Statistics Explained

Statistik der Dienstleistungen – konjunkturelle Entwicklung

Daten von September 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Die englische Version ist aktueller.
Abbildung 1: Umsatzindex, ausgewählte Dienstleistungsbranchen, EU-27, 2002-2012 (1)
(2005=100) – Quelle: Eurostat (sts_trtu_q) und (sts_setu_q)
Abbildung 2: Umsatzvolumenindex, ausgewählte Einzelhandelsbranchen, EU-27, 2002-2012 (1)
(2005=100) – Quelle: Eurostat (sts_trtu_m)
Abbildung 3a: Erzeugerpreisindizes, ausgewählte Dienstleistungsbranchen, EU-27, 2006-2012 (1)
(2006=100) – Quelle: Eurostat (sts_sepp_q)
Abbildung 3b: Erzeugerpreisindizes, ausgewählte Dienstleistungsbranchen, EU-27, 2006-2012 (1)
(2006=100) – Quelle: Eurostat (sts_sepp_q)
Tabelle 1: Jährliche Wachstumsrate für den Umsatzindex, ausgewählte Dienstleistungsbranchen, 2010-2011 (1)
(in %) – Quelle: Eurostat (sts_trtu_a) und (sts_setu_a)
Tabelle 2: Jährliche Wachstumsraten für den Umsatzvolumenindex, Einzelhandel, 2001-2011 (1)
(in %) – Quelle: Eurostat (sts_trtu_a)

Schwerpunkt dieses Artikels sind die jüngsten statistischen Daten über die Entwicklungen im Dienstleistungsbereich in der Europäischen Union (EU). Für die Konjunkturstatistik (KS) werden Indizes erstellt, die eine sofortige Bewertung des Wirtschaftsklimas im Dienstleistungsbereich ermöglichen, indem sie einen ersten Überblick über die aktuelle Entwicklung in verschiedenen Wirtschaftszweigen bieten. Traditionell konzentrierte sich die Konjunkturstatistik auf die Industrie und das Baugewerbe sowie in geringerem Umfang auf den Einzelhandel. Seit Anfang der 1990er Jahre wurden die amtlichen Statistiken der EU neu ausgerichtet und die Datenerhebung verstärkt auf Dienstleistungen konzentriert.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Der Umsatz mit Dienstleistungen ging in der EU-27 im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr um 8,4 % zurück, belebte sich 2010 und 2011 aber zunehmend und erreichte ein Wachstum von 5,0 % bzw. 5,3%. Bei den Dienstleistungen (auf der Ebene der Abschnitte der NACE Rev. 2) wurden 2011 die höchsten Umsatzwachstumsraten im Bereich Verkehr und Lagerei (7,5 %), Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (6,2 %) sowie Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (5,9 %) erzielt.

Wie aus Abbildung 1 ersichtlich war im zweiten Quartal 2012 der Umsatz in den meisten Branchen zu den jeweiligen Höchstständen zurückgekehrt, die vor der Finanz- und Wirtschaftskrise verzeichnet worden waren; in einigen Fällen wurden die damaligen Rekorwerte übertroffen. Im ersten Halbjahr 2012 ging der Umsatz allgemein gleichwohl zurück, und die Mehrzahl der Dienstleistungstätigkeiten meldete leichte Umsatzeinbußen.

Nach Spitzenwerten im Jahr 2008 beim Umsatz aller sechs Dienstleistungsbranchen in Abbildung 1 erreichte dieser in der EU-27 im zweiten bzw. dritten Quartal 2009 einen Tiefstand. Danach meldete der Bereich Verkehr und Lagerei bis zum zweiten Quartal 2012 die größte Umsatzsteigerung (16,8 %) und lag damit 2,8 % über dem Spitzenwert, den er vor der Krise erzielt hatte. Die Bereiche Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen sowie Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen meldeten zwischen ihren Tiefstwerten inmitten der Krise und ihren jüngsten Werten (zweites Quartal 2012) ebenfalls zweistellige Wachstumsraten, die in beiden Fällen über den Höchstwerten vor der Krise aufgewiesen hatte. Trotz ihres moderateren Umsatzwachstums (5,6 %) seit ihrem Tiefpunkt inmitten der Krise lag der Umsatz für die Informations- und Kommunikationsbranche der EU-27 im zweiten Quartal 2012 immer noch 1,0 % über dem Höchstwert, den sie vor der Krise aufwies. Im zweiten Quartal 2012 lag der Umsatz der beiden verbleibenden Dienstleistungsbereiche in Abbildung 1 leicht unter ihren Höchstwerten vor der Krise: 2,4 % niedriger bei Beherbergung und Gastronomie (trotz eines Wachstums von 12,3 % seit dem Tiefstwert inmitten der Krise) und 1,5 % niedriger beim Handel (nach einem Wachstum von 5,6 % seit dem Tiefstwert inmitten der Krise).

Anders als beim Umsatz, der die Verkäufe zu laufenden Preisen angibt, wird beim Umsatzvolumen die Situation nach Ausschaltung der Preisänderungen dargestellt. Das Umsatzvolumen des Einzelhandels in der EU-27 ging 2009 um -1,6 % zurück, doch erholte sich die Branche 2010 mit einem Zuwachs von 0,9 % und blieb 2011 mit -0,1 % stabil. Eine monatliche Zeitreihe (siehe Abbildung 2) belegt, dass die Einzelhandelsumsätze in der EU-27 im Februar 2008 ihren Höchststand erreichten und bis Oktober 2009 insgesamt um 2,7 % zurückgingen; dann wurden mit einem Zuwachs von 1,3 % im September 2010 erneut positive Veränderungsraten erzielt, wonach sich das Umsatzvolumen konstant hielt. Einige Bereiche des Einzelhandels mussten im ersten Halbjahr 2012 bei ihrem Umsatzvolumen weiterhin einen Rückgang hinnehmen, insbesondere die große Branche Nahrungs- und Genussmittel, Getränke und Tabakwaren. Der auf Geräte der Informations- und Kommunikationstechnik sowie auf medizinische Artikel, Parfümeriewaren und Körperpflegemittel spezialisierte Einzelhandel hingegen meldete 2010, 2011 und im ersten Halbjahr 2012 Umsatzsteigerungen, nachdem die jeweiligen Umsätze während der Finanz- und Wirtschaftskrise vergleichsweise leicht gesunken waren. Bis Ende 2010 zeigte sich im Einzelhandel mit Bekleidung und Schuhen ein ähnlicher Verlauf; in der Folge verlangsamte sich dann das Wachstum und das Umsatzvolumen entwickelte sich leicht rückläufig.

Bei den Dienstleistungsbereichen, für die in den Abbildungen 3a und 3b ein Preisindex für die EU-27 ausgewiesen wird, stechen zwei mit einer atypischen Entwicklung hervor: Telekommunikation und See- und Küstenschifffahrt. Seit 2006 (dem Beginn der Reihe) bewegen sich die Erzeugerpreise im Sektor Telekommunikation kontinuierlich abwärts; in etwas mehr als sechs Jahren sanken sie um insgesamt 20,7 %. Die Erzeugerpreise in der See- und Küstenschifffahrt zeichnen sich durch ihre relativ hohe Volatilität aus, insbesondere durch den Rückgang und nachfolgenden Anstieg der Preise im Zusammenhang mit der Finanz- und Wirtschaftskrise. Diese Entwicklung lief darauf hinaus, dass sich die Preise im ersten Quartal 2012 in einer Spanne von 2,4 % zum Stand am Beginn der Reihe befanden. Die meisten anderen Dienstleistungsbranchen verzeichneten einen Preisanstieg, der sich in den sechs dargestellten Jahren insgesamt in einer Bandbreite von 7 % bis 13 % bewegte; die Erzeugerpreise in der Luftfahrt erhöhten sich rascher, nämlich um fast 22 %.

Die Umsatzentwicklung im Dienstleistungssektor der EU-27 als Ganzes entsprach von 2009 bis 2011 der Entwicklung in vielen einzelnen Mitgliedstaaten. Alle Mitgliedstaaten (Italien nicht verfügbar) meldeten 2009 einen Umsatzrückgang; 2010 verbuchten alle Länder, ausgenommen Griechenland, einen Zuwachs; dies galt auch für 2011, allerdings nicht für Griechenland, Portugal, Ungarn und Spanien, dabei lag die Wachstumsrate in Polen und Luxemburg über 10 % und über 15 % in den baltischen Mitgliedstaaten.

Aus Tabelle 1 gehen die beiden letzten Veränderungsraten beim Umsatz der Dienstleistungsabschnitte hervor, die von den Konjunkturstatistiken erfasst werden. Wachstumsraten über 20 % wurden 2011 für zwei oder mehr Branchen in allen baltischen Mitgliedstaaten verzeichnet sowie für die Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen in Irland und in der Slowakei. Im Gegensatz dazu sank der Umsatz 2011 um nahezu 20 % im Bereich Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen in Ungarn und um knapp über 30 % für Verkehr und Lagerei in Zypern. Griechenland verzeichnete 2011 in allen sechs in Tabelle 1 ausgewiesenen Dienstleistungsbranchen rückläufige Umsätze, während 11 EU-Mitgliedstaaten in all diesen Bereichen Zuwächse verbuchten.

Die zwischen 2009 und 2011 beobachteten Schwankungen beim Umsatzvolumenindex des Einzelhandels der EU-27 spiegelte sich in den EU-Mitgliedstaaten nicht regelmäßig wider. So verzeichneten Luxemburg, Schweden und das Vereinigte Königreich in allen drei Jahren einen Anstieg des Volumens der Einzelhandelsumsätze. Neun Mitgliedstaaten hingegen wiesen 2009, 2010 und 2011 Rückgänge auf, wobei sich diese rückläufige Entwicklung für Dänemark, Irland, Spanien und die Niederlande über vier Jahre erstreckt, wenn 2008 einbezogen wird. Obwohl der Anstieg in Ungarn mit 0,3 % im Jahr 2011 relativ gering ausfiel, ist er doch bemerkenswert, da sich hier der Umsatzvolumenindex erstmals seit 2006 nach oben bewegte.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die Konjunkturstatistik (KS) für Dienstleistungen wird nach derselben Methodik erstellt wie die Konjunkturstatistik für die Industrie und das Baugewerbe. Der Artikel über die konjunkturelle Entwicklung in der Industrie und im Baugewerbe enthält zusätzliche Informationen über: die Verordnung über Konjunkturstatistiken; die unterschiedlichen Formen, in denen die Indizes vorgelegt werden, beispielsweise Bruttoindizes, arbeitstäglich und saisonal bereinigte Indizes sowie Trendindizes; die Verwendung der NACE Rev. 2 sowie die Vorgehensweise zur Umstellung der KS-Indizes auf ein neues Basisjahr, die alle fünf Jahre erfolgt.

Der Umsatzindex und der Beschäftigungsindex werden für den Einzelhandel und sonstige Dienstleistungen erstellt. Für den Einzelhandel wird ein zusätzlicher Indikator verwendet, nämlich der Umsatzvolumenindex des Einzelhandels, bei dem es sich im Grunde um einen deflationierten Umsatzindex handelt. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren für bestimmte Dienstleistungen Erzeugerpreisindizes entwickelt. Ferner wird derzeit an einem Dienstleistungsproduktionsindex gearbeitet.

Der Umsatzindex drückt die wertmäßige Entwicklung der Umsätze aus. Dabei ist zu beachten, dass sich die Preise für bestimmte Dienstleistungen rückläufig entwickelt haben, möglicherweise aufgrund der Liberalisierung der Märkte und eines intensiveren Wettbewerbs (beispielsweise in der Telekommunikationsbranche sowie bei anderen Wirtschaftstätigkeiten im Technologiebereich). In derartigen Fällen wären die raschen Zuwächse, die bei den Umsatzwertindizes bestimmter Wirtschaftszweige zu beobachten sind, am Volumen gemessen noch deutlicher ausgefallen.

Die Einzelhandelsindizes sind von besonderer Bedeutung, da der Einzelhandel eine Mittlerrolle zwischen Erzeugern bzw. Herstellern und Endkunden einnimmt, so dass die Einzelhandelsumsatz- und Umsatzvolumenindizes als kurzfristige Indikatoren für den inländischen Endkonsum nach Haushalten herangezogen werden können. Der Index zur Messung des Umsatzvolumens im Einzelhandel wird meist als Umsatzvolumenindex (des Einzelhandels) bezeichnet. Um die Auswirkungen von Preisänderungen auf den Einzelhandelsumsatz auszuschalten, wird ein Verkaufsdeflator verwendet. Bei diesem Deflator handelt es sich um einen Index, dem eine ähnliche Methodik wie einem Erzeugerpreisindex zugrunde liegt, der aber speziell auf den Einzelhandel zugeschnitten ist. Er spiegelt Preisveränderungen bei den verkauften Waren und nicht bei den erbrachten Einzelhandelsdienstleistungen wider.

Kontext

Unter den zentralen Indikatoren für die Konjunkturstatistik befindet sich ein Satz der Wichtigsten europäischen Wirtschaftsindikatoren (WEWI), die die Europäische Zentralbank (EZB) zur Durchführung der Geldpolitik im Euroraum benötigt. Drei WEWI betreffen die Konjunkturstatistik für Dienstleistungen: der Indikator für das Umsatzvolumen im Einzelhandel, der Indikator für den Umsatz in sonstigen Dienstleistungsbereichen und der Indikator für die Erzeugerpreise in sonstigen Dienstleistungsbereichen.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Handel und Dienstleistungen – Dienstleistungen
Handel und Dienstleistungen – Einzelhandel

Datenbank

Handel und Dienstleistungen

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks

Siehe auch