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DigiPee: Deutsch-niederländische Innovation bringt die Urinanalyse ins digitale Zeitalter

  • 05 February 2020

Um eine bessere medizinische Versorgung zu Hause zu ermöglichen, haben Forschende aus den Niederlanden und Deutschland ein digitales Urinanalysegerät entwickelt, mit dem der Flüssigkeitshaushalt überwacht und andere potenzielle Gesundheitsprobleme erkannt werden können.

Über zwei Milliarden Urintests pro Jahr sind oft nicht nur fehlerhaft, sondern können auch zeitaufwändig und vor allem unangenehm sein. Denn in der Regel muss dabei mühsam Urin in einen Becher abgegeben werden – auch wenn kein Urindrang besteht. Die Probe wird dann in vielen manuellen Zwischenschritten weiter bearbeitet. Medipee löst dieses Problem, indem es den Urin dort analysiert, wo er freigesetzt wird.

Thomas Prokopp, Gründer der Medipee GmbH

Wussten Sie, dass Sie jedes Mal, wenn Sie die Toilette benutzen, buchstäblich wertvolle medizinische Informationen die Toilette hinunterspülen? Das liegt daran, dass Urin zur Erkennung einer Reihe häufiger Erkrankungen und zur Diagnose von Krankheiten wie Harnwegsinfektionen, Nierenerkrankungen, Leberproblemen und Diabetes – um nur einige zu nennen – verwendet werden kann. Darüber hinaus kann über den Urin auch der Flüssigkeitshaushalt und Glukosespiegel auf einfache Weise überwacht werden.

Leider ist eine Urinanalyse normalerweise jedoch nur durch einen Arztbesuch möglich. Es gibt zwar auch Tests, die zu Hause durchgeführt werden können, doch diese sind in der Regel eher umständlich – denn man muss in einen Becher urinieren und die Probe dann zur Analyse einschicken. 

Um die Fülle an Informationen im Urin besser nutzen zu können, haben Forschende – mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts DigiPee – Medipee entwickelt: ein einfaches, digitales Gerät für die Urinanalyse zu Hause.

Automatisierte Analyse 

Die Medipee-Plattform besteht im Wesentlichen aus einem apfelgroßen Messgerät, das an der Außenseite einer Toilette angebracht wird. Sobald ein Sensor, der über dem Toilettenrand platziert wird, Urinfluss erkennt, erfolgt die automatische Messung innerhalb weniger Sekunden. Die gesammelten Informationen werden direkt an ein Smartphone, ein Tablet oder einen Computer gesendet. Dort werden die Daten über die zugehörige App sicher auswertet. Die Analyse wird daraufhin dem Nutzer und bei entsprechender Einstellung auch einem Gesundheitsdienstleister angezeigt.

Durch eine entsprechende Kalibrierung des Medipee-Geräts können verschiedene Parameter automatisch analysiert werden. Dies geschieht durch Einsetzen verschiedener Patronen, je nach den Anforderungen des Nutzers. Das Unternehmen plant die Herstellung von Patronen, die alle herkömmlichen Urintestwerte wie Blut, Keton, Glukose, pH, Schwangerschaft, Ovulation und spezielle Marker für Drogen oder Krebs abdecken können. Die Patronen funktionieren ähnlich wie Druckerpatronen und ermöglichen es dem Nutzer, verschiedene Parameter zu unterschiedlichen Zeiten hinzuzufügen.

Vielfältige Vorteile 

Das Medipee-System wurde sowohl für Privat- als auch für Geschäftskunden entwickelt. Das Gerät eignet sich besonders gut für die alternde Bevölkerung Europas, da sich viele Menschen im Alter dafür entscheiden, zu Hause zu bleiben (im Gegensatz zum Leben in einem Pflegeheim). Medipee hilft diesen Menschen dabei, weiterhin in der gewohnten Umgebung zu leben und mit dem einfach zu bedienenden Gerät selbst vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.

Da Medipee das Krankheitsrisiko durch Früherkennung mittels verbesserter Analyse und häufigeren Messungen senkt, bietet es Nutzern präventive und diagnostische Vorteile. Beispielsweise ist eine der Hauptursachen für einen Krankenhausaufenthalt bei älteren Menschen Dehydrierung. Mit Medipee wird der Flüssigkeitshaushalt regelmäßig überwacht, so dass kostspielige Aufenthalte im Krankenhaus vermieden werden können. Tatsächlich kostet ein Tag in einem normalen Krankenhauszimmer mehr als der Kauf und die Installation des Medipee-Systems.

Gesamtinvestition und EU-Mittel

Die Gesamtinvestition für das Projekt „DigiPee – Gesundheitsverbesserung mithilfe automatisierter Urinanalyse“ beläuft sich auf 1 441 067 EUR, an der sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung mit 720 533 EUR im Rahmen des operationellen Programms „INTERREG V-A Deutschland-Nederland“ für den Programmplanungszeitraum 2014-2020 beteiligt. Die Investition fällt unter die Priorität „Forschung und Innovation“.