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Archive:Bevölkerungsstruktur und Bevölkerungsalterung

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Daten von Oktober 2011. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.

Die Bevölkerungsalterung in der Europäischen Union (EU) dürfte in den nächsten Jahren gravierende Auswirkungen haben. Anhaltend niedrige Geburtenraten und eine gestiegene Lebenserwartung werden das Aussehen der Alterspyramide für die EU-27 verändern.

Die wahrscheinlich wichtigste Veränderung wird die deutliche Verschiebung hin zu einer wesentlich älteren Bevölkerung sein, eine Entwicklung, die sich in mehreren Mitgliedstaaten bereits abzeichnet. In der Folge sinkt in der EU-27 der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, während gleichzeitig die Zahl der Menschen im Rentenalter steigt. Der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten beträchtlich zunehmen, da die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegsjahre ins Rentenalter kommen. Dadurch erhöht sich wiederum die Belastung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, die für die Sozialausgaben hinsichtlich einer Bandbreite von Leistungen zur Unterstützung der Älteren aufkommen muss.

Tabelle 1: Altersstruktur der Bevölkerung nach Hauptaltersgruppen, 1990 und 2010 (in % der Gesamtbevölkerung)
Quelle: Eurostat (demo_pjanind)
Tabelle 2: Indikatoren für die Altersstruktur der Bevölkerung, 2010
Quelle: Eurostat (demo_pjanind)
Abbildung 1: Bevölkerungspyramiden, EU-27, 1990 und 2010 (1) (in % der Gesamtbevölkerung)
Quelle: Eurostat (demo_pjanind)
Abbildung 2: Bevölkerungspyramiden, EU-27, 2010 und 2060 (1) (in % der Gesamtbevölkerung)
Quelle: Eurostat (demo_pjangroup) and (proj_10c2150p)
Abbildung 3: Veränderung des Bevölkerungsanteils im Alter von 65 Jahren und darüber zwischen 1990 und 2010 (Veränderung in Prozentpunkten)
Quelle: Eurostat (demo_pjanind)
Abbildung 4: Medianalter der Bevölkerung, EU-27, 1990-2010 (1) (in Jahren)
Quelle: Eurostat (demo_pjanind)
Abbildung 5: Medianalter der Bevölkerung, 1990 und 2010 (in Jahren)
Quelle: Eurostat (demo_pjanind)
Abbildung 6: Bevölkerungsstruktur nach Hauptaltersgruppen, EU-27, 1990-2060 (1) (in % der Gesamtbevölkerung)
Quelle: Eurostat (demo_pjanind)und (proj_10c2150p)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Die Bevölkerungsstruktur im Jahr 2010

Der Bevölkerungsanteil der Kinder und Jugendlichen (0 bis 14  Jahre) betrug 2010 in der EU-27 15,6 %, der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (zwischen 15 und 64 Jahren) belief sich auf 67,0 % der Bevölkerung und der der älteren Menschen (65 Jahre und älter) auf 17,4 % (siehe Tabelle 1). Unter den Mitgliedstaaten der EU hatte Irland mit 21,3 % den höchsten Anteil an Kindern und Jugendlichen, Deutschland mit 13,5 % hingegen den niedrigsten. Umgekehrt verhielt es sich mit dem Anteil der älteren Menschen – hier verzeichnete Deutschland mit 20,7 % den höchsten Anteil und Irland mit 11,3 % den niedrigsten.

Das Medianalter der Bevölkerung der EU-27 betrug 2010 40,9 Jahre: das bedeutet, dass die Hälfte der Bevölkerung der EU-27 älter war als 40,9 Jahre, die andere Hälfte jünger (siehe Tabelle 2). Das Medianalter der Bevölkerungen der einzelnen EU-Mitgliedstaaten lag zwischen 34,3 Jahren in Irland und 44,2 Jahren in Deutschland; dies bestätig die relativ junge bzw. alte Bevölkerungsstruktur für diese beiden Länder.

Die Belastungsquotienten sind wichtige demografische Indikatoren, die den Anteil der Kinder und Jugendlichen und/oder der alten Menschen zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Beziehung setzen. 2010 betrug der Altenquotient für die EU-27 25,9 %; das bedeutet, dass auf jeden Einwohner der EU-27 im Alter von 65 Jahren und darüber vier Einwohner im erwerbsfähigen Alter kamen. Die Altenquotienten der EU-Mitgliedstaaten lagen im Bereich zwischen 16,8 % (Irland) und 31,4 % (Deutschland).

Aus der Kombination von Jugend- und Altenquotienten ergibt sich der Gesamtbelastungsquotient, der 2010 für die EU-27 49,3 % betrug – somit wurde jeder Einwohner, der nicht im erwerbsfähigen Alter war, von rund zwei Einwohnern im erwerbsfähigen Alter unterstützt. Der niedrigste Gesamtbelastungsquotient wurde für die Slowakei verzeichnet (38,1 %), der höchste für Frankreich (54,2 %).

An den Bevölkerungspyramiden (siehe Abbildungen 1 und 2) lässt sich die Verteilung der Bevölkerung nach Geschlecht und nach (jeweils fünf Jahre umfassenden) Altersgruppen ablesen. Dabei entspricht jeder Balken dem Anteil des betreffenden Geschlechts und der Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung (Männer und Frauen zusammengenommen). Die Bevölkerungspyramide für die EU-27 im Jahr 2010 ist im unteren Bereich schmal und aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre insgesamt eher rautenförmig. Der „Babyboom“ Mitte der 1960er Jahre war die Folge hoher Fruchtbarkeitsziffern und damit verbundener geburtenstarker Jahrgänge in einigen europäischen Ländern. Die geburtenstarken Jahrgänge bilden derzeit einen erheblichen Teil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter; die ersten dieser großen Kohorten, die über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren hinweg geboren wurden, nähern sich jetzt dem Rentenalter. (Dies lässt sich feststellen, wenn man die Bevölkerungspyramide für 2010 mit einer älteren Pyramide, in diesem Fall für das Jahr 1990, vergleicht – siehe Abbildung 1).

Entwicklung der Bevölkerungsalterung in der EU in Vergangenheit und Gegenwart

Die Bevölkerungsalterung ist eine langfristige Entwicklung, die in der EU bereits vor mehreren Jahrzehnten eingesetzt hat. Die Alterung lässt sich an der Entwicklung der Altersstruktur der Bevölkerung ablesen. Sie ist erkennbar am zunehmenden Anteil älterer Menschen und dem Rückgang des Anteils von Menschen im erwerbsfähigen Alter an der Gesamtbevölkerung.

In den letzten zwei Jahrzehnten ist der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in der EU-27 um 0,3 Prozentpunkte gestiegen, der der älteren Menschen hingegen um 3,7 Prozentpunkte. Dadurch ist die Alterspyramide für die EU-27 für das Jahr 2010 gegenüber der Pyramide für 1990 im oberen Teil breiter geworden (siehe Abbildung 1). Der Anstieg des relativen Anteils älterer Menschen lässt sich durch die gestiegene Lebenserwartung erklären – eine Tendenz, die bereits seit mehreren Jahrzehnten zu erkennen ist (siehe Statistiken zu Sterblichkeit und Lebenserwartung) und die auch als „Alterung von der Spitze der Bevölkerungspyramide her“ bezeichnet wird.

Auf der anderen Seite sind die Fruchtbarkeitsziffern in der gesamten EU seit langem niedrig (siehe Statistiken zur Fruchtbarkeit; dadurch nahm der Anteil junger Menschen an der Gesamtbevölkerung ab. Dieser Prozess, der auch als „Alterung von der Basis der Bevölkerungspyramide her“ bezeichnet wird, lässt sich an den Bevölkerungspyramiden daran ablesen, dass die Basis der Alterspyramiden 2010 gegenüber 1990 schmaler geworden ist.

Auch die Entwicklung des Medianalters der Bevölkerung der EU-27 gibt Aufschluss über die Bevölkerungsalterung. Das Medianalter ist von 35,2 Jahren im Jahr 1990 bis zum Jahr 2010 auf 40,9 Jahre gestiegen (siehe Abbildung 4). In dem Zeitraum zwischen 1990 und 2010 ist das Medianalter in allen EU-Mitgliedstaaten gestiegen, wobei in folgenden Staaten ein Anstieg um mindestens sechs Jahre verzeichnet wurde: Slowenien, Portugal, Litauen, Deutschland, Spanien, Malta, Italien, Niederlande und Österreich (siehe Abbildung 5).

Die künftige Entwicklung der Bevölkerungsalterung

Den aktuellsten von Eurostat für den Zeitraum 2011 bis 2060 erstellten Bevölkerungsvorausschätzungen (EUROPOP2010) ist zu entnehmen, dass voraussichtlich alle EU-Mitgliedstaaten von der Bevölkerungsalterung betroffen sein werden. Das Konvergenzszenario ist eines von mehreren möglichen Szenarien einer Änderung der Bevölkerungsstruktur, mit denen versucht wird, Aufschluss über die wahrscheinliche zukünftige Größe und Struktur der Bevölkerung zu erhalten. Diesem Szenario zufolge wird die Bevölkerung der EU im Jahr 2060 etwas größer sein, die Altersstruktur gegenüber dem gegenwärtigen Stand jedoch deutlich stärker in Richtung eines höheren Alters verschoben sein als dies derzeit der Fall ist.

Nach dem EUROPOP2010-Konvergenzszenario wird sich die Bevölkerung der EU-27 entsprechend der Vorausberechnung bis 2035 auf 525 Millionen erhöhen, etwa 2040 den Höchststand mit 526 Millionen erreichen und danach schrittweise bis 2060 auf 517 Millionen zurückgehen. Für denselben Zeitraum wird ein Anstieg des Medianalters der EU-27-Bevölkerung der EU-27 auf 47,6 Jahre angenommen. Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird den Erwartungen zufolge stetig abnehmen, während der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung zunimmt – im Jahr 2060 wird der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung der EU-27 29,5 % betragen (gegenüber 17,4 % im Jahr 2010).

Einen weiteren Aspekt der Bevölkerungsalterung bildet die zunehmende Alterung der älteren Bevölkerung an sich, denn der relative Anteil der Menschen im höchsten Lebensalter wächst schneller als jedes andere Alterssegment der EU-Bevölkerung. Der Anteil der Menschen, die 80 Jahre und älter sind, an der Bevölkerung der EU-27 wird sich nach den Vorausschätzungen in dem Zeitraum zwischen 2010 und 2060 nahezu verdreifachen (siehe Abbildung 6).

Aufgrund der Verschiebung zwischen den Altersgruppen wird sich der Altenquotient der EU-27 entsprechend der Vorausberechnung von 25,9 % im Jahr 2010 auf 52,6 % im Jahr 2060 mehr als verdoppeln. Der Gesamtbelastungsquotient (berechnet als das Verhältnis der Zahl der Kinder unter 15 Jahren und der alten Menschen über 65 Jahren zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren) wird von 49,3 % im Jahr 2010 bis 2060 voraussichtlich auf 77,9 % zunehmen.

Wie sich an den Alterspyramiden für die Jahre 2010 und 2060 ablesen lässt (siehe Abbildung 2), ist nach den Vorausschätzungen davon auszugehen, dass die Bevölkerungsalterung in der EU-27 weiter fortschreiten wird. Aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge wird die Zahl der älteren Menschen in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. In der Bevölkerungspyramide ist erkennbar, dass die durch die geburtenstarken Jahrgänge entstandene „Ausbuchtung“ nach oben wandert, während der mittlere Teil und die Basis der Pyramide (d. h. diejenigen Teile, die der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und den Kindern entsprechen) bis 2060 beträchtlich schmaler werden.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Eurostat hält Informationen über ein breites Spektrum an demografischen Daten bereit. Die Bevölkerungsdaten werden nach verschiedenen Merkmalen, wie z. B. Alter und Geschlecht, aufgeschlüsselt. Alle drei Jahre erstellt Eurostat Bevölkerungsvorausschätzungen auf nationaler Ebene. Hierbei handelt es sich um „Was-wäre-wenn“-Szenarien, die Aufschluss über die zu erwartende künftige Größe und Zusammensetzung der Bevölkerung geben sollen. Sie basieren auf Annahmen über zukünftige Entwicklungen hinsichtlich Fruchtbarkeit, Lebenserwartung und Wanderungströme. Die letzte Bevölkerungsvorausschätzung, für die Zahlen vorliegen, ist die EUROPOP2010.

Kontext

Die von Eurostat erstellten Bevölkerungsvorausschätzungen werden von der Europäischen Kommission dazu genutzt, die wahrscheinlichen Auswirkungen der Bevölkerungsalterung auf die Höhe der öffentlichen Ausgaben zu untersuchen. Durch steigende Sozialausgaben aufgrund der Bevölkerungsalterung in Form der Ausgaben für Renten, Gesundheitsversorgung und die institutionelle oder private (medizinische) Pflege und Betreuung wird wahrscheinlich die Belastung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zunehmen.

Daten zur Bevölkerungsentwicklung werden in einer ganzen Reihe wichtiger Politikfelder, insbesondere im Bereich der Sozial- und Wirtschaftspolitik, für die Planung von Maßnahmen und die begleitende Beobachtung und Bewertung von Programmen herangezogen. Beispiele hierfür sind die Bevölkerungsalterung und ihre zu erwartenden Auswirkungen auf die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen und der Sozialleistungen oder die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des demografischen Wandels.

Weitere informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Demographie (t_pop)
Bevölkerungsvorausschätzungen (t_proj)
Bevölkerungsprognosen (tps00002)
Vorausgeschätzter Altenquotient (tsdde511)

Datenbank

Demographie (pop)
Demographie - Nationale Daten (demo)
Bevölkerung (demo_pop)
Fruchtbarkeit (demo_fer)
Sterblichkeit (demo_mor)
Eheschließungen und Ehescheidungen (demo_nup)
Bevölkerungsvorausschätzungen (proj)
EUROPOP2010 - Konvergenzszenario, nationale Ebene (proj_10c)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weitere Informationen

Siehe auch