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Barrierefreie Tourismusanwendungen für Blinde und Sehbehinderte

  • 26 September 2017

Dank einer Reihe mobiler Anwendungen, die speziell für Blinde und Sehbehinderte entwickelt wurden, können nun mehr Menschen denn je ihren Urlaub im Raum Düsseldorf genießen. 

Durch die Entwicklung barrierefreier Tourismusanwendungen und verkehrsmittelübergreifender Navigationslösungen für Blinde und Sehbehinderte soll das Projekt Guide4Blind die Mobilität und Lebensqualität dieser Menschen verbessern.

Jörn H. Peters, Projektmanager

Das Navigieren in der Stadt mit großen, umständlichen Papierkarten gehört schon lange der Vergangenheit an – heute sind stattdessen großflächig mobile Karten und Reise-Apps im Einsatz. Auch wenn diese vielen von uns beim Reisen in Fleisch und Blut übergegangen sind, blieben sie Menschen mit körperlichen Behinderungen und insbesondere Blinden und Sehbehinderten größtenteils doch unzugänglich. 

Um diesen Mangel zu beheben, hat das Projekt Guide4Blind neue Anwendungen mit Fokus auf den Tourismus entwickelt, um Blinde und Sehbehinderte bei der Navigation in Städten zu unterstützen. Über eine Reihe von barrierefreien Tourismusanwendungen und verkehrsmittelübergreifenden Navigationslösungen für die Routenplanung und mobile Führung profitieren Nutzer von neuen, innovativen Möglichkeiten, den Raum Düsseldorf im Urlaub kennenzulernen und zu erleben.

Vorteile für einen großen Markt

Die am Projekt beteiligten Forscher zielten darauf ab, Werkzeuge zu entwickeln, die Mobilität und Unabhängigkeit fördern und damit Blinden und Sehbehinderten ermöglichen, die Stadt wie jeder andere Tourist zu erleben. Der Markt für diese Geräte ist groß. In Deutschland leben mehr als 145 000 Blinde und 1,2 Millionen Menschen mit hochgradiger Sehbehinderung. Alleine in Nordrhein-Westfalen gibt es 69 000 Blinde und Sehbehinderte. Weltweit sind es über 45 Millionen. 

Aber nicht nur blinde Menschen können aus dem Guide4Blind-Werkzeug einen Nutzen ziehen. Da die App für die Region werben soll, bietet sie allen Menschen die Möglichkeit, ihre Städte und natürlichen Lebensräume kennenzulernen. So ist das interaktive Guide4Blind-Werkzeug auch für ältere Menschen mit körperlichen Behinderungen und Kinder mit Aufmerksamkeitsstörung oder sonstigen Lernbehinderungen hilfreich. 

Ein virtuelles Geländer

Die App setzt vor allem auf Audio-Hinweise. Zum Beispiel gibt sie dank einer „Geo-Fencing“ genannten Technik Routen vor, die aus einem virtuellen Korridor im Bereich von wenigen Dezimetern bestehen. Dazu nutzt das System eine komplexe Mischung aus Techniken wie hochpräziser Landvermessung, Blindenkarten, satellitenbasierter Positionierung (und Funklokalisierung in Innenräumen) sowie Kommunikationsmethoden, die auf Funkwellenidentifikation (RFID) basieren. Beginnt der Nutzer, von diesem Korridor abzuweichen, gibt das Gerät verbal Anweisungen, wie man auf die Route zurückkommt. 

In der Praxis funktioniert das System wie ein virtuelles Geländer, an dem sich Nutzer frei durch die ganze Stadt bewegen können. So kann sich ein blinder Tourist nun beispielsweise mit dem GPS-System von Guide4Blind durch die historische Altstadt von Soest bewegen. Die App synchronisiert sich zudem mit dem öffentlichen Nahverkehr der Stadt und kommuniziert mit Bussen und geführten Tandem-Radwegen. Die Technologie wird derzeit in ganz Deutschland eingeführt.

Gesamtinvestition und EU-Finanzierung

Die Gesamtinvestition für das Projekt „Guide4Blind – Barrierefreie Tourismusanwendungen für Blinde und Sehbehinderte“ beläuft sich auf 2 000 000 EUR, an der sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung mit 1 000 000 EUR im Rahmen des operationellen Programms für Nordrhein-Westfalen für den Programmplanungszeitraum 2007-2013 beteiligt.