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Archive:Strukturelle Unternehmensstatistik auf regionaler Ebene

Revision as of 13:48, 25 November 2015 by EXT-G-Albertone (talk | contribs)
Daten extrahiert im März 2015. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Juni 2016.

Anhand des Statistischen Atlasses von Eurostat können Sie alle Karten interaktiv verwenden (siehe Benutzerhandbuch) (auf Englisch).

Dieser Artikel ist Bestandteil einer Reihe statistischer Artikel, die auf dem Eurostat-Jahrbuch der Regionen basieren. Aufgegliedert nach der europäischen Wirtschaftszweigsystematik NACE wird eine Reihe von strukturellen Unternehmensstatistiken (SUS) zur Beschreibung der Struktur, Tätigkeit und Leistungsfähigkeit von Unternehmen in den Regionen der Europäischen Union (EU) verwendet.

Karte 1: Unternehmensgründungsrate in der gewerblichen Wirtschaft, nach NUTS-2-Regionen, 2010 (¹)
(Anteil an aktiven Unternehmen in %)
Quelle: Eurostat (bd_size_r3) und (bd_9bd_sz_cl_r2)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Karte 2: Unternehmensschließungsrate in der gewerblichen Wirtschaft, nach NUTS-2-Regionen, 2010 (¹)
(Anteil an aktiven Unternehmen in %)
Quelle: Eurostat (bd_size_r3) und (bd_9bd_sz_cl_r2)
Karte 3: Dichte der schnell wachsenden Unternehmen in der gewerblichen Wirtschaft, nach NUTS-2-Regionen, 2010 (¹)
(schnell wachsende Unternehmen je 100 000 Einwohner)
Quelle: Eurostat (bd_hgnace2_r3), (bd_9pm_r2), (demo_r_gind3) und (demo_gind)
Karte 4: Beschäftigung in der Industrie, nach NUTS-2-Regionen, 2012 (¹)
(Anteil am nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft in %)
Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2) und (sbs_na_sca_r2)
Karte 5: Beschäftigung im Baugewerbe, nach NUTS-2-Regionen, 2012 (¹)
(Anteil am nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft in %)
Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2) und (sbs_na_sca_r2)
Karte 6: Beschäftigung im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen, nach NUTS-2-Regionen, 2012 (¹)
(Anteil am nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft in %)
Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2) und (sbs_na_sca_r2)
Tabelle 1: Durchschnittlicher Anteil an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft und Regionen mit dem höchsten Spezialisierungsgrad, nach Wirtschaftszweigen (NACE-Abschnitte und Abteilungen) sowie nach NUTS-2-Regionen und statistischen Regionen der Ebene 2, 2012 (¹)
Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2)
Karte 7: Regionale Konzentration der Wirtschaft, nach NUTS-2-Regionen, 2012 (¹)
(kumulativer Anteil der fünf größten Wirtschaftszweige (NACE-Abteilungen) an der regionalen Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft in %)
Quelle: Eurostat (sbs_r_nuts06_r2) und (sbs_na_sca_r2)

Unternehmensdemografie – Unternehmensgründungen und -schließungen

Statistiken zur Unternehmensdemografie beschreiben die Merkmale von Unternehmen innerhalb des Unternehmensbestands. Gegenstand sind unter anderem die Gründung neuer Unternehmen, das Wachstum und der Fortbestand bereits existierender Unternehmen (wobei den Auswirkungen auf die Beschäftigung besonderes Interesse gilt) sowie die Unternehmensschließungen. Diese Indikatoren können wichtige Einblicke in die Wirtschaftsdynamik vermitteln, da neue Unternehmen bzw. schnell wachsende Unternehmen häufig Wegbereiter für Innovationen sind, die Effizienzgewinne erzielen und die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft verbessern, während relativ hohe Unternehmensschließungsraten auf Wirtschaftstätigkeiten hinweisen, die nicht mehr rentabel sind.

REGIONEN IM BLICKPUNKT

Lietuva, Litauen

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Die Unternehmensgründungsrate gibt die Zahl der neu gegründeten Unternehmen gemessen am Gesamtbestand aktiver Unternehmen an. Im Jahr 2010 betrug die Rate neu gegründeter Unternehmen in der gewerblichen Wirtschaft in der EU 9,8 %. In Litauen (das auf NUTS-2-Ebene eine einzige Region bildet) war diese Rate bedeutend höher, erreichte sie hier doch 21,6 % und damit den EU-weit höchsten Wert. Auch bei der Unternehmensschließungsrate verzeichnete Litauen mit 16,7 % einen verhältnismäßig hohen Wert. Da dieser jedoch unter der Gründungsrate lag, war insgesamt ein Wachstum des Bestandes aktiver Unternehmen in der litauischen gewerblichen Wirtschaft zu verzeichnen.

©: Bokstaz / Shutterstock.com

Gegenstand der in diesem Abschnitt dargestellten Statistiken sind die Bereiche Industrie, Baugewerbe und Dienstleistungen, ausgenommen Beteiligungsgesellschaften (d. h. NACE-Abschnitte B bis S, Gruppe 64.2 nicht inbegriffen). In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass für Irland und Griechenland keine Statistiken zur Unternehmensdemografie verfügbar sind.

Relativ viele Unternehmensgründungen in Lettland, Litauen und Polen

Im Jahr 2010 belief sich die Neugründungsrate in den Bereichen Industrie, Baugewerbe und Dienstleistungen (ausgenommen Beteiligungsgesellschaften) in der EU auf 9,8 % (der Erfassungsbereich ist Karte 1 zu entnehmen). Dies bedeutet, dass es sich bei fast einem Zehntel aller aktiven Unternehmen um Neugründungen handelte. Die höchsten Unternehmensgründungsraten wurden in den baltischen Mitgliedstaaten Lettland und Litauen sowie im benachbarten Polen verzeichnet, aber auch die Türkei (Daten nur auf nationaler Ebene verfügbar) vermeldete beachtliche Gründungsraten.

Hinter den Statistiken zur Unternehmensdemografie auf nationaler Ebene können sich erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Regionen verbergen. Unter den EU-Mitgliedstaaten mit mehreren Regionen, für die regionale Daten vorliegen, war die größte Spanne zwischen der höchsten und der geringsten Gründungsrate auf regionaler Ebene in Frankreich, Spanien, Bulgarien, den Niederlanden, Dänemark und Slowenien zu beobachten.

Bei näherer Betrachtung der NUTS-2-Regionen zeigt sich, dass die Unternehmensgründungsraten 2010 von 21,6 % in Litauen und 17,7 % in Lettland (beide bilden auf dieser Analyseebene jeweils eine einzige Region) am oberen Ende der Skala bis hin zu 4,3 % in Zypern (auf dieser Analyseebene ebenfalls nur eine Region) am unteren Ende reichten. Mithin war die Unternehmensgründungsrate in Litauen rund fünfmal so hoch wie in Zypern.

Die angegebenen Zahlen dürften zumindest teilweise die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die jeweilige Volkswirtschaft widerspiegeln. Die einzige Volkswirtschaft der EU, die keine Rezession erlebte, war Polen. In Polen verzeichneten alle 16 NUTS-2-Regionen eine Unternehmensgründungsrate von mindestens 13 % (in Karte 1 in der dunkelsten Farbe dargestellt). Die Gründungsraten in diesen 16 polnischen Regionen bewegten sich in einer engen Bandbreite, die von 13,1 % in der zentralpolnischen Region Łódzkie am unteren Ende bis 15,3 % in der ostpolnischen Region Lubelskie am oberen Ende reichte.

Hauptstadtregionen rangierten oftmals unter den Spitzenreitern bei den Unternehmensgründungsraten

Im Jahr 2010 lagen die Unternehmensgründungsraten in den Hauptstadtregionen häufig über dem Durchschnitt. Hierfür könnte eine Reihe von Faktoren verantwortlich sein. So bieten Hauptstadtregionen in der Regel das größte Marktpotenzial (allerdings gibt es hier auch die meisten Wettbewerber) und verfügen oftmals über mehr hochqualifizierte Arbeitskräfte – Studien zufolge gründen Hochschulabsolventen mit höherer Wahrscheinlichkeit neue Unternehmen. Darüber hinaus haben in Hauptstadtregionen im Allgemeinen zahlreiche Dienstleistungsunternehmen ihren Sitz (bei welchen die Markteintrittsbarrieren häufig vergleichsweise niedrig sind). Zusätzliche Informationen zur relativen Bedeutung des Dienstleistungssektors in Hauptstadtregionen sind dem Abschnitt „Muster der Beschäftigungsspezialisierung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft“ weiter unten zu entnehmen.

Neben der polnischen Hauptstadtregion Mazowieckie (13,2 %) wurden Gründungsraten von mindestens 13 % ferner in der Hauptstadtregion Dänemarks (Hovedstaden), Frankreichs (Île de France), Portugals (Lisboa) und der Slowakei (Bratislavský kraj) ermittelt. Dieses Muster überdurchschnittlich hoher Unternehmensgründungsraten in den Hauptstadtregionen war besonders augenfällig in der Tschechischen Republik, in Dänemark, Italien, Österreich, Rumänien, Slowenien, der Slowakei und Finnland, wo unter allen Regionen in jedem dieser Mitgliedstaaten der höchste Anteil neu gegründeter Unternehmen jeweils auf die Hauptstadtregion entfiel.

In Frankreich meldeten neben der Hauptstadtregion sieben weitere Regionen Unternehmensgründungsraten von mindestens 13 %. Diese Regionen lagen im Nordosten des Landes, an der Mittelmeerküste sowie in den Überseegebieten. Außerdem wurde in zwei weiteren Regionen eine Unternehmensgründungsrate von mindestens 13 % festgestellt, namentlich in der portugiesischen Região Autónoma dos Açores und der slowakischen Region Východné Slovensko.

Die niedrigsten Unternehmensgründungsraten wurden in Belgien, Österreich und Italien ermittelt

Niedrige Unternehmensgründungsraten von weniger als 7 % (in Karte 1 in der hellsten Farbe dargestellt) wurden in Belgien (Daten nur auf nationaler Ebene verfügbar), allen neun NUTS-2-Regionen Österreichs, weiten Teilen Italiens (15 von 21 Regionen) und zwei Regionen in Nordspanien (Comunidad Foral de Navarra und Castilla y León) verzeichnet. Diese relativ niedrigen Raten dürften zumindest teilweise auf kulturelle Unterschiede in Bezug auf die Risikobereitschaft, aufwändige bürokratische Verfahren im Zusammenhang mit der Gründung neuer Unternehmen oder das allgemeine Wirtschaftsklima zurückzuführen sein.

Knapp 9 % der aktiven Unternehmen in der EU stellten ihre Geschäftstätigkeit ein

Im Jahr 2010 lag in der EU die Unternehmensschließungsrate in den Bereichen Industrie, Baugewerbe und Dienstleistungen (ausgenommen Beteiligungsgesellschaften) bei 8,8 % (der Erfassungsbereich ist Karte 2 zu entnehmen).

Die höchste Schließungsrate wurde in Kroatien beobachtet, wo fast ein Viertel (24,3 %) der Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit einstellte. Hierbei ist zu beachten, dass nur nationale Daten verfügbar sind und sich die kroatischen Daten auf 2012 beziehen. Im Jahr 2009 verzeichneten alle acht NUTS-2-Regionen Rumäniens eine Unternehmensschließungsrate von mehr als 15 %, wobei in der Region Nord-Vest der höchste Wert (18,7 %) vermeldet wurde. Es sei angermerkt, dass die rumänischen Daten – da sie sich auf 2009 beziehen – eher die negativen Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise widerspiegeln dürften als den Beginn der Erholung, die sich in mehreren Mitgliedstaaten bereits 2010 abzeichnete.

Die einzigen anderen Regionen, in denen die Unternehmensschließungsraten 2010 bei über 15 % lagen, waren Portugal (Daten nur auf nationaler Ebene verfügbar) und Litauen (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region), wohingegen etwas niedrigere Unternehmungsschließungsraten (12,0 bis 14,6 %) in drei der vier slowakischen Regionen (mit Ausnahme der Hauptstadtregion Bratislavský kraj; Daten für 2009), vier nordpolnischen Regionen (Daten für 2009), Lettland (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region) und der dänischen Hauptstadtregion Hovedstaden verzeichnet wurden.

Die niedrigsten Unternehmensschießungsraten wurden dagegen in Malta (auf dieser Analyseebene lediglich eine Region), Belgien (Daten nur auf nationaler Ebene verfügbar), sechs der neun Regionen Österreichs, acht der zwölf Regionen der Niederlande sowie fünf Regionen Frankreichs (darunter zwei Überseeregionen) und zwei Regionen im Nordosten Italiens festgestellt.

Die östlichen und südlichen Regionen der EU wurden am stärksten von der Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen. In der Tat wurden mit die höchsten Schließungsraten in Ungarn und Rumänien beobachtet. Zwar fielen die Schließungsraten in Süditalien, Portugal und in der südlichen Hälfte Spaniens nicht ganz so hoch aus, doch alle diese Regionen verzeichneten einen Rückgang der Zahl ihrer aktiven Unternehmen (da die Schließungsraten über den Gründungsraten lagen).

Unternehmensfluktuation – Regionen mit verhältnismäßig hohen Gründungs- und Schließungsraten

Einige der Regionen, die vergleichsweise hohe Unternehmensgründungsraten vermeldeten, wiesen ebenfalls relativ hohe Unternehmensschließungsraten auf. Dies ist nicht verwunderlich, da in den Markt eintretende, dynamische und innovative Unternehmen durchaus in der Lage sein können, die etablierten Unternehmen aus dem Markt zu verdrängen. Dieses Phänomen kann anhand der Unternehmensfluktuationsrate („churn rate“) gemessen werden. Dabei handelt es sich um einen Indikator, der auf der Summe der Unternehmensgründungs- und schließungsraten basiert und der Informationen zu der Häufigkeit liefert, mit welcher der Bestand aktiver Unternehmen durch den Prozess der „schöpferischen Zerstörung“ verändert wird.

In Kroatien (Daten für 2012), Lettland und Litauen, allen Regionen Rumäniens und der Slowakei, den meisten Regionen Polens sowie der dänischen Hauptstadtregion Hovedstaden entsprach die Unternehmensfluktuationsrate einem beträchtlichen Teil (mindestens 25 %) der Gesamtzahl der aktiven Unternehmen. Mit Ausnahme Kroatiens und der Regionen Rumäniens lagen die Gründungsraten jedoch in der Regel über den Schließungsraten, was zu einer Erhöhung des Gesamtbestands aktiver Unternehmen führte.

Im EU-Durchschnitt wurden nahezu 30 schnell wachsende Unternehmen je 100 000 Einwohner ermittelt

Für die Zwecke der Statistiken zur Unternehmensdemografie sind schnell wachsende Unternehmen definiert als jene Unternehmen, die während eines dreijährigen Bezugszeitraums ein jährliches Beschäftigungswachstum von mindestens 10 % ausweisen. Diese Messgröße wird nur für Unternehmen berechnet, die zu Beginn des Beobachtungszeitraums mindestens 10 Mitarbeiter beschäftigten.

Im Jahr 2010 lag die Dichte der schnell wachsenden Unternehmen in den Bereichen Industrie, Baugewerbe und Dienstleistungen (ausgenommen Beteiligungsgesellschaften) in der EU bei 29,4 Unternehmen je 100 000 Einwohner (der Erfassungsbereich ist Karte 3 zu entnehmen). Wie aus der Karte hervorgeht, konzentrierten sich die höchsten Dichten hauptsächlich in den nördlichen Volkswirtschaften Lettland, Litauen, Schweden (und Norwegen) sowie in der Tschechischen Republik, Luxemburg, den meisten Regionen der Niederlande und einigen Regionen Frankreichs. Relativ niedrig war die Dichte schnell wachsender Unternehmen hingegen in Kroatien sowie mehreren Regionen Dänemarks, Süditaliens und Rumäniens.

Bratislava verzeichnete die höchste Dichte schnell wachsender Unternehmen

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass die höchste Dichte schnell wachsender Unternehmen auf Ebene der NUTS-2-Regionen im Jahr 2010 auf die slowakische Hauptstadtregion Bratislavský kraj entfiel. Hier gab es mehr als dreimal so viele schnell wachsende Unternehmen (96,5 je 100 000 Einwohner) wie im EU-Durchschnitt. Eine im Vergleich zum EU-Durchschnitt gut doppelt so hohe Dichte schnell wachsender Unternehmen wurde in sechs Regionen festgestellt, namentlich in Luxemburg und Litauen (beide bilden auf dieser Analyseebene jeweils eine einzige Region, wobei zu beachten ist, dass die aktuellsten Daten dieser beiden Mitgliedstaaten aus 2012 stammen und weder die NACE-Abschnitte P-R noch die Abteilung 96 umfassen), in zwei französischen Regionen (die Hauptstadtregion Île de France und die Inselregion Corse) sowie in der bulgarischen Hauptstadtregion Yugozapaden und der niederländischen Region Utrecht.

Die Hauptstadtregionen wiesen in der Tat im Vergleich zu den anderen Regionen des gleichen EU-Mitgliedstaates häufig eine wesentlich höhere Dichte schnell wachsender Unternehmen auf. Dieses Muster war in allen EU-Mitgliedstaaten mit mehreren Regionen, für die Daten verfügbar sind, zu beobachten – mit Ausnahme Italiens (wo die Provincia Autonoma di Bolzano/Bozen die höchste Dichte schnell wachsender Unternehmen verzeichnete) und der Niederlande (wo Utrecht die höchste Dichte vermeldete).

Unter allen NUTS-2-Regionen, für die Daten verfügbar sind, wurde in der rumänischen Region Nord-Est die niedrigste Dichte schnell wachsender Unternehmen festgestellt (7,5 Unternehmen je 100 000 Einwohner). Eine Dichte von weniger als zehn schnell wachsenden Unternehmen je 100 000 Einwohner wurde in drei weiteren Regionen Rumäniens sowie in der spanischen autonomen Region Melilla und in Kroatien ermittelt (wobei zu beachten ist, dass für Kroatien Daten nur auf nationaler Ebene verfügbar waren; ferner beziehen sich die kroatischen Daten auf 2012 und umfassen weder die NACE-Abschnitte P-R noch die Abteilung 96).

Muster der Beschäftigungsspezialisierung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft

Gegenstand der strukturellen Unternehmensstatistiken (SUS) sind Industrie, Baugewerbe und nichtfinanzielle Dienstleistungen, die gemeinsam den nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft bilden – hier definiert als NACE-Abschnitte B bis J und L bis N sowie NACE-Abteilung 95 (Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern).

Die SUS lassen sich auf sehr detaillierter sektoraler Ebene (mehrere Hundert Wirtschaftstätigkeiten) nach Unternehmensgrößenklassen oder, wie es hier der Fall ist, nach Regionen analysieren. Diese Statistiken liefern Informationen zur Struktur und Unternehmenspolitik von örtlichen Einheiten in der regionalen gewerblichen Wirtschaft mit harmonisierten Daten für die Zahl der örtlichen Einheiten und der Beschäftigten, den monetären Wert der Löhne und Gehälter sowie die getätigten Investitionen. Die hier vorgestellte Analyse der regionalen SUS basiert ausschließlich auf der Zahl der Beschäftigten. Wenngleich regionale SUS nicht für die Wertschöpfung erhoben werden, sind Information hierzu den regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zu entnehmen, die sich ebenfalls nach Wirtschaftstätigkeiten analysieren lassen (weitere Einzelheiten sind diesem Artikel zu entnehmen).

Knapp 134 Millionen Menschen waren im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der EU-28 beschäftigt

Schätzungen zufolge, die anhand von nationalen SUS-Zahlen vorgenommen wurden, waren im Jahr 2012 in der EU-28 22,3 Millionen Unternehmen im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft tätig. Diese Unternehmen erzeugten eine Bruttowertschöpfung von 6,184 Billionen EUR und beschäftigten etwa 133,8 Millionen Menschen.

Während einige Wirtschaftszweige – wie beispielsweise der Einzelhandel – in sämtlichen Regionen vertreten sind, ist bei vielen anderen Wirtschaftszweigen die regionale Konzentration sehr unterschiedlich und ihr Spezialisierungsgrad in einigen wenigen Regionen oft besonders hoch. Der Anteil eines bestimmten NACE-Wirtschaftszweiges des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft gibt Aufschluss darüber, welche Regionen am stärksten und welche am wenigsten spezialisiert sind, und zwar unabhängig davon, ob die jeweilige Region bzw. der jeweilige Wirtschaftszweig groß oder klein ist. Diese Merkmale werden für die Industrie (NACE-Abschnitte B bis E), das Baugewerbe (NACE-Abschnitt F) und die nichtfinanziellen Dienstleistungen (NACE-Abschnitte G bis J und L bis N sowie Abteilung 95) in den Karten 4-6 dargestellt.

Zu den ganz unterschiedlichen Gründen für eine solche Spezialisierung zählen die Verfügbarkeit von natürlichen Ressourcen (z. B. im Bergbau bei der Gewinnung von Steinen und Erden sowie in der forstbasierten Industrie), der Zugang zu Fachkräften (z. B. für Forschung und Entwicklung), die Höhe der Produktionskosten (z. B. Löhne, Gehälter und andere Arbeitskosten oder die Kosten und die Verfügbarkeit anderer Produktionsfaktoren), das Vorhandensein adäquater Infrastrukturen (z. B. Beförderung oder Telekommunikation), klimatische und topografische Bedingungen (besonders relevant bei tourismusbezogenen Tätigkeiten), die Nähe bzw. der Zugang zu Märkten sowie rechtliche Zwänge. All diese Faktoren können die beträchtlichen Unterschiede hervorrufen, die zwischen den EU-Regionen hinsichtlich der Bedeutung einzelner Wirtschaftszweige innerhalb des jeweiligen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft bestehen.

REGIONEN IM BLICKPUNKT

Vest, Rumänien

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Annähernd ein Viertel (24,5 %) der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft der EU-28 war in der Industrie tätig. In der rumänischen Region Vest lag der Anteil der in Industriezweigen beschäftigten Arbeitskräfte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft im Jahr 2012 mit 47,3 % fast doppelt so hoch wie im EU-Durchschnitt. Keine andere NUTS-2-Region der EU verzeichnete einen höheren Anteil.

©: Mihai-Bogdan Lazar / Shutterstock.com

Auf die Industrie entfiel knapp ein Viertel der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in der EU

In der gesamten EU-28 entfiel auf die Industrie (NACE-Abschnitte B bis E) knapp ein Viertel (24,5 %) der Gesamtzahl der Beschäftigten im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft. Wie Karte 4 zu entnehmen ist, gab es 2012 beim relativen Beitrag der Industrie zur Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft ein recht deutliches Ost-West-Gefälle, wobei die Industrie in den östlichsten Regionen im Allgemeinen einen höheren Beschäftigungsanteil verzeichnete.

Europa 2020 – für ein Wiedererstarken der europäischen Industrie

Die jüngsten aus den nationalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass sich die Bruttowertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes in der EU-28 im Jahr 2014 auf 15,3 % der Gesamtbruttowertschöpfung belief. Im Rahmen der Strategie Europa 2020 hat sich die EU das ehrgeizige Ziel gesetzt, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit im Verarbeitenden Gewerbe zu fördern. Einzelheiten zu diesen Plänen werden in der Mitteilung der Europäischen Kommission mit dem Titel „Für ein Wiedererstarken der europäischen Industrie“ (COM(2014) 14) erläutert.

Der Mitteilung zufolge soll der Beitrag des Verarbeitenden Gewerbes zum BIP bis 2020 wieder auf 20 % gesteigert werden. Im Bereich der regionalen Industriepolitik wird in der Mitteilung ferner die Umsetzung von Entwicklungsinstrumenten zur Förderung von Innovation, Qualifikation und Unternehmergeist angeregt.

In 59 NUTS-2-Regionen machten die Beschäftigten in der Industrie mindestens 35 % der Arbeitskräfte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft aus (in Karte  4 in der dunkelsten Farbe dargestellt). Am stärksten war die Bedeutung der Industrie für die Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft in einem Band von Regionen, das sich von Bulgarien über Rumänien bis nach Ungarn erstreckte und sich dann in einen südlichen Strang (mit Regionen in Slowenien und Norditalien) und einen nördlichen Strang (mit Regionen in der Slowakei, der Tschechischen Republik, Polen, der südlichen Hälfte Deutschlands und zwei Regionen in Österreich) teilte. Die relativ starke Spezialisierung auf die industriellen Wirtschaftszweige in den östlichen Regionen der EU dürfte in gewissem Ausmaß mit den vergleichsweise niedrigen Arbeitskosten, der Auslagerung von Geschäftsbereichen und den Strategien im Zusammenhang mit ausländischen Direktinvestitionen sowie mit den Vorkommen an natürlichen Ressourcen zusammenhängen. Das Verarbeitende Gewerbe der deutschen und der österreichischen Volkswirtschaft hingegen zeichnet sich häufig durch hochwertige ingenieurtechnische Leistungen und Erzeugnisse aus, die insbesondere auf den Ausfuhrmärkten erfolgreich sind (wie etwa Maschinen und elektrische Ausrüstungen).

Bei näherer Betrachtung der NUTS-2-Regionen zeigt sich, dass die Beschäftigten in der Industrie in der rumänischen Region Vest 47,3 % der Arbeitskräfte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft ausmachten, wobei in dieser Region der Wirtschaftszweig Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen die meisten industriellen Arbeitsplätze stellte. Ferner entfiel auf die Industrie ein Anteil von über 45 % an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft in den bulgarischen Regionen Severen tsentralen und Severozapaden (wobei letztere die höchste Spezialisierung in der EU sowohl bei der Herstellung von Bekleidung als auch bei der Wasserversorgung aufwies) und in den tschechischen Regionen Střední Morava und Severovýchod (wo allein im Wirtschaftszweig Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren 44,5 % der Arbeitskräfte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft beschäftigt waren, was den höchsten Anteil in der EU darstellte).

Abgesehen von diesen Regionen im Osten der EU vermeldete die süddeutsche Region Tübingen (welche die Region mit dem höchsten Spezialisierungsgrad beim Maschinenbau war) mit einem Anteil von 42,8 % als einzige Region der Mitgliedstaaten, die der EU vor 2004 beigetreten sind, einen Industrieanteil an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft von mindestens 40 %. Die nächsthöchsten Anteile wurden in zwei weiteren süddeutschen Regionen, namentlich Oberfranken und Oberpfalz, verzeichnet (wobei letztere die am stärksten spezialisierte Region der EU bei der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen war) sowie in der zentralitalienischen Region Marche (der EU-Region mit dem höchsten Spezialisierungsgrad im Bereich Herstellung von Leder und Lederwaren). In diesen drei Regionen waren 39 bis 40 % der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in der Industrie tätig.

Knapp jede zehnte Arbeitskraft des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in der EU war im Baugewerbe beschäftigt

Karte 5 zeigt den Beschäftigungsanteil des Baugewerbes im Jahr 2012. Im Durchschnitt entfiel auf das Baugewerbe fast ein Zehntel (9,4 %) der Arbeitsplätze des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft der EU-28. Die höchste Konzentration der Beschäftigung im Baugewerbe wurde hauptsächlich in zwei Gebieten festgestellt, und zwar zum einen in einem Cluster von Regionen in Belgien und Frankreich (nennenswerte Ausnahmen bildeten die beiden Hauptstadtregionen) und zum anderen in einem Cluster von Regionen, das den Norden Finnlands und Schwedens sowie – mit Ausnahme der Hauptstadtregion – ganz Norwegen umfasste.

Im Einzelnen waren in 48 NUTS-2-Regionen in der EU mindestens 13 % der Arbeitskräfte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft im Baugewerbe beschäftigt (in Karte 5 in der dunkelsten Farbe dargestellt). Fast die Hälfte davon (20 Regionen) gehörte zu Frankreich, während sieben Regionen in Belgien und sechs in Italien lagen.

In der französischen Inselregion Corse entfiel auf das Baugewerbe nahezu ein Fünftel (23,3 %) der Arbeitsplätze des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft (womit diese Region EU-weit die am stärksten spezialisierte Region im Bauwesen war). Die südlichste Region Belgiens, die Province de Luxembourg, war die einzige andere NUTS-2-Region der EU, die vermelden konnte, dass mehr als ein Viertel der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft im Baugewerbe tätig war.

Auf nichtfinanzielle Dienstleistungen entfielen knapp zwei Drittel der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in der EU

Im Jahr 2012 entfielen auf nichtfinanzielle Dienstleistungen knapp zwei Drittel (66,1 %) der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft der EU-28. Wie Karte 6 zu entnehmen ist, waren die meisten dienstleistungsorientierten Beschäftigten vornehmlich in großen städtischen Ballungsräumen und insbesondere in Hauptstadtregionen zu finden. Daneben wiesen aber auch mehrere Regionen, die typische Reiseziele sind, relativ hohe Anteile der im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen beschäftigten Arbeitskräfte auf, wie ebenfalls aus Karte 6 deutlich hervorgeht.

Relative Bedeutung der Beschäftigung im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen in Inner London am größten

In der Hauptstadtregion des Vereinigten Königreichs, Inner London, entfiel auf nichtfinanzielle Dienstleistungen ein Anteil von 93,6 % an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft. Inner London war die am stärksten spezialisierte Region in der EU in den Bereichen Multimediaveröffentlichungen, Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Verwaltung und Führung von Unternehmen und Betrieben sowie Werbung und Marktforschung. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass die Dienstleistungsorientierung Londons unter Berücksichtigung der Finanzdienstleistungen noch ausgeprägter wäre, zumal London einer der weltweit führenden Finanzplätze ist.

In 14 weiteren Hauptstadtregionen belief sich der Anteil der Beschäftigung im Bereich der nichtfinanziellen Dienstleistungen auf mindestens 75 %. Southern and Eastern (Irland), Berlin, Comunidad de Madrid, die Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest (welche die am stärksten spezialisierte Region der EU bei den Dienstleistungen im Telekommunikationsbereich war) und Noord-Holland sowie die norwegische Hauptstadtregion Oslo og Akershus konnten sogar einen Anteil von mindestens 80 % vermelden. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass die Daten für Praha und Lisboa vertraulich sind und die genauen Werte daher nicht veröffentlicht werden können – es ist jedoch offenkundig, dass auf die nichtfinanziellen Dienstleistungen in diesen Regionen mindestens drei Viertel der Beschäftigte des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft entfielen.

Messgrößen für die regionale Beschäftigungsspezialisierung und -konzentration

Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse einer eingehenderen Wirtschaftszweiganalyse auf der Ebene der NACE-Abschnitte und -Abteilungen. Sie gibt für alle Regionen den Medianwert und den Durchschnittswert des Anteils jedes Wirtschaftszweigs an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft an. Die beiden letzten Tabellenspalten geben Aufschluss darüber, welche Region den höchsten Spezialisierungsgrad aufwies, indem die entsprechenden Beschäftigungsanteile an der Gesamtbeschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft angegeben werden. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass zwar die Namen der Regionen mit den höchsten Anteilen in der Tabelle angegeben sind, die zugehörigen Werte jedoch fehlen, da diese Daten vertraulich sind.

Śląskie und North Eastern Scotland waren auf Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden spezialisiert

Der Bereich Bergbau und Gewinnung von energieerzeugenden und metallischen Mineralstoffen ist aufgrund der geografischen Verteilung der Lagerstätten tendenziell stark konzentriert, weshalb nur wenige Regionen in diesen Wirtschaftszweigen hoch spezialisiert waren. Infolge dieser Besonderheiten kann bei einigen dieser Tätigkeiten auf einige wenige Regionen ein relativ hoher Anteil an der sektoralen Beschäftigung entfallen. Zu den herausragendsten Beispielen zählen der Stein- und Braunkohlenbergbau in Śląskie (Polen) sowie die Gewinnung von Erdöl und Erdgas in North Eastern Scotland (Vereinigtes Königreich).

Nordische und baltische Regionen verzeichneten einen hohen Spezialisierungsgrad in der forstbasierten Industrie

Die Wirtschaftszweige des Verarbeitenden Gewerbes in den ersten Verarbeitungsstufen von Erzeugnissen aus Land-, Fischerei- oder Forstwirtschaft sind in der Regel besonders stark in Regionen konzentriert, in denen die Wege zu den jeweiligen Rohstoffvorkommen kurz sind. Die am stärksten spezialisierte Region bei der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln (NACE-Abteilung 10) war die ländliche Küstenregion Bretagne (im Nordwesten Frankreichs). Die nordischen und baltischen Regionen mit ihren großen Waldgebieten und die zentralen Bergregionen der Slowakei gehörten zu den Regionen mit dem höchsten Spezialisierungsgrad bei der Herstellung von Holz und Holzwaren (NACE-Abteilung 16) sowie bei der nachgelagerten Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus (NACE-Abteilung 17). Lettland (das auf dieser Analyseebene eine einzige Region bildet) war die am stärksten spezialisierte Region im Bereich der Herstellung von Holz- und Holzwaren, und Norra Mellansverige (Schweden) war am stärksten spezialisiert auf die Herstellung von Holz- und Zellstoff sowie Papier.

Spezialisierung auf die Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen in Deutschland und Belgien

Mehrere deutsche und belgische Regionen wiesen einen vergleichsweise hohen Spezialisierungsgrad bei der Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen auf. Den Spitzenplatz nahmen hierbei Rheinhessen-Pfalz bei der Herstellung von Chemikalien und die belgische Region Prov. Brabant Wallon bei der Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen ein. Die am stärksten spezialisierte Region im Bereich der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren war die französische Region Auvergne, wobei die diesbezüglichen Aktivitäten vornehmlich in Clermont-Ferrand angesiedelt waren.

Insel- und Hauptstadtregionen gehörten zu den am stärksten spezialisierten Regionen bei den Verkehrsdienstleistungen

Bei den Verkehrsdienstleistungen ist der Standort ein wichtiger Faktor. In Küstenregionen und auf Inseln ist naturgemäß die Schifffahrt (NACE-Abteilung 50) von Bedeutung, während die Luftfahrt (NACE-Abteilung 51) im Allgemeinen in Regionen in Großstadtnähe sowie in einigen Inselregionen (vor allem in denen mit Tourismusschwerpunkt) eine große Rolle spielt. Die kleine Inselregion Åland (Finnland) ist ein Knotenpunkt für den Fährverkehr zwischen Schweden und Finnland, aber auch für den übrigen Ostseeverkehr. Hier war die Spezialisierung im Schifffahrtsektor mit 32,1 % aller Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft dieser Region im Jahr 2012 besonders hoch. Die Region Outer London war regionaler Spitzenreiter bei der Spezialisierung in der Luftfahrt.

Traditionelle Urlaubsziele unter den Regionen mit dem höchsten Spezialisierungsgrad im Beherbergungsbereich

Der Spezialisierungsgrad im Bereich Beherbergung (NACE-Abteilung 55) und Gastronomie (NACE-Abteilung 56) war u. a. in jenen Regionen am höchsten, in denen der Tourismus traditionell ein wichtiger Faktor ist, wie etwa in vielen Regionen Griechenlands, Italiens, Portugals und Spaniens. Der höchste Anteil des Beherbergungsbereichs an der Beschäftigung des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft wurde in der Region Notio Aigaio in der griechischen Südägäis (zu der unter anderem die Inseln Kos, Mykonos und Rhodos zählen) verzeichnet, während eine weitere griechische Region – Ionia Nisia (die Ionischen Inseln, zu denen Korfu und Paxos gehören) – den höchsten Anteil des Gastronomiebereichs vermelden konnte.

Konzentration der Beschäftigung in touristischen Reisezielen auf relativ wenige Wirtschaftszweige

In Karte 7 wurde eine Messgröße für die Konzentration analysiert, nämlich der Umfang, in dem die Beschäftigungschancen in einer Region von wenigen Wirtschaftszweigen abhängig sind, bzw. inwieweit die Region Merkmale einer stärkeren Diversifizierung aufweist (durch die Verteilung der Arbeitsplätze auf eine größere Zahl von Wirtschaftszweigen). Die Karte zeigt den kumulativen Anteil der fünf wichtigsten Wirtschaftszweige (NACE-Abteilungen) an der Beschäftigung unter Angabe ihres Anteils an den Beschäftigten im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft. Die fünf wichtigsten Wirtschaftszweige wurden jeweils unabhängig für jede Region ausgewählt, obgleich mehrere davon, wie etwa der Einzelhandel, in nahezu allen Regionen unter den fünf wichtigsten Arbeitgebern vertreten sind.

Im Jahr 2012 entfiel auf die fünf NACE-Abteilungen mit den höchsten Anteilen an der Beschäftigung im nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft der EU-28 ein kumulativer Anteil von 41,3 % an den Arbeitskräften. Auf Ebene der NUTS-2-Regionen reichte dieser Anteil von knapp einem Drittel der Beschäftigten in der tschechischen Region Moravskoslezsko und der ungarischen Region Dél-Dunántúl bis hin zu knapp zwei Dritteln der Arbeitskräfte in den griechischen Regionen Notio Aigaio und Ionia Nisia sowie der spanischen autonomen Stadt Melilla.

In zwölf der 13 Regionen Griechenlands (die Hauptstadtregion Attiki bildete die einzige Ausnahme) waren mehr als 50 % der Beschäftigten des nichtfinanziellen Bereichs der gewerblichen Wirtschaft in den fünf größten Wirtschaftszweigen tätig. Die dunkelste Farbe in Karte 7 zeigt darüber hinaus, dass mehrere gering besiedelte, ländliche Regionen oder Regionen, die typische Urlaubsziele sind, eine besonders hohe Konzentration der Beschäftigung auf relativ wenige Wirtschaftszweige aufwiesen. Diese Regionen lagen vorwiegend in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, den Niederlanden und im Vereinigten Königreich.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Unternehmensdemografie

Rechtsgrundlage für die jährliche Erhebung der SUS sind die Neufassung der Verordnung (EG) Nr. 295/2008 über die strukturelle Unternehmensstatistik und ihre Durchführungsverordnungen. Die Erstellung regionaler Statistiken zur Unternehmensdemografie fällt jedoch nicht in deren Anwendungsbereich.

Im Jahr 2012 leitete Eurostat mit Unterstützung der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadtentwicklung der Europäischen Kommission eine Pilotdatenerhebung für eine Regionalstatistik zur Unternehmensdemografie in die Wege. Diese freiwillige Erhebung wurde mit einer Reihe von Zuschüssen gefördert, die nationalen Statistikbehörden gewährt wurden. Die Entwicklungsarbeiten in diesem Bereich sind noch nicht abgeschlossen und eine weitere Erhebungsrunde, welche die Bezugszeiträume 2011 bis 2013 abdeckt, wurde 2015 eingeleitet.

Ein erheblicher Teil der Mittel im Rahmen der Kohäsionspolitik wurde für die Förderung des Unternehmergeists und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen bereitgestellt, wobei insbesondere auf neu gegründete Unternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) abgestellt wurde. Daher soll mit der nächsten Datenerhebung die regionale Kohäsionspolitik (2014-2020) unterstützt werden, indem wichtige Daten für die Überwachung sowohl der Strategie Europa 2020 als auch der regionalen Kohäsionspolitik zur Verfügung gestellt werden.

Strukturelle Unternehmensstatistik

Rechtsgrundlage für die jährliche Erhebung der SUS sind die Neufassung der Verordnung (EG) Nr. 295/2008 über die strukturelle Unternehmensstatistik und ihre Durchführungsverordnungen. Regionale Statistiken werden für Löhne und Gehälter sowie die Zahl der Beschäftigten erstellt. Sie werden für NACE-Abteilungen und NUTS-2-Regionen erhoben, wobei zu beachten ist, dass für Kroatien derzeit statistische Daten nur auf nationaler Ebene verfügbar sind. Daneben gibt es regionale SUS auch für Norwegen, während die Schweiz Daten auf nationaler Ebene übermittelt.

Die in diesem Artikel dargestellten regionalen SUS beziehen sich ausschließlich auf den nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft. Dazu gehören die NACE-Abschnitte B (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden), C (Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren), D (Energieversorgung), E (Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen), F (Baugewerbe/Bau), G (Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen), H (Verkehr und Lagerei), I (Gastgewerbe/Beherbergung und Gastronomie), J (Information und Kommunikation), L (Grundstücks- und Wohnungswesen), M (Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen) und N (Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen) sowie die NACE-Abteilung 95 (Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und Gebrauchsgütern). Im Aggregat für den nichtfinanziellen Bereich der gewerblichen Wirtschaft nicht enthalten sind daher Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, öffentliche Verwaltung und sonstige nicht marktbestimmte Dienstleistungen (wie Verteidigung, Erziehung und Unterricht sowie Gesundheits- und Sozialwesen), die nicht von der SUS erfasst werden, sowie die Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (NACE-Abschnitt K).

Als statistische Einheit für regionale SUS wird in der Regel die örtliche Einheit verwendet, d. h. ein Unternehmen oder ein Teil eines Unternehmens an einem räumlich bestimmten Ort. Die örtlichen Einheiten werden für gewöhnlich gemäß der NACE entsprechend ihrer Haupttätigkeit zugeordnet (in einigen EU-Mitgliedstaaten erfolgt die Wirtschaftszweigzuordnung anhand der Haupttätigkeit des Unternehmens, zu dem die örtliche Einheit gehört).

Ein Merkmal der detaillierten regionalen SUS ist, dass einige Datenfelder im Einklang mit gemeinsamen Grundsätzen und Leitlinien aus Gründen der statistischen Geheimhaltung nicht offengelegt werden können. Die betreffenden Daten werden als vertraulich gekennzeichnet und die einzelnen Werte/Felder werden nicht veröffentlicht. Da die Choroplethenkarten jedoch anhand einer Reihe von Werten für jeden Farbton erstellt wurden, war es möglich, einer bestimmten Klasse vertrauliche Felder zuzuweisen und zugleich die Geheimhaltungsvorgaben zu erfüllen.

Kontext

Die Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU der Europäischen Kommission ist unter anderem zuständig für die Politik in folgenden Bereichen:

  • Vollendung des Binnenmarktes für Waren und Dienstleistungen;
  • Verbesserung der Bandbreite, Qualität und Wettbewerbsfähigkeit von Erzeugnissen und Dienstleistungen;
  • Stärkung der industriellen Basis der EU;
  • Hilfestellung bei der Umwandlung der EU in eine „intelligente, nachhaltige und integrative Wirtschaft“ durch die Umsetzung der in der Strategie Europa 2020 verankerten Industrie- und Branchenpolitik;
  • Erarbeitung branchenspezifischer und unternehmensfreundlicher Strategien;
  • Unterstützung der Internationalisierung der EU-Unternehmen;
  • Förderung der Innovation in der Industrie zur Schaffung neuer Wachstumsquellen;
  • Förderung des Wachstums von KMU, insbesondere durch die Erleichterung ihres Zugangs zu Finanzierungsmitteln sowie
  • Förderung des Unternehmergeists durch die Verringerung der bürokratischen Hürden für kleine Unternehmen, die Erleichterung des Zugangs zu Finanzmitteln für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und die Unterstützung der EU-Firmen beim Zugang zu globalen Märkten.

„Small Business Act“

In dem im Juni 2008 angenommenen „Small Business Act“ für Europa (SBA) (KOM(2008) 394) erkennt die Europäische Kommission die zentrale Rolle der KMU für die Wirtschaft der EU an. Durch den SBA wurde ein politischer Rahmen für die KMU-Politik geschaffen, mit dem der Unternehmergeist gefördert und der Grundsatz „Vorfahrt für KMU“ in der Politik verankert werden sollte und darüber hinaus KMU bei der Lösung von Problemen unterstützt werden sollten, die ihre Entwicklung behindern. Im Februar 2011 wurde eine Überprüfung des „Small Business Act“ für Europa (KOM(2011) 78) durchgeführt, die einen Überblick über die Fortschritte bei der Umsetzung des SBA enthält und neue Maßnahmen vorsieht, mit denen den Herausforderungen infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise begegnet werden kann.

Unternehmertum 2020

Die Europäische Kommission nahm Anfang 2013 den Aktionsplan Unternehmertum 2020 (COM(2012) 795) an. Er soll den Unternehmergeist in der EU fördern und neu entfachen sowie Hindernisse beseitigen, damit mehr Unternehmer zur Gründung eines Unternehmens ermutigt werden. Dieser Plan basiert auf folgenden drei Aktionsschwerpunkten:

  • unternehmerische Bildung zur Förderung des Wachstums und der Gründung von Unternehmen;
  • Schaffung eines Umfelds, in dem neu gegründete Unternehmen wachsen und gedeihen können, durch Beseitigung bestehender bürokratischer Hürden und Unterstützung der Unternehmer in den wichtigsten Phasen des Unternehmenslebenszyklus sowie
  • Neuentfachung des Unternehmergeists in der EU und Förderung einer neuen Generation von Unternehmern durch die Entwicklung von Rollenvorbildern und die Erreichung einzelner Zielgruppen, deren unternehmerisches Potenzial nicht in vollem Umfang ausgeschöpft wird (z. B. einige ethnische Minderheiten).

Zu den Zielen des Aktionsplans gehören des Weiteren die Entstigmatisierung des unternehmerischen Scheiterns sowie Fördermaßnahmen für Unternehmer zur Gewinnung von Investoren.

Wiedererstarken der europäischen Industrie

Die Industrie wurde von der Finanz- und Wirtschaftskrise besonders hart getroffen. Dies zeigt sich am Rückgang der relativen Bedeutung des Verarbeitenden Gewerbes der EU während der Rezession. Dessen ungeachtet entfällt auf die Industrie weiterhin der Löwenanteil der EU-Ausfuhren und der Forschungs- und Innovationstätigkeit, und auch heute noch bietet die Industrie zahlreiche hochqualifizierte Arbeitsplätze.

In ihrer Mitteilung mit dem Titel „Für ein Wiedererstarken der europäischen Industrie“ (COM(2014) 14) hat die Europäische Kommission das Ziel verankert, den Anteil des Verarbeitenden Gewerbes am BIP bis 2020 wieder auf 20 % zu steigern. Um dies zu erreichen, werden die EU- und nationalen Entscheidungsträger dazu aufgerufen, die zentrale Bedeutung der Modernisierung der industriellen Basis, der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und der Förderung der Produktion und Investitionen anzuerkennen, zumal dies die Schlüsselfaktoren für das Wachstum der Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen sind. Daneben wird in der Mitteilung unter anderem auch Folgendes gefordert:

  • Berücksichtigung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in anderen Politikbereichen;
  • volle Ausschöpfung des Potenzials des Binnenmarktes;
  • Umsetzung der Instrumente für die regionale Entwicklung zur Förderung von Innovation, Qualifikation und Unternehmergeist sowie
  • Förderung des Zugangs zu kritischen Ressourcen, damit Unternehmen mehr investieren.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Datenvisualisierung

Veröffentlichungen

Datenbank

Regionale Strukturelle Unternehmensstatistiken (reg_sbs)
SUS-Daten (SBS) nach NUTS-2-Regionen und NACE Rev. 2 (ab 2008) (sbs_r_nuts06_r2)
SUS Daten (SBS) nach NUTS-2-Regionen (NUTS 2006) und NACE Rev. 1.1 (1998-2007) (sbs_r_nuts03)
Mehrjährliche Statistiken nach NUTS-2-Regionen (NUTS 2006) (sbs_r_3f_my)
Regionale Unternehmensdemografie (reg_bd)
Unternehmensdemografie und schnell wachsende Unternehmen nach NACE Rev. 2 und NUTS-3-Regionen (bd_hgnace2_r3)
Unternehmensdemografie nach Größenklasse und NUTS-3-Regionen (bd_size_r3)
Unternehmensdemografie mit abhängig Beschäftigten nach NACE Rev. 2 und NUTS-3-Regionen (bd_enace2_r3)
Unternehmensdemografie mit abhängig Beschäftigten nach Größenklasse und NUTS-3-Regionen (bd_esize_r3)
SBS (SUS) – Regionaldaten – alle Aktivitäten (sbs_r)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Karten (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks