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Archive:Statistiken über Hochschulbildung (tertiäre Bildung)

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Daten von September 2011. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.

In diesem Artikel werden Statistiken über die tertiäre Bildung in der Europäischen Union (EU)vorgestellt. Der Bereich der tertiären Bildung – an Universitäten und anderen Hochschuleinrichtungen – folgt auf den Sekundarbereich der schulischen Bildung. In der EU-27 gibt es rund 4000 Hochschuleinrichtungen (mit Bachelor- und Masterstudiengängen) mit über 19,5 Millionen Studierenden. Einige europäische Hochschulen zählen zu den renommiertesten der Welt. Die Hochschulbildung spielt für die Gesellschaft eine wichtige Rolle, sorgt sie doch für die Wissensvermittlung an die Studierenden und die Innovationsförderung.

Seit der Einführung des Bologna-Prozesses (siehe Einführung zum Kapitel Bildung und Weiterbildung) kam es zu einer beträchtlichen Erweiterung der Hochschulsysteme, die mit tiefgreifenden Reformen der Strukturen der Hochschulabschlüsse und der Qualitätssicherungssysteme verbunden war. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat sich auf den Bereich der Hochschulbildung unterschiedlich ausgewirkt: Während einige Länder auf verstärkte Investitionen setzen, nehmen andere Länder drastische Ausgabenkürzungen vor.

Tabelle 1: Studierende im Bereich der tertiären Bildung, 2009 (1) – Quelle: Eurostat (tps00062) und (educ_enrl5)
Abbildung 1: Studierende im Bereich der tertiären Bildung nach Studienfächern und Geschlecht, EU-27, 2009 (1)
(1 000) – Quelle: Eurostat (educ_enrl5)
Abbildung 2: Medianalter der Studierenden im Bereich der tertiären Bildung, 2009 (1)
(in Jahren) – Quelle: Eurostat (tps00061)
Abbildung 3: Anteil der Bevölkerung im Alter zwischen 30 und 34 Jahren mit einem tertiären Bildungsabschluss, 2010 (1)
(in %) – Quelle: Eurostat (t2020_41)
Tabelle 2: Hochschulabsolventen nach Studienfächern, 2009 (1) – Quelle: Eurostat (educ_grad5)
Abbildung 4: Hochschulabsolventen nach Studienfächern und Geschlecht, EU-27, 2009 (1)
(1 000) – Quelle: Eurostat (educ_grad5)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Im Jahr 2009 zählte man in der EU-27 19,5 Millionen Studierende im Bereich der tertiären Bildung (siehe Tabelle 1). Fünf Mitgliedstaaten – Deutschland, das Vereinigte Königreich, Frankreich, Polen und Italien – verzeichneten 2009 mehr als zwei Millionen Studierende an Hochschulen; auf diese Länder sowie Spanien entfielen etwas mehr als zwei Drittel aller Studierenden im Bereich der tertiären Bildung in der EU-27. EU-weit entschied sich über ein Drittel (34,4 %) der Studierenden für Sozial-, Wirtschafts- oder Rechtswissenschaften, wobei der Anteil der Frauen hier überwog (siehe Abbildung 1). Den zweitgrößten Anteil der Studierenden mit 13,6 % wies die Fächergruppe Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen auf, in der drei Viertel der Studierenden männlichen Geschlechts waren.

Das Medianalter der Studierenden im Bereich der tertiären Bildung lag 2009 zwischen 20,2 Jahren in Irland und 22,4 Jahren in Spanien; das Medianalter der Studierenden in den nordischen Ländern (Dänemark, Schweden und Finnland) sowie in Österreich und Deutschland lag noch über dieser Spanne (siehe Abbildung 2). Das Medianalter der Studierenden im tertiären Bildungsbereich kann von einer Reihe von Faktoren beeinflusst werden: durch die freiwillige (z. B. um eine Auszeit zu nehmen oder ein Übergangsjahr zwischen sekundärer und tertiärer Bildung einzuschieben) oder unfreiwillige (z. B. wegen des Militärdiensts) Verzögerung des Beginns der tertiären Bildung; durch die Dauer der Studiengänge; durch die Zahl älterer Studierender, die in späteren Lebensphasen in die tertiäre Bildung zurückkehren.

Der im Mai 2009 angenommene strategische Rahmen für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung enthält eine Reihe von Vorgaben, von denen eine auch den Bereich der tertiären Bildung betrifft: Bis 2020 sollten mindestens 40 % der 30- bis 34-Jährigen einen Hochschulabschluss besitzen. 2010 hatte knapp mehr als ein Drittel (33,6 %) der Bevölkerung im Alter von 30 bis 34 Jahren in der EU-27 einen Hochschulabschluss. Dabei lag der Anteil bei den Frauen über einem Drittel (37,2 %), bei den Männern hingegen niedriger (30,0 %). In Irland, Finnland, Dänemark, Schweden, Litauen und Belgien lag 2010 der Anteil der 30- bis 34 Jährigen mit einem tertiären Bildungsabschluss schon bei 50 % oder darüber (siehe Abbildung 3); dies galt auch für Norwegen. Dagegen verfügten in der Tschechischen Republik, der Slowakei, Portugal, Rumänien, Italien und Malta weniger als 20 % der Männer dieser Altersgruppe über einen tertiären Bildungsabschluss.

Rund 4,3 Millionen Studierende schlossen 2009 in der EU ihre tertiäre Bildung ab. Eine Untersuchung der Absolventenzahlen nach Fächern zeigt, dass 35,4 % Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften studiert hatten. Dieser Anteil war höher als der entsprechende Anteil (33,4 %) derjenigen, die diese Fächer noch studierten, was vermuten lässt, dass sich in letzter Zeit weniger Studierende für diese Fachgebiete eingeschrieben haben oder dass die Zahl der Studienabbrecher höher ist als in anderen Fachbereichen. Ähnlich war die Situation im Bereich Gesundheit und soziale Dienste, deren Anteil von 13,4 % der Absolventen auf 15,4 % stieg, sowie in den zahlenmäßig kleineren Bereichen Dienstleistungen sowie Agrar- und Veterinärwissenschaften. Genau umgekehrt verhielt es sich im Fall der übrigen in den Abbildungen 1 und 4 dargestellten Fächer, was insbesondere für die Gebiete Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen sowie Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik galt.

Die Zahl der Absolventinnen in der EU überstieg die Zahl der Absolventen im Verhältnis von etwa drei zu zwei. In den Fachgebieten Gesundheit und soziale Dienste betrug dieses Verhältnis drei zu eins (siehe Abbildung 4). In den agrar- und veterinärwissenschaftlichen Fächern lag die Zahl der Absolventen leicht über der der Absolventinnen; in den Fächern Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik war dieser Abstand bereits ausgeprägter und in Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen betrug das Verhältnis Absolventen zu Absolventinnen nahezu drei zu eins.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die Normen für die internationale Bildungsstatistik werden von drei internationalen Organisationen festgelegt:

Wichtigste Datenquelle ist der gemeinsame Fragebogen von UNESCO, OECD und Eurostat (UOE-Fragebogen) zur Bildungsstatistik, der den wesentlichen Komponenten der Eurostat-Datenbank für die Bildungsstatistik zugrunde liegt.

Für die Definition der Bildungsebenen wird die Internationale Standardklassifikation für das Bildungswesen (ISCED) herangezogen. Die tertiäre Bildung umfasst sowohl weitgehend theoretisch orientierte Bildungsgänge, die den Zugang zu höheren forschungsorientierten Bildungsgängen oder zu Berufen mit hohen Qualifikationsanforderungen eröffnen, als auch Bildungsgänge auf derselben Qualifikationsebene, die jedoch stärker berufsorientiert sind und auf den direkten Eintritt in den Arbeitsmarkt vorbereiten.

Die ISCED umfasst 25 Fächer auf Zweisteller-Ebene, die auf Dreisteller-Ebene weiter aufgegliedert werden können. Auf der höchsten Ebene, der Einsteller-Ebene, werden die folgenden neun großen Fächer unterschieden: allgemeine Bildungsgänge; Pädagogik; Geisteswissenschaften und Kunst; Sozialwissenschaften, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften; Naturwissenschaften; Ingenieurwesen, Fertigung und Bauwesen; Agrarwissenschaft; Gesundheit und soziale Dienste; Dienstleistungen.

Die ISCED wurde erstmals 1976 von der UNESCO entwickelt und 1997 überarbeitet. 2007 wurde erneut mit einer Überarbeitung der ISCED begonnen. Zum Zeitpunkt der Erstellung des Jahrbuchs wird damit gerechnet, dass die überarbeitete Fassung bei der Generalkonferenz der UNESCO im November 2011 vorgelegt wird. Neben anderen Änderungen wird in der überarbeiteten ISCED die Hochschulbildung in vier Bereiche unterteilt, während in der derzeitigen Fassung zwei Kategorien vorgesehen sind. Damit sollte vor allem der Struktur von Bachelor-, Master- und Doktoratsstudien besser Rechnung getragen werden.

Kontext

Mit dem Bologna-Prozess wurde eine Reihe von Reformen in Gang gesetzt, durch die die europäische Hochschulbildung kompatibler, besser vergleichbar, wettbewerbsfähiger und für die Studierenden attraktiver gemacht werden soll. Dieser Prozess bildet eine von mehreren Initiativen im Bereich der Hochschulbildung. Die Agenda zur Modernisierung der Hochschulen wird durch die Umsetzung des 7. EU-Rahmenprogramms für Forschung und des Rahmenprogramms für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation unterstützt. Darüber hinaus wurde von der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten ein Europäischer Qualifikationsrahmen (EQR) für lebenslanges Lernen eingeführt, um die Synergien aus dem Bologna-Prozess und dem Kopenhagen-Prozess (zur Förderung einer verstärkten europäischen Zusammenarbeit bei der beruflichen Bildung) zu nutzen.

Im März 2008 wurde das Europäische Innovations- und Technologieinstitut gegründet. Es soll Hochschulen, Forschung und Innovation in „Wissens- und Innovationsgemeinschaften“ zusammenführen und dazu beitragen, die Innovationsfähigkeit Europas zu verbessern.

Die integrierten Leitlinien für Wirtschaft und Beschäftigung wurden unlängst im Rahmen der Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum überarbeitet. Leitlinie 9 betrifft die Steigerung der Leistungsfähigkeit der allgemeinen und beruflichen Bildungssysteme auf allen Ebenen und die Verbesserung des Zugangs zur Hochschulbildung.

Das Programm Erasmus zählt zu den bekanntesten europäischen Programmen. Rund 4000 Hochschuleinrichtungen wirken an Erasmus mit, und seit dem Start im Jahr 1987 haben bereits rund 2,3 Millionen Studierende an Austauschprogrammen teilgenommen. 2007 wurde Erasmus Teil des Programms für lebenslanges Lernen der EU. Dabei wurde das Programm ausgeweitet, so dass es nun auch Unternehmenspraktika für Studierende, Fortbildungsmaßnahmen für Hochschulmitarbeiter sowie die Lehrtätigkeit von Personen aus der Privatwirtschaft umfasst. In den kommenden Jahren sollen die Mobilitätsmaßnahmen des Programms weiter ausgedehnt werden, und die Zahl der Erasmus-Studierenden soll bis 2012 auf 3 Millionen steigen.

Zu den jüngsten politischen Initiativen in diesem Bereich gehören Bestrebungen, Verbindungen zwischen Universitäten und Unternehmen aufzubauen. Im April 2009 legte die Europäische Kommission eine Mitteilung mit dem Titel ‘„Eine neue Partnerschaft zur Modernisierung der Hochschulen: EU-Forum für den Dialog zwischen Hochschule und Wirtschaft“ vor. Diese Mitteilung enthielt Vorschläge zur Einrichtung eines Forums Hochschulen/Wirtschaft als europäische Dialog-Plattform, zur Ermöglichung und Förderung des Austauschs bewährter Verfahren, zur Erörterung gemeinsamer Probleme und zur Zusammenarbeit bei der Suche nach möglichen Lösungen.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Bildung und Weiterbildung
Bildungsindikatoren (ohne Finanzindikatoren) (t_educ_indic)
Schüler und Studenten (tps00051)
Studenten (tps00062)
Frauenanteil bei den Studierenden im Tertiärbereich (tps00063)
Mobilität von Studenten in Europa (tps00064)

Datenbank

Bildung (educ)
Bildungsindikatoren (ohne Finanzindikatoren) (educ_indic)
Studenten- und Schülerbeteiligung/ -bestand (ISCED 0-4) (educ_ipart)
Beteiligung am Tertiärbereich (educ_itertp)
Studenten- und Schülerbeteiligung/ -bestand nach Geschlecht (educ_ipart_s)
Der Bolognaprozess in der Hochschulbildung (educ_bo)
Erweiterter Hochschulzugang (educ_bo_acc)
Rahmenbedingungen des Studiums (educ_bo_fin)
Effektive Ergebnisse und Beschäftigungsfähigkeit (educ_bo_out)
Internationale Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern (educ_bo_mob)

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks

Siehe auch