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FuE-Ausgaben

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Daten vom Oktober 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
Abbildung 1: Bruttoinlandsaufwendungen für FuE in der Triade, 2000-2010
(in % des BIP) – Quelle: Eurostat (tsc00001), OECD
Tabelle 1: Bruttoinlandsaufwendungen für FuE, 2000-2010
(in % des BIP) – Quelle: Eurostat (t2020_20), OECD
Tabelle 2: Bruttoinlandsaufwendungen für FuE nach Sektor, 2005 und 2010
(in % des BIP) – Quelle: Eurostat (tsc00001), OECD
Tabelle 3: Bruttoinlandsaufwendungen für FuE nach Mittelherkunft, 2005 und 2010 (in % der Bruttoinlandsaufwendungen für FuE) – Quelle: Eurostat (tsc00031), OECD

In diesem Artikel werden Daten über die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in der Europäischen Union (EU) dargestellt, aufgeschlüsselt nach dem Sektor, der die Forschungsarbeit leistet (dem Leistungssektor), und nach der Finanzierungsquelle. Die Daten wurden mittels statistischer Erhebungen erlangt, die regelmäßig auf nationaler Ebene durchgeführt werden und in der FuE tätige private und öffentliche Einrichtungen erfassen.

Eines der wichtigsten Ziele der EU in den letzten zehn Jahren bestand darin, verstärkte Investitionsanreize zu setzen, um die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu stärken. In der Lissabon-Strategie wurde der EU das Ziel vorgegeben, bis 2010 3 % ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) in FuE-Tätigkeiten zu investieren. Dieses Ziel wurde nicht erreicht – und deshalb wurde das 3 %-Ziel beibehalten; es ist eines von fünf Hauptzielen der 2010 angenommenen Strategie Europa 2020.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Die Bruttoinlandsaufwendungen für FuE (GERD) beliefen sich 2010 in der EU-27 auf 245 673 Mio. EUR; dies entspricht einem Anstieg von 3,8 % im Vergleich zum Vorjahr und von 43,5 % im Vergleich zum Jahr 2000 (allerdings basieren diese Veränderungsraten auf den Werten in jeweiligen Preisen und spiegeln daher sowohl Preisänderungen als auch reale Änderungen der Höhe der Ausgaben wider). 2008 betrugen die Ausgaben für FuE in der EU-27 88,5 % der GERD der Vereinigten Staaten und etwas mehr als das Doppelte der FuE-Ausgaben Japans. Damit lagen sie deutlich über den FuE-Ausgaben der Schwellenländer, beispielsweise betrugen sie das 5,3-fache der FuE-Ausgaben Chinas.

Um eine bessere Vergleichbarkeit der Zahlen zu erreichen, werden die GERD häufig im Verhältnis zum BIP angegeben – siehe Abbildung 1 – oder im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Das Verhältnis GERD zu BIP, einer der fünf Schlüsselindikatoren der Strategie Europa 2020, stieg in der EU- 27 bis 2002 geringfügig an, erreichte 2002 mit 1,88 % einen Höchststand und sank dann bis 2005 schrittweise wieder auf 1,83 %; danach war bis 2009 ein erneuter Anstieg auf 2,01 % zu verzeichnen. 2010 war ein leichter Rückgang auf 2,00 % festzustellen. Der Rückgang – trotz der größeren absoluten Höhe der FuE-Ausgaben – war auf die teilweise Erholung von der Finanz- und Wirtschaftskrise zurückzuführen, da das BIP 2010 etwas schneller anstieg als die GERD. Unabhängig hiervon blieben die FuE-Ausgaben der EU-27 im Verhältnis zum BIP im Jahr 2008 deutlich hinter den entsprechenden Werten Japans (3,45 %) und der Vereinigten Staaten (2,79 %) zurück – ein Muster, das bereits seit längerer Zeit besteht. Die relative Größenordnung der GERD in der japanischen Volkswirtschaft nahm weitaus deutlicher zu – im Zeitraum von 2000 bis 2008 stieg der Anteil der FuE-Ausgaben am BIP um 0,41 Prozentpunkte, wobei allerdings festzuhalten ist, dass Japan während dieses Zeitraums ebenfalls nur ein gedämpftes Wirtschaftswachstum verzeichnete.

Die höchsten FuE-Intensitäten in den EU-Mitgliedstaaten wurden 2010 in Finnland (3,87 %), Schweden (3,42 %) und Dänemark (3,06 %) verzeichnet – siehe Tabelle 1. Acht Mitgliedstaaten meldeten FuE-Ausgaben, die 2010 weniger als 1 % ihres BIP ausmachten. Bei Griechenland lagen sie ebenfalls unter 1 % des BIP, allerdings sind die neusten Daten für das Land aus dem Jahr 2007. Die Mitgliedstaaten mit der geringsten FuE-Intensität finden sich überwiegend im Süden und Osten Europas.

Zur Erklärung der Unterschiede zwischen den Ländern bei der relativen Größenordnung ihrer FuE-Ausgaben wird häufig die Höhe der Ausgaben der Unternehmen herangezogen. Wie aus Tabelle 2 hervorgeht, entsprach im Jahr 2010 der Anteil der im Unternehmenssektor geleisteten Forschung und Entwicklung 1,23 % des BIP der EU-27, während er in Japan 2,70 % (2008) und in den Vereinigten Staaten 2,02 % (2008) betrug. Der relative Anteil der FuE-Ausgaben des Staatssektors und des Hochschulsektors bewegte sich hingegen in allen drei Ländern der Triade auf einem weitgehend vergleichbaren Niveau. Die Auswertung der Daten für die Mitgliedstaaten ergibt, dass diejenigen Länder, in denen der Anteil der Unternehmen an den FuE-Ausgaben relativ hoch war – Finnland, Schweden, Dänemark, Österreich und Deutschland – auch bei den GERD insgesamt relativ hohe Werte aufwiesen. Mit Ausnahme von Deutschland lagen diese Länder auch bei den Ausgaben der Hochschulen auf den vorderen Plätzen; auch in den Niederlanden war in diesem Bereich der Anteil an FuE-Ausgaben relativ hoch. Die FuE-Ausgaben des Staates waren im Verhältnis zum BIP in Deutschland, Slowenien, Finnland und Frankreich am höchsten.

Eine Analyse der FuE-Ausgaben nach Mittelherkunft ergibt, dass im Jahr 2009 mehr als die Hälfte (54,1 %) der Gesamtausgaben in der EU-27 auf die Unternehmen entfiel, während der Staat nur gut ein Drittel (34,9 %) beisteuerte und weitere 8,4 % aus dem Ausland zuflossen (Auslandsgelder). In Japan (2008) entfielen 78,2 % und in den Vereinigten Staaten (2008) 67,3 % der GERD auf die Unternehmen. Tabelle 3 bestätigt die relativ bedeutende Rolle der Unternehmen als Finanzierungsquelle für FuE in Luxemburg, Finnland und Deutschland (2009), da unternehmensfinanzierte FuE etwa zwei Drittel der gesamten GERD ausmachten. Hingegen wurde in Zypern und Bulgarien (2009) sowie in Polen, Rumänien, der Slowakei und Litauen (2010) der Großteil der Bruttoinlandsaufwendungen für FuE vom Staat aufgebracht. Auch beim Anteil der FuE-Mittel aus dem Ausland bestanden erhebliche Unterschiede – relativ hohe Anteile (über 15 % der GERD insgesamt 2010) verzeichneten Lettland, Litauen, Malta, Österreich, das Vereinigte Königreich und Irland (2009).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die Statistiken über Wissenschaft, Technologie und Innovation (WTI-Statistiken) basieren auf der Entscheidung 1608/2003/EG zur Erstellung und Entwicklung von Gemeinschaftsstatistiken über Wissenschaft und Technologie. Die Entscheidung wurde mit der http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:32004R0753:DE:NOT Verordnung Nr. 753/2004 der Europäischen Kommission bezüglich der Statistiken über Wissenschaft und Technologie umgesetzt, die 2004 erlassen wurde.

Bei der Erstellung der Statistiken über FuE-Ausgaben legt Eurostat die Leitlinien des 2002 von der OECD veröffentlichten Frascati-Handbuchs (auf Englisch) zugrunde. Die FuE-Ausgaben sind eine grundlegende Messgröße für die „innerbetrieblichen Ausgaben“, d. h. die Gesamtausgaben für FuE-Aktivitäten, die innerhalb einer statistischen Einheit oder eines Sektors stattfinden.

Die wichtigsten Untergliederungen der FuE-Statistiken bilden die vier Leistungssektoren Unternehmen, Staat, Hochschulen und private Organisationen ohne Erwerbszweck (zu letzterem Sektor finden sich in diesem Artikel keine Angaben). Die Bruttoinlandsaufwendungen für FuE (GERD) verteilen sich auf diese vier Sektoren. In den Ausgabendaten werden alle innerhalb des Hoheitsgebietes eines Staates aufgewendeten Forschungsmittel unabhängig von ihrer Herkunft berücksichtigt. Diese Daten werden in der Regel als Prozentanteil am BIP ausgedrückt, der auch als FuE-Intensität bezeichnet wird. Darüber hinaus sind weitere Analysen der FuE-Ausgaben verfügbar – nach Finanzierungsquelle, Wissenschaftsbereich, Art der Kosten, Wirtschaftszweig (NACE), Unternehmensgrößenklasse, FuE-Aktivitätsart, sozioökonomischem Ziel und Region (NUTS).

Kontext

Die Europäische Kommission hat in ihrer Leitinitiative der Strategie Europa 2020 mit der Bezeichnung „Innovationsunion“ neuerlich mit Nachdruck gefordert, das in Europa vorhandene wissenschaftliche Fachwissen in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umzumünzen. Dazu sollen Maßnahmen des öffentlichen Sektors eingesetzt und so die Privatwirtschaft stimuliert und Engpässe beseitigt werden, die verhindern, dass es die Ideen bis zur Marktreife schaffen. Die jüngste überarbeitete Fassung der integrierten wirtschafts- und beschäftigungspolitischen Leitlinien (die im Rahmen der Strategie Europa 2020 überarbeitet wurden) enthält eine Leitlinie für die Optimierung der FuE- und der Innovationsförderung, die Stärkung des Wissensdreiecks (aus Forschung, Innovation und Bildung) und die Freisetzung des Potenzials der digitalen Wirtschaft.

Die Europäische Kommission entwickelt auf drei Ebenen Indikatoren zur Unterstützung der Politikgestaltung im Bereich Forschung und Innovation. Diese Indikatoren werden in der Regel eingeteilt in Leitindikatoren, Indikatoren des Leistungsanzeigers der Innovationsunion (oder Kernindikatoren) und ein umfassendes System weiterer Indikatoren. Der Leitindikator ist die Zielvorgabe von 3 % für die Forschungsintensität, die in der EU bis 2020 erfüllt werden soll. Dieser Indikator ist einer von fünf Europa-2020-Leitindikatoren, die im Rahmen der Strategie Europa 2020 erfasst werden. Die Indikatoren des Leistungsanzeigers dienen der Beobachtung von Forschung und Innovation für den Rat (Wettbewerbsfähigkeit), während das umfassende System von Indikatoren für ausführliche Wirtschaftsanalysen und für die Berichterstattung der Dienststellen der Kommission über Wissenschaft, Technologie und Wettbewerbsfähigkeit verwendet werden.

Ein Aspekt, der in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erfuhr, betrifft die strukturellen Unterschiede bei der FuE-Finanzierung zwischen Europa und seinen wichtigsten Wettbewerbern. Europäische Politiker sind um eine Erhöhung der FuE-Ausgaben der Unternehmen bemüht, um diese dem BIP-Anteil anzunähern, der beispielsweise in Japan und den Vereinigten Staaten von den Unternehmen für FuE aufgewendet wird. Mit dem Europäischen Forschungsraum (EFR) soll zumindest ein Teil der Hindernisse überwunden werden, die die europäischen Forschungsanstrengungen behindern dürften, indem zum Beispiel geografische, institutionelle, disziplinäre und sektorale Grenzen aufgehoben werden.

Im Dezember 2008 verabschiedete der Rat (Wettbewerbsfähigkeit) eine Vision 2020 für den EFR. Der einleitenden Erklärung dieser Vision zufolge werden alle Akteure im gesamten EFR von der „Fünften Grundfreiheit“, dem freien Verkehr von Forschern, Wissen und Technologien profitieren, außerdem von attraktiven Bedingungen für Forschungstätigkeiten und Investitionen in FuE-intensiven Sektoren, einem europaweiten Wettbewerb in der Wissenschaft und zugleich einer angemessenen Zusammenarbeit und Koordination. Die Vision 2020 für den EFR ist Teil des weiter gefassten Rahmens der Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum.

Im November 2011 präsentierte die Europäische Kommission mit dem Programm Horizont 2020 (auf Englisch), das 80 Mrd. EUR für die Investition in Forschung und Innovation zur Umsetzung der Innovationsunion vorsieht, ein Nachfolgeprogramm für das Siebte Rahmenprogramm. Horizont 2020 soll dazu beitragen, aus wissenschaftlichen Errungenschaften innovative Waren und Dienste zu entwickeln, die Geschäftsmöglichkeiten eröffnen und das Leben der Menschen zum Positiven verändern können. Das von 2014 bis 2020 laufende Programm ist Ausdruck des Bestrebens der EU, neues Wachstum und Beschäftigung in Europa zu schaffen.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Forschung und Entwicklung(t_research)
Statistiken über Forschung und Entwicklung (t_rd)
Ausgaben für Forschung und Entwicklung, nach Leistungssektor (tsc00001)
Bruttoinlandsausgaben für FuE (GERD) nach Finanzierungsquellen(tsiir030)

Datenbank

Forschung und Entwicklung(research)
Statistiken über Forschung und Entwicklung (rd)
FuE-Ausgaben auf nationaler und regionaler Ebene(rd_e)
FuE-Personal auf nationaler und regionaler Ebene(rd_p)

EU-Anzeiger der FuE-Investitionen der Industrie (rd_scb) (Excel-Tabellen)

Staatliche Aufwendungen für FuE (gba)
GBAORD insgesamt nach NABS 2007 sozioökonomischen Zielen (gba_nabsfin07)
GBAORD insgesamt nach NABS 1992 sozioökonomischen Zielen (gba_nabsfin92)
GBAORD insgesamt in % der gesamten Staatsausgaben (gba_nabste)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks

Siehe auch