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Statistiken zur Fruchtbarkeit

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Datenauszug vom März 2016. Neuste Daten: : Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Juli 2017.
Abbildung 1: Zahl der Lebendgeburten, EU-28, 1961-2014 (1)
(in Mio.)
Quelle: Eurostat (demo_gind)

thumb|right|350px|Abbildung 2: Fruchtbarkeitsindikatoren, EU-28, 2001–2014 (1)
Quelle: Eurostat [https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/demo_find/default/table?lang=en (demo_find)]

Tabelle 1: Gesamtfruchtbarkeitsziffer, 1960-2014
(Lebendgeburten pro Frau)
Quelle: Eurostat (demo_frate)
Abbildung 3: Fruchtbarkeitsindikatoren, 2014 (1)
Quelle: Eurostat (demo_find)
Abbildung 4: Anteil der Lebensgeburten nach Geburtenfolge, 2014
(%)
Quelle: Eurostat (demo_find)

Dieser Artikel befasst sich mit der Entwicklung einer Reihe von Indikatoren im Zusammenhang mit der Zahl der Geburten und der Fruchtbarkeit in der Europäischen Union (EU). Die Fruchtbarkeit in den EU-Mitgliedstaaten nahm seit der Mitte der 1960er Jahre bis zur Jahrhundertwende kontinuierlich ab. In den letzten Jahren war jedoch eine leichte Erholung der Gesamtfruchtbarkeitsziffer in der EU-28 erkennbar. Diese Entwicklung kam allerdings 2010 zum Erliegen und seit 2011 geht die Ziffer wieder zurück.

Wichtigste statistische Ergebnisse

2014 kamen in der EU-28 5,1 Millionen Kinder zur Welt, was einer rohen Geburtenziffer (Zahl der Lebendgeburten pro 1 000 Einwohner) von 10,1 entsprach. Zum Vergleich: Im Jahr lag diese Quote bei 10,6, 1985 bei 12,8 und 1970 bei 16,4.

Die höchste Gesamtzahl an Lebendgeburten innerhalb eines Jahres wurde in der EU-28 mit 7,7 Millionen Lebendgeburten im Jahr 1964 verzeichnet. Seit den 1960er-Jahren bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts sank die Zahl der Lebendgeburten in der EU-28 von 7,5 Millionen auf einen Tiefststand von 5,0 Millionen im Jahr 2002 (siehe Abbildung 1). Darauf folgte ein leichter Anstieg der Zahl der Lebendgeburten bis zu einem Höchststand von 5,5 Millionen Geburten in der EU-28 im Jahr 2008, worauf die Zahl wiederum jährlich sank.

In den letzten Jahrzehnten wurden in Europa generell weniger Kinder geboren, wodurch sich das Abflauen des Bevölkerungswachstums in der EU-28 (siehe Statistiken zur Bevölkerung und zum Bevölkerungswachstum) teilweise erklären lässt. Der gebräuchlichste Fruchtbarkeitsindikator ist die Gesamtfruchtbarkeitsziffer, d. h. die mittlere Anzahl lebend geborener Kinder, die eine Frau im Verlauf ihres Lebens gebären würde, wenn sie im Laufe ihres Gebärfähigkeitsalters den altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern der betreffenden Jahre entsprechen würde. Unter der Annahme eines Wanderungssaldos von Null gilt in den Industrieländern eine Gesamtfruchtbarkeitsziffer von etwa 2,1 Kindern pro Frau als Reproduktionsniveau. Darunter ist die durchschnittliche Anzahl der Lebensgeburten pro Frau zu verstehen, die notwendig ist, um die Bevölkerung konstant zu halten. Eine Gesamtfruchtbarkeitsziffer unter 1,3 Lebendgeburten pro Frau gilt als besonders niedrig („lowest-low fertility“). Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer ist für den Ländervergleich geeignet, da sie Veränderungen des Umfangs und der Struktur der Bevölkerung berücksichtigt.

Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer betrug in der EU-28 im Jahr 2014 1,58 Lebendgeburten pro Frau. In der EU-28 stieg die Fruchtbarkeitsziffer von ihrem bisherigen Tiefstwert von 1,46 im Jahr 2001 auf ihren bisher höchsten Stand von 1,62 im Jahr 2010, bevor sie wieder leicht abnahm und 2014 1,58 erreichte. Abbildung 2 zeigt auch, dass das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt zwischen 2001 und 2014 weiter angestiegen ist, und zwar von 29,0 auf 30,4 Jahre. Dieser Anstieg in der Fruchtbarkeitsziffer könnte unter anderem einem „Aufholprozess” zuzuschreiben sein: Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer könnte wegen des Trends, Kinder erst in einem höheren Alter zu gebären (der sich im Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt widerspiegelt), zunächst zurückgegangen und dann später wieder angestiegen sein.

Unter den EU-Mitgliedstaaten verzeichnete Frankreich mit 2,01 Lebensgeburten pro Frau 2014 die höchste Fruchtbarkeitsziffer. Die niedrigsten Fruchtbarkeitsziffern wurden 2014 dagegen in Portugal (1,23 Lebendgeburten pro Frau), Griechenland (1,30 Lebendgeburten pro Frau), Zypern (1,31 Lebendgeburten pro Frau) sowie in Spanien und Polen (beide 1,32 Lebendgeburten pro Frau) verzeichnet. Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer ging zwischen dem Jahr 1980 und den Jahren 2000 bis 2003 in vielen Mitgliedstaaten beträchtlich zurück. Bis 2000 waren die Werte in Bulgarien, der Tschechischen Republik, Griechenland, Spanien, Italien, Lettland, Slowenien und der Slowakei unter 1,30 gefallen. Nach einem Tiefpunkt zwischen 2000 und 2003 stieg die Gesamtfruchtbarkeitsziffer in den meisten Mitgliedstaaten an. Für 2014 verzeichnete die überwiegende Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten (die einzige Ausnahme war Portugal) Ziffern von 1,30 oder mehr.

In den vergangenen 50 Jahren haben sich die Gesamtfruchtbarkeitsziffern der Mitgliedstaaten im Allgemeinen einander angenähert: 1960 und 1980 lag der Unterschied zwischen der höchsten (Irland) und der niedrigsten (Estland 1960, Luxemburg 1980) Fruchtbarkeitsziffer bei etwa 1,8 Lebendgeburten pro Frau, während er 1970 etwa 2,0 betrug. Bis 1990 verringerte sich diese Differenz (zwischen Zypern und Italien) auf 1,1 Lebendgeburten pro Frau und liegt seit dem Jahr 2000 bei ca. 0,7 bis 0,8 Lebendgeburten pro Frau.

In Abbildung 3 wird in einer graphischen Darstellung für das Jahr 2014 die Gesamtfruchtbarkeitsziffer mit dem Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes gezeigt. In einigen Ländern mit sehr hoher Gesamtfruchtbarkeitsziffer ist auch ein hohes Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes zu verzeichnen. Im Jahr 2014 ließen sich die EU-Mitgliedstaaten nach der Gesamtfruchtbarkeitsziffer der EU-28 und dem Durchschnittsalter bei der Geburt des ersten Kindes grob in vier verschiedene Gruppen einteilen. Eine Gruppe besteht aus Dänemark, Irland, den Niederlanden und Schweden. Dort lagen sowohl die Gesamtfruchtbarkeitsziffer als auch das Durchschnittsalter bei der Geburt des ersten Kindes über der Gesamtfruchtbarkeitsziffer der EU-28, wobei dies auch in Norwegen zutraf. Eine weitere Gruppe setzt sich aus den Ländern zusammen, die 2004 oder später in die EU eintraten. In diesen Mitgliedstaaten liegen sowohl die Gesamtfruchtbarkeitsziffer als auch das Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt des ersten Kindes unter den in der EU-28 verzeichneten Werten. Dies traf auch auf die Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien und auf Albanien zu. In der dritten Gruppe von Mitgliedstaaten (Deutschland, Griechenland, Spanien, Italien, Zypern, Luxemburg, Österreich und Portugal) haben die Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes ein höheres Alter als der Durchschnitt in der EU-28, während ihre Gesamtfruchtbarkeitsziffer unter diesem Durchschnitt liegt. Die vierte Gruppe (Belgien, Frankreich, Lettland, Litauen, Finnland und das Vereinigte Königreich) zeichnete sich durch eine im Vergleich zum Durchschnitt der EU-28 höhere Gesamtfruchtbarkeitsziffer, verbunden mit einem niedrigeren Alter der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes aus. Dies traf auch auf Island und Albanien zu. Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer Sloweniens entsprach dem Durchschnittswert der EU-28, das mittlere Alter der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes lag hingegen etwas unter dem Durchschnitt.

Beinahe die Hälfte (46,1 %) der 2014 in der EU-28 geborenen Kinder waren erstgeborene Kinder, wobei dieser Anteil in Luxemburg, Portugal, Rumänien, Spanien, Bulgarien und Malta mehr als die Hälfte betrug (siehe Abbildung 4). Die niedrigsten Anteile erstgeborener Kinder waren hingegen in Irland, dem Vereinigten Königreich und Finnland zu verzeichnen. Mehr als ein Drittel (35,8 %) der Geburten betraf zweitgeborene Kinder, etwas über ein Zehntel (12,2 %) der Neugeborenen waren dritte Kinder und die restlichen 5,9 % waren vierte und weitere Kinder. In den EU-Mitgliedstaaten insgesamt wurde der höchste Anteil der vierten und weiteren Geburten an der Gesamtgeburtenzahl in Finnland (10,0 %) registriert, gefolgt vom Vereinigten Königreich und von Irland (beide 9,2 %).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Eurostat erstellt Informationen zu einem breiten Spektrum an demografischen Daten, darunter Statistiken über die Zahl der Lebendgeburten nach Geschlecht, nach Alter sowie Bildungs- und Familienstand der Mutter. Statistiken zur Fruchtbarkeit werden auch in Bezug auf Anzahl der Geburten nach Rangfolge des Kindes (erstes, zweites, drittes Kind usw.) erfasst. Auf der Grundlage der erhobenen Daten werden verschiedene Fruchtbarkeitsindikatoren erstellt, so zum Beispiel die Gesamtfruchtbarkeitsziffer und Fruchtbarkeitsziffern nach dem Alter der Mutter, dem Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt, der rohen Geburtenziffer und dem Anteil der nichtehelichen Geburten.

Kontext

Die Sozialpolitik der EU beinhaltet keinen eigenen Bereich für familienpolitische Themen. Die Politikgestaltung auf diesem Gebiet ist allein Sache der Mitgliedstaaten. Damit wird den Unterschieden bei den Familienstrukturen, der historischen Entwicklung, der Einstellung der Gesellschaft und den Traditionen der einzelnen Mitgliedstaaten Rechnung getragen. Trotzdem kann die Bewertung der Fruchtbarkeit für die politischen Entscheidungsträger als Hintergrund für die Gestaltung familienpolitischer Maßnahmen von Nutzen sein. Darüber hinaus treten verschiedene demografische Themenstellungen bei allen EU-Mitgliedstaaten zutage; hierzu gehören der Rückgang der Geburtenzahlen sowie der Anstieg des Durchschnittsalters der Frauen bei der Geburt.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Fruchtbarkeit (t_demo_fer)
Gesamtfruchtbarkeitsrate (tsdde220)
Durchschnittsalter der Mutter bei der Geburt (tps00017)
Nichtehelich Lebendgeborene (tps00018)

Datenbank

Fruchtbarkeit (demo_fer)
Lebendgeburten (insgesamt) nach Monat (demo_fmonth)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Geschlecht (demo_fasec)
Lebendgeburtenfolge nach Lebensalter der Mutter (demo_fordagec)
Lebendgeburtenfolge nach Geburtsjahr der Mutter (erreichtem Alter) (demo_fordager)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und gesetzlichem Familienstand (demo_fagec)
Lebendgeburten nach Geburtsjahr der Mutter (erreichtem Alter) und gesetzlichem Familienstand (demo_fager)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Bildungsabschluss (demo_faeduc)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Erwerbstätigkeit (demo_faemplc)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Staatsbürgerschaft (demo_faczc)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Geburtsland (demo_facbc)
Lebendgeburten nach Geburtsgewicht und Gestationsalter (demo_fweight)
Gesetzliche Schwangerschaftsabbrüche nach Lebensalter der Mutter (demo_fabort)
Gesetzliche Schwangerschaftsabbrüche nach Alter der Mutter und vorangegangenen Lebendgeburten (demo_fabortord)
Fruchtbarkeitsziffern (demo_find)
Fruchtbarkeitsziffern nach Alter (demo_frate)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

  • Fruchtbarkeit (ESMS Metadaten-Datei — demo_fer_esms) (auf Englisch)
  • Bevölkerung (ESMS Metadaten-Datei — demo_pop_esms) (auf Englisch)

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)