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Statistiken zur Fruchtbarkeit

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Datenauszug vom Juni 2015. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Dezember 2016. Die englische Version ist aktueller.
Abbildung 1: Zahl der Lebendgeburten, EU-28, 1961–2013 (1)
(in Mio.)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Tabelle 1: Gesamtfruchtbarkeitsziffer, 1960–2013
(Lebendgeburten pro Frau)
Quelle: Eurostat (demo_frate)
Tabelle 2: Fruchtbarkeitsindikatoren, EU-28, 2001–2013 (1)
Quelle: Eurostat (demo_find)

Dieser Artikel befasst sich mit der Entwicklung einer Reihe von Indikatoren im Zusammenhang mit der Zahl der Geburten und der Fruchtbarkeit in der Europäischen Union (EU). Nachdem die Fruchtbarkeit in den EU-Mitgliedstaaten seit der Mitte der 1960er Jahre kontinuierlich gesunken war, war in den letzten Jahren eine leichte Erholung der Gesamtfruchtbarkeitsziffer in der EU-28 erkennbar; diese Entwicklung stoppte allerdings 2010, und seit 2011 geht die Ziffer wieder zurück.

Wichtigste statistische Ergebnisse

2013 kamen in der EU-28 5,1 Millionen Kinder zur Welt, was einer Bruottogeburtenziffer (Zahl der Lebendgeburten pro 1000 Einwohner) von 10 entsprach.

Die höchste Gesamtzahl an Lebendgeburten innerhalb eines Jahres wurde in der EU-28 mit 7,7 Lebendgeburten im Jahr 1964 verzeichnet. Seit den 1960er Jahren bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts sank die Zahl der Lebendgeburten in der EU-28 von 7,5 Millionen auf einen Tiefststand von 5,0 Millionen im Jahr 2002 (siehe Abbildung 1). Darauf folgte ein leichter Anstieg der Zahl der Lebendgeburten bis zu einem Höchststand von 5,5 Millionen Geburten in der EU-28 im Jahr 2008, worauf die Zahl im Zeitraum 2009-2012 wiederum jährlich sank.

In den letzten Jahrzehnten wurden in Europa generell weniger Kinder geboren, wodurch sich das Abflauen des Bevölkerungswachstums in der EU-28 (siehe Statistiken zur Bevölkerung und zum Bevölkerungswachstum) teilweise erklären lässt. Der wichtigste Fruchtbarkeitsindikator ist die Gesamtfruchtbarkeitsziffer, d. h. die mittlere Anzahl lebend geborener Kinder, die eine Frau im Verlauf ihres Lebens gebären würde, wenn sie im Laufe ihres Gebärfähigkeitsalters den altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern der betreffenden Jahre entsprechen würde. Unter der Annahme eines Wanderungssaldos von Null als Reproduktionsniveau gilt eine Gesamtfruchtbarkeitsziffer von etwa 2,1 Kindern pro Frau als notwendig, um die Bevölkerung in den Industrieländern konstant zu halten. Eine Gesamtfruchtbarkeitsziffer unter 1,3 Lebendgeburten pro Frau gilt als besonders niedrig („lowest-low fertility“). Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer ist ein Indikator für das Fertilitätsniveau und eignet sich für den Ländervergleich, da sie Veränderungen des Umfangs und der Struktur der Bevölkerung berücksichtigt.

Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer betrug in der EU-28 im Jahr 2003 1,47 Lebendgeburten pro Frau. Danach war in den meisten EU-Mitgliedstaaten ein leichter Anstieg zu beobachten, so dass der Durchschnitt der EU-28 im Jahr 2010 bei 1,62 Lebendgeburten pro Frau lag, anschließend jedoch wieder auf 1,55 im Jahr 2013 sank. Dieser leichte Anstieg könnte unter anderem einem „Aufholprozess” zuzuschreiben sein: Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer könnte wegen des Trends, Kinder erst in einem höheren Alter zu gebären (der sich im Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt widerspiegelt), zunächst zurückgegangen und dann später wieder angestiegen sein.

Tabelle 1 zeigt die Gesamtfruchtbarkeitsziffer in den EU-Mitgliedstaaten für ausgewählte Jahre. Der Indikator ging zwischen 1980 und 2000–2003 in vielen Mitgliedstaaten beträchtlich zurück: Bis 2000 waren die Werte in Bulgarien, der Tschechischen Republik, Griechenland, Spanien, Italien, Lettland, Slowenien und der Slowakei unter 1,30 gefallen. Nach einem Tiefpunkt zwischen 2000 und 2003 stieg die Gesamtfruchtbarkeitsziffer in den meisten Mitgliedstaaten an. Für 2013 verzeichneten die meisten EU-Mitgliedstaaten (die Ausnahmen waren Spanien, Polen und Portugal) Ziffern von 1,30 oder mehr.

In den vergangenen 50 Jahren haben sich die Gesamtfruchtbarkeitsziffern der Mitgliedstaaten im Allgemeinen einander angenähert: 1960 und 1980 lag der Unterschied zwischen der höchsten (Irland) und der niedrigsten (Estland 1960, Luxemburg 1980) bei etwa 1,8 Lebendgeburten pro Frau, während er 1970 etwa 2,0 betrug. Bis 1990 verringerte sich diese Differenz (zwischen Zypern und Italien) auf 1,1 Lebendgeburten pro Frau und liegt seit dem Jahr 2000 bei ca. 0,7 bis 0,8 Lebendgeburten pro Frau. Irland und Frankreich verzeichneten mit knapp unter 2,00 Lebendgeburten pro Frau im letzten Zeitraum, für den Daten vorliegen (2013), die höchsten Fruchtbarkeitsziffern. Die niedrigsten Fruchtbarkeitsziffern wurden 2013 hingegen in Polen (1,29 Lebendgeburten pro Frau), Spanien (1,27) und Portugal (1,21) verzeichnet. Von den Mitgliedstaaten, für die Daten für das Jahr 1990 vorliegen, wiesen nur Belgien, Italien, die Niederlande und Slowenien im Jahr 2013 eine höhere Gesamtfruchtbarkeitsziffer als 1990 auf, während die Ziffer in Dänemark und dem Vereinigten Königreich konstant blieb. Demgegenüber fiel sie im Zeitraum 1990-2013 in Zypern, Malta, Polen und der Slowakei um mehr als 30 %, wobei der Bruch in der Reihe für Polen zu beachten ist. In absoluten Zahlen fiel der Rückgang der Gesamtfruchtbarkeitsziffer in Zypern am stärksten aus, wo sie von 2,41 im Jahr 1990 auf 1,30 im Jahr 2013 zurückging.

Wie weiter oben ausgeführt, besteht ein weiterer Grund für den Rückgang der Fruchtbarkeitsziffern in den EU-Mitgliedstaaten darin, dass viele Eltern den Zeitpunkt einer Familiengründung hinauszögern. Für das Aggregat der EU-28 liegen zwar relativ kurze Zeitreihen vor, Tabelle 2 zeigt jedoch, dass das Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt zwischen 2001 und 2013 weiter angestiegen ist, und zwar von 29,0 auf 30,3 Jahre.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Eurostat erstellt Informationen zu einem breiten Spektrum an demografischen Daten, darunter Statistiken über die Zahl der Lebendgeburten nach Geschlecht, nach Alter sowie Bildungs- und Familienstand der Mutter sowie nach Rangfolge des Kindes (erstes, zweites, drittes Kind usw.). Auf der Grundlage der erhobenen Daten werden verschiedene Fruchtbarkeitsindikatoren erstellt, so zum Beispiel die Gesamtfruchtbarkeitsziffer und Fruchtbarkeitsziffern nach dem Alter der Mutter, dem Durchschnittsalter der Frauen bei der Geburt, der rohen Geburtenziffer und dem Anteil der nichtehelichen Geburten.

Kontext

Die Sozialpolitik der EU beinhaltet keinen eigenen Bereich für familienpolitische Themen; die Politikgestaltung auf diesem Gebiet ist allein Sache der Mitgliedstaaten. Damit wird den Unterschieden bei den Familienstrukturen, der historischen Entwicklung, der Einstellung der Gesellschaft und den Traditionen der einzelnen Mitgliedstaaten Rechnung getragen. Trotzdem kann die Bewertung der Fruchtbarkeit für die politischen Entscheidungsträger als Hintergrund für die Gestaltung familienpolitischer Maßnahmen von Nutzen sein. Darüber hinaus treten verschiedene demografische Themenstellungen bei allen EU-Mitgliedstaaten zutage; hierzu gehören der Rückgang der Geburtenzahlen sowie der Anstieg des Durchschnittsalters der Frauen bei der Geburt.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Fruchtbarkeit (t_demo_fer)
Gesamtfruchtbarkeitsrate (tsdde220)
Durchschnittsalter der Mutter bei der Geburt (tps00017)
Nichtehelich Lebendgeborene (tps00018)

Datenbank

Fruchtbarkeit (demo_fer)
Lebendgeburten (insgesamt) nach Monat (demo_fmonth)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Geschlecht (demo_fasec)
Lebendgeburtenfolge nach Lebensalter der Mutter (demo_fordagec)
Lebendgeburtenfolge nach Geburtsjahr der Mutter (erreichtem Alter) (demo_fordager)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und gesetzlichem Familienstand (demo_fagec)
Lebendgeburten nach Geburtsjahr der Mutter (erreichtem Alter) und gesetzlichem Familienstand (demo_fager)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Bildungsstand (demo_faeduc)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Erwerbstätigkeit (demo_faemplc)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Staatsbürgerschaft (demo_faczc)
Lebendgeburten nach Lebensalter der Mutter und Geburtsland (demo_facbc)
Gesetzliche Schwangerschaftsabbrüche nach Lebensalter der Mutter (demo_fabort)
Gesetzliche Schwangerschaftsabbrüche nach Alter der Mutter und vorangegangenen Lebendgeburten (demo_fabortord)
Fruchtbarkeitsziffern (demo_find)
Fruchtbarkeitsziffern nach Alter (demo_frate)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

  • Fruchtbarkeit (ESMS metadata file — demo_fer_esms) (auf Englisch)
  • Bevölkerung (ESMS metadata file — demo_pop_esms) (auf Englisch)

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks