65,7 %) ihres Lebens ohne Einschränkung zu verbringen, während dieser Wert in Bulgarien bei 86,7 % lag.

In neun EU-Mitgliedstaaten durften die Männer (bei der Geburt) mehr behinderungsfreie Lebensjahre erwarten als die Frauen. Dies war insbesondere der Fall in Portugal (Differenz: 2,7 Jahre), Belgien (1,4 Jahre) und den Niederlanden (1,1 Jahre) sowie in der Schweiz (2,2 Jahre) und in Island (1,2 Jahre). Litauen, Bulgarien und Estland hingegen gaben an, dass die Differenz bei den gesunden Lebensjahren (gemessen bei der Geburt) 2010 mindestens vier Jahre zugunsten der Frauen betrug, Polen und Lettland sowie Kroatien meldeten mindestens drei Jahre. Eine Analyse im Zeitverlauf ergibt, dass die Zahl der gesunden Lebensjahre (bei der Geburt) in der Mehrzahl der EU-Mitgliedstaaten leicht anstieg.

Eine ähnliche Analyse, bei der die gesunden Lebensjahre beider Geschlechter im Alter von 65 miteinander verglichen wurden, zeigt, dass 2010 in zehn EU-Mitgliedstaaten – insbesondere in Zypern und Portugal – die Männer davon ausgehen konnten, länger als Frauen ohne Behinderung zu leben. In den Mitgliedstaaten, in denen Frauen in der Regel erwarten konnten, länger ohne Behinderung zu leben als Männer, war die Differenz generell auch recht gering, am größten war sie in Luxemburg mit 1,9 Jahren.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Eurostat berechnet die Angaben für gesunde Lebensjahre zu zwei Zeitpunkten, nämlich bei der Geburt und im Alter von 65 Jahren; der Indikator wird für Männer und für Frauen gesondert dargestellt.

Der Indikator für gesunde Lebensjahre wird anhand von Statistiken über die Sterblichkeit und von Daten über selbst wahrgenommene Beeinträchtigungen berechnet. Die Daten über die Sterblichkeit stammen aus der Bevölkerungsdatenbank von Eurostat, die Daten zu selbst wahrgenommenen Beeinträchtigungen aus einem europäischen Mindestmodul zur Gesundheit (MEHM), das in die Erhebung der EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) integriert ist. Die im Rahmen der EU-SILC gestellte Frage lautete: In welchem Maße waren Sie zumindest während der letzten sechs Monate wegen eines gesundheitlichen Problems bei alltäglichen Verrichtungen eingeschränkt? Waren Sie nach eigener Einschätzung:

  • stark eingeschränkt?
  • eingeschränkt?
  • nicht eingeschränkt?

Kontext

Es ist schwierig, den Gesundheitszustand einer Bevölkerung zu messen, weil er sich für Einzelpersonen, Personengruppen, Kulturgemeinschaften oder auch über bestimmte Zeiträume hinweg nur schwer bestimmen lässt. Daher wird zur Bestimmung der Gesundheitssituation eines Landes häufig die Lebenserwartung als demografische Größe verwendet, beruht sie doch auf einem einfachen und leicht zu verstehenden Merkmal – dem Tod. Die Lebenserwartung bei der Geburt, wie vor der am meisten verwendete Indikator für die Gesundheitssituation und die wirtschaftliche Entwicklung, ist im letzten Jahrhundert dank einer Reihe wichtiger Faktoren rasant gestiegen. Zu diesen Faktoren zählen der Rückgang der Säuglingssterblichkeit, der Anstieg des Lebensstandards, eine gesündere Lebensweise und bessere Bildung sowie Fortschritte im Gesundheitswesen und in der Medizin.

Den meisten Menschen ist zwar bewusst, dass nachfolgende Generationen länger leben, über den Gesundheitszustand der alternden Bevölkerung der EU ist jedoch weit weniger bekannt. Mit den Indikatoren für gesunde Lebensjahre wird das Konzept der Lebensqualität eingeführt. Mit ihnen wird die Zahl der Jahre gemessen, die einer Person voraussichtlich ohne Beeinträchtigungen durch Krankheiten oder Behinderungen verbleiben. Chronische Erkrankungen, Gebrechlichkeit, psychische Störungen und körperliche Behinderungen sind im höheren Alter stärker verbreitet und können die Lebensqualität der Betroffenen verringern. Gleichzeitig können sich die dadurch entstehenden Belastungen auf das Gesundheitswesen und das Rentensystem auswirken.

Mit den Indikatoren für gesunde Lebensjahre wird Gesundheit auch als Produktions- oder Wirtschaftsfaktor beobachtet. Eines der Hauptziele der EU-Gesundheitspolitik besteht darin, einen Zuwachs an gesunden Lebensjahren zu erreichen. Dies würde nämlich nicht nur dazu führen, dass sich die Lage des Einzelnen verbessert (Gesundheit und ein langes Leben sind schließlich grundlegende Ziele menschlichen Handelns), sondern auch die öffentlichen Gesundheitsausgaben zurückgehen lassen und es den Menschen wahrscheinlich ermöglichen, im Alter länger zu arbeiten. Nehmen die gesunden Lebensjahre schneller zu als die Lebenserwartung, dann leben die Menschen nicht nur länger, sondern sie leben auch länger ohne gesundheitliche Probleme.

Mit dem Pilotprojekt Europäische Innovationspartnerschaft „Aktives und gesundes Altern“ wird angestrebt, die durchschnittliche Zahl der gesunden Lebensjahre der Europäerinnen und Europäer bis 2020 um zwei Jahre zu erhöhen. Dazu sollen Gesundheit und Lebensqualität verbessert, Gesundheits- und Versorgunssysteme nachhaltig und effizient gestaltet und Wachstums- und Marktchancen für die Wirtschaft geschaffen werden. Bei dieser Partnerschaft arbeiten die Europäischen Kommission, die EU-Mitgliedstaaten, die Regionen, die Wirtschaft, die Angehörigen der Gesundheits- und Sozialberufe sowie die Senioren- und Patientenverbände zusammen. Das Projekt soll das Leben älterer Menschen verbessern und sie dabei unterstützen, einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, so dass der Druck auf die Gesundheits- und Pflegesysteme verringert und letztendlich nachhaltiges Wachstum gefördert wird.

Im Februar 2012 verabschiedete die Europäische Kommission die Mitteilung ‘Den strategischen Durchführungsplan der Europäischen Innovationspartnerschaft „Aktivität und Gesundheit im Alter“ voranbringen’ (COM(2012) 83 final), die einen Innovationsschub im Bereich Aktivität und Gesundheit im Alter bringen soll.

Weitere Informationen von Eurostat

Haupttabellen

Öffentliche Gesundheit
Haupttabellen
Öffentliche Gesundheit (t_hlth)
Gesunde Lebensjahre bei der Geburt nach Geschlecht (tsien180)

Datenbank

Öffentliche Gesundheit
Datenbank
Öffentliche Gesundheit (hlth)
Gesunde Lebensjahre (ab 2004) (hlth_hlye)
Gesunde Lebensjahre (Zeitraum: 1995-2003) (hlth_hlye_h)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks

Europäische Kommission –– Gesundheitswesen – Gesunde Lebensjahre in der Europäischen Union

European Health & Life Expectancy Information System (JA:EHLEIS) (auf Englisch)

Siehe auch