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Archive:Verbraucherpreisindizes – Inflation und vergleichende Preisniveaus

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Datenauszug vom März 2015. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Juni 2016.
Abbildung 1: Gesamt-HVPI, durchschnittliche jährliche Inflationsrate, 2004–14
(in %)
Quelle: Eurostat (prc_hicp_aind) und (prc_ipc_a)
Tabelle 1: Gesamt-HVPI, durchschnittliche jährliche Inflationsrate, 2004–14
(in %)
Quelle: Eurostat (prc_hicp_aind) und (prc_ipc_a)
Abbildung 2: HVPI nach Hauptkategorien, durchschnittliche jährliche Inflationsrate EU-28, 2014
(in %)
Quelle: Eurostat (prc_hicp_aind)
Tabelle 2: Vergleichende Preisniveaus, 2003–13 (1)
(Konsum der privaten Haushalte einschl. indirekter Steuern, EU-28=100)
Quelle: Eurostat (prc_ppp_ind)
Abbildung 3: Preiskonvergenz zwischen den EU-Mitgliedstaaten, 2003–13
(in %, Variationskoeffizient der vergleichenden Preisniveaus des Konsums der privaten Haushalte einschl. indirekter Steuern)
Quelle: Eurostat (prc_ppp_conv)

Inflation bezeichnet, der umgekehrte Fall – das Absinken des allgemeinen Preisniveaus – als Deflation. Inflation und Deflation werden in der Regel anhand von Verbraucherpreisindizes oder Einzelhandelspreisen gemessen. Innerhalb der Europäischen Union (EU) wurde ein spezieller Verbraucherpreisindex entwickelt, der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI). Wenn andere Faktoren (beispielsweise Löhne) gleich bleiben, nimmt bei einer Inflation in einer Volkswirtschaft die Kaufkraft der Verbraucher ab, da diese für denselben Geldbetrag nicht mehr dieselbe Menge an Waren und Dienstleistungen kaufen können.

Kaufkraftparitäten werden zur Schätzung von Unterschieden im Preisniveau verschiedener Länder herangezogen; aus diesen können Preisniveauindizes berechnet werden. Diese können ihrerseits als Basis für eine Analyse der Preiskonvergenz zwischen Ländern oder Regionen herangezogen werden.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Inflation: Preisveränderungen im Zeitverlauf

Im Vergleich zur Entwicklung in der Vergangenheit stiegen die Verbraucherpreisindizes in den letzten beiden Jahrzehnten relativ moderat. So blieb etwa die jährliche Inflationsrate für die EU (basierend auf einem Index unter Verwendung eines beweglichen Aggregats entsprechend der EU-Mitgliedschaft) im Zeitraum 2000–2007 im Bereich von 1,2 % bis 2,3 %.

Seit 2008 haben größere Schwankungen bei den Nahrungsmittelpreisen und vor allem bei den Energiepreisen umfassende Veränderungen der Inflationsraten bewirkt. In der EU erreichte die durchschnittliche jährliche Inflation 2008 3,7 % und damit das höchste Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1997. Nach starken Schwankungen im Zeitraum 2008–2014 (siehe Abbildung 1) verlangsamten sich die Preisanstiege 2014 auf 0,6 % – den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Überdies wurden in mehreren Monaten des Jahres 2014 negative Inflationsraten verzeichnet (was auf eine Deflation hinwies).

Von 2005 bis 2014 war unter den EU-Mitgliedstaaten in Rumänien der höchste HVPI-Anstieg (54,7 %) und in Irland der niedrigste (9,6 %) festzustellen. Die Veränderung in der EU insgesamt lag bei 20,9 % und damit nahe dem Wert in den Vereinigten Staaten (22,1 %).

Was die Hauptbestandteile des HVPI betrifft, so stiegen die Energiepreise in der EU von 2005 bis 2014 – trotz des Einbruchs im Jahr 2014 – am schnellsten (um 49,0 %), die Preise für Industriegüter ohne Energie im selben Zeitraum dagegen um 4,8 %. Die Raten für Nahrungsmittel und für Dienstleistungen stiegen etwas schneller als der Gesamt-Index. Bei den Dienstleistungen ist besonders auf die Entwicklung im Bereich Kommunikation hinzuweisen, wo die Preise im Betrachtungszeitraum um 13,1 % zurückgingen.

Preisniveauindizes: Vergleich der Preisniveaus der einzelnen Länder

Die vergleichenden Preisniveaus des Verbrauchs der privaten Haushalte sind in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. 2013 (neueste verfügbare Daten) reichte die Bandbreite von 49 in Bulgarien bis 139 in Dänemark (EU-28=100). Erhebliche Zunahmen ihrer vergleichenden Preisniveaus beobachteten mehrere Länder, die der EU 2004 bzw. 2007 beitraten, insbesondere die Slowakei, Lettland und Estland, in den zehn Jahren von 2003 bis 2013.

Bis 2008 kam es innerhalb der EU-28 insgesamt zu einer Konvergenz der Preisniveaus (siehe Abbildung 3), wobei der Variationskoeffizient der vergleichenden Preisniveaus drastisch sank. Danach stiegen die Preisniveaus in der EU-28 etwas an, während im Euroraum keine spürbare Konvergenz oder Divergenz festzustellen war.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Inflation

Der HVPI wurde als Index dafür ausgelegt, die Veränderungen der Preise der von privaten Haushalten und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck erworbenen Waren im Zeitverlauf zu messen. Er deckt praktisch alle Waren und Dienstleistungen ab, die Haushalte bei monetären Transaktionen erwerben können; selbst genutztes Wohneigentum ist jedoch noch nicht inbegriffen.

Die Waren und Dienstleistungen werden nach der internationalen Klassifikation der Verwendungszwecke des Individualverbrauchs eingeteilt, die der Zusammenstellung der harmonisierten Verbraucherpreisindizes angepasst wurde (COICOP/HVPI). Auf der derzeit verfügbaren untersten Ebene dieser Systematik veröffentlicht Eurostat rund 100 Teilindizes für Verbraucherpreise. Die Inflationsrate wird als Veränderungsrate des Gesamt-HVPI berechnet.

Die Indizes werden anhand eines einheitlichen Ansatzes mit einheitlichen Definitionen berechnet und liefern vergleichbare Messwerte für Veränderungen der Verbraucherpreise in allen Ländern sowie für verschiedene Ländergruppen, nämlich

Zu beachten ist, dass diese Aggregate sich verändernde Indizes sind, d. h. sie tragen Veränderungen in der Zusammensetzung der Länder durch die Verwendung einer Kettenindex-Formel Rechnung; so wird Litauen im VPI-EWU erst ab 2015 berücksichtigt.

Die harmonisierten Verbraucherpreisindizes werden mit einem einheitlichen Basisjahr dargestellt (derzeit 2005=100). Normalerweise werden anhand der Indizes prozentuale Veränderungen ermittelt, die den Preisanstieg/-rückgang in dem betreffenden Zeitraum angeben. Die Preisänderungen in den Tabellen und Abbildungen dieses Artikels werden als Jahresdurchschnittswerte angegeben, die Basisindizes hingegen werden von Eurostat monatlich erstellt und veröffentlicht. Die Veröffentlichung der harmonisierten Verbraucherpreisindizes erfolgt rund 14 bis 16 Tage nach Ende des Berichtsmonats. Seit Oktober 2001 gibt Eurostat zudem am letzten Arbeitstag des Berichtsmonats oder kurz danach eine frühzeitige Schätzung (Schnellschätzung) für die Inflationsrate im Euroraum heraus; darin sind nur Daten des Aggregats für den Euroraum erfasst.

Die Preisänderungen in den Tabellen und Abbildungen dieses Artikels werden als Jahresdurchschnittswerte angegeben, die Basisindizes hingegen werden von Eurostat monatlich erstellt und ebenfalls veröffentlicht. Seit Oktober 2001 wird am Ende jedes Berichtsmonats eine erste Schnellschätzung der Inflationsrate im Euroraum herausgegeben. Diese Schätzung wird in der Mitte des darauffolgenden Monats durch eine Pressemitteilung ersetzt, sobald ein vollständiger Datensatz verfügbar ist.

Vergleichende Preisniveaus

Im Rahmen des Eurostat-OECD-Programms Kaufkraftparitäten (KKP) werden in regelmäßigen Abständen die Preise von Waren und Dienstleistungen des privaten Verbrauchs erhoben, und zwar in den EU-Mitgliedstaaten, in den EFTA-Ländern, in den Kandidatenländern (Montenegro, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, Albanien, Serbien und der Türkei) sowie in Bosnien und Herzegowina. Jeder Erhebungszyklus umfasst sechs Erhebungen, die sich auf eine bestimmte Gruppe von Produkten des privaten Verbrauchs beziehen, wobei zwei Erhebungen pro Jahr durchgeführt werden und der gesamte Zyklus somit drei Jahre umfasst.

KKP sind Indikatoren für Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern. Sie geben an, wie viele Währungseinheiten eine bestimmte Menge von Waren und Dienstleistungen in verschiedenen Ländern kostet, wodurch der Effekt von Preisniveauunterschieden zwischen den Ländern ausgeschaltet wird. So können anhand von KKP Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen in vergleichbare Volumenaggregate umgerechnet werden, um beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verschiedener Länder zu vergleichen, ohne dass die Zahlen durch unterschiedliche Preisniveaus in diesen Ländern verzerrt werden.

KKP können auch herangezogen werden, um Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern zu schätzen. Preisniveauindizes, berechnet als Verhältnis der Kaufkraftparitäten zu den Wechselkursen, können für eine Reihe von Ausgabenaggregaten auf der Grundlage der Ausgabenklassifikation der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ermittelt werden. Eurostat gibt detaillierte Informationen über Preisniveauindizes für über 30 verschiedene Gruppen von Waren und Dienstleistungen heraus. Vergleichende Preisniveauindizes für die EU-Mitgliedstaaten werden ausgedrückt im Verhältnis zum durchschnittlichen Preisniveau der EU. Liegt der Preisniveauindex eines bestimmten Mitgliedstaats über 100, bedeutet dies, dass die Preise in diesem Mitgliedstaat im Durchschnitt über denen des EU-Mittels liegen. Beträgt der Preisniveauindex hingegen weniger als 100, sind auch die durchschnittlichen Preise unter dem Mittel für die EU-28 insgesamt.

Preisniveauindizes können als Basis für eine Analyse der Preiskonvergenz verwendet werden. Zu diesem Zweck wird der Variationskoeffizient der Preisniveauindizes für mehrere Länder berechnet (z. B. für die EU-Mitgliedstaaten). Ein im Zeitverlauf abnehmender Koeffizient deutet auf konvergierende Preisniveaus hin. Eurostat veröffentlicht eine jährliche Schätzung der Preiskonvergenz auf der Grundlage der Entwicklung des Variationskoeffizienten im Zeitverlauf.

Kontext

Harmonisierte Verbraucherpreisindizes dienen zur Messung der Inflation im Euroraum. Preisstabilität ist das Hauptziel der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB hat Preisstabilität als mittelfristigen Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex für den Euroraum gegenüber dem Vorjahr von knapp unter 2 % definiert.

HVPI werden auch für geldpolitische Zwecke und für die Bewertung der Inflationskonvergenz gemäß dem Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union genutzt.

Besonders wichtig für die Europäische Kommission sind die KKP für die Erstellung der Liste der Regionen, die für Leistungen des Strukturfonds in Frage kommen, sowie für die Festlegung der Höhe der Mittel für die einzelnen Regionen. Ein Kriterium für die Zuteilung dieser Mittel basiert auf dem durch KKP umgerechneten BIP, das dann in Kaufkraftstandards pro Kopf ausgedrückt wird.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Datenvisualisierung

Haupttabellen

Datenbank

HVPI zu konstanten Steuersätzen (prc_hicp_ct)
HVPI (2005=100) – monatliche Daten (Index) (prc_hicp_midx)
HVPI (2005=100) – monatliche Daten (jährliche Änderungsrate) (prc_hicp_manr)
HVPI (2005=100) – monatliche Daten (monatliche Änderungsrate) (prc_hicp_mmor)
HVPI (2005=100) – monatliche Daten (Veränderungsrate des 12-Monatsdurchschnitts) (prc_hicp_mv12r)
HVPI (2005=100) – monatliche Daten (Durchschnittsindex und Veränderungsrate) (prc_hicp_aind)
HVPI - Ländergewichte (prc_hicp_cow)
HVPI - Gewichte der Indizes (prc_hicp_inw)
HVPI (1996=100) - monatliche Daten (Index) (prc_hicp_midx96)
Kaufkraftparitäten (KKP), Preisniveauindizes und reale Ausgaben für Aggregate des ESVG 95 (prc_ppp_ind)
Preiskonvergenzanzeige (Variationskoeffizient des vergleichenden Preisniveauindex für die Konsumausgaben der privaten Haushalte in %) (prc_ppp_conv)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks