Statistiken über die Einkommensverteilung
- Datenauszug vom Mai 2015. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: März 2016.
In diesem Artikel werden aktuelle Statistiken über die monetäre Armut und Einkommensungleichheiten in der Europäischen Union (EU) analysiert. Länderübergreifende Vergleiche der Lebensbedingungen basieren häufig auf dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, mit dem der Wohlstand eines Landes in monetären Kategorien im Vergleich zu anderen Ländern dargestellt wird. Diese Zahlen sagen jedoch nur wenig über die Einkommensverteilung innerhalb eines Landes und sie stellen auch keine Angaben über die nicht-monetären Faktoren zur Verfügung, die bei der Bestimmung der Lebensqualität einer bestimmten Bevölkerung eine wichtige Rolle spielen können. Einerseits können die Ungleichheiten bei der Einkommensverteilung Anreize schaffen, die eigene Situation durch persönlichen Einsatz, Innovation oder den Erwerb neuer Kompetenzen zu verbessern. Andererseits werden sie häufig als Ursache für Kriminalität, Armut und soziale Ausgrenzung angesehen.
Wichtigste statistische Ergebnisse
Armutsgefährdungsquote und Armutsgefährdungsschwelle
Im Jahr 2013 wurden 16,6 % der Bevölkerung der EU-28 als armutsgefährdet nach sozialen Transfers eingestuft (siehe Abbildung 1). Hinter dieser Zahl, die als gewichteter Durchschnitt der Ergebnisse der einzelnen Mitgliedstaaten berechnet wird, verbergen sich erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Mitgliedstaaten. In fünf Mitgliedstaaten, nämlich in Griechenland (23,1 %), Rumänien (22,4 %), Bulgarien (21,0 %), Litauen (20,6 %) und Spanien (20,4 %) galt ein Fünftel der Bevölkerung oder mehr als armutsgefährdet; Gleiches gilt für Serbien (24,5 %) und die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien (24,2 %). Die niedrigsten Anteile der armutsgefährdeten Bevölkerung wurden in den Niederlanden (10,4 %) und in der Tschechischen Republik (8,6 %) registriert. Norwegen (10,9 %) und Island (9,3 %) verzeichneten ebenfalls relativ niedrige Anteile ihrer Bevölkerung, die als armutsgefährdet galten.
Die Armutsgefährdungsschwelle (siehe auch Abbildung 1) ist auf 60 % des nationalen medianen verfügbaren Äquivalenzeinkommens festgesetzt. Um den unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in den einzelnen Ländern Rechnung zu tragen, wird dieser Wert häufig in Kaufkraftstandards (KKS) ausgedrückt. Dieser Wert schwankte 2013 in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten beträchtlich – von 2361 KKS in Rumänien, 3540 KKS in Bulgarien und 3868 KKS in Lettland hin zu Werten zwischen 11 507 KKS und 12 542 KKS in Finnland, Frankreich, den Niederlanden, Dänemark, Deutschland, Belgien, Schweden und Österreich bis zu dem Spitzenwert von 16 818 KKS in Luxemburg. Die Armutsgefährdungsschwelle war auch in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (2396 KKS) und in Serbien (2863 KKS ) relativ niedrig, in der Schweiz (15 439 KKS) und Norwegen (16 069 KKS) hingegen hoch.
Die Armutsgefährdungsquote (nach Sozialtransfers) blieb in der EU-28 in den Jahren 2011, 2012 und 2013 relativ konstant (siehe Tabelle 1). Von 2012 bis 2013 sank sie in der Tschechischen Republik, Finnland und Irland um mindestens 1,0 Prozentpunkte. Insgesamt zehn weitere Mitgliedstaaten verzeichneten Rückgänge im Zeitraum 2012-2013, die von 0,9 Prozentpunkten in Kroatien bis zu 0,1 Prozentpunkten im Vereinigten Königreich reichten. Die Schweiz (-1,4 Prozentpunkte) meldete ebenso wie die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien (-2,0 Prozentpunkte) für 2013 einen Rückgang der Armutsgefährdungsquote gegenüber dem Vorjahr. In drei Mitgliedstaaten, nämlich in Deutschland, Griechenland und Österreich, blieb sie unverändert. Die größten Anstiege von 2012 bis 2013 gab es in Litauen (+2,0 Prozentpunkte), Estland (+1,1 Prozentpunkte) und Slowenien (+1,0 Prozentpunkte); auch Island meldete einen vergleichsweise hohen Anstieg (+1,4 Prozentpunkte).
Unterschiedliche Gruppen der Gesellschaft sind in unterschiedlichem Maße von monetärer Armut bedroht. 2013 bestand in der EU-28 bei der Armutsgefährdungsquote (nach Sozialtransfers) mit 16,1 % bei den Männern und 17,2 % bei den Frauen nur eine geringe Differenz zwischen den Geschlechtern. Der größte Unterschied mit 2,7 Prozentpunkten wurde in Schweden und Estland ermittelt. Auch in Deutschland, Litauen, Zypern und Bulgarien lagen 2013 die Armutsgefährdungsquoten bei Frauen um mehr als 2,0 Prozentpunkte über den entsprechenden Werten bei Männern, und in der Schweiz betrug die Differenz 2,1 Prozentpunkte. Im Gegensatz dazu waren die Armutsgefährdungsquoten in vier EU-Mitgliedstaaten, nämlich in Portugal, Dänemark, Ungarn und Spanien, sowie in Island, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und Serbien bei Männern etwas höher als bei Frauen.
Bei der Einteilung der Bevölkerung nach dem Erwerbsstatus traten größere Unterschiede zutage (siehe Tabelle 2). Arbeitslose sind besonders stark armutsgefährdet: In der EU-28 war 2013 beinahe die Hälfte (46,4 %) aller Arbeitslosen von Armut bedroht, wobei Deutschland mit 69,3 % die bei Weitem höchste Quote verzeichnete. Sechs weitere Mitgliedstaaten (Ungarn, Rumänien, Luxemburg und die drei baltischen Mitgliedstaaten) gaben an, dass mehr als die Hälfte der Arbeitslosen 2013 armutsgefährdet war. Dies galt auch für fast ein Siebtel (12,6 %) der Rentner, die 2013 in der EU-28 lebten, wobei die Quoten in dieser Bevölkerungsgruppe in Estland (27,1 %) und Bulgarien (25,9 %) mindestens doppelt so hoch wie der EU-28-Durchschnitt waren. Unter den Erwerbstätigen war die Armutsgefährdungsquote deutlich geringer (im Durchschnitt 8,9 % für die gesamte EU-28). Relativ hohe Quoten wiesen Rumänien (18,0 %) sowie - in geringerem Maße – Griechenland (13,1 %) und Luxemburg (11,2 %) auf; Polen, Italien, Portugal und Spanien meldeten hingegen, dass über ein Zehntel ihrer jeweiligen Erwerbsbevölkerung im Jahr 2013 armutsgefährdet war.
Die Armutsgefährdungsquoten sind zwischen Haushalten mit einer unterschiedlichen Zusammensetzung von Erwachsenen und unterhaltsberechtigten Kindern nicht gleichmäßig verteilt, wie aus Tabelle 3 hervorgeht. In der EU-28 insgesamt stellten Einpersonenhaushalte mit unterhaltsberechtigten Kindern die am stärksten armutsgefährdete Gruppe dar (31,9 %), gefolgt von Haushalten mit zwei Erwachsenen und drei oder mehr unterhaltsberechtigten Kindern (26,6 %) und Einpersonenhaushalten (24,9 %). Andererseits waren Personen in Haushalten mit zwei Erwachsenen, von denen mindestens einer 65 Jahre oder älter ist (10,4 %) gefolgt von Personen in Haushalten mit zwei oder mehr Erwachsenen ohne unterhaltsberechtigte Kinder (10,7 %) und Haushalten mit zwei Erwachsenen und einem unterhaltsberechtigten Kind (12,7 %) am wenigsten armutsgefährdet. Mit der Zahl der unterhaltsberechtigten Kinder in einem Haushalt (mit einem oder zwei Erwachsenen) steigt also das Armutsrisiko. So stellte sich mehr oder weniger die Lage in den meisten EU-Mitgliedstaaten dar, obwohl es einige Ausnahmen gab. In Bulgarien, Spanien, Italien, Litauen, Ungarn, den Niederlanden, Polen, Portugal, Rumänien und dem Vereinigten Königreich waren diejenigen am meisten armutsgefährdet, die in Haushalten mit zwei Erwachsenen und drei oder mehr unterhaltsberechtigten Kindern leben; dies war auch in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und Serbien der Fall. Zudem war in Dänemark, Finnland, Bulgarien, Zypern, Slowenien, Kroatien und dem Vereinigten Königreich der Anteil der Bevölkerung, der in Einpersonenhaushalten ohne unterhaltsberechtigte Kinder als armutsgefährdet eingestuft wurde, höher als der Anteil derjenigen in Einpersonenhaushalten mit unterhaltsberechtigten Kindern.
Als Mittel zur Verringerung von Armut und sozialer Ausgrenzung können Sozialschutzmaßnahmen eingesetzt werden, beispielsweise durch die Verteilung von Sozialleistungen. Eine Möglichkeit, den Erfolg von Sozialschutzmaßnahmen zu bewerten, bietet der Vergleich der Indikatoren für die Armutsgefährdung vor und nach Sozialtransfers (siehe Abbildung 2). Im Jahr 2013 konnte durch die Sozialtransfers die Armutsgefährdungsquote der Bevölkerung der EU-28 von 25,9 % vor Sozialtransfers auf 16,6 % nach Sozialtransfers verringert werden; dies bedeutet, dass die Einkommen von 9,3 % der potenziell gefährdeten Bevölkerung über die Armutsgefährdungsschwelle angehoben werden konnten. Relativ gesehen entfalteten die Sozialleistungen in Griechenland, Rumänien, Italien, Polen und Bulgarien sowie in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien die geringste Wirkung. Im Gegensatz dazu konnte in den Niederlanden, Finnland, Dänemark und Irland mindestens die Hälfte der armutsgefährdeten Einwohner durch Sozialtransfers aus der Armut geholt werden; dies war auch in Irland und Norwegen der Fall.
Ungleiche Einkommen
Die Regierungen, die politischen Entscheidungsträger und die Gesellschaft als Ganzes können Armut und soziale Ausgrenzung nur dann wirksam bekämpfen, wenn auch die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede innerhalb der Gesellschaft analysiert werden. Besonders wichtig für die Schätzung der relativen Armut sind Daten über die wirtschaftliche Ungleichheit, denn die Verteilung der ökonomischen Ressourcen kann in direktem Zusammenhang mit Ausmaß und Tiefe der Armut stehen (siehe Abbildung 3). 2013 bestanden ganz erhebliche Ungleichheiten in der Verteilung der Einkommen: Ausgehend vom nach der Bevölkerungszahl gewichteten Durchschnittswert der nationalen Daten der Mitgliedstaaten der EU-28 waren die Einkommen der oberen 20 % der Bevölkerung (mit dem höchsten verfügbaren Äquivalenzeinkommen) eines Mitgliedstaats fünfmal so hoch wie die der unteren 20 % der Bevölkerung (mit dem niedrigsten verfügbaren Äquivalenzeinkommen) dieses Mitgliedstaats. Bei dieser Verhältniszahl bestanden zwischen den Mitgliedstaaten der EU-28 erhebliche Unterschiede – sie lag zwischen 3,4 in der Tschechischen Republik und mindestens 6,0 in Portugal, Litauen, Lettland und Spanien, und erreichte einen Spitzenwert von 6,6 in Rumänien, Griechenland und Bulgarien. Von den Drittstaaten in Abbildung 3 verzeichneten Norwegen (3,3) und Island (3,4) ebenfalls besonders niedrige Verhältniszahlen, während sie in Serbien (8,6) und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (8,4) deutlich höher als in jedem EU-Mitgliedstaat waren.
Die Ungleichheiten, die von vielen verschiedenen Gruppen der Gesellschaft wahrgenommen werden, sind auch für die Politik von Interesse. Dabei erfährt vor allem die Gruppe der älteren Menschen besondere Aufmerksamkeit, was zum Teil darauf zurückzuführen sein dürfte, dass ein wachsender Anteil der EU-Bevölkerung 65 Jahre und älter ist. Die Rentensysteme können bei der Bekämpfung der Armut älterer Menschen eine wichtige Rolle übernehmen. In diesem Zusammenhang ist es aufschlussreich, die Einkommen älterer Menschen mit denen der übrigen Bevölkerung zu vergleichen. In der gesamten EU-28 betrug das Medianeinkommen der Einwohner ab 65 Jahren im Jahr 2013 93 % des Medianeinkommens der Bevölkerung unter 65 Jahren (siehe Abbildung 4). In sechs Mitgliedstaaten (Luxemburg, Ungarn, Griechenland, Rumänien, Frankreich und Spanien) war das Medianeinkommen der älteren Menschen genauso hoch wie oder höher als das Medianeinkommen der Bevölkerung unter 65 Jahren; in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und Serbien war dies ebenso. In Polen, Italien, Österreich, Irland, Portugal, den Niederlanden und der Slowakei lag das Medianeinkommen der älteren Menschen bei mindestens 90 % des Einkommens, das für die Bevölkerung unter 65 Jahren verzeichnet wurde; auf Norwegen traf dies ebenfalls zu. Anteile unter 80 % wurden in Malta, Finnland, Zypern, Lettland, Belgien, Bulgarien, Dänemark und Estland sowie in der Schweiz registriert. Diese relativ niedrigen Anteile dürften hauptsächlich die jeweiligen Rentenansprüche widerspiegeln.
Der Grad der Armut, mithilfe dessen sich quantifizieren lässt, wie arm die Armen sind, kann anhand des relativen Medianwerts der Armutsgefährdungslücke bestimmt werden. Das Medianeinkommen der armutsgefährdeten Bevölkerung in der EU-28 lag 2013 um durchschnittlich 23,8 % unter der Armutsgefährdungsschwelle, die bei 60 % des nationalen verfügbaren Medianäquivalenzeinkommens aller Personen liegt. Von den EU-Mitgliedstaaten wiesen folgende Länder den größten relativen Medianwert der Armutsgefährdungslücke auf: Griechenland und Rumänien (32,7 % bzw. 32,6 %), Bulgarien und Spanien (jeweils 30,9 %), Kroatien (28,1 %) und Italien (28,0 %), gefolgt von Lettland (27,5 %) und Portugal (27,4 %). Noch größer war die Lücke in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (39,0 %) und Serbien (36,6 %). Die geringste Armutsgefährdungslücke unter den EU-Mitgliedstaaten wies Finnland auf (15,0 %), gefolgt von den Niederlanden (16,5 %), Frankreich und der Tschechischen Republik (jeweils 16,6 %).
Datenquellen und Datenverfügbarkeit
Die EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) wurde 2003 auf der Grundlage einer freiwilligen Vereinbarung zwischen Eurostat, sechs EU-Mitgliedstaaten (Österreich, Belgien, Dänemark, Griechenland, Irland und Luxemburg) und Norwegen erstmals durchgeführt. Die EU-SILC wurde eingeführt, um eine Datenbasis für Indikatoren mit Bezug zu Einkommen und Lebensbedingungen zu schaffen – die Rechtsgrundlage für die Datenerhebung bildet die Verordnung Nr. 1177/2003 des Europäischen Parlaments und des Rates. Im Jahr 2004 lief die Erhebung offiziell in 15 Mitgliedstaaten an; 2005 wurde die EU-SILC auf alle damaligen Mitgliedstaaten der EU-25 sowie Norwegen und Island ausgeweitet. Bulgarien und die Türkei führten die EU-SILC 2006, Rumänien 2007, die Schweiz 2008, Kroatien hingegen im Jahr 2010 ein (Grundlage der Daten für das Jahr 2009 für Kroatien ist eine andere Datenquelle, nämlich die Erhebung über die Wirtschaftsrechnungen privater Haushalte (HBS)). Für die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien sind Daten seit 2010 verfügbar, für Serbien seit 2013. Die EU-SILC umfasst sowohl eine Querschnitt- als auch eine Längsschnittdimension.
Das verfügbare Haushaltseinkommen ist die Summe der gesamten monetären Einkommen aller Haushaltsmitglieder aus allen Quellen (einschließlich Einkünften aus Erwerbstätigkeit, Anlagen und Sozialleistungen), wobei Einkommen auf Haushaltsebene hinzugerechnet, Steuern und Sozialbeiträge hingegen abgezogen werden. Um den unterschiedlichen Haushaltsgrößen und -zusammensetzungen Rechnung zu tragen, wird der Gesamtbetrag anhand einer Standard(äquivalenz)skala durch die Zahl der „Erwachsenenäquivalente“ dividiert. Bei dieser „modifizierten OECD-Äquivalenzskala” werden der erste im Haushalt lebende Erwachsene mit 1,0, alle weiteren Haushaltsmitglieder im Alter von 14 Jahren und darüber mit 0,5 sowie Haushaltsmitglieder unter 14 Jahren mit 0,3 gewichtet. Das Ergebnis, das sogenannte verfügbare Äquivalenzeinkommen, wird den einzelnen Haushaltsmitgliedern zugeordnet. Für die Erstellung der Armutsindikatoren wird das verfügbare Äquivalenzeinkommen berechnet, indem das gesamte verfügbare Haushaltseinkommen durch die Haushaltsäquivalenzgröße geteilt wird. Folglich ergibt sich für jede in dem Haushalt lebende Person dasselbe Äquivalenzeinkommen.
Der Einkommensbezugszeitraum ist ein festgelegter Zeitraum von zwölf Monaten (z. B. das vorhergehende Kalender- oder Steuerjahr); dies gilt für alle Länder außer dem Vereinigten Königreich, bei dem der Einkommensbezugszeitraum das laufende Jahr ist, und Irland, wo die Erhebung fortlaufend durchgeführt und die Einkommensdaten für die vorangegangenen zwölf Monate erhoben werden.
Die Armutsgefährdungsquote ist definiert als der Anteil der Personen mit einem verfügbaren Äquivalenzeinkommen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle (ausgedrückt in Kaufkraftstandards (KKS)), die bei 60 % des nationalen verfügbaren Medianäquivalenzeinkommens liegt. Im Einklang mit den Beschlüssen des Europäischen Rates wird die Armutsgefährdungsquote im Verhältnis zur Situation des jeweiligen EU-Mitgliedstaates und nicht über eine gemeinsame Schwelle ermittelt. Die Armutsgefährdungsquote kann vor oder nach Sozialtransfers angeführt werden, wobei die Differenz zwischen beiden Werten den hypothetischen Einfluss der nationalen Sozialtransfers auf die Verringerung der Armutsgefährdung angibt. Alters- und Hinterbliebenenrenten gelten als Einkommen vor Transfers und nicht als Sozialtransfers. Zu diesem Indikator sind verschiedene Untergliederungen verfügbar, beispielsweise nach Alter, Geschlecht, Erwerbsstatus, Haushaltstyp und Bildungsgrad. Hierbei ist zu beachten, dass mit diesem Indikator nicht der Wohlstand gemessen wird, sondern dass er vielmehr eine Maßzahl für ein aktuell geringes Einkommen (im Vergleich zu den übrigen Einwohnern desselben Landes) ist, das nicht zwangsläufig auf einen geringen Lebensstandard schließen lässt. Das Aggregat für die EU-28 ist ein nach der Bevölkerungszahl gewichteter Durchschnittswert der einzelstaatlichen Daten.
Kontext
Auf der Tagung des Europäischen Rates von Laeken im Dezember 2001 sprachen sich die europäischen Staats- und Regierungschefs für einen ersten Satz einheitlicher statistischer Indikatoren für soziale Ausgrenzung und Armut aus, der von der Untergruppe „Indikatoren“ des Ausschusses für Sozialschutz (SPC) kontinuierlich weiter verfeinert wird. Diese Indikatoren sind ein wesentlicher Bestandteil der offenen Methode der Koordinierung, mit der die Fortschritte der Mitgliedstaaten bei der Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung überwacht werden.
Die EU-SILC dient heute als Bezugsquelle für statistische Daten der EU über Einkommen und Lebensbedingungen und insbesondere für Indikatoren für soziale Ausgrenzung. Im Zusammenhang mit der Strategie Europa 2020 vereinbarte der Europäische Rat im Juni 2010 ein Leitziel für die soziale Eingliederung, nämlich die Verringerung der Anzahl der von sozialer Ausgrenzung bedrohten bzw. armutsgefährdeten Personen in der EU gegenüber 2008 um mindestens 20 Millionen Personen bis 2020. Die EU-SILC bildet die Datenquelle zur Messung der Fortschritte in Richtung auf dieses Ziel, mit Hilfe der Unterindikatoren „Armutsgefährdungsquote“, „Quote der erheblichen materiellen Entbehrung“ und „In Haushalten mit niedriger Erwerbsintensität lebende Personen“ – siehe auch den Artikel über soziale Eingliederung.
Siehe auch
- Children at risk of poverty or social exclusion (auf Englisch)
- European social statistics (Online-Veröffentlichung) (auf Englisch)
- Housing conditions (auf Englisch)
- People at risk of poverty or social exclusion (auf Englisch)
- Statistiken zur sozialen Eingliederung
- Wohnstatistiken
Weitere Informationen von Eurostat
Veröffentlichungen
Statistische Bücher
- Living conditions in Europe — 2014 edition (auf Englisch)
- European social statistics — 2013 edition (auf Englisch)
- Income and living conditions in Europe — 2010 edition (auf Englisch)
- Combating poverty and social exclusion. A statistical portrait of the European Union 2010 (auf Englisch)
- Das Leben von Frauen und Männern in Europa - Ein statistisches Porträt
Statistik kurz gefasst
- Is the likelihood of poverty inherited? — Statistik kurz gefasst 27/2013 (auf Englisch)
- Living standards falling in most Member States — Statistik kurz gefasst 8/2013 (auf Englisch)
- Children were the age group at the highest risk of poverty or social exclusion in 2011 — Statistik kurz gefasst 4/2013 (auf Englisch)
- In 2009 a 6.5 % rise in per capita social protection expenditure matched a 6.1 % drop in EU-27 GDP — Statistik kurz gefasst 14/2012 (auf Englisch)
- 23 % of EU citizens were at risk of poverty or social exclusion in 2010 — Statistik kurz gefasst 9/2012
Haupttabellen
Datenbank
- Einkommen und Lebensbedingungen (ilc), siehe:
- Einkommensverteilung und monetäre Armut (ilc_ip)
- Monetäre Armut (ilc_li)
- Monetäre Armut älterer Personen (ilc_pn)
- Arbeits-Armut (ilc_iw)
- Einkommensverteilung (ilc_di)
Spezieller Bereich
Methodik / Metadaten
- Einkommen und Lebensbedingungen (ESMS metadata file — ilc_esms) (auf Englisch)
- Comparative EU Statistics on Income and Living Conditions: Issues and Challenges (Tagungsbericht der internationalen Konferenz über EU vergleichende Statistiken von Einkommen und Lebensbedingungen, Helsinki, 6.–8. November 2006) (auf Englisch)
- Individual employment, household employment and risk of poverty in the EU - A decomposition analysis — Ausgabe 2013 (auf Englisch)
- Statistical matching of EU-SILC and the Household Budget Survey to compare poverty estimates using income, expenditures and material deprivation — Ausgabe 2013 (auf Englisch)
- Using EUROMOD to nowcast poverty risk in the European Union — Ausgabe 2013 (auf Englisch)
Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)
Weitere Informationen
- Verordnung (EG) Nr. 1177/2003 vom 16. Juni 2003 für die Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC)
- Verordnung (EG) Nr. 1553/2005 vom 7. September 2005 zur Änderung der Verordnung Nr. 1177/2003 für die Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC)
- Verordnung (EG) Nr. 1791/2006 vom 20. November 2006 zur Anpassung einiger Verordnungen, Beschlüsse und Entscheidungen in den Bereichen ... Statistik, ... anlässlich des Beitritts Bulgariens und Rumäniens
Weblinks
- Employment and Social Developments in Europe (2014) (auf Englisch)
- Employment and Social Situation Quarterly Review — März 2015 (auf Englisch)
- OECD — Better Life Initiative: Measuring Well-being and Progress (auf Englisch)