Statistics Explained

Überblick über die strukturelle Unternehmensstatistik

Revision as of 12:20, 3 February 2017 by EXT-G-Albertone (talk | contribs)


Datenauszug vom Juni 2016. Neuste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: September 2017.
Abbildung 1: Aufgliederung der Zahl der Unternehmen des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft, EU-28, 2013 (1)
(%)
Quelle: Eurostat (sbs_na_ind_r2), (sbs_na_con_r2), (sbs_na_dt_r2) und (sbs_na_1a_se_r2)
Tabelle 1: Wertschöpfung, 2013
(in Mrd. EUR)
Quelle: Eurostat (sbs_na_sca_r2)
Tabelle 2: Zahl der Beschäftigten, 2013
(in Tsd.)
Quelle: Eurostat (sbs_na_sca_r2) und (sbs_na_ind_r2)
Abbildung 2: Aufteilung der Wertschöpfung und der Beschäftigung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft, EU-28, 2013 (1)
(in % der Wertschöpfung und Beschäftigung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft)
Quelle: Eurostat (sbs_na_sca_r2)
Tabelle 3: Durchschnittliche Personalkosten, 2013
(in Tsd. EUR je Beschäftigtem)
Quelle: Eurostat (sbs_na_sca_r2) und (sbs_na_ind_r2)
Abbildung 3: Lohnbereinigte Arbeitsproduktivität des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft, EU-28, 2013 (1)
(in %)
Quelle: Eurostat (sbs_na_ind_r2), (sbs_na_con_r2), (sbs_na_dt_r2) und (sbs_na_1a_se_r2)
Abbildung 4: Bruttobetriebsrate des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft, EU-28, 2013 (1)
(in %)
Quelle: Eurostat (sbs_na_ind_r2), (sbs_na_con_r2), (sbs_na_dt_r2) und (sbs_na_1a_se_r2)
Abbildung 5: Wertschöpfung nach Unternehmensgrößenklasse, EU-28, 2013 (1)
(in % des Gesamtwertes für den Sektor)
Quelle: Eurostat (sbs_sc_ind_r2), (sbs_sc_con_r2), (sbs_sc_dt_r2) und (sbs_sc_1b_se_r2)
Abbildung 6: Beschäftigung nach Unternehmensgrößenklasse, EU-28, 2013 (1)
(in % des Gesamtwertes für den Sektor)
Quelle: Eurostat (sbs_sc_ind_r2), (sbs_sc_con_r2), (sbs_sc_dt_r2) und (sbs_sc_1b_se_r2)
Abbildung 7: Anteil der Unternehmen unter ausländischer Kontrolle an Wertschöpfung und Beschäftigung, nichtfinanzieller Bereich der gewerblichen Wirtschaft, 2013
(in %)
Quelle: Eurostat (fats_g1a_08)
Tabelle 4: Unternehmensdemografie, gewerbliche Wirtschaft, 2013 (1)
Quelle: Eurostat (bd_9b_sz_cl_r2)

In diesem Artikel wird die strukturelle Unternehmensstatistik (SUS) erläutert; darin werden die Struktur, die Hauptmerkmale sowie die Leistungsfähigkeit der Wirtschaftszweige in der gesamten Europäischen Union (EU) beschrieben. Die in diesem Artikel vorgestellten Statistiken werden in der Regel auf der Ebene der Abschnitte der NACE analysiert Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass die Daten der strukturellen Unternehmensstatistik in einer weit detaillierteren Aufschlüsselung verfügbar sind (mehrere hundert Sektoren).

Statistiken über die Unternehmensstruktur geben Aufschluss über die Vermögensbildung, (Wertschöpfung), die Investitionen und den Arbeitsinput in verschiedenen Wirtschaftszweigen. Mit diesen Daten lassen sich beispielsweise der Strukturwandel zwischen der Industrie und den Dienstleistungen, spezielle Angaben zu einzelnen Ländern in bestimmten Wirtschaftsbereichen, die sektorale Produktivität und Wirtschaftlichkeit sowie eine Reihe anderer Themen analysieren. Da die strukturelle Unternehmensstatistik aufgeschlüsselt nach Größenklassen der Unternehmen vorliegt, ermöglicht sie auch eine detaillierte Analyse kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), die insbesondere für politische Entscheidungsträger und Analysten in der EU von Nutzen ist, deren Hauptaugenmerk sich auf die Unternehmertätigkeit und die Rolle der KMU richtet. Die strukturelle Unternehmensstatistik liefert zudem nützliche Hintergrundinformationen, die als Grundlage für die Interpretation konjunkturstatistischer Daten und des Konjunkturverlaufs herangezogen werden können.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Sektorbezogene Analyse

Im Dienstleistungsbereich waren die beiden größten Anteile aller Unternehmen innerhalb der EU-28 im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft (Industrie, Baugewerbe, Handel und nichtfinanzielle Dienstleistungen) tätig, wenn man sie auf der Ebene der Abschnitte der NACE Rev. 2 analysiert: Etwas weniger als jedes dritte (27,5 %) der 22,6 Millionen Unternehmen im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der EU wurde dem Handel (Kraftfahrzeughandel, Großhandel und Einzelhandel) zugeordnet, während gut jedes sechste Unternehmen (17,9 %) freiberufliche, wissenschaftliche oder technische Dienstleistungen erbrachte (siehe Abbildung 1). Viele dieser unternehmensbezogenen Dienstleistungen konnten vom Phänomen der Auslagerung profitieren, wodurch sich zumindest teilweise auch der Strukturwandel hin zu Dienstleistungen erklären lassen dürfte.

Im Jahr 2013 generierten die Unternehmen im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der EU-28 insgesamt eine Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten von 6240 Milliarden EUR. Im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft arbeiteten 133 Millionen Beschäftigte, dies entspricht rund drei Fünfteln (63,0 %) der erwerbstätigen Personen in der EU-28.

Gemessen an Beschäftigung und Wertschöpfung hatte das verarbeitende Gewerbe den größten Anteil am nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der NACE Rev. 2. Die zwei Millionen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes erwirtschafteten 2013 1630 Mrd. EUR und beschäftigten 29,7 Millionen Menschen. Den größten Anteil an der Beschäftigung hatten Handelsunternehmen: Diese Unternehmen boten 32,5 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz und erzielten eine Wertschöpfung von 1147 Mrd. EUR. Die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen wies die dritthöchste Wertschöpfung, aber nur die fünftgrößte Erwerbstätigenzahl aus und rangierte damit hinter sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen und dem Baugewerbe.

In Abbildung 2 werden die von den verschiedenen Sektoren im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft zur Wertschöpfung und Beschäftigung geleisteten Beiträge einander gegenübergestellt. Die Industriezweige Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren, Energie- und Wasserversorgung, Abfallentsorgung und Sanierung trugen hinsichtlich der Wertschöpfung mehr zum nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft bei als hinsichtlich der Beschäftigung, was auf eine überdurchschnittliche sichtbare Arbeitsproduktivität hindeutet. Dies galt auch für einige Dienstleistungsbereiche: Information und Kommunikation, Grundstücks- und Wohnungswesen sowie Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Das Baugewerbe hingegen und mehrere Dienstleistungsbereiche, insbesondere Gastgewerbe und Gastronomie, sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (zu denen Reinigungs- und Sicherheitsdienste, Personaldienstleistungen wie die befristete Überlassung von Arbeitskräften zählen), Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern sowie Handel, meldeten eine relativ geringe sichtbare Arbeitsproduktivität. Es sei darauf hingewiesen, dass es sich bei den hier dargestellten Beschäftigungsdaten um absolute Zahlen handelt und nicht etwa um Vollzeitäquivalente und dass der Anteil der Teilzeitbeschäftigten in einigen der erfassten Wirtschaftszweige erhebliche Größenordnungen erreicht, was zumindest bis zu einem gewissen Grad für einige Wirtschaftszweige die geringe sichtbare Arbeitsproduktivität erklärt.

Die unterschiedlichen Anteile an Teilzeitarbeitsstellen erklären zum Teil auch die erheblichen Unterschiede bei den durchschnittlichen Personalkosten im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der EU-28, wie in Tabelle 3 dargestellt. Die durchschnittlichen Personalkosten beliefen sich 2013 in der EU-28 in den Bereichen Information und Kommunikation sowie Energieversorgung auf rund 53 000 EUR je Beschäftigten und waren damit mehr als dreimal so hoch wie im Gastgewerbe und mehr als doppelt so hoch wie bei der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen und im Handel. Die Unterschiede bei den durchschnittlichen Personalkosten fielen zwischen den EU-Mitgliedstaaten sogar noch stärker aus. So waren beispielsweise im verarbeitenden Gewerbe (derjenigen Mitgliedstaaten, zu denen Zahlen vorlagen,) die durchschnittlichen Personalkosten in Schweden mit einem Spitzenwert von 65 400 EUR je Beschäftigten um den Faktor 14 höher als in Bulgarien, das mit 4900 EUR je Beschäftigtem den niedrigsten Wert aufwies.

Bezieht man sich auf die lohnbereinigte Arbeitsproduktivität, die das Verhältnis zwischen der durchschnittlichen Wertschöpfung je Beschäftigtem und den durchschnittlichen Personalkosten ausdrückt, wird der Einfluss der Teilzeitbeschäftigung weitgehend ausgeschaltet (siehe Abbildung 3). Die lohnbereinigte Arbeitsproduktivität in der EU-28 war in den Wirtschaftszweigen Energieversorgung sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (was vor allem auf eine äußerst hohe Quote in der Gewinnung von Erdöl und Erdgas zurückzuführen war) besonders hoch. Ebenfalls beträchtlich war sie in dem kapitalintensiven Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen. In dem kleinen Wirtschaftszweig Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern lag die lohnbereinigte Arbeitsproduktivität unter 100 %, was bedeutet, dass die durchschnittlichen Personalkosten die durchschnittliche Wertschöpfung je Beschäftigtem überstiegen.

Mit der in Abbildung 4 dargestellten Bruttobetriebsrate wird der Bruttobetriebsüberschuss (Wertschöpfung abzüglich Personalkosten) zur Höhe des Umsatzes in Beziehung gesetzt; dies verdeutlicht das Ausmaß, in dem Umsätze in Bruttobetriebsgewinn (Betriebsgewinn vor Abschreibung oder Steuern) verwandelt werden. Der Sektor Handel der EU-28 wies eine der niedrigsten Bruttobetriebsraten aus, was zumindest zum Teil auf das mit dem Groß- und Einzelhandel verbundene ausgesprochen hohe Umsatzniveau zurückzuführen ist. Kapitalintensive Wirtschaftszweige (z. B. das Grundstücks- und Wohnungswesen) tendierten zu hohen Bruttobetriebsraten, da beim Bruttobetriebsüberschuss definitionsgemäß mit Investitionen in Zusammenhang stehende Finanzierungs- oder außerordentliche Kosten nicht berücksichtigt werden.

Analyse nach Größenklasse

Die Statistik der Unternehmensstruktur lässt sich nach Größenklassen der Unternehmen analysieren, wobei diese nach der Zahl der Beschäftigten definiert werden. 2013 bestand die überwältigende Mehrheit 99,8 %) der im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der EU-28 tätigen Firmen aus Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Diese etwa 22,6 Millionen Unternehmen erwirtschafteten zusammen 57,8 % der Wertschöpfung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft in der EU. Mehr als neun von zehn Unternehmen (92,9 %) in der EU-28 waren Kleinstunternehmen (mit weniger als 10 Beschäftigten) und ihr Anteil an der Wertschöpfung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft lag mit etwa einem Fünftel erheblich niedriger.

Vielleicht am auffälligsten ist der Beitrag der KMU zur Beschäftigung. Nicht weniger als zwei Drittel (66,8 %) der Erwerbstätigen im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der EU arbeiteten 2013 in einem mittelständischen Betrieb. Gut 22,8 Millionen Personen waren in KMU der Handelsbranche beschäftigt, 17,5 Millionen im verarbeitenden Gewerbe und 10,7 Millionen im Baugewerbe; zusammengenommen boten diese drei Wirtschaftszweige 57.4 % der Beschäftigten im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft einen Arbeitsplatz in einem mittelständischen Betrieb. Kleinstunternehmen beschäftigten in allen Dienstleistungsbereichen (auf der Ebene der einzelnen Abschnitte) mehr Personen als jede andere Unternehmensgrößenklasse; eine Ausnahme bildete nur der Bereich der Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen. Dieses Muster war im Wirtschaftszweig Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern besonders ausgeprägt; hier war eine absolute Mehrheit der Beschäftigten in Kleinstunternehmen tätig. Demgegenüber waren in den Bereichen Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden sowie Energieversorgung mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen in Großunternehmen beschäftigt; Gleiches gilt für die Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen.

Die KMU trugen zur Wertschöpfung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft weniger bei als zur Beschäftigung in diesem Bereich, weshalb ihre sichtbare Arbeitsproduktivität niedriger ausfiel. Dieses Muster herrschte besonders in Wirtschaftszweigen wie dem verarbeitenden Gewerbe oder Information und Kommunikation vor. Es wurde jedoch auch in den meisten anderen Bereichen mit Ausnahme der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen und der Energieversorgung beobachtet. Infolgedessen verzeichneten große Unternehmen tendenziell eine höhere sichtbare Arbeitsproduktivität als KMU.

Unternehmen unter ausländischer Kontrolle

Die Zahl der Unternehmen unter ausländischer Kontrolle ist insgesamt gering; aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Unternehmensgröße ist ihre wirtschaftliche Bedeutung jedoch hoch. Unternehmen unter ausländischer Kontrolle erwirtschafteten in vielen Mitgliedstaaten der EU im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft beträchtliche Wertschöpfungsanteile (siehe Abbildung 7). Die höchsten Anteile von Unternehmen unter ausländischer Kontrolle an der Wertschöpfung des nichtfinanziellen Bereichs meldeten 2013 Irland und Ungarn (über50 %), wobei Anteile über 40 % auch für Estland, die Tschechische Republik, Luxemburg und Rumänien beobachtet wurden. Der Anteil von Unternehmen unter ausländischer Kontrolle an der Beschäftigung lag im Allgemeinen unter ihrem Wertschöpfungsanteil. Gleichwohl überstieg der Beschäftigungsanteil dieser Unternehmen in Rumänien, Ungarn, Polen und der Tschechischen Republik ein Viertel, während er sich in Estland und Luxemburg auf etwa zwei Fünftel belief.

Unternehmensdemografie

In Tabelle 4 wird die Statistik zur Unternehmensdemografie wiedergegeben, aus der die Raten der Unternehmensgründungen und -schließungen sowie die an der Beschäftigtenzahl gemessene durchschnittliche Größe neu gegründeter Unternehmen hervorgehen. Der Unternehmensbestand in der gewerblichen Wirtschaft unterliegt von Jahr zu Jahr erheblichen Veränderungen, die das Niveau des Wettbewerbs, der unternehmerischen Initiative und der Rahmenbedingungen für Unternehmen widerspiegeln. In den Ländern, die Daten an Eurostat übermitteln, reichte die Unternehmensgründungsrate 2013 von 3,6 % in Belgien über 22,2 % in Rumänien bis 23,1 % in Litauen. Bei neuen Unternehmen handelt es sich meist um kleine Unternehmen, und daher fällt der Anteil neu gegründeter Unternehmen an der Gesamtzahl der Unternehmen deutlich höher aus als ihr Beschäftigungsanteil. Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl reichte von 0,6 Personen in Finnland, 0,8 Personen in den Niederlanden und 0,9 Personen in Irland (Daten von 2012) bis zu Durchschnittswerten von über zwei Personen in Kroatien und Lettland, wobei das Vereinigte Königreich mit durchschnittlich 2,4 Personen an der Spitze lag. Im Jahr 2011 waren die Schließungsraten in Malta (2,1 %) und Belgien (2.4 %) besonders niedrig und lagen ansonsten zwischen 5 % und 15 %, wobei Ungarn (16,6 %), Litauen und Portugal (beide 18,2 %) über dieser Spanne lagen.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

In der strukturellen Unternehmensstatistik von Eurostat werden die Struktur, die Führung und die Leistungsfähigkeit der Wirtschaftstätigkeiten bis auf die unterste Gliederungsebene der Wirtschaftszweige (mehrere hundert Bereiche) beschrieben. Ohne diese strukturbezogenen Hintergrundinformationen wäre es schwierig, kurzfristige Konjunkturdaten zu interpretieren.

Erfassung, Einheiten und Klassifikationen

Die Statistik der Unternehmensstruktur erfasst die gewerbliche Wirtschaft, zu der die Industrie, das Baugewerbe und viele Dienstleistungsbereiche (NACE Rev. 2, Abschnitte B bis N und Abteilung 95); gehören; die Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (NACE Rev. 2, Abschnitt K) wird innerhalb der Statistik der Unternehmensstruktur getrennt behandelt, weil sie einen besonderen Charakter aufweist und die meisten Arten gängiger Unternehmensstatistiken in diesem Bereich nur begrenzt verfügbar sind. Mit dem Begriff „nichtfinanzieller Bereich der gewerblichen Wirtschaft“ werden in der Unternehmensstatistik in der Regel die Wirtschaftszweige bezeichnet, die unter die Abschnitte B bis J und L bis N sowie die Abteilung 95 der NACE Rev. 2 fallen, sowie die Einheiten, die entsprechende Tätigkeiten ausüben. In der Statistik der Unternehmensstruktur werden allerdings weder landwirtschaftlichen Tätigkeiten erfasst noch schließt sie die öffentliche Verwaltung und sonstige (weitgehend) nicht marktbestimmte Dienstleistungen, wie beispielsweise Leistungen des Bildungs- und Gesundheitswesens, ein.

Die strukturelle Unternehmensstatistik beschreibt die gewerbliche Wirtschaft durch die Beobachtung der Einheiten, die eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben; dabei ist diese Einheit in der Regel das Unternehmen. Ein Unternehmen übt eine oder mehrere Tätigkeiten an einem oder mehreren Standorten aus und kann eine oder mehrere rechtliche Einheiten umfassen. Unternehmen, die in mehr als einem Wirtschaftszweig tätig sind (und die von ihnen erwirtschaftete Wertschöpfung, ihr Umsatz sowie ihre Beschäftigten usw.), werden unter der NACE-Position erfasst, die ihrer Haupttätigkeit entspricht. Dies ist normalerweise die Tätigkeit, auf die der größte Teil der Wertschöpfung entfällt.

Die NACE Rev. 2 wurde Ende 2006 verabschiedet und in der strukturellen Unternehmensstatistik ab dem Bezugsjahr 2008 angewandt. Damit wird eine breiter angelegte und detailliertere Erfassung von Informationen zu Dienstleistungen ermöglicht, und zugleich wird die Systematik dahin gehend aktualisiert, dass neue Wirtschaftszweige besser dargestellt werden können.

Die Daten der strukturellen Unternehmensstatistik werden auf der Rechtsgrundlage der Verordnung (EG) Nr. 295/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates über die strukturelle Unternehmensstatistik erhoben und entsprechen den Definitionen, Aufgliederungen und Fristen für die Bereitstellung der Daten sowie verschiedenen Qualitätsaspekten, die in den Verordnungen zu ihrer Durchführung genannt sind.

Faktoren wie der Wunsch, den Verwaltungsaufwand für die Befragten zu verringern und dem Bedarf der Nutzer an neuen Daten zu entsprechen, waren der Auslöser für eine Änderung der Rechtsgrundlage. Verordnung (EU) Nr. 446/2014 der Kommission vom 2. Mai 2014 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 295/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates über die strukturelle Unternehmensstatistik, der Verordnung (EG) Nr. 251/2009 der Kommission und der Verordnung (EU) Nr. 275/2010 der Kommission im Hinblick auf die zu erstellenden Datenreihen und die Kriterien für die Bewertung der Qualität der strukturellen Unternehmensstatistik.

Die Datensammlung zur strukturellen Unternehmensstatistik besteht aus einem gemeinsamen Modul (Anhang 1), das grundlegende Statistiken für alle Wirtschaftszweige enthält, sowie aus sechs bereichsspezifischen Anhängen, die eine umfassendere Merkmalliste abdecken. Bei den bereichsspezifischen Anhängen handelt es sich um Industrie, Handel, Baugewerbe, Versicherungsgewerbe, Kreditinstitute und Pensionsfonds. 2008 wurden zwei weitere Anhänge hinzugefügt, in denen es um Dienstleistungen für Unternehmen und Demografie der Unternehmen geht.

Größenklassen und regionale Analyse

Strukturelle Unternehmensstatistiken liegen auch untergliedert nach Regionen oder Unternehmensgrößenklassen vor. In der strukturellen Unternehmensstatistik werden Größenklassen auf der Grundlage der Zahl der Beschäftigten definiert; ausgenommen sind spezifische Datenreihen innerhalb des Einzelhandels, für die auch die Umsatzgrößenklassen herangezogen werden können. Ein begrenzter Satz von Standardvariablen der strukturellen Unternehmensstatistik (unter anderem Zahl der Unternehmen, Umsatz, Beschäftigte und Wertschöpfung) wird nach Größenklassen meist bis zur dreistelligen Ebene (Gruppe) der NACE analysiert. Für statistische Zwecke gelten als KMU im Allgemeinen Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten. Die Zahl der Größenklassen ist je nach betrachtetem Wirtschaftszweig unterschiedlich. Für die Darstellung der Ergebnisse in diesem Artikel gelten die folgenden Hauptgruppen: kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Beschäftigten, weiter untergliedert in:

  • Kleinstunternehmen (weniger als 10 Beschäftigte)
  • kleine Unternehmen (10 bis 49 Beschäftigte)
  • mittlere Unternehmen (50 bis 249 Beschäftigte)
  • große Unternehmen (250 und mehr Beschäftigte).

Die strukturelle Unternehmensstatistik enthält einen umfassenden Bestand an grundlegenden Variablen zur Beschreibung von unternehmensdemografischen und beschäftigungspolitischen Merkmalen sowie finanzielle Messgrößen (vor allem für betriebliche Erträge und Ausgaben oder Investitionen). Darüber hinaus werden abgeleitete Indikatoren erstellt, beispielsweise Quoten der finanziellen Messgrößen oder Pro-Kopf-Werte.

Unternehmensdemografie

Statistiken, die sich auf Unternehmensgründungen, den Fortbestand von Unternehmen (weiterverfolgt bis fünf Jahre nach ihrer Gründung) und auf Unternehmensschließungen beziehen, werden als Statistiken zur Unternehmensdemografie bezeichnet. In diesem Zusammenhang gelten folgende Definitionen:

  • Eine Unternehmensgründung ist mit der Schaffung einer Kombination von Produktionsfaktoren gleichzusetzen, mit der Einschränkung, dass keine anderen Unternehmen an diesem Ereignis beteiligt sind. Nicht als Unternehmensgründung gelten Zugänge zum Bestand infolge von Fusion, Auflösung, Abtrennung oder Umstrukturierung einer Unternehmensgruppe; ebenfalls nicht mitgezählt werden Zugänge zu einer Teilpopulation, die sich nur aus dem Wechsel des Tätigkeitsbereichs ergeben. Die Unternehmensgründungsrate bezeichnet die Zahl der Gründungen gemessen am Bestand aktiver Unternehmen.
  • Eine Unternehmensschließung ist mit der Auflösung einer Kombination von Produktionsfaktoren gleichzusetzen, mit der Einschränkung, dass keine anderen Unternehmen an diesem Ereignis beteiligt sind. Ein Unternehmen wird nur unter den Unternehmensschließungen erfasst, wenn es nicht innerhalb von zwei Jahren reaktiviert wird. Ebenso gilt eine Reaktivierung innerhalb von zwei Jahren nicht als Unternehmensgründung.

Unternehmen unter ausländischer Kontrolle

Statistiken über ausländische Tochtergesellschaften (Foreign Affiliates Statistics – FATS) liefern Daten, die zur Beurteilung des Einflusses unter ausländischer Kontrolle stehender Unternehmen auf die Wirtschaft der Europäischen Union herangezogen werden können. Darüber hinaus können diese Daten zur Überwachung der Wirksamkeit des Binnenmarktes und für die Integration der Volkswirtschaften im Rahmen der Globalisierung genutzt werden. Bei einer ausländischen Tochtergesellschaft handelt es sich gemäß Definition in der Statistik über Auslandsunternehmenseinheiten im Inland (Inward Foreign Affiliates Statistics – Inward FATS) um ein in einem Land ansässiges Unternehmen, das von einer nicht im selben Land ansässigen institutionellen Einheit kontrolliert wird. Die Kontrolle wird nach dem Konzept der „institutionellen Einheit, die letztlich die Kontrolle ausübt“ (Ultimate Controlling Unit - UCI) bestimmt, nach dem die UCI diejenige institutionelle Einheit in der Kontrollkette einer ausländischen Tochtergesellschaft ist, die von keiner anderen institutionellen Einheit kontrolliert wird.

Kontext

Im Oktober 2010 legte die Europäische Kommission eine Mitteilung über eine neue Industriepolitik vor. Die Mitteilung „Eine integrierte Industriepolitik für das Zeitalter der Globalisierung“ (KOM(2010) 614 endg.) beschrieb eine Strategie, mit der Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit Vorrang eingeräumt werden sollten. Dabei handelte es sich um eine Leitinitiative der Strategie Europa 2020, in der eine Förderung von Wachstum und Beschäftigung durch die Erhaltung und Unterstützung einer starken, diversifizierten und wettbewerbsfähigen industriellen Basis in Europa und durch das Angebot gut bezahlter Arbeitsplätze bei gleichzeitiger Verringerung der CO2-Emissionen umrissen wird. Diese Initiative sah eine strategische Agenda vor, und neben allgemeinen bereichsübergreifenden Maßnahmen wurden gezielte Aktionen für bestimmte Industriezweige vorgeschlagen, mit denen insbesondere die Leistung dieser Branchen im Bereich der „grünen Innovation“ verbessert werden sollte. Im Oktober 2012 aktualisierte die Europäische Kommission diese Strategie in Form einer Mitteilung mit dem Titel „Eine stärkere europäische Industrie bringt Wachstum und wirtschaftliche Erholung“ (COM(2012) 582 final). Schwerpunkt dieser Mitteilung waren Vorschläge zur Beschleunigung der bereits im Zuge früherer Maßnahmen zur Entwicklung der Industriepolitik in Angriff genommenen Reformen, so insbesondere die Erhöhung der Investitionen in neue Technologien. Im Januar 2014 nahm die Europäische Kommission eine weitere Mitteilung mit dem Titel „Für ein Wiedererstarken der europäischen Industrie“ an. Darin erläutert die Kommission ihre Hauptprioritäten im Bereich der Industriepolitik, gibt einen Überblick über die im Rahmen der bestehenden Strategien bereits durchgeführten Maßnahmen und schlägt einzelne neue Maßnahmen vor, mit denen die Ziele rascher erreicht werden sollen.

Der Binnenmarkt gehört weiterhin zu den wichtigsten Prioritäten der EU. Die wesentlichen Grundsätze des Binnenmarktes für Dienstleistungen sind im EG-Vertrag festgelegt. Dieser garantiert EU-Unternehmen die Freiheit, sich in anderen Mitgliedstaaten niederzulassen, und die Freiheit, auf dem Staatsgebiet eines anderen Mitgliedstaates als dem, in dem sie ihren Sitz haben, Dienstleistungen zu erbringen. Das Ziel der Richtlinie 2006/123/EG vom 12. Dezember 2006 über Dienstleistungen im Binnenmarkt ist die Beseitigung von Hindernissen für den Handel mit Dienstleistungen, um so die Entwicklung grenzüberschreitender Tätigkeiten zu ermöglichen. Sie soll zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit nicht nur von Dienstleistungsunternehmen, sondern auch der gesamten europäischen Industrie beitragen. Die Richtlinie wurde im Dezember 2006 vom Europäischen Parlament und vom Rat angenommen und sollte bis Ende 2009 von den Mitgliedstaaten umgesetzt werden. Es wird erwartet, dass die Richtlinie dazu beitragen wird, das Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu fördern. Darüber hinaus unterstützt sie das Ziel einer besseren Rechtsetzung, da sie die Vereinfachung der Verwaltungsabläufe vorsieht.

Im April 2011, kurz vor dem 20. Jahrestag der Einführung des Binnenmarkts, veröffentlichte die Europäische Kommission eine Mitteilung mit dem Titel „Binnenmarktakte – Zwölf Hebel zur Förderung von Wachstum und Vertrauen“ (KOM(2011) 206 endg.), die auf eine Verbesserung des Binnenmarkts für Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher abzielte (Näheres siehe Einleitung zu Industrie, Handel und Dienstleistungen). Im Oktober 2012 schlug die Europäische Kommission mit der Mitteilung „„Binnenmarktakte II – Gemeinsam für neues Wachstum“ (COM(2012) 573 final) ein zweites Paket von Maßnahmen vor, um den Binnenmarkt weiter voranzubringen und sein ungenutztes Potenzial als Wachstumsmotor auszuschöpfen.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) werden häufig als Rückgrat der europäischen Wirtschaft bezeichnet, weil sie Arbeitsplätze schaffen und wesentlich zum Wirtschaftswachstum beitragen. Im Juni 2008 legte die Europäische Kommission die Mitteilung „Vorfahrt für KMU in Europa - Der „Small Business Act“ für Europa“ (SBA) vor. Mit der Regelung für Kleinunternehmen „Small Business Act“ sollen die Herangehensweise an die unternehmerische Tätigkeit insgesamt verbessert und das Prinzip „think small firstVorfahrt für KMU“ (auf Englisch) in der Politik fest verankert werden, so dass es von der Rechtsetzung bis hin zu öffentlichen Diensten gilt; des Weiteren soll das Wachstum der KMU gefördert werden, indem man sie bei der Bewältigung entwicklungshemmender Probleme unterstützt. In der Mitteilung werden zehn Grundsätze festgelegt, die für die Planung und Durchführung politischer Maßnahmen auf der Ebene der EU und der Mitgliedstaaten maßgebend sein sollen. Sie sind eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass einheitliche Wettbewerbsbedingungen für KMU entstehen und das administrative und rechtliche Umfeld EU-weit verbessert wird, damit diese Unternehmen ihr Potenzial zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Wachstum voll ausschöpfen können. Darüber hinaus ist ein spezifisches und weitreichendes Paket neuer Maßnahmen, das auch vier Vorschläge für neue Rechtsvorschriften beinhaltet, vorgesehen, mit dem die praktische Umsetzung dieser Grundsätze auf der Ebene der EU und der Mitgliedstaaten gewährleistet werden soll.

Eine Überprüfung des „Small Business Act“) wurde im Februar 2011 veröffentlicht; darin wurden die erzielten Fortschritte dargestellt und eine Reihe neuer Maßnahmen erläutert, mit denen auf die Herausforderungen reagiert werden soll, die sich aus der Finanz- und Wirtschaftskrise ergeben. Der aktualisierte „Small Business Act“ soll zur Erreichung der wichtigsten Ziele der Strategie Europa 2020 – intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum – beitragen.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

SBS (SUS) - Hauptindikatoren (t_sbs_na)
SBS (SUS) - Dienstleistungen (t_serv)
Statistik der Unternehmensdemografie – alle Aktivitäten (t_bd)

Datenbank

SBS (SUS) – Hauptindikatoren (sbs_na)
SBS (SUS) - Industrie und Baugewerbe (sbs_ind_co)
SBS (SUS) - Handel (sbs_dt)
SBS (SUS) - Dienstleistungen (serv)
SBS (SUS) - Regionaldaten – alle Aktivitäten (sbs_r)
Unternehmensdemografie (bd)
Vom Ausland kontrollierte EU-Unternehmen - inward FATS (fats)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

ESMS-Metadaten

Veröffentlichungen

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)