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Archive:Statistiken über europäische Städte

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Daten von März 2014. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Juni 2015
Mittels des Statistischen Atlasses von Eurostat können Sie alle Karten interaktiv verwenden (siehe Benutzerhandbuch) (auf Englisch).

Dieser Artikel ist Teil einer Reihe von statistischen Artikeln, die auf dem Jahrbuch der Regionen von Eurostat basieren. Darin werden Indikatoren zu den demografischen Daten der EU-Städte vorgestellt: Er enthält Analysen zu Altersstrukturen, zur Staatsangehörigkeit und zur Wahrnehmung in Bezug auf Ausländer. Die zweite Hälfte befasst sich mit dem Thema Wohnen und bietet Informationen über die durchschnittliche Größe von Haushalten; die Verteilung von Einpersonenhaushalten; die Meinungen darüber, wie einfach es ist, guten Wohnraum zu einem annehmbaren Preis zu finden. Diese Indikatoren sind nur einige Beispiele für die breite Palette an Daten, die im Urban Audit (Städteaudit) verfügbar sind.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Das Urban Audit umfasst Informationen und Vergleichsmessungen über verschiedene sozioökonomische Aspekte, die die Qualität des Stadtlebens in europäischen Städten betreffen. Die Daten beziehen sich auf mehr als 900 Städte in den EU-Mitgliedstaaten, den Ländern der EFTA und den Kandidatenländern (derzeit sind Städte in Norwegen, in der Schweiz und der Türkei mit eingeschlossen). Anzumerken ist, dass es verglichen mit dem letzten, für jede Stadt verfügbaren Bezugszeitraum beträchtliche Unterschiede geben kann.

In den Städten der Europäischen Union (EU) leben mehr als 70 % der Bevölkerung der EU-28. In der globalisierten Wirtschaft von heute ist die in den EU-Städten gebotene Lebensqualität entscheidend, um qualifizierte Arbeitskräfte, Unternehmen, Studenten und Touristen anziehen und halten zu können. Jedoch kann die soziale und wirtschaftliche Konzentration von Ressourcen in städtischen Gebieten zu unerwünschten Nebenwirkungen wie etwa Überlastung oder Kriminalität führen. Deswegen werden Städte sowohl als Quelle als auch als Lösung für wirtschaftliche, ökologische und soziale Probleme betrachtet und sind damit von zentraler Bedeutung für das Erreichen der Ziele „intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“ der Strategie Europa 2020.

Wohnbevölkerung in Europas Städten

Karte 1: Gesamtwohnbevölkerung der im Urban Audit erfassten Kernstädte, 1. Januar 2012 (1)
(Einwohner) - Quelle: Eurostat (urb_cpop1)

Auf der Grundlage einer Typologie mit Bezug auf den Verstädterungsgrad lebten im Jahr 2012 etwa 71,7 % der Bevölkerung der EU-28 in dicht besiedelten Gebieten oder in Gebieten mit mittlerer Besiedlungsdichte; etwa 200 Millionen Menschen lebten in dicht besiedelten Gebieten und fast 160 Millionen in Gebieten mit mittlerer Besiedlungsdichte.

Was das Wachstum des Anteils der in städtischen Gebieten lebenden europäischen Bevölkerung anbelangt, gibt es unterschiedliche Entwicklungen. Einerseits ziehen einige der größten Städte Europas weiterhin Einwanderer aus dem In- und Ausland an. Diese Städte wachsen weiter — häufig einhergehend mit einer Zersiedelung der Landschaft, da frühere ländliche Gebiete in der Umgebung expandierender Metropolregionen für die Versorgung der wachsenden Bevölkerung erschlossen werden. Andererseits verzeichnen die Städte mit früheren industriellen Kerngebieten einen Bevölkerungsrückgang, da wichtige Branchen weniger Produktionsleistung aufweisen oder sogar ganz verschwunden sind, was zu einem Mangel an Arbeitsplätzen, dem Verfall der Städte und der Abwanderung von Menschen auf der Suche nach Arbeit in anderen Regionen geführt hat.

Viele Städte in England, den Niederlanden und in Belgien lagen eng beieinander

Karte 1 zeigt die Wohnbevölkerung der Urban-Audit-Kernstädte zum 1. Januar&nbsp2012: Jeder Kreis auf der Karte stellt eine Stadt dar, und die Größe des Kreises entspricht der Zahl ihrer Bewohner. Einer der auffälligsten Aspekte der Verteilung ist die Nähe der Städte zueinander in vielen Teilen Englands (Vereinigtes Königreich), der Niederlande und Belgiens. Im Gegensatz dazu war für die nordischen Mitgliedstaaten, Frankreich sowie das Landesinnere Spaniens und Portugals eine relativ niedrige Städtedichte charakteristisch.

Diese Unterschiede in der räumlichen Struktur können nach dem Grad der Zentralisierung und Clusterbildung eingestuft werden. Einerseits gibt es Länder wie Frankreich, die eine verhältnismäßig monozentrische Struktur auf der Basis von Paris haben. Auf der anderen Seite gibt es die polyzentrische Struktur, die in Westdeutschland zu beobachten ist, wo es keine dominierende Stadt gibt und mehrere der wichtigen Städte eine ähnliche Größe haben.

Mehr als acht Millionen Einwohner in London und Istanbul

Die bevölkerungsreichsten Städte in ganz Europa waren London (Daten für 2011) und Istanbul (Daten für 2000), in denen jeweils eine Wohnbevölkerung von mehr als 8,0 Millionen Menschen erfasst wurde. Darauf folgten 2012 die Städte Paris (6,5 Millionen) und Berlin (3,5 Millionen); Madrid, Barcelona, Milano und Napoli gaben jeweils 3,2 oder 3,1 Millionen Einwohner an, ebenso Ankara in der Türkei (Daten für 2000).

Nach den sieben EU-Städten mit einer Bevölkerung von mehr als 3,0 Millionen Einwohnern rangierten 23 Städte mit einer Bevölkerung zwischen 1,0 und 3,0 Millionen Einwohnern; 14 davon waren Hauptstädte, und die übrigen 9 Städte waren zu gleichen Teilen auf Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich verteilt.

In der EU gab es 41 Städte der nächsten Größenordnung mit 0,5 bis 1,0 Millionen Einwohnern, 101 Städte mit 250 000 bis 500 000 Einwohnern sowie 383 Städte mit 100 000 bis 250 000 Einwohnern. Außerdem umfasst das Urban Audit Daten zu weiteren 306 kleineren Städten in der EU mit einer Bevölkerung von weniger als 100 000 Einwohnern.

Am anderen Ende der Skala stand Luxembourg als kleinste Hauptstadt mit etwas weniger als 90 000 Einwohnern im Jahr 2009. Damit hatte London etwa die 90-fache Größe von Luxembourg.

Altersstruktur der Wohnbevölkerung

Abbildung 1: Altersstruktur der Bevölkerung, ausgewählte Hauptstädte aus dem Urban Audit, 2012 (1)
(% an der Gesamtbevölkerung) - Quelle: Eurostat (urb_cpopstr)

Abbildung 1 zeigt ein Beispiel für die unterschiedliche Altersstruktur der Bevölkerung in den europäischen Städten. Hier wird die Altersstruktur von sechs EU-Mitgliedstaaten verglichen und ähnlichen Informationen über die jeweiligen Hauptstädte gegenübergestellt.

Bei Betrachtung des verhältnismäßigen Anteils jüngerer Menschen (im Alter zwischen 0 und 19 Jahren) an der Gesamtbevölkerung wurde für jede der in Abbildung 1 dargestellten Hauptstädte ein niedrigerer Anteil als der nationale Durchschnitt gemeldet und das obwohl die relative Größe der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter (und damit der Bevölkerung im gebärfähigen Alter) über dem nationalen Durchschnitt in Madrid, Budapest, Dublin und besonders in Berlin lag. Es gibt dafür mehrere mögliche Gründe, wie etwa: In Hauptstädten lebende Menschen hatten weniger Kinder als ihre außerhalb der Hauptstadt lebenden Landsleute; die Menschen verließen die Hauptstadt nach der Familiengründung; Menschen im arbeitsfähigen Alter ohne Kinder zogen in Hauptstädte.

Menschen im arbeitsfähigen Alter zieht es generell in Hauptstädte

Die kulturelle Attraktivität der meisten Hauptstädte in Verbindung mit den dort angebotenen Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten legt nahe, dass die Hauptstädte einen höheren Anteil von Menschen im arbeitsfähigen Alter (im Alter zwischen 20 und 54 Jahren) aufweisen. Das war häufig, aber nicht immer zutreffend, da der Anteil der Menschen im arbeitsfähigen Alter, die in Warszawa und Lisboa lebten, niedriger als der nationale Durchschnitt in Polen bzw. Portugal war.

Denkbar ist auch, dass ältere Menschen (im Alter ab 65 Jahren) geneigt sind, für ihren Ruhestand aus der Hauptstadt wegzuziehen, um einige der häufig mit großen Städten in Verbindung gebrachten Nachteile wie Überlastung und Kriminalität zu umgehen. Jedoch machten erneut in Warszawa und Lisboa sowie in Madrid und Roma die älteren Menschen einen höheren Anteil an der Bevölkerung als der nationale Durchschnitt aus.

Altenquotienten

Karte 2: Altenquotient in den Urban-Audit-Kernstädten, 2012 (1)
(%, Verhältnis von Personen im Alter von mindestens 65 Jahren zu Personen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren) - Quelle: Eurostat (urb_cpopstr)

Bevölkerungsalterung in vielen italienischen und deutschen Städten auf dem Vormarsch

Mit dem Altenquotienten wird das Verhältnis zwischen der Zahl der älteren Personen und der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bezeichnet. Auf Karte 2 ist er für 866 Städte in der EU und 43 Städte in Norwegen, in der Schweiz und in der Türkei dargestellt. Die Städte mit einem Altenquotienten von mindestens 35,0 % für 2012 (auf der Karte an der dunkelsten Schattierung erkennbar) befanden sich vorwiegend in Italien (52 Städte) und in Deutschland (47 Städte). Dies entsprach den nationalen Mustern, da sowohl Italien als auch Deutschland eine sehr niedrige Fertilitätsrate und eine verhältnismäßig hohe Lebenserwartungsrate aufweisen. Deswegen ist es wahrscheinlich, dass ihre Bevölkerungen weiter altern und in den nächsten Jahrzehnten zurückgehen. Von den übrigen Städten mit einem Altenquotienten von mindestens 35,0 % lagen 12 in Frankreich (Daten für 2010), neun im Vereinigten Königreich (Daten für 2011), sieben in Spanien, drei in Belgien, zwei in Portugal und jeweils eine in Griechenland (Daten für 2009) und in den Niederlanden.

Zu den größten Städten (Bevölkerung von mindestens 500 000 Einwohnern) mit einem Altenquotienten von mindestens 35,0 % gehörten die italienischen Städte Roma (eine von nur zwei Hauptstädten mit einem Altenquotienten von mindestens 35,0 %), Genova und Torino; Nice im Südosten Frankreichs (Daten für 2010); die Ruhrgebietsstadt Essen in Deutschland sowie die portugiesische Hauptstadt Lisboa.

Weniger als zwei Personen im arbeitsfähigen Alter pro älterer Person in Fréjus, Sanremo und Savona

Unter den EU-Städten wiesen lediglich drei einen Altenquotienten über 50,0 % auf. Sie lagen alle an der Mittelmeerküste. Der höchste Altenquotient wurde im französischen Ferienort Fréjus (57,2 %, Daten für 2010) verzeichnet. Die beiden anderen Städte, die italienischen Städte Sanremo und Savona, lagen kurz hinter der Grenze. Die französische und italienische Riviera war nicht die einzige Küstenregion, die für Menschen im Ruhestand offenbar attraktiv war, denn verhältnismäßig hohe Altenquotienten wurden auch an anderen Orten an der französischen Küste (Perpignan, Bayonne und La Rochelle), für verschiedene Küstenferienorte im Vereinigten Königreich (Great Yarmouth, Eastbourne und Torbay) sowie für den belgischen Ferienort Oostende erfasst.

Vorstadtgebiete weisen häufig einen hohen Anteil von Menschen im arbeitsfähigen Alter auf

In der EU gab es 103 Städte, die einen Altenquotienten von unter 20,0 % meldeten (hellste Schattierung in der Abbildung). Der niedrigste Altenquotient in der EU wurde mit 9,2 % in Slatina (Rumänien) verzeichnet, während zwei Vorstadtgebiete in der Nähe von Madrid — Fuenlabrada und Parla —den zweit- bzw. drittniedrigsten Quotienten (9,8 % bzw. 10,6 %) aufwiesen. Dieses Muster von verhältnismäßig niedrigen Altenquotienten für Vorstadtgebiete in der Umgebung der spanischen Hauptstadt fand sich auch in der französischen Hauptstadt wieder, da Marne la Vallée, Saint Denis, Cergy-Pontoise, Saint-Quentin en Yvelines und Evry die einzigen französischen Städte waren, die Altenquotienten unter 15,0 % verzeichneten, und sie befinden sich alle in einem Umkreis von höchstens 20 km vom Zentrum von Paris. Es kann mehrere Gründe für dieses Muster geben: Junge Menschen können es sich womöglich nicht leisten, im Zentrum großer Städte Wohnraum zu kaufen oder zu mieten und entscheiden sich stattdessen zu einem Leben in den umliegenden Vorstädten; Familien entschließen sich womöglich aus Platzgründen, in die Vorstädte zu ziehen; ältere Menschen können aus den Vorstädten wegziehen.

Abbildung 2: Regionale Unterschiede des Altenquotienten in den Urban-Audit-Kernstädten, 2012 (1)
(%, Verhältnis von Personen im Alter von mindestens 65 Jahren zu Personen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren) - Quelle: Eurostat (urb_cpopstr) und (demo_pjangroup)

Niedrige Altenquotienten in mehreren nordwestlichen Hauptstädten und in Zyperns Hauptstadt

Zu den 103 EU-Städten mit den niedrigsten Altenquotienten zählten die fünf Hauptstädte Amsterdam (Niederlande), Lefkosia (Zypern), London (Vereinigtes Königreich), Dublin (Irland) und København (Dänemark). Die einzige Großstadt (mehr als 500 000 Einwohner) der EU mit einem Altenquotienten unter 20,0 % war keine Hauptstadt, sondern Manchester im Vereinigten Königreich. Auch in allen türkischen Städten war der Altenquotient niedrig (Daten für 2000).

In Abbildung 2 ist eine alternative Analyse der Spannweite des Altenquotienten in den Städten dargestellt. Sie bestätigt, dass ältere Menschen es tendenziell vermieden, in den Hauptstädten zu leben, denn die Altenquotienten in den Hauptstädten lagen in der Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten unter dem jeweiligen nationalen Durchschnitt. Wie zuvor erwähnt gab es mit Lisboa, Madrid, Roma und Warszawa einige Ausnahmen, und auch die Werte der Altenquotienten für Ljubljana, Praha, Valletta und Bratislava lagen über dem jeweiligen nationalen Durchschnitt.

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Details zu den Regionen:


Lefkosia, Zypern

Universität Zypern, Lefkosia
Lefkosia (Nikosia) ist die Hauptstadt von Zypern mit einer Bevölkerung von fast 235 000 Einwohnern. In Lefkosia lag der Altenquotient bei 18,4 %, einem der niedrigsten Werte der vom Urban Audit erfassten Städte überhaupt, während der nationale Durchschnitt für ganz Zypern 20,2 % betrug.
Lefkosia war eine der fünf Hauptstädte mit einem Altenquotienten unter 20,0 %; die anderen befanden sich alle in Nordwesteuropa (London, Dublin, Amsterdam und København).
© Foto: Universität Zypern

In Schweden, Bulgarien, Kroatien, Dänemark, Rumänien, Luxemburg und Zypern lag der nationale Durchschnitt für den Altenquotienten über dem Bereich, der für alle Städte angegeben wurde. In diesen Fällen war der verhältnismäßige Anteil der älteren Menschen, die in ländlichen Gebieten oder kleineren Städten lebten, höher. Das war auch in Norwegen der Fall. In Malta wurde das Gegenteil festgestellt, da der Altenquotient in der Hauptstadt Valletta über dem nationalen Durchschnitt für den übrigen Teil dieser Mittelmeerinsel lag.

Die größte Spannweite bei den Altenquotienten zwischen Städten im selben Land wurde für die bevölkerungsreichsten EU-Mitgliedstaaten, nämlich Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland und das Vereinigte Königreich festgestellt.

Bevölkerung nach Geburtsort

Karte 3: Im Inland geborene Bevölkerung der im Urban Audit erfassten Kernstädte, 2012 (1)
(% der Gesamtbevölkerung) - Quelle: Eurostat (urb_cpopcb)

Globalisierung, der freie Personenverkehr für EU-Staatsangehörige innerhalb der EU und politische Unruhen in benachbarten Staaten sind einige der zahlreichen Gründe, die zu einer stärkeren Vermischung der Bevölkerung Europas geführt haben. Die meisten Städte verzeichneten in den letzten Jahrzehnten eine Zunahme des Ausländeranteils. EU-Staatsangehörige aus anderen Mitgliedstaaten machen generell weniger als 10 % der Bevölkerung in den meisten Städten aus, und wo ihr Anteil größer ist, steht dies häufig in Verbindung mit Gebieten, die beliebte Alterswohnsitze sind.

Karte 3 analysiert die Bevölkerung der Städte nach dem im Inland geborenen Bevölkerungsanteil, d. h. nach den Personen, die in dem Land geboren wurden, für das die Daten gemeldet wurden, unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft. Anzumerken ist, dass für mehrere EU-Mitgliedstaaten (darunter Italien und das Vereinigte Königreich) keine Daten verfügbar sind.

Es gab beträchtliche Unterschiede in der EU, da 101 Städte (von 535, für die Daten verfügbar waren) meldeten, dass mindestens 95,0 % ihrer Bevölkerung im Inland geboren wurden. Hingegen meldeten 61 Städte, dass weniger als 75,0 % ihrer Bevölkerung im Inland geboren wurden.

Häufig bestand die Bevölkerung polnischer und bulgarischer Städte nahezu vollständig aus im Inland geborenen Einwohnern

In der oben genannten Gruppe lag beinahe die Hälfte der Städte, in denen mindestens 95,0 % der Einwohner im Inland geboren wurden, in Polen (Daten für 2011), und auch alle bulgarischen Städte gehörten zu dieser Gruppe. Zu den 101 Städten, in denen mindestens 95,0 % der Bevölkerung im Inland geboren wurden, gehörten einige verhältnismäßig große Städte wie die bulgarische Hauptstadt Sofia oder die polnischen Städte Kraków, Gdansk und Poznan. Die übrigen Städte befanden sich überwiegend in Südspanien (darunter Cádiz, Córdoba und Jaén), Nordfrankreich (darunter die Hafenstädte Boulogne-sur-Mer, Calais und Cherbourg sowie Lens - Liévin und Lorient), Litauen (darunter die zweitgrößte Stadt Kaunus), Portugal und Finnland.

Migranten zog es in einige der größten Städte in der EU …

Am anderen Ende der Skala lagen die Städte mit einem verhältnismäßig geringen Anteil an im Inland geborenen Einwohnern vor allem in Deutschland, den Benelux-Staaten und Spanien. Die Anziehungskraft großer Städte war insofern erkennbar, als zu den 61 Städten, in denen die im Inland geborene Bevölkerung nicht mehr als drei Viertel aller Einwohner ausmachte, Großstädte wie München, Nürnberg oder Frankfurt am Main in Deutschland, Amsterdam und 's-Gravenhage (Den Haag) in den Niederlanden oder Bruxelles / Brussel und Antwerpen in Belgien zählten.

Karte 4: Inländische Bevölkerung in den Urban-Audit-Kernstädten, 2012 (1)
(% der Gesamtbevölkerung) - Quelle: Eurostat (urb_cpopcb)

… während die Städte in Spanien mit einem geringen Anteil der im Inland geborenen Einwohner oft Alterswohnsitze / Ferienziele waren

Die spanischen Städte, die einen niedrigen Anteil im Inland geborener Einwohner verzeichneten, waren hauptsächlich Ziele für Touristen und Ruheständler (die nicht nur für ausländische Ruheständler, sondern auch ausländische Arbeitnehmer anziehend waren) und lagen entweder an der Costa del Sol (Marbella und Torremolinos) oder an der Costa Blanca (Benidorm, Gandia und Torrevieja). Torrevieja, südlich von Alicante, war die einzige Stadt, in der die im Inland geborene Bevölkerung weniger als die Hälfte der Gesamteinwohnerzahl ausmachte.

In Karte 4 wird weiter analysiert, wie sich die im Inland geborene und die ausländische Bevölkerung, also auf Grundlage der Staatsbürgerschaft, verteilen. Der Unterschied zwischen Karte 3 und Karte 4 ist die Neigung oder Möglichkeit der ausländischen Bevölkerung, die Staatsbürgerschaft des Landes anzunehmen, in dem sie wohnen. Anzumerken ist, dass es zwischen den EU-Mitgliedstaaten Unterschiede in Bezug darauf geben kann, wie sie vorgehen, um spezifische ausländische Bevölkerungsgruppen zur Annahme ihrer Staatsbürgerschaft zu ermuntern bzw. sie davon abzuhalten. Generell sind die Ergebnisse der Karten 3 und 4 relativ ähnlich und lassen den Schluss zu, dass ein verhältnismäßig niedriger Ausländeranteil die Staatsbürgerschaft des Landes annimmt, in das sie ziehen. Anzumerken ist, dass wiederum für eine relativ große Anzahl von EU-Mitgliedstaaten keine Daten vorliegen (darunter das Vereinigte Königreich).

Bei etwas mehr als einem Drittel der Bevölkerung der Stadt Luxembourg handelte es sich um eigene Staatsangehörige …

248 EU-Städte (von den Städten mit verfügbaren Daten) meldeten für 2012 einen Anteil von mindestens 95,0 % eigener Staatsangehöriger an ihrer Bevölkerung. Die höchsten Anteile wurden häufig in polnischen, bulgarischen, ungarischen und litauischen Städten verzeichnet. Am anderen Ende der Skala fanden sich drei Städte, deren Anteil eigener Staatsangehöriger an der Gesamteinwohnerzahl bei etwas weniger als der Hälfte lag. Dazu gehörten Torrevieja, Narva (die drittgrößte Stadt in Estland an der Grenze zu Russland) und Luxembourg (Daten für 2009). In der Stadt Luxembourg machte die Bevölkerungsgruppe der eigenen Staatsangehörigen nur etwas mehr als ein Drittel der Bevölkerung aus, was dem niedrigsten Anteil unter allen Städten mit verfügbaren Daten entspricht.

… aber in Sofia, Vilnius, Bratislava, Valletta und Budapest lag dieser Anteil bei 95,0 % oder mehr

Abbildung 3: Aufteilung der Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit, ausgewählte Urban-Audit-Kernstädte, 2012
(% der Gesamtbevölkerung) - Quelle: Eurostat (urb_cpopcb)

Abbildung 3 bietet eine genauere Analyse der Aufteilung der Bevölkerung in den Hauptstädten (je nach Verfügbarkeit von Daten). Sie bestätigt, dass mehr als 95 % der Bevölkerung in Sofia, Vilnius, Bratislava, Valletta und Budapest aus eigenen Staatsangehörigen bestand, während eigene Staatsangehörige 80 bis 85 % der Bevölkerung in Wien, Dublin, Madrid und Paris ausmachten. Nur in drei Hauptstädten war der Anteil eigener Staatsangehöriger niedriger, und zwar in Rīga (71,3 % der Bevölkerung waren eigene Staatsangehörige), Bruxelles / Brussel (66,2 %) und Luxembourg (36,8 %).

In Berlin, Paris, Madrid und Wien war der Anteil der ausländischen Bevölkerung, der nicht aus der EU stammte, höher

Die in Abbildung 3 dargestellten Informationen bieten auch eine Unterteilung der ausländischen Bevölkerung in Einwohner aus anderen EU-Mitgliedstaaten und Einwohner aus Nichtmitgliedstaaten. Von den Hauptstädten mit verfügbaren Daten meldeten die folgenden fünf, dass mindestens 10,0 % ihrer Bevölkerung Nicht-EU-Ausländer waren: Berlin, Paris, Madrid, Wien und Bruxelles / Brussel (das mit 13,5 % den höchsten Anteil aufwies). In Luxembourg bestand die Mehrheit der Bevölkerung aus Staatsangehörigen der EU; Bruxelles / Brussel (20,3 %) und Luxembourg (54,4 %) waren die einzigen Hauptstädte, die meldeten, dass ihre Bevölkerung zu mindestens 10,0 % aus Staatsangehörigen von anderen EU-Mitgliedstaaten bestand (was zumindest teilweise dadurch erklärt werden kann, dass beide Städte Sitz mehrerer EU-Organe sind).

Wahrnehmung in Bezug auf Ausländer

Abbildung 4: Wahrnehmung in Bezug auf die Anwesenheit von Ausländern und Frage, ob die Anwesenheit von Ausländern gut für die Stadt ist, ausgewählte Städte der EU, 2012 (1)
(%) - Quelle: Eurobarometer, Perception Survey in 79 European cities

Grundlage von Abbildung 4 sind die Ergebnisse einer Meinungsumfrage, die in 79 europäischen Städten durchgeführt wurde. Sie liefert eine Momentaufnahme darüber, wie die Europäer über die Städte denken, in denen sie wohnen. Die Umfrage wurde im Dezember 2012 vorgenommen, und Ergebnisse liegen für Städte aus allen EU-Mitgliedstaaten sowie für Island, Norwegen, die Schweiz, Kroatien und die Türkei vor. Eine der Fragen an die Teilnehmer der Umfrage lautete, ob Ausländer gut für ihre Stadt seien. Die Antworten wurden als zustimmend oder nicht zustimmend eingestuft, und es wurde unterschieden zwischen denen, die ihre Meinungen stärker oder schwächer vertraten.

In 49 der 79 Städte der Umfrage waren mindestens 70 % der Befragten der Meinung, dass die Anwesenheit von Ausländern gut ist

Den höchsten Wert in Bezug auf positive Ansichten (starke Zustimmung oder leichte Zustimmung) darüber, ob Ausländer gut für die Stadt sind, verzeichnete mit 91 % Cluj-Napoca (Rumänien), und in 49 der 79 Städte der Umfrage stimmten mindestens 70 % der Befragten zu, dass die Anwesenheit von Ausländern eine gute Sache sei. Unter den 10 Städten, in denen die Wahrnehmung in Bezug auf Ausländer am positivsten war, befanden sich drei nordische Hauptstädte — København (Dänemark), Stockholm (Schweden) und Helsinki (Finnland) — sowie zwei weitere Hauptstädte, nämlich Luxembourg und Ljubljana (Slowenien). Zu den ersten 10 gehörten außerdem Groningen (Niederlande) und drei weitere Städte in Osteuropa — neben Cluj-Napoca — und zwar Kraków (Polen), Burgas (Bulgarien) und Piatra Neamt (auch Rumänien). Die überaus positive Wahrnehmung hinsichtlich der Anwesenheit von Ausländern in Luxembourg überrascht nicht, da es sich bei beinahe zwei Drittel der Bevölkerung um Ausländer handelt. Dem gegenüber stand die Situation in einer der anderen 10 Städte, in denen die Anwesenheit von Ausländern am positivsten eingeschätzt wurde, da die eigenen Staatsangehörigen 99,5 % der Bevölkerung in Burgas ausmachten (Daten für 2010).

Zwei Drittel der Bevölkerung in Athina waren nicht der Meinung, dass die Anwesenheit von Ausländern gut ist

Am anderen Ende der Skala stimmte nur etwas mehr als ein Viertel (27 %) der Bevölkerung in der griechischen Hauptstadt Athina zu, dass Ausländer für die Stadt gut seien; das ist der niedrigste Wert in den 79 Städten der Umfrage und spiegelt womöglich – zumindest teilweise – die im Zusammenhang mit der Finanz- und Wirtschaftskrise aufgetretenen Probleme für die einheimische Bevölkerung wider. Die 10 Städte mit dem geringsten Anteil der Befragten, die die Anwesenheit von Ausländern positiv einschätzten, waren eine weitere griechische Stadt (Irakleio), vier Städte in Italien (darunter die Hauptstadt Roma), die französische Stadt Marseille, die Hauptstädte von Zypern und Malta sowie die belgische Stadt Liège. Vier dieser Städte — Irakleio, Liège, Lefkosia und Athina — meldeten, dass weniger als die Hälfte ihrer Bevölkerung eine positive Meinung über die Anwesenheit von Ausländern in ihrer Stadt habe.

Wohnen

Die EU verfügt über keine spezifischen Kompetenzen im Bereich Wohnungspolitik, vielmehr sind die Regierungen der einzelnen Mitgliedstaaten für ihre Wohnungspolitik selbst verantwortlich. Dennoch stehen viele Mitgliedstaaten der EU vor den gleichen Herausforderungen wie Erneuerung des Wohnungsbestands, Steuerung und Bekämpfung der Zersiedelung, Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, Unterstützung junger Menschen und benachteiligter Gruppen auf dem Wohnungsmarkt und Sensibilisierung der Wohnungseigentümer für Fragen der Energieeffizienz.

Größe der Haushalte

Abbildung 5: Durchschnittsgröße der Haushalte in den Urban-Audit-Kernstädten, 2012 (1)
(Personen) - Quelle: Eurostat (urb_cpopstr)

Unterschiede in der Haushaltsstruktur können viele verschiedene Faktoren wie Kultur und Normen der Gesellschaft, die Verfügbarkeit verschiedener Wohnungsarten, Wohnkosten, Steuer- und Sozialleistungssysteme sowie Sozialpolitik widerspiegeln. Die Haushaltsstruktur hat auch Auswirkungen auf eine Reihe von Ergebnissen: Die Armutsgefährdung ist beispielsweise eng mit der Haushaltsstruktur verbunden, was wahrscheinlich auch Einfluss auf die Ergebnisse bei Kindern hat (Bildungserfolg, zukünftige Verdienste), und auch der Gesundheitszustand älterer Menschen kann mit der Zusammensetzung des Haushalts in Verbindung gebracht werden.

Niedrige durchschnittliche Haushaltsgröße in deutschen und nordischen Städten

In den EU-Mitgliedstaaten mit verfügbaren Daten in Abbildung 5 lag die durchschnittliche Anzahl von Personen je Haushalt zwischen dem niedrigsten Wert von 2,0 in Deutschland und dem höchsten Wert von 2,9 in Malta. Generell wurde die höchste durchschnittliche Anzahl von Personen je Haushalt in den südlichen EU-Mitgliedstaaten sowie in Polen, Irland und Bulgarien verzeichnet, wohingegen sich die kleinsten durchschnittlichen Haushalte in Nordwesteuropa und in den nordischen Mitgliedstaaten befanden.

Abbildung 5 zeigt auch, dass in einigen EU-Mitgliedstaaten der nationale Durchschnitt für die Personenanzahl je Haushalt höher als in den Städten war, für die Informationen im Urban Audit vorliegen. Dies legt nahe, dass die durchschnittliche Personenanzahl je Haushalt in ländlichen Gegenden oft am höchsten war und dass die niedrigsten Werte häufig in einigen der größten Städte Europas verzeichnet wurden. Tatsächlich war bisweilen die durchschnittliche Personenanzahl je Haushalt in der Hauptstadt am niedrigsten — beispielsweise in Polen, Portugal, Litauen, Luxemburg, Ungarn, Belgien, der Tschechischen Republik, Frankreich und Österreich sowie in Norwegen.

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Details zu den Regionen:


Guimarães, Portugal

Schloss, Guimarães
Guimarães ist die Geburtsstätte Portugals. Die Stadt liegt im äußersten Norden des Landes und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Die durchschnittliche Haushaltsgröße war verhältnismäßig hoch (2,9 Personen je Haushalt), was auch in mehreren anderen Städten in Nordportugal der Fall war und der allgemein höheren Haushaltsgröße in den südlichen Mitgliedstaaten entsprach.
Im Vergleich dazu bestand der Durchschnittshaushalt im Kerngebiet (Zentrum) von Lisboa aus 2,2 Personen und im Zentrum von Porto aus 2,3 Personen.
© Foto: António Amen

Die durchschnittliche Haushaltsgröße war in Vorstadtgebieten (in denen jüngere Menschen leben) tendenziell höher

Die durchschnittliche Personenanzahl je Haushalt lag bei fast 3,0 Personen in mehreren Städten Spaniens, Portugals und Frankreichs. Zudem war eine verhältnismäßig hohe Streuung bei den durchschnittlichen Haushaltsgrößen dieser drei Länder zu verzeichnen, was auch in Italien der Fall war. In Spanien und in Frankreich wurden die größten Haushalte am häufigsten in den Vorstadtgebieten erfasst: So verzeichneten Pozuelo de Alarcón, Majadahonda, Coslada und Fuenlabrada (Umgebung von Madrid) sowie CA Val de France (Umgebung von Paris) einen Durchschnitt von mindestens 3,0 Personen je Haushalt. Im Gegensatz dazu wurden die niedrigsten Durchschnittswerte in Frankreich oft im Zentrum von einigen der größten Städte, wie etwa in Paris (1,9 Personen), erfasst.

In Italien und Portugal spiegelten die Unterschiede in der Zusammensetzung der Haushalte eher eine geografische Teilung wider, wobei die durchschnittliche Größe der Haushalte im Süden Italiens (Napoli, Matera (Basilicata) oder Barletta (Puglia)) und im Norden Portugals (Paredes, Póvoa de Varzim und Guimarães) höher war.

In den EU-Mitgliedstaaten mit einer verhältnismäßig niedrigen durchschnittlichen Personenanzahl je Haushalt (z. B. Deutschland) waren die Unterschiede zwischen den einzelnen Städten eher gering, was vermuten lässt, dass eine alternde Bevölkerung und niedrige Fruchtbarkeitsziffern in den meisten Stadttypen und in den meisten Gebieten ein vorherrschendes Phänomen darstellen.

Einpersonenhaushalte

Es ist vielleicht nicht überraschend, dass der Anteil der Single- oder Einpersonenhaushalte mit der sinkenden durchschnittlichen Personenanzahl je Haushalt in den meisten EU-Mitgliedstaaten zugenommen hat.

Abbildung 6: Einpersonenhaushalte in den Urban-Audit-Kernstädten, 2012 (1)
(% aller Haushalte) - Quelle: Eurostat (urb_csocsta)

4 von 10 Haushalten in Finnland und Deutschland haben einen einzigen Bewohner

Die Tendenz, dass mehr Menschen alleine wohnen, ist Ergebnis der rasanten Veränderungen in der Lebensweise der Menschen und wird unter anderem dadurch verstärkt, dass Frauen generell ihre Partner überleben; dass Scheidungs- und Trennungsraten steigen; dass Menschen, die es sich leisten können, lieber freiwillig alleine wohnen, und dass sich die Bevölkerungen allmählich in die städtischen Zentren verlagern. Daher sind Einpersonenhaushalte in allen Altersgruppen und vielen verschiedenen Lebenssituationen anzutreffen, etwa bei jungen Studenten und neu eingestellten Arbeitskräften, die sich entschieden haben, alleine zu wohnen, bei Geschiedenen oder älteren Bürgern, die ihre Ehepartner überlebt haben.

Am stärksten ausgeprägt ist das Phänomen des Einpersonenhaushalts in den nordischen Mitgliedstaaten und in Nordwesteuropa. So kam auf mindestens 4 von 10 in Finnland und Deutschland lebenden Personen ein Einpersonenhaushalt. Am niedrigsten war der Wert dagegen in Rumänien, wo weniger als eine von fünf Personen (18,3 %) allein wohnte.

Die hohe Zahl der Einpersonenhaushalte war vor allem in den Hauptstädten auffällig

Abbildung 6 zeigt, dass der Anteil der Menschen, die in einem Einpersonenhaushalt wohnen, in der Regel verhältnismäßig hoch in den Hauptstädten war und dass die nationalen Durchschnittswerte häufig im unteren Bereich lagen, was nahelegt, dass ein geringerer Anteil der ländlichen Bevölkerung allein wohnte, wie der Vergleich mit den Ergebnissen in den Urban-Audit-Städten zeigt.

Der höchste Anteil der Einpersonenhaushalte wurde in Göttingen (einer Universitätsstadt) in der Mitte Deutschlands erfasst, wo etwas mehr als zwei Drittel (67,7 %) aller Haushalte im Jahr 2012 aus nur einer Person bestanden. Die einzige weitere Stadt mit verfügbaren Daten, in der der Anteil über 60,0 % lag, war die nordniederländische Stadt Groningen (deren Innenstadt ebenfalls einen hohen Studentenanteil aufweist).

Im Gegensatz dazu war mit einigen wenigen Abweichungen (darunter Hauptstädte) der Anteil der Einpersonenhaushalte in Süd- und Osteuropa generell wesentlich niedriger. Die Mehrzahl der Städte in Spanien meldete, dass weniger als 10,0 % ihrer Haushalte sich aus allein lebenden Personen zusammensetzten.

Die Möglichkeiten, guten Wohnraum zu finden

Abbildung 7: Zufriedenheit in Bezug auf die Möglichkeiten, guten Wohnraum zu angemessenen Preisen zu finden, ausgewählte EU-Städte, 2012 (1)
(%) - Quelle: Eurobarometer, Perception Survey in 79 European cities

In der Ende 2012 in 79 europäischen Städten durchgeführten Meinungsumfrage wurde gefragt, für wie leicht es die Stadtbewohner hielten, guten Wohnraum zu einem angemessenen Preis in ihrer Stadt zu finden. Abbildung 7 zeigt die Ergebnisse und verdeutlicht die allgemeinen Schwierigkeiten, die viele Europäer diesbezüglich haben. Tatsächlich vertrat die Hälfte der Umfrageteilnehmer die Meinung, dass das Finden von gutem Wohnraum zu einem angemessenen Preis ein Problem sei. Dies war besonders in den Hauptstädten der Fall (wo die Preise tendenziell höher als im übrigen Land sind).

Die 10 Städte, in denen die meisten Menschen zustimmten, dass das Finden von gutem Wohnraum zu angemessenen Preisen einfach sei, waren auf neun verschiedene EU-Mitgliedstaaten verteilt. Der Anteil der Befragten in Oviedo (Nordwestspanien), die dem zustimmten, belief sich auf fast zwei von drei Personen (65 %). In Oulu (Nordfinnland), Braga (Nordportugal) und Piatra Neamt (Ostrumänien) wurde derselbe Wert erfasst. Charakteristisch für jede dieser Städte war ihre verhältnismäßig weite Entfernung von der Hauptstadt ihres jeweiligen Landes und oftmals die Nähe zu relativ entlegenen Landesteilen. Auf der Liste der 10 Städte, in denen es die höchste Zustimmung dafür gab, dass es leicht sei, guten Wohnraum zu angemessenen Preisen zu finden, befanden sich auch Aalborg (Dänemark), Leipzig (Deutschland), Miskolc (Nordostungarn) und Bialystok (Ostpolen) sowie die Hafenstädte Malaga (Spanien) und Belfast (Vereinigtes Königreich).

Die Einwohner der größten deutschen Städte waren besonders unzufrieden mit der Wohnungssituation

Am anderen Ende der Skala waren mindestens drei Viertel der Bevölkerung mit der Wohnungssituation unzufrieden in den 12 Städten, für die Informationen in der unteren Hälfte von Abbildung 7 angegeben sind. Unter diesen 12 Städten befanden sich vor allem Hauptstädte, nämlich neun. Bei den anderen Dreien handelte es sich um verhältnismäßig große Städte, und zwar Bologna (Italien), Hamburg und München (beide in Deutschland). In München gaben etwa 94 % der Bevölkerung an, dass sie unzufrieden mit der Wohnungssituation seien, was dem höchsten Anteil von allen 79 untersuchten Städten entsprach. Diese Probleme in mehreren der größten Städten Deutschlands können mit einem rasanten Anstieg der Immobilienpreise im Zusammenhang stehen, der in den größten Städten wie München, Hamburg, Berlin oder Frankfurt am offensichtlichsten ist.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Urban Audit

Das „Urban Audit“ (Städteaudit) ist eine Datensammlung, die von den nationalen statistischen Ämtern, der Generaldirektion Regionalpolitik und Stadtentwicklung (GD REGIO) und Eurostat zusammengestellt wird. Es stellt vergleichende Informationen über Städte in den EU-Mitgliedstaaten sowie in den EFTA- und Kandidatenländern Norwegen, Schweiz und Türkei bereit.

Das Urban Audit umfasst eine Reihe von Indikatoren, die sich auf einen Großteil der für die Lebensqualität in Städten relevanten Aspekte beziehen, darunter: Demografie, Wohnungssituation, Gesundheit, Kriminalität, Arbeitsmarkt, Einkommensunterschiede, Kommunalverwaltung, Bildungsabschlüsse, Umwelt, Klima, Reiseverhalten, Informationsgesellschaft und kulturelle Infrastruktur. Die Verfügbarkeit von Daten ist je nach Bereich unterschiedlich. Gegenwärtig erfolgt die Bereitstellung von statistischen Informationen über Städte auf der Grundlage einer freiwilligen Vereinbarung, da es noch keine Gemeinschaftsregelungen für die Erhebung von Statistiken zu diesem Thema gibt.

Die Meinungsumfrage im Rahmen des Urban Audit wird ergänzend zur regulären Urban-Audit-Datenerhebung durchgeführt. Die letzte Umfrage fand Ende 2012 statt und umfasste 79 Städte in der EU sowie in den EFTA- und Kandidatenländern. Die Ergebnisse der Umfrage werden in einem Flash Eurobarometer (Nr. 366) mit dem Titel „Quality of life in European cities“ (auf Englisch) vorgestellt. Die Umfrage umfasste sämtliche Hauptstädte (mit Ausnahme der Schweiz) sowie eine bis sechs weitere Städte in den größeren Ländern. In jeder Stadt wurden 500 Bürger befragt.

Indikatordefinitionen

Im Urban Audit beziehen sich die Bevölkerungsstatistiken auf die Bevölkerung an ihrem gewöhnlichen Wohnsitz, also den Ort, an dem eine Person normalerweise ungeachtet vorübergehender Abwesenheit wohnt. Das ist generell der Ort des rechtmäßigen oder eingetragenen Wohnsitzes. Um als Einwohner eingestuft zu werden, muss der Befragte an seinem Ort des üblichen Wohnsitzes über einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten ohne Unterbrechung vor dem Bezugsdatum gelebt haben, oder wenn er erst kürzlich umgezogen ist, muss er die Absicht haben, an seinem neuen Wohnsitz mindestens ein Jahr lang zu bleiben. Die Bevölkerungszahl ist eine Bezugsgröße für die Messung der allgemeinen Größe einer städtischen Gebietseinheit. Sie wird als Nenner für viele abgeleitete Indikatoren verwendet.

Ein Ausländer ist eine Person, die nicht die Staatsbürgerschaft des Landes besitzt, in dem er üblicherweise wohnhaft ist, ungeachtet des Geburtsortes. EU-Ausländer sind im Meldeland wohnende Personen, die Staatsangehörige eines anderen EU-Mitgliedstaats als dem Meldeland sind. Nicht-EU-Ausländer sind im Meldeland wohnende Personen, die Staatsangehörige eines Nichtmitgliedstaates sind, also Personen, die nicht die Staatsangehörigkeit eines der EU-Mitgliedstaaten besitzen. Als im Inland geboren gilt eine Person, die in dem Land des üblichen Aufenthaltsortes geboren wurde, wobei die Staatsangehörigkeit der Person keine Rolle spielt. Als im Ausland geboren gilt eine Person, die außerhalb des Landes des üblichen Aufenthaltsortes geboren wurde, wobei die Staatsangehörigkeit der Person keine Rolle spielt.

Im Urban Audit ist das Konzept des gemeinsamen Wohnens die bevorzugte Haushaltseinheit. Dabei wird davon ausgegangen, dass alle in einer Wohneinheit lebenden Personen Mitglieder desselben Haushalts sind, sodass es einen Haushalt je belegter Wohneinheit gibt.

Kontext

Die europäischen Städte stehen vor vielen Herausforderungen, die von alternder Bevölkerung über Migration und Zersiedelung bis hin zum Kampf gegen den Klimawandel reichen. Dem gegenüber steht die Anziehungskraft der dynamischen Städte Europas für Investitionen, Menschen und Dienstleistungen, wodurch Kreativität und Innovation angeregt werden. Hier besteht häufig ein Paradox, denn einige der erfolgreichsten Städte in der EU weisen mit die höchsten Werte bei sozialer Ausgrenzung und Einkommensunterschieden auf; das Wohnen und Arbeiten in derselben Stadt ist umweltfreundlicher, während Stadtbewohner generell der Umweltverschmutzung stärker ausgesetzt sind; einige Städte bieten die höchste Konzentration an Beschäftigungsmöglichkeiten, während andere mit die höchsten Arbeitslosenquoten aufweisen.

Die EU fördert nachhaltiges Wachstum, um die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Städte zu fördern und so eine hohe Lebensqualität für die Einwohner der EU heute und in Zukunft zu wahren. In den vergangenen20 Jahren hat die EU-Kohäsionspolitik zahlreiche städtische Initiativen unterstützt.

Europa 2020

Städte werden sowohl als Quelle als auch als Lösung für wirtschaftliche, ökologische und soziale Probleme betrachtet: In ihnen lebt ein immer größer werdender Anteil der EU-Bevölkerung, sie verbrauchen den größten Anteil der Energie, und sie generieren etwa 85 % des BIP der EU. Deswegen sind die Städte für das Erreichen der Europa 2020-Ziele eines intelligenten, nachhaltigen und integrativen Wachstums von zentraler Bedeutung.

Das Ziel der Stadtentwicklungspolitik liegt darin, die soziale, wirtschaftliche und physische Umwandlung von Städten durch integrierte und nachhaltige Lösungen zu fördern. Die Europäische Kommission schrieb dazu: „Alle Regierungsebenen müssen sich bewusst sein, dass es einer wirksamen Umsetzung der Strategie Europa 2020 vor Ort bedarf.“ Daher spielen die Regionalpolitik und die Stadtentwicklung eine wichtige Rolle für die politische Strategie Europa 2020. Drei Vorzeigeprojekte im Rahmen der Strategie Europa 2020 — die digitale Agenda, die Innovationsunion und Jugend in Bewegung (alles auf Englisch) — befassen sich mit einer Reihe städtischer Herausforderungen.

Zur Unterstützung von regionalen Behörden und von Städten hat der Ausschuss der Regionen — in enger Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission — ein Handbuch für Städte und Regionen zur Strategie Europa 2020 (auf Englisch) herausgegeben, in dem erläutert wird, wie lokale und regionale Behörden zur Durchführung der Strategie Europa 2020 beitragen können, indem sie bewährte Praktiken einführen und Vereinbarungen zwischen verschiedenen Regierungsebenen annehmen, um politische Agenden für eine Konzentration der Maßnahmen und der Finanzmittel auf die Ziele der Strategie Europa 2020 zu koordinieren und abzustimmen.

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Stadtentwicklung — Finanzierung im Rahmen der Kohäsionspolitik


Im Programmplanungszeitraum 2007–2013 wurden im Rahmen der Kohäsionspolitik Mittel in Höhe von insgesamt 21,1 Mrd. EUR für Initiativen zur nachhaltigen Stadtentwicklung bereitgestellt. Das entspricht etwa 6,0 % des Gesamthaushalts für Kohäsionspolitik. Die überwiegende Mehrheit dieser Investitionen stammte aus dem Kohäsionsfonds und aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Zu den Hauptprioritäten der Initiativen zur nachhaltigen Stadtentwicklung zählten Programme zur Erneuerung des städtischen und ländlichen Raums (9,8 Mrd. EUR), sauberer Stadtverkehr (7,0 Mrd. EUR), die Sanierung belasteter Industriegelände und Flächen (3,4 Mrd. EUR) und Wohnen (917 Mio. EUR).

Für den Programmplanungszeitraum 2014–2020 wird erwartet, dass die europäischen Städte noch stärker von der EU-Regionalpolitik profitieren. Mehrere Prioritäten des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) werden sich unmittelbar auf städtische Gebiete beziehen, und jeder EU-Mitgliedstaat wird mindestens 5 % aus dem EFRE in die integrierte nachhaltige Stadtentwicklung investieren. Ein Netzwerk für Stadtentwicklung wird die Verwendung der europäischen Gelder überprüfen und den Erfahrungsaustausch zwischen den an integrierter nachhaltiger Stadtentwicklung und an städtischen innovativen Maßnahmen beteiligten Städten unterstützen.

Weitere Informationen: Cohesion policy and urban development (auf Englisch)

Nachhaltige Investitionen

Suburbanisierung, Überlastung der Verkehrsinfrastruktur und die Risiken von Verarmung, sozialer Ausgrenzung und Arbeitslosigkeit sind Herausforderungen, denen sich viele Städte gegenübersehen. Derart komplexe Probleme erfordern ganzheitliche Lösungen in Bezug auf Stadtplanung und -erneuerung sowie im Hinblick auf die Entwicklung von Infrastruktur, Verkehrsdienstleistungen, Wohnungsbau, Kulturgut und kultureller Stätten, Brachflächen und neuer gewerblicher Nutzflächen. Die Finanzierung derartiger Initiativen ist oft abhängig von Plänen zur Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcennutzung, Unterstützung der Umstellung auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft, Förderung von Energieeffizienz, Erhöhung der Nutzung erneuerbarer Energiequellen und Modernisierung von Verkehrssystemen.

Die Förderung von städtischer Entwicklung und Erneuerung kann eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Strategie Europa 2020 spielen, und zwar durch die Verbesserung des Zugangs zu Informations- und Kommunikationstechnologien; die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von KMU; die Unterstützung des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft; die Förderung der Anpassung an den Klimawandel und Risikoprävention; den Schutz der Umwelt und die Förderung der Ressourceneffizienz; die Förderung des nachhaltigen Verkehrs und Beseitigung von Engpässen in Netzwerkinfrastrukturen; die Förderung von Beschäftigung und Mobilität der Arbeitskräfte ; die Förderung der sozialen Eingliederung und Bekämpfung der Armut; Investitionen in Bildung, Kompetenzen und lebenslanges Lernen sowie die Verbesserung der institutionellen Kapazitäten und die Sicherstellung einer effizienten öffentlichen Verwaltung.

Fragen der Stadtentwicklung wurden in hohem Maße in die regionalen und nationalen Programme eingebunden, die aus den Struktur- und Kohäsionsfonds gefördert werden. Die im Jahr 2007 vereinbarte Leipzig charter on sustainable European cities (auf Englisch) macht deutlich, dass sich die EU dem Ziel, städtische Gebiete zu gesunden, attraktiven und nachhaltigen Lebens- und Arbeitsräumen zu machen, weiterhin verpflichtet fühlt. Diese Arbeit wurde im Jahr 2010 durch die Toledo declaration (auf Englisch) ausgeweitet, die das Ergebnis eines Treffens der in den EU-Mitgliedstaaten für Stadtentwicklung verantwortlichen Minister war. Darin wird die Verpflichtung der EU konkretisiert, die integrierte städtische Erneuerung als eines der wichtigsten Instrumente der Strategie Europa 2020 zu definieren und umzusetzen, und zwar insbesondere durch die Förderung von Energieeffizienz, die Sanierung von Gebäuden und Wohnungen, zusammen mit Verbesserungen an den bestehenden öffentlichen Verkehrssystemen und Maßnahmen zur Begrenzung der Entwicklung von Randgebieten im Umkreis der Städte.

Der Austausch bewährter Praktiken und die Vernetzung zwischen Stadtplanern und anderen lokalen Fachleuten wurden durch das Programm URBACT (auf Englisch) erleichtert, das eine nachhaltige Stadtentwicklung durch mehrere Finanzierungsinitiativen fördert. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels wurde noch über das URBACT III Programme (auf Englisch) diskutiert (das für den Programmplanungszeitraum 2014–2020 gelten soll). Jedoch wird der nächste Programmplanungszeitraum wohl stärker ergebnisorientiert sein und einen Reference Framework for Sustainable Cities (auf Englisch) umfassen, der als Hilfsmittel gedacht ist, um die Städte darin zu unterstützen, ihre Arbeit zu fördern und zu verbessern.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Datenvisualisierung

Veröffentlichungen

Datenbank

Städte und Ballungsräume (urb_cgc)
Stadtregion (urb_luz)
Ergebnisse der Meinungsbefragung (urb_percep) :Hauptindikatoren für Kernstädte (urb_ikey)

Spezieller Bereich

Städtestatistiken — Urban Audit

Methodik / Metadaten

  • Städteaudit (ESMS metadata file — urb_esms) (auf Englisch)

Quelldaten für die Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weblinks