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Nachhaltiges Finanzwesen

Gemeinsam für eine nachhaltigere Zukunft – ein Jahr EU-Plattform für ein nachhaltiges Finanzwesen.

Datum:  01/10/2021

Von Nathan Fabian und Tina Krajsek Samar

Im Oktober 2020 setzte die Europäische Kommission die EU-Plattform für ein nachhaltiges Finanzwesen auf, eine ständige Expertengruppe, die die Kommission bei der Strategieentwicklung für ein nachhaltiges Finanzwesen berät. Die Gruppe vereint mehr als 50 weltweit führende Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Finanzen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Umwelt, die mit sachkundigen Empfehlungen dazu beitragen, dass Finanzströme in eine nachhaltige Wirtschaft gelenkt werden. Im ersten Jahr ihres Bestehens arbeitete die Plattform mit Hochdruck daran, die Kommission in ihrem Streben nach einer nachhaltigeren Zukunftsgestaltung zu unterstützen.

Klassifizierungssystem

Die EU war und ist Vorreiterin, wenn es darum geht, die Herausforderungen der Klimakrise anzupacken und die Chancen zu erkennen, die der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft bietet. Zentraler Baustein ist die „EU-Taxonomie“, ein Klassifizierungssystem, das Klarheit darüber schafft, welche Investitionen in Europa mit den EU-Nachhaltigkeitszielen in Einklang stehen. Die Taxonomie ist ein Werkzeug, mit dem wir leichter erkennen können, in welche nachhaltigen Anlagen wir unser Geld investieren sollten. Die Taxonomieverordnung, die dieses Klassifizierungssystem regelt, wird jetzt durch detaillierte Kriterien ergänzt. Mit diesen Kriterien wird aufgezeigt, welche Tätigkeiten am nachhaltigsten sind und zu zentralen EU-Klima- und Umweltzielen einen erheblichen Beitrag leisten.

Der Plattform kommt bei der Erarbeitung solcher Kriterien eine Schlüsselrolle zu. Dank ihres Know-hows und ihrer breit aufgestellten Stakeholder-Basis kann sie der Kommission technische und wissenschaftliche Ratschläge geben und eine fundierte Expertendiskussion ermöglichen, die die Sichtweisen der verschiedenen Interessenträger widerspiegelt. Hauptaufgabe der Plattform ist es, die Taxonomie weiterzuentwickeln und zu stärken, neue wirtschaftliche Tätigkeiten einzubeziehen und die Märkte bei der praktischen Umsetzung und täglichen Nutzung zu unterstützen.

Bisherige Arbeit

Im ersten Jahr ihres Bestehens hat sich die Plattform darauf konzentriert, Taxonomiekriterien zu erarbeiten, Ratschläge zur Gebrauchsfreundlichkeit des EU-Taxonomierahmens zu erteilen und zu erkunden, ob und wie dieser weiter ausgebaut werden kann. Hierfür bildete die Plattform vier Arbeitsgruppen.

Technische Arbeitsgruppe: Diese Gruppe erarbeitet Empfehlungen zu den Taxonomiekriterien für Tätigkeiten, die erheblich zu den EU-Umweltzielen beitragen. Diese umfassen Wasserressourcen, Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verminderung von Umweltverschmutzung sowie Biodiversität und Ökosysteme. Die Empfehlungen werden sich auch auf eine kleine Zahl von Wirtschaftstätigkeiten und Kriterien erstrecken, die die Ziele und Vorgaben für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel betreffen und bislang nicht vom EU-Recht erfasst werden.

Untergruppe Tätigkeiten mit negativer und geringer Wirkung: Diese Untergruppe befasst sich damit, wie Finanzierungen gefördert werden könnten, die der Umstellung von Tätigkeiten zugutekommen, die die Umwelt gegenwärtig noch „erheblich beeinträchtigen“. Würde eine Umstellung solcher Tätigkeiten in dem Maße, dass sie zumindest keine erhebliche Beeinträchtigung mehr verursachen, anerkannt, könnte dies ihre Finanzierung erleichtern, auch wenn sie nicht wirklich soweit kommen, dass sie einen wesentlichen Beitrag zu einem der EU-Klima- und Umweltziele leisten. Hierfür prüft die Gruppe Möglichkeiten, genauer zu klären, sowohl welche Tätigkeiten die ökologische Nachhaltigkeit erheblich beeinträchtigen, als auch welche Tätigkeiten keinen wesentlichen Einfluss auf die Umwelt- und Klimaziele haben.

Untergruppe Sozialtaxonomie: Diese Untergruppe befasst sich mit den möglichen Vorteilen einer Sozialtaxonomie. Mit einem derartigen Klassifizierungssystem könnten Investoren Anlagemöglichkeiten ausfindig machen, die etwa zu menschenwürdiger Arbeit, inklusiven und nachhaltigen Gemeinschaften sowie bezahlbarer Gesundheitsversorgung und bezahlbarem Wohnraum beitragen. Die Beratung durch die Plattform wird sich sowohl auf die Sozialziele als auch auf den „Governance“-Aspekt einer solchen Taxonomie erstrecken.

Untergruppe Daten und Gebrauchsfreundlichkeit: Diese Untergruppe berät die Kommission zur Gebrauchsfreundlichkeit des EU-Taxonomierahmens und seiner Kriterien. Die Gruppe übermittelt Feedback von Finanzmarktteilnehmern sowie Finanz- und Nichtfinanzunternehmen zur praktischen Anwendung des Taxonomierahmens.

Nachdem die Gruppe im Sommer Rückmeldungen von Interessenträgern zu den ersten Vorschlägen gesammelt hat, wird sie der Kommission im Herbst die Empfehlungen aller Untergruppen vorlegen. Diese werden dann in die weiteren Arbeiten der Kommission zur EU-Taxonomie und zum nachhaltigen Finanzwesen einfließen.

Ausblick

Nachdem die Plattform ihre Empfehlungen unterbreitet hat, wird sie die Kommission weiter beraten: zur Weiterentwicklung der Klima- und Umweltkriterien für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten, zur Gebrauchsfreundlichkeit und Anwendbarkeit der EU-Taxonomie und zur möglichen Weiterentwicklung des Taxonomierahmens. Beraten wird die Plattform die Kommission auch zur Entwicklung eines soliden Monitoring-Rahmens, der es ermöglicht, den Kapitalfluss in nachhaltige Investitionen zu messen.

Im Frühjahr 2021 empfahl die Plattform der Kommission auch Wege, wie die Transformationsfinanzierung in der gesamten Wirtschaft gefördert werden könnte. Diese Empfehlungen flossen in die neue Strategie für ein nachhaltiges Finanzwesen ein, die die Kommission im Sommer beschlossen hat. In der neuen Strategie zur Finanzierung des Übergangs zu einer nachhaltigen Wirtschaft werden Bereiche aufgezeigt, in denen noch Handlungsbedarf besteht.

Wir brauchen viele Wege hin zu einer grüneren Gesellschaft, und wir brauchen sie schnell. Die Plattform wird weiterhin eng mit der Kommission zusammenarbeiten, um das richtige Umfeld für einen dynamischen Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu schaffen.  

Mehr zum nachhaltigen Finanzwesen

 

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Nathan Fabian ist Vorsitzender der Plattform für ein nachhaltiges Finanzwesen

 

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Tina Krajsek Samar ist Referentin für nachhaltiges Finanzwesen in der GD FISMA

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